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gesunken waren, schloß die imposante Versammlung mit einem Hoch aus die internationale Sozialdemokratie. Die Versammlung der Maschinisten und Heizer in denArmin- hallet" war sehr st a r k besucht. Genosse Hartmann hielt das Referat. Die Versammlung des Fabrikarbeiterwerbandes fand im Lokal Rosen thaler Hof" statt; anwesend waren zirka SM Personen. Referent wo'r der Genosse Zimmermann. Seine Ausführungen gipfelten darin, daß diesmal mehr denn je der 1. Mai in eine politisch bewegte Zeit falle, überall ist das Proletariat mit Feinden ui.rgebcn, trotzden.i geht es vorwärts�' das bewiesen die letzten Reichs- tag�wahlen, das beweise das Anwachsen des Fabrikarbeitertierbandes, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die am schlechtest bezahlten Arbeitejmassen zu organisieren, das beweise auch die heute übervoll besuchte Versammlung. Im Schlußwort sagte Genosse R ü ck e r, jeder müßte niit dem Gelöbnis hinausgehen, neue Kämpfer zu werben für unsere Ideen. Die Versal» mlung der Weißgerber, Lohgerber, Lederzurichter und Handschnhln» chcr war von über 400 Personen besucht. Referent war Genosse M. Kiesel. Die Maiv>ers> immlung der Glaser, Glasschleifer, Glasbläser und-blöserinnen, Hilfsarbeiter tagte inr großen Saale von Litfin, Memeler Straße..Die Versammlung war sehr stark besucht, die Be- tciligung war stchufer als am Sonnterg vor 2 Jahren und betrug Zgg�ggg Personen. Eingeleitet wurde die Versammlung durch den Glasarbeiter-Gosa'ngverein miti dem LiebeDem Lenz ent­gegen". Sodann hielr der Genosse Stücke sein Referat über:Die Äedeuiung deS 1. Wai� Redner wurde oftmals von den Ver- sammelten durch Beifall unterbrach. m. Die Mawersammlung der Maler, Anstreicher usw. fand bei Borgmann,. Anderasstraße, statt. Ter Referent Genosse Wuschcck machte seine anfeuernden Ausführungen, die öfter von demonstra- tivem Beifall unterbrochen wwrden, vor einem überfüllten Saal. Die vorgelegte Resolution wurde einstimmig angenommen. Mit einem begeisternden Hoch auf den internationalen, revolutionären Sozialismus wurde die wuchläge D;monstration geschlossen. In der Versammlung der Kürschner , die von 4S0 Personen besucht war, fanden die treffenden. Ausführungen der Genossin Z i e tz brausenden Beifall. In dem Sinne der Referentin gelobten die Versammelten, mehr wie bisher für die Ausbreitung der ge- werkschaftlichen wie politischen L Organisationen ihr« ganze Kraft ein- zusetzen. Mit einem Hoch auf dir moderne Arbeiterbewegung wurde die Versammlung geschlossen. Die Versammlunge des Ve rbandes der Hut- und Filzwaren- arbeitcr, die bei Obiglo, Schwedt er Straße, stattfand, war von zirka 400 feiernden Genossen und Gerwssinnen besucht. Die Ausführun- gen des Referenten.Genossen<l? ch n e i d e r, fanden lebhafte Zu- stimmung. Eingeleitet und geschlossen wurde die Versammlung durch einige Liedervorträge des Hutmacher -Gesangvereins Einigkeit. Die Bildhauer aller Braucken waren in derAlhambra" zur Maifeier erschienen. Genosse, K l ü ß begründete in seinen Vortreff- lichen Ausführungen unter großem Beifall der Anwesenden die Forderungen des 4. Mai. Die Resolution fand einstimmige An- nähme. Die Versammlung delt Verbandes der Schiffszimmerer wies leider nur einen mätzigen Besuch auf. Das Referat des Genossen Bergmann fand unget.nlten Beifall. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Die Mavversajnmlung tcr Sattler und Portefeuillcr fand im großen Saal derArminhallen". Kommandantenstraße, statt. Die Versammlung war überfüllt. 1600 Personen passierten die Kon- trolle. Reichstagsbgeordneter Genosse PH. Scheidemann refe- rierte. Der Vortrag fand stürmischen Beifall. In der von zirka 000 Mitgliedern besuchten Maiversammlung des Verbandes der'.Tapezierer hiebt Genosse Zitzewitz das bei- fällig aufgenommene Referat. Die Versammlung wurde noch stimmungsvoll verschönt durch treuliche, freiheitliche GesangSvor- träge desMännerchbr Norden". Die Nahrungs-« nd Genußmitpllbranche, dabei auch die Bar- biere und Friseure, und zum erssen Male auch die Tanz­mai t r e s, war in Boekers Festsälen, Weberstratze, stark ver- treten. Der Saal war überfüllt, obgleich die Bäckep ihre eigene Versammlung haben. Die Referentin, Frau Klara Wehl, de- handelte die Bedeutung des 4. Mai insbesondere unter dem Gesichts- punkt des Arbciterfchuhes für Frauen und Kinder. Die Wehrvor- läge und die BranntweirAiebesgabe unterzog sie einer kritischen Beleuchtung. Dir Genoffin erntete für ihre klare, überzeugende Ausführungen stürmischen Beifall. Tie Steinarbeiter sind auch in diesem Jahre der Parole,den 4. Mai durch Arbei.tsruhe zu feiern", äußerst zahlreich gefolgt. Der große Saal der»Prachtsäle>Alt-Beclin" erwies sich als viel zu klein. Obgleich die Tische entfernt wurden, mußte ein Teil der Versammlungsbesucher das treffliche Referat des Genossen Adolf H o f f Ui a n n stehend entgegennehmen. Der starke Besuch(zirka b00 Peusowen) gilt als enneuter Beweis dafür, daß der Maifeier- gedankerfefte Wurzeln in der Berliner Steinarbeiterschakt geschlagen hat. Daran wird auch die Aussperrung, zu der sich die vom Ver- band der Baugeschäfte Abhängigen Unternehmer zum Teil nur ungern gequemen, nichts ändern.Freiwillig" fügten sich dem Kartellbesihluß der Baugeschäfte 28 Betriebe. In diesen wurden ausgesperrt 493 Mann. Einige weitere Firmen, darunter eine, die den bei iftr Beschäftigten die Teilnahme an der Feier f r e i g e- stellt hatte, wurden durch einensanften Druck"(Terrorismus existiert ja wohl nur auf der Arbeiterseite) gezwungen, sich nach- träglich an der Aussperrung zu Beteiligen. « Die Feier der Partei. Im Norden und Nardwesten Berlins setzte der. Andrang nach den Gartenlokalen, in denen die Maifeier arrangieirt war, schon in den frühen Nachmittagsstunden ein. In der lachenden Frühlingssonne saß es sich ganz mollig und angenehm, und die. dampfende Kaffeekanne trug zur behaglichen und frohsinnigen Heiterkeit wesentlich bei. Im Schatten machte sich dieMaikühle" immerhin empfindlich bemerkbar, aber der unver- wüstliche Humor des Berlinertums half auch hierüber hinweg. Auf den Bühnen konzertierten Kapellen und wechselten mit Gesangsvor- trägen und Spezialitätenvorstellungen. Die Kinder aber kosteten diesen willkommenen festlichen Tag in vollen Zügen. Sie amüsier- ten sich in heiterem, ausgelassenem Spiel ebenso gut, wie vor den drolligen Kasperletheatern, und öfter führten sie auch Reigen auf oder sangen im Chorus, daß die umstehenden Erwachsenen ihre helle Freude daran hatten. Je weiter der Zeiger der Uhr vorrückte, um so mehr schwoll der Besuch an. Viele der Feiernden hatten die Gelegenheit und den schönen Tag benutzt, um einmal auch in der Woche, ohne die berüch- tigten Begleiterscheinungen der Sonntagsausflüge, fern von dem brodelnden, stampfenden, hastenden Weltstadtgetriebe, sich in der freien Natur zu ergehen und die köstliche Maienpracht zu genießen. So kam es, daß der richtige Massenzustrom erst gegen Abend einsetzte, um dann allerdings in sämtlichen Lokalen beängstigende Formen anzunehmen. Die gewaltigste Menschenmasse nahm die Proletarierburg deS Nordens, das LokalP h a r u s- S ä l e" auf, in der zur Abendzeit niehr Personen beiderlei Geschlechts waren, als die meisten Klein- städtc des Reiches an Einwohnern aufzuweisen haben. Bald reich- ten aber auch diese Räume nicht mehr au», viele Hunderte mutzten umkehren, da beim besten Willen kein freies Plätzchen mehr zu finden war. Mußten doch schon zu Beginn der Festrede von unse- ren Ordnern die Saaltüren geschlossen werden, da die Menschen wie die Heringe zusammengestaut waren der berühmte und un- vermeidliche Apfel hätte tatsächlich keine Lücke zum Hinunterfallen gefunden. DaS Festprogramm war wie in allen anderen Lokalen auch ein erlesenes und reichhaltiges. Im Garten und in den Sälen konzertierten Kapellen, und dazwischen sorgten Mantheys Lustige Sänger" dafür, daß die Lachmuskeln der Zuhörer aufs stärkste strapaziert wurden. Der Tanzgöttin wurde natürlich eben- falls gehuldigt die Jugend zwischen 48 und 60(und darüber) drehte sich, je nach den forschen oder schmachtenden Klängen der Musik. Das gleiche ist von der Bockbrauerei, Chausseestr. 64, zu berichten. Auch dort war der Besuch ein außerordentlicher, be- sonders als gegen Abend die Temperatur im Freien etwas milder wurde. Die Billettverkäufer hatten stramm zu tun, um den ko- lossalen Andrang zu bewältigen. Auch hier war es nur einem Teil der Besucher vergönnt, der Mairede zu lauschen, die übrigen fanden keinen Einlaß mehr und im Garten durfte nach den Bestimmungen der hochwohllöblichen Polizei nirgends referiert werdenvon wegen" der Kinder unh Jugendlichen, die vor politischerMethyl- Vergiftung" bewahrt bleiben sollten. Tanz und Lichtbildervorträge, sowie turnerische Darbietungen brachten angenehme Abwechselung in das Festprogramm. In derP a tz e n h o f e r B r a u e r e i", Thurmstr. 25/26, setzte der eigentliche Massenbesuch ebenfalls erst am späten Nachmittag ein. Dafür gaben dann aber auch die endlosen Scharen festlich ge- kleideter Männer, Frauen und Kinder der zu trauriger Berühmt- heit gelangten Gegend das Gepräge. Bald war das Etablissement mit Besuchern angefüllt und die schmetternden Weisen der Kampfes- und Freiheitsmärsche klangen hell und siegesfroh in das lärmende Stratzengetriebe hinein und lockten Scharen von Neugierigen an selbst der patroullierende Schutzmann mit dem dräuenden Schieß- eisen konnte sich der Wirkung der anfeuernden Musik nicht ganz ent- ziehen sein Schritt schien sich zuweilen dem Rhythmus der Klänge anzupassen. Zwei Unteroffizieren, die wohl über den Charakter der Feier nicht unterrichtet waren und auch teilnehmen wollten, wurde von den Kontrolleuren mit freundlichem Humor bedeutet, daß ihre Teilnahme an dieser Festlichkeit für ihre weitere Karriere nicht förderlich sein dürfte. Die beiden Marssöhne sahen dies auch ein und entfernten sich schleunigst mit höflichem Gruß und Dank. Ein reges Leben wies dasStadttheater Moabit" auf, das schon am frühen Nachmittag einen starken Besuch aufzuweisen hatte. In den Abendstunden war der Andrang ein geradezu bei- spielloser. Das Programm fand ungeteilte freudige Aufnahme. Besonders hübsch machte sich der Reigen, der von weißgekleideten jugendfrischen Mädchen mit Grazie und Schick aufgeführt wurde. Die Festrede löste bei den in schwitzender Enge stehenden Zuhörern zündenden Widerhall aus. Einen angenehmen Aufenthalt bot den Feiernden daS.Insel- Restaurant", Plötzensee. Die Sonne spiegelte sich in den träge vorüberziehenden Wellen, das leuchtende Rot der Fahnen und Nelken hob sich freundlich von dem frischen, zarten Grün der Blätter ab und über den Köpfen der Gäste wölbte sich ein weißer Blüten- Himmel und bot dem Auge einen märchenhaft schönen Anblick. Von der nahen Jungfernheide herüber trug der Frühlingswind den satten, ozonhaltigen Kiefernduft, in den Zweigen der Bäume zwitscherten die Vögel und begrüßten den jungen Mai. Von der Straße her kamen immer neue Scharen heran. Groß und voll und leuchtend zog der Mond am abendlichen Himmel herauf, aber frisch und hoffnungsfreudig klang eS noch durch die dämmernde Weite: Die ihr auf harter Erde haust, Den Höhen fern und fern dem Licht, Hört hin, wie rings ein Sturmwind braust, Der alles Morsche knickt und bricht I Hört, wie er lacht und gellend pfeift, Hört, wie er braust um Dach und Turm: Der Sturm, der neue Saaten reift Zum Erntetag. Wir sind der Sturmi Die B o r u s s i a- S ä l e in der Ackerstraße gehören nicht zu den allbekannten Lokalen, und das war wohl die Ursache, daß der Besuch der Maifeier sich hier in größerem Umfange erst in den späteren Abendstunden einstellte, obwohl auch hier für Festesfreuden reichlich gesorgt war. Es ist eben von dort nicht gar zu weit nach dem viel größeren Saal und Garten der Bockbrauerei, und dort geht man lieber hin, zumal man ja bei der Maifeier auch die Massen beieinander sehen will, und darunter versteht man ja in Berlin eine nach Tausenden zählende Menge. Aber auch bei der geringeren Zahl von Festteilnehmern verlief die Maifeier in den Borusffia- Sälen in würdiger Weise, und die Festrede des Genossen Ucko fand lebhaften Beifall. Auf dem Gesundbrunnen waren fünf Gartenlokale für die Maifeier hergerichtet: Das Volksgarten-Theater", die.Löwenbrauerei", Ball- schmiederSKastanienwäldchen",»Frankes Etablisse. m e n t" und dasV o i g t- T h e a t e r". In den Abendstunden hielten sich viele Tausende, Männer, Frauen und Kinder in den festlich geschmückten Gärten auf. In mehreren Lokalen, namentlich bei Ballschmieder, bei Franke und bei Voigt herrschte ein fast un- heimliches Gedränge. Doch daS störte die Festfreude nicht im min- besten. Wer in dem einen Lokal nicht Platz für sich und die Seinen fand, der versuchte es in einem anderen und schließlich kamen alle Festteilnehmer auf ihre Rechnung. Ein abwechselungsreiches Pro- gramm bot mancherlei Unterhaltung. Neben Musikaufführungen, die überall den größten Raum im Programm einnahmen, gab es humoristische Vorträge, die freilich nicht ohne Ausnahme in den Rahmen paßten, in dem unsere Maifeier gehalten sein sollte. Die Festleitung ist gewiß nicht schuld daran, sondern e» ist den in den Lokalen deS Gesundbrunnens heimischenKünstlern" undKünstle- rinnen" zuzuschreiben, wenn imVolkSgarten-Theater" und in der .Löwenbrauerei" Tingeltangeleien der niedrigsten Sorte mit unter- liefen, die erfreulickerweise bei dem Maifeierpublikum keinen großen Beifall fanden. Couplets mit politischen Anspielungen, namentlich wenn sie sich dem Jdeenkreise der kämpfenden Arbeiter näherten, fanden freudigen Beifall. Sehr dankbar zeigte sich das Publikum für die Darbiewngen der Freien Turner und Turne- rinnen, die ihre Aufgaben mit gutem Geschick lösten. Doch am meisten fesselten die Vorträge der Arbeitersänger. Aus ihren Liedern sprach der Geist, der die klassenbewußte Arbeiterschaft be- herrscht. Der Gedanke, der uns am Weltfeiertag beseelt, wurde lebendig in Worten und Tönen, die zu den Herzen der Hörer dran- gen und Empfindungen weckten und stärkten, die uns hinausheben über daS Elend der Gegenwart und un« begeistern für die Ziele, für die Ideale der Sozialdemokratie. Von allem, was daS Fest­programm bietet, kommt der leitende Gedanke der Maifeier am eindringlichsten zum Ausdruck in den Freiheitsliedern der Arbeiter- sängcr. Um sie recht nachhaltig auf sich wirken zu lassen, drängte sich das Publikum bei jedem Auftreten der Arbeitcrsänger um d:e Bühne und spendete lebhaften Beifall. Was der Gesang uns sagt, kommt nicht minder wirkungsvoll, aber klarer, verständlicher zum Ausdruck in dem gesprochenen Wort, in den Festreden, die den Hörern die Bedeutung der Maidemon. stration darlegen. ImVolkSgarten-Theater" war eS Genosse Karl�, in derLöwenbrauerei" Genosse TrinkS,. bei Ball- schmieder Genosse Ledebour.bei Franke Genosse Barth und im Voigt-Theater" Genossin I e e tz e, die in den dichtgefüllten Sälen sprachen und die Zuhörer für den Gedanken der Maifeier sowie für die Bestrebungen der Sozialdemokratie begeisterten. Mit den Reden, die ziemlich spät gehalten wurden, war die Feier in der Hauptsache beendet. Es folgten noch einige Gesangsvorträge als würdiger Abschluß des ernsten Teils des Festes. Dann leerten sich nach und nach die Gärten. In den Jnnenräumen blieb man noch länger zusammen beim Tanz und bei gemütlicher Unterhaltung. Die Bevölkerung der Schönhauser Vorstadt beteiligte sich wiederum in außerordentlich großer Zähl, die abzu- schätzen unmöglich ist, an der Maifeier. Besonders war der schöne große Garten des Prater-Theaters in der Kastanienallee schon am frühen Nachmittag das Ziel vieler Tausender und gegen Abend war es dort und auch in den Sälen des Etablissements ge- drängt voll von Maigästen, von Männern und Frauen und Kindern, denen das reichhaltige Festprogramm mancherlei Genüsse und auch erhebende Freude bot. Den Höhepunkt des Festes bildeten die weit- hin schallenden Lieder der Arbeitersänger, Lieder von Kampf und Sieg und vom kommenden Völkerfrühling. Auf die Festrede mußte leider verzichtet werden. Nachdem man lange genug auf den Refe- renten gewartet hatte, wurde die Resolution verlesen und mit großer Begeisterung einstimmig angenommen. Das gegenüber, in der Schönhauser Allee liegende Etablisse- ment PuhlmannS Theater war gegen Abend auch bald ge- drängt voll von Maisestfeiernden. Auch hier war in reichem Maße für Unterhaltung und erhebende Freuden gesorgt, und auch hier taten die Arbeitersänger ihr Bestes, die völkerbefreienden Ideen des 1. Mai in trefflichen Gesängen zu feiern. Aber auch hier war der Referent ausgeblieben, und man muhte sich daraus beschränken, die Resolution zu verlesen und darüber abgustimmem In Obiglos Festsälen und Garten ließ der Besuch am Nachmittag noch zu wünschen übrig; die meisten Maifestteilnehmer hatten eS eben vorgezogen, nach den größeren Lokalen zu ziehen. Aber am Abend w.r eS auch bei Obiglo im Garten und Saal voll von Männern, Frauen und Kindern, und neben alledem, was auch in den anderen Etablissements geboten wurde, gab eS hier eine packende Festrede. Der Genosse G r u n w a l d war erschienen, und seine Worte weckten Begeisterung und säuerten an zu unermüd- lichem Kampf für die Ziele der Arbeiterbewegung. Im Osten. Der Friedrichshain , in dem der jungfrische Frühling in voller Maienpracht herrschte, war am Nachmittag fast ebenso belebt, wie sonst nur an Sonntagen. Viele feiernde Arbeiter machten erst einen Spaziergang durch den Park und freuten sich der erwachenden Natur, ehe sie sich durch den Staubgürtel, den die angrenzenden Straßen um den Park bildeten, nach den Festlokalcn, demSchweizer-Garten" und derBrauerei Friedrichshain" be- gaben. Der Besuch war in beiden Lokalen gut und steigerte sich zum Abend noch beträchtlich. ImSchweizer-Garter" kamen die Genossen des 5. Wahlkreises zusammen und hörten von ihrem Ab- geordneten RobertSchmidt einen Vortrag über die Bedeutung deS Weltfeiertages der Arbeit. Die Brauerei Friedrichshain ge- hörte zu den Lokalen, die für den Besuch aus dem 4. Kreise vor- gesehen waren. Hier trat Waldeck Manasse als Festredner auf vor einer dichtgedrängten Masse, die den großen Saal besetzt hielt. Brausender Beifall erschallte, als die Redner die Grüße des Proletariats über die ganze Welt aussandten, wo immer Ar- beiter zur Feier de» 4. Mai versammelt waren, oder wenn sie die Friedensliebe der großen Internationale der Arbeit betonten. Mit viel Begeisterung wurden auch die Vorträge der Arbeiter» fanger aufgenommen. Die Gesichter leuchteten, wenn das.Sturm» lied" fragte:.Hört Ihr da« Brausen ring» im Land?" Im.E l h s i u m", Ecke der Landsberger Allee und PeterS- burger Straße, war der Besuch am Nachmittag nur schwach und mancher Genosse machte ein enttäuschtes und unzufriedenes Ge- ficht über die mangelhafte Beteiligung, aber am Abend ließ der Besuch nichts zu wünschen übrig. Der LandStagSabgeordnete Paul Hirsch hatte eine große und aufmerksame Versammlung vor sich, als er seine Ansprache hielt, und er fesselte sofort seine Zuhörer, indem er damit begann, daß er just aus einer Extrasitzung des Landtage? komme, wo er als einer von den verhaßten Sechsen im Dreiklassenparlament nicht fehlen durfte. So mußten unsere Ab- geordneten gerade am 4. Mai noch Ueberstunden arbeiten; die Mehrheit wollte eS so. Der Redner ging auf die Kämpfe im Ab- geordnetenhause ettoaS näher ein und betonte das Festhalten an der Forderung nach einem freien und gleichen Wahlrecht in Preußen. Er würdigte die Bedeutung des 4. Mai für die inter - nationalen Beziehungen, für den Weltfrieden und für die Ar- beiterschutzforderungen. Der Vortrag, der stürmischen Beifall aus- löste, wurde mit Gesängen eingeleitet und geschlossen, die einen recht wirkungsvollen Rahmen bildeten und von den andächtig lauschenden Zuhörern enthusiatisch aufgenommen wurden. In Mentes VolkSgarten. draußen in Lichtenberg , in einem Zipefel des 4. Kreises, wo der Abgeordnete des Kreises, Ge- nosse Büchner, die Festrede hielt, begann schon am frühen Nach- mittag das manchmal verspottete große Kaffeekochen. Es hatte aber doch seine eigene Bedeutung, denn diefeierndenMänner fehlten nicht und die roten Fahnen wehten, wohin man blickte, und stolz erzählte man sich von den stattlichen Arbeiterversamm- lungen am Vormittag deS MaientageS. Am Nachmittag kam man mit Weib und Kind und Angehörigen zu der von der Partei ein» berufenen Versammlung und konnte mit Genugtuung einen starken und immer mehr anwachsenden Besuch konstatieren, trotzdem das Lokal so abgelegen schien und auf der Landsberger Allee eine Staubwolke die andere jagte. Von S Uhr ab setzte der Zustrom der Besucher noch recht lebhast ein. Eine frohgestimmte große Versammlung begrüßte den Festredner und zollte seinem Vortrag über die ernste Bedeutung der Maifeier, die internationale Bande knüpft, lebhaften Beifall. In Ludwig» Parkrestaurant am Treptower Park war der prachtvolle Naturgarten schon um 4 Uhr nachmittags von einer frohgestimmten Menge fast vollständig besetzt und immer neue Scharen zogen heran. Konzert, Gesangsvorträge und sport- lichc Leistungen sorgten für die Unterhaltung der Erschienenen. In dem kleinen Saale amüsierte sich die Jugend beim Tanz. Der kühle Abend zwang dann viele zum frühen Aufbruch. Die Fest­rede fiel auch aus diesem Grunde aus. In Boekers Festsälen war der Saal bis um 8 Uhr noch gähnend leer. Erst als die abendliche Kühle die Besucher aus den Gärten verscheuchte, änderte sich hier daS Bild. Bald sah das Fest- komitee, das alles aufgeboten hatte, um für Unterbaltung zu sorgen, seine Mühe durch einen zufriedenstellenden Besuch belohnt. Die Festrede hielt hier Genosse Johannes Haß . Im Gewerkschaftshause stellte sich die Mehrzahl der Besucher auch erst in den Abendstunden ein. Ihrer wartete ein besonders geschmackvoll zusammengestelltes Programm. Wir wollen nur die Opernsängeriw Vera Meyer-Nistlcr erwähnen, welche mit ihrer wunderbaren Stimme den starken Beifall der Zuhörer aus- löste. Die Festrede des Genossen P f a n n k u ch, die ebenfalls stark applaudiert wurde, fand in den sonstigen Darbietungen des Pro- gramms einen würdigen Rahmen.