b'ök der Ardeli serffgedliedsn sei, MZ desaht wurde. Der Slreikeüde sollte„Streikbrecher" gerufen, einen Revolver ohne Waffenschein mit sich geführt und einen Arbeitswilligen mit einem Stein ge- schlagen haben. Urteil: 6 Monate Gefängnis und 60 M. Geldstrafe. � (u„Arbeitswilliger" auch eine Beleidigung? *' In einer Sache gegen eine Hebamme, die„Sch macht. läppen" gerufen haben sollte, die aber freigesprochen wurde, wollte der Staatsanwalt auch das Wort„Arbeitswilliger" zu einer Beleidigung stempeln. Also ein Wort, das mit Absicht von Unternehmern, bürgerlichen Blättern, Behörden und— Staats- anwälten gewählt wird, um die kapitalistische Bravheit der Streik- brecher recht rühmend hervorzuheben. Der Verteidiger erklärte in dem Fall, bisher werde schon bei der Ahndung von Streik- brecherbeleidigungen über die Grenzen des Denkbaren hinaus- gegangen. Nun solle auch das Wort„Arbeitswilliger" beleidigend sein. Der Verteidiger zitierte dann Sätze aus einer Schrift des Genossen Rechtsanwalt Dr. Weinberg-Berlin, wonach auch die prüdeste alte Jungfer keinen Anstoß an Worten nehme, die bei Streikbrechern als beleidigend angesehen würden. Der Staats- anwalt ließ noch nicht locker; er kam wieder mit der Weisheit, daß Worte, die„a n s i ch" keine Beleidigung seien, doch beleidigend werden könnten, wenn usw. Auch die Worte„Bismarck " oder „Moltke" könnten zur Beleidigung werden. DaS Gericht betonte, daß die Worte:„Er arbeitet auch, das ist ein Arbeitswilliger!" auch dann, wenn erwiesen, nicht als Beleidigung gewertet worden seien. Die Streikenden gebrauchen allerdings das Wort Arbeits - williger ebensowenig rühmend wie das Wort Streikbrecher, soweit hat der Staatsanwalt recht. Die Streikenden finden aber im Streikbruch überhaupt nichts Rühmendes. Wenn aber die Verachtung„an sich" das „Verbrecherische" sein soll— und darauf läuft die Sache doch hinaus!—, dann verhafte man doch lieber gleich alle Streikenden, wie es S t i n n e s ja beim Streik der Maschinisten auf der„Union " verlangt haben soll! Denn dann sind alle Streikenden Schwerverbrecher. Spricht man doch von st i l l- schweigender, eisiger Verachtung! Wer also von den Streikenden gar nichts sagt, ist darum doch ein arger „Sünder".— Wie lange wird es übrigens noch dauern, bis das Sehnen des StaatsamoaltS erfüllt und auch das Wort„Arbeits- williger" zum Majestätsverbrechen wird? Dem„Beleidigten" in der Sache war übrigens schon früher bei einer anderen Streik- anklage nachgewiesen worden, daß er bei einer Witwe ins Schlaf- zimmer gekommen ist und ihr„unsittliche Anträge" gemacht hat. Der Streikbrecher mußte zugeben, daß ihn die Witwe dieserhalb in seiner Wohnung in Gegenwart seiner Frau zur Rede ge- stellt hat. Singe, wem Gesang gegcgeben. Drei junge Burschen, die von der Musterung kamen, waren beschuldigt, ein Turnerlied gesuligen und, gewissermaßen als Re- frain, wiederholt das Wort„Streikbrecher" zwischendurch gesagt zu haben. Urteil: je 30 M. Eine„Beleidigung" durch Bratkartoffeln. Der„schwere" Fall, daß eine Polenfrau just dann Kartoffeln briet und die Pfanne zur Abkühlung ans Fenster hielt, als die Streikbrecher vorbeikamen, wurde noch einmal gründlich auS- geschöpft. Es wurde erörtert, ob es üblich ist, daß Bergmanns- frauen zwischen 4 und b Uhr nachmittags Kartofseln braten, und als eine Zeugin dies bejahte, spezifizierte der Vorfitzende den Kasus auf die weitere Frage, ob es auch dann geschehe, wenn die Kinder erst Jahre alt seien. Der Vorsitzende meinte, er hätte auch Kinder. Wahrscheinlich konnte sich der Jurist in dem Augenblick nicht entsinnen, daß in seiner Familie öfter nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr Kartoffeln in der Pfanne ge- braten werden. Der Staatsanwalt hielt die Sache für„nur halb so schlimm"; er beantragte 20 M. Geldstrafe. Das Gericht setzte 30 M. fest und hob strafmildernd hervor, daß die Polenfrau die Kartoffeln gerade in der Pfanne hatte, daß sie also nicht entgegen der.Haui.ordMNg extra und besonders Kartoffeln gebraten hatte. Ser Krieg. Nach der Demonstration. Konstantinopel , 20. April. Zahlreiche Dampfer, dick in den Archipel und inS Mittelmeer abgehen sollten, sind im Hafen ver- blieben. Die Tclegraphenverbindungen mit dem Archipel und den Küsten Kleinasicns sind unterbrochen; der Postdienst wird durch die anatolischcn Bahnen versehen. Die Italiener haben die Kabel Attischen den Dardanellen in Tenedos, LemnoS und Saloniki zer» schnitten. Die Verbindung zwischen SamoS und der Küste wird durch optische Telegraphen aufrecht erhalten.— Blättermeldungen zufolge ist der Kommandant der Dardanellen. General Hifzi, in Konstantinopel eingetroffen. Er bestätigte, daß zwei italienische Kriegsschiffe beschädigt worden sind. Das Gerücht, daß das Aus- fahren der Schiffe nach dem Schiwarzen Meere verboten worden sei, wird dementiert. Ebenfalls ist die Nachricht von einem Bombarde- ment der Stadt Aiwali unrichtig.— Die türkische Presse drückt ihre Freude darüber aus, daß die italienische Flotte sich zurückgezogen hat. Sie stellt die Wirkungslosigkeit des Bombardements fest. Ein« Kundgebung der italienischen Regierung. Rom , 20. April. Die Agenzia Stefani veröffentlicht folgendes Communique: Die Behauptungen, die der Abgeordnete von Pantz im österreichischen Abgevrdnetenhause in seiner Interpellation auf- gestellt hat, daß die italienische Regierung Versicherungen gegeben habe, den Kriegsschauplatz nicht auf europäisches Gebiet auszu- dehnen, sind ungenau. Die italienische Regierung erklärt, niemals das Gebiet ihrer kriegerischen Aktion beschränken zu wollen, abge- sehen von den adriatischen Gewässern und dem jonischen Meer, wo ein kriegerisches Vorgehen gegen die italienischen Interessen gewesen wäre.~ J Die Wirkung der Dardanellenfperre. Odessa , 19. April. Das Börsenkomite« hat über die durch die Beschießung und die Schließung der Dardanellen ge- schaffen« Lage beraten und beschlossen, die Ruhe zu bewahren und, bis die weitere Entwickelung der Dinge aufgeklärt ist, die Opera- tionen in Getreide nicht aufzuhalten. Die Ladearbeiten im Hafen und die Ausführung der früher abgeschlossenen Geschäfte werden fortgesetzt. Die Vorschüsse auf Konnossemente werden wie gewöhn- lich gegeben. Alle Schisfahrtsgesellschasten, die den Verkehr zwischen Odessa und fremden Häsen verschen, nehmen keine Ladungen mehr an und verkaufen keine Fahrscheine mehr. Aufhebung der Sperre in Aussicht. Konstantinoprl, 20. April. Wie versichert wird, soll die türkische Regierung in Anbetracht der Schwierigkeiten, die sich einer dauern- den Schließung der Dardanellen entgegenstellen, beschlossen haben, dieselben für die Schiffahrt wieder zu öffnen. Die Verproviantierung Konstantinopeltz. Koust-ntin-pel, 20. April. Die Stadtpräfektur veröffentlicht ejne Mitteilung des Inhalts, die Regieruns hahe reKtzeitig«j die Verströblantleruklg Set Haußkstadk gessachk unB für das Vorhandensein genügender Vorräte an Mehl, Getreide und anderen Lebensmitteln gesorgt. Die Personen, die die Brotpreise in die Höhe zu treiben suchten oder durch Verbreitung beun- ruhrgender Nachrichten die Gemüter erregen würden, sollen vor das Kriegsgericht gestellt werden. Aufschiebung der Jtalienerausweisung. Konstantin-pcl, 19. April. Der Ministerrat hat heute über die Ausweisung der Italiener beraten und, wie es heißt, beschlossen, diese Maßnahme bis zu einem neuen Bombardement auszu schieben. Vom tripolitanischen Kriegsschauplatze. Tripolis , 20. April. (Meldung der Agenzia Stefani.) Gestern nacht eröffnete eine Gruppe von etwa 200 Arabern das Feuer auf Gargaresch, wurde jedoch durch zwei Kanonenschüsse und Ge- wehrfeuer zerstreut. Laut Nachrichten aus dem feindlichen Lager sind die Lebensmittelpreise dort merklich gestiegen.— Am 18. April beschoß eine Gruppe gedeckt liegender Feinde das neue Fort bei T o b r u k. Als das Feuer gegen Abend stärker wurde, brachte die italienische Artillerie den Feind zum Schweigen. Auf italienischer Seite gab es keine Verluste. Am selben Tage wurden feindliche Gruppen, die vor S i d i Said bei Fort Buchamez erschienen, durch das Feuer der Marineartillerie zerstreut.— AuS Tunis wird gemeldet, daß die Besetzung der Halbinsel Macabez und des Forts Buchamez den Verkehr auf den Märkten, auf denen die türkischen Armeelieferanten Proviant aufkauften, stark gestört hat. Bis jetzt ist kern Korawanendienst von Ben Gardane eingerichtet worden. Viele Araber sind mit Schwerverletzten zurückgekehrt. Diese Flucht- linge melden, daß in Zuara große Panik herrscht."/ Die Revolution In China . Gespannte Situation in der Mongolei . Kulbscha, 20. April. (Meldung der Petersburger Telegraphen- agentur.) I u a n s ch i k a i hat Huan zum Präsidenten des Iii- gebietes und den Gouverneur von Urumtschi zum Präsidenten der Provinz Hsinchiang ernannt. Der letztere wünscht, die beiden Pro- vinzen zu vereinigen und an ihre Spitze zu treten, hiergegen aber protestiert Huan. Beide halten bei Schicho Truppen in Bereitschaft, bis die Verhandlungen, deren Erfolg jedoch für zweifelhaft gilt, beendet sind. Alle Mongolen des Jligebietes haben sich für unabhängig er- klärt und die Beziehungen zur chinesischen Republik abgebrochen. Die Versuche, ihren Entschluß zu erschüttern, sind erfolglos geblieben. An verschiedenen Orten ist es zu Zusammenstößen gekommen, in deren Verlauf es auf beiden Seiten Verwundete gab.— Auch unter den Kirgisen ist eine Gärung zum Ausbruch gekommen. Hus der parte!« Zweierlei Recht in Oldenburg . In Nordenham im Großherzogtum Oldenburg reichte unser Vertrauensmann bei dem Grostherzoglichen Amt ein Gesuch ein, in dem um die Erlaubnis zur Abhaltung eines Tanzkränzchens am 1. M a i gebeten wurde. Nach einigen Tagen erhielt er fol- genden Bescheid: „Die erbetene Erlaubnis zur Veranstaltung einer Tanz- bclustigung am 1. Mai� d. I. kann nicht erteilt werden, da offent- liche Bälle— Volksbälle und Vereinsbälle mit Zulassung von NichtMitgliedern— regelmäßig nur an Sonntagen, sowie am Neujahrstag, Ostermontag. Pfingstmontag, zweiten Weihnachts- tag und Erntefest zugelassen werden. Ein Grund, von dieser Regel eine Ausnahme zu machen, liegt nicht vor. Z e i d l e r." Natürlich wird in dem angeblich liberal regierten Oldenburg nur Sozialdemokraten gegenüber in dieser Weise verfahren,; am 10. April erst hatte ein Gesangverein am selben Ort die Erlaubnis zur Abhaltung eines gleichen Vergnügens erhalten, und im benach- harten Einswarden ist dem dortigen Feuerwehrverein gleichfalls bereits die Erlaubnis zu einer ähnlichen Veranstaltung erteilt worden. Dabei hat unser Verein in all den Jahren sich nicht das geringste zuschulden kommen lassen. Bekanntlich ist ja auch für dieses Jahr der im Vorjahr genehmigte Maiumzug in Rüstringen verboten worden._ Der Maiumzug in— Halle genehmigt! Wie man uns aus Halle a. S. berichtet, wird in diesem Jahre zum erstenmal der Demonstvativnszug am 1. Diai mit Ge- nehmigung der Polizei vor sich gehen. Nach dem Bericht der Mai- feierkommjission. der in der letzten Mitgliederversammlung des sozialdemokratischen Vereins gegeben wurde, ist wie alljährlich ein öffentlicher Ilmzug angemeldet worden, der sonst stets mit nichtigen Gründen fchlairkweg verboten wurde. Diesmal will die Polizei den Umzug unter gewissen Beschränkungen und Bedingungen ge- nehmigen. Die Teilnehmer der Demonstration können sich 10 Uhr morgens auf dem großen Roßplatz sammeln, und dann in ge- schlossenen Reihen durch vier Straßen mit Musikbegleitung nach dem Arbeiterheim— Volkspark— marschieren. Das ist gewiß nicht viel für Hallesche Verbältnisse, aber doch immer etwas. Man erblickt in dem, Verhalten der Polizei ein Entgegenkommen, und die Versammlung akzeptierte einstimmig den Umzug in der vor- geschlagenen Form. Ueber die neue Wandlung der Dinge wird man allerdings erst am Tage— des 1. Mai berichten können. Pastor Eriksen und die norwegische Sozialdemokratie. Der langjährige parlamentarische Führer der norwegischen Sozialdemokratie, Dr. Eriksen, steht nun doch auf dem Stand- Punkt, daß ihm die Sache der Partei wichtigcu ist, als die des ReichssprachvereinS, und die sozialdemokratische Storthingsfraktion ist dann auch einstimmig zu der Ansicht gekommen, daß kein Grund für den Austritt Eriksens aus der Fraktion vorliegt. Genosse Eriksen hatte in der FraktionSsitzung die Erklärung abgegeben, daß er unter keinen Umständen die Kandidaten der Partei bei den Wahlen bekämpfen wende. Der Reichssprachverband werde über- Haupt nicht als politische Partei auftreten, und der Beschluß jenes Verbandes solle nur besagen, daß jedes Mitglied innerhalb seiner Partei für die Aufstellung von Kandidaten eintreten möge, die in der Sprackenfrage für das Programm des Verbandes zu haben sind. Wo das nicht gelinge, sollten für die Mitglieder des Ver- bandes nur die politischen Richtlinien der Partei ausschlaggebend sein, vre sie angehören. Uebrigens hat Eriksen am Mittwochabend in Kristiania zu einer von über 2000 Personen besuchten Versammlung über seine Stellung in der Arbeiterpartei und sein Verhältnis zum Reichs- sprachverband gesprochen. Er erklärte hier unter anderem aus- drücklich daß ihm nicht die Sprachenfrage, sondern die Sache der Arbeiter und der Partei das Wichtigere sei. Bekanntlich hatte man ihm auch zum Vorwurf gemacht, daß cv sich für seine Tätigkeit als Schlichtungsmann bei dem großen Lohnkampf im vorigen Jahre 1000 Kronen Honorar hatte auszahlen lassen von der Re- gierung. Hierzu erklärte er. daß cv gleich von Anfang an, als man ihm dies Amt übertragen wollte, ausgesprochen habe, daß er unter den augenblicklichen Verhältnissen schweren ökonomischen Schaden davon haben werde, für den er Ersatz beanspruchen müsse. Er habe nämlich die Absicht gehabt, gleich nach Schluß des Storthings nach Karlsö. oben in Nordland, zu reisen, wo er seit 19 Jahren ansässig war. um seinen Umzug nach Kristiania zu bewerkstelligen. und da er nun den Verkauf seines AnwesenS ganz einem Advo- katen überlassen mußte, mit dem er nur telephonisch einige Worte tpechseln könnt«, habe er bei der Sache 1000 Kronen Verlust er, Er habe also Sei feifffr Nlkigsci? oT* SWWyiZNWM durchaus nichts verdient, sondern nur zugesetzt.~; 1— polizeiliches, Seri ehrliches üb»." Bon den Wahlplakatprozessen in Halle. Am letzten Freitag beschäftigte sich zum erstenmal die Be- rufungsinstanz— Strafkammer— mit dem am 12. Januar bean» standeten Wahlplakate. Bekanntlich wurden die einheitlichen Plakate fast in allen Städten Deutschlands unbeanstandet auf- gehängt und umhergetragen. Das Amtsgericht verurteilte hier jedoch mehrere Genossen wegen Verstoßes gegen§ 9 des alten preußischen Preßgesetzes vom 12. Mai 1851. da das Plakat mit einem anderen, als dem na'ch§ 9 jenes Gesetzes zugelassenen Inhalt versehen gewesen sei. Es trug die Aufschrift:„Wählt Fritz Kunert , uieder mit den Volksausbeuteriv usw." Unsere Genossen beriefen sich auch vor der Strafkammer auf die Gewerbeordnung, nach der an Wahltagen zum Ver- teilen von solchen Druckschriften eine Polizeierlaubnis nicht er» forderlich sei. Die Strafkammer stellte sich jedoch auf den Stand- Punkt, daß die Gewerbeordnung hierbei nicht in Frage komme, da es sich nicht um ein Verteilen, sondern um ein Aushängen und Herumtragen von Druckschriften gehandelt habe. Es soll also hei der Bestrafung unserer Genossen bleiben. Höfliche Einladung. Der Erste Staatsanwalt Schmidt zu Görlitz hat den Ge- schäftsführer der Wiener Volksbuchhandlung, den Genossen Heydt mann, zum 1. Mai vor die Strafkammer zu Görlitz ge- laden, um sich dort wegen der vom Staatsanwalt konfiszierten Hefte der„Glühlichter" und des Bachschen Werkes„Die Wiener Revolution von 1848" zu verantworten. Nach den Bemerkungen unserer österreichischen Parteiblätter zu schließen, scheint der Wiener Genosse nicht die Absicht zu haben, die Maisejer M G»r- litzer Kappgerichtsgebäude zu begehen. Jugendbewegung. Rote Radaubrüder. Unter dieser Stichmarke bringt der sattsam bekannte Pfarrer und Jugenderzieher Wilhelm Jl genstein einen Beitrag in Nr. 88 des frommen„R e i ch s b o te n". Natürlich springt der Herr Pastor darin mit den Tatsachen, nun sagen wir milde, recht will- türlich um. Im Kampfe gegen den roten Drachen müssen aber auch einem„Diener vom göttlichen Wort" alle Mittel recht sein. Der Ausgangspunkt seines Artikels war eine am 27. März in Neukölln vom Zweigverein des evangelischen Bundes einberufene Versammlung. Das Thema lautete:„Aus dem Lager der roten Jugendbewegun g". Herr Jlgenstein behauptet aber fromm und frei in seinem Artikel, das Thema habe gelautet:..Der Kampf um die Jugend". Daß ein solch aufreizendes Thema nicht ohne Wirkung auf„das Lager der roten Jugend" blieb. konnte er sich wohl denken. Sein Vortrag war denn auch ein Muster von Provokation. Er brachte Zitate und immer wieder Zitate aus der„A r b e i te r- I u ge nd". aus dem Zusammen- hange herausgerissene Sätze von Reden Franks und Lieb- kuechts. Das Lied Herweghs„Von der deutschen Treue" hatte es ihm ganz besonders angetan. Zu diesen Zitaten machte er nun Glossen auf seine eigene christliche Art. Die Folgen seiner Provokationen waren denn auch einige wohlabgezielte parlamen- tarisch aber durchaus erlaubte Zwischenrufe. Folge davon: Herr Jlgenstein wird nervös und schreibt von einem wüsten Treiben, von fortwährendem Stören, Untervrechungen, von vrutalem, allem parlamentarischen Anstand hohnsprechenden Verhalten der„Roten- a Garde" usw. Der parlamentarische Anstand, der in dieser Ver- sammlung gepflegt wurde, sah in Wirklichkeit so aus, daß man will» kürlich für die nächstfolgenden Diskussionsredner eine Redezeit biW' sage und schreibe S Minuten festsetzte. Nun ein paar Proben von der Auffassungsgabe des Herrn Jlgenstein. Ein Diskussionsredner beruft sich auf Werner Sombart , der in seiner Studie„das Proletariat" ausführte, daß der Prole- tarier keine Heimat und kein Vaterland habe, sich daher auch nicht zu einem solchen hingezogen siihle. Dies könne man sehr wohl begreifen; eine öde Mietskaserne, 1. Hof 4 Treppen, sei doch wahrlich keine Heimat, kein Vaterland. Herr Jlgenstein schreibt flugs: So rief ein Bebelschüler: Was ist uns das Vaterland, wenn wir im Hinterhaus wohnen müssen! Noch folgendes verdiene festgehalten zu werden: Es heißt in dem Artikel:„Als Pastor Jlgenstein an eine in einer roten Jugendversammlung in Neukölln im Oktober 1910 gefallene Aeuße- rung erinnerte:„Das bisherige(kurz vorher hatte der Aufruhr in Moabit getobt) ist nur die Ouvertüre zu den gewaltigen Stürmen, denen wir entgegengehen, in einigen Jahren geht es los. den Stürmen müssen wir mit Zuversicht entgegengehen. jeder einzelne sei der Verantwortung sich bewußt", meldet sich ein junger Mann mit dem Rufe:„Das bin ich gewesen". Die wirklichen Tatsachen sind ober folgende: Zur Zeit jener Versammlung kam das Urteil vom Oberverwaltungsgericht heraus, das die Auflösung der freien Jugendorganisation verfügte. Obige Sätze sind in bezug auf das Auflösungsdekret ge- äußert worden. Alles weitere, was Herr Jlgenstein sonst an„Wahrheiten" in seinem Artikel bringt, wollen wir uns schenken, bis auf eins, die Unduldsamkeit anderen Rednern gegenüber. Er bringt Zitate über Zitate, wird aber wie von einer Tarantel gestochen, sobald man die bekannten Worte Kaiser Wilhelms II. zitiert:„Und wenn ich es Euch befehle, müßt Ihr auf Vater und Mutter schießen". Diese Unduldsamkeit nimmt sich besonders gut aus bei einem Verbreiter der Lehre Christi: Du sollst nicht töten und Du sollst Vater und Mutter ehren. Im übrigen können wir verraten, daß die Rede des Herrn Jlgenstein noch nicht einmal bei seinen näheren Amtskollegen Ge- fallen erregt hat, vielmehr sprachen sich diese Herren privatim mißbilligend über seine provokatorische Redeweise aus. Nur sy weiter, Herr Jlgenstein, wie sagt doch Goethe: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Das Referat hat wieder einmal Aufklärung in unserem Sinne unter den Jugendlichen verbreitet. Freilich ist der Schmerz des Herrn Pastor Jlgenstein begreiflich. Hat doch jene Versammlung keine Käufer für seine Hetzschrist, für die der Herr Pastor in all seinen Versammlungen und Artikeln die Reklametrommel schlägt, gebracht.,_ Wasserstands-Nachrichten der LandeSanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Detterbureau. Dasserstand M e m« I. Tilsit P r e g e I. Jnfterburg Weichsel. Thorn Oder , Ratibor , Strossen , Fraiilsurt Warthe, Schrimm , Landsberg Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz , Dresden , Berby , Magdeburg Wasserstand Saale, Grochlitz Havel , Epaiidaufi Rathenow») Spree , Spremberg ») Beeskow Weser, Münden , Minden Rhein , MaximilianSau . Kaub . Köln Neckar . Heiwronn Main. Wertheim Mosel , Trier —>) Unterpegel.
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