Einzelbild herunterladen
 

Nr. 104. 29. Jahrgang.

5. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt

Sonntag, 5. Mai 1912.

nicht. Der Beamte von West- Redlinghausen verrät es ungewollt einer solchen Feststellung sich erkühnen wollte; die unfehlbare Rache durch die Mitteilung, daß ein Ausschußmitglied wegen Ueber des Kapitals wäre ihm gewiß. nicht hilft

Aus den Berichten der Bergbehörden. reitung seiner Zuständigkeit berwarnt" orden sei.- Wenn bas

Die Berichte der Bergbehörden wirken geradezu abstoßend durch ihre Dürre in sozialpolitischer Hinsicht. Den Bergbehörden unter standen im Jahre 1911 2123 Betriebe gegen 2097 im Jahre vorher. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter ist gleichzeitig um 8317 auf 736 021 gestiegen. Erwachsene Arbeiterinnen waren im Berichts­jahre 10 022, oder 205 weniger als wie im Jahre vorher, beschäftigt. Die Zahl der Jugendlichen sant um 80 auf 26 187, die der be­schäftigten Kinder unter 14 Jahre alt stieg von 14 auf 35. Aus gesundheitlichen Erwägungen soll die Beschäftigung der Frauen eingeschränkt werden, und nun zwingt man mehr Kinder in den Dienst des Bergtapitals! Ueber diese jedenfalls bemerkenswerte Erscheinung wird in den Vorbemerkungen, die den Rückgang des Belegschaftsanteiles der Jugendlichen und Arbeiterinnen im Text und in den Tabellen stark herausheben, gar nichts mitgeteilt.

-

-

Was die spezielle Berichterstattung der Beamten anlangt, könnte man glauben, die Herren hätten nach einem Klischee ge= arbeitet. Nirgends einen subjektiv- sozialen Einschlag, nirgends das Herausheben irgend welcher typischer Erscheinungen. Abgesehen von einer gewissen durchscheinenden Animosität gegen die moderne Arbeiterbewegung wären die Berichte frei von sozialen Urteilen, wenn nicht das Kapitel Wohlfahrtseinrichtungen" Anlaß zu einigen Reverenzen vor der großartgen Fürsorge der Herren Unternehmer gegeben hätte. In monotoner Aufzählung, die keine Spur warmer Anteilnahme verrät, registrieren die Beamten die Belegschafts­stärken, Unfälle ohne erläuternde Schilderungen, ohne orien tierende Urteile und, dabei allerdings eine minutiöse Sorgfalt verratend, die sogenannten Wohlfahrtseinrichtungen.

-

-

--

fliegt der Mann! Arbeiterausschußmitglieder und Sicherheitsmänner müssen vor Maßregelungen geschüßt sein. Dann fönnen sie erfprießlich wirken. Den Bergbeamten würde die Tätig feit unabhängiger Arbeitervertreter sehr unbequem werden, daraus mag die offenkundige Animosität gegen derartige Einrichtungen entspringen. Wollte man nach den Berichten der Bergbehörden urteilen, dann wäre im Bergbau alles aufs beste bestellt. Buwiderhandlungen wurden nicht festgestellt." So und ähnlich heißt es in fast allen Berichten. Trotzdem muß die Zunahme von Anzeigen wegen Ueber­tretungen konstatiert werden. Aber die Art und Umstände der Ver­gehen bleiben uns meistens verborgen. Nur wird hin und wieder etwas darüber berichtet soweit Arbeiter in Frage kommen. Typisch für solche Methode ist folgende Information im Bericht des Beamten von Süd- Bochum. Er schreibt:

-

Die von den Beamten gelieferten Lohnangaben hätten wohl zu Betrachtungen über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Arbeiter beranlassen können. Im Bezirk Breslau z. B. betrügen die Löhne im Steinkohlenbergbau nur 3,35 M., im Erzbergbau 2.83 M. Hier waren sie um 8 Pf., dort um ganze 2 Bf. gestiegen. Der Beamte von Halle meldet eine Steigerung der Löhne im Braunkohlenberg­bau von 3,60 M. auf 3,78 M. und im Kalisalzbergbau von 4,13 auf 4,34 M. Er bemerkt dazu: Die Löhne fast sämtlicher Arbeiter­klassen sind danach gestiegen. Eine Hebung des allgemeinen Wohl= standes im Geiseltale, wo in den letzten Jahren große Tagebau­betriebe und Brikettfabriken eröffnet sind, ist unverkennbar." Von einer Verteuerung der Lebenshaltung hat der Mann an scheinend gar nichts gehört.

-

-

Ein Vorurteil gegen die Arbeiterbewegung kommt in folgenden Auslaffungen zum Ausdruc. Der Beamte von Frankfurt a. D. läßt sich also vernehmen: Auf der Grube Finkenherd" brach in­" In dem einen Falle zündete ein Schießhauer Sprengschüsse folge der agitatorischen Tätigkeit eines sozialdemokratischen Ver= an, ohne die ausreichende Entfernung eines Hauers abzuwarten, trauensmannes am 28. Januar ein Arbeiterausstand aus, der ver dann durch Sprengstücke verlegt wurde; in dem anderen größere Dimensionen annahm, als der Anstifter von der Gruben­Falle ließ sich ein Bergmann die Mißhandlung eines Kameraden verwaltung entlassen wurde." Zu der Bergarbeiterbewegung im mittels eines gefährlichen Werkzeuges zuschulden kommen. In Görlitzer Bezirk schreibt der Beamte mit Bezug auf die erhobenen einem Falle wurde auf Gefängnisstrafe wegen Diebstahls er- Forderungen:" Die Verwaltung der Grube Stadt Görlik" wies tannt. In 4 Fällen mußte die Bestrafung von Beamten herbei- mit den anderen Werksleitungen einmütig die Berücksichtigung geführt werden." dieser Forderungen ab. Hierauf nahm etwa die Hälfte der Beleg­schaft der Grube ihre Abkehr, um einen Drud auf die Werksver­waltung auszuüben. Die Abkehr der Arbeiter erfolgte unter Ein­haltung der vorgeschriebenen Kündigungsfristen. Die Werksver­waltung entließ aber 7 Leute, die sich als Rädelsführer betätigt hatten, sofort unter Auszahlung der ihnen gefeßlich zustehenden Lohnbeträge." Die Unternehmer werden mit solchen Stimmungs­berichten zufrieden sein.

"

-

-

Einen hübschen Beitrag zu dem Kapitel von der Streifjuftig liefert der Beamte von Naumburg . Er weiß folgendes zu berichten: " In mehr als 100 Fällen genau läßt sich die Rabl nicht angeben find gerichtliche Bestrafungen aus Anlaß des Streifs wegen Vergehen gegen die Gewerbeordnung und wegen unbes fugten Betretens verbotener Wege und von Betriebsanlagen durch die Gendarmen und Polizeibehörden herbeigeführt worden." Also das Betreten verbotener Wege usw. gehört auch zu den Verbrechen, die in der Sammlung der Streitausschreitungen auf­genommen werden!

Warum wohl die zarte Zurückhaltung gegenüber Verstößen, die auf das Konto des Kapitals zu sehen sind, deren nähere Angaben zweifellos Betriebsmißstände ans Licht zögen? Die unschuldsvolle Unwissenheit der Beamten fällt noch weiter auf, wenn man die Berichterstattung über die Unfälle durchgeht. Die Registratur ver­zeichnet eine Zunahme der Unfälle, aber die erklärenden Ursachen für diese Erscheinung bleiben den Lesern verborgen. Der Beamte von Breslau begnügt sich z. B. mit der lafonischen Meldung: Es verunglückten 1899( 1266) Personen, davon tödlich 29( 26). Eine mehr als vierwöchige Erwerbsunfähigkeit erlitten 346( 324) Per­Von fonen, darunter 27( 27) eine solche von über 13 Wochen. Arbeiterinnen verunglückten insgesamt 22, davon eine tödlich; die übrigen Unfälle der weiblichen Arbeiter hatten eine Erwerbs­unfähigkeit von weniger als 13 Wochen zur Folge. 75 jugendliche Arbeiter wurden von Unfällen betroffen, die sämtlich mit einer Erwerbsunfähigkeit unter 13 Wochen berbunden waren." Aus dem Bergrebier Königshütte hört man, daß die Zahl der Jugend lichen, die Unfälle erlitten, sich von 47 auf 80 steigerte. 8wei Die Berichte der Behörden sind ein abschreckendes Beispiel für Knaben kamen diesmal zu Tode. Sie waren, unter Tage beschäf- die Früchte föniglich preußischer Bureaukratie unter der Herrschaft tigt, vom Förderwagen erfaßt und mit dem Kopf gegen Türpfosten des tommandierenden Großkapitals. gequetscht worden. Der Beamte bemerkt dazu, die Verunglückten feien offenbar" auf den an den Wettertüren befindlichen Bänken aus Langeweile eingenidt, wobei ihr Kopf und Oberkörper sich zu weit vorgebeugt haben". Der Spießer ist be= ruhigt, das Kapital gerettet! Der Beamte von Ratibor fonstatiert, daß die Zahl der Unfälle allgemein wie auch der schweren und folchen mit tödlichem Ausgange seit Jahren eine steigende Richtung verfolge". In den letzten Jahren erlitten 14,88 Proz. aller Be­legschaftsmitglieder einen Unfall, im Jahre vorher waren es 13,78 Swinemde. 756 23 Prozent. Erkennbare Gründe," so sagt der Beamte, für das An­Hamburg 760NW steigen der tödlichen und schweren Unfälle liegen nicht vor." Aus Berlin dem Bezirk Gelsenkirchen wird berichtet, daß die Belegschaft sich um Frankf.a. M. 762 ND 1,9 Proz. vermindert habe, die Zahl der Unfälle aber nahm von München 1771 auf 2903 zu. Der Beamte gibt für eine beschränkte Zahl der Wien Unfälle die Ursache an, wobei Arbeitern die Schuld zugeschrieben wird. Niemand kommt auf den Gedanken, daß Gedingereißerei Bielfach heiter, nachts fühl, am Zage etwas wärmer bei mäßigen nord­Als überflüssiges Möbel erscheinen in den Berichten auch die und Antreiben, daß die Jagd nach dem Pflichtquantum unfall- öftlichen Winden; später neue Zunahme der Bewölkung ohne erheblichere Arbeiterausschüsse. Warum sie bloß Dekoration sind, sagt man häufend gewirkt haben könnten. Wehe auch dem Beamten, der zu Niederschläge.

Der Beamte von Goslar hält es für wichtig, mitzuteilen, daß ein Wert sogar Heu eingekauft habe, um seinen Arbeitern billiges Ziegenfutter zu liefern. Ein anderer Beamter, der von Bonn , be­richtet, daß eine Wertstasse 30 Wochenbettbeihilfen geleistet habe und ein anderes Wert sogar 1119 M. Weihnachtsgeschente aus teilte. Aber von den sozialen Verhältnissen, den allgemeinen und besonderen sanitären Zuständen, erfährt man nichts. Die meisten Beamten begnügen sich mit Werturteilen wie die, daß der Gesund­heitszustand und die wirtschaftliche Lage der Arbeiter befriedige. Durchweg findet man ferner die negative Feststellung, daß aus der Beschäftigung Jugendlicher und Frauen fittliche Gefahren oder sonstige Mißstände nicht bekannt geworden seien und daß von der Wirksamkeit der Arbeiterausschüsse und Sicherheitsmänner weder Vorteilhaftes noch Nachteiliges gemeldet werden könne. Darin sind alle Berichterstatter einig: die Sicherheitsmänner find überflüssig! Aus West- Essen wird berichtet, der Arbeiterausschuß einer Schacht anlage habe die Einstellung der monatlichen Befahrungen durch die Sicherheitsmänner beantragt. Diese Meldung kommentiert der Beamte also: Das Oberbergamt hat diesem begründeten Antrage stattgegeben." Es wäre sehr interessant, die Ursachen und Be­gleitumstände dieses Vorganges kennen zu lernen. Aber da schweigt bes Sängers Höflichkeit! Aus welchen Gründen die Sicherheits­männer nur weiße Salbe" sind, das darf ein königlich preußischer Bergrat natürlich nicht wissen. Dagegen berichtet der Beamte von Herne , daß die Sicherheitsmänner vielfach abkehrten, um sich ihres unbequemen Postens zu entziehen". Anscheinend mustergültig" ist auch in dieser Beziehung der Fistus. Wie der Bericht besagt, haben auf den Staatswerten im Bezirk Clausthal die Sicherheits­männer von dem Befahrungsrecht" in Zeitabschnitten von 1 bis 3 Monaten Gebrauch gemacht". So fördert der Staat - gesez liche Einrichtungen!

|

"

-

"

Stationen

Witterungsübersicht vom 4. Mai 1912.

Better

Stationen

4 Regen

4 halb bd.

760 NW

7 Haparanda 756 ND 7 Petersburg 754 DSD 7 Scilly

Wetter

5°.= 4°.

26alb bd. 0 1Schnee- 1

759 SD

3 mollig

11 Aberdeen

765 NW

1wolfen!

762 NND

11 6

3 mollig 2wolfig 762 23 3wolfen 11 Baris 1 bedeckt 11 761 Still halb bd. 11 Wetterprognose für Sonntag, den 5. Mai 1912.

Berliner Wetterbureau.

Knaben Worke

ca.

Schluß nächsten Mittwoch.

Sonntags nur von 8 bis 10 geöffnet.

20,000 Wasch- Anzüge, Blusen, Hosen usw.

Ungewöhnlich billige Preise!

Blusen- Anzüge gestreifter Waschstoff für 3-8 Jahre, Einheitspreis 70 pf. Blusen- Wasch- Anzüge& Jahre....... schöne Muster und Formen für 3 bis 1.30 ... Einheitspreis M. Matrosen- Wasch- Anzüge gestreift, Kragen mit schöner ... für 3-8 Jahre, Einheitspreis M. 2.25

Garnierung

kragen reich garniert

Ledersatin- Anzüge hochgeschlossen und Matrosenform, Ueber­für 3-8 Jahre, Einheitspreis M. 3.40 Kieler Anzüge gestreifter Kadettstoff mit festem Kragen u. Manschetten für 3-8 Jahre... Einheitspreis 3.30 für 9-12 Jahre, Einheitspreis 3.95 Einzelne Waschblusen verschied. Stoffe für 3-9 Jahre... M. 1.65 1.15 90, 45 Pf.

Knabenstrohhüte

neueste Formen

von

50 Pf. an

und Formen

zum Abknöpfen

Kieler Anzüge gestreift, oder weißer Waschstoff, Kragen u. Manschetten für 3-8 Jahre.... Einheitspreis M. 4.60 für 9-12 Jahr., Einheitspreis M. 5.30 Prinz Heinrich- Wasch- Anzüge gestreifter Waschstoff mit für 5-8 Jahre, Einheitspreis M. 3.10 Prinz Heinrich- Wasch- Anzüge gestreifter Waschstoff, sehr für 5-8 Jahre, Einheitspreis M. 4.50 für 3-8 Jahre, Einheitspreis M.

Goldknöpfen.

elegantes Aussehen

Wasch- Anzüge aus Resten gearbeitet. Prima Stoffe und Verarbei- 4.65

tung

·

aus Resten ge­

Kittel- Anzüge einzelne Modelle, in den üblichen Größen, Einheitspreis 5.00 Einzelne Waschhosen arbeitet für 5-8 Jahre M. 1.60 für 9-15 Jahre M. 1.95 für 5-8 Jahre....... M. 1.15 80, 45 Pt.

Satin- Sporthosen waschecht,

Sämtliche Angebote gelten, solange Vorräte reichen.- Verkauf an Wiederverkäufer findet nicht statt

BaerSohn

Sport- Hemden

in den neuesten Mustern

M. 1.75

Chausseestraße 29-30-11 Brückenstraße 11- Gr.Frankfurter Straße 20- Schöneberg , Hauptstr.10 Die Besichtigung der Kleider- Werke ist unseren Kunden nach vorheriger Anmeldung gestattet

Der Haupt- Katalog Nr. 44( Letzte Moden) auf Wunsch kostenfrei

Jeglicher Nachdruck verboten.