©ewcrfefcbaftlicbea. Lohnbewegung im Ramburger Raken. Der Hamburger Hafen lenkt jetzt die Aufmerksamkeit der ganzen Oeffentlichkeit auf sich. Sämtliche dort tätigen Ar beitergruppen stehen in einer Lohnbewegung, von deren Aus gang es abhängt, ob das Erwerbsleben nicht nur der großen Hansestadt, sondern der ganzen Handelswelt überhaupt schweren Erschütterungen wird ausgesetzt werden. Im Winter 1896/97, als lange Jahre geduldig getra genes Unrecht die rücksichtslos ausgebeuteten Lohnsklaven der Reeder und Stauer zu einem mit heroischer Ausdauer durch. geführten, aber zunächst äußerlich ergebnislosen Verzweif lungskampf um bessere Existenzbedingungen aufgepeitscht hatte, gelang es den Unternehmern, die unzulänglich organi sierten, infolge langer Unterdrückung und Entbehrung ge> schwächten Proletarier des Hafens in die Knie zu zwingen. Vergebens waren glücklicherweise die Opfer nicht, die damals die Beteiligten brachten. Was der Riesenkampf von 1896/97 an materiellen Vorteilen gebracht hatte, war allerdings bitter wenig. Und auch in der Folgezeit stellte das, was den Unternehmern in zäh sin Ringen entrissen wurde, vielfach nur einen Tropfen auf einen heißen Stein dar, stand in keinem Verhältnis zur anhaltenden Verteuerung der Gesamtlebenshaltung. Um so höher war der mora- l i s ch e Erfolg einzuschätzen. Alle Kräfte wurden an den Ausbau der Organisation gesetzt! Langsam, doch sicher schlössen sich die Reihen. Die Arbeit war nicht eben leicht Das Unternehmertum, geldkräftig und geschäftskundig zu- gleich, bot alles auf, den Aufstieg der Arbeiter zu hemmen. Immer wieder schleppte und schleppt man heute noch unauf geklärte, bedürfnislose Arbeiter aus allen Himmelsrichtungen ein. unbekümmert darum, ob der„teuren Vaterstadt" unnütz Lasten aufgebürdet werden; nur zu dem Zwecke, um die Verbandstruppen durch einen hohen Prozentsatz Unorgani- sierter in Schach zu halten. Es hat alles nichts geftuchtet! Auch die vor 5 Jahren erfolgte Aussperrung der Schauer. leute, die daran anschließende Schaffung von„Betriebsspar- kassen", mit denen die„festen" Leute finanziell an den Un ternehmer geknebelt werden sollen, wie anderswo mit Werks Wohnungen und Pensionskassen, die Bindung von„Kon trakt"arbeitern, die Privilegien bekamen, für die man sie zum eventuellen Streikbruch verpflichtet wähnt, die Boykottierung der organisierten Arbeiter durch den Arbeitsnachweis, die Gründung„gelber" Verbändchen und wie sonst all die Shmst- griffe der Kapitalisten zur Zertrümmerung der Gewerkschaf. ten sich betiteln mögen— alles das hat nicht vermocht, dem siegreichen Fortschreiten der Organisation Einhalt zu gebie. ten. Im Gegenteil! Vor allem seit dem Zusammenschluß der Hasenarbeiter und Seeleute mit dem Transportarbeiter- verbände haben gerade die Machinationen der Reeder und Stauer und ihrer skrupellosen Handlanger wesentlich mit dazu beigetragen, das Tempo des Wachstums der freien Gewerkschaft und den Abscheu der großen Massen der Arbeiter vor jenen Mausefallen des Unternehmertums zu erhöhen. Die Hafenarbeiter und Seeleute stellen heute im Transport- arbeiterverbande eine bisher nicht dagewesene Anzahl Or- ganisierter. Daneben hat auch das Bedürfnis, auf politischem Gebiete zur Befreiung der Gesamtarbeiterklasse beizutragen, mehr und mehr Platz gegriffen, und die Erkenntnis, daß der Arbeiter als Konsument sich zu organisieren und haus- wirtschaftlich auf seine Kämpfe zu rüsten habe, reiche Früchte getragen in die„Produktiv n", deren Einrich- tungen auch den Lohnarbeitern des Handels- und Schiffahrts- kapitals unschätzbare Dienste leisten. Heute sind nun die Hasenarbeiter und Seeleute über- zeugt, daß sie ein Recht und ihren Familien gegenüber auch die Pflicht haben, endlich die Früchte ihrer Mühen zu ernten und eine Verbesserung ihrer Lohn- und Arbeitsbedingungen, in erster Linie eine Erhöhung der völlig unzureichenden Löhne zu beanspruchen. Reedereien und Hafenbetriebe lenken einen gewaltigen Goldstrom in die Taschen der an Handel und Schiffahrt beteiligten Kapitalisten. Ein be- scheidener Anteil der Arbeiter an diesem Ueberfluß würde diesen außerordentlich wohltun, ohne den Unternehmern Schmerzen zu bereiten. Und so haben denn nunmehr alle Kategorien den Arbeitgebern ihre Wünsche unterbreitet. Sie sind wirklich nicht übertrieben! Der Lohn soll um etwas er- bäht, die Arbeitszeit verkürzt, eine Maximalgrenze für sie festgelegt, Nacht- und Sonntagsruhe garantiert und eine Ver- besserung der Schutzvorschriften und ihrer Durchführung ge- sichert werden. Das alles sind durchaus berechtigte und vor allem er- füllbare Forderungen. Von 1895 bis 1908 sind die Löhne der Hafenarbeiter nicht annähernd in gleichem Maße ge- stiegen wie die Lebensmittelpreise! Während die Lebens- mittelpreise um 27,64 Proz. sich erhöhten, stieg der Lohn der Hafenarbeiter nur um 13,33 bis 26,6 Proz. Und es handelt stch um großstädtisch� Löhne von ungewöhnlich geringer Höhe, bei denen also eine Steigerung um ein Viertel absolut noch nicht sehr viel ausmacht! Es bewegten sich nämlich die Löhne zwischen 3 und 4,20 Mk. im Jahre 1895 und 3,40 bis 4,80 Mk. ini Jahre 1908. Der Stundenlohn beläuft sich heute in Tageslohnarbeit zwischen 34 und 48 Pf. Ja, seit 1872, also in 40 Jahren, ist der Tagelohn einer der wichtigsten Ar- beitergruppen, der Schauerleute, um ganze 80 Pf., d. h. u m nur 10 Proz. gestiegen! Man bringe aus Hamburg eine Arbeiterschicht mit ähnlich schwerer, verantwortungsvoller Arbeit, die so miserabel entlohnt wird! Dabei ist ein großer Teil der Hafenarbeiter eigentlich genau so gut gelernte Arbeiter wie andere, die als solche gelten, insofern nämlich ihre Arbeit bei weitem nicht jeder leisten kann, sie viel- mehr erst nach langer Uebung ordnungsmäßig verrichtet wird. Dazu kommt, daß die meiste Arbeit Gelegenheitsarbeit ist, daß also die Arbeiter mit manchen Unterbrechungen und Lohnaussällen, verbunden mit zeit- und geldraubendem Aus- schauen nach Arbeit rechnen müssen. Ferner ist die Arbeit ausnahmslos eine recht schwere; sie muß in Wind und Wetter, in Regen und Sonnenbrand ausgeübt werden, bedingt also ohne weiteres eine reichliche Ernährung, wenn der erforder- liche Kräfteersatz eintreten soll. Dann aber hat der Hafenarbeiter, um zur Arbeitsstätte zu gelangen, manche Ausgabe an Fahr- und Fährgeld. Er muß seine Mahlzeiten außerhalb des Hauses einnehmen, und er muß hohe Mieten zahlen oder stundenweit gehen, um sein Heim zu erreichen. Das alte am Hafen gelegene Hamburg verschwindet dank der umfassenden �anierungsarbeiten. die Hamburg seit der Cholerakatastrophe von 1892 vornimmt, da- mit aber auch die kleinen und relativ billigen Wohnungen, Lerantw. Redakteur: Albert Wach». Berlin . Inseratenteil verantv.: mehr al» fünf Jahre im Betriebe beschäftigt war. Plötzlich, nach den stattgehabten Verhandlungen, entlassen wurden. Die Folge davon war, datz am Sonntagabend zirka 30 Kellner sich mit ihren gemahregelten Kollegen solidarisch erklärten und die Arbeit einstellten. Das Lokal mutzte daraufhin auf einige Stunden für das Publikum wegen„Ueberfüllung des Lokals'— wie es auf dem Plakat der Firma hietz— geschlossen werden. Von den Gästen, die das Lokal verließen, und von denen, die hinein wollten, konnte man sehr deutlich vernehmen, datz ihre Sympathien auf seiteu der Kellner waren. Natürlich war auch die Polizei sofort in großem Aufgebot zur Stelle, um die Arbeits - willigen zu schützen. Sicherlich hätte sich die Direktion des Wein- Hauses„Trarbach ' nichts vergeben, wen» sie so wie die Inhaber der anderen Betriebe, durch friedliche Verhandlungen mit den Organisationsvertreteru eine Verständigung herbeigeführt hätte. Bisher hat die Firma Arbeitswillige in genügender Zahl nicht er- halten können. In den VermittelungsburcauS selbst der gelben Vereine finden sich nur wenige Arbeitswillige. Die Differenzen mit den Kellnern des BrauereiauSschonk König st adt sind, wie schon gemeldet, beigelegt. Die Forderungen der Kellner auf Erhöhung des Gehalts und Abschaffung der Kost sind bewilligt. Die Organisation und deren Arbeitsnachweis wurden anerkannt. Die Entlassenen sind wieder eingestellt worden. in denen bisher der Hafenarbeiter Unterkunft fand. Kon torhäuser und Wohnungen, in denen ganz bescheidene Wohnungen 400 bis 600 M. pro Jahr kosten, treten an ihre Stelle. So wird der Mann der Hafenarbeit in entlegene Gegenden gedrängt und seine Lebenshaltung kolossal verteuert. Rechnet man noch hinzu, daß infolge seiner Arbeitsweise, die an die Leistungsfähigkeit und damit an die Gesundheit die uner hörtesten Ansprüche stellt, der Hafenarbeiter Krankheiten besonders ausgesetzt ist, dann bedarf es keiner weiteren Be gründung der Notwendigkeit der Lohnerhöhung wie der Ar- beitszeitverkürzung. Daß die maximale Begrenzung der Arbeitszeit dringend erforderlich ist, erhellt aus der Tatsache, daß nirgends die Ueberstunden -, Nacht- und Sonntagsarbeit so grassiert wie im Hafen. Sind doch 36-, 48-, ja 60stündige ununterbrochene Arbeitszeiten an der Tagesordnung. Lediglich kapitalistische Sparwut hindert die Durchführung eines vernünftigen Schichtwechsels und Beschränkung der Ueberarbeit und Feier tagsentheiligung auf das unvermeidliche Maß. Das gilt auch von den Schutzvorrichtungen. Alle Arbeit auf und im Wasser ist mit Gefahren verknüpft. Diese könnten aber in hohem Maße verhütet werden, wenn nicht mit u n m ä ß i g e r Hast, wenn unter Beobachtung der erforderlichen Vorsichtsmaßregeln gearbeitet würde. Daß dem heute nicht so ist, beweisen die grauenvollen Ziffern der Hafenunfallstatistik, die für 1901 bis 1910 nicht weniger als 418 Tote und 24 250 Verlebte aufweist! Wer wollte da ernstlich-die zwingende Notwendigkeit bestreiten, daß den Hamburger Hafenarbeitern geholfen werden muß? Nun ist der Stein im Rollen! Die Forderungen sind eingereicht, die Unternehmer haben das Wort. Was kommen wird, läßt sich natürlich auch noch nicht annähernd sagen Gewiß ist nur, daß auch heute wieder die Sympathien der ganzen Bevölkerung den Hafenarbeitern sicher sind. Daß die Unternehmer dies wissen, beweist am besten ihr von der feilen bürgerlichen Presse gestützter Versuch, die Oeffentlich keit mit einer Neuauslage der berüchtigten frisierten Lohn tabellen von 1896 hinters Licht zu führen. Es wäre richtiger, die Hamburger Großkapitalisten ließen solche unschönen Praktiken beiseite und einigten sich in Güte mit ihren Arbeitern über die sehr mäßigen Forderungen. Dann würden sie ihrer Vaterstadt und dem ganzen Reiche wirklich einmal einen guten Dienst erweisen, der ihnen oben drein sehr billig zu stehen käme! Berlin und Umgegend. Die Bewegung der Stukkateure. Am Dienstag beschäftigte sich daZ EinignngSamt de° Gewerbsgerichts mit der Bewegung der Stukkateure. Zu einem Resultat kam eS nicht. Die Unternehmer verlangten die vorläufige Wieder» aufnähme der Arbeit, da hiermit die Verständigung wesentlich ge- fördert werde, und zwar solle der alte Vertrag noch bis zur Beschlutzfassung gelten. Die Arbeiter lehnten das ab. Hierauf erfolgte eine Erklämng der Unternehmer, datz sie sich innerhalb 48 Stunden äußern wollten, ob ihrerseits der alte Vertrag als Grundlage der Verhandlungen anerkannt werde. Tarifbewegung der Militärsattler. DaS wesentlichst« Ergebnis der bisherigen Verhandlungen ist folgendes: Die£>3stündige Arbeitszeit bleibt bestehen. ES wird ein Mindestlohn von ö5 Pf. pro Stunde für Lohnarbeiter festgesetzt. Bisher bestand kein Mindestlohn. Für die Akkordarbeiler tritt eine Lohnerhöhung von etwa 5 Proz. im Durchschnitt ein. Arbeiter unter 45 werden als Heimarbeiter nicht beschäftigt. Diese sowie die übrigen im Entwurf enthaltenen Bestimmungen gelten für alle im Betrieb vorkommenden Arbeiten. Dieser Tarifvertrag tritt mit dem 1. April 1912 in Kraft und endet mit dem 81. März 1915. Die unter L Absatz 8 genannte ständige Schlichtungskommission tritt 6 Monate vor Ablauf deS Vertrages zusammen, um über Vorschläge zu einem weiteren Tarifverhältnis zu beraten.— Eine Versammlung der Militärsattler erleilte der Lohnkommission den Auftrag, noch einmal mit den Unternehmern zu verhandeln, um betreffs einzelner Punkte günstigere Abmachungen zu erzielen._ Die Dachdcckerhilfsarbcitcr berieten im Gewerkschaftshause über die Tariffrage, die ja schon vor 14 Tagen eine gemeinsame Ver- sammlung der Dachdecker und der Hilfsarbeiter beschäftigte. Der Vorstand und die Vertrauensmänner waren, wie bei den Dach deckern, so auch bei den Hilfsarbeitern zu dem Entschluß gekommen. keine höheren Lohnforderungen zu stellen, aber den Tarif klarer und einfacher sowie einheitlich zu gestalten und für die allgemeine Durchführung zu sorgen. Nachdem der Vorsitzende Marien kurz auf diese Beschlüsse hingewiesen' hatte, verlas und erläuterte er den dementsprechend abgefaßten Entwurf. Daran schloß sich eine ehr rege Diskussion, in der zwar von mehreren Rednern stark betont wurde, datz weitere Verbesserungen notwendig seien, die aber damit endete, datz der Entwurf mit unbedeutenden Aenderungen gutgeheißen wurde.— Unter Verbandsangelegenhelten wurde auf den ja schon in der gemeinsamen Versammlung gefaßten Beschlutz zur Maifeier aufmerksam gemacht, der die Mitglieder zu allgemeiner Arbeilsruhe verpflichtet.— Als Delegierte zum Verbandstag, der am 15. April in Nürnberg zusammentritt, sind gewählt: Für die Hilfsarbeiter Marien, für die Dachdecker Görnitz, Weiske und Stolzenhein._ Zur Lohnbewegung der Kellner. Seit einiger Zeit sind die Berliner Kellner eifrigst bestrebt, eine Verbesserung ihrer traurigen Lohn- und Arbeitsverhältnisse herbei- zuführen. Bisher wurde in den meisten Geschäften entweder gar kein oder doch nur ein lächerlich geringer Lohn gezahlt, der vielfach durch Abgaben aller Art für Gläserbruch, Bonbüchcr, zur Bezahlung anderer Hilfspersonen, wieder aufgewogen wurde. Die«Leute- k o st' ist meist eine so minderwertige und ungenügende, datz die Kellner in der Regel sich doch für eigenes Geld beköstigen müssen. DaS Bestreben der Kellner geht deshalb insbesondere dahin, neben einem festen Gehalt die Ablösung der Beköstigung durch eine Kost- entschädigung und schließlich die Abschaffung aller Abgaben an die Geschäftsinhaber zu erreichen. In einer Anzahl größerer Restaurants, auch der Friedrichstadt , ind diese gewiß sehr berechtigten Forderungen mit Hilfe der Orga- nisalion bereits durchgeführt. In jüngster Zeit sind diesem Beispiel auch verschiedene große W e i n r e st a u r a n l s, wie«Kempinski', Traube',.Kaiserkeller" usw. gefolgt. In allen diesen Betrieben gelang es, durch friedliche Verhandlungen zwischen den Direktionen und den Venretern der Organisation die Wünsche der Kellner zu befriedigen. Dagegen kam es am Sonntag, den 31. März, im„Weinhaus Trarbach' zur Arbeits- niederlegung der Kellner. Die Direktion hatte zwar die Erfüllung der Forderungen versprochen, aber doch in einer Weise, die nicht befriedigen konnte. Sie lehnte vor allen Tingen edwede Verhandlung mit den Organisationsvertretern ab und war auch nicht bereit, irgendwelche Vereinbarung schriftlich zu treffen. Auch früher waren den dort angestellten Kellnern von der Direktion 'chon mancherlei Versprechungen in bezug auf Arbeilsverhälmisse gemacht, aber später nicht gehalten worden. Durch diese Er- ahrungen gewitzigt, mutzten die Angestellten darauf beharren, daß die Abmachungen mit ihrer Organisation getroffen würden. Die Erbitterung der Kellner wurde schließlich dadurch aufs höchste gesteigert, datz drei ihrer Vertrauensleute, darunter einer, der bereits daß er bald darauf starb. rh. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u Verlagsanstalt PauISingerL Co., Berlin L1V. Hierzu 4 Beilage« u-UaterhaltungSbl. Die Tarifbewegung der Zigarrenarbeiter. In der Berliner Zigarrenindustrie, wo die Arbeiter schon seit September vorigen Jahres in einer Lohn- und Tarifbewegung stehen, ist, nachdem bei den meisten Firmen Erfolge erzielt worden sind, insofern eine taktische Aenderung eingetreten, als die Sperre für Berlin nunmehr aufgehoben wird. Diesen Beschlutz faßte eine Versammlung der Tabakarbeiter, nachdem Alwin Schulze einen Situalionsbericht erstattet hatte. Damit ist der Kampf nicht ab- gebrochen, sondern wird nur der veränderten Situation angepatzt. Das Hauptaugenmerk gilt von jetzt ab der Konttolle, die in schärfster Weise geübt werden soll. Nur jene Verkaufsgeschäfte, die daS grüne Plakat aushängen, bekunden hierdurch, datz sie die Zigarrenarbeiler in ihrem schweren Kampfe unterstützen wollen, indem sie nur tarifierte Ware feilhalten. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die kombinierte Mitgliederversammlung beschließt nach An- hörung des Berichts über die örtliche Zigarrenarbeiterbewegung, die Sperre über Berlin aufzuheben. Darunter soll nicht zu verstehen sein, datz die Bewegung am Orte zu Ende sei. Im Gegenteil mutz eS zur Pflicht gemacht werden, nach kräftigen Mitteln zu suchen, mittels deren die Aktion in verstärkter Weise fortzuführen ist. Das mutz um so mehr betont werden, da die Gewerkschaften auf dem 8. Deutschen Gewerkichaftskongretz ihre tätige Unter- stützung in der bekannten Resolution zugesichert haben und weite Kreise der Oeffentlichkeit diese Bewegung mit unterstützen. Die Generalversammlung in Hamburg wird ersucht, in diesem Sinne weitere Richtlinien zu geben und namentlich zu veranlasien, in der deutschen Tarifbewegung die Einheit deS Handelns mehr herauszuarbeiten. Die Versammlung nahm deS weiteren noch Stellung zum kommenden VerbandSkongretz und nahm mehrere diesbezügliche Anträge an._ Achtung, Friseurgehilfe«! Mit dem 2. April ist eine neue Kontrollkarte von hellgrüner Farbe eingeführt. Dieselbe wird nur dort ausgegeben wo tarifliche Abmachungen bestehen. Am Ostermontag ruht die Arbeit in den Betrieben. Tariflich geregelt ist ferner: Reichel, Tegeler Str. 25; G e i k«, Tegeler Str. 84; B arth, Libaner Str. 21; Ziegler, Neukölln, Lesstngstr. 27. Verband der Friseurgehilfen. Zweigverein Berlin und Vorotte. Deutfcbea Reich. Das Schiedsgericht zur Beilegung der Stteittgkeiten im Schneidergewerbe trat gestern in Jena unter dem Vorsitz des MagistratSshndikuS Dr. H i l l e r- Frankfurt a. M. zusammen. Der VermittelungSvor- schlag deS Syndikus Dr. H i l l e r wurde von der über- wiegenden Mehrheit der Arbeiter abgelehnt. Die für gestern vorgesehene allgemeine Wiederaufnahme der Arbeit ist nicht erfolgt. Es gelang jedoch den Bemühungen der Unparteiischen zu erreichen, datz das aus den Herren MagistratSrat v. S ch u l z- Berlin, Gerichtsdirektor Dr. Prenner- München und Syndikus Dr. H i l l e r- Frankfurt a. M. bestehende Schiedsgericht von fämt- lichen Parteien als Einigungskommission anerkannt wurde, welche nunmehr einen Weg zu einer Verständigung finden soll. In der Waggonfabrik in Görlitz sind am Dienstag 1200 Ar- beiter in den Aussland getreten. ES drehte sich um Lohnforderungen und um eine Verkürzung der Arbeitszeit. Die Direktion hat nur ganz winzige Zugeständnisie gemacht. Beteiligt sind an der Be- wegung Metallarbeiter-, Holzarbeiter-, Schmiede-, Maler-, Fabrik- arbeiterverband und die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine. Die Fcilenarbeiter inHannover-Linden haben am 1. April die Arbeit niedergelegt. Der für das Feilenhauergewerbe bestehende Tarifvertrag ist am 31. März abgelaufen. Am 30. Januar schon war den Unternehmern ein neuer Tarifentwurf zugestellt worden. worauf erst am 22. März auf wiederholte Anfrage eine Antwort einging, nach der aber fast gar keine Berbesierungen, in einem Punkt gar eine Verschlechterung gegen früher eintreten sollte. Nachdem die Kündigung bereits beschlossen war, wurde die Kommission zum 28. März zu einer mündlichen Verhandlung geladen. Beim Erscheinen wurde derselben dann aber kurz erklärt, datz Verhandlungen nicht geführt werden könnten. Darauf erfolgte am 1. April die gemeinschaftliche Arbeitseinstellung. ES wird erwartet, datz die Feilenhauer, Schleifer, Härter und Hilfsarbeiter keine Arbeil nach Hannover -Linden annehmen. Hetzte Nachrichten. Der Geheimfonds im reichsländischcn Parlament. Etrahburg i. Elf., 2. April. jBZ. T. B.) Die ZweiteKam. m e r nahm heute bei dem Etat des Jgnern an Stelle des ge- strichenen Fonds von 44 000 M. für die Geheimpolizei einen Fonds von 30 000 M. gegen die Stimmen der Sozialdemokraten nach dem Vorschlage der Budgetkommission an, und zwar unter der Bezeichnung:„Zur Belohnung für Entdeckung und Ergreifung vogt Verbrechern, insbesondere von internationalen Verbrechern und Mädchenhändlern.' Das Justizvcrbrcchcn an den Armeniern. Petersburg, 2. April. (W. T. SB.) Nach zweimonatlicher Verhandlung verkündete heute der Senat das Urteil in der Sache der armenischen Revolutionspartei. Von 145 Angeklagten wurden vier, darunter ein Arzt, zu Zwangsarbeit von 4 bis ö Iah- ren, 26/ darunter ein Priester, zur Verschickung, 21 zu Festungshaft von 3 Monaten bis zu 2 Jahren, einer zu 3 Jahren Gefängnis ver- urteilt. Die übrigen 94 Angeklagten wurden freigesprochen. (Siehe den Artikel auf der zweiten Seite.) Explosion in einer Dynamitfabrik. Siegen, 2. April. (W. T. SB.) In der Dynamitfabrik in W ü r- gcndorf explodierte ein mit 1000 Kilogramm Säure ge- üllter SBehälter, der sich in Reparatur befand. Ein Schlossermeister wurde sofort getötet; cm Ingenieur erlitt so schwere Brandwunden,
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