®8 hlwbeQ sich am ein«NationMpende,bei der keiner fehlen will noch darf, um eine Nationale Spendefür das deutsche Flugwesen und die deutschen Flieger.Denn den Männern, die als Pioniere einer neuen großenKulturaufgabe in dem patriotischen Bestreden, Deutschland auchauf diesem Gebiete einen ebenbürtigen Platz im Wettstreit derNationen zu sichern, ihr Leben einsetzen, gebührt die werktätigeUnterstützung der ganzen Nation.Vor allem aber soll die Nationalspende die Mittel bieten,unaufhaltsam weiterzuarbeiten an der Vervollkommnung derFlugapparate, an der Ausbildung der Flieger, auf taß die Ge-fähren vermindert, die Leistungen erhöht werden. Mit Hilfe derNationalspende soll auch die Entwickelung einer Technik gefördertwerden, die immer neue Arbeits- und Erwerbsfelder erschließenwird. Häufige und ausgedehnte Wettkämpfe sollen Erfindungs-geist, Mut und Tatkraft anspornen und immer stolzere Leistun-gen von Mann und Maschine hervorrufen. Kurz: das deutscheFlugzeug soll, ob es in der Stunde nationaler Ge-fahr wachsam in den Lüften kreist, oder ob es infriedlichem Wettbewerb der Nationen als neuestes Mittel mo-deinen Verkehrs und als geflügelter Bote vaterländischerLeistungsfähigkeit durch die Lande eilt, in jedem Augen-blicke bereit und imstande sein, zu erfüllen,was das Gebot der Stunde von ihm fordert."In nüchternes Deutsch übersetzt, heißt das, wie die letztenSätze beweisen:„Sammelt recht fleißig, damitnebendergroßen Seekriegsflotte eine nicht minderlei st ungsfähigeLuftkriegsflotte geschaffenwerdenkan n."Uebrigens dünkt uns diese Methode, die für die An-schaffung von Mordmaschinen erforderlichen Mittel durchöffentliche Sammlungen aufzubringen, immerhin um einigeGrade vernünftiger, als die Kosten durch hohe Steuern aufdie notwendigsten Lebens- und Genußmittel aus der ärmeren,schwer um ihren Lebensunterhalt ringenden Volksmasseherauszupressen. Vielleicht wendet man diese Methode auchbei der Aufbringung der Mittel für die geplante Ver�röße-rung der Seekriegsflotte an. Gibt es doch so manche, die mitihrem aus den Arbeitern herausgeschundenen Profit nichtsVernünftiges anzufangen wissen.Bafsermäuner und Fuhrmänner.Die Anhänger Bastermanns in der nationalliberalen Partei findaußerordentlich rührig. Wo sie Einfluß in den nationalen Orts-,und Prodinzialvereinen haben, bringen sie der Politik Bassermcrnnszustimmende Resolutionen zur Abstimmung und lassen zu dem am12. Mai in Berlin stattfindenden nationalliberalen Parteitag Tele-gierte wählen, die BassermannS Anschauungen teilen. Man kanndeshalb schon heute mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß, wennnicht die„Friedberger" und„Fuhrmänner" noch sehr schneidigoWaffen in petto haben, Bassermann am 12. Mai mit ansehnlicherMehrheit siegen wird.Am Sonnabend nahm auch der natianalliberale Verein vonBerlin zur Bassermannschen Politik Stellung. Mit großer Mehr-heit wurde folgende Resolution gefaßt:„Die stark besuchte außerordentliche Hauptversammlung desNationalliberalen Vereins Berlin spricht t*m Führer der Reichs-T'''"r tagsfraktion das vollste Vertrauen aus und erwartet, daß diePartei die in den letzten Jahren eingehaltene Politik un-beirrt weiter verfolgen wird. Die Versammlung er-wartet infolgedessen vom Delegiertentag die Ablehnung der gegendie Organisationen der Jungliberalen gerichteten Anträge."Als Delegierter zum Parteitag wurden fast nur„Bassermänner"gewählt.Ferner tagt« am Sonntag in Stuttgart der Vertretertag dernationalliberalen Partei Württembergs. Er nahm einstinmng eineResolution an, in welcher der nationalliberalen Reichstagsfraktionunter der bewährten Führung BassermannS daSvollste Vertrauen ausgesprochen wird. Der Vertretertag müsse esverurteilen, wenn durch Uebertreibung der Wichtigkeit pon oryamsa-torischen Fragen Hader und Zwietracht in die Partei getragen werde.Zweierlei Moral.„In den Kreisen der Kraftdroschkenführer grassiert schon langeeine Unsitte, der nunmehr die Regierung selbst energisch zu Leibegegangen ist. ES handelt sich um den rechtswidrigen Gebrauchder ihnen anvertrauten Automobile ihrer Dienstherren zumeigenen Vergnügen. Da das Amt deS KraftdroschkenführerS eineVertrauensstellung im wahrsten Sinne des Wortes ist, und da eineKontrolle über den jeweiligen Aufenthalt außerordentlich erschwertist, so benutzen viele von den Chauffeuren die Gelegenheit, umöfters tagsüber allein oder mit Bekannten spazierenzufahren.'So lasen wir dieser Tage in der„Deutschen Tageszeitung". Undes wird weiter die für jeden Bourgeois beruhigende Mitteilunggemacht, daß solch unerhörter Verstoß hinfort auf das schärffte ge-ahndet werden soll, nämlich mit Entziehung deS Führerpatents, sodaß der Verbrecher im ganzen Deutschen Reich keinenKraftwagen mehr fahren darf.Nun sind wir gewiß weit entfernt, einen wirklichen Miß.brauch von Dienstbefugnissen irgendwie verteidigen zu wollen.Aber wem fällt hierbei nicht ein, daß neulich der Vizepräsidentdes preußischen Abgeordnetenhauses, der nationalliberale Justiz-rat Krause, zu einer Familienfeier die Räume deS Parlaments-baues benutzt hat! War das etwa nicht der„rechtswidrige Ge-brauch" des„ihm anvertrauten" Inventars„zum eigenen Ver-gnügen"? Und doch hat wohl die gesamte bürgerliche Presse denBorfall mit Stillschweigen übergangen und gerade die„DeutscheTageszeitung" hat ihn verteidigt. Davon aber, daß er irgendwiegesühnt werden soll, verlautet nichts.Vielleicht wird man sagen: die Hochzeitsfeier im Abge-ordnetenhause ist doch wirklich kein so große? Unglück, daß eS lohnt,sich darüber aufzuregen. DaS mag wohl sein. Aber wir meinen,wenn einmal ein Autoführer mit seinem Kraftwagen«ine Spazier-fahrt macht, so ist da? ebenfalls kein großes Unglück. DaS einewie daS andere steht auf genau demselben Blatt. Und wir führendie Sache überhaupt nur an, um zu zeigen, wie die bürgerliche„Moral" sofort ein Zetergeschrei erhebt, wenn ein Arbeiter das-selbe tut wie ein Justizrat. Der Vizepräsident benutzt einen ihmanvertrauten Gegenstand zum eigenen Vergnügen, kein Hahnkräht danach— der Arbeiter tut dasselbe, alsbald ist es ein Ver-brechen, daS mit Vernichtung der Existenz gestrast werden soll.Aber eS sind nicht nur solche Kleinigkeiten, die in der bürger-lichen Presse liebevolles Verständnis finden, wenn sie von ihres-gleichen begangen werden. Vielmehr ist in der kapitalistischenWelt auch die ganz gewöhnliche und echte Korruption gangund gäbe, ohne daß eS den Hütern kapitalistischer„Moral" ein-fällt, sich darüber aufzuregen. Wir verweisen auf die Angelegen-heit des Bremer Lloyd, die der„Vorwärts" kürzlich veröffentlichthat. Jetzt finden wir in der Finanzzeitschrift„Die Bank" einganz gleichartiges Beispiel. ,.Diä großen Gewinne einer derErfolgreichsten Berliner Terraingesellschasten"— so lesen wirda—„beruhen auf einer sehr einfachen Kalkulation. Di« Ge-sellschast erhält von ihrer„Konzernbank" billiges Geld und gibtes als Baugeld zu Sätzen bis zu 10 Proz. weiter. Bei einemJahresumsatz von 25 Millionen und einer Differenz von 4 Proz.in den Zinssätzen— in Wirklichkeit dürfte die Spannung ofthöher sein— resultiert allein hieraus ein Gewinn von einerMillion Mark."Jedermann wird erstaunt fragen: wie kann denn die.Konzernbank" so dumm sein, das brillante Geschäft nicht selbstzu machen? Warum leiht sie nicht gleich direkt die Summen alsBaugeld zu 10 Proz. aus, anstatt sie der Terraingesellschast zu5 oder 6 Proz. zu geben und sich die Differenz von 1 Million weg-schnappen zu lassen?— Die Antwort ist verblüffend einfach: DerGewinn fließt in die Taschen von Personen, welche„zufällig"Direktoren- und Aufsichtsratsposten bei den in Frage kommendenBanken bekleiden! Das heißt mit anderen Worten, die Direktorenund Aufsichtsräte der„Konzernbank" sind persönlich an den Gc-Winnen der Terraingesellschaft beteiligt, sie selber heimsen dieMillion ein, und deshalb leiten sie das Geld erst auf den Um-weg der Terraingesellschaft.Aber das ist noch nicht alles. Es muß bei diesem raffiniertenSystem doch auch für eine gewisse Sicherung vor dem Staats-anwalt gesorgt sein. Und dazu dienen„Taxatoren mit der er-forderlichen Anpassungsfähigkeit". So nämlich drückt sich die„Bank" aus. Auf ihre Taxen können sich die Konzernbanken be.rufen, die auf zweite Hypotheken Millionenkredite gewähren. Umaber„bei den Taxatoren daS nötige Verständnis für ihre Aufgabenzu wecken, wählt man sie oft zu Direktoren, Liquidatoren, Auf-sichtsräten usw. bei einer der zahlreichen Tochtergesellschaften desKonzerns." So soll es nach der Behauptung der„Bank" bor-gekommen sein, daß der Taxator einer bekannten Terraingesell-schaft zum Direktor zweier Gesellschaften m. b. H. gemacht wordenist, welche nur zu dem Zweck gegründet sind, die 50 subhastiertenHäuser zu versteigern, von denen er selbst die Taxe für Rechnungder Terraingesellschaft abgegeben hat.Diese Taxatoren, Direktoren, Liquidatoren, AufsichtSräteusw. das sind nun aber die Leser der bürgerlichen Presse. Siesind es, die sich moralisch entrüsten, wenn einmal ein Auwführermit der Kraftdroschke seines Prinzipals eine private Spazierfahrtmacht. Wir wissen ja, daß in der kapitalistischen Welt durchwegdaS Sprichwort von den großen und kleinen Dieben gilt. Aberman sollte die Moral mit doppeltem Boden doch nicht in so ekel-hafter Weise zur Schau tragen.Geopfert?Eine recht interessante, für die konservativ- klerikale politischeFreundschaft charakteristische Enthüllung veröffentlicht die zur Be-känipfung der„Bachemiten" gegründete„Kölner Korrespondenz".Danach soll der frühere Reichstagsabgeordnete Roeren deshalb ausder Zentrumsfraktion herausgedrängelt worden sein, weil die Konser-vativen ihn als lästig empfanden. Die betreffende Korrespondenzdruckt nämlich einen Brief von Edmund Schoopen an den früherenProvinzial der Weißen Väter Josef Frohberger vom 11. November 1S10ab, wonach der Vorstand der konservativen Fraktion dem Zentrumdas Ultimatum gestellt hat: der HyperkatholiziSmuS im Zentrummüsse aufhören; die konservative Fraktion sei zu dieser Stellung-nähme mit Rücksicht auf den evangelischen Bund genötigt. Hierdurchsei auch die schwache Haltung der Zentrumsfraktion und ihrer Pressein der Angelegenheit der Borromäus-Enzhklika bestimmt. In demBriefe wird erklärt, eS sei höchste Zeit, daß das Zentrum sich vonsolcher Eigenbrödelei befteie. DaS Volk solle nicht hinter den Kulissenum seinen Glauben betrogen werden.Faule Mache-Eines der Berliner Sensationsblätter, die„Deutsche Montags-zeitung" leistet sich in ihrer Ausgabe vom 22. April einen Schwindelganz absonderlicher Art. Unter der sensatwnellen Ueberschrift:„Das Mandat des RcichStagApräsidenten durch kaiserliches Ein»greifen ungültig?", behauptet das Blatt in bezug auf die am DienS-tag in der WahlprüfnngSlommisfion zur Verhandlung kommend«Wahl des AbgS Kaempf:„Es wird nun in allerletzter Stunde ein höchst eigentüm-liches Vorhaben sozialdemokratischer Kreise bekannt. Ein Bor-haben, das einer gewissen Pikanterie ebensowenig entbehrt, wieandererseits eines sehr, sehr ernsthaften staatsrechtlichen Jnter-esseS. ES soll die Absicht bestehen, Kaempfs Wahl u. a. mit derMotwierung zu beanstanden, seine Wahl sei zum Teil einemstaatsrechtlich nicht gestatteten Eingriff des Kaisers zu ver-danken."DaS Blatt veröffentlicht sogar zwei juristische Gutachten. DaSeine vom Professor Kahl, daS andere von einem nicht genanntenRechtslehrer, die sich natürlich beide widersprechen. Wir könnenfeststellen, daß die Angaben deS genannten MontagSblatteS a u fErfindung beruhen. Mit keinem Wort ist in der Wahl-prüfungSkommisswn, soweit gelegentlich über den Wahlprotest gegenKaempf gesprochen wurde, eine Aeußerung gefallen, die in demSinne ausgelegt werden könnte, wie dies das genannte Sensations-blatt getan hat. Wenn auch«ine Aeußerung durch die Presse ging;nach der der Kaiser gesagt haben soll, er habe für die Wahl Kaempfsagitiert, so würde, selbst die Richtigkeit der ZeitungSmeldung vor-ausgesetzt, darin kein Grund liegen, die Wahl zu kassieren. ESsei daran erinnert, daß 1S07 der Versuch gemacht wurde, die Wahldes ReichsverbandsgeneralS von Liebert für ungültigzu erklären, weil der Reichskanzler an Liebert denbekannten Siwesterbrief gerichtet hat,' in dem sehrwohl«ine Wahlbeeinflussung erblickt werden könnte. Wennaber der Kaiser tatsächlich einen seiner Kutscher animierthat, zur Wahl zu gehen, so liegt darin keinerlei amtliche Wahl-beeinflussung; denn eS ist kaum anzunehmen, daß der Kaiser demKutscher irgendwelche Nachteile in Aussicht gestellt hat für den Fall,daß er nicht für Kaempf stimmen werde. Außerdem gelten solcheZeitungsmeldungen nach der alten Praxis der WahlprüfungS-kommifsion als nicht genügend substantiiert, undbleiben deshalb unbeachtet.Vo» der bürgerlichen Presse.In einem Prozesse, den der liberale ReichstagsabgeordneteDr. Neumann-Hofer angestrengt hatte, weil ihm Urkundenfälschung,Verleitung zum Meineide. Betrug und andere schöne Dinge vor-geworfen worden waren, bekundete vor einigen Tagen ein Zeuge,der früher Teilhaber der liberalen.Lippischen Landes-zeitung" war, daß ein Darlehen von 00 000 M. in der Zeitdes lippischen Thronstreites von dem damaligen Grafregenten andie LandeSzeitung gegeben worden fei. Besitzer der.LippischenLandeSzeitung" ist der Abg. Dr. Neumann-Hofer. Unser Partei-organ, die Bielefelder„VolkSwacht", erwähnte die Tatsache inihrem Berichte. Darauf ging ihr eine Zuschrift des betr. Zeugen,des fürstlichen Rats Ouentin in Herford, zu. Darin heißt esmit Bezug auf die Zeit, wo dieser Herr in Detmold Redakteurund Teilhaber der Landeszeitung tvar:„Diese Summe ist mir vom Grafregenten(dem Vaterdes jetzigen Fürsten) als verzinsliches Darlehen geliehen.Gläubiger sind heute die verschiedenen Erben des Grafregenten.soweit die Summe nicht schon zurückgezahlt ist. Ich habe dieSumme der LandeSzeitung als Darlehe» gegeben. De«Grafregent hat mir seinerzeit auf meinen Wunsch das Kapitalgeliehen, weil mir dafür in Aussicht gestellt tvar, wieder Teil-Haber der LandeSzeitung zu werden. Das Darlehen erfolgte,weil der Grafregcnt sich mir dankbar erzeigen wollte,da er anerkannte, daß ohne die Tätigkeit der LandeSzeitung undder hauptsächlich von mirbceinflußtcn deutschenPresse die Thronfolgefragc niemals zu einer richterlichen Ent-scheidung gelangt wäre, da nur durch den Druck der öffentlichenMeinung diese herbeigeführt ist. Sonst wäre unbedingt auf Grundder zwischen Lippe und Schaumburg-Lippe bestehenBen VerträgePrinz Adolf(der Schwager Wilhelms II.) beim Tode deS FürstenAlexander ohne weiteres Fürst zu Lippe geworden."Die liberale..Lippische Landeszeitung" war seinerzeit daSerste Sprachrohr für die Vertretung der Biesterfelder Interessenim Thronstreit, und sie tat sich nicht wenig darauf zugute, daßman in weiten Kreisen annahm, sie führe den publizistischen Kampfin der uneigennützigsten Weise, nur von dem Drange beseelt, daß„Recht doch Recht bleiben muß". Die neueste Feststellung vorGericht wird hiernach wieder als ein Beweis dafür gelten können,daß es mit der Unabhängigkeit der bürgerlichen Presse, im bc-sonderen der liberalen, denn doch oft ein recht eigenes Ding ist,—ganz abgesehen von ihrer allgemeinen Abhängigkeit vom Unter-nehmertum.Gegen die Spirituszentrale.Der Verband sächsischer Industrieller, an dessen Spitze HerrDr. Stresemann steht, hatte zum Sonntag eine Delegiertenver-sammlung der Verbände der Spiritus verarbeitende«� und erzen-genden Industrie nach Dresden einberufen, wo der frühere natio-nalliberale Reichstagsabgeordnete Dr. Weber-Löbau über denEntwurf zur Beseitigung des Branntweinkontingents sprach. DieVersammlung erblickte in der Vorlage eine enorme Verteuerungdes Gebrauchs, hob die schwierige Lage des Destillations- und Gast-Wirtsgewerbes hervor und sprach ihr Bedauern darüber aus, daßdie Spirituszentrale in Berlin ihre Machtstellung ausnützt und ohneRücksicht auf die Abnehmer eine Geschäfts- und Preispolitik treibt,die den sonst üblichen kaufmännischen Grundsätzen widerspricht.Die Versammlung sprach die Hoffnung auS, daß der Reichstag demEntwurf sein« Zustimmung versagen und dafür sorgen werde,daß den fortgesetzten Preistreibereien und der ausschließlichen Vor-Machtstellung der Spirituszentrale ein Riegel vorgeschoben wird.Ver marokkanische Hufftand.Paris, 22. April. Nach den letzten Telegrammen desGenerals Moinier an den Kriegsminister herrscht jetzt in F e zvollkommene R u h e. Die V e r l u st c der Franzosen währenddes Aufstandes und der darauffolgenden Kämpfe sind15 Offiziere und 40 Mann tot und 4 Offiziere und 70 Mannverwundet. Außerdem wurden 13 Zivilpersonen, sämtlichFranzosen, getötet. Angehörige einer anderen Nation sindnicht getötet worden.Die französischen Truppen haben gegen tausend Ge-f a n g e n e gemacht, zahlreiche andere Meuterer sind in dieUmgegend entflohen und haben sich in Häusern versteckt, dievon Patrouillen durchsucht werden, während in der Nähe auf-gestellte Posten die Flüchtlinge dann festnehmen sollen.Tausend Jude» niedergemetzelt.Paris, 82. April. Nach einer Havas-Meldung auf Tangersind bei der Plünderung des Judenviertels in F e z etwa 100 0Inden getötet worden. Die Zahl der verwundeten Judenist sehr beträchtlich und das Elend unter diesen sehr grob,Der Verlaus des AufstandeS.Paris, 22. April. Der Sonderberichterstatter der„AgenraHavaS", der den Unruhen in Fez glücklich entronnen ist, hat voneingeborenen Postboten eine Depesche an die Küste befördernlassen, in der es heißt: Etwa 40 eingeborene Soldatenbegaben sich am 17. dieses Monats mittags zu El Mokri und er»hoben heftig gegen eine geplante Verkürzung desSoldes sowie gegen die Einführung von Tornistern Einspruch.UebrigenS war ihr Sold erhöht worden und die Einführung vonTornistern niemals geplant gewesen. Vier Soldaten wurden aufihr Drängen vom Sultan empfangen, der ihnen Ruhe anbefahl.Sie gingen darauf weg und gaben das Zeichen zum Aufstande,indem sie ihren Hauptmann töteten. Der Aufstand begann in derKaSbah Chararda und griff dann auf andere Tabors über.Mehrere französische JnstruktionSoffiziere wurden ermordet, diemeuternden Soldaten nahmen im Verein mit Leuten aus der Be-völkerung einige von Franzosen bewohnte Häuser ein. Die Be-wohner wehrten sich heldenmütig. Drei Telegraphenbeamte ver-teidigten sich von 2 bis 6 Uhr nachmittags gegen etwa sechzig Ein-geborene und wurden schließlich ermordet. Ihre Körper wurdenmit Petroleum begossen und verbrannt. Ein Franzose wurde nachfünfstündigem BerteidigungSkampfe mit seiner Familie von demKaid Mechuar gerettet. Inzwischen wurden die Vertreter der„Agencc HavaS", deS„Matin" und der„Depeche Marocaine", die ineinem Hause eingeschlossen waren, von dem Scherif Uezzan davorgewarnt, sich zu zeigen. Die Gesandtschaft sei benachrichtigt undwerde ihnen eine Begleittruppe senden. Indessen ging der Auf-stand weiter. Scherifische Soldaten zogen umherund trugen an den Spitzen ihrer Lanzen dieKöpfe und die Eingeweide von Europäern. Frauenfeuerten die Aufrührer an. Bald wurden im Süden der StadtGewehrfeuer und Kanoncaschüsse hörbar. Um 9 Uhr abends wurdendie Berichterstatetr von einer Kompagnie TiralleurS befreit, die siezur Gesandtschaft führten. Nach und nach befreiten die TirailleurSauch die übrigen Franzosen. Die französischen Opfer deS Auf,standes wurden am 18. April bestattet. Am Mittag diese» TageS be,gann die Kannonade von neuem im Norden der Stadt und die Meute,rcr wurden durch das Geschützfeuer in ie Flucht gejagt.Paris, 22. April. Amtlich wird festgestellt, daß bei denStraßenkämpfen in Fez 1v Offiziere und 40Soldaten getötet sowie 4 Offiziere und 70 Sol-daten mehr oder weniger schwer verwundetwurden. DeS ferneren wurden 18 Zivilpersonen, sämt«lich französischer Nationalität, von den Meuterern nieder»gemetzelt. Di« Leichen der Ermordeten waren gräßlich der»stümmelt.Die„HavaS"-Meldung über die Plünderung der Mokfoh iniFez, wobei etwa 1000 Juden getötet worden seien, wird alsdurchaus übertrieben bezeichnet. Die Zahl der Getötetenbeträgt sicheren Feststellungen zufolge nur 50; die Zahl der Ver-wundeten ist annähernd die gleiche. Der größte Teil der Mollah,die aus armseligen Hütten bestand, ist in Flammea aufgegangen,piextko,Eingreifen der Vereinigten Staaten.New Aork, 21. April. Wie ein Telegramm aus Keywest inFlorida meldet, kommt das Schlachtschiff„New-Hampshire" morgen,hier an und erwartet das Linienschiff„Nebraska", mit dem es nachNew-Orleans abgehen wird. Beide Kriegsschiffe begeben sich nachdem Golf von Mexiko und sollen sich augenblicklich bereit»halten, falls die Lage in Mexiko ein E i n s ch r e i t e n zum Schutzevon amerikanischem Lehen und Eigentum erfordern sollte.