man nicht, da die Eheleute allein zu Hause waren. Als mittagsgegen 1 Uhr die Kinder aus der Schule kamen und keinen Einlaßfanden, gingen sie zum Hauswirt, der mit einem Schutzmann dieTür gewaltsam öffnete. Den Eintretenden bot sich ein schreck-licher Anblick. In dem nach dem Garten gelegenen Wohnzimmerlagen nebeneinander ldie Eheleute tot in ihrem Blute. Beidehatten eine Schuhwunde im Kopf. Die Frau außerdem nochSchnittwunden-an den Händen. Unzweifelhaft hat noch vorherein verzweifelter Kampf der Frau mit ihrem geistesgestörten Mannestattgefunden, da daher die Schnittwunden, die mit einem Meperbeigebracht worden sind, herrühren. Muhs tötete seine Frau durcheinen Schuß in die Schläfe. Dann schrieb er auf ein Juvcrt nochdie Worte:„Ich habe sie erschossen, ich auch tot" und schoß sichdann eine Kugel mitten in die Stirn. Von den Schüssen, sowievon dem ganzen Auftritt ist nichts im Hause gehört worden. DieEheleute hatten sieben Kinder, von denen noch zwei schulpflichtig sind.Im Walhallatheater wird jetzt allabendlich das aus dem Eng-lischen herübergenommene Militär-Sensationsstück„Um eineKrone" gegeben, das vor länaerer Zeit auch über die Bretter desLuisentheaters gegangen ist. Das Schauerdrama wurde stark be-klatscht.Arbeitcr-Bildungsschule Berlin. Am Sonntag, den 8. Mai,Familienausflug nach Zehlendorf. Abfahrt des Zuges nach Bahn-hos Zehlendorf-Mitte 1,45 Uhr nachmittags. Treffpunkt für Nach-zügler von 2% Uhr ab: 22 ich. Miels Gesellschaftshaus, Karlstr. 12in Zehlendorf._Vorort- Nachrichten«Neukölln./Die Stichwahlen.Immer näher rückt der Tag der Stichwahlen heran und dieSpannung, wer aus dem zweiten Kampfe als Sieger hervorgehenwird, nimmt immer mehr zu. Wird es der Sozialdemokratie ge-lingen, gegen die jetzt vereinigten Reaktionäre weitere Erfolge zu er-ringen? Wenn man die öffentliche Agitation der Gegner betrachtet,könnte man vielleicht zu der Auffassung gelangen, daß sie ihre Positionbereits verloren geben, sie haben weder Versammlungen abgehalten,noch Flugblätter verbreitet oder in der Lokalpresse den Kampf gegendie Sozialdemokratie proklamiert. Ebenfalls haben sie den im 3. Be-zirk mit der Sozialdemokratie ringenden altbürgerlichen KandidatenKaufmann Weber bereits in die 1. Abteilung bugsiert, wo ja dennder Herr bereits gewählt wurde.Aber es wäre eine grobe Täuschung, wenn man nach dem Dar-gelegten die Tätigkeit der bürgerlichen Parteien bewerten wollte.Sie werden bei den Stichwahlen die verzweifeltsten Anstren-gungen machen, um sich die bedrohte Macht- und Jnteressenpositionzu erhalten. Es steht für sie zu viel auf dem Spiele.Sie werden wie bei den Hauptwahlen in letzter Minute ver-suchen, wenn eine Widerlegung schwer möglich ist, die halten Lügenüber die Sozialdemokratie an den Mann zu bringen. Oeffentlichsich in Versammlungen mit der Sozialdemokratie zu messen, dazusind die Herren zu feige.Desto mehr sind die Gegner aber in der Stille bemüht, dieWähler vor ihren festgefahrenen Karren zu spannen.Zu diesem Zweck haben sie überall an die Wähler Postkartenmit Rückantwort folgenden Inhalts geschickt:Sehr geehrter Herr lNamen? des Wahlkomitees der vereinigten bürgerlichen Par«teien bitte ich Sie ganz ergebenst, zur Stichwahl am 3. Maizwischen 11 und 8 Uhr im Wahllokal..... zu erscheinen undIhre Stimme den Stadtverordnetenkandidaten Herrn KaufmannKabermann und Handelslehrer Klebe zu geben.Es gilt die Sozialdemokratie zu bekämpfen, die mit un» inder Stichwahl steht.HochachtendI. A.: Wicgand, Oberstadtsekretär.Auf der angebogenen Karte werden dann dem Wähler folgendeFragen vorgelegt und um deren Beantwortung gebeten:Werden Sie bestimmt zur Wahl erscheinen?Um wieviel Uhr?Wünschen Sie per Auto abgeholt zu werdenund eventuell um wieviel Uhr?Man ersieht daraus wie rührig die Gegner sind.Aber eins erscheint bei dieser Karte doch auffällig, und das istdie Beifügung des Titels.Sicherlich steht dem Herrn Wiegand das Recht zu als Staats-bürger für irgend eine politiscke Partei zu agitieren. ES riecht dochaber stark nach amtlicher Wahlbeeinflusiung, wenn der Herr unterausdrücklicher Betonung dieses Titels diese Wahlagitation betreibt.Mit demselben Recht könnten dann ja auch die Bürgermeister unterBeifügung ihrer Titel die Agitation betreiben.Biel besser hätte der Herr jedenfalls getan sich als Vorsitzerder städtischen Beamten zu bezeichnen, nachdem dieser Vereinoffiziell die bürgerlichen Kandidaten unterstützt.Besonders auffallen muß bei dem jetzigen Stichwahlkampf dieznrückhaltende Stellung der Demokraten. Erst am Donnerstag,am Tage vor der Wahl, wird die Oeffentlichkeit erfahren, welcheWahlparole die Demokraten ausgeben werden. Nach ihrer bisherigenHaltung und ihren bisherigen Reden können sie doch nur die Parolefür die Sozialdemokratie ausgeben, denn sonst würden sie doch in-direkt durch ihr Verhalten den Sieg der Reaktion fördern.Aber mögen sich die Demokraten stellen wie sie wollen, mögensie für die Sozialdemokraten eintreten oder Gewehr bei Fuß stehen.für unsere Parteigenossen entspringt daraus die Verpflichtung, diekurze Zeit bis zum Tage der Stichwahl auszunutzen, um aus eigenerKraft den Sieg an unsere Fahne zu heften. Ein Teil Reservenstehen uns noch zur Verfügung, mit äußerster Energie muß gearbeitetwerden, um diese an den Wahltisch zu bringen, damit sie den Siegfür die Sozialdemokratie entscheiden.•••Die Wähler der zweiten Abteilung fanden sich am Montag nocheinmal kurz vor den Stichwahlen, welche am 3. Mai stattfinden, inden Passage-Festiälen in der Bergstraße zusammen, um einen Vor-trag des Reichstagsabgeordneten Dr. Ouarck(Frankfurt a. M.jüber„Das Fia-ko der bürgerlichen Gemeindepolitik" zuhören. Alsgründlicher Kenner der Kommunalpolitik wies der Redner in großenZügen nach, welche Unterlassungssünden die herrschenden Klassen sichvon jeher haben zuschulden kommen lassen. Es sei nur die ärgsteJnteresscnpolitik, welche das Bürgertum vertrete. nichtshätten sie übrig für die Arbeiterschaft und den Mittel-stand. Die Wählerschaft müsse am 3. Mai zeigen, daß siegewillt ist, eine sozialdemokratische Stadlverordnctenmehrheit zuschaffen, welche allein dafür bürgt, daß die Bahn frei wird für denFortschritt und zu besserer Berücksichtigung der Gesamtinteressen derBevölkerung Neuköllns. Stadtverordneter Genosse G r o g e r gabnoch einige Erfahrungen aus dem Raihause bekannt, welche so rechtdie jetzige Mehrheit kennzeichnen. Die Bürgerlichen haben in ihrenFlugblättern keinen unserer Angriffe zu entkräften vermocht, nur daßman alte, abgestandene Redensarten aus dem geistigen Arsenaldes Neichswahrheitsverbandes abdruckte. Hieraus einzugehen, lohntnicht. Fest steht, daß man 6000 Wähler aus der zweiten Abteilungherausdrängte, um die eigenen Interessen in den Vordergrund zurücken. Die Sozialdemokratie sei für erhöhte Gehälter der Volks-schullehrer eingetreten und für eine beffere Beaniienbesoldung. DerBau des Krankenhauses, die Schularztfrage, Volksbadeanstalt, Brause-bäder für die Schulen, seien Forderungen der sozialistischen Ver-treter im Rathause und diesen zur Mehrheit zu verhelfen, sollteernstes Bestreben jedes denkenden Wählers sein.— Von den an-wesenden Demokraten meldete sich Herr Löwenthal zum Wort, der erklärte,daß es ganz selbstverständlich sei, daß die demokratischen Wähler fürdie Sozialdemokratie eintreten. Er werde auch in der am Dienstagstottsindenden Generalversammlung der Demokraten dahingehendwirken. Der Vorsitzende Genoffe Scholz wundert sich, daß dieDemokraten erst jetzt dazu Stellung nehmen und glaubt, daß diedemokratischen Wähler zu spät von diesem Beschluß Kenntnis er-halten. Wie dein aber auch sei; dessen ungeachtet werde nichts ver-absäumt werden, am 3. Mai neue Siege zu erringen.Ein Brandunglück ereignete sich vorgestern in der Weiseftr. 16.Tie dort wohnende Frau Anna Knabe hatte früh eine eilige Be-sorgung zu machen und ließ deshalb ihren vierjährigen Söhn, dernoch schlief, allein in der Wohnung zurück. Kaum war die Mutterfortgegangen, als d�r Knabe erwachte. Der Kleine kletterte ausdem Bett und begab sich in die Küche. Hier stieg der Junge aufeinen vor dem Küchenrahmen stehenden Stuhl und nahm eineSchachtel Streichhölzer herunter, mit denen er sich zu schaffenmachte. Dabei entzündeten sich mehrere Hölzchen und die Rächt-kleidung des Kindes fing Feuer. Auf das Geschrei des Kleineneilten Hausbewohner hinzu, denen es bald gelang, durch Aufwerfenvon Betten die Flammen zu löschen. Der bedauernswerte Knabehatte jedoch bereits am ganzen Körper so erhebliche Brandwundenerlitten, daß er in besinnungslosem Zustande nach dem städtischenKrankenhause geschafft werden mußte.Erhängt aufgesunden wurde am Dienstababend der in derWanzlikstr. 21 im vierten Stockwerk wohnhafte Arbeiter Levange.Der Lebensmüde war vor einigen Tagen von seiner Frau im Streitverlassen worden. Als am Dienstagabend die Frau keinen Einlaßin die Wohnung finden konnte, ließ sie vom Hausverwalter öffnen.Mait-ffand den Mann an der Türklinke erhängt auf.Schöneberg.Aus der Stadtverordnetenversammlung. Da die Stadt Berlindie Potsdamer Straße zu verbreitern gedenkt und das einheitlicheBild gewahrt werden soll, bewilligte die Stadtverordnetenversamm-lung die Mittel zur Verschmälerung und Abrundung der Bürger-steigecke vor dem Hause Hauptstr. 161. Die Zahl der Magistratsbotenist wesentlich eingeschränkt worden, weil jetzt die Briefe und Druck-fachen durch die Post befördert werden. Außer den für Porto aus-geworfenen 16 5lX> M. sind bereits 2166 M. nachgefordert worden.Allem Anschein nach werden nochmals über 2666 M. verlangt, sodaß es fraglich erscheint, ob durch die Neuerung wesentliche Er-sparnisse gemacht werden. Allgemein wurde eine etwas einfachereGeschäftshandhabung gewünscht.— Zur Deckung der Kosten fürden kaufmännischen Unterricht im Lette-Verein sind die vorhan-denen Mittel überschritten, da die Beteiligung an dem Kursusnicht so groß ist, wie zuerst angenommen wurde, so daß ein größererAusfall an Schulgeld entstand. Hierauf erstattete Sdadtverord-neter M i ch a l s k i(Lib. Frkt.) den Bericht des Ausschusses überdas Ortsstatut bei Erteilung von Schankkonzessionen.� Rednerteilte mit, daß der Ausschuß von der Notwendigkeit eines der-artigen Erlasses nicht habe überzeugt werden können. Der Vor-schlag, das Statut nur 3 Jahre versuchsweise einzuführen, eventuelldeshalb nur auf ein bestimmtes Stadtgebiet anzuwenden, sei imAusschuß ebenfalls abgelehnt worden. Selbst die Petitionen derverschiedenen Gastwirtsvereine, die ein solches Statut direktforderten, hätten den Ausschuß nicht von dessen Notwendigkeit zuüberzeugen vermocht.— Oberbürgermeister D o m i n i c u s er-klärt, keine weiteren Ausführungen machen zu wollen, bedauertejedoch die Ablehnung, die mit so großer Mehrheit erfolgt sei.—I a tz o w(Lib. Vereinig.) begrüßte die Ablehnung und ging desnäheren auf einen von uns bereits angezogenen Artikel eines so-genannten liberalen Bürgers ein; der Schreiber scheine über keinebesondere Sachkenntnis zu verfügen, da derselbe alles durcheinanderwürfele.— G.nosse Obst meinte, mit Rücksicht darauf, daß dieVorlage begraben sei, wäre nur noch das übliche stille Gebet er-forderlich. Der Artikel des liberalen Bürgers erhebe persönlicheAnwürfe, die vollständig daneben hauen. Es müsse sehr wirr imKopfe des Schreibers aussehen, da ihm jede Sachkenntnis fehle.Die Abstimmung ergab die Ablehnung der Magistratsvorlage. Nurwenige Mitglieder der Liberalen Fraktion enthielten sich der Ab-stimmung.— Der Verein deutscher Flugtechniker ersuchte umZeichnung eines Beitrages und Mitarbeit zur Gründung einerReichsflicgerstiftung. Das wurde abgelehnt mit dem Hinweis, daßfür derartige Zwecke keine Mittel vorhanden seien.— Der Ortsverein der Gemeindearbeiter petitionierte um Bildung besondererZlrbeiterausschüsse für die einzelnen Kategorien der städtischen Ar-beitcr.— Genoffe M o h s empfahl die Ablehnung, die hefte Or-ganisation sei die Zentralisation, der Antrag wolle nur Zersplitte-rung.— Die Petition wurde dem Magistrat als Material über-wiesen.— Ferner ersuchten die städtischen Gärtner um Erhöhungder Löhne, um mit den Vorarbeitern und Handwerkern gleichgestelltzu sein.— Genosse Mohs ersuchte, diese Petition dem Magistratals Material zu überweisen, damit die in Frage kommende Ar-beiterdeputation die Angelegenheit mit prüfen könne. Dem wurdezugestimmt. Hierauf erfolgte geheime Sitzung.Ariedrichshagen.Die letzte Gemcindevertrctersttzung wählte als Schöffen anStelle des freiwillig ausgeschiedenen Dr. Wallburg einstimmig denbisherigen Gemeindevertreter Kunzke. Bei den KommissionS-ergänzungen wurde u. a. der Genosse Tornow in die Armen-, Fähr-,Hundesteuer- und Arbeitslosenfürsorge-Kommission gewählt. EinigeEtatsllbcrschreitungen, welche bei den Kurparkanlagen, Straßen-beleuchtungen und-reinigungen und der Gemeindeverwaltungstattfanden, wurden debattelos genehmigt. Bei der Vergebung derLieferung von Bordschwellen für die Straßen 38, 39 und 46 inNeu-Kamerun wurde der Firma Kramcr-Jauer der Zuschlag er-teilt. Die Pflasterarbeiten für diese Straßen wurden der FirmaVollmering u. Oelze in Köpenick übertragen. Genosse Tornowregte bei dieser Gelegenheit an, ob die Firmen die tarifmäßigenLöhne bezahlen, während Genoffe Micke ersuchte, in Zukunft denUnternehmer zu verpflichten, für die Arbeiter die notwendigenAbortanlagcn zu schaffen. Der Bürgermeister bemerkte demgegen-über, daß die Firmen eine schnelle und gute Ausführung der 2lr-beiten nur von tüchtigen Arbeitern herstellen lassen können, welcheauch tariflich entlohnt werden. Betreffs der Abortanlagen lägen indiesem Falle die Verhältnisse so, daß Restaurants in der Nähe derStraßen vorhanden sind. Im allgemeinen würden aber die Ver-träge mit den Unternehmern nach dieser Richtung hin abgeschlossen.Eine längere Debatte entspann sich über den Pachtvertrag derHafenanlage am Müggelsee mit der Firma Basedow. Bürger-meister Stiller teilte hierzu mit, daß oer Pächter den Hafen aufseine Kosten anlegen und gegen eine Gebühr von 366Mark im ersten. 466 M. im zweiten u.nd 566 M. vomdritten Jahre ab unterhalten will. Für das Vermieten von Boots-ständen sei der Höckfftprcis für ein Ruderboot 26 M., für ein Segel-boot 36 M. und für ein Motorboot 56 M. Im Winter hat dieGemeinde freien Zugang zum Müggelsee. In der zu errichtendenGlashalle haben auch die Besucher der Schmuckanlagen unentgelt-lichen Zutritt. Im lveiteren können Boote vorübergehend ohneEntgelt anlegen. Der Pachtvertrag soll auf 5 Jahre festgesetztwerden. In der sich anschließenden Debatte wies Genoffe Tornowdarauf hin, daß die Tarife für Ruder- und Segelboote entschiedenzu hohe seien. Auch sei eine Pachtdauer von 3 Jahren genügend.Es wurde beschlossen, den Tarif für Ruderboote auf 15 M. herab-zusetzen, nachdem Basedow erklärt hatte, daß ruderfähige Segel-boote ebenfalls als Ruderboote gelten sollen. Der Pachtvertragwurde auf 5 Jahre festgesetzt und läuft bis zum 31. März 1917.Nach einigen Mitteilungen betr. des Freibades beriet die iöei-tretung noch einige Angelegenheiten in geheimer Sitzung.Spandau.Selbstmord infolge eines Nervenleidens beging vorgestern abendein Berliner in Spandau wohnhafter Bureauasfistent. Der Lebens-müde warf sich in der sechsten Abendstunde hinter dem städtischenSchlachthof im Stadtgebiet auf der Hamburger Bahnstrecke vor einenEisenbahnzug und wurde überfahren; der Korper ist entsetzlich zer-stückelt worden, so daß der Tod des Unglücklichen auf der Stelleeintrat. Die Leichenteile wurden bald darauf geborgen und nachdem Schauhause an der Gatower Straße geschafft. Der Verstorbenewar wegen seine? krankhaften Zustandes längere Zeit beurlaubt;zuletzt zeigte er Spuren geistiger Umnachtung, was auch aus einemSchriftstück hervorgeht, das er hinterlassen hat. Er äußert sich darinüber eine notwendige Reise nach Korfu, wohin er befohlen wordensei. Der Unglückliche, der 1876 geboren wurde, war verheiratet; estrauern um ihn seine Frau und zwei Kinder./Zns aller Alelt.ChriftUcbc �äcbftenUebe.Aus New Jork wird uns geschrieben: John L. Belfordein Brooklyner katholischer Pfarrer, gibt für seine Kirchengemeindeunter dem Titel„Nattvity Mentor" ein Blatt heraus. In derNummer vom 3. April d. I. schreibt Belford am Schlüsse einesgegen die Sozialisten gerichteten Artikels:.Er(der Sozialist)ist gefährlicher als Cholera und Pocken, er ist der tolleHund der Gesellschaft und sollte zum Schwvgengebracht werden, wenn nötig, durch eine Kugel."Dieser Satz stellt sich in unzweideutigen Worten als eineAufforderung zum Morde, also ein mit Zuchthausstrafebedrohtes Verbrechen, dar: er ist der Ausfluß des Geistes, der dieScheiterhaufen errichtete.Angesichts des blinden Fanatismus in gewiffen katholischenKreisen und der an hypnotischen Einfluß erinnernden Autorität, dieder„Priester der. Nächstenliebe" auf einen Teil seiner Gemeinde aus-übt. ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein Fanatiker die Aufforderungdes Pfaffen in die Tat umsetzt, nicht ganz von der Hand zu weisen.Auf der anderen Seite benutzen die amerikanischen Behördenjeden Vorwand, um gegen Arbeiter, insbesondere gegenSozialisten, die Gesetze in ihrer ganzen Strenge zurAnwendung zu bringen. Gegen die werftätige Bevölkerungwerden Gesetze durch geschraubte Interpretation vielfach in ihrGegenteil verkehrt. Und paßt es den herrschenden Klassen in denKram, greifen sie und ihre Werkzeuge, Polizei und andere Vollzugs-organe, auch unter frecher Verhöhnung von Gesetz und Berfaffungzur brutalen Gewalt.Aus allen diesen Erwägungen heraus stellte der Borstand derBrooklyner Organisation der Sozialistischen Partei am 9. April beidem Polizeirichter M c G u i r e den Antrag, gegen den„Reverend"Belford wegen Aufforderung zum Morde einen Haftbefehl zuerlassen. Mc Guire, einer der irischen Tammany-Politikanten, diemit ihrer ostentativ zur Schau getragenen römisch- katholischenBigotterie Geschäfte machen, lehnte den Antrag glatt ab mit derBegründung, daß der inkriminierte Artikel nur der Ausflußder Nächstenliebe des„frommen, guten Vaters" Belford undnicht schlimm gemeint sei. Er befand sich dabei in Uebereinstimmungmit der Empfehlung deS Hilfsdistriktsanwalts FreShman;Freshman ist nicht Katholik, überhaupt nicht Christ und nochweniger fromm. Aber er ist ein strebsamer Herr und trägt demgroßen politischen Einfluß des mit der korrupten RauborganisationTammany Hall aufs engste liierten katholischen KleruS Rechnung.Nunmehr stellte der Brooklyner Parteivorstand bei einem Nichterder Supreme Court den Antrag auf Erlaffung eines Befehls, durchden McGuire angewiesen werden soll, das Strafverfahre»gegen Belford zu eröffnen. Die Rechtspflege befindet sichin einer argen Zwickmühle. Denn daß ein Geistlicher von vorn-herein jeder Gewalt abhold ist. läßt sich im Emste schondeshalb nicht behaupten, weil in den letzten Monatenmehrere„Geweihte" im Gebiete der Vereinigten Staaten wegenMordes hingerichtet worden sind und ein ganz Prominenter,der Pfarrer Richeldson, im Gefängnis zu Boston seinerletzten Stunde auf dem elektrischen Stuhle entgegen steht.Mag auch die gesamte bürgerliche Presse wie auf Verabredungden Fall Belford totschweigen: die sozialistischen Organe sorgendafür, daß der Masse deS Volkes an dem geradezu klassischen Schul«beispiele zu Gemüte geführt wird, wie die„Gleichheit vor dem Ge»setze" in unserer.freiesten aller Republiken' in Wirklichkeit aussieht.Schweres Brandunglück..In dem nahe Magdeburg gelegenen Dorfe Alten«Weddingen brach in der Nacht zum Dienstag in einem dortigenWarenhauf.e Feuer aus, bei dessen Ablöschung drei Feuer»wehrleute zu Tode kamen, während fünf andereschwer verletzt wurden. Das Feuer, zu dessen Löschung nebenverschiedenen freiwilligen Wehren auch die MagdeburgerFeuerwehr alarmiert wurde, hatte sich bei dem Eintreffen der Lösch«Mannschaften bereits über das ganze HauS verbreitet.Die Wehren begannen sofort mit der Löscharbeit. Dabei lösten sichdie Gesimse deS Hausgiebels und begruben acht Feuerwehr»leute unter sich. Trotz der vorgenommenen Bergung der Ver«unglückten konnten zwei der Verschütteten nur noch als Leichenhervorgezogen werden; ein dritter Verunglückter starb auf demWege nach dem Krankenhause. DaS Befinden der übrigen fünf Ver«letzten ist zwar bedenklich, doch hofft man sie am Leben zuerhalten._Kleine Notizen.283 Bergleute in Lebensgefahr. Wie aus Tokio gemeldetwird, hat in einem Bergwerke der Hokkaido-Gesellschaft auf derInsel D e s s o eine Explosion stattgefunden. 283 Bergleutesind von der Außenwelt abgeschnitten und scheinen unrettbarverloren zu sein.Ei» Rckordflug über den Kanal. Der in letzter Zeit durch seinewohlgelungenen Flüge in den Vordergrund getretene AviatikerHornel ist Montag nachmittag 5 Uhr nnt seinem Bleriot-Eindeckerin Canterbury aufgestiegen und hat den Kanal überflogen.Trotz deS stürmischen Wetters gelang eS ihm, die 45 Kilometerlange Strecke, die England von Frankreich trennt, in knappzwölf Minuten zurückzulegen, was einen neuen Rekordbedeutet.Den Klöstern geht es wohl. Unter der klerikalen Herrschaftschießen in Belgien die Klöster wie Pilze aus der Erde. SeitBeginn des klerikalen Regiems im Jahre 1884 ist die Zahl derKlöster von 2124 aus 4135 gestiegen. Die Zahl der Möncheu n d N o n n e n hat sich nahezu verdreifacht. Während dieKlöster damals 32 461 Insassen hatten, zählte man jetzt 36 744.Lriefkatten äer KecfoKtion.»Reue. Cuvrystr.«, F.®. 4 u. a. Taucher betreffend. In Nr. 93beantwortet. Der Taucher kann bei 36 Dieter Tiefe, zirka 3 AtmosphärenWasserdruck, etwa 2 Stunden arbeiten. Bei über K0 Meter Tiese; also6 Atmosphären überhaupt unmöglich.— O. I. D. Strecker. Bettenvon 45 Ps. bis 1,56 M. pro Nacht. Beköstigung iin Nestnuraut nachNeigung� Ob der Reichstag im Juli tagen wird, ist heute noch nicht zusagen. Schreiben Sie an den Genossen Silbcrschmidt, Gewerkschastshaus,Engeluser 15.— L. H. 55. Bureau der Gaslwirlsgchitsc», Große Ham-burger«tr. 18/19.—<g. L. 7877. Ei» Privatuntcrnchmen also wohlzu jeder Zeil. Am Schloßplatz.— R. F. 777. 1. Meldungen an dieSchuldeputation deS Magistrats. 2. Richtet sich nach dem Dienstalter.—