Ur.82. 29. Jahrgang.
Aus der Partei.
Zum 70. Geburtstage Hermann Greulichs.
Sonntag, 7. April 1912.
und Befriedigung auf ein an Arbeit im Dienste der Arbeiterschaft wahlabkommen auf das entschiedenste protestiert wird, da letzteres reiches Leben zurückblicken, die ihm denn auch die herzlichsten die Agitations- und Organisationsarbeit im Wahlkreis aufs schwerste Glückwünsche mit dem Ausdrucke der Dankbarkeit darbringt und beeinträchtige und die den bürgerlichen Parteien gegenüber schon damit die Hoffnung verbindet, daß es ihm, der heute noch geistig borher ungünstige Situation noch weiter verschlechtere, da das Abund körperlich frisch und elastisch ist, gegönnt sein möge, noch recht kommen nur geeignet sei, Verwirrung und Uneinigkeit in die prolelange seine Kräfte dem Freiheitskampfe des schweizerischen und tarischen Streise zu tragen. Die Kreisgeneralversammlung fordert, daß fünftig ein derartiges Vorgehen unter allen Umständen unterinternationalen Proletariats zu widmen. bleibt, da es den demokratischen Grundsäßen widerspricht. In einem zweiten Teil der Resolution, der auf Wunsch Wasners getrennt zur Abstimmung kam, verlangt die Generalversammlung, daß der Landesvorstand möglichst bald eine Landesversammlung einberg ein Ziel zu jeben. beruft, um den Streitigkeiten innerhalb der Partei in Württem
Der 18. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Holland. der G. D. A. P. tagt am 7, 8. und 9. April zu Leiden. Auf der Amsterdam , 5. April. ( Eig. Ber.) Der diesjährige Parteitag Tagesordnung stehen 67 Anträge, welche sich auf folgende Punkte beziehen: Bericht des Parteisekretärs; Bericht der Kammerfrattion; Stimme, der zweite Teil einstimmig angenommen. Der erste Teil der Resolution wurde mit allen gegen eine Mattutat die Redaktion des Zentralorgans het Bolt" und dessen wöchent ersuchte hierauf dringend, ihn von der Reichstagskandidatur im licher Beilage der marxistischen Richtung Het Weekblad"; das 9. Wahlkreis zu entbinden. Bon verschiedenen Rednern wurde von einer Kommission entworfene neue Parteiprogramm; die Pro- hervorgehoben, daß davon gar keine Rede sein könne, Mattutat habe paganda; die Wahlrechtsdemonstration in 1912; finanzielle Be- sich im ganzen Wahlkreis derart eingelebt, daß ihm diese Tätigkeit richte; Partei und Gewerkschaftsbewegung; Mitgliedschaft der Ge- kein Parteigenosse abnehmen werde, der auch bei uns auf weitere werkschaft; Jugendorganisation; Einfuhrzollgeses; Frauenorganisa- Fortschritte rechnet. Einstimmig beschloß die Generalversammlung, tion; Unterricht; Genossenschaften; Organisation; Abstinenz; die Kandidatur Mattutat auch weiter beizubehalten. Frauenarbeit; Militarismus; die Zeitschrift de Nieuwe Tyd"; Kampfprogramm.
In Zürich feiert am 9. April der Nestor der schweizerischen Sozialdemokratie, Genosse Hermann Greulich , seinen 70. Geburtstag, an dem nicht nur die sozialdemokratische Arbeiterschaft der Schweiz , fondern die aller Länder herzlichen Anteil nimmt. Greulich ist am 9. April 1842 in Breslau als der Sohn proletarischer Eltern geboren. Er verlor mit 13 Jahren schon den Vater und mußte sich fümmerlich mit der nun allein verdienenden Mutter durchschlagen. Er besuchte während 8 Jahren die dortige Volksschule und machte hierauf eine 5 jährige Lehrzeit als Buch binder durch. Die 14 stündige tägliche Arbeitszeit vermochte ihn nicht vom eifrigen Studium guter Bücher abzuhalten, wobei er aunächst ein„ liberaler Politiker" wurde, der im Jahre 1858 die neue preußische Aera mit Jubel begrüßte. Die Wanderjahre führten ihn durch Oesterreich und Süddeutsch land nach Reutlingen in Württemberg . Hier beteiligte er sich rege am Vereinsleben und machte auch die Waffenübungen der noch start republikanisch gefärbten Demokraten mit. Der dortige Arbeiterverein schickte Greulich im September 1865 nach Stuttgart zum Ver= Dem Jahresbericht des Parteisekretärs über 1911 entnehmen einstag der deutschen Arbeitervereine, wo er mit Bebel, Friedr. mir, daß die Abteilungen von 220 auf 253, deren Mitglieder von Alb. Lange und anderen bedeutenden Männern bekannt wurde 9992 auf 12 582 gestiegen sind, welcher Anwachs an erster Stelle und der Redakteur des demokratischen„ Beobachters", Karl Mayer, der Agitation für die Volfspetition für das allgemeine Wahlrecht ihm den Rat gab, zu seiner weiteren Ausbildung in die Schweiz au verdanken sei. Sei auch dieser Zuwachs nicht unbedeutend, so zu gehen, den er denn auch einige Wochen später befolgte, um fei er doch durchaus nicht genügend, auch nicht für Amsterdam , wo fich direkt nach Zürich zu wenden. Diese Ueberfiedelung Greulichs die Mitgliederzahl von 2068 auf 2658 geftiegen ist. Zur Bestäti in die Schweiz erwähnt auch Bebel im ersten Bande seiner Me- gung dieser Ansicht verweist der Parteisekretär auf die im Vermoiren, wobei er feststellt, daß er( Greulich) in Zürich fast gleich den Gewerkschaftsverbänden, die bei der Gewerkschaftszentrale( dem hältnis zu der Anzahl der Parteimitglieder große Anzahl der in zeitig mit mir und zwar als Schüler Karl Bürklis und Johann n. V. V.) angeschlossen sind, organisierten Arbeiter. Philipp Beckers zum Sozialisten wurde".
In Zürich arbeitete Greulich als Buchbinder. Er schloß sich sofort dem sozialdemokratischen Verein„ Eintracht" an, machte verschiedene Unterrichtskurse mit. Er heiratete die Lehrerin Johanna Kaufmann, an der er eine wackere Lebensgefährtin und tüchtige Mutter seiner sieben Kinder gewann.
Die Gemeinderatswahlen in 1911 hatten als Resultat, daß die Zahl der von der S. D. A. P. unterstützten Gemeinderatsmitglieder von 120 auf 172 im ganzen Lande stieg, während 4 abtretende nicht wiedergewählt wurden.
In die Zahl der Parteiblätter kam keine Veränderung. Neben Het Volt" bestehen 19 Wochenblätter in der Provinz.
neue Mitglieder und hier und da eine kleine neue Abteilung zu Zum Schlusse bemerkt der Jahresbericht, es sei nicht schwer, gründen; doch die neuen Mitglieder müßten auch festgehalten und die neuen Abteilungen bleibende werden. In 1913 stehe die Partei wieder vor den allgemeinen Kammerwahlen und sie müsse nicht allein behalten, was sie befize, sondern auch die Stimmenanzahl und die Zahl der Abgeordneten müsse vergrößert werden.
Als in Zürich die erste Sektion der Internationale, im August 1867, gegründet wurde, wurde Greulich als Sekretär neben dem Präsidenten Karl Bürkli gewählt. Ein Jahr darauf schloß sich auch die Zentralorganisation der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz , die eine Zeitlang den Schulze- Delitzschen Bestrebungen gefolgt war, der Internationale, also der Sozialdemokratie, an. Der Beschluß des Nürnberger Vereinstages bon 1868, betref- Die finanzielle Uebersicht ergibt an Einnahmen 24 702,80% fend die Gründung von Gewerkschaften, veranlaßte Greulich, der Gulden, worunter an Mitgliederbeiträgen 5588,06% Gulden, gegen den Verhandlungen in Nürnberg beigewohnt hatte, sich mit Feuer- 4980,17% Gulden in 1910; an Ausgaben 24 553,3% Gulden. eifer und schönen Erfolgen auf dieses Gebiet zu werfen, so daß nacheinander zahlreiche Gewerkschaften für die verschiedenen Berufe und an vielen Orten entstanden.
Ende 1869 wurde Greulich Redakteur der neugegründeten „ Zagwacht", in welcher Stellung er bis zum Eingehen derselben im Jahre 1880 verblieb.
Einige geschägte statistische Arbeiten brachten Greulich im Jahre 1864 eine Anstellung im statistischen Bureau des Kantons Zürich , in dem er bald zum Chef avancierte.
Aus den Organisationen.
Zum Parteizwist in Württemberg.
in ihrer Nummer vom 4. April den Parteiversammlungsbericht Die Schwäbische Tagwacht" in Stuttgart bringt der Stuttgarter Organisation vom 29. März. Der Landesvorstand fügt dem Bericht folgende Bemerkung an:
„ Der vorstehende Bericht, der in seinem Hauptinhalt von Stuttgart aus in einer Reihe von Parteiblättern des Reiches veröffentlicht wurde, der ferner bereits von der bürgerlichen Presse ausgeschlachtet wird, zeigt den Parteigenossen im Lande, wie sich die Verhältnisse in Stuttgart seit der letzten Landesversammlung entwickelt haben. Die Darstellung verschiedener Vorgänge steht mit der Wahrheit in schroffstem Widerspruch. Die Art, wie hier einzelne Parteigenossen angegriffen und verdächtigt werden, ist bis jeht nicht erreicht worden. Um die Parteigenossen des Landes zu informieren, hat der Landesvorstand beschlossen, auf Sonntag, den 14. April, eine Konferenz der zuständigen Parteiinstanzen einzuberufen, zu der auch die angegriffenen Genossen eingeladen werden. Wir ersuchen die beteiligten Parteigenossen, Erflärungen gegen diesen Bericht nicht einzusenden, um weitere Schädigungen von der Partei fernzuhalten." Erwiderung eingesandt: Die Parteileitung Stuttgart hat der Tagwach t" folgende
Dem Versammlungsbericht des Sozialdemokratischen Vereins Stuttgart vom 29. März d. J., veröffentlicht in Nr. 80 der Schwäbischen Tagwacht" vom 4. April, hängt der Landesvorstand der Sozialdemokraten Württembergs eine Kritik an, in der u. a. behauptet wird: Die Darstellung verschiedener Vorgänge steht mit der Wahrheit in schroffstem Widerspruch. Die Art, wie hier einzelne Parteigehossen angegriffen und verdächtigt werden, ist bis jetzt noch nicht erreicht worden." Die Parteileitung Stutt gart protestiert entschieden gegen eine derartige beweislose. Verdächtigung der Stuttgarter Parteigenossenschaft. Stellt der Landesvorstand vor der gesamten Parteigenossenschaft die Behauptung auf, daß die Darstellung verschiedener Vorgänge mit der Wahrheit in schroffstem Widerspruch" stehe, so hat er auch vor der gesamten Barteigenossenschaft den Beweis für diese seine Behauptung zu erbringen wenn er fann!"
Am vorigen Sonntag fand in Tuttlingen die Genetalversammlung des 9. mürttembergischen Reichstagswahlkreises statt. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete das Stichwahlabkommen zwischen dem Parteivorstand und der Fortschrittlichen Volks partei . Kreisvorsitzender Fleig warf einen Rückblick auf die Reichstagswahl. Die Arbeit sei eine aufopfernde und ausgiebige gewesen und hätte zu einem guten Erfolg geführt, wenn nicht die Im Jahre 1887 wurde der heute noch bestehende Schweizerische torisches Eindringen in die Zentrumsorte vereitelt habe. Partei- und der dadurch verursachten Desorganisation des EisenbahnverBerliner Stichwahlparole gekommen wäre, die ein weiteres agita- Bertagte englische Parteitage. Infolge des Bergarbeiterstreits Arbeiterbund gegründet, der das erste Arbeitersekretariat mit der sekretär Wasner berichtete ausführlich über die dem Stichwahl- tehrs sind die Jahreskonferenzen der J. 2. P. und der B. S. P. Wirksamkeit für die gesamte Arbeiterschaft des ganzen Landes schuf abfommen vorausgegangenen Verhandlungen zwischen Parteivor-( die durch die Verschmelzung der S. D. P. mit einer Anzahl unund Greulich als den Chef wählte, so daß er in diesem Jahre auch stand und Landesvorstand sowie über eine Konferenz vom 11. März abhängiger lokaler Organisationen und einiger Ortsgruppen der fein 25 jähriges Jubiläum als Arbeitersekretär feiern kann. In in Berlin . Der Kandidat des Kreises Mattutat betonte, es J. 2. P. entstandene neue sozialistische Partei), die während den dieser Stellung hat Greulich eine Riesensumme agitatorischer und müsse alles geschehen, um den Wahlkreis durch Ausbau der Organi- Osterfeiertagen stattfinden sollten, auf Pfingsten vertagt worden. organisatorischer Arbeit zur Förderung der schweizerischen Arbeiter- sationen. Gründung neuer Mitgliedschaften und Schaffung einer Die Konferenz der J. 2. P. findet in Merthyr Tidvyl bewegung in Wort und Schrift geleistet. Seine größte Schrift ist Bezirkspresse besser vorzubereiten. Gegen ein Stichwahlabkommen( Wales ), die der B. S. P. in Manchester statt. die über Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenfürsorge, die zu dem gewesen, wenn man vorher die Wahlkreise selbst hierüber gehört mit der Volkspartei in diesem Wahlkampf wäre nichts einzuwenden besten gehört, was die bezügliche Literatur aufweist. Eine kleinere hätte. Das sei nicht geschehen, und deshalb müsse das Vorgehen Schrift über die Wandlungen in der schweizerischen Volkswirtschaft des Parteivorstandes als nicht angebracht gerügt werden. Die verdient ebenfalls Erwähnung. Volksparteiler hätten dadurch Verrat begangen, daß sie ausspreng- Gegen den§ 130, Aufreizung zum Klassenhaß, soll auf Grund ten, die sozialdemokratische Kandidatur sei zurüdgezogen; außerdem von Aufzeichnungen" der Ueberwachenden der Gauleiter des fcien gemeine Verleumdungen verbreitet worden, habe man doch Fabritarbeiterverbandes, Genosse Podemski Beuthen, in einer u. a. behauptet, unser Kandidat habe sich bestechen lassen. Das öffentlichen politischen Versammlung verstoßen haben. Nach dem alles wäre vermieden worden, wenn man nicht über die Köpfe der Polizei- Stenogramm" soll Podemski folgendes gesagt haben: Parteigenossen hinweg die Stichwahlparole ausgegeben hätte." Fragen wir einmal ein Kind, das eine Stiefmutter hat und von Nach längerer Debatte gelangte eine Refolution zur An- dieser schlecht behandelt wird, ob es haben will, daß die Stiefmutter fchrittlichen Boltspartei für den 9. Wahlkreis abgeschloffene Stichwort erhalten: Nein, sie soll nicht lange leben! Auch wir haben nahme, in der u. a. gegen das vom Parteivorstand mit der Fort- noch lange leben soll. Gewiß werden wir von dem Kinde die Ant
Greulich, der schon anfangs der siebziger Jahre durch Naturalifation Schweizer Bürger geworden, hat auch als Parlamentarier eine vielseitige und erfolgreiche Tätigkeit entfaltet. Seit 1890 gehört er dem zürcherischen Kantonsrat, seit 1892 dem Großen Stadtrat in Zürich und seit 1902, mit Unterbrechung von 1905 bis 1908,
dem Nationalrat an.
So kann unser Jubilar an seinem 70. Geburtstage mit Stola
Oftereier.
„ Entschuldigen Sie," redete er mich an, was ist das?" Es war gegen Abend, so um die Zeit, wenn die Theater anfangen. Das elektrische Licht war überall angezündet, warf silberne Streifen über den blinkenden Asphalt und jedes Auto schien auf zwei Goldsäulen heranzugleiten.
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Polizeiliches, Gerichtliches ufw. Polizei ,, Aufzeichnungen".
O! Ich danke Ihnen," sagte er und nickte. Ich behielt das Gefühl, als ob er nichts gehört hätte oder mit seinen Gedanken bei ganz anderen Dingen weilte. Und das mußte der Fall sein, denn eine Sekunde später faßte er mich an den Arm, um ein drittes Schaufenster mit buntgefärbten Ostereiern um ein Osterlamm aus Palminbutter, in einer Milch- und Sahnen- Niederlage au be= wundern.
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" Das mit den Eiern. begann er aufs neue. Bedeutet Auferstehung," sagte ich gereizt.
Eine Laterne an der Straßenede zog feine Aufmerksamkeit auf sich. Wieder begann er mit der fragenden Neugier meines wißbegierigen Söhnchens:
Ich blickte ihn etwas furchtsam an. War er vielleicht nicht zu- mogegen sich jedes christliche Gemüt aufbäumt, zu beseitigen, aber rechnungsfähig, war er verstört oder hielt er mich zum Narren? ach, die Zahl dieser Geschöpfe nimmt täglich zu. " Gott im Himmel, eine Kaserne! Soldaten!" brach ich los. " Was ist eine Kaserne?" fragte er, ungefähr wie mein Söhnchen mich bei solchen Gelegenheiten zu fragen pflegt. Ich verlor die Geduld. Herr," schnauzte ich ihn an, wenn Sie auf diese Weise fortfahren bei dem freundlichen Glanz seiner Augen schmolz mein Zorn wie Schnee in der Sonne. Nein, in der Tat, er war in gutem Glauben. Wahrscheinlich hatte ich es mit einem NaturWas das ist?" sprach ich erstaunt, ich stand vor einem Kon- menschen zu tun oder mit einem alten Herrn, der sehr einsiedlerisch ditorladen mit Riesenostereiern:" Das sehen Sie doch wohl!" gelebt hatte. Herr," sprach ich sanfter, eine Kaserne ist das vor" Entschuldigen Sie," wiederholte er, ich habe eine sehr lange treffliche Heim, die nicht genug zu preisende Wohnstätte junger Reise hinter mir und bin leider mit vielen Dingen moderner Kultur Leute, die die Ehre genießen, fönigliche Uniform zu tragen und die, nicht recht vertraut... Würden Sie mich nicht darüber aufklären?" wenn es nötig wird, ihr Blut auf dem Altar des Vaterlands opfern. " Das sind Ostereier," antwortete ich höflich und ein wenig Es kann Ihnen doch nicht unbekannt sein, daß es zu den vornehmsten argwöhnisch. Er hatte den Rodfragen hochgeschlagen, ein weicher christlichen Tugenden gehört, das Schwert zu ziehen, wenn der Feind Hut hing ihm über die Ohren feine Augen sah ich kaum er an der Grenge steht war einen halben Meter größer als ich ein magerer, ungewöhn-„ O! Ich danke Ihnen," sprach er mit einem Lächeln, als ob licher Mann mit unsicherer, fast fraulicher Stimme. er nichts davon begriffe, aber zu wohlerzogen wäre, um sich das „ Ostereier, Ostereier," sprach er mir nach, als ob er das Wort noch einmal auseinandersezen zu lassen. zum erstenmal in seinem Leben bernehme: ich sehe sie überall, 3um zweifenmal machte er vor einem Laden mit Ostereiern, aber ich verstehe den Zwed nicht. prächtigen, mit leberraschungen angefüllten Giern, Hühnern aus Herr," sagte ich freundlich zweifellos war er ein Ausländer: Schokolade und Osterhasen Halt. morgen ist der erste Sonntag nach Frühlingsvollmond, morgen ist Also morgen, Sonntag...?" sprach er vor sich hin. Oftersonntag.
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Berzeihen Sie," lächelte er, ich möchte gern etwas näheres darüber wissen „ Herr," rief ich ungeduldig es gibt eine Grenze, nicht wahr? morgen feiern wir das Fest der Auferstehung Jefu!" " Dante nen!" sprach er fast flüsternb, aber die Eier?" „ Sie scheinen aber wirklich lange außerhalb der Zivilisation gelebt zu haben," bemerkte ich verblüfft.
Das habe ich," lächelte er und schritt neben mir her. Stört ea Sie, wenn ich Sie etwas begleite?"
Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Wir gingen durch die belebte Straße. Ueberall war Bolizei zur Hand. Und dann interessierte mich dieser naibe Sonderling mit seinen seltsam- liebevollen Augen, Traumaugen, Kinderaugen, Augen in denen zwei kleine, wundersam zarte Seelenflammen brannten.
Waren Sie noch nie in Perlin ?" fragte ich, weil er sich still berhielt. Nie," sagte er. ..Eben erst angekommen?"
" Ja," antwortete er unachtsam, weil wir an einer Kaserne vorbeitamen, wo gerade die Schildwachen abgelöst wurden. Was ist das für ein Gebäude, was sind das für Männer?" fragte er und stand still.
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Morgen feiern wir das Fest der Auferstehung Jefu," erklärte ich mit der ruhigen Unerschütterlichkeit eines Dorfschulmeisters, der den Kindern den Unterschied zwischen Dativ und Affusativ deutlich zu machen weiß.
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Ist das da, wo alle die Menschen hineingehen, eine Kirche?" Rein!" betonte ich mißgestimmt das gütige Leuchten in seinen Augen entwaffnete mich: Sehen Sie denn irgendwo einen Turm? Das ist ein Obdach!" „ Gin Obdach? Ein Obdach?"
„ Ein Obdach," raffelte ich wie der redegewandte Führer einer Touristen- Rundfahrt, ein Obdach ist der Zufluchtsort für Männer und Frauen, die feine Unterkunft haben. Vor christlicher Liebe getrieben, halten wir Pritschen in erwärmten Sälen für jeden ohne Ausnahme bereit. Denn die Steine und der Asphalt bieten keine menschliche Schlafgelegenheit! Und wie sehr dieses Obdach einem lange empfundenen Bedürfnis entspricht, geht aus der Tatsache hervor, daß wir hier im Winter 40 000 bis 50 000 Arbeitslose haben.."
" Ich danke Ihnen," flüsterte er mit einem herb- eigenartigen Lächeln. Doch blieb mir das Gefühl, daß ich an seinen Gedanken vorbeigeredet hätte, oder daß er für humanitäre Einrichtungen, wie dieses Obdach, kein Empfinden besäße, denn noch mit dem gleichen Lächeln auf den Lippen schritt er in einen Krämerladen und sagte zu dem erstaunten Verkäufer:
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Wir spazierten weiter durch die Querstraßen der Friedrichstraße. Auf dem Trottoir lustwandelten Frauen mit geschminkten Gesichtern, eingesunkenen Augen und baumelnden Täschchen in der Sand. Sie blidten uns an und lachten. Einige von ihnen benahmen sich frech. Was sind das für Frauen?" fragte der Fremde. „ Geben Sie mir, bitte, eine Mandel Ostereier Prostituierte," sagte ich, nahm seinen Arm, denn auch ein" Die werden nicht mandelweise verkauft," sagte ich, sondern paar dieser Dämchen standen still. per Stüd." Prostituierte?" wiederholte er, und in seinen Augen lag ein Er taufte eins und nahm es in die Hand, als ob er etwas solch ehrlicher Mangel an Verständnis, daß ich ihm zu Hilfe fam. Söftliches gefunden hätte. " Das sind Frauen," sprach ich mit gedämpfter Stimme, es Mitten auf der Straße fonnten wir nicht weiter. Dort waren genierte mich, einen so unangenehmen Gesprächsgegenstand zu be- sie mit schweren Eisenhämmern beschäftigt, das Granitbett unter rühren, die die Gebote der Ehrsamkeit so schandboll übertreten, dem Asphalt aufzubrechen. Die Funken schlugen aus dem Stahl daß sie unter Kontrolle der Sittenpolizei stehen! Denken Sie mal und der Qualm der Fackeln umwehte unser Gesicht. an, Herr Doktor. irgend etwas in meinem Innern zwang
Wer sind die Beute?" fragte er, immer mit dem Osterei in mich, dem ernsten Fremdling einen Titel zu geben ,, denken Sie der Hand, wer sind die Leute, die die harte Arbeit verrichten?" mal, daß wir hier in Berlin tausende solcher Frauen haben, Gott, haben Sie noch nie Proletarier gesehen?" fragte ich Tausende, die sich allmöchentlich bei der Polizei melden müssen, um jeßt, nicht mehr durch den warmen Glanz seiner Augen besänftigt. fich untersuchen au laffen! Wir tun alles, um diesen Krebsschaden, Er audte scheu mit den Schultern, schüttelte verneinend den
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