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gMschen Sozialdemokratie und den bürgerlichen Parteien zu ziehen und die politische Gleichartigkeit der Bürgerlichen zu demonstrieren, als die allgemeine sozialistische Stellungnahme, das Endziel. Bei den proletarisierten Mafien findet eS das Verständnis und die Begeisterung, und sind sie dafür gewonnen, so sind sie für den Klassenkampf gewonnen, so gehen sie der bürgerlichen Welt eichgültig verloren. Eine Vermehrung der proletarischen Klassen- kämpser wird sicher die jetzige Wahlbewegung mit sich bringen. politilcbe Qeberficbt. Berlin  , den 11. April 1912. Zur Krise in der nationalliberalen Partei. Die Tagesordnung für den Bertretertag der Nationalliberalen, der am 12. Mai, vormittags 10 Uhr, in Berlin   in den Kammer- sälen, Teltower Straße, stattfindet, lautet: 1. Eröffnung durch den Zentralvorstand, Wahl de  ? Bureaus, 2. BegriitzungSaiisprache, 8. Aenderung der Parteisatzungen. Dem Bertretertage geht am 11. Mai eine Sitzung des Zentralvorstandes der nationalliberalen Partei voraus. Die Verhandlungen sind öffentlich, die Presse aller Parteien hat gegen Ausweiskarten Zutritt, die vom Zentralbureau ausgegeben werde». Die Frist bis zum 12. Mai wird von dem linken wie dem rechten Flügel der nationalliberalen Partei mit Eifer dazu benutzt, ihre Mannen zum Kampf zu sammeln, so daß sich voraussichtlich auf dem Parteitag die Jungen und die Alten wie zwei feindliche Heere gegenüberstehen werden. DerMannheimer Generalanzeiger", das Leiborgan BassermannS, fordert bereits die Friedberger   und Fuhr- männer auf, gefälligst aus der Partei auszutreten. Das Blatt schreibt: Der Vertretertag erwartet, daß alle diejenigen Einzel- Mitglieder, Organisationen und publizistischen Organe der Partei. die mit ihren politischen Anschauungen die genaueste und sinn- gemäßeste Vertretung dieser volkstümlichen, daher entschieden Uberal und großzügig sozial gerichteten, nationalliberalen Politik nicht vereinbaren können, eS als eine Pflicht der politischen Reinlichkeit und Gewissenhaftigkeit betrachten, sich und ihre anders gerichteten Bestrebungen nicht mehr, in einer irreführenden, unberechtigten und die Geschlossenheit der Partei fortdauernd gefährdenden Weise alS nationalliberal zu bezeichnen." Dem rechtSnationallrberalen, nach den Konservativen hinüber- schielenden Flügel paßt natürlich diese Aufforderung nicht. Er erklärt diese Zumutung offen für eine Unverschämtheit der Baffermänner. So schreiben dieHamburger Nachrichten": Das ist doch eine ganz unerhörte Zumutung, die hoffentlich gebührende Zurückweisung findet. Kein einsichtiger Patriot kann sich darüber täuschen, daß. wenn die nationalliberale Partei den Mannheimer   Ratschlägen folgen wollte, sie sich auf eine schiefe Ebene begäbe, auf der sie keinen Halt mehr fände und lehr bald soweit herab- glitte, daß sie nicht nur das Lob de«Genossen" Scheidemann ebenfalls ernten, sondern wahrscheinlich auch sehr bald Zustimmung zu dessen Pariser Aenßerungen bekunden würde, in denen er be- kanntlich den Wahlsieg der sozialistischen   Partei als Bankrott des deutschen   Nationalgefühls bezeichnete und hinzufügte,«ine Re- gierung, die sich derartigen Kräften gegenübersehe, könne sich auf keinen Krieg einlassen: die regierenden Klassen sollten sich in acht nehmen: wenn sie alles auf die letzte Karte eines europäischen   Kriege» setzten, würden sie die allgemeine Revolution herausbeschwören." Wir erwarten, daß die DemaSkierung desMannheimer Generalanzeigers" diejenigen Folgen nach sich ziehen wird, die ,»m Interesse deS nationalliberalen Partei zu wünschen sind." Prozeutpatriotismus. Den auf neue Kolonialerwerbungen erpichten imperialistischen Panzerplatten- und Kanonenpatrioten genügen die von der Regierung geplanten Heeresverstärkungen noch nicht: sie fordern im Interesse deSteuren Vaterlandes" bezw. ihres Profits weitere Rüstungen. Allen voran marschiert natürlich in dieser Hinsicht dieRheinisch- Westfälische Zeitung", das Organ der Zechen- und Eisenwerksbesitzer, daS seinen Forderungen folgende niedliche Begründung anhängt: Tirpitz oder Bethmann l Diese Frage aus der März-Krisen- woche scheint noch ungelöst zu sein. Und doch kann eS kein Schwanken geben. Wir können wohl zu wenig, aber niemals zu viel rüsten. In dem unausbleiblichen Zukunftskrieg können wir siegen oder untergehen. Siegen wir. so werden wir darüber nicht klagen, daß wir etwa drei Schiffe zuviel oder zwei überflüssige Armeekorps haben. Unterliegen wir aber den besser gerüsteten Feinden, so fällt die volle geschichtliche Schuld auf jene, die die deutsche Rüstung um drei Schiff« und zwei Armeekorps verkürzten. Di« Jahre 1866 und 1876 im Vergleich unserer Bewehrung und jener der Oesterreicher   und Franzosen ergeben unwiderlegbare Tatsachen. Aus ihnen kann auch Herr Bethmann Hollweg   lernen, denn au« ihnen spricht der Geist Bismarcks, der Preußen groß und Deutschland   einig machen konnte, weil er dem Fachmann. dem Kriegsminister, dazu verHolsen hatte, die Wehrkraft auf de» höchstmöglichen Stand zu bringen. Zwei Armeekorps und eintge Schiffe mehr spielen für die Kohlen« und Eisenmagnaten keine Rolle vorausgesetzt, daß die breite dumme Masse die sich alljährlich auf Hunderte von Millionen Mark belaufenden Kosten zahlt._ Was steckt dahinter? Was hinter der angeblichen Aufhebung der Liebesgabe steckt, darüber läßt sich cm Fachmann in derKölnischen Volkszeitung" wie folgt aus: .... Die Beseitigung deS Kontingents unter gleichzeitiger Beibehaltung des im Gesetze von lSLS eingeführten Durchschnitts- brandeS und des BergällungSzwangeS überliefert alle Sprit konsumierenden Kreise noch mehr wie bis- her der Willkür der Spirituszentral«. Die Spiritus- zentrale selbst konnte ihre Macht- und Monopolstellung nur da- durch erreichen und erringen, daß in dem neuen Branntweinsteuer- gesetze der Durchichniitsbrond und vor allen Dingen der Ver- gällungSzwang eingeführt wurde.... Die Spiritus zentrale wird von der Reickisregierung begünstigt, weil sie als Vorstufe zum Staatsmonopole dienen soll. Alle an der Spiritus- zentrale beteiligten Kreise habe» Interesse daran, jetzt möglichst hohe Dividenden herauSzuwirt- schaften, um beider geplanten Einführung des SiaatSmonopoleS... auf Kosten der Steuer- zahler ungezählte Millionen Abfindungen zn erkalten." Die Dividenden der Spritwerke bewegen sich jetzt zwischen 12 bis 26 Proz. Eine Abfindung nach solchen Sätzen würde der gemeinen, adligen und fürstlichen Schnapsbrenner natio- nale Gefühle um mindestens 1000 Proz. steigern und das gewöhnliche Pack müßte berappen. Priesterskandale. DieRheinische Zeitung  " berichtet über das plötzliche Ver- schwinden eines katbolsschen PfmrerS aus dem Kreise Rh ein back- Der Geistliche soll wegen sittlicher Verfehlungen, bei denen junge Pensionäre, 18 15 jährige Knaben, und das Dienst» mädchen deS Pfarrer» eine Rolle spielen, von seiner kirchlichen Be- Hörde in ein Kloster außerhalb der Grenze interniert worden sein. Schon in einer früheren Stellung soll sich der Pfarrer Mich« Verfehlungen schuldig gemacht haben. Trotzdem wurde er nicht nur zum Seelsorger bestellt, sondern auch von der Re« gierung zum Lokalschulinspektor ernannt von der nämlichen Regierung, die jeden Sozialdemokraten grundsätzlich als sittlich unfähig erachtet, in der Schulverwaltung zu sitzen. Und die Kirche, der die Vergangenheit des Geistlichen bekannt war, hat die Anstellung als Schulinspektor ruhig geduldet. Die Regierung hat mindestens fahrlässig gehandelt bei der Prüfung der Qualifikation des Mannes. Die Fälle, daß die Kirche Geistliche der strafendenweltlichen" Justiz entzieht, häufen sich, ebenso die Fälle, wo Geistliche, die Sittlichkeilsvergehen begangen haben, nachher wieder in Aemter ge- setzt werden, wo sie auf Grund der gerade in der katholischen Kirche  so ungeheuerlich großen Macht eine ständige Gefahr für die ihnen anvertrautenSchafe" bilden. Die Kirche beansprucht für ihre Geist« lichen ein Ausnahmerecht und verdainmt den. der eS wagt, einen Priester vor Gericht zu ziehen. Der Vatikan   hat erst vor wenigen Monaten durck sein Motuproprio den Bannfluch erneuert, der denjenigen trifft, der einen Priester anklagt. DaS in Donau- Wörth   erscheinende, bischöflich approbierte fromme Blättchen schrieb dazu: Fluch jenen Lippen, die eine heimliche Sünde deS Pfarrers ans Licht ziehen oder sogar ein etwaiges großes AergerniS des Seelsorgers anderen mit- teilen."(Schutzengelbriefe" Nr, 68.) Es sei auch daran erinnert, wie die Kirchcnbehörde im Falle M ü n st e r e r und im Falle Scheuer dem Staatsanwalt eine N-sse gedreht hat, und wie in der Affäre Palme rt sich heraus- stellte, daß der Geistliche bereits früher SittlichkeitSver- brechen verübt hatte, aber dennoch wieder auf eine Gemeinde losgelassen worden war. In der Erzdiözese Köln  , wo der ein- gangS erwähnte Fall spielt, sind ähnliche Fälle gleichfalls früher vor- gekommen: Tin Geistlicher hatte sich in einem Knabenkonvikt sittliche Versehlungen zuschulden kommen lassen. Nachdem er einige Zeit im Auslände war, wurde er in eine Vikarstelle an der rheinisch- holländischen Grenze gesetzt. Ebenso hatte der Pfarrer Ritzen- hoff, der von der Staatsanwaltschaft steckbrieflich verfolgt wurde, schon vor der neuen Tat Sittlichkeitsverbrechen   begangen, die die kirchliche Behörde aber nicht abgehalten hatten, ihn wieder in eine Pfarrerstelle zu setzen._ Vom Spielteufel. Im lieben deutschen   Vaterlande werden dem Spielteufel durch die staatlichen und die behördlich sanktionierten Lotterien weit- gehend« Konzessionen gemacht. Sie genügen aber offenbar der Spielleidenschast noch nicht, und so müssen denn die auölänidischen Spielhöllen zu Hilfe genommen werden. Einer, den vermutlich die Erinnerung an Mwaro oder Monte Carlo noch schwer drückt, �ent- rüstet sich nun über die Summen, die die deutschen   Spieler in den ausländischen öffentlichen Spielbanken lassen. Er rechnet aus, daß die Deutschen   an der französischen   R Wiera jährlich 12 Mil­lionen, in Monte Carlo   30 36 Millionen, an der italienischen Riviera, besonders in San Remo  , 12 Millionen, in den Spiel- danken an den italienischen Seen Jahr für Jahr etwa fünf Mil- lionen lassen. Im ganzen verlieren nach den Ausführungen dieses Kenners der Verhältnisse die Deutschen   jählich 64 Millionen in ausländischen Spielbanken! Der Verfasser der Zuschrift imLokal-Anzeiger" fragt:«Ist diese freiwillige Steuer, zudem in fremde Taschen, wirklich not- wendig!". Sollen hier unsere Reichssteuerkünstler ein neues Feld ihrer Tätigkeit ausfindig mache,:? Möglich ist schon, daß die All- deutschen die Idee aufgreifen, die bekanntlich allem Fremdländischen gegenüber feindlich gesinnt sind und vor wenigen Tagen sogar den kindlichen Vorschlag durch die alldeutsche Presse gehen ließen, die Firmenschilder mit fremdsprachigen Bezeichnungen zu besteuern. Die Herren aber mit dem vollen Portemonnaie weCben sich trotz alledem nicht abschrecken lassen, das Geld, das im Vaterlande erst durch den Schweiß deutscher Avbeiter zusammengebracht wurde, dorthin zu bringen, wo ihnen ihr Vergnügen winkt. Ein schwarzer Schwindel. Anfangs Januar verbreitete die ZentrumSkorrespondenz eine kurze Nachricht, nach der der Zentrumskandidat für den Reichs- tagswahlkreis Weiden  , Dr. Pfleger, beinahe daS Opfer eines Unfalles geworden wäre Es seien auf der Straße zwischen Leuchtenberg   und Weinberg(Oberpfalz  ), die das Auto des Dr Pfleger passieren mußte, 86 bis 76 Zentimeter hohe Steine und ein mit Nägeln beschlagenes Stirnblatt gelegt gewesen. Außerdem seien große Löcher in die Straße gegraben gewesen, die mit Schnee überdeckt waren; nur der Vorsicht des Chauffeurs sei es zu danken, daß kein Unglück passierte. Diese Nachricht hatte auch die Fränkische Tagespost" übernommen und von einem gemeinen und niederträchtigen Anschlag auf einen Reichstagskandidaten gesprochen und bedauert, daß man den Täter nicht feststellen konnte. Nun hatte die Z e n t r u m s p r e s s e die Unverfrorenheit, den Vorfall politisch auszuschlachten und die Tat kurzer- Hand den Sozialdemokraten zuzuschreiben, ohne auch nur den Schein eines Beweises dafür zu haben. Der schwarzeOber- Pfälzer Kurier" brachte einen Artikel mit der Ucberschrift:So- zialde molratische K a m p s e S w e i s e", in der die Ge- schichte von den großen Steinen, es war sogar vonGranitblöcken" oie Rede, sowie von dem Stirnblatt(Zugjoch) und natürlich auch von den in die Straße gegrabenen Löchern aufgetischt war. Es war sogar von einemMord an schlag" die Rede, der den Sozialdemokraten in die Schuhe geschoben wurde. Es hatte näm- lich am Tage des Vorfalls in Leuchtenberg   eine ZentrumSversamm- lung stattgefunden, in der Dr. Pfleger referierte, und es sollte dort von Sozialdemokraten gelärmt, gepfiffen und die Per- sammlung roh gestört worden sein. Die schwarzeAmberger Volkszeitung" und andere Zentrumsblätter druckten den Berleum- dungsartikel nach. Einige Tage darauf brachte die.Fränkische T a g e s p o st" einen A b w e h r a r t i k e l, in dem sie feststellte. daß w e d e r L ö ch e r in die Straße gehauen noch ein Stirn- blatt hingelegt war und daß nichtGranitblöcke", sondern S ch o t t e r st e i n e auf der Straße lagen und daß es gänzlich un- wahr sei, wenn die Zentrumspresse behaupte. eS hätten neben der Straße am Waldrand die Täter(Genossen" hieß eS in der Zentrumspresse) gestanden undhöhnisch gelacht". Insbesondere wies es dieFränkische Tagespost" energisch zurück, daß die Sozialdemokratie etwas damit zu tun habe. Im Schluß- satz hieß eS,da sich somit die ganze Nachricht als nichts anderes als eine elende und niederträchtige Verleumdung der Gemeinde Leuchtenberg   herausstellte, so beabsichtigt diese, sich in einer öffentlichen Erklärung gegen die ihr von dem Zentrums- kandidatcn und seinen Helfershelfern angetane Schmach und Herab- setzung zu wenden". In diesen, Satz erblickte der jetzige Abgeordnete Dr. Pfleger eine Beleidigung seiner Person; er strengte deshalb gegen den per- antwortlichen Redakteur derFränkischen Tagespost", Genossen Schneider, Beleidigungsklage an. In der Verhandlung vor dem Nürnberger Schöffengericht behauptete Dr. Pfleger, er sei nicht der Veranlasser des fraglichen Artikels in der Zentrumspresse. Er habeach dem Vorfall weder vonGranitblöcken" noch von einem Stirnblatt" gesprochen, sondern lediglich erzählt, daß Steine auf die Straße gelegt waren; den Presseäußerungen, dieach dem Vor- fall folgten, stehe er fern. Die Steine, die aus der Straße lagen, schätzte er auf 35 Zentimeter. Durch eine umfangreiche Zeugenauf- ahme wurde festgestellt, daß keine Löcher und kein Stirn- blatt auf der Straße lagen. Wohl alle Zeugen waren Z e n- t r u», s l e u t e, einer dieser Zeugen ging kurz vor dem Auto des Dr. Pfleger über die«steine, ohiieetwasbesondereswahr- zunehmen:«r glaubte, die Steine seien von SKulkindern hingelegt geivese». Ohne daß an der Straße eKSaS aufgeramml wurde, passierte die Stelle ein P o st w a g e a! Von anderen Zeugen wurde bekundet, daß die Steine Faust gräße gehabt hätten. Der Gerichtsvorsitzende warf dazwischen, daß die> Steine doch von halb- wüchsigen Burschen oder Trunkenbolden hingelegt sein könnten. Niemand hat an der Straße Leute stehen sehen; auch von demhöhnischen Lachen" wußte keiner der Zeugen etwas! Dr. Pfleger, der angab, daß erstark kurzsichtig sei, hatte von einemgroßen Lärm" in jener Versammlung gesprochen, er hätte so ctivasoch nie gesehen". Mehrere VersammlungSbesuchee (Zentrumsleute) gaben an, daß es ruhig war und daß sie von einem besonderen Lärm«ichtS hörten. Einige wußten nur, daß es in einer Ecke etwas laut herging, es wurdegeschnattert", die ganze Versammlung", so sagte ein Zeuge, was s ch w a r z". Genosse Schneider wurde zu 160 M. Geldstrafe verurteilt. In der Urteilsbegründung wurde gesagt, Dr. Pfleger habe nicht hinter der falschen Berichterstattung der Zentrums« zeitungen gestanden. Wären die scharfen Ausdrücke der Fränkischen Tagespost" nicht gegen Dr. Pfleger, sondern gegen die Z e n t r u in s p r e s se gerichtet gewesen, so hätte ein« Strafe nicht erfolgen dürfen. Es ist also jetzt gerichtlich festgestellt, daß die Zentrumspresse erbärmlich log und eine B a g a» t c l l e, die, loie der GcrichtSvorsitzende sagte, von halbwüchsigen Burschen oder Trunkenen verursacht sein konnte, fürchterlich auf« bauschte, um. ohne jeden Beweis, die Sozialdeurokratis verdächtigen zu können. Snglancl. Die Home-Rule-Bill im Unterhaus. London  , 11. April. Unterhaus. Premierminister A s q u i t h brachte heute die irische Home-Rule-Bill ein. Das Haus war dicht besetzt, aber doch nicht so stark, wie bei der früheren Eindringung der Borlage in den Jahren 1866 und 1893. Redmond, der Führer der irischen Nationalisten. Carson, der Führer der irischen Unionisten, Bonar Law  , Führer der Kon« servativen, und Premierminister Asquith   wurden bei ihrem Ein« tritt in das HauS von ihren Anhängern laut begrüßt. Bei de« Einbringung der Bill, welcheBill der Regierung von Irland  " (government of Ireland bill) genannt wird, erklärte Asquith  , er möchte das Haus ersuchen, zu erwägen, wie sich die Lage fiir oder gegen die Home-Rule-Bill durch die Ereignisse seit 1893 ge» staltet habe. Das Verlangen der Iren nach Home-Rule habe alle politischen Veränderungen seit 1893 unverändert überdauert. Asquith   betonte dann den gewichtigen Charakter der für Home-Rule eintretenden irischen Stimmen und beschäftigte sich mit den Ein« Wendungen der Unionisten von Ulster   gegen die vorgeschlagene Aenderung. Er bätte niemals die Kraft und Entschiedenheit ihres Widerstandes gegen Home-Rule unterschätzt, und die Regierung habe . sie bei der Abfassung der Bill wohl gekannt. Aber die Regierung könne einer relativ geringen Majorität, namentlich wenn für die Wahrung ihrer desonderen Interessen gesorgt worden sei. der un« geheuren Majorität ihrer irischen Landsleute gegenüber kein Veto« recht einräumen. Asquith   fuhr fort: Home-Rule für Irland   ist der erste Schritt zu einer umfassenderen Politik der Befreiung des RcichSparlamentS von der Notwendigkeit, sich mit rein örtlichen Angelegenheiten der verschiedenen Teile des Vereinigten König« reichs zu befassen, und zur Uebertragung dieser Angelegenheiten auf deren Sondervertreter. Das irische Parlament wird aus einem Senat und einem Hause der Gemeinen bestehen, doch wird die höchste Autorität des Reichsparlaments unbeeinträchtigt bleiben. ASquit fuhr fort: DaS HauS der Gemeinen wird auS 134 Mit« gliedern bestehen, von denen 69 Ulster vertreten werden. Es ist sehr erwünscht, daß auch Vertreter der Minorität in Irland   m den Senat kommen, der aus 40 Mitgliedern bestehen wird. Mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse Irlands   wird der Senat zum erstenmal von der Rcichsregierung für ein« bestimmte Zahl von Jahren ernannt werden, doch werden diese Mitglieder in einem geivissen Turnus ausscheiden und ihre Plätze durch von der irischen Exekutive ernannte Mitglieder ausgefüllt werden. Da» irische Unterhaus wird nur die Befugnis zur Gesetzgebung über Fragen, die ausschließlich Irland   betreffen, besitzen. Für den Schutz der religiösen Gleichberechtigung werden besondere Be- stimmungen getroffen. Der Lordleutnant von Irland  , der an der Spitze der irischen Exekutive stehen wird, wird die Vollmacht haben, gegen jedes Gesetz auf Anweisung der Reichsregierung sein Veto einzulegen oder dessen Geltung aufzuschieben. Bei MeinungS- Verschiedenheiten zwischen Senat und Gemeinen werden die beiden Häuser eine gemeinsame Sitzung abhalten, gemeinschaftlich be« raten und abstimmen. Asquith   fuhr lveiter fort: Irland   wird nur 42 Vertreter im Westminster-Palace   haben. Das irische Parlament wird die Machtbefugnis besitzen, innerhalb gewisser Grenzen die Reichssteuern herabzusetzen oder aufzuheben und die Verbrauchsabgaben zu ändern. Asquith   kam dann auf die finanzielle Frage zu sprechen und sagte, augenblicklich bestehe in der irischen Ver» waltung ein Defizit von 1)4 Millionen Pfund Sterling. Bei der Bill sei der Zeitpunkt zugrunde gelegt, wo eS kein Defizit mehr geben lvürde. Inzwischen würden aber alle Steuern weiter an den Reichsschatz gezahlt werden und eine Summe in Höhe der irischen Berwaltungskosden werde vom Reichsschatz an den irischen Schatz gezahlt. Ferner werde im ersten Jahre an Irland   eine Summe von 666 606 Pfund Sterling überwiesen werden, die sich jährlich um 66 666 Pfund verringern werde, bis der Betrag von 260 666 Pfund Sterling erreicht sei. Irland   werde die Zinsen aller Ersparnisse in seiner Verwaltung erhalten. Asquith   schloß, indem er die Unterstellung entschieden zurück« wies, daß die Regierung die Bill unter dem Druck der Nationalisten eingebracht habe und daß sie den Ueberzeugungen der Nationalisten ihre persönliche und ihre politische Ehre ausgeliefert hätte. Die Regierung habe diese Bill eingebracht als die Verkörperung ihrer ehrlichen und überlegten Meinung.(Lebhafter Beifall bei den Ministeriellen.) Asquith   sprach zwei Stunden. Hierauf erklärte Carson im Namen der Opposttion die Bill für lächerlich und phantastisch und bezeichnete die in d« Bill ge, gebenen Bürgschaften als Täuschungen. Marofeho. Der Widerstand gegen das Protektorat wachst. Udschda, 16. April. Eine Schar von etwa 2660 Angehörigen des Stammes Beni Narain(im Muluja  -Gebiete) machte gestern bei Tagesanbruch bei Mahiridja am Flusse Hammam, etwa 11 Kilometer von Debdu entfernt, einen äußerst heftigen Angriff auf eine RekognoszierungSabteilung unter dem Oberbefehl des Oberstleutnants Feraud. Feraud ging energisch zur Offftifibc über, zerstreute die Harka und verfolgte sie etiva 16 Kilometer weit. Die Harka ließ zahlreiche Tote auf dem Kampfplatz. Die Franzosen sollen cttva 26 Tote gehabt haben, darunter einen Offizier und vier Unteroffiziere, und 63 Verwundet� darunter drei Offiziere und einen Unter« vff'zier.