Nr. 80. 29. Jahrg.
Beilage des„ Vorwärts" Anzeigen für Süden und Weften.
Aus der frauenbewegung.
Die Puppe.
Den meisten Müttern und vielen Vätern erscheint heute noch die Puppe als das selbstverständliche Spielzeug des Mädchens. Und doch sind dagegen soviele berechtigte Einwände zu erheben, daß man zum mindesten verlangen muß, die Puppe dürfe unter den Spielfachen des Mädchens nicht mehr an erster Stelle stehen. In ihrem fürzlich erschienenen Buche„ Das Allzuweibliche" hat Hulda Maurenbrecher die Haupteinwände gegen die Alleinherrschaft der Puppe treffend zusammengestellt. Eine der wichtigsten Anforderungen an das Spiel ist, daß es dem Kinde Gelegenheit zum eigenen Gestalten gebe. Daher die große erzieherische Bedeutung von Spielmaterialien wie Sand, Wasser, Holz, Papier, Lehm, Plastilina, Farben, Bausteinen. Die Puppe aber läßt sich nicht zerlegen und wieder zusammensetzen, ja oft nicht einmal baden, an- und ausziehen oder fämmen.
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4. April 1912.
Ein weiterer Beschluß der Versammlung zielte auf einen Boykott der Kantine, doch wurde die Angelegenheit vorerst noch den Vertrauensleuten überwiesen. Die Versammelten hofften, daß die Direktion den Wünschen der Arbeiter mehr Entgegenkommen als bisher zeigen werde.
Eingegangene Druckfchriften.
Der Kardinal. Bekenntnisse eines Priesters. Von B. Nüttenauer, Brosch. 4 M. G. Müller, München .
Von der Gewährung eines Urlaubs für Arbeiter, die das ganze Der Referent wies auf die Notwendigkeit einer besseren Jahr hindurch fleißig der Firma gedient haben, will die Direktion Organisation hin und forderte, daß die Arbeiter dafür einsichts wiffen. Eine Erweiterung der Rechte des Ausschusses, be- treten, die Stellung des Ausschusses zu befestigen sonders in bezug auf 2ohnfragen, wird mit der Motivierung und seine Rechte zu erweitern. abgelehnt, daß dies den Statuten" widerspricht. Die Arbeiter In der Diskussion wurde diesem Verlangen durchaus beiwünschen eben eine Aenderung dieser Statuten. Sehr unangenehm gestimmt. Man bestätigte von allen Seiten die Richtigkeit der Ausberührt hat die Antwort der Direktion auf die Frage: Wo bleiben führungen des Referenten. Schlinsky vont Verband der die Kantinenüberschüsse? Die Direktion antwortete:" Eine Schmiede und Arndt vom Deutschen Transportarbeiterverband Rechnungslegung über die Verwendung der Kantinenüberschüsse zu( für die Hilfsarbeiter) nahmen ebenfalls das Wort und wandten Wohlfahrtszwecken wird nicht beabsichtigt, die Direktion sich gegen mancherlei Mißstände, deren Beseitigung vielfach von begnügt sich mit der Versicherung, daß nicht nur diese Beträge, son- dem einigen und geschlossenen Vorgehen der Arbeiter abhänge. dern ein erhebliches Vielfaches derselben unseren Leuten zuge- Die Versammlung beschloß, zum Zeichen des Protestes den wendet wird." Aber die Arbeiter begnügen sich nicht mit dieser Arbeiterausschuß zurückzuziehen und eine Kommission zu wählen, Versicherung; sie wiederholen nicht nur diese Frage, sondern fügen die der Direktion die Gründe zu dem verlangten Rücktritt des Ausnoch die Frage nach der Verwendung der Strafgelder hinzu. schusses darlegen und zugleich Vorschläge zu einer Statutenände Auf die Anregung, den Schnaps aus der Kantine zu verbannen, rung machen soll, damit die Rechte eines neuen Ausschusses erantwortete die Direktion: Der Erlaß eines Schnapsverbots wird weitert werden. In diese Kommission wurden gewählt je ein Vernicht beabsichtigt, vielmehr den Arbeitern anheimgegeben, durch Ent- treter des Sehmaschinenbaues, des Torpedobaues, der Schmiede, der haltung von Alkohol selbst einen Rückgang des Konsums herbeizu Metallgießerei und der Hilfsarbeiter überhaupt. Das Wesen vieler Kinderspiele besteht in der Nachahmung der führen." Umgebung, und gewiß ist das auch beim Puppenspiele der Fall. Wuschick brachte eine lange Reihe von Beschwerden aus den Aber hier beschränkt sich die Nachahmung einzig auf den Kreis der einzelnen Abteilungen vor. Die Lohnverhältnisse lassen besonders Tätigkeiten von Mutter und Kind, wobei noch zu bemerken ist, wie bei den Hilfsarbeitern viel zu wünschen übrig. Er verlas wenig Phantasie es bedarf, das Alltägliche der Umgebung nach eine Lohntabelle, die folgende Ziffern zeigt: 1 Arbeiter, vielleicht zumachen. Den Jungen dagegen sezen seine Spiele und Spielsachen der älteste im Betriebe, erhält 32 Pf. Stundenlohn, 2: 35 Pf., in Beziehung zu den weiten Gebieten des öffentlichen Lebens, und 1: 37 Pf., 9: 38 f., 1: 39 f., 28: 40 f., 18: 42 f., 7: 43 Bf.. so entsteht in ihm früh eine Art Bild der Welt mit ihrem Reichtum 3: 44 Bf., 11: 45 Pf., 5: 53 Pf., 1: 55 Pf. Dabei besteht eine sehr an Naturerzeugnissen und Produkten menschlicher Tätigkeit, und die lange Arbeitszeit; 80 bis 90 Stunden pro Woche ist keine SeltenTeilnahme an den Dingen der sozialen Gemeinschaft reift mit Selbst- heit. Die Kesselheizer und das Feuerungspersonal beklagen sich verständlichkeit in ihm beran, indes die Puppe des Mädchens Ge- über unerhört lange Arbeitszeit; zum Leispiel müssen die Feuer danken nur auf zwei Dinge lenkt: das künftige Kind und die leute abwechselnd von Sonntag mittag 12 Uhr bis Montag früh fünftige Küche. 6 Uhr, also 18 Stunden hintereinander, arbeiten und ohne Lohnzuschlag. Ueberhaupt wird das Ueberstundensystem sehr gefördert, Icider ohne bei den Arbeitern auf energischen Widerstand zu stoßen. Mit recht eindringlichen Worten ermahnte der Redner die Anwesenden, gegen die Schäden der Ueberzeitarbeit, die er eingehend schilderte, den Kampf aufzunehmen. Alle ühe um Berbesserung der Lage sei nuzlos, wenn die Arbeiter in diesem Punkte nicht ein Einsehen haben. Mancherlei Beschwerden werden geführt über die verhängten Strafen. In der Kesseldreherei bestehen Strafen Hulda Maurenbrecher scheint allerdings ihre Forderung einer von 3 bis 300 M. für nicht gut geratene Arbeit. Nun sollen aber starten Einschränkung des Puppenspiels mit allgemein- pädagogischen die technischen Einrichtungen in der Kesseldreherei nicht einem Gründen zu belegen. Man vermißt den Hinweis darauf, daß modernen Betrieb entsprechen; unter anderem sollen ganz alte für eine fleinbürgerliche Gesellschaft, iit der die Tätigkeit Drehbänke vorhanden sein, so daß es schwer hält, stets gut geratene der Frau in der Tat auf das Haus beschränkt ist, die Arbeit zu leisten. Sehr schlecht wird die gesundheitsgefährliche Buppe ein ideales Spielzeug für Mädchen ist. Die wirtschaftliche Arbeit des Kesselschleifens und polierens bezahlt, hier fehlt es auch Revolution hat die Frau als Gefährtin,( häufiger Konkurrentin) neben an wirksamen Staubabsaugvorrichtungen. Klagen aus vielen Ab- Der deutsche Imperialismus und die Arbeiterklasse. Bon den Mann auch im außerhäuslichen Produktionsprozeß geftelt, jie teilungen zeigen, daß die hygienischen Einrichtungen vielfach K. Nadel. 82 S. Bremer Bürger- Zeitung", Bremen . revolutioniert auch die Köpfe, und so entsteht 3. B. auch bei mangelhaft sind, sogar an gutem Trinkwasser fehlt es, was um so Hulda Maurenbrecher der Wunsch nach einem Frauengeschlecht, mehr Unwillen erregt hat, als man für die Pferde Sorge trägt, das nicht mehr unter dem Fluch der Minderwertigkeit" gegenüber daß sie gutes Wasser erhalten. Aus der Schmiede und aus der den Männern steht, seiner Allzuweiblichkeit". Diefe Revolution Gießerei wurden ebenfalls vicle Beschwerden vorgebracht. Die verschont auch nicht das scheinbar so unschuldige Kinderspiel, denn Meister Schade und Grühmacher haben sich durch rigoroses Ver das Kind ist ja nach einem tiefen Worte des Mannes Vater". Wer halten sehr unbeliebt gemacht. eine Zeit fommen sieht und sie ersehnt, in der auch die Arbeit der Frau nicht isolierte Hausarbeit, sondern organisierte öffentliche Arbeit ist, muß auch für unsere Mädchen Spiele verlangen, welche die Dinge und Organisationen des sozialen außerhäuslichen Lebens zum Hintergrunde haben. Und die Puppe wird ihre Vorzugsstellung unter den Mädchenspielsachen notwendigerweise verlieren.
So spielt sich das Mädchen in die engen Alltagssorgen hinein. Und es wäre gang falsch, dem gegenüber von der Erziehung zur Mütterlichkeit" schwärmen zu wollen; denn die Pädagogit vermeidet es sonst gerade, Gefühle mit ferueller Färbung vor der förperlichen Reife noch besonders zu wecken und zu pflegen. Es iſt auch keineswegs der Beweis zu erbringen, daß etwa das fleine Mädchen von selbst nach der Puppe verlange; denn dieser Wille ist ja nicht frei, sondern steht unter dem Einfluß der gesamten Umgebung.
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Frau A. Filofofowa, die älteste Borfämpferin der russifen bürgerlichen Frauenbewegung, ist im Alter von 75 Jahren ant 30. März verstorben. Aristokratischen Kreisen entsprossen und an einen hohen Beamten( Generalstaatsanwalt) verheiratet, entging ihr doch nicht das Schicksal, Ende der 80er Jahre wegen ihrer Propaganda verbannt zu werden. Nach ihrer Rückkehr unter Alexander II . widmete sie sich erneut den Bestrebungen der bürgerlichen Frauenemansipation.
Versammlungen Veranstaltungen. Lebensbilder führender Frauen. Unter diesem Titel veranstaltet der Verein Frauenwohl im April einen Vortragszyklus. Es werden behandelt neben Frauen der Vergangenheit von führenden Frauen der Gegenwart: Carry Chapmann Catt, Präsidentin des Weltbundes für Frauenstimmrecht, und aus der deutschen Frauenbewegung: Helene Lange , Klara Zetkin ( Referentin M. Cauer ), Minna Cauer . Als Referentinnen sind fast durchweg Frauen gewonnen, die durch ihr Wirken zu den Nachfolgerinnen der behandelten Führerinnen gehören, u. a.: Anna Pappris, Frau Cauer , Else Lüders , Frau Regine Deutsch . Der Preis beträgt für Gäste 2 M., Einzelvorträge 50 Pf.
Verfammlungen.
Mißstände bei der Firma Schwarzkopff.
Die Arbeiter der Firma Schwarzkopff, Scheringstraße, sind sehr unzufrieden mit den Zuständen, die in diesem Betriebe herrschen, und es ist ihnen nicht möglich, durch den Arbeiterausschuß ihren Beschwerden Gehör zu verschaffen, da die Rechte des Ausschusses sehr beschränkt sind und in Lohnfragen überhaupt nicht anerkannt werden. In einer gutbesuchten Betriebsversammlung, die am Dienstagabend in der Bockbrauerei, Chausseestraße, stattfand, referierte A. Wuschick vom Deutschen Metallarbeiterverband über die Mißstände im Betriebe und kritisierte das Verhalten der Direktion gegenüber den zahlreichen Wünschen und Beschwerden der Arbeiter. Er legte seinen Ausführungen zum Teil das Protokoll einer Sizung der Vertreter der Firma mit dem Arbeiterausschuß zugrunde. Alle wesentlichen Anträge des Ausschusses wurden einfach abgelehnt.
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