Massc'nkampfe und Streiks ausbrechen werden, können ja dieArbeiter noch was erleben! Da wird in Zukunft wohlfür daS Wort„Streikbrecher!* oder für ein.Pfui!'zu lebenslchnglichem Galgen oder gleich zum Tode verknaxt! ESkann ja aber auch anders kommen! Noch sind nicht alle Märzevorbei—..Aor der SSortmuirder Streik.verbrecher�kammer wurde auch derAusdruik.Alter Kaplan� zu einer Strcikbrecherbeleidigung.In Verbindung mit einem zweiten»BeleidigungS'foll gab eidrei Wochen Gefängnis. Das Gericht schloß zudem, daßder Angeklagte, weil er zweimal„beleidigl" habe, die Absicht gehabthabe, jeden Arbeilswilligen zu beleidigen!— WaS sagt man nun dazu?Als in einem anderen Falle der Staatsanwalt für die AuS-drücke„Quatsch"' und„Lump" eine Woche Gefängnis ab-wog, hielt das Gericht dies auch wieder für zu wenig und esgab das doppelte! Schon mancher, der sich festgeblockt hat,wollte ja später gern zurück. Darum heißt es: Hüte dich vord e ni e r st e n Schritt!Der Äoksarbciter Kroliko wski sollte einen Streikbrecher miteinem Stock geschlagen und ihn bedroht haben; zwei Zeugen, diebei dem Angeklagten waren, harten nichts dergleichen bemerkt, Urteil:2 Monate Gefängnis.Ein jugendlicher Bergmann und eine BergmannSwitwe hattenaus Scherz ein Paket ans Küchenabfällen mit einer.drohenden'" Auf-schrifr durch einen Jungen an einen Streikbrecher geschickt. Urteil:je 3 Wochen Gefängnis! Eine Woche mehr wie der Staat»-anwalt beantragt hatte. Ter Jugendliche hatte wegen dem Dreckneun Tage in Untersuchungshaft gesessen.Als sich. auf einem Marktplatz in Dortmund Menschen an-sammelten, wurde der Platz und die angrenzenden Straßen.ge-säubert". Rienmnd durfte im Flur oder vor seinem eigenen Hausestehen. Der Bergmann Waletzki stand auch vor seinem Hause;die Straße war ziemlich leer. Als der Mann nicht gleich auf Auf«forderung hin verschwand, wurde er von einem Schutzmann in denHansflur geschmissen und die Tür wurde zugemacht. Maletzkiwurde beschuldigt, den Polizisten mit einem Stock geschlagenzu haben. Der Angeklagte erklärte, daß er nur denPolizeihund gehauen habe. Der Polizist gab zu, daß derHund den Mann in den Oberschenkel gebissen hat. EinRaufmann erklärte als Zeuge, es fei überhaupt auf-gefallen, wie die Polizei auf dem Marktplatzjeden Menschen geschlagen hätte, nur die an-ständiger gekleideten wicht! Der Staatsanwalt be-antragte 6 Monate, das Gericht erkannte auf 5 Monate Gefängnis!Der Haftbefehl wurde ausgehoben.Ja einem anderen Fall, in dem ein Streikender bei dem.schneidigen" Vorgehen der Beamten und der Streikbrecher einenRevolver zog und im Gehen an ihm herum hantierte,„um sichein bißchen verteidigen zu können, wenn es ernstwürde", wie er sagte, beantragte der Staatsanwalt drei MonateGefängnis und 20 M. Geldstrafe. Der Staatsanwalt meintesogar, der Angeklagte könne von Glück sagen, daß er verhaftetworden sei, sonst wäre er vielleicht wegen Mord vordaSSchwurgericht gekommen! Das Gericht konnte aber nurdas.Verbrechen" des Wasfentragens erkennen, eS blieb bei einerdurch die Haft verbüßten Geldstrafe.ver iifteg.Bom tritzojlltanischcil Kriegsschauplatze.Rom, o. April. Dix„Agenzra Stefani" meldet aus Tobrukvon gestern: Der Feind zeigte sich auch heute wieder, um die Ar-bciten an dem neuen Fort zu stören. Er wurde jedoch mit beträcht-lichen Verlusten durch die italienisch« Feldartillerie zerstreut. DieItaliener hatten keine Verluste.Die Fortschriitre des Bauco di Roma.Rom, 1. April.(Sig. Ber.) Wenn von verschiedenen Seitendem Lanco di Roma ein großer Teil der Verantwortungf ü r den Krieg zugeschoben wurde» so gefielen sich die Ver-tciW�Y der klerikalen Bank darin, sie als ein bescheidenes Unter-u-hnirri hinzustellen, dem ein so großes Gewicht gar nicht beizu-r.uiveu ifj/p Soeben ist nun der Jahresbericht des VerwaltungsratesbrxbsfeiUWftrt worden, aus dem hervorgeht, daß die Bank einekenn' mtqs zn unterschätzende Finanzmacht darstellt. Gegründetwurde lie tag ijnrtve' 1868 mit einem Kapital von 8 Millionen; heutehat sie bestM-sin�-dns ganz eingezahlte Aktienkapital von 120 aufSM MillionoN�zoelaohöhcn. Entsprechend sind nun auch die Ge»schäfte der Bank gewachsen. Sie betrugen im Jahre 1600 nur730 878 374 Lire Und sind im Jahre 1611 auf die recht ansehnlicheSumme von 27 Milliarden 621 Millionen gewachsen. Der Rein-ertrag des Jahres betrug rund 1154 Millionen, so daß die zumNominalwert von 100 Lire auszegebenen Aktien 7 Lire Dividendeerhalten. Die Bank arbeitet hauptsächlich mit klerikalen Kapi-talien unter starker direkten Bsosiligung des Vatikans. Charak-teristisch ist, daß in der MitGistKesvärsannnlung der frühere kleri-kale Abgeordnete und heutige.«fljjator S a n t i n i seine Rede mitfolgenden Worten schloß:.„�mn.iVerwaltnngsrat des Banco d?Roma meinen bewuirdernden den heroischen Kämpfern inTripolitanien meinen G�uß!"!.'-Die konnte man in schärfererSynthese die Auffassung znu* Ausdruck bringen, die in gewissenikreisen üher den Krieg herrscht? Verwaltungsrat und kämpfendeTruppen in einer Umarmung von dem klerikalen Senator um�ichlungen: so boshaft wagten ja selbst die Karikaturen unsererWitzblätter nicht zu sein!Sie Revolution in China.Rücktritt der provisorischen Regierung.London, 3. April.„Times" berichtet aus Schanghai:Nach einer lebhaften Debatte nahm die Na tionalversamm-l u n g mit 20 �segen 10 Stimmen den Rücktritt der provisorischenRegierung an....nFerner wutve mjt 20 gegen 6 Stimmen beschlossen, den S i tzder Regicrunsg nach Peking zu verlegen.Peking, 1. April.(Meldung der Agence d'extreme Orient.)�uuvatsen hat heute an Juanschikai telegraphiert, daßi i nc Gesandtschaft Nanking am 1. April verlassen wird, um iniGinnglue offizielle Mitteilung von Sunhatsenö Rücktritt zu über--noiea, außerdem hat Sunyatsen einen Tagesbefehl erlassen,, dem er den Rücktritt der Regierung des Südensanzeigt. Er fügt hinzu, daß da? Interesse von China es erfordert,! Saß die neue Rcgierm� das Anleihemonopol der vierMächte bricht und zollt Chang-Chao-Yi und seiner Politikhohes Lob.Wieder eine Soldatenrevolte.London, 8. April. Die„Morning Post" meldet ausSchanghai: Die regulären Truppen von Tschekiang.die kürzlich von Schanghai nach Hankau zurückgekehrt sind, habengestern gemeutert und gedroht, die Wohnung ihres Generalsniederzubrennen. Die Züge von Hankau nach Schanghai sind mitFlüchtlingen überfüllt.politische(lederlickt.Berlin, den 3. April 1912.Tie Deckung der«eue» Militärvorlage.Die Regierung verrät immer mehr, daß sie sich bei derDeckungsfrage der neuen Wehrvorlagen völlig von den An-und Absichten des schwarzblauen Blocks leiten läßt.Die neuen Wehrvorlagen werden 120 bis 130 Millionen Markjährlich erfordern, und nur für etwa den vierten Teildieser Summe soll Deckung durch die Umgestaltung desBranntweinsteuergeseßes geschaffen werden. Wobei auch die30 bis 40 Millionen, die bei der„Aufhebung der Liebesgabe"herausspringen werden, nicht etwa von den agrarischenSchnapsbrennern getragen, sondern durch Erhöhung desSpirituspreises aus den Konsumenten heraus-gepumpt werden!Wie hatten während der Wahlkampagne alle Parteienden Mund davon voll genommen, daß, wenn es abermals zueiner Steigerung der Militärausgaben kommen werde, dannauch der Besitz sein redlich Teil dazu beitragen wolle. Vonden 120 bis 130 Millionen, die der Militarismus künftig jähr-tich mehr verschlingen wird, soll nun aber nicht'ein Pfennigvon den Besitzenden gezahlt, vielmehr alles von der kapita-listisch und steuerpolitisch ausgeplünderten breiten Volks-masse getragen werden!Denn die Regierung deckt jetzt immer mehr ihre Kartenauf. Sie erklärt nunmehr, daß das Jahr 1911 faktisch 213Millionen„Ueberschuß" gebracht habe, und daß diese Ueber-schüsse �ur Deckung der militärischen Mehrausgaben Verwen-dung smden sollen. Diese Ueberschüsse sind aber zum über-größten Teile gerade von der nichtbesitzenden Klasseaufgebracht worden. Haben doch die l e b e n s m i t t e l der-teuernden Zölle allein ein Plus von 100 Millionen ge-bracht, ferner Zigarettensteuer, Zuckersteuer, Branntwein-steuer, Leuchtmittel- und Zllndholzsieuer insgesamt ein Mehrvon 60 Millionen. So sollen also die Nichtbesitzendenfür die Kosten der künftigen Militärlasten aufkommen,wie sie ja auch bisher schon in allererster Linie und fast aus-schließlich für die Rüstungsausgaben bluten mußten!Uebrigens hat es mit dem Ueberschuß aus dem Jahre1911 obendrein seine eigene Bewandtnis. 213 Millionen sollenmehr eingegangen und deshalb für die neuen Militäraus-gaben disponibel sein. Dabei wird aber ganz vergessen,daß nach den Bestimmungen der Reichsfinanzreform eine b e-stimmte Schuldentilgung stattfinden sollte, vnddaß demgemäß im Jahre 1911 nicht weniger als 89,6 Mil-lionen Schulden zu tilgen waren. In den Etat für 1911 aberwar diese Schuldentilgung nur mit der Bedingung eingestellt,daß, falls faktisch Schuldverschreibungen ausgekauft würden,dann der A n l e i h e k r e d i t sich um den entsprechenden Be-trag erhöhe! Soll also mit den Schuldentilgungsabsichtender Reichsfinanzreform E r n st gemacht werden, so würdenvon den 213 Millionen Ueberschuß von vornhereinrund 90 Millionen abzuziehen sein, sodaß nurnoch 123 Millionen übrig blieben, ein Betrag also, der geradezur Deckung der militaristischen Mehrausgaben für ei neinziges Jahr ausreichte!Aber die Besitzenden wollen nun einmal nichts für jenemilitärischen Mehrforderungen zahlen, die der Reichstag inden nächsten Wochen bewilligen soll. Die Junker wehren sichmit Nägeln und Zähnen gegen die Erbschaftssteuer, undschließlich wird sich auch das m o b i l e Kapital dabei beruhigen.Wenn die ausgeplünderten Volksmasscn die Prämie für dasweltpolitische Risiko bezahlen, so hat schließlich auch derBankier, der Eroßkaufmann oder der Schlotbaron nicht allzu-viel dagegen einzuwenden!_Jugendpflegerische Illusionen.Der berüchtigte Reichsveröandsgeneralissimus, Generalleutnanta. D. von L i e b e r t. veröffentlicht im roten„Tag" einen Artikc!über„Vaterländische Arbeitervereine", der in charakteristischer Weisedie Methoden kennzeichnet, durch die die Arbeiterjugend vermögeder nationalen Jugendpflege zu Hurrapatriotismus und»velt-politijcher Kolonialbegcisterung erzogen werden soll.Der Begriff Klassenkampf soll den Arbeitern als sinnlose Illusion, als Phantom erwiesen werden. In den Proletariern sollwieder„Zufriedenheit, Frohsinn und Stolz auf ihren Beruf" er-weckt werden. Sie sollen sich wieder„wohl fühlen bei der Arbeitund nach der Arbeit durch Lesen, Vereinigungen mit Aussprachenund Vorträge über Gegenstände aus ihrem Fachkreise". Vor allemsollen sie aus der„gemeinen materialistischen Weltanschauung" derSozialdemokratie wieder zum„Idealismus, zu den Idealen derReligion, des Vaterlandes, der Monarchie, der Heldenverehrung"zurückgeffihrt werden:„Möchten recht viele den Versuch machen, sich mit den Ar-beitern direkt in Verbindung zu setzen und sie für diese Dingezu begeistern. Es dürste kaum ein Versuch sehlschlagen, unsereArbeiterbevölkerung lechzt nach Idealem. Höherem, über daS all-tägliche Leben Hinausgehendem. Besonderen Dank erntet der-ienige, der dem Volke von den Schönheiten der Heimat, von derErziehung der Kinder zur Heimatliebe, von der Freude des Wan-dcrns und vo» dem Hinausziehen der Familie in Wald undFlur anschaulich zu erzählen versteht. Eine Stufe weiter führtdann die Phantasie zu fernen Ländern mit ihren tropischenReizen und Wundern, im einzelnen zu unseren deutschen Kol»-nien mit der dort sich entwickelnden Arbeit und deren Erfolgen.An der Hand derartiger Vorträge und Unterhaltungen muß sichbei den Arbeitern ganz von selbst das Gefühl einstellen, daß siefreie Bürger sind, denen dieselben Rechte zufteben wie den Wohl-habenden und Reichen, und daß es keines Klassenkampfes bedarf,um sich eine normale Stellung im Leben und im Staate zuschaffen."Wir fürchten, daß die Spekulationen des ReichSverbandSgene-ralissimns völlig verfehlt sind. Denn die Befriedigung des Natur-gefühlS durch Ausflüge in die freie Natur liegt allzutief im Wesendes GroßstadtproletarierS begründet und ist durch die Sozial-demokratie jederzeit allzusehr berücksichtigt worden, als daßdie„vaterländischen" Arbeitervereine dazu noch irgend etwas bei-zutragen vermöchten!Die kolonialpolitische Ausbeutung des Naturgefühls und derBegeisterung für die tropischen Naturwunder aber läßtsich doch nicht so einfach bewerkstelligen, wie Herr Liebert sichdas einzubilden scheint. Denn die natursinnige Begei-sterung für die Wunder der Tropennatur steht ja ge-rade im schärf st en Kontrast zu den kolonialpoliti-scheu Bestialitäten, die von den kapitalistischen Kolonial-auSbeutern aller Kolonialstaaten verübt worden sind und tag-täglich verübt werden! Die klassenbewußte Arbeiterschaft ist � denndoch nicht mehr so naiv, sich durch kolonialpolitische Traktätcheneine Welt vorspiegeln zu lassen, die in Wirklichkeit nicht existiert.Im Gegenteil: wenn schon Herrenmenschen ohne jeden phi-lanthropischen Einschlag sich je länger je mehr snt-rüsten über die brutale» sinnlos barbarische Vernichtung deszoologisch und Ssthetffch so«mrordentlich wertvollen Wildbestande«unserer Kolonien» so mutz die objektive Darstellung des kapita-,'istischen KolonialauSbeutungSsystemS erst vechi jedem denkendenProletarier die auspeitschende Tatsache zu Bewußtsein brin-gen, daß die koloniale Romantik unserer weltpolitischen Propagan-eisten im schreiendsten Widerspruch steht zur kolonialen Wirklichkeit.Wenn auch solche Darstellungen auf unsere herrschende KTasseohne jeden Eindruck bleiben mögen, so bc'itzt doch unsere a�u S-zebeutete Klasse Gefühl und Verftändni- genug für das Abstheu-liche der nationalen und der internationalen weltpolitischen Aus-beutung. um den primitiven Versuchen, auch innerhalb der Ar-beiterklasse eine weltpolitische Begeisterung zu entfachen, leicht zuwiderstehen!Ei» Generalmajor gegen die«eue Wehrvorlage.In der fortschrittlichen„Brcsiauer Morgen-Z e i t u n g" läßt sich deren militärischer Mitarbeiter, derBeneral von Wartenberg, über die neue Heeres-oorlage' wie folgt aus:Allgemeiner Zustimmung hatte sich auch in Deutschland SirEdward Grey, der Leiter der auswärtige r englischen Politik, er-freut, als er in der Marokko-Debatte im englischen Parlamentvon der deutschen„R i e s e n a r m e e" sprach, die uns Las Ueber-gewicht auf dem europäischen Kontinent verschaffe. Kaumeine Woche später ist mit einem Male diesseRiesenarmee in den Augen der Konservativenund Naiionallibcralen so kümmerlich ge-worden, daß sie ihrer Aufgabe nur genügen kann, wenn siecrheblichvermchrt, tvenn, wie jetzt in der veröffentlichtenWehrvorlage gefordert wird, ihre FricdenZpräsenzstärke um mehrals 30 000 Mann erhöht wird. Trotzdem las deutsche Heer schonl ä n g st viel stärker ist, a l s es zu sein braucht, soll cSentsetzliche Lücken haben, die uns sehr bald in schlimmste Lagebringen können, wenn sie nicht schleunigst ausgefüllt wcA>cn.Was hat sich denn nun aber seit>er kritischen Zeit desvorigen SommerS zugetragen, das eine Erhöhung unserer Fric-denspräsenzstärke um 30 000 Mann und des Ausgabeetats desReiches um 100 Millionen jährlich erforderlich macht? Nichtdas geringste. Die„Riesenarmee" besteht auch heute nochungeschwächt. Zum anderen ist nicht einzusehen, warum unsereFlotte jetzt weniger sähig wäre, im Verein mit der Küftenbefesti-gung die deutschen Küsten u:ü> Häfen wirksam zu verteidigen,als im vorigen Jahre. Allerdings haken unsere Gegner in-zwischen sehr eifrig den Bau neuer Kriegsschiffe betrieben. Aberbat man denn im Reiche etwa die Hände in den Schoß gelegt?Ein Kriegsschiff nach dem anderen haben auch wir auf Grunddes letzten aufgestellten Klottenplanes inzwischen vom Stapel ge-lassen Und wenn Frankreich uns neuerdings das Gespenst derVermehrung seiner Kadres wieder einmal an die Wand gemalthat, so hat dies bei seinem Unvermögen, sie auszufüllen, ebensowenig zu bedeuten, wie das im ersten Artikel erwähnte drohendeGeschrei der vom KricgSminister Millerand hypnotisierten Zuschauer auf der Parade von Vincennes. Wer in Krankreich dieDinge nur einigermaßen nüchtern zu beurteilen vermag, wirdalles daran setzen, daß eS nicht z u einem Kriege mituns kommt, daß seine Landsleute unsere Ucberlegenheitweiter respektieren.?dein, unter dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit, Deutsch-lands Gegenwart und Zukunft zu schützen, i st die neue,alle ihre zahlreichen Vorgänge- innen seit1887 in den Schatten stellei de Wehrvorlagenie und nimmer zu begründen.Sie läßt sich aber sehr wohl aus detr perffulichen Eigeununderer erklären, die sie in den Reichs tcigSvcrhand hingen imNovember des verflossenen Jahres angeregt, und�der anderen.die den unseligen Gedanken mit unerhörter Frivolitätaufgegriffen haben, um ihn zu verwirkliäen. Nur damit neueglänzende persönliche Geschäfte gemacht wendenkönnen, sollen die deutschen Bürger wieder alljährlich mehr alshundert Millionen hergeben. In richtiger Beleuchtung zeigte dieNimmersatten die Flui von Sensationen, die in der Presseder endgültigen Abreise des deutschen Kaiser nach Korfu voran-ging, und die an der Börse ein erneutes Fallen der Kurse be-wirken sollten und auch bewirkt haben.Der General von Wartenberg ist militärischer Mit-irbeiter an verschiedenen liberalen Zeitungen. Da seine Ar»tikel immer von der fortschrittlichen Presse als von einer mili»tärischen Autorität stammend bezeichne: wurden, darf manjetzt gespannt sein, wie sich die liberalen Blätter dazu Verhaltenwerden. In der Hauptsache haben sich die fortschrittlichenBlätter bis jetzt nur mit der Deckungs frage beschäftigt unddeshalb wird ihnen der Artikel ihres militärischen Sachver-ständigen einige Kopfschmerzen bereiten. Im übrigen be-itätigt der General von Wartenberg nur das. was die sozial-demokratische Presse schon immer beharptet hat.Die bayerische Regierung und das Jesuitcngesetz.Herr v. Bethmann Hollweg kündigt auf die Anzapfungen libe-:aler Blätter an, daß er über die eigenartige Interpretation deSs 1 deS Jesuitengesetzes durch die bayerische Regierung die be-kannten Erwägungen anstellen lassen wird. Die„Nordd. Allgem.Zeitung' bringt nämlich an der Spitze ihrer Rr. 80 folgende Notiz:.Nach Mitteilungen der Presse hat die bayerische Regierungneuerlich Bestimmungen über die Handhabung des§ 1 des Jesuiten»zesetzeS erlassen. In einem Teil der Presse wi-d daran die Behauptunggeknüpft, daß diese Bestimmungen mit dem Sinn des Reichsgesetzesind der dazu ergangenen Beschlüsse des Bundesrats in Widerspruchtänden. Ob das der Fall ist oder nicht, wird Gegenstand derPrüfung für diejenige Stelle sein müssen, welche verfassungsmäßigzur Ueberwachung der Ausführung der Reichsgesetze berufen ist."Ostelbische WaHlpraknken.Im Wahlkreise Labiau-Wehlau wurde lurz vor der Stichwahlstner Anzahl Arbeiter von den Konservativen Geld angeboten, umsie zu bewegen, konservativ zu stimmen. Gegen eine Reihe dieserStimmenkäufer ist Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft inKönigsberg erstattet worden. Nun scheinen zwar die gesetzlichenBestimmungen über Wahlstimmenkauf dem Laien durchaus klar undverständlich zu sein, nicht aber den StaatSanlvälten, denn die Staats-anwaltschaft in KönigSbergihot bisher nicht vermocht, einen der konscr-vativen Gesetzesverletzer zu fassen. Die Verfahren wurden meistvald eingestellt, zum Teil mit Begründungen, die recht interessantsind. So heißt-s in der Antwort der Staatsanwaltschaft auf dieAnzeigen gegen den Gemeindevorsteher Walter in Dettmitten wegenZtimmenkaufS:„Ich habe da« Verfahren eingestellt. Der Beschuldigte hatvor der ReichStagSstichwahl mit dem Arbi ter Friedrich Petschkuhndarüber gesprochen, wie dieser und seine sozialdemokratischenParteigenossen in der Stichwahl wählen würden, ihm auch zu»8eredet, für den konservativen Kandidaten zuimmen und unter seinen Parteigenossen ingleichem Sinne zu agitieren. Er hat ihm dabei eineVergütung von 4 biSSM., die nach der Wahl gezahltwerden sollte, in Aussicht gestellt(II). Nach der Be-hauptung de« Beschuldigten sollte dies eine Vergütung für die ge-wünschte AgitationSarbeit Petschkuhns sein, während Petschkuhn(also der Zeuge!) die Sache so aufgefaßt hat, daß ihm das Geldfür den Fall zugesagt sei. daß er selbst entweder seine Stimmedem konieroativen Kandidaten gebe oder sich der Abstimmungenthalte. Ob das eine oder das andere zutrifft, kann dahin-gestellt bleiben..Gewöhnlich wird auf die beeideten Zeugenaussagen vor Gerichtsehr großer Wert gelegt und der größte Teil der Verurteilungen stützt