Einzelbild herunterladen
 
Nr. 83. R.ZahtMg. t. KeilM des Amiills" KMer VxlkÄM kreila� April 1912. Der Krieg. Festsetznng der Italiener auf dir Karawanenstraße«ach Tunis  . Rom  , 11. April. Die amtlich gemeldete Besetzung eineS strategisch bedeutsamen Punktes bei Zuara verwirklicht einen schon lange gefaßten Plan der Italiener, der bisher auS verschiedenen Gründen unausgeführt bleiben mußte. Zuara wird als besonders wichtig angesehen, weil es der Knotenpunkt der großen Karawanen straße ist. Man glaubt auch nunmehr die Einfuhr von Konterbande von der nahen tunesischen Grenze unmöglich gemacht zu haben. Das bei Sidi Said gelandete Korps besteht aus einer ganzen Division unter dem Befehl des Generalleutnants Garrioni, dem das 30. und 6V. sowie Teile des 23. und 37. Infanterieregiments an- gehören, die teilweise frisch von Italien   gekommen, teilweise aber auch von den Laufgräben bei Tripolis   hergenommen worden find. Außerdem gehören dem Korps an: zwei Maschinengewehrzüge, eine Batterie Feldgeschütze, eine Batterie vom 10. Festungs-Artillerie- regiment sowie ein Bataillon eryträischer ASkari, die von Massaua  mit dem Transport des Grafen Cavour eingetroffen sind. Die Kevoiutioit In Giiina. Beschwerden der fremden Konsuln gegen eine« chincfischeu Minister. London  . 11. April. Die.Times' melden aus Peking   vom 10. d. M.: DaS diplomatische Korps hat gestern über eine Meldung der Konsuln in Schanghai   beraten, die das Per- halten des Militärgouverneurs der Chinesenstadt in Schanghai T s ch e n t s ch i m e i, der kürzlich zum Kabinettsmini st er er- »annl wurde, zum Gegenstand hatte. Danach hat Tschentschimei wohlhabende Chinesen aus dem Gebiete der europäischen   Nieder lassung gelockt, um sie draußen zu verhaften. In einzelnen Fällen haben derartige Verhaftungen sogar in dem Bereiche der europäischen  Niederlassung stattgefunden. Die Gesandten haben die Konsuln in Schanghai   ermächtigt, geeignete Abwchrmaßregeln zu ergreifen, und der Erwartung Ausdruck gegeben, daß Tschentschimei der Schutz der europäischen   Niederlaffung entzogen werde, wo er selbst aus Furcht vor der Verfolgung der Chinesen nachts Zuflucht zu nehme» pflegt Agrarier und Kapital. In den beliebtesten Schlagworten unserer Junker und Junker- genossen gehört, daß die Landwirtschast der segensreichste und not- toendigste Erwerbszweig eines Volkes fei, daß nur sie die echten Tugenden freier Männer unzweifelhaft züchte, während in allen anderen Erwerben und Bernsen leicht unlautere, großkapitalistische Interessen sich breit machen konnten. Gegen die.Answüchse' des Bank« und Börsenwesens verschwenden sie daher ein überlautes Pathos, bei dem die eigene Einfachheit, Bescheidenheit und Echtheit ins Licht gerückt werden. Nun sind wir gewiß keine Freunde der kapitalistischen   Spekulatton und all ihrer Konsequenzen; aber nicht, weil wir uns an einer Form be sonders stießen, sondern weil wir grundsätzlich den Kapitalismus in allen seinen Spielarten bekämpfen. Vor unseren Augen findet Gnade weder das Kapital, das agrarischen, noch das industriellen und kommerziellen Zwecken dient. Immerhin sehen wir aber mit de» politischen Vertretern des Handels eine infame Heuchelei in den Worten unserer Agrarier. Sie wettern gegen das Handelskapital und treiben doch ganz dieselben Praktiken. Ja. von unseren Börsen« jobbern wird den Agrariern mit Recht vorgeworfen, daß es nicht einmal immer die selbst vom Standpunkt des nicht- agrarischen Kapitalisten ans einwandfreien Manöver sind. Zwei Tatsachen, die in diesen Tagen bekannt geworden find, mögen das wiederum belegen. Der Bund der Landwirte verkügt über eine besondere genossenschaftliche Organisatron, deren Spitze die Genossen- schaftliche Zentralkasse des Bundes der Landwirte bildet. Ihrem Aufsichtsrat gehören Dr. Roesicke, Frhr. v. Wangenheim. Diederich Hahn   u. a. an. Diese Zentralkasse befitzt, nach der Frankfurter Zeitung  ', ein eigenes Vermögen von 300 000 Mark Reserven und 1680 300 M. Geschäftsguthaben. Neben zwei Millionen Mark wirklichen Kapitalsverfügt sie über eine Haftsumme von kleines feuilleton. Die Auktion BcgaS. Am 16. d. MtS. wird im Berliner   Kunst- auktionShauS, Zimmerftraße 13, die Versteigerung deS BegaSschen Nachlasses beginnen. Fünfundzwanzig Arbeiten in Marmor oder Bronze und etwa fünfzig gipserne Modelle und Abgüsse geben das Material. Wenn man diese Stücke bedächtig anschaut, besonders die Modelle kleinen Formats und dazu die Bildnisbüsten, möchte man beinahe glaubcu, daß dieser intime Begas einmal wieder höher geschätzt werden wird, als wir das heute tun, die wir seine große» Denkmäler nur allzu genau kennen. Begas ist in der Tat ein Opfer seiner Aufträge geworden. Daß er sich unterkriegen ließ, bleibt seine Schuld, beweist auch, daß in seinem künstlerischen Organismus Mängel und Schwächen enthalten waren. Immerhin, Begas hat zu allen Zeiten, auch noch in seiner letzten Periode, über eine starke plastische Sinnlichkeit verfügt. Der Naturalismus dieser Frauenleiber war wirklich einmal revolutionär; die Geste dieser Figuren zeigt oft ein schön gebändigtes Temperament und ist gar nicht immer im üblen Pathos befangen. Es lassen sich von dieserKunst Linien ziehen nach rückwärts zu Rauch und Schadow, nach vorwärts zu Engelmann etwa. Büsten wie die von Menzel werden immer bleiben. Daneben will auch ein Idealismus, wie er sich in der Büste von L a s s a l I e auslebt, als Symptom der Zeit begriffen sein. Die Auktion wird den Gipsabguß dieser Büste, die Ende der sechziger Jahre geschaffen wurde, und deren marmornes Original der Familie Lassalle   gehört, zum Verkauf bringen. Mit dem Gips« obguß zugleich ivird das Reproduktionsrecht vergeben werden. Es wird also künfttghin irgendjemand nach dieser BegaSschen Lassalle- Büste Abgüsse in jeglicher Größe und in den verschiedensten Materialen vertreiben können. Kann man zu einer Operation gezwungen werden? Eine inter  - essante Entscheidung, die in ihrer prinzipiellen Bedeutung in das moderne Wirtschaftsleben eingreifen kann, ist am Sonnabend vor dem höchsten Schiveizer Gerichtshofe, dem Bundesgericht in Lausanne  . gefällt worden. Es handelt sich um die Frage, ob ein durch einen Betriebsunfall arbeitsunfähiger Arbeiter, der durch eine Operation geheilt werden könnte, gezwungen werden kann, sich dieser Operation zu unterziehen. Bor einiger Zeit erlitt in Basel   ein Arbeiter einen Unfall, der ihn arbeitsunfähig machte; der Arbeitgeber wurde ver- urteilr, dem Arbeiter eine Pension zu zahlen. Gegen diese Entscheidung legte der Fabrikherr bei der höheren Instanz Be- rukung ein und machte auf Grund der Aussagen medizinischer Sach- verständiger geltend, daß der Arbeiter durch eine Operation geheilt werden könnte und dann in kurzer Zeit wieder vollkommen arbeitsfähig fein würde. Der Arbeiter lehnte eS jedoch ab. sich dieser Operation zu unterziehen, worauf die Berufungsinstanz ihn zum Verlust der Pension verurteilte. Jetzt mußte sich das Bundes- aericht als letzte und höchste Instanz mit dem Fall beschäftigen. DaS urteil, das am Sonnabend verkündet wurde, gibt dem Arbeiter recht. stellt die Verpflichtung zur Weiterzahlung der Pension fest und legt 16 124 000 Mark. Diese Haftsummen sind nicht wirklich eingezahltes Kapital, sondern bezeichnen nur die Grenze, bis zu welcher die 2V2 be­teiligten Mitglieder hasten. Da nun natürlich die Zentralkaffe mit dem gesamten Kapital einschließlich der Haftsummen arbeitet, ergibt sich, daß die Verbindlichkeiten der Kasse viel größer sind als ihre wirkliche Leistungsfähigkeit. Ihr Kapital ist zum größten Teil nur nominell; ihm entsprechen keine wirklichen Grundlagen. Die Finanz« künste, aus nichts etwa? zu machen, beherrscht also der Bund der Landwirte genau so wie das von ihm geschmähte unproduktive Börsenkapital. Die 292 Mitglieder der Zentralkasse, alles landwirt- schaftliche Genossenschaften, stehen dabei zum Teil mit sehr hohen Haft- summen zu Buch. Darunter befinden sich Gesellschaften von sehr Zweifel« haster Leistungsfähigkeit. Bei einer Anspannung des Kredits würden sie sich sehr leicht ais zahlungsunfähig erweisen, denn eingezahlt werden die Haftsummen ja nicht. Besondere Unterstützung dieses Systems, das vom privat- kapitalistischen Standpunkt ans als unsolide zu bezeichnen ist, leistet sich die Preußische Zentral-Genossenschafts« lasse, ein Institut, das sich vonseiten des preußischen Staats be- sonderen Schutzes erfreut. Trotzdem die Preußenkafse genau weiß, welche Bedeutung die Haftsummen haben, gibt sie hohe Beleihungen darauf. Auch mit der F l ü s s i g l e i t der Mittel, die jetzt der Reichs« bankpräsident bei den Banken mit aller Kraft zu heben sucht, hapert er bei der Genossenschaftskasse recht sehr. Verbindlichkeiten von 8,670 Millionen Mark stehen nur etwa 800 000 M. flüssige Ein- lagen gegenüber. Vielleicht sucht Herr Howenstein auch hier einmal zu bessern. Von einer kapitalistischen   Betätigung in ähnlichem Genre be- richtet dasBerl. Tagebl.' Kürzlich ist ein Verband der Güterinteressenten Deutschlands   gegründet worden. Das Ziel des Verbandes ist.die Errichtung einer Bank zugunsten de? ländlichen Grundbesitzes, welche der finanzwirtschastlichen Stärkung der Landwirte durch Gewährung eines ausgiebigen Kredits und Be- schaffung sogenannter zweiter Hypotheken dienen soll'. Erwartet wird, daß die Bank«die Verhältniffe des ländlichen Bodenkrediis und die Bewertung des ländlichen Grundbesitzes wesentlich beeinflussen muß'. Die Aufgabe der Bank wird also darin gesehen, die Bodenverhältnisie und ihre Bewertung selbstverständ sich preissteigernd I zu beeinflussen. Andererseits aber soll die Bank das Kreditbedürfnis der Landwirte befriedigen, das ja gerade durch die Bodenpreissteigerungen so� dringend geworden ist. Die agrarische Zollpolitik hat im wesentlichen die Verteuerung deS Bodens verursacht, unter der die Käufer von Grundbesitz nun selbst leiden. Interessant sind auch die Nebenabsichten der Gründer. Sie hegen den Plan, eine Zeitschrift ins Leben zu rufen und suchen bereits jetzt Jnseratenaufträge zu erwerben. Auch werden Firmen von Kaufleuten und Industriellen! aufgefordert, ihr Interesse für den neuen Verband durch hohe Beitragszahlungen <500 bis 6000 M.) zu bekunden. Zum Geldgeben sind natürlich auch diese Leute gut._ Die Bergarbeiterbewegung. Die Zechenbesiher gebe» kein Pardon! Bekanntlich wollen die Zechenherren denjenigen Streikenden den Abzug der sechs Strafschichten erlassen, die laut Revers- Unterschrift erklärten, nur aus Furcht und gezwungen gestreikt zu haben. Mancher arme Schlucker und weniger feste Charakter ließ sich gewiß verleiten, durch seine Unterschrift sich selbst zu verleugnen. In welchem Umfange das geschehen ist, und wieviel den Zechenherren diesesEntgegenkomnien" gekostet hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Von dem aber solcherart gesammelten Terrorismusmaterial wird die Oeffentlichkeit jedenfalls noch etwas zu hören bekommen. Der christliche Gewerkverein der Bergarbeiter hatte dann in einer Eingabe an den Zechenverband ersucht, auch den Mitgliedern dieses Vereins, die gestreikt haben, aber den für sie schmach- vollen Revers nicht unterzeichneten, die Kontraktbruchstrafe zu erlassen. Der Vorstand des Zechenverbandes hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Zechen nicht zu empfehlen, diesem Ersuchen des Gewerkvereins stattzugeben. Dieser Be- schluß war als selbstverständlich vorauszusehen. Und den christlichen Führern ist es nun nicht vergönnt, feurige Kohlen auf das Haupt ihrerFeinde" sammeln zu können. dem Fabrikherrn die Kosten deS ganzen Rechtsstreites auf. In der Urteilsbegründung führt der höchste Schweizer   Gerichtshof aus, daß kein Bürger gezwungen werden könne, sich gegen seinen Willen operieren zu lassen, denn ein solcher Zwang würde einen Eingriff in die Rechte der persönlichen Freiheit m sich schließen. Die ältesten Brieffrankierungen. Ueber den Ursprung der Brief- frankierung in Frankreich  (und wahrscheinlich der Brieffrankierung überhaupt) macht ein Mitarbeiter des.Figaro' anläßlich des bevor- stehenden Jubiläums der Briefmarkcnkunde interessante Mitteilungen: Man schreibt die Erfindung der Briefmarke oder des FreimachungS- zettels einem Justizbeamten namens Billayer zu. Dieser Villayer erhielt 1663 die Erlaubnis, in Paris   eine Stadlpost einzurichten und Briefkästen anbringen zu lassen. Den Parisern wurde das durch folgende Anzeige angekündigt:Die Personen, die den Wunsch haben sollten, von einem Stadtteil nach einem anderen zu schreiben, könnten versichert sein, daß ihre Briefe treu bestellt würden, wenn sie daran sichtbar ein Zcttclchen mit den Worten:Traglohn bezahlt!' befestigten.' Solche Zettelchen erhielt man im Justizpalast, bei den Pförtnern der Klöster und der Kirchen- schulen, bei den Gefängnisivärtern usw.; sie kosteten'einen Sou. Der Dichter Loret   schrieb eine amüsante gereimte Epistel über die neuen Briefzettelchen; die Verse lauten in deutscher Prosa- Übersetzung:.Zur Bequemlichkeit des Publikums soll bald, aber nur für Paris  , eine neue Einrichtung getroffen werden: die Anbringung zahlreicher und großer Kasten an Straßen und Gassen, welchen man selbst oder durch seinen Diener Briefe wird anvertrauen können; man wird zu jeder Tageszeit Benachrichtigungen. Botschaften oder Briefe hineinwerfen dürfen, die eigens dnz» angestellte Leute dort abholen werden, um sie niit Sorgfalt und Aufmerksamkeit durch die ganze Stadt zu tragen für Neffen, für Vettern, die nicht zu nahe wohnen, für Schwiegersöhne, für Schwiegerväter, für Klosterfrauen und Gevatterinnen, für Johann, Martin. Wilhelm und Lukas, für Geistliche, für Advokaten, für Händler und Händlerinnen, für galante Herrlein und galante Dämchen, für Freunde und Vermittler, kurz, für Leute aller Art. Die, welche weder männliche, noch weibliche Stützen, weder Diener, noch Dienstmädchen haben, werden auf diese Weise, wenn sie weitab wohnende Freunde benachrichtigen wollen, eine große Erleichterung haben können. Im übrigen sage und verkünde ich, daß man. wenn man eine Antwort zu haben wünscht, sie auf dieselbe Weise wird erlangen können. Und wenn man wissen will, wieviel das Ueberbringen eines Briefes tosten wird eine Sache, die man wohl beachten muß. damit niemand betrogen wird, so sagen wir, daß man alles für einen flachen Sou haben kann." Man konnte sich die Antwort sickern, wenir man zu dem ersten Zettelchen mit demport pay6u noch ein zweites hinzufügte. Das Rückporto wurde also auch gleich miterfunden. Eine unterirdische Postbah». Die Beförderung der Post durch die vom Verkehr überlasteten Straßen Londons   erfordert zurzeit etlva 1000 Postwagen und einen Kostenaufwand von einer Million Mark im Jahre. Um diese Kosten zu verringern und um besonders eine raschere Beförderung zu ermöglichen, plant die Loudaner Posi» Christliche Werbeagenten für die Zechenherren. Riesige Summen Geldes werden von einer Anzahl Bergwerke deS Ruhrgebiets für das Anwerben von billigen und willigen Arbeitskräften jährlich verausgabt. ES gibt Bergwerke im Ruhr« gebiet, die ununterbrochen Agenten unterwegs haben. Goldene Berge werden den Arbeitern versprochen, die sie aber nie zu sehen bekommen. Dieses Geschäft deS LeutewerbenS für die Bergwerksunternehmer betreiben jetzt Agitatoren des.christlichen' Gewerkvereins der Berg­arbeiter. Auch ein katholischer Geistlicher übt sich darin. Die ultramontaneFuldaer Zeitung'(Ausgabe vom 28. März 1912) brachte folgendes Inserat: .Dauernde Beschäftigung gegen hohen Lohn finden Arbeiter im Alter von 16 bis 40 Jahren. Arbeitsuchende erfahren näheres beim Bergmann Franz Bischof. Die Lohn« und Arbeitsverhältnisse sind in Fulda  , wie überhaupt in Hessen  , die denkbar schlechtesten und so glaubte derChristen- führer' Bergmann Franz Bischof aus Botttop einen guten.Fisch- zug" machen zu können. Denjenigen, die sich auf dieses Inserat meldeten, teilte Bischof mit, daß er kein Agent sei, sondern sich nur auf der Durchreise befände. Nach dem Grunde befragt, warum er denn Arbeiter anwerbe, erklärte Bischof: .ES sind bis jetzt vieleNote" dort in Bottrop   gewesen; diese sind ober beinahe heraus. Die letzten.Noten' sollen heraus- fliegen und dafür neue Arbeiter eingestellt werden, die sich aber christlich organisieren müssen. Der Lohn beträgt 6,30 bis 6,60 M. Wer an meinen Angaben bezüglich des Lohnes usw. zweifelt, der mag sich an den katholischen Pfarrer Neuhaus in Boy  (Bottrop  in Westfalen  ) wenden, der wird die nötige Auskunst geben, sowie auch für Logis und alles weitere sorgen." Der Bergmann Franz Bischof aus Bottrop   ist eine Lokalgröße des christlichen Gewerkvereins. Auch wird er von diesem als Redner benutzt, um die Bergleute für die Streikbruchziele des Gewerkvereins zu begeistern. Einige Arbeiter, die sich nun mit einer Anfrage an den Pfarrer wandten, erhielten von dem geistlichen Herrn folgende Antwort: Botirop-Boh, 31. 3. 12. Mein lieber Herr... vorausgesetzt, daß Sie reckt gesund und noch im besten Alter stehen, können Sie hier jeden Tag auf Zeche Arenberg-Fortsetzung Arbeit erhalten; der Lohn ist ja nicht sofort so hoch, über 4 M., und steigt bei Geübten bis 6 M. Kommen Sie erst ohne Familie, um sich passende Wohnung, vielleicht mit Land und Stallung, zu suchen. Falls Sie ein halbes Jahr hier sind, zahlt die Zeche die Reise, legt sie auch erst aus, auf Wunsch, und hält sie zunächst vom Lohn ab, gibt aber später zurück. Kostgeld und Wäsche beträgt 66 60 M. pro Monat. Manche lassen sich Fleisch von Hause kommen und haben halbe Kost, was viel billiger ist. Hier ist ein kräftiger christlicher Gewerkverein und Arbeiterverein. Schreiben Sie Karte, wann Sie kommen und wie viele mitkommen, damit Ihnen Logis besorgt wird, und ob Sie ganze Kost wünschen. Sie fahren bis Essen   oder Alten- essen; von da mit der elektrischen Bahn bis Horst, wo Sie aus- steigen bei Wirt Hollmann, da den Koffer stehen lassen können und ihn von hier mit Karre abholen. Sie gehen von Horst nach hier(Boy) Vs Stunde und können bei mir einkehren. Bringen Sie recht viele brave Leute mit. Besten Gruß I NeuhauS, Pfarrer.' Bringen Sie recht viele brave Leute mit l Wunderbar I So weit ist es also gekommen mit der ultramontanen Skrcikbruchhcrrlichkeit. Durch die Streikbruchparole konnten die.Roten' nicht vernichtet werden, so liefert jetzt der christliche Gewerkverein den Unternehmern gute brave Leute", die an die Arbeitsplätze derRoten' gestellt werden und die selbstverständlich in den christlichen Gewerkvcrein eintreten müssen. Die Ausbeute war aber selbst in dem stammen Fulda   sehr gering. Auch eine mit großem Tamtam einberufene Versammlung, auf die durch Plakate die ganze Bevölkerung Fuldas aufmerksam gemacht wurde und in der neben dem Herrn Bischof auch noch der Arbeitersekretär Stieler aus Gladbeck   die nöttge .Aufklärung' über den Streik verbreiteten, brachten keinen besseren Erfolg. Vierzig Versammlungsbesucher hatten sich eingefunden, und in der Diskussion mußten die Herren noch ein kleines Privatissimum über sich ergehen lassen, das ihnen der Bezirksleiter Reddigau   vom Verwaltung nach demPrometheus", die Anlage einer Untergrund- bahn, die ausschließlich dem Postverkehr dienen soll. Zur praktischen Erprobung soll zunächst eine über 10 Kilometer lange Strecke zwischen Hauptpost, Hauptpaketpostamt und einigen anderen Post-' ämtern gebaut werden. Der Tunnel wird 2,3 Meter Durchmesser erhalten und zwei Gleise von 0,6 Meter Spurweite aufnehmen können. Die auf diesen Gleisen fahrenden kleinen Motorwagen werden elektrisch angetrieben und erhalten selbsttätige Steuerung, so daß keine Bedienungsmannschaften mitfahren müssen. Die Höchst« geschwindigkeit der Wagen fall etwa 66 Kilometer in der Stunde be­tragen, und das wird ausreichen, um auf der Probestrecke stündlich 36 000 Postsäcke an ihren Bestimmungsort zu schaffen. Notizen. EineOrchideen- Aus st ellung' der Deutschen  Gartenbau-Gesellschaft findet von Freitag, den 12., bis einschließlich Sonntag, den 14. April, im Abgeordnetenhause(Prinz-Albrecht-Str. 6) statt. Sie ist von 107 Uhr geöffnet. Eine Ausstellung des Instituts für angewandte Psychologie findet int Aulagcbäude der Universität(Kaiser- Franz-Josefs-Platz, ehemalige kgl. Bibliothek) am 12. und 13. April von 26 und Sonntag, den 14. April, von 112 Uhr statt. Sie ist allgemein und unentgeltlich zugänglich. Kunst chronik. Der Salon von Paul Cassirer   eröffnet am Freitag eine neue Ausstellung, die Bilder Paul CozanneS, Por- trätS, Landschaften und Stilleben enthält. Außerdem sind Werke von Maria Slavona   und G. H. Wolff, von Degas  , Sisleh, Lieber- mann, Slevogt vertreten. Bühnenchronik. Emmh D e st i n n wird in der Komischen Oper als Gast auftreten und zwar Sonnabend, 27. April. imTiefland", am 29. April in»Der verkauften Braut" und am 1. Mai in derToska". M u s i k ch r o n i k. Franz v. B I o n, der frühere Dirigent deS Berliner   Tonkünstlerorchesters, wird im nächsten Winter wieder in Berlin   konzertieren. Er wird ein eigenes Orchester gründen und in verschiedenen Stadtteilen abwechselnd spielen. DaS Programm soll im Genre der ehemaligen Bilse-Konzcrte gehalten sein. Holbein   im Lande der Barbaren. CineS der berühmtesten Gemälde Holbcins, dasPorträt der Margarete Wyatt", ist an einen großen.Kunstsammler' nach New Dork zun, Preise von 1 Million Mark verkauft worden. Es ist YieS das erste Gemälde Holbeins, das nach Amerika   geht. Eisenlager in Pennfhlvanien. Im Herzen des Staates Pennsylvanien  (200 englische Meilen von Philadelphia   und von PitSburg  ) sind gewaltige Ablagerungen reinen Eisenerzes auf- gefunden worden, deren Umfang auf weit über eine Milliarde Tonnen geschätzt wird. Für die Stahlindustrie Amerikas   ist diese Entdeckung von der allergrößten Bedeutung, um so mehr, als die Lager inmitten der Gebiete der Stahlindustrie liegen. Man vergleicht die Be- deutung dieser Entdeckung mit der ersten Auffindung von Gold im Jahre 1L1S.