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Nr. 104. 29. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

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Zur Erneuerung des Stahlwerksverbandes. Die Verhandlungen im Stahlhof" zu Düsseldorf   haben, wie bereits berichtet, zur Verlängerung des Deutschen Stahlwerksver­bandes auf weitere fünf Jahre geführt. Eingeschlossen sind aller­dings nur die A- Produkte, d. H. die Walzerzeugnisse, Halbzeug, schwere und leichte Eisenbahn- Oberbaustoffe, Träger. Der Fortfall der Kontingentierung der B- Produkte( Stabeisen, Walzdraht, Grob­und Feinbleche, Röhren, Eisenbahnschmiede- und-gußstücke) hat innerhalb der bürgerlichen Bresse zu einer lebhaften Diskussion darüber geführt, ob das Fortbestehen des Verbandes in seiner jebigen Form für die deutsche   Stahlindustrie überhaupt noch eine Bedeutung habe und welcher Art die Wirkungen des Torsos" sein werden.

Sonntag, 5. Mai 1912.

Die Syndizierung der A- Produkte wird zudem die Abnehmer träge anzuerkennen. Eine süddeutsche Getreide- Großfirma schreibt von Halbzeug, die reinen Betriebe, ganz an die gemischten Werke der Frankfurter 8tg.": ausliefern. Durch die Preisgestaltung der A- Erzeugnisse können die Halbzeug verarbeitenden Werke vollends niederkonkurriert werden.

Daß der Verband überhaupt zustande tam, scheint wesentlich durch das Interesse der Banken mitbeeinflußt zu sein. Die starke Anlage von Banffredit in der Stahlindustrie sichert ihnen einen Einfluß, den sie natürlich stets für Produktionseinschränkungen im Interesse des Profitausgleichs geltend machen. In diesem Fall tam hinzu, daß das Faktum einer Verbandsauflösung den Börsenmarit, der in letzter Zeit sehr empfindlich ist, ungünstig be­einflußt hätte. Die tatsächliche Erneuerung hat umgekehrt geradezu eine Hauffe in Montanwerten hervorgerufen.

Als untergeordnetes Moment tommt noch hinzu, daß Ser Belgische Stahlwerksverband seinen Vertrag vor einiger Zeit nur unter der Vorausseßung erneuert hatte, daß auch der Deutsche  Stahlwerksverband bestehen bleibt.

Jugendbewegung.

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Es ist nämlich nicht nur billige Gerste verkauft worden, sondern auch unter anderem zu Preisen, die heute noch nicht über­boten find, große Partien Weizen und andere Getreidesorten, und die russischen Ablader haben natürlich kein Interesse daran, für diese Partien den Schutz des Kontraktes in Anspruch zu nehmen, da fie ihr Geld in teuer verkaufte Ware hineinstecken und mit der großen Wahrscheinlichkeit rechnen müßten, daß nach Wiedereröffnung der Dardanellen durch vermehrtes Angebot ein Preisdruck eintritt. Wir hören soeben, daß Ddessa und Novorossist große Posten Mais verkauft haben, der bekanntlich sehr diffizil ist. Die Käufer weigern sich, die Dokumente( die als Verkaufsurkunden geltenden Fracht­scheine werden vorher überfandt; ihre Annahme gilt als Be­stätigung des Lieferungsvertrags) aufzunehmen, weil sie die Gefahren der Reise nicht übernehmen wollen und fürchten, daß die Ablader Die Hoffnungen, die man in Interessentenkreisen 1904 bei der sie nicht tragen, mit Hinweis auf force majeure( höhere Gewalt)." Gründung des Verbandes auf ihn sehte, find allerdings unerfüllt Was man bis im vergangenen Jahr und auch jetzt als Un geblieben. Der Stahlwerksverband sollte die Einleitung zur voll­Die Wirkungen des neuen Vertrags haben wir im wesent- lauterkeit und spezifisch osteuropäische Handelspraktiken verurteilt hat, fommenen Syndizierung der gesamten deutschen Eiſenindustrie sein. lichen schon berührt. Eine neue erhebliche Stärkung der großen, wird von biederen Westeuropäern felbst getan und verteidigt, wenn Er wollte weiter darüber hinaus den Anstoß au internationalen gemischten Werke, und damit der bestehenden Monopoltendenzen es nämlich dem eigenen Vorteil dient. Verbandsgründungen geben. Tatsächlich ist auf ihn der Zusammen werden die Folge sein. Die" Vertruſtung" der Stahlindustrie wird schluß zum internationalen Schienenverband und Trägerverband weitere Fortschritte machen. Das bisherige Syndikat, das noch fowie des französischen   und belgischen Stahlwerksverbandes in gewissem Grade auf schwächere Werke Rücksicht nahm, und diese zurüdzuführen. Aber im Inland gelang ihm nicht einmal die lebensfähig erhielt, wird abgelöst durch eine Beit unumschränkter Shndizierung der B- Produkte, für die nur eine Kontingentierung Sonkurrenz, aus der auf Banten   gestützte und durch Banken ge­ Ein Jugendlicher   als ,, Antimilitarist  ". der Erzeugung, jedoch keine einheitliche Verkaufsorganisation und förderte wenige Riesenbetriebe als Sieger hervorgehen werden. Sie Der Kampf der Essener   politischen Polizei gegen die freie Preisfeſtſebung erreicht wurde. Die immer größere Bedeutung werden der Arbeiterschaft noch gefährlicher sein als die heutigen Jugendbewegung wird ungeschwächt fortgesetzt. Auf dem Wege der der B- Produkte gegenüber den A- Produkten hat dann zu einer Führer der Schwerindustrie, bis diese durch das Proletariat zu- Bespigelung war ihr zur Kenntnis gekommen, daß in einer ber­Umwandlung der inneren Shnditatsverhältnisse geführt, an der traulichen Konferenz dem Helfer des Vertrauensmannes der die bereits 1907 gefährdete Erneuerung diesmal fast ganz gescheitert gunsten der vergesellschafteten Produktion expropriiert werden. Arbeiterjugend im Kreise Essen   die Broschüre des österreichischen Ge­wäre. Die wichtigsten Mitglieder des Verbandes find gemischte Dardanellensperre und Getreidehandel. noffen Dannenberg   Die internationale Jugendbewegung" ver­Werke. Die Ueberlegenheiten des Großbetriebes als solchen, die abfolgt worden war. Diese Broschüre ist in Deutschland   wegen an­technischen Veränderungen, die eine nur im gemischten Betriebe Die Sperrung der Dardanellen äußerte sich in recht störender geblicher Aufreizung zum Ungehorsam von Militärpersonen verboten, anwendbare Verwertung der Hochofengase und Ausnutzung der Weise auch für den europäischen   Getreidehandel. Welche Wirkungen was dem Verteiler nicht bekannt war. Auf Veranlassung der Polizei ersten Hiße des Rohmaterials gestatten, und vor allem auch das fie speziell für die Versorgung Konstantinopels   mit Lebensmitteln wurde gegen den jungen Mann Anklage erhoben wegen Berstoßes Intereffe der Kreditgeber( Banten  ) an einer Vereinheitlichung der und die dortigen Nahrungsmittelpreise hat, hat bereits Genoffe gegen die§§ 110 und 112 Str.-G.-B. Betriebe haben zu einer gewaltigen Konzentration in der Eisen- Parvus im Vorwärts( Nr. 100) erörtert. In Frankreich   und den Die Straffammer fam zu einer Freisprechung. Die ver industrie geführt. Der Hochzollschutz und das kapitalistische Patent- europäischen Staaten, die allein auf den Schifftransport russischen teilte Schrift reize atveifellos so hieß es in der Begründung des wefen, die einzelnen Betrieben technische Monopole sichern, sowie Getreides angewiefen find, hat sich diese Sperre viel unangenehmer Urteils zum militärischen Ungehorsam auf, es sei aber dem An­die Preispolitik der bestehenden Rohstoffverbände haben diese bemerkbar gemacht als für Deutschland  , das Getreide im wesent geschuldigten das Bewußtsein der Strafbarkeit nicht nachzuweisen. Tendenz noch verstärkt. Innerhalb des Syndikats entwidelte lichen auf dem Bahnwege aus Rußland   einführt. Aber die Der Staatsanwalt hatte eine Gefängnisstrafe von zwei Monaten fich daraus eine lebhafte Konkurrenz zwischen kleinen( reinen) und deutschen Getreide händler flagen dennoch lebhaft über die Sperre, beantragt. großen( gemischten) Werken. Die ständige gegenseitige Kontrolle d. h. weit mehr über die osteuropäischen Exporteure, die sich burch Bekanntgabe der Beteiligungsquoten erleichterte diesen die Sperre zunuze machten. Schon im Spätsommer vergangenen Die sozialistische Jugendorganisation Italiens   gegen den Parteivorstand. Kampf. Erhöhung der Beteiligung ist nur durch Vergrößerung der Jahres, als der türkisch italienische   Krieg ausbrach, suchten die Rom  , den 2. Mai.  ( Eig. Ber.) In seiner legten Plenarsizung Betriebe oder durch Fusionen möglich. Beides ist reichlich geübt russischen Getreidehändler von ihren Lieferungsfristen zurückzutreten. Hat der italienische   Parteivorstand unter den Vorschlägen für das worden. Kirdorf  , Thyssen, Gelsenkirchen  , Burdach, Krupp   trieben Sie begründeten das damit, daß der Krieg die Verladung unmöglich neue Organisationsstatut auch den Vorschlag angenommen, den Ver­eine erfolgreiche Quotenjagd". Die Trennung in A- und B- Pro- mache. Tatsächlich aber lieferten sie zu gleicher Zeit, natürlich zu band der italienischen Jugendorganisation für aufgelöst zu erklären dukte kam ihnen infolge der Syndikatsbestimmungen besonders zu höheren Preisen, auf Grund neu abgeschlossener Verträge. und an seine Stelle jugendliche Sektionen treten zu lassen, die in statten. Eine Einschränkung der Produktion in A je nach Bedarf Auch jetzt haben füdruffische, rumänische und bulgarische Getreide- jedem Ort in direktem Zusammenhang mit der dortigen Parteisettion des Konsums eröffnete ihnen den Ausweg der Produktion in B. Zu händler die Gelegenheit ergriffen, die Erfüllung ihrer Verträge ab- bestehen sollen. Das Zentralfomitee des Verbandes der Jugend­einer Einschränkung der technischen Leistungsfähigkeit dieser Be zulehnen. Ihre Handlungsweise ist diesmal verständlicher, da tat- organisationen ist daraufhin sofort zusammengetreten und hat eine triebe konnte es daher nie kommen. Die Schwankungen der Pro- fächlich eine Sperre der Dardanellen am 18. April eintrat. Aber sehr heftige Tagesordnung gegen den Parteivorstand angenommen, duftion in A- Erzeugnissen können von ihnen leicht durch die Ge- auch jetzt follen fie wieder an neue Abnehmer geliefert haben. Es in der die geplante Auflösung darauf zurüdgeführt wird, daß die ftaltung der B- Produktion ausgeglichen werden.Dazu kam ein weite ist daher zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen deutschen Jugendorganisationen antiministeriell und revolutionär find. In der res. Die Nachfrage nach B- Erzeugnissen war so groß, daß die Ab- und westeuropäischen Interessenvertretungen von Getreidehändlern Tat hat der Verband der Jugendorganisationen in den letzten Jahren gabe auf Ueberschreitung der Quoten B in Höhe von 20 M. pro gekommen. Der fragliche Deutsch Niederländische Getreidevertrag oft gegen den wachsenden Reformismus und Ministerialismus Stellung Zonne Rohstahl gern gezahlt wurde. Diese Strafen tamen bisher enthält die Bestimmung: Wird die Verladung durch genommen. Es ist kaum anzunehmen, daß der Parteitag dem An­zum größten Teil den kleinen Werken zugute, die ihre Quote nicht Ausfuhrverbot, Blockade oder Feindseligkeiten berhindert, so ist schlag auf die Selbständigkeit der Jugendorganisationen beitreten wird. boll ausnutten. Mit der Aufgabe der Syndizierung von B erniedri- dieser Vertrag oder jeder noch unerfüllte Teil desselben aufgehoben." gen fich für die gemischten Werke sozusagen die Produktionskosten, Die Russen behaupten nun, die Voraussetzung für diesen Baffus ſei während den kleinen Betrieben eine Einnahmequelle entgeht. Mo- gegeben. Die deutschen Getreideimporteure legen dagegen den Ver­Aus Induftrie und Dandel. mentan haben daher die großen Werke von der Vertragsänderung trag so aus, daß nur die Unmöglichkeit der tatsächlichen Verladung nur Vorteil. Die Nachfrage bleibt in der Zeit der gegenwärtigen den Rücktritt gestatte, nicht aber die Möglichkeit eines Erneuerung des Aluminiumsyndikats. Hochtonjunktur so lebhaft, daß eine Preisjentung infolge der späteren awangsmäßigen Aufenthaltes an einem anderen Aluminium ist das Metall der Luftschiffahrt. Man kann Aufgabe der B- Syndizierung nicht eintreten wird Von einem Orte überhaupt bon der Ladung entbinde. Die ganze fogar fagen, daß ohne Aluminium die Zeppelinepoche in Deutsch  dauernden Verzicht auf die B- Kontingentierung ist ja auch durch Schwierigkeit der Frage beruht so darin, daß der land noch gar nicht hereingebrochen wäre. Aluminium foftete 1855 Die jebige Form des Vertrages noch nicht die Rede. Vertrag nur von einer Sperrung und Blokade in den Ablade- pro Kilogramm 1000 m., 1886 noch 100 M.; es wurde erst billiger, häfen, nicht aber von Feindseligkeiten in Durchgangshäfen als es möglich geworden war, durch Schmelzflußelektrolyse die Ge und Durchfuhrstraßen redet. Der Deutsche   Handels- winnung aus der Tonerde praktisch auszubauen. Im Jahre 1900 tag" hat daher auch ursprünglich abgelehnt, eine Interpretation des wurde das Kilo Aluminium mit 2 M. bezahlt. Die Weltproduktion Getreidekontraktes zu geben und sich erst vor wenigen Tagen bereit ist seit 1900, wo sie ganze 175 Tonnen ausmachte, bis 1910 schon erklärt, mit dem Vorstand des Börsenkomitees zu Petersburg   in Ver- auf 34 000 Zonnen gestiegen. Sehr bald finden wir deswegen die Handlungen über die durch die Schließung der Dardanellen ent- Versuche einer allgemeinen Syndizierung der Aluminiumproduk ftandenen Schwierigkeiten einzutreten. tion. Es war dies von vornherein um so leichter, als die kostspieli­gen Aluminiumproduktionsversuche nur durch wenige Großunter­nehmungen betrieben worden waren, die in dem Moment, als die Schreibmaschinen sind tätig, die von dem Dezernenten entworfenen Anklagen in Reinschrift zu fertigen. Für jeden Angeklagten muß ein Anklageeremplar hergestellt werden, ebenso eines für jedes Aktenstück. Bald wandern die Aften haufenweise zur Straffammer zur Gröffnung des Hauptverfahrens. Diesem Antrage wird seitens der Straffammer entsprochen. Abschrift der Anklage wird jedem Angeschuldigten zugestellt. Immer neue Aften wandern den Weg von der Staatsanwaltschaft zur Straffammer.

Bedeutet der Fortfall der B- Syndizierung für die gemischten Betriebe ohne weiteres einen Vorteil, so haben sie doch ein fleineres Interesse an dem weiteren Bestand der A- Syndizierung. Der beibehaltene Modus der Quotenübertragung und des Quoten antaufs gewährt gewisse Vorteile gegenüber der völligen Ver­schmelzung von Betrieben. Zugleich mit der Verlängerung des Verbandes haben z. B. die Westfälischen Stahlwerte in Bochum   für die Dauer des Berbandes ihre Quote in A- Produften für etwa 8 Millionen Mark an die Firma de Wendel übertragen.

Ein Blick hinter die Kuliffen der Streikjuftiz.

Kaum haben die Bergleute die Arbeit niedergelegt, so beginnt für die Staatsanwaltschaften im Streitgebiet die Hochkonjunktur. Eine besondere Order zum Eingreifen braucht die Staats­anwaltschaft nicht abzuwarten. Die aus Anlaß der früheren Streits angelegten Generalatten geben genügende Anweisungen. Als Ge­heimatten wurden diese behandelt, und erst das Einsehen des neuen Ausstandes befreit sie aus dem lange Jahre dauernden Verschluß. An dem gewaltigen Ringen zwischen Kapital und Arbeit nimmt nun auch die Staatsanwaltschaft tätigen Anteil. Der Erste Staatsanwalt entwirft eiligst die den Bergarbeiter ausstand betreffenden neuen Verfügungen, um den in seinem Be­zirke belegenen Polizeiverwaltungen Instruktion zu erteilen. Aus den Reihen der Sekretariatsbeamten haben bereits einige zugreifen müssen, Gerichtsdiener sehen mit Spannung der Stunden entgegen, wo auch sie von den Wogen der Bergarbeiterbewegung getroffen werden. Nur wenige Stunden, und auch der Kanzleigehilfe faßt an. Er, der einem alten preußischen System gemäß seine Schreib­arbeiten noch im Afford zu verrichten hat, wirft seine Dienststunden über den Haufen; jetzt ist für ihn immer Dienst, ob's Mittags stunde ist oder Abend. Familienverhältnisse werden zurüd­geschoben. Ein Maschinenschreiber ist ebenfalls bereits in den Dienst Der Streitjustiz gezogen.

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Das Heitere an der ganzen Sache ist aber, daß auch einzelne westeuropäische Getreideimporteure fich weigern, abgeschloffene Ver­zu treffenden Entschließung auf Erlaß des Haftbefehls erforder­lich macht." Es wird dort anzustreben sein, daß alle den Bergarbeiter ausstand betreffenden Verhandlungen so schnell als möglich und tunlichst binnen 24 Stunden, nachdem der Straffall bei der Poli­seiberwaltung anhängig geworden ist, mit den erforderlichen Er mittelungen der Staatsanwaltschaft zugehen."

Auf die Ueberwachung der öffentlichen Versammlungen wird besonders hingewiesen,

Plöglich stockt hier die Maschine, und bald häufen sich die Weiterhin werden die Straftaten aufgeführt, welche für die Aftenbündel. Die Straftammerborsißenden weigern sich, das be­strafrechtliche Verfolgung besonders in Betracht kommen". Es schleunigte Gerichtsverfahren in Geltung treten zu laffen. Sie werden genannt: Widerstand gegen die Staatsgewalt, Aufruhr, sind der Ansicht, daß die durch die Strafprozeßordnung vorgeschrie­Auflauf, Hausfriedensbruch, Landfriedensbruch, Androhung eines benen Fristen gewahrt werden müßten. Von anderen Orten gemeingefährlichen Vergehens, Bildung oder Befehligung eines werden bereits die ersten Verurteilungen in Streitfachen gemeldet, bewaffneten Haufens oder die Bewaffnung einer unbefugt ge- und hier ist noch kein Termin anberaumt worden. Doch da naht sammelten Mannschaft, die Aufreizung verschiedener Bevölkerungs- Rettung. Seitens des Justizministeriums und der Oberstaats­flaffen zu Gewalttätigkeiten, Beleidigung, Nötigung, Bedrohung mit anwaltschaft ist bei der Staatsanwaltschaft Pericht erfordert der Begehung eines Verbrechens, Sachbeschädigung, Streitposten worden. Der Sachverhalt muß Margelegt werden. Jekt fommt stehen, das Gefeh gegen den verbrecherischen und gemeingefähr Leben in das zum Teil stillstehende Getriebe. Bon aben aus wird lichen Gebrauch von Sprengstoffen, das Reichsvereinsgeset und in das Räderwerk gefaßt, und nun geht es mit Bolldampf. Er­die Polizeiverordnungen über unbefugtes Waffentragen, über un- öffnungsbeschlüsse werden bei der Straffammer Btworfen; in befugtes Verweilen in der Nähe von Betriebsstätten oder auf einer Frist von kaum drei bis vier Tagen werden schleunigst öffentlichen Straßen, sowie die einschlägigen Pestimmungen der Hauptverhandlungstermine in Streitfachen anberaumt. In der Straßenpolizeiverordnungen werden ebenfalls nicht unerwähnt ge- Kanzlei des Landgerichts sind eilige Hände beschäftigt, Reinschriften lassen. der Eröffnungsbeschlüsse zu fertigen. An demselben Tage noch gegen Abend gelangen die Aften an die Staatsanwaltschaft zurück. Badungen werden hier schleunigst verfügt.

Bei Stellung von Strafanträgen wird besonders darauf zu achten sein, daß er von der dazu berechtigten Person ausgeht, also wenn eine Attiengesellschaft usw. verlegt sind, von ihrem Vertreter und nicht von einem ihrer Angestellten."

Die Mittagsstunde ist vorüber. Der Erste Staatsanwalt hat die Instruktion für die Polizeiverwaltungen in Urschrift ent­worfen, der Kanzleigehilfe fertigt die Reinschrift an. Jekt gilt's, Den Inhalt des Schriftstüdes ganz aufzuführen, würde hier Testere zu vervielfältigen. In der Druckerei des Landgerichts ist zu weit gehen. Man findet kaum Zeit, dasselbe abends noch durch bieses in einigen Stunden zu erreichen. Dorthin eilt jetzt die zulesen. Die bereits vorhandenen Exemplare werden schleunigst Arbeit, und ein paar Stunden später wird sie gedruckt vorliegen. tubertiert und an die Polizeiberwaltungen bersandt; größere 6 Uhr abends ist's. Die ersten gebrudten Exemplare kommen Polizeiverwaltungen erhalten mehrere derselben. Ein Gerichts­an. Zuoberst prangt das Wort Gilfache!" Die vier Seiten eines biener ist bereits wieder zur Druckerei gesandt. Bald kommen neue Aftenbogens haben nicht ausgereicht, sämtliche Instruktionen auf Eremplare. Schleunigst werden auch diese in Kuverts gesteckt, und zunehmen. Letztere geben zunächst der Befürchtung Ausdruck, daß nach kurzer Zeit bereite sind sie auf dem Wege zur Post, um am ber gegenwärtige Bergarbeiterausstand nicht ohne erhebliche Aus anderen Morgen bei den Polizeibehörden einzutreffen. schreitungen und Verstöße gegen das Strafgeset verlaufen werde. Die Streifforrespondenz zwischen Staatsanwaltschaft und " Im Hinblick auf die dadurch gefährdeten öffentlichen Interessen, Polizei ist eröffnet, und bald gehen die vorgeschriebenen Benach zum Schuße der Arbeitswilligen und der energischen und wirk richtigungen über die Anzahl der auf jeder Grube Streifenden famen Handhabung der Strafgefehrechtspflege" wird daher in die seitens der Polizeibehörden bezw. der Bürgermeisterämter täglich Belehrung der Sicherheitsbehörden eingeschritten. Die größte Be- bei der Staatsanwaltschaft ein. Hier werden neue Generalaften fchleunigung bezüglich der Ermittelungen in allen Sachen, welche stüde angelegt und mit der Bezeichnung versehen: Betrifft den ben Bergarbeiterausstand betreffen, wird den Polizeibehörden ans Bergarbeiterausstand 1912." Nach Beendigung des Streits wandern Herz gelegt. Das Ergebnis der Ermittelungen fei zweckmäßig in auch diese wieder unter sicheren Verschluß. Es sind eben Geheim­einem furzen Tatbestandsbericht zusammenzufassen. Alsdann atten, würde es in vielen Fällen genügen, wenn die Beschuldigten fura Zwei, drei bis vier Tage gehen vorüber. Die ersten Streit zu Protokoll zu der Beschuldigung gehört werden, Beugen aber nur sachen sind eingegangen. Eine besondere Streifabteilung ist mitt­insoweit protofollarisch vernommen werden, als dieses zur Wider- lerweile gebildet worden. Ein Streikdezernent ist bestimmt, der legung der Einwendungen der Beschuldigten oder aus sonstigen sich vor allem damit befaßt, Antlagen zu bauen". Ein bis zwei besonderen Gründen notwendig erscheint."" In Haftfachen werden Sekretariatsbeamten werder mit der bureaumäßigen Bearbeitung bagegen die protokollarischen Vernehmungen soweit ausgedehnt der Sachen betraut. Zwei und, wenn es sein muß, drei Kanzlei­werden müssen, als dieses die Sicherstellung der von dem Gerichte gehilfen sind dem Bureau zur Silfeleistung überwiesen, mehrere

Die Feierabendglode hat längst geschlagen. Aber die Kanzlei der Staatsanwaltschaft ist arbeitswillig. Noch heute müssen die Ladungen heraus," jo schallt die Anordnung, und das Kanzlei­personal, das verpflichtet ist, sich zu jeder Zeit der Behörde zur Ver­fügung zu stellen, ist geschäftig bei der Arbeit. Ladungen werden gefertigt für Angeklagte und Zeugen. Um das beschleunigte Ge­richtsverfahren durchführen zu können, wird mehreren Angeklagten auf der Ladung vermerkt:" Da die von Ihnen benannten Schutz­zeugen geladen sind, wird angenommen, daß Sie auf Einhaltung der Ladungsfrist verzichten!" Die Bostanstalt ist instruiert. Die Briefumschläge erhalten die Bezeichnung Ausstandssache". Die Postanstalt erkennt diese als solche und sorgt für schleunigste Rüd­gabe der Zustellungsurkunden, damit diese am Terminstage sich bei den Atten befinden. Gilbotenbriefe werden gefertigt und eventuell fommen telegraphische Ladungen in Frage. Die Gerichtsdiener schimpfen und donnerwettern, da sie noch nach Feierabend eine umfangreiche Bosi au besorgen haben.

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Jetzt ist das Wert in gutem Fluß. Neue Anzeigen gehen ein, neue Anklagen werden gefertigt, neue Atten wandern den Weg zur Straffammer, neue Eröffnungsbeschlüsse werden gefaßt, neue Be schlußausfertigungen gelangen mit den Aften zur Staatsanwalt­fchaft zurüd, neue Ladungen werden verfügt, gefertigt und zur oft gegeben zur Zustellung an die Adresaten....

Und draußen auf den Straßen und Pläßen sorgen die Poli­siften und Gendarmen dafür, daß der gefräßigen und fieberhaft arbeitenden Justizmaschine des Klassenstaates immer neue Menschenopfer in den Sachen geworfen werden