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Nr. 94.

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die

Ericheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

29. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel zeile oder deren Raum 60 Bfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 30 fg. ,, Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Big. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Bort 5 Pfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.

Dienstag, den 23. April 1912.

Parteigenoffinnen und Parteigenossen!

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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1984.

allemal einen Seiterkeitssturm hervorrief, wenn auf seinem Stuhl fich dräuend wie Bankos Geist der Schatten Wermuths erhob, der keine Ausgabe ohne Deckung gewollt hatte.

Und womit wußte der Redner der einzigen bürgerlichen Partei. die zu Worte kam von den Antisemiten schweigt des Sängers

allen Wassern getaschene, mit allen Hunden gehezte, in allen Sätteln gerechte Fraktionsführer des Zentrums auf diesen Schwall

Rede war eine Variation des Volksmundes: Was der Mensch

über die nicht viel Worte zu verlieren sind, da sie durch ihre Wirkung

Inland wie im Ausland für sich ſelbſt ſprechen wird, eine Rede

Nur eine kurze Frist trennt uns noch vom Wettrüsten, das am Mark der Völker zehrt Söflichkeit genau so wie die Weltgeschichte, was hatte der mit 1. Mai, dem Weltfeiertag der Arbeit. Von den und den Frieden immer mehr bedroht. Vertretern des Klassenbewußten Proletariats aller Zu derselben Zeit, in der der Kampf der von Nichtigkeiten und Banalitäten zu entgegnen? Mit einem Kulturstaaten wurde im Jahre 1889 zu Paris deutschen Bergarbeiter durch christlich- nationalen Schwall von Nichtigkeiten und Banalitäten! Ein Teil von Spahns beschlossen, daß am 1. Mai eines jeden Jahres Verrat, durch Polizei, Gendarmerie und Soldaten braucht, das muß er haben!", der andere Teil eine Paraphrase über in allen Ländern, wo klassenbewußte Arbeiter erdrosselt worden ist, arbeiteten die Verbündeten Bethmanns Sprüchlein: Wir werden sehen, wir werden hören wohnen, die gleichen Arbeiterschutz- Regierungen die Vorlagen aus, die vom Reichs- bann, wenn er forderte, daß die Religion der Kaserne erhalten werden und es wird sich zeigen!", aber aus all seinen Ausführungen, selbst forderungen erhoben und der Achtstunden- tag noch mehr Soldaten und Kriegsschiffe fordern. müsse, blinkte verräterisch der Bewilligungseifer heraus. tag gefordert werden sollen. Von Jahr zu Jahr Diesen Vertretern der Groberungsgelüfte gegenüber meldete Ge­Nicht allein, daß solche Forderungen das nosse sa ase die Forderungen der viereinviertel Millionen an, die haben sich die Maidemonstrationen wuchtiger ge= sie bedeuten im Januar mit ihrem Stimmzettel sich gegen jede Abenteurerpolitik staltet. Sie haben die Herrschenden aufgerüttelt Volt von neuem belasten müssen und auf den Weg der Sozialreform gedrängt, mehr: sie veranlassen unsere Nachbarländer gleich- und für den Weltfrieden ausgesprochen haben. Es war eine Rede, in den letzten falls zu weiteren Rüstungen und steigern dadurch im fo unzulänglich sie war gleich flar in ihrer Dialektik wie in ihrer Diktion, wuchtig Jahren fast völlig zum Stillstand gekommen ist. die Striesgefahr ins ungemessene. in ihrer Prägnanz und ohne alle Effekthascherei. Wie ein Ja, man hat den Arbeitern in der Arbeiter- Deshalb muß gerade in diesem Jahre das ehernes Monument neben zerflatternden Rebelfezzen, so nahm sich in versicherung Rechte genommen, die sie jahrzehnte- deutsche Proletariat am 1. Mai besonders laut ihrer Gefchloffenheit diese Rede neben dem Herumgerede der Minister lang besessen und zum Wohle der Versicherten und eindrucksvoll seine Stimme erheben gegen den und des bürgerlichen Parteiführers aus: es waren die sozialdemo fratischen Wehrforderungen, die hier als Antwort auf die impera­ausgeübt haben. Die Witwen und Waisen der verbrecherischen Rüstungswahnsinn, es muß mit listischen erhoben wurden und eine Abrechnung mit den Kriegs­Arbeiter hat man verhöhnt durch den Bruch den Arbeitern aller anderen Länder einmütig begern, wie sie bei aller ruhigen Sachlichkeit schärfer kaum dent­bar war. feierlich gegebener Versprechungen. demonstrieren für den Weltfrieden. Und in Deutschland wie in der ganzen politischen Welt wird Die Forderung nach wirklicher Koalitions- Parteigenossen! Am 12. Januar d. I. haben sich aufs neue die Neberzeugung mehren, daß es feine stärkere freiheit wurde beantwortet mit der Drohung 4%. Millionen mehr als 25 Jahre alte Männer für die Friedensbürgschaft gibt als die deutsche Sozialdemokratic, diese fraftvolle und entschlossene Avantgarde alles Fortschritts und aller weiterer Einschränkung bisheriger Rechte. Sozialdemokratie ihre Stimme abgegeben. Millionen Kultur! Immer ernster und nachdrücklicher müssen jüngerer Arbeiter und Millionen Arbeiterinnen, deshalb unsere Forderungen erhoben werden. die nicht wahlberechtigt sind, haben nicht mit Die Bedeutung der Maifeier ist im Laufe gezählt werden können der Jahre immer größer geworden. Sie hat sich auch sie ihre Stimmen erheben. angesichts des immer ungestümer und gemein- Tut alle Eure Pflicht! Die würdigste gefährlicher sich entwickelnden Imperialismus auch Form der Maifeier ist die Arbeitsruhe. Wo die zu einer weltumspannenden Demonstration des Möglichkeit derselben nicht gegeben ist, da müssen Proletariats für den Weltfrieden gestaltet. die Abendversammlungen besucht werden.

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am 1. Mai können

Einmütig, wie die klassenbewußte Arbeiter- Sorgt dafür, daß es vielmillionenstimmig schaft ihre Schusforderungen aufstellt, erhebt am 1. Mai den herrschenden Klassen in die sie am 1. Mai auch Protest gegen das Dhren gellt:

Wir fordern den Achtstundentag! Wir fordern besseren Arbeiterschutz!

Wir fordern uneingeschränktes Koalitionsrecht!

Wir protestieren gegen das Wettrüsten!

Nieder mit den neuen Militär- und Marine- Vorlagen! Hoch der Sozialismus! Hoch der Weltfriede!

Berlin , den 22. April 1912.

Der Vorstand der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Zwei Welten.

treten.

Frankreichs Machtquellen.

In allen offiziellen, offiziösen und privaten Befür­wortungen der neuen Wehrvorlage wird auf die ge­spannte internationale Lage hingewiesen. Alle Erörterungen dieser Art laufen am letzten Ende auf die Auffassung hinaus, daß die Großmächte kein anderes politisches Ziel fennen, als eines schönen Tages über das arme unschuldige Deutschland herzufallen und unser Vaterland zu vernichten. General von Bernhardi hat diesem grausigen Gedanken ein ganzes Sapitel seines hier schon mehrfach erwähnten Buches vom nächsten Kriege gewidmet und es betitelt: Weltmacht oder Niedergang".

Im Reichstag freilich hat am Montag der deutsche Reichskanzler bei Begründung der Wehrvorlage feierlichst er­klärt, daß die deutsche Regierung an feinen Krieg denke und von der aufrichtigsten Friedensliebe beseelt sei. Dasselbe ver­fichern aber auch alle anderen Regierungen. Aber wenn die zurzeit in Deutschland herrschenden Klassen dem Auslande mit verlegendem Mißtrauen gegenüberstehen, müssen da die Regierungen, denen man heimtückische Pläne zutraut, nicht mit noch größerem Unglauben die friedlichen Versicherungen Deutschlands aufnehmen, das seine jetzt schon überstarfe Wehr noch weiter verstärken und zum Dreinschlagen fertig machen will?

Wir Sozialdemokraten sind uns über die Ursachen dieser internationalen Kriegsgefahr und Kriegsbereitschaft mit ihren immer drückender werdenden Rüstungslasten vollständig flar. Wir wissen auch, daß der imperialistische Kampf um Beute und Macht, der den Aufstieg der Völker zu höherer fie der Arbeiterklasse in diesen Staatshampelmännern entgegen- Kultur lähmt, nur beseitigt werden kann durch eine Soziali­sierung der Wirtschaft und Gesellschaft. Wir haben aber die Dieser Bethmann Hollweg- Du lieber Himmel! er ist Pflicht, dem Wüten des Imperialismus nicht.tatenlos zuzu­Was bis heute noch an ideologischen Schleiern über der politischen schon zum Kinderspott auf den Gassen geworden und auch was er sehen, wir müssen vielmehr den Massen aufdecken, wie der Lage hing, ist jetzt herabgerissen und in blendender Klarheit liegt heute dozierend vorbrachte, war nichts anderes als ein verlegenes Boden der kapitalistischen Kräfte, aus dem der Imperialis­das Blachfeld da, auf dem sich, bis an die Zähne gerüstet, zwei und hilfloses Gestammel, denn sonst müßte man's als eine Dreistige mus in die Höhe schießt, gedüngt wird von dem Egoismus Welten gegenüberstehen. Was hier mit dem Stampf um die Wehr feit fondergleichen auslegen, an Reichstag und Bolt um Opfer von solcher bestimmter Klassen, wie die allgemeine Rüstungshebe nur vorlagen ausgefochten wird, ist nicht etwa, wie die Minister es auf Schwere mit Gründen von solcher Leichtigkeit heranzutreten. Es möglich ist auf Grund eines raffiniert angelegten Volfs­zufassen geneigt sind und auch wohl die bürgerlichen Parteien, ein war wirklich, um den treffenden Ausdruck des Genossen Haase zu betruges. Streit um militärtechnische Einzelfragen, die mit schlechten Zahlen brauchen, die Sedanrede eines Oberlehrers, und zwar eines minder Daß es sich um eine Täuschung des Volkes handelt, wenn zu be- und mit guten Zahlen zu wider legen sind, um ein Mehr begabten, Phrasen und Paukenschläge, Gewißper und Geraffel in zur Begründung der neuen deutschen Wehrvorlage die Stärke oder Minder von Mannschaften, sondern es ist eine neue Phase eines buntem Gemisch. Nirgend wo am Horizont sieht selbst des Kanzlers der französischen Landmacht herangezogen wird, haben unerbittlichen Existenzkampfes zwischen den Vertretern einer unter- umflortes Auge eine Kriegswolle. Schlußfolgerung: Deshalb muß wir bereits nachgewiesen. Aber dieses Argument ist nicht das gehenden und aufsteigenden Gesellschaft. gerüstet werden! Deutschland ist an Friedfertigkeit ein Lämmlein, einzige, das unsere Rüstungshezer ins Feld führen, um dem Was waren sie denn anders als Sachwalter einer, wenn man weiß wie Schnee. Deshalb muß gerüstet werden! Keine Regierung guten Michel vor der gallischen Gefahr gruselig zu machen. erst zu zählen anfängt, hoffnungslosen Minderheit, einer fleinen Sippe, einer Großmacht wünscht mit uns den Krieg. Deshalb muß Immer und immer wieder fehrt seit dem Marokkohandel des die ihre Sach' auf Nichts gestellt hat, diese Bethmann und was wohl? Nun, gerüstet muß werden! Sehr häufig werden die vorigen Jahres der Hinweis auf die französischen Kolonial­Kühn, diese Heeringen und Tirpig! Ob ein zerschliffenes Völker durch lärmende und fanatisierte Minderheiten in Kriege ge- truppen, auf die schwarze Gefahr", wieder. Maximilian philosophisches Mäntelchen ihre Blöße mehr schlecht als recht zu bezt. Folgerung: Darum muß diesen mit dem Feuer spielenden Harden behauptet immer von neuem, daß die Ländermasse deden strebt, ob sie in Zahlenkunststüdchen ihre Stärke suchen, fie Minderheiten auch in Deutichland rechtzeitig auf die Finger gellopft Marokkos dem Heere Frankreichs braune Ersaßmannschaft haben nichts hinter sich als eine winzige Minderheit, die, just in werden? Unsinn! Deshalb muß gerüstet werden! Das der Ge- von kriegerischer Gewöhnung und tollkühnem Mut" liefere. ihrem Niedergang, den brutaien Schrei nach einer Gewaltpolitik dantengang des sozusagen leitenden Staatsmannes, und nennt sich In der alldeutschen und Armeelieferanten- Bresse plärrt man innerhalb der eigenen Grenzpfähle wie in der Weltpolitit ausstößt. Sangler und Doktor fogar! Seine Handlanger, Tirpik und mit mehr oder weniger Geschick die gleiche Melodie, und auch Sie haben nichts für sich, nicht menschliches noch göttliches Recht, eeringen, dienten ihm mit Handreichungen und Einzelheiten, in dem Buche des Generals von Bernhardi marschiert die nicht Logik noch Ethit, nicht Zivilisation noch Kultur, nur die nackte und der Nachfolger Wermuths, der Staatssekretär des Reichsschatz - schwarze und braune Armee" als eine Gefahr für Deutsch­rohe Gewalt, ausgedrückt in der Zahl der Kanonen, bis auch diese amtes, Herr Kühn, hatte die undankbare Aufgabe übernommen, land auf. In der Kommission des Reichstages, die den Ma­Kanonen einmal die Sprache der Revolution zu reden anfangen. den Geist seines Vorgängers nicht zu verleugnen und doch Beth rokkovertrag im vorigen Herbste zu beraten hatte, haben zwar Zwei Welten sind es fürwahr, die heute aufeinanderprallen, aber manns neuer Defizitpolitik ein Mäntelchen umzuhängen oder Herr Kiderlen- Waechter und Regierungsvertreter felten hat eine aufstrebende Klasse so windige Gegner gehabt, als wenigstens einen Bastschurz vorzubinden, ein Unternehmen, daß schwarzen Gefahr ihre Schrecken zu nehmen versucht. Das lag

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