kleinlichen politischen Maßnahmen als mit dem Sicherheitsdienst ab-geben wollte, so würden Kräfte genug vorhanden sein, um mit demApachentum auch so aufzuräumen.Dann noch einige Worte zumBergarbeiterstreik.ES ist gelungen, ihn zu Boden zu werfen mit Hilfe der Polizei unddeS Miljtärs. Und vor allem mit Hilfe jener Streikbrecher, die denNamen einer Organisation gegenwärtig zu unrecht führen. Ueberdiese I u d a S o r g a n i s a ti o n hier näher zu sprechen, will ichmir versagen. Ich erinnere nur daran, wie in einem Artikelder»Rheinisch-Westfälischen Zeitung' der Gewerkverem christ-licher Arbeiter festgenagelt wurde, als diese Organisation im Gegen-satz zu ihrer früheren Haltung sofort nach Militär gerufen hat. Wasdie Haltung deS Militärs im Ruhrgebiet anlangt, so hat im all-gemeinen dort wo Militär gewesen ist, größere Ruhe und Ord-nung geherrscht, als dort, wo Polizei und Gendarmerieihres Amtes walteten. Und wiedernm haben die Gendarmen, dieaus dem Ol te selbst stammten, ruhigeres Blut bewahrt, alsdie oft geflissentlich aus ländlichen Kreisen herbeigerufenen Gendarmen,die noch nie grSßere Menschenansammlungen gesehen hatten und mit derUeberzeugung hinkamen, sie seien dazu berufen, mit ihrer Plempe denStaat und die Unternehmer zu retten. Daß aber auch das Militärbereit war. mit Waffengewalt einzugreifen, und großes Blutvergießenzu inszenieren, das haben deutlich die aufgepflanztenMaschinengewehre bewiesen, die ich mit eigenen Augen ge-sehen habe und die m i l i t ä r i s ch e n Patrouillen, die durchdas Land ritten, als ob man sich in Feindesland befinde. Ich er-innere auch an jene Ansprache des Hauptmanns in Unna amlt. März, der seinen Leuten verbot, mit Zivilisten zusprechen und hinzufügte:.Wenn Zusammenrottungen statt-finden, sind die Leute dreimal aufzufordern, auseinanderzu gehen; gehen sie nicht auseinander, so ist von der Schietz-waffe Gebrauch zu machen; auf keinen Fall darf in die Luft ge>schössen werden." iHörl l hört l bei den Sozialdemokraten.) Nichtgering find die Fälle, in denen daS Militär exzediert hat. DieGendarmerie ist vielfach gegen Kinder und Frauenlosgezogen. Ich habe darüber eine große Fülle Materials von denunmittelbar Beteiligten gesammelt, kann aber heute nicht ausführ-lich darauf eingehen. Wichtiger ist etwas anderes. Man hat vonden zahlreichen Exzessen von Streikenden gesprochen und verweistaus die vielen Prozesse, die jetzt im Ruhrrevier verhandelt sind. Auf diebedauerlichen Justizzustände bei diesen Prozessen werdenwir bei der dritten Lesung zurückkommen. Hier möchte ich nur betonen,daß wir es in diesem Falle mit einemganze« Heer von Denunziantenin Gestalt der im christlichen G e w e r k v e r e i n organisiertenArbeiter zu tun haben. Sie find hier die lieben Kinder der Staats-aewalt, damit, sind sie für alle Zeit gebrandmarkt, vor allen Ar-beitern, die es ernst nehmen mit dem Kampfe für die Arbeiter-interesien. Die voni Minister vorgetragenen Einzelheiten sind zumguten Teil bereits als falsch erwiesen. Die Getöteten sindfast ausnahmslos Streikende. Der eine getötete Arbeits-willige ist von einem Beamten getötet worden. DerMinister hat über die Bombenattentate mit großerEntrüstung gesprochen. Es hat sich aber herausgestellt,daß auch diese mindestens zum großen Teil gegen streikendeArbeiter, in einem Fall sogar gegen einen Funktionär des Berg-nrbeiterverbandes ausgeübt worden sind. Auf jeden Fall miß-billigen wir derartige Dinge und der Bergarbeiterverband istihnen von vornherein scharf entgegengetreten. Sehr möglich istauch, daß dabei Spitzel die Hand im Spiele gehabt haben.(Sehr wahr I bei den Sozialdemokraten.) Die Stellung desZentrums zum Bergarbeiterstreik hat ja ihre bekannte» politischenGründe. Wir können beweisen, daß der Arbeiterverrat des Zentrumsaus rein politischen Gründen unternommen worden ist. DenJudaS Jschariothlohn haben Sie ja erhalten. Die ErbschaftS-st euer und Herr Mermuth find dem Zentruni als Dank-;i: o p f e r dargebracht worden.(Lärm rechts und im Zentrum.— Sehr richtig! links.) Sie im Zentrum haben gehandelt nachdem Gesetz: Eine Hand wäscht die andere. Während im Ruhr-revier dieSchnellfeuerjustiz gegen die Streikendenarbeitete, ist es bis jetzt noch nicht gelungen, der unglücklichen Fraudes ermordeten Arbeiters H e r r m a n n die ihr zustehende Unter-ftützung beim Gericht zu erstreiten. Daß die Mörder des Herrmannnatürlich noch nicht gefunden sind, ist ja in Preußen selbstver-ständlich.Vor wenigen Wochen hat imCharlottenburgerPolizeipräsidium eineZusammenluft der Polizeipräsidenten Preußensstattgefunden. Diese Zusammenkunft dürfte sicherlich sehr wichtigeDinge zu erörtern gehabt haben. Sollte uns darüber nichteine kleine Mitteilung gemacht werden können?(Lachen rechts.)Beabsichtigen die Herren vielleicht eine Gewerkschaft zurWahrung ihrer Standesinteressen zu gründen oderwollen sie den Jagowschen Schießerlaß über ganz Preußen aus-dehnen? Wir glauben an nichts Gutes, wenn. sich �ie Polizei-Präsidenten zusammensetzen.(Sehr richtig! bei den Sozialdemo-kraten.) Besonders glauben wir an nichts Gutes, denn die Polizei-Präsidenten unterstehen dem gegenwärtig amtierenden M i n i st e rdes Innern, der durch seine Amtsführung durchaus nichtden Beweis erbracht hat, daß er wahres Verständnis für dieInteressen der Selbstverwaltung in Preußen hat. Jedes Wort, dasdieser Minister spricht, beweist, daß er die Inkarnationdes besckränkten preußischen Polizeigeistesdarstellt.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten. Unruhe rechts.)Der Minister des Innern hat bei der Beratung de« Etats jene be-kannte» Worte gesprochen: Ueber die Beamten, die für einen Sozial-demokraten eintreten und ihn wählen. Lügner, Eidbrecher, Heuchler!so prasselte es herunter auf die Beamten. So schießt der HerrMinister des Innern gegen die Beamtenschaft, obwohl eine Straf-kammer in Oberschlefien erst in letzter Zeit ausgesprochen hat, daßdas Gericht nicht auf dem Standpunkt stehe, ein Beamter dürfe nie-mals einen Sozialdemokraten wählen. Ich brauche auch nur an diebekannten Aeußerungen des Herrn Zorn V.Bulach zu erinnern unddaran, daß in anderen deutschen Bundesstaaten diese Stellung derSozialdemokratie gegenüber nicht eingenommen wird. Mitdiesen schwerenBeschimpfungen gegen die Beamten, die nach ihrerUeberzeugun» gewählt habeil. greift der Minister in gesetz- undverfassungswidriger Weise ein in die Verfassungs-bestimmung des Reiches, die das geheime Wahlrecht garantiert.Der Beamte schwört doch in seinem Diensteid nicht nur Treue demKönig, sondern er verpflichtet sich auch auf die Verfassung. Nunfacht der Minister die Beamten zu einer Ungesetzlichkeit undVersassungswidrigkeil zu zwingen...Präsident Dr. Frhr. v. Erffa: Sie haben dem Minister vor-geworfen, daß er sowohl in gesetz- wie in verfassungswidriger Weisevorgegangen sei. Ich rufe Sie deshalb zur Ordnung.Abg. Liebknecht(fortfahrend):Der Minister hat mit seinen Beschimpfungen gegen die Beamtenschaft freilich daS Gegenteil von seinem Zweck erreicht. Das beweisenzahlreiche Schreiben, die mir von Beamten zugegangen find.(Abg.H o f f m a n n: Er ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse willund stets das Gute schafft!) Wenn ich ein Sänger wäre, dannwürde ich jetzt ein Lied singen.(Stürmisches Lachen rechts und imZentrum.) Ich würde ein Lied singen von dem Zorn.(ErneutesLachen.) Singe o Muse vom Zorn des Herrn v. Dallwitz.(Gr. Heiterk.)Herr v. Dallwitz hat eine gewaltige Schlacht geschlagen. DerMinister hat in der Schlacht gesiegt, und wenn wir keine Lorbeerenauf seinem Haupte sehen, so ist das eine Ungerechtigkeit. Der HerrMinister V.Dallwitz, der von Lügnern, Eioürecheru und Heuchlernbesprochen hat. und dem es aus dein Wald heraus nun ein bißchenderb entqegenschallte. der Minister des Innern, der ist zumKadi gelaufen.(Hört! hört I links, großer Lärm rechts undim Zentrum) Er ist etwa nicht zum Kadi gelaufen, um Tatsachen�stzustellen. deren Feststellung im politischen Kampfe erwünschtist, sondern er hat wegen einer formellen Beleidigunggeklagt, und er hat dabei gesiegt. DieGlorie der preußischen Regierungstrahlt dreimal so hell bei diesem Sieg des Herrn v. Dallwitz.(Sehrgut! links.) Das sind so Geschichten, die nur in Preußen vor-kommen können, nicht einmal in Rußland. Dabei wäre es wirklichmehr angebracht, wenn die preußische Regierung endlich an eineReform der Verwaltung an Haupt und Gliedernherangehen würde, die dringend notwendig ist. Aber sie denkt nichteinmal daran, auch nur die Frisur deS preußischen Staates zu ver-bessern.Der Kern des Uebels liegt im Wahlrecht.(Lebhafte Zustimmung links.) Wie kann der Minister die kühne Be-hauptung aufstellen, daß der Wahlrechtsentwurf von 1910der Thronrede entsprochen habe.(Sehr richtig I rechts.) Als die Thron-rede vom Wahlrecht sprach, haben gerade die Herren der Rechtendeswegen in schärfster Weise Sturm gelaufen gegen den damaligenReichskanzler B ü l o w. Deshalb haben sie ihm auch das Grabgeschaufelt. Als nachher die Wahlrechtsreform kam, standen sieihr durchaus nicht so ablehnend gegenüber. Daraus geht schonhervor, daß die Reform von 1910 nicht die Erfüllung des Ver«sprechens der Thronrede war. Die Hauptschuldigen sitzenfreilich im Zentrum. Indem sie sich auf die Seite der Regierunggeschlagen haben bei der Wahlrechtsreform und beim Ruhr-streik haben sie die Rechte des Volkes preisgegeben.Der Minister will vor allem einen Konflikt unter den bürger-lichen Parteien vermeiden. Er ist alsSammlungönachtwächteran der Seite des Reichskanzlers immer darauf bedacht, die bürger-lichen Parteien zusammenzuhalten.(Präsident: Sie dürfen denMinister nicht mit einem Nachtwächter vergleichen!—Stürmische Heiterkeit links.) Wenn die Herren von der Volksparteieinen vorläufigen Abschlagsantrag gestellt haben, so find wir selbst-verständlich bereit, diesen Antrag zu unterstützen. So sieht der Ministerauf daS deutlichste, daß eine Mehrheit für die Wahl-reform in diesem Hause vorhanden ist. Wir wollennur abwarten, ob nicht irgend welche Gründe der politischen Veitern-Wirtschaft die Herren vom Zentrum bestimmen werden, gegen diesenAntrag zu stimmen. Der Minister will kein Wahlrecht mit derSozialdemokratie zusammen machen, also kein Wahlrecht mit dergroßen Masse des Volkes, deren Interessen die Reform doch dienensoll. DaS ist der alte trotzige Standpunkt desMinisters: Nach dem Ausfall der Reichstagswahlen nun geradenicht 1 1Sie(nach rechts) sehnen sich nach einer lustigen Ka-vallerieattacke gegen das Volk, das preußische Drei-klassenwahlrecht ist Ihre R a u b r i tt e r bu r g. Im Kriminal-Wesen und in der Pädagogik hat man die Abschreckungstheorielängst zum alten Eisen geworfen. Sie aber wollen in der allge-meinen Politik diese Abschreckungspolitik nach wie vor praktizierenund dazu ist Ihnen der Minister die geeignetste Instanz, deshalb ister neben dem Kultusminister Ihr liebes Kind, an dem Sie Wohl-gefallen haben. Aber Gewalt und Provokation nützenIhnen auch in der allgemeinen Politik nichts, sie bewirken überalldas genaue Gegenteil. Solange Sie sich nicht zu der Höhe derstaatsmännischen Auffassung emporgeschwungen haben, das Volk alslebendigen, felbständigen, seiner selbst bewußten und zur Ordnungseiner eigenen Angelegenheiten fähigen Organismus zu verstehen,solange Sie den Staat lediglich betrachten als das Objekt, dasSie in Ihrem Interesse ausnutzen, um Ihre Privilegienherrschastauf die Dauer zu stabilisieren, solange Sie an einer solchen rück-ständigen Staatsauffassung festhalten, wird die Wirkung IhrerTätigkeit sein, wie eS schon in der Bibel heißt: Wer Wind säet,wird Sturm ernten.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)Die EntWickelung wird auch über Sie hinweggehen...Die Eni-Wickelung steht nicht still," wie es in der Thronrede heißt, auchgegenüber Ihren Privilegien, gegenüber demDreiklassenwahlrecht. Sie aber weisen alle unsere An-regungen immer noch zurück. Preußen ist Ihre Domäne, Sie sindverantwortlich für Preußen und das Prestige, das Preußen in derWelt hat. Wenn ich vor einigen Wochen in einer persönlichen Be-merlung scharfe Worte über Preußen und das Dreiklassenwahl-recht gebraucht habe, so kann ich davon nichts zurücknehmen. Esbleibt dabei, daß sich Preußen mit dem Dreiklassenwahlrechtimmer mehr entwickelt zu einem Spott für dieganze Welt.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten, GroßeUnruhe rechts.)Präudent Freiherr v. Erffa ruft den Redner zum zweiten-m a l zuTOrdnung und macht ihn auf die gefchäftSordnungSmätzigenFolgen eines dritten Ordnungsrufes aufmerksam.Abg. Liebknecht(fortfahrend): Sollten Sie die Abficht haben,so weiter zu wirtschaften, wie bisher, indem Sie sich jeder wirk-lichen Reform widersetzen, so werden Sie sehen, daß Preußen mehrund mehr zu einem Kinder spott für die Welt wird.(Stürmische Entrüstungsrufe rechts.— Präsident Freiherr v. Erffaerteilt dem abgehenden Redner den dritten Ordnungsruf.Abg. Hoffmann ruft zur Rechten: Regen Sie sich nicht so auf,starke Leute bekommen leicht einen Herzschlag. Heiterkeit.)Präsident Freiherr v. Erffa: Nach dem amtlichen Stenogrammhat der Abg. Liebknecht im Laufe seiner Rede gesagt:„Warumsehen wir denn gar nichts von dieser mimosenhaften Empfindlich.keit unseres NationalgefuhlS und Ehrgefühls, wenn es sich handeltum das Verhältnis zwischen Teutschland und dem bar-barisch st en und verächtlich st en aller Staats-Wesen, daS wir in Europa haben." Dazu hat derAbg. S t r ö b e l den Zwischenruf gemacht:„AußerPreußen!"Herr Abg. Liebknecht, ich rufe Sie wegen dieser Beleidigungeines mit Deutschland befreundeten Staates zur Ordnung.(Stürmischer Beifall rechts, Zurufe bei den Sozialdemokraten.)Und Sie, Herr Ströbel, erst recht, der Sie den trauri-gen Mut hatten, diesen Zwischenruf zu machen.(Große Unruhebei den Sozialdemokraten. Erneuter stürmischer Beifall rechts.Abg. Hoffmann: Sie sollen die Ordnung aufrechterhaltenund beleidigen die Abgeordneten! Sie haben den traurigenMut, Ihre Amtsgewalt zu mißbrauchen! Lärmrechts.)Minister v. Dallwitz: Auch ich lege gegen den unerhörten An-griff de» Abg. Ströbel auf einen uns befreundeten Staatnamens der preußischen Regierung(Abg. Ströbel: Und derrussischen!) Verwahrung ein.(Stürmisches Bravo! rechts— Zurufe bei bim Sozialdemokraten.) Ich kann nicht umhin, mein Be-dauern darüber auszusprechen, daß in einem preußischen Parlamenteine derartige Aeußerung möglich war.(Erneute lebhafte Zustim-mung rechts— Protest ruf« bei den Sozialdemokraten.)Präsident Dr. Freiherr v. Erffa(zu den Sozialdemokraten):Warum regen Sie sich denn auf! Wenn sich Abg. Liebknecht überden Ordnungsruf aufregt, finde ich das noch begreiflich.(Abg.Ströbel: Sie können mich nicht aufregen I— Stürmische Ruferechts: Ruhe! Unverschämtheit!)Weiterberatung Freitag 11 Uhr.Schluß 4?). Uhr.Eue der Partei.Ter 1. Mai als Schulfeiertag.Die Zentralschulpflege der Stadt Zürich hat beschlossen, am1. Mai die Schule freizugeben. 1896 wurde zuerst vergeblich umdie Freigabe petitioniert. 1962 wurde durch Stichentscheid desVorsitzenden der Nachmittag freigegeben, diesmal mit ansehnlicherMehrheit der ganze Tag. Es geht doch vorwärts in der Welt.—Freigabe des 1. Mai für das städtisch« Personal.Man meldet uns aus B r ü s s e l: Auch heuer hat der BrüsselerGemeinderat auf Antrag der Sozialdemokraten beschlossen, demstädtischen Personal den 1. Mai freizugeben. Wiefrüher schon, widersetzte sich auch diesmal der liberale BürgermeisterMax dem Antrag, mit der Begründung, daß das Fest der Arbeit voneiner politischen Partei organisiert werde und demzufolge der Gc-meinderat nicht seine Zustimmung für die Freigebung geben könne.Demgegenüber hob der auch sonst etwas weiterblickende liberaleGemeinderat B a u w c n s hervor, daß es ebenso berechtigt sei, dieArbeit, die die Prosperität des Landes bedeute, zu feiern, wiereligiöse Feste. Der von Huysmans verteidigte Antrag wurde mit19 gegen 18 Stimmen angenommen.Die„Kölnische Zeitnag" als Verbreiterin einer Berlemnbvnz.In der Nr. 447 veröffentlicht die„Kölnische Zeitung'unter dem Titel„Das neueste Evangelium" einen Artikel, in demvom Syndikalismus in den Vereinigten Staaten die Rede ist unddie„Jndustrial Workers os the World"(Industriearbeiter derWelt) als oie Träger der syndikalistischen Bewegung Amerikas de.zeichnet werden. Wir würden uns mit dem Artikel nicht befassen,wenn ihn der Korrespondent nicht zum Anlaß genommen hätte zueiner Verleumdung des Genossen William H a h w o o d, der einFührer der„Jndustrial Workers of the World" und Mitglied desParteivorstandes unserer amerikanischen Bruderpartei ist.„Hau-Wood ist der Mann der direkten Aktion, wie es die Mc Namaras undihre Spießgesellen waren, die mit Dynamit nachhalfen, wo es nichtihren Wünschen entsprechend zuging," schreibt der Washintoner Per-treter des Weltblattes am Rhein frech drauf los. Noch toller istdie weitere Behauptung:..... Herr Hahwood, der den GouverneurSteunenberg mit Hilfe einer Bombe aus dem Wege schaffte..."Wann und wo hat Hahwood den Gouverneur Steunenbergmit einer Bombe aus dem Wege geschafft? ES ist allerdings wahr,daß Genosse Hahwood und die beiden Arbeiterführer Moher undPettibone wegen Beihilfe zur Ermordung deS Gouverneurs Steunen-berg unter Anklage gestellt worden waren, es ist ferner wahr, daßdie ganze kapitalistische Meute unter Führung des demagogischstenaller amerikanischen Präsidenten, des Theodore Roosevelt, den KopfHahwoods verlangt hatte, wahr ist aber auch, daß Hay-w o o d trotz einer beispiellos parteiischen Prozeßführung von dersorgfältig ausgesiebten Jury glänzend freigesprochenworden ist, weil sich sämtliche zwölf Geschworene vonseiner völligen Schuldlosigkeit überzeugt hatten.So liegen die nackten Tatsachen. Entweder waren sie dem Ver-treter deS Weltblattes bekannt und er verleumdete frech drauf losoder aber er kannte sie nicht und hat dann mit der Ehre einesfremden Menschen ein frevelbastes Spiel getrieben. Beide Fällesind für den Korrespondenten eines„vornehmen" Weltblattes gleichblamabel.Sozialdemokratischer Sieg in der römische» Arbeiterkammer.Rom, den 28. April.(Eig. Ber.) Die Wahlen des Exekutiv-komitees der römischen Arbeitertammer haben unserer Partei denSieg über die verbündeten Republikaner, Anarchisten und Syndi-kalisten gebracht, in deren Händen die Kammer bisher lag. DieUnterlegenen vertraten die lokalistische Richtung und hatten dieKammer auch aus der Konföderation der Arbeit austreten lassen.angeblich, weil die Konföderation polstisch wäre. Bch der Ver-kündung des Wahlresultats kam es zu geringfügigen Exzessen derunterlegenen Parteien. Reformisten und Revolutionäre gingenbei der Wahl gemeinsam vor.Berichtigung. Der Verfasser des Artikels„Zum Parteitagder polnischen Genossen" in Nr. 82 des„Vorwärts" teilt unsmit, daß er vom Genossen CaSpari überhaupt nicht infor-miert worden ist und somit die Behauptung des Parteivorstan«des der Polnischen sozialistischen Partei in Nr. 95 des„Vorwärts�:„Caspari hat den Artikelschreiber wissentlich falsch informiert", insich zusammenfällt.potizeilidus, Oeriebtlidies uk«.Kronpriuzenbeleidigung.Wegen Beleidigung des Kronprinzen hatte sich der Partei-sekretär Gen. Scheibe in Bochum am Mittwoch vor der dortigenStrafkammer zu verantworten. Scheibe hatte im Dezember vorigenJahres in einer Reichstagswählerversammlung u. a. sich mit demEingriff des Kronprinzen in die Marokkopolitik der Reichsregierungbeschäftigt und in diesem Zusammenhang auch an die Jugendlichkeitdes Herrn erinnert und daran, daß sich der Kronprinz bereitsfrüher einmal in beleidigender Weise über die Sozialdemokratiegeäußert habe. In der Hitze des Gefechts sind dann Aeußerungengefallen, die von der Anklagebehörde als Beleidigungen des Krön-Prinzen aufgefaßt worden sind.— Der Staatsanwalt beantragl«2 Monate Gefängnis. Das Gericht erkannte auf eine Gefängnis-strafe von 1 Monat, wobei es als strafmildernd in Betracht zog,daß die Aeußerungen in der Hitze des Wahlkampfes gefallen just»,SewefkIckaMickes.Grwerhrebaften als poUttfcbe Vereine.Versuche, Zahlstellen der gewerkschaftlichen Organi-sationen als politische Vereine zu betrachten und sie unter dieUeberwachungsbestimmungen des Vereinsgesetzes zu bringen,sind trotz der Zusicherung der Regierungsvertreter, daß dasReichsvereinsgesetz loyal gehandhabt werden soll, in den letztenJahren zahlreich gemacht worden. Namentlich in den oft-elbischen Gefilden versuchen die Behörden es recht oft, undmeist auch mit Erfolg, die Ortsvereine der Gewerkschaften fürpolitisch zu erklären. Etwas ganz Besonderes hatte sich aberdas Schöffengericht in T h o r n geleistet. Es hatte die Leiterder Zahlstelle des Holzarbefterverbandes zu je 20 M. Geld-strafe verurteilt, weil sie es unterlassen hatten, Aenderungewin der Zusammensetzung des Vorstandes der Polizeibehördeanzuzeigen. Die Anmeldepflicht besteht nach den Bestim-mungen des Vereinsgesetzes bekanntlich nur für politische Ver-eine. Allgemeine Heiterkeit hat es seinerzeit erregt, wie dasThorner Gericht die politische Tätigkeit der Zahlstelle fest-gestellt hat. Das Gericht wußte nämlich über die Tätigkeitder Zahlstelle seit Bestehen des neuen Vereinsgesetzes über-haupi nichts, sondern schloß aus dem Umstand, daß die Zahl-stelle früher, unter dem alten Vereinsgesetz, ab und zu Er-örterungen politischer Art zugelasien hatte, auf den jetzigenpolitischen Charakter der Zachlstelle.Das war dem Landgericht Thorn, das sich nach erfolgterBerufung der Verurteilten mit der Sache zu beschästigenhatte, doch zu stark. Es lehnte die gerichtliche Deduktion desSchöffengerichts ab. Zu dem damals ergangenen Urteileliegt jetzt die schriftliche Begründung vor. Wenn das Land-gericht in der Urteilsbegründung auch den erstinstanzlichenRichtern unrecht geben muß. so ist dos Urteil doch eine recktkräftige Absage gegen die schöffengerichtliche Juristerei. Eslautet in seinem wesentlichsten Teile-„Es geht nun aber nicht an. wie eS der Borderrichter tut.aus der Tatsache der politischen Betätiauna des Vereins biszum Jahre 1908 den Schluß zu ziehen, daß der Bereinauch weiterhin dieselben Bahnen eingeschlagen und die gleichenPrinzipien bis zur Jetztzeit verfolgt hat. Wohl liegt die An.nähme dafür außerordentlich nahe, jedoch fehlt es an einemstrikten Nachweis daffir, der um so mehr den Angeklagten er-bracht werden muß, als sie behaupten, daß infolge des neuenReichsdercinsgesetzes der Verein streng geniieden habe, irgend-welche politischen Fragen in seinen Versammlungen zu be-sprechen und zu erörtern.Bon den Angeklagten darf der Nachweis.daß der Berein sich jeder politischen Tätig.keit enthalten habe seit Beginn des JahreSisos, nicht verlangt werden, weil dies eine Ab«