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Gcwerkfcbaftlicbca. parteiknccbtc. Achimpfen. Verdrehen, Fälschen und Verleumden ist die starke Seite des Führertums vor und hinter den Kulissen der Zentrumsgewerkschaften. Sie denunzierten die freien Gewerk­schaften als Knechte der sozialdemokratischen Partei. Fromm und frech logen sie weiter, das Knechtsvcrhältnis fordere Preis- gäbe von Arbeiterinteressen. In zwei Artikeln, in den Nr. 64 und 75 desVorwärts" schilderten wir das Verhältnis zwischen Partei und Gewerkschaften, soweit die Sozialdemokratie und das Zentrum in Frage kommen. Das Herausstellen unbe- streitbarer und bekannter Tatsachen hat die Christen arg der- schnupft, denn es beweist klipp und klar folgendes: Die freien Gewerkschaften sind wirklich frei, ihr Verhältnis zur Sozialdemokratie bedeutet eine Machtstärkung für sie, und verstärkt ihren sozialpolitischen Einfluß, bedingt aher keinerlei Opfer. Niemals haben die freien Gewerkschaften im Inter­esse der Partei auf gewerkschaftliche Forderungen verzichtet. Die christlichen Gewerkschaften dagegen sind abhängig von der Z e n t r u m s p a r t e i. Deren parteipolitischen Bedürf- nisse verlangen sehr oft eine Preisgabe gewerkschaftlicher Forderungen und von Arbeiterinteressen. Die christlichen Gewerkschaftsführer fügen sich unbedingt solchen Parteian- sprüchen und verteidigten die Bekämpfung der von christlichen Gewerkschaften erhobenen Forderungen. Anerkanntermaßen sind die christlichen Gewerkschaften sogar in ihrer Taktik und ihrem Bestände von einem dritten Willen, dem der katholischen Kirche , abhängig! Unleugbar ist somit bewiesen, daß die christlichen Gewerkschaften in ihrem Wesen und ihren Aktionen unfrei sind, daß sie in einem den Arbeiterinteressen schädigen- dem Abhängigkeitsverhältnis zur Zentrumspartei stehen. Daß die Christen in ihrer bekanntenBescheidenheit" auf eine sachliche Diskussion über diese Frage verzichten würden, konnte man sich denken. Solchen unbequemen Sachen geht man gern aus dem Wege. Es kam wie wir voraus sagten, man schwindelt einfach weiter, unterschlägt den Lesern der politischen und gewerkschaftlichen Zentrumspresse was sie nicht wissen dürfen. Ohne etwas von dem Inhalt unserer Artikel anzuführen, konstatiert dieKöln . Volkztg.", diese sich immer sehr ehrsam gebende Dame, daß derVorwärts" einen vom Parteivorstand und der Generalkommission der Gewerk- schaften unterzeichneten Aufruf zwecks Unterstützung der streikenden Bergarbeiter veröffentlicht habe!-- Das sollen die unschuldsvollen Leser als Beweis für das Abhängigkeits- gefllhl der Gewerkschaften von der Partei hinnehmen. Noch reizender macht es dieWestd. Arbeiterztg." des Herrn G i e s b e r t s. Zu unserer Feststellung, daß hier wie dort eine Personalunion bestehe, christliche Gewerkschaftler im Zentrum, freie in der Sozialdemokratie in leitenden Stellen tätig seien, bemerkt das Blatt entrüstet, christliche Gewerk- schaftler gehören nicht nur dem Zentrum, sondern auch der nationalhberalen Fraktion und der christlich-sozialen Partei an. Allerdings, wir haben die Schande der Christen nicht scharf genug betont. Zwecks Dekorum der Jnterkonfessionali- tät lassen sie einen Antisemiten, Behrens, als hervorragen- den Christengewerkschaftler paradieren. Wenn wir solche Un- stimmigkeiten in einer sogenanntenneutralen" Gewerkschaft nicht als etwas Typisches hervorhoben, dann beweist das eben unsere Sachlichkeit. Noch mehr gilt das mit Bezug auf den nationalliberalen christlichen Gewerkschaftler. Damit ist der in Bochum gewählte Vertrauensmann der Großindustriellen, der verrufensten Scharfmacherei, H e ck m a n n, gemeint. So- weit geht nämlich die Knechtsrolle der christlichen Gewerk- schaften, daß sie den bisher als Streikbrecher verschrienen H e ck m a n n mit demEhrenschein" des christlichen Gewerk- schaftlers schmücken mußten, nachdem daS Zentrum den katholischen Arbeitern seine Wahl befohlen hatte. So kommen die Christen zu Gewerkschaftsführern! Hätten wir erklärt, die christliche Gewerkschaftsbewesung sei schon voll- ständig auf den Nationalliberalismus der Scharfmacher ange- langt, würden die lieben Christen über Verleumdung ge- zetert haben: nun sie selbst ihre Schande auf den Markt tragen, zwingt uns nichts mehr, sie nicht gehörig �u beleuchten. Doch weiter! Unsere Konstatierung, daß die Sozialdemokratie ihre Mitglieder verpflichtet, soweit als möglich, irgendeiner Gewerkschaft anzugehören, versieht dieWestdeutsche" mit einem geistreichen(aha! D. R. ) und(irgendeiner" ist sehr gut! D. R. ). Die Leser sollen natürlich an Schwindeleien glauben: aber dem Schreiber der tiefgründigen Bemerkungen ist mindestens so gut eins wie uns bekannt, daß es für A ka- d e m i k e r und für Unternehmer, deren die Sozial- deniokratie doch auch unter ihren Mitgliedern zählt, keine ge- werkschaftliche Organisation gibt. Dieses(aha!) illustriert trefflich die Sachlichkeit und Höhe gewerkvereins-christlicher Diskussion. Daß sie nicht ausreicht, empfinden die Macher auch wohl selbst, darum halten sie eine niedliche Fälschung noch für erforderlich. Das Christenblatt schließt mit folgendem Knalleffekt: Wir wollen nicht verfehlen, auch dem oben zitierten Satz: jeder Parteifunktionär soll gewerkschaftlich organisiert sein" der Vollständigkeit halber noch folgende Ergänzung zu geeb-n:Und diefreien" Gewerkschaften stellen keine Beamten an, die nicht nachweisen können, daß sie seit mehreren Jahren der(sozialdemo- kratischen) politischen Organisation angehören." Die Leser solley glauben, der letzte Satz sei ein wörtliches Zitat aus unseren Artikeln. In Wirklichkeit ist es ein chritt- liches Phantasieprodukt, eine Fälschung derWestd. Arbeiter- zeitung". Und zudem ist die Behauptung wir sagen leider nicht einmal richtig. In freien Geiverkschaften gibt es in Wirklichkeit nichtsozialdemokratische Funktionäre, aber sicherlich keine sozialdemokratischen in den Zentrumsgewerk- schaften. Soweit geht deren Neutralität und Freiheit nicht, während die freien Gewerkschaften auch in dieser Beziehung tatsächlich gar keinem fremden Zwang unterliegen. Wie es mit der Neutralität der Zentrumsgewerkschasten bestellt ist, das p l a u d e rt in aller Harmlosigkeit als eine Selbstver­ständlichkeit, die offiziöseNordd. Allgem. Ztg." Nr. 87 aus. In einer Betrachtung über den inneren Kampf im Jen- trum schreibt sie: Bon praktischer Bedeutung mußte dies den konfessionell ge- mischten christlichen Gewerkschaften gegenüber werden, die man beim Kampf mit der Sozialdemokratie nicht ferner zu entbehren vermochte, während die rein katholischen Fachvereine an politischem Gewicht zu weit hinter den Gewerkschaften zurückbleiben." Also Knechte des Zentrums im Dienste des Kampfes gegen Sozialdemokratie sind die christlichen Gewerkschaften nach dem Urteile derNord. Allgem. Ztg.", die seit der von den Christenführern bewiesenen Streikbruchstrategie für diese Helden eine sehr große Liebe kultiviert und von den Christen seither auch wiederholt als Kronzeugin für ihr Wohlverhalten ins Feld geführt worden ist.__ Verantw. Redakteur: Alber« Wachs. Berlin . Inseratenteil verantw.: DieWestd. Arbeiterztg." kann die Knechtsrolle der christ- lichen Gewerkschaften nicht leugnen: sie reklamiert eigentlich nur das Anerkenntnis, daß sie auch einen antisemitischen und nationalliberalen Einschlag habe. Das ist unbestreitbar, denn auch das entspricht den Bedürfnissen und Anforderungen ultramontaner Parteipolitik, die immer den Interessen der herrschenden Sippe, nicht denen der Arbeiter dient. Berlin und Clmgegend. Die Lohnverhältnisie i» den Schraubenfabriken haben den Arbeitern oft Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben. Im November ISli) wurde nach einem voraufgegangenen Streik eine Berein- barung zwischen dem Verein der Schraubenfabrikanten und dem Metallarbeiterverband abgeschlossen. Darin wird unter anderem bestimmt, daß bei Lohnarbeit den Arbeitern nicht weniger als 60 Pf., den Arbeiterinnen nicht weniger als ST/ü Pf. pro Stunde gezahlt werden darf. Nicht alle Firmen haben diese Verpflichtung erfüllt. Es kam deshalb nicht lange nach dem Abschluß der Ver- einbarung wieder zur Arbeitsniederlegung bei mehreren Firmen. Eine Reihe von Unternehmern hielten sich dann an die Verein- barungen, andere aber gaben mit der Zeit immer mehr Anlaß zur Klage. Neuerdings haben sich die Verstöße gegen die Vereinbarung von ISll) so gehäuft, daß sich die Arbeiter und Arbeiterinnen der Schraubenbranche veranlaßt sahen, in einer am Montag abge- haltenen, stark besuchten Versammlung dagegen Stellung zu nehmen. Der Referent H a n d t k e führte unter ariderem aus, es sei doch selbstverständlich, daß auch bei Akkordarbeit die in der Vereinbarung festgesetzten Stundenlöhne erzielt werden müssen. Das treffe aber in vielen Fällen nicht zu. Der Redner führte eine große Reihe von Beispielen an, wo Arbeiterinnen in Akkord bedeutend weniger als den ihnen nach der Vereinbarung zustehen- den Wochenlohn von 26 M. verdienen. Nach diesen Angaben kommen Wochenverdienste von 12 bis 1b M. häufig vor. Ja in einzelnen Fällen geht der Wochenverdienst sogar bis 8 oder S M. hinunter. Bei den männlichen Schraubendrehern ist es nicht viel besser. Auch sie erreichen bei Akkordarbeit in vielen Fällen den festgesetzten Stundenlohn nicht. Statt 60 Pf. werden oft nur 60, 40 Pf. und noch weniger verdient. Von den Firmen, wo zum Teil erheblich weniger als der festgesetzte Stundenlohn verdient wird, nannte der Redner: Brandenburg , Erdmann u. Groß, Stärke, Butzke, Lüben n. Buse, Reiche, um nur einige Beispiele aus der Reihe derjenigen herauszugreifen, wo der Akkordverdienst der Vereinbarung nicht entspricht. Ein anderer Punkt der Verein- barung bestimmt, die Akkordsätze sollen nach �Bedarf vom 1. Ja- nuar 1311 ab so erhöht werden, daß der Stundenverdienst sich gegen früher um 7zh Proz. hebt. Auch diese Bestimmung wird nicht so durchgeführt, wie eS sein müßte. Zwar sind die Akkord- sätze nach dem 1. Januar 1311 erhöht worden. Aber dann wurden an den Arbeiten kleine Aenderungen vorgenommen, sie wurden des- halb als neue Arbeiten bezeichnet und neue Akkordsätze wurden festgesetzt, bei denen sich die Arbeiter nicht besser standen als vor dem Zuschlage von VA Proz. In der Vereinbarung wird ferner bestimmt, daß die Akkordsätze der freien Vereinbarung unter- liegen. In den meisten Fällen kommt diefreie Vereinbarung" so zustande, daß der Meister den Preis angibt und dem Arbeiter, der sich nicht damit einverstanden erklärt, zu verstehen gibt: Wem das nicht paßt, der kann gehen. Die Firmen, welche in der an- geführten Weise die Löhne drücken, behaupten, sie seien durch die auswärtige Konkurrenz dazu gezwungen, das ist jedoch nur eine Ausrede denn es gibt ja einige Firmen, welche die Vereinbarung innehalten und trotzdem nicht über die auswärtig« Konkurrenz klagen. Nachdem die vom Referenten angeführten Beispiele niedriger Entlohnung in der Diskussion noch durch zahlreiche Beispiele ver- mehrt worden waren, wurde einstimmig eine Resolution angenom- men, welche besagt: Die Versammlung erklärt, daß bei verschiedenen Firmen die gegenwärtigen Lohn, und Arbeitsbedingungen bezw. Ver- dienste nicht als solche bezeichnet werden können, wie eS nach den Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber, und Arbeitnehmerver- tretern vom Jahre 1316 zu erwarten ist. Deshalb sind die Kollegen bezw. Kolleginnen derjenigen Firmen, wo die Verein- barung nicht innegehalten wird, verpflichtet, in Betriebsver. sammlungen zu dieser Angelegenheit Stellung zu nehmen, da- mit in geeigneter Weise für eine Verbesserung der gegenwärti- gen Verhältnisse gesorgt wird. Falls es bei dieser oder jener Firma zu einem Streik kommen sollte, verpflichtet sich die Ver- sammlung, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Streikenden zu unterstützen." Der Gau 7(Brandenburg und Pommern ) des Zentral- Verbandes der Schuhmacher hielt am 14. April im Berliner Gewerkschaftshaus eine Konferenz ab. Vertreten waren 23 Zahlstellen und eine Einzelmitgliedschaft durch 43 Delegierte. Anwesend war ferner der Vorsitzende des Verbandes, Simon, sowie die Gaukommission. Beim 1. Punkt der Tagesordnung gab Hamacher einen Ueberblick über die Ge- schäftsperiode 1316/11. Er kam auf die allgemeine Lage im Gau zu sprechen, behandelte die Agitation im Gau , ließ die einzelnen Orte, wo in der Berichtsperiode versucht worden ist seitens der Organisation festen Fuß zu fassen, Revue passieren und richtete an die Delegierten den Appell, alles daran zu setzen, um den letzten Kollegen in die Reihen der Organisierten zu bringen. In den zwei Jahren wurden im Gau 462 Versammlungen und Sitzungen abge- halten. Der Mitgliederbestand stieg um 656 Mitglieder. In der Diskussion ergänzten die Delegierten den Bericht des Gauleiters; sie schilderten die Verhältnyse in ihren Orten. Hauptsächlich wurde über ungeheure Lehrlingszüchterei berichtet. Habe so ein Lehrling ausgelernt, so müsse derselbe auswandern oder zu anderen Be- rufen übergehen, da für ihn in seinem Berufe keine Arbeit zu haben ist. Beim 2. Punkt standen Anträge zum Verbandstage zur Be- ratung. Im Laufe der Debatte kam VcrbandSvorsitzender Simon in längeren Ausführungen auf die Agitation und Organisation zu sprechen. Er behandelte im besonderen die Unternchmerorgani- sation, die sich zu Bezirksverbänden zusammenschließe. Komme es zur Aussperrung, so beschränkt sich dieselbe nicht auf eine Stadt, sondern auf ganze Bezirke. Es müsse Aufgabe der Organisation sein, finanziell gestärkt dazustehen, um im Kampf mit dem Kapital auch gewappnet zu sein. Nachdem die Anträge erledigt waren, schloß der Gauleiter Hamacher mit einem Hoch auf die Gewerkschaftsbewegung die Konferenz._ Moderne Werkmeisterorganisatione«. So lautete die Tagesordnung einer öffentlichen Werkmeister- Versammlung, die, einberufen vom Lokalverein des Werkmeisterver- bandes für das deutsche Buchbindergewerbe und verwandte Berufe, am Montag im großen Saale der Arminhallen stattfand. Der Re- ferent, Ingenieur Flügger vom Bund der technisch-industriellen Beamten, schilderte den Wert einer im modernen Sinne gewerk- schaftlichen Werkmeisterorganisation für die Hebung der Wirtschaft- lichen und sozialen Lage des Standes, einer Organisation, die diese? Ziel durch Stellenlosenunterstützung, Stellennachweis, Aus- kunftei und, wenn es notwendig wird, auch durch Solidaritäts- oder Streikunterstützung zu erreichen sucht. Der Redner betonte ganz besonders, daß Unterstützungen, die nur dem einzelnen Mitgliede oder seinen Hinterbliebenen zugute kommen, nicht, wie dies beim Deutschen Werkmeisterverband" der Fall ist, in den Bordergrund gestellt werden dürfen, sondern daß die Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse und die Wahrnehmung der wirM>aftlichen Interessen die Hauptaufgabe der Organisation sein?nuß, und meinte, daß der Werkmeisterverband für das Buchbindergewerbe diesen Grundsätzen entspricht. In der Diskussion versuchte ein Redner, für den Deutschen Werkmeisterverband, der seinen Sitz in 'TstGl-cke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u, Lerlagsanstal« Düsseldorf hak«nd sich der Gunst der Prknzstxcke und der Be« Hörden rühmt, Propaganda zu machen, hatte damit aber keinen Er- folg. Der Verlaus der Versammlung bewies vielmehr, daß man allgemein mit dem Referenten einverstanden war und in dem Werkmeisterverband für das Buchbindergewerbe und verwandte Be- rufe die zuständige und zweckentsprechende Organisation erblickte» Deutrches Reich. Zum Kampf tu der Frankfurter Metallindustrie. Frankfurt a. M., 16. April. (Privattelegramm des.Vorwärts".) Auf Anregung von Arbeitgeberseite wurden Verhandlungen ein- geleitet zwischen den beiderseitigen Kommissionen, jedoch ohne Or« ganisationsvertreter. Nach dreimaligem stundenlangen Verhandeln wurde darauf am Montag abermals vertagt, jedoch stellten die Arbeitgeber den Kommissionsvertretern eine weitere Verhandlung in Aussicht. Leber daS Ergebnis wird beiderseitig Stillschweigen bewahrt. Inzwischen bemühen sich die Unternehmer, durch Inserate in auswärtigen Blättern Arbeitswillige anzulocken und durch das System der schwarzen Listen Abreisende zu boykottieren. Die Listen der Adler-Werke enthalten 2995 Namen, der Firma Mayfarth u. Co. 535 Namen, der Firma Fries Sohn 431 Namen fein säuberlich nach dem ABC mit Angabe des Beruf? geordnet. Die Listen sind in Druck gelegt und tragen das Altenzeichen: Zu Nr. 67 s/1g12, 56 und 46. Zuzug van Metallarbeitern jeder Art, Holzarbeiter«, Lackierer« rmd Sattlern ist unbedingt fernzuhalten. Die orgauifierten Schuhmacher von Barme« reichten vor einiger Zeit an die Unternehmer Lohnforderungen ein. Obgleich die Löhne erbärmlich schleckt find und seit 6 Jahren keine Erhöhung mehr staltgefunden hat, lehnte die Sckuhmacherinnung mit 27 gegen 16 Stimmen die Bewilligung jeglicher Erhöhung ab. In einer am Sonntag abgehaltenen Versammlung nahmen die Gehilfen zu diesem, jedem sozialen Empfinden Hohn sprechenden Entscheid Stellung und beschlossen einstimmig, am Dienstag, den 16. April die Kündigung einzureichen, um durch einen Lohnkampf ihr« berechtigten Forderungen durchzusetzen. Ausland. Der österreichische Transportarbeiterverbanb berichtete«ruf seiner Generalversammlung zu Ostern über folgende Steigerung der Mitgliederzahlen: 1364: 1433; 1966: 6736; 1369: 9649; 1811: 16 436. Ueber die Hälfte der Mitglieder sind in Wien , die Mit- gliederzahl in der Provinz ist infolge dcS Separatismus und Ratio. nalismus zurückgegangen. )?iis der frauenbewegune� Das Erwachen der japanischen Frauen. Dem Parlamente von Japan lag vor kurzem ein Antrag auf Aufhebung des für Frauen und Jugendlichen bestehenden Verbots der Teilnahme an politischen Versammln»- gen vor. Auf Verlangen� der Regierung wurde er einem Ausschuß zugewiesen, aber von diesem einstimmig abgelehnt. Der Be- richterstatter im Plenum brachte die«ruck im Abendland nicht ganz unbekannten Redensarten vonVernachlässigung der Haushaltung, Störung des Hausfriedens, Zerreißung der Familie" und der- gleichen vor, die von dem Antragsteller, Hine, entschieden bekämpft wurden. Dieser betonte, man dürfe die Frauen Japans nicht mit denunverschämten Frauenzimmern Europas und Amerikas" ver- gleichen. Sie feien vielmehr fügsam und gelehrig. DaS gehe schon daraus hervor, daß die meisten japanischen Staatsmänner sich mit Wissen und Zustimmung ihrer Frauen Konkubinen hielten. Welche amerikanische oder europäische Frau würde sich das gefalle« lassen? Dieser Lobgesang konnte den Antrag ebensowenig retten, wie der Hiniveis eines anderen Redners darauf, daß daS Verbot auS der Zeit des Saigon-Aufstands(1877) stamme, und daß darin Frmie« auf eine Stufe gestellt wurden mitRäubern, Spitzbuben, Brand- stiftern und Liberalen". Es blieb bei der Ablehnung. Trotz dieser politischen Rechtlosigkeit wird von manchen Seiten der japanischen Frau großer Einfluß zugeschrieben. Wie.Daily News" berichten, weisen viele Kenner des fernen Osten« der Krau in Japan die überragende Stellung zu. Ihr Einfluß fei zwar, weil auf das Innere des Hauses beschränkt, verborgen, aber um so wirksamer. Ein sehr erfahrener Diplomat erklärte, keine Umgestal- tung von größerer Tragweite könne ohne Zustimmung der Frauen durchgesetzt wenden. Diese aber sei bei dem konservativen Charakter der puppenhaftem von den Weltereignissen wenig berührten Frauen nur sehr schwer zu gewinnen. Um so interessanter ist eS, daß trotz des Widerspruchs der Herren Gesetzgeber sich nun eine geistige Selbständigkeit auch in diesen dunklen Winkeln zn regen beginnt. Den Anstoß gab die Aufführung einer japanischen Uebersctzung von Ibsens Nora oder ein Puppenhcim", die in weiblichen Kreisen Sensation erregte. Eine Frauenzeitschrift,Seito", widmete dem Drama eine ganze Nummer. Die UnWürdigkeit der einem Haustier gleichgestellten, rechtlosen und allein auf den hintenherum wirkenden HaremSeinflnß angewiesenen Frau wird mehr und mehr anerkannt. Am Ende wird es wohl auch nicht möglich sein, neben den zum vollen Bürger- recht zugelassenen Frauen Chinas und Amerikas die japanische Frau dauernd als bloßes Werk- und Spielzeug des Mannes zu behandeln. (Siehe auch 2. Beilage.) KctzU Nachrichten. Zu dem Untergang derOtanie". London , 16. April. (W. T. B.) Die Liste der gerettete» Passagiere derTitanic" enthält noch folgende, möglicherweise deutsch « Namen: Frau Mathilde Weiße und Fräulein Susanne Webber; fernex die Passagiere zweiter Klasse: Baron Drachsted. Hanna Abelson, Ada Doling, Else Doling und Emilie Ru<m Halifax, 16. April. (W. T. B.) Das KabelschiffMinia " berichtete heute nachmittag drahtlos, daß es ein« große Menge von Schiffstrümmern, aber keine Boote derTitanic " oder deren Trüw- mern gesichtet habe. Diese Nachricht zerstört dieHoffnung. daß dieMinia ", welche bei Cape Race ankerte, als dieTitanic " zuerst um Hilfe rief, noch einige Ueberlebrnde aufgenommen habe. New Dork, 16. April. (W. T. B.) Wie der französische Dampf«- Niagara", der hier eingetroffen ist. berichtet, befand er sich am Mittwochabend ganz nahe der Stelle, wo dieTitanic" gesunken ist und stieß dort so stark gegen einen Eisberg, daß der Kommandant drahtlos Notsignale absandte. Es herrschte dichter Nebel. Das Schiff, welches mit verminderter Schnelligkeit lief, stieß zuerst mehrmals gegen kleinere Eisschollen, als plötzlich ein heftiger Stoß erfolgte. Die Passagiere, die gerade beim Diner saßen, stürzten zu Boden; Schüsseln und Gläser wurden durch die Wucht des Anpralles im Speisesaal durcheinander geschleudert, so daß sie klirrend zerbrachen. Angsterfüllt eilten die Passagiere auf Deck. Der Kommandant stellte sofort eine Untersuchung an und sandte dann drahtlos die Meldung ab, daß das Schiff mit eigener Kraft New Dork erreichen könne. » t* Hamburg, 16. April. (23. T. B.) Die n o r d a t,l a n t i s ch e n Schiffahrtsgesellschaften beschlossen im Hinblick auf das in diesem Jahre ganz ungewöhnlich früh konstatierte und starke Auftreten von Treibeis im Gebiet« der für die nordamcri- konische Fahrt international vereinbarte:! Dampferwcge den süd» licheren Sommerkurs bereits jetzt zu wählen. PaulSingerLCo., Berlin L>V. Hierzu 3 Beilagen v. UnterhaltungZbl.