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fkmmungen und Mitteilungen zugegangen, so daß er flder daS ge- meinschädliche Wirten der Zentrale recht dielseitig Aufklärung er- ! halten hat. Auch hat er stets den Grundsatz befolgt: Eines Brenners Rede ist keines Brenners Rede, Man muß hören mindestens ein halbes Dutzend! Dann erzählt jeder, welche Schönheiten das Gesetz und der Entwurf für die andere Gruppe enthält! Das Interesse der Konsumenten und damit der Steuerträger zu wahren, ist unsere Aufgabe und Herr Kreth wird auf seineEntgegnung" darüber noch manches fein?;» Auftraggebern Unangenehme bei der zweiten Lesung deS Entwurfs im Reichstag zuhören bekommen. Zum Botschafterwechsel in London wird an der Spitze der offiziösenNordd. Allgem. Ztg." be- richtet:Der kaiserliche Botschafter Graf Wolff-Metternich hat, wie wir hören, seinen Abschied eingereicht und bewilligt er­halten. Für die sofortige Wiederbesetzung des Postens ist Vorsorge getroffen. Sobald die Aeußerung der englischen Regierung vorliegt, ob die in Aussicht genommene Persönlich- keit ihr genehm ist, wird die Ernennung des Nachfolgers und ihre Veröffentlichung erfolgen." In einem Berliner Mittagsblatt wird der Botschafterwechsel an die Stelle des Grafen Wolff-Metternich tritt Freiherr v. Marschall mit einem perfekt gewordenen englisch - italienischen Mittelmeerabkommen in Verbindung gebracht, durch das der Bankrott der Dreibundspolitik herbeigeführt fei.__ Steuerkämpfe im sächsische» Landtage. In der Abendsitzung am Mittwoch kam es in der elften Stunde zu einigen scharfen Auseinandersetzungen. Es handelte sich um das Etatkapitel direkte Steuern. Dazu hatten in der Kommission sowohl Freisinnige, als auch Nationalliberale und Sozialdemokraten An- träge gestellt auf Freilassung der untersten Steuerklafien unter gleichzeitiger Beibehaltung des Wahlrechts. Das Haus war auf der Rechten außerordentlich schwach besetzt, und zweifellos wäre der An- trag der Freifinnigen und Sozialdemokraten, der die vier untersten Steuerstufen freilassen will, angenommen worden. Der National- liberale Nitsche bezweifelte nun die Beschlußfähigkeit des Hauses; darauf verließen noch so viel Konservative den Saal, daß die Be- schlußunfähigkeit des Hauses herbeigeführt wurde. Donnerstag morgen veröffentlichen verschiedene Parteien Erklärungen in den Zeitungen, da es der Rechten und der Mitte offenbar sehr un- angenehm ist, daß sie so schwach vertreten war. Bei der Donnerstag vorgenommenen Abstimmung wurde der sozialdemokratische Antrag abgelehnt, die Einkommen bis 800 M. freizulassen. Angenommen wurde gegen 25 konservative Stimmen ein Antrag, der die Einkommen bis 600 Mark frei- lassen will._ Das Ende der braunschweigischen Wahlreform. Aus Braunschweig wird uns geschrieben: Am 8. Mai ist die braunschweigische Wahlreform begraben worden. Ihrer Beerdigung ging das im parlamentarischen Leben ganz ungeheuerliche Ereignis voraus, daß der Landtag um sich die ihm unwillkommen« Kritik desVolksfreund" vom Halse zu halten, hinter verschlossenen Türen tagte. Regierung und Wahlrechtskommission hatten alles mögliche ge- tan. um den Agrariern die Wahlreform schmackhaft zu machen. Es sollte nur gewählt werden dürfen, wer im Wahlbezirke ansässig ist. Ferner waren Staatsangehörigkeit, dreijähriger ununterbrochener Wohnsitz im Herzogtum und eine gewisse Steuergrenze Bedingung der Wahlberechtigung. Die dritte Klasse wurde in zwei Teile ge- spalten. Wähler mit 2100 Mark Einkommen und darüber sollten eine zwtite Stimme erhalten. Die Geschäftsordnung, die gesetzlich festgelegt würde, beschränkte die Redezeit auf 20 Minuten. Wer dem Landesfürsten die schuldige Ehrfurcht versagte, Anträge auf Umsturz der Verfassung stellte, durch seine Reden die Ruhe des Landes ober des Reiches gefährdete, oder fich eine dreimaligen Ruf zur Ordnung zuzog, sollte sein Mandat verlieren alle Maß­nahmen zur Bändigung der zu erwartenden Sozialdemokraten waren also getroffen. Von den 54 Mandaten konnte die dritte Klasse überhaupt nur 12 erobern. 18 Vertreter der privilegierten Berufsstände(Großgrundbesitzer, Geistliche, Großindustrielle und hohe Beamte) waren vorgesehen. Dennoch versagte der Landtag. Nicht einmal einen Antrag der Wahlrechtskommission, die Vorlage unter den genannten Bedingungen der Regierung zurückzugeben, nahm er an. Die Regierung hat nun mit dem billigen Ausdruck des Be- dauerns den Landtag auf unbestimmte Zeit vertagt. Sie hat damit die Wahlreform bis zum jüngsten Tage zurückgestellt. Regierung und Landtag haben jetzt den letzten Rest von Ver- trauen im Lande verloren. Proporzwahl zur württembergischen Zweiten Kammer. Die sozialdemokratische Fraktion der Zweiten Kammer des wüttembergischen Landtags stellte am 8. Mai den Initiativ- a n t r a g, die königliche Staatsrcgierung zu ersuchen, den Ständen einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den die Verfasftingsurkundc und das Landtagswahlgesetz dahin abgeändert werden, daß sämt- liche Mitglieder der Zweiten Kammer in einer Anzahl größerer Wahlbezirke auf dem Wege der Verhältniswahl gewählt werden. Zurzeit werden von den 92 Abgeordneten der Zweiten Kammer 69 durch die Oberämter und sogenanntenguten Städte", 6 durch Proporz in Stuttgart und 17 Abgeordnete durch Landcsproporz gewählt. Die Grundlage für die Wahl fämtlichcr Abgeordneter durch LandeSproporz ljt alfo bereits gegeben. Würde der sozial- demokratische Antrag Gesetzes traft erlangen, fo wäre nicht nur die fchreiendc Ungleichheit der Einzeiwahlkreife auf einen Schlag be- seitigt und ein wirklich gleiches Wahlrecht hergestellt, auch der Kirchturmspolitik der Bezirksabgeordneten wäre ein Ende gemacht. Das Niveau der Kammerverhandlungen würde sich zweifellos ge- waltig heben. Leider ist kaum daran zu denken, daß die bürger- lichen Parteien dem Antrag beitreten, von der Regierung ganz zu schweigen. Die Bezirksgrößen, die jetzt den Landtagzieren"(der Herr Ochsenwirt, der Herr Schultheiß usw.), werden sich zweifel- los mit Händen und Füßen gegen ihre Entthronung wehren. Frcikonservative Lngenbeutelei. Zu der am Mittwoch im Reichstage vorgenommenen Abstimmung über die von"Den 13 Reichsparteilern verlangte Anerkennung als Frattion schreibt die.Freikonservative Korrespondenz": Diese? Resultat muß um so mehr überraschen, als selbst der Vorwärts" am Mittwoch den Anspruch der Reichspartei auf Zu- lassung zu den Kommissionen als berechtigt anerkannte; das hinderte aber die Sozialdemokraten nicht, geschlossen dagegen zu stimmen und mit Hilfe der Freisinnigen und Nationalliberalen sowie eines Teiles des Zentrums den Antrag zu Fall zu bringen. Auf diese Weise haben sich die Parteien der Linken zwar einen kleinen Borteil bei der Zusammensetzung der Kommissionen ge- sichert, aber daS Recht der Minderheiten angetastet, was ihnen in Zukunft vielleicht einmal üble Früchte tragen kann." Durch diese Darstellung wird die Wahrheft direkt auf den Kopf gestellt. Ss ist nicht darüber abgestimmt worden, ob die Mitglieder der Reichspartei von den KommWonen ausgeschlossen werden sollen oder nicht, sondern nur darüber, ob den 13 Scharfmachern eine Extrawurst gebraten werden soll. Der sozialdemokratische FraktionS- redner, Genosse H a a s e, hat zudem noch ausdrücklich festgestellt, daß die Berücksichtigung der kleinen Gruppen bei der Zusammen- setzung der Kommissionen demnächst durch die Geschäftsordnungs- kommission geregelt wird. UebrigenS straft fich die.Freikonservative Korrespondenz" sofort selbst Lügen, als sie der obigen Notiz den Satz beifügt: Zu bemerken ist, baß die Frage der Zulassung zu den Kommissionen und ihren Voraussetzungen in der Geschäfts- ordnungskommission erst noch endgültig entschieden werden soll." Uebrigens find die Reichsparteiler und die anderen kleinen Gruppen im Plenum bisher nicht eingeschränkt worden. Sie haben in der Regel genau so viel Redner vorgeschickt, als wie die 110 Mann starke sozialdemokratische Fraktion. Daß Politiker vom Schlage der Arendt und Liebert ihre geschäftige Tätigkeit in den Kommissionen nicht mehr in dem ftüheren Umfang entfalten können, mag für die Herren schmerzlich sein, aber wie hoch man auch ihr Redetalent und ihre überragende Geistesgröße einschätzen mag, so kann ihnen doch keine Extrawurst gebraten werden. Ein Wahlrechtsantrag in der Hamburger Bürgerschaft. Die sozialdemokratische Fraktion der Hamburger Bürgerschaft hat folgenden Antrag eingebracht: Die Bürgerschaft beschließt, den Senat um eine Vorlage zu ersuchen, durch welche die Verfassung des hamburgischen Staates und das Wahlgesetz für die Wahlen zur Bürgerschaft dahin ge- ändert werden, daß die gesamte Bürgerschaft auf Grund des gleichen geheimen und direkten Wahlrechts aller großjährigen Staats- angehörigen zu wählen ist."_ Der Hamburger Senat für die Kasernenkultnr. Ein Stück echt.hamburgischer Eigenart" offenbarte die Mittwochs- sitzung der Hamburger Bürgerschaft. Es handelte sich um das Vereinsrecht der Beamten. Von einem Redner der ver- einigten Liberalen war vor einigen Wochen anläßlich der Budget- beratung die skandalöse Maßregelung eines Gefängnisbeamten zur Sprache gebracht worden. Der betr. Beamte, ein Gefängnisaufseher, war auf dem Disziplinarwege ernstlich verwarnt und mit einer empfindlichen Geldstrafe bedacht worden, weil er sich herausgenommen hatte, im Namen des Vereins der Auffeher eine an die Gefängnis- deputation gerichtete Eingabe, die Arbeitsverhältnisse betraf, zu unterzeichnen. Vom Senatstische wurde daraufhin am Mittwoch klipp und klar ausgeführt, daß die Behörde unter keinen Umständen den militärisch organisierten Beamten das Koa- litionsrecht zugestehen würde. Derartige Beamtenvereine ver- folgten Tendenzen, die sich gegen die vorgesetzte Behörde richteten; sie seien daher mit dem Beamtengesetz unvereinbar. Die Rechte des Hauses unterstrich diese Ausführungen durch lebhafte Beifallskund- gebungen. Von den Parteien der Linken, u. a. von unserem Ge- nossen Hoffmann, wurde demgegenüber mit Recht daraufhin- gewiesen, daß die Behörde damit die Beamten zu Staatsbürgern zweiter Klasse degradiere. Mit der Verfassung sei der Standpunft des Senats unvereinbar. Wenn es sich aber um Wahlen handele, so könne die Behörde die Stimmen der Beamten sehr gut gebrauchen, und sie scheue dann nicht davor zurück, in Beamtenversammlungen für die regierungsftommen Vertreter Stimmung zu machen. ItaUen. Giolitti über die Wahlreform. Rom , 9. Mai. Deputiertenkammer. Die Kammer setzte heute die Beratung der Wahlreform fort. Ministerpräsident Giolitti antwortete unter lebhaftester Aufmerksamkeit des Hauses verschiedenen Rednern und hob hervor, die Zustimmung, die der Gesetzentwurf weit und breit gefunden habe, zeige die Einstimmigkeit der Ansichten und beweise beredt die Reife des italienischen Volkes für die ge- plante Reform. Er wäre einst Gegner des allgemeinen Stimmrechts gewesen, er sei aber stets der Meinung gewesen, daß die Wahlreformfragen auf eine radikale Weise gelöst werden müßten, und habe diese Reform für einen Funda- mentalpunkt seines Programms angesehen. Auf die Idee des Gesetzes eingehend bemerkte er, man könne den Arbeitern, welche in diesen Tagen bewunderungswürdige Beweise ihrer Vaterlandsliebe gäben, indem sie sich heldenhaft schlügen und sich für das Vaterland opferten,(Beifall) das Stimmrecht nicht versagen. Er erklärte und verteidigte die Einzelheiten der geplanten Reform und hob hervor, daß es ein großer Schritt sei, die Zahl der Wähler von drei Millionen auf acht Millionen zu erhöhen. Zu der Frage des Frauenstimmrechts bemerkte der Ministerpräsident, er sei kein Gegner des Frauenstimmrechts in gewissen Verwaltungsfragen, aber er halte es für voll- kommen verfrüht, sechs Millionen Frauen das politische Stimmrecht zu geben in einem Augenblick, wo schon die Zahl der männlichen Wähler um fünf Millionen vermehrt werde. Er bekämpfte das L i st e n w a h l s y st e m und das Pro- portionalwahlsystem. das es in Italien unmöglich machen würde, in der Kamnter eine genügende Majorität zu bilden, welche die Regierung stützen könnte. Das p r o p o r- tionale Wahlsystem sei eine Frage, die des Studiums wert? aber zur gesetzmäßigen Lösung noch nicht reif sei. Der Frage des Referendums stehe er nicht ablehnend gegen- über, aber in einem so großen Lande, wie Italien , würde das politische Referendum nur schwer zu praktischen und nützlichen Resultaten führen. Wenn die Wählerschaft zu fünf Achteln aus Arbeitern und Bauern zusamrnengefetzt sei, so würde das Parlament lebhafter die Pflicht fühlen, sich mit Fragen der arbeitenden Klassen zu beschäftigen, besonders mit Fragen der Landbevölkerung, und würde auch seine Pflicht darin sehen, mit größter Sorgfalt sich den Fragen des Unterrichts, der Erziehung und der ökonomischen und moralischen Hebung des Proletariats zu widmen. Er bemerkte ferner, wenn die liberale Partei auf der Höhe ihrer Aufgabe stände, sie nichts von der Reform zu fürchten hätte. Im gegenteiligen Falle würde sie ihre Macht der gegnerischen Partei abtreten müssen und das sei dann ihre Schuld. Giolitti schloß, er glaube, der Eintritt einer klerikalen Partei in das politische Leben sei etwas Gutes, doch befürchte er weder den Triumph der klerikalen, noch den der s o z i a- listischen Partei, die übrigens, wie es sich gezeigt habe, jede Autorität und jede Kraft verliere, sobald sie sich dem Gefühl und dem Interesse des Vaterlandes entgegen st elle. Italien , das in fünfzig Jahren nationalen Lebens seine Ein- heit so stark befestigt und Fortschritte erzielt habe, die die Be- wunderung der zivilisierten Welt erweckten, und das gegen- wärtig einen Beweis bewundernswürdigen Patriotismus und ruhiger Festigkeit abgelegt habe, werde niemals seine großartige Zukunft vernachlässigen.(Sehr lebhafter Beifall. Zahlreiche Deputierte beglückwünschen Giolitti.). Die General- debatte wurde darauf geschlossen� Sfigtaid. Die Schädlichkeit der Marineausgaben. London , 9. Mai. Bei dem gestrigen Diner des Zentral- Verbandes englischer Bankiers erklärte Premierminister Asquith , als er in einer Ansprache ans die gegenwärtigen Flotteirmanöver in Weymouth zu sprechen kam: Ich Habesoeben als Augenzeuge einem Schauspiele beigewohnt, das schwerlich in der Weltgeschichte seines- gleichen haben dürfte; die gesamte britische Flotte war unter den Augen des Königs versammelt. Während ich rund um die Flotte fuhr und einiger dieser großartigen und vollendeten Leistungen moderner Technik besichtigte, konnte ich dennoch den Gedanken nicht unter- drücken, ob nicht eines Tages die Zeit kommen wird vielleicht er­lebe ich sie noch oder doch wenigstens die jüngeren Herren dieses Kreises wo die für diese Leistungen erforderlichen Riesensummen für nützlichere, fruchttragende Zwecke aufgewandt werden können und dieWeltvondem Alb befreit wird, der jetzt noch auf einigen ihrer edelsten Be- strebungen lastet. Die englische Flotte wir wissen es und die Welt weiß es ist keine Angriffswaffe, sondern nur Verteidigungs- Waffe. Aber mit Rückficht auf die zahllosen, sich ständig mehrenden Interessen, mit deren Schutz wir betraut find, können wir niemals, solange die Welt in ihrem gegenwärtigen Zustande sich erhall, die notwendigen Mittel vernachlässigen, die diese Interessen gegen jede Gefahr sicherstellen. Die Erhaltung unserer Supre- matte, einer unbestreitbaren, unbefieglichen Suprematie zur See, ist die erste und fundamentale Bedingung nicht allein der Integrität des Reiches, sondern mich der Existenz des britischen Volkes._ Tom Man« verurteilt. London , 9. Mai. Der Arbeiterführer Tom Mann, der Soldaten aufzureizen versucht hatte, dem Befehl, auf Streikende zu schießen, nicht zu gehorchen, wurde heute zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Rußland. Das Mutbad au der Lena und der Zar. Petersburg, 6. Mai. (Eig. Ber.) Als die Kosaken vor einem Jahrzehnt unter den streikenden Arbeitern in Jaroslaw ein Ge- metzel anrichteten, pries Zar Nikolaus II. seine treu ergebenen Bluthund« als die Refter des Reiches. Als die Soldateska am 22. Januar 1909 in Petersburg auf des Zaren Geheiß hunderte friedliche Arbeiter mit Frauen und Kindern niedermetzelte, war Nikolaus II. so gnädig, den Arbeitern nach der Metzelei seine aller- höchsteVerzeihung" auszusprechen. Nun, nach dem Blutbade in den sibirischen Goldminen, schweigt der Zar. Die Leichen der unschuldig Hingemordeten mobern bereits in den Gräbern, tag- lich vermehrt fich die Zahl der ihren Verwundungen Erlegenen der Zar aber schweigt und lustwcmdelt mit dem Wüstling RuSputin in dem Schloßpark von Livadia . Au seiner Statt sprach der Minister Makarow in seinem Geiste, nach seinen Inten- tionen. Er rechtfertigte den Mord an den 500 Arbeitern und pries die Tapferkeit der Truppen und ihres im Solde der Unter- nehmer stehenden Befehlshabers Treschtschenkow.Es war so. es wird immer so bleiben" erklärte der Handlanger des Zaren in der Duma.Es war so, eS wird nicht so bleiben!" entgegneten die Arbeiter in allen Städten des Reiches, indem sie, die Arbeit niederlegend, den Mördern des Proletariats ihren Fluch in» Gesicht schleuderten. Ein anderer Minister, Timaschow, suchte die Situation zu retten und versprach eine allseittge, umfassende Untersuchung deS traurigen Ereignisses". Die Regierung werde Se. Majestät unter- tänigst bitten, allerhöchst die Genehmigung für eine solche Unter- suchung zu geben, und eine Person, die daS besondere Vertrauen Sr. Majestät befitze, mit dieser Mission zu betrauen. Und die Mehrheit der Duma, die noch soeben Krokodilstränen aus Anlaß derungesetzlichen" Füselierung der Arbeiter vergossen, klatschte diesen Worten Beifall und übergab aufatmend daS Schicksal der Arbeiter in die Hände desgeliebten" Monarchen. Sie wußten, was sie taten, als sie hinter dem Rücken des Blutzaren Deckung suchten. Der Appell an ihn bedeutete die Erledigung des unbequemen.Ereignisse»" im Sinne der Gewalt und de» Proftt». Wie sollten sie denn auch zweifeln an ihrem oberstenKriegsherren", der im langjährigen Kampfe gegen das eigene Volk den Ruhm des obersten Schwarzhundertler» er­worben hat? Einige authentische Aeußerungen des garen mögen diese Tat- fache bestätigen. Als der zum Stadthauptmann von Rostow er- nannte General Draffchewski anläßlich seiner Abschiedsaudienz beim Zaren die Opfer des Pogroms in Rostow bedauerte, ftagte Nikolaus:Wieviele Personen wurden dort getötet?"Vierzig, Majestät!"So weni�g! I ch dachte, eS würden viel mehr sein!" Als General Kasbek nach der unbluttgen Nieder- werfung d«S Militäraufftandes in Wladiwostok beim Zaren erschien, ftagte dieser erzürnt:Weshalb feuerten Sie nicht, General?", ES erwies sich nicht als notwendig, Majestät, eS gelang mir, die Leute zu beruhigen..."Zwecklos. I n solchenFällen muß immer geschossen werden. ES muß immer geschossen werden, Generali" Im Levarevier ist diese Maxime deS Zaren eingehalten worden. Der Bluthund Treschtschenkow kann sich auf diese Worte berufen, er kann auf die kaiserliche Gnade Anspruch erheben und darf weder vom Zaren, noch von dessen.VerttauenS"person zur Verantwortung gezogen werden. Er ist in demselben Maße das Werkzeug des Zaren, wie dieser das Werkzeug des barbarischen russischen RegierungSsystemS ist. Die russische Arbeiterklasse zieht denn auch die einzig richtige Konsequenz auS diesen Ereigniffen, indem sie dem ganzen, vom Blutzaren und seiner Duma gelrönten System die Schuld an der neuesten Bluttat beimitzt und mit neuerwachtcr Kraft gegen die herrschenden Gewalten in? Feld zieht. Marokko. Der Ueberfall auf die deutsche Farm. Paris , 9. Mai. Im Auswärtigen Amte sind bisher keine Nachrichten über den von deutschen Blättern berichteten Zwischenfall von Ulad-Bessam eingelaufen. Der deutsche diplomatische Vertreter in Tanger , v. Seckendorfs, ist beim französischen Vertreter in Tanger vorstellig geworden, um diesen von dem Zwischenfall zu benachrichtigen. Nach diesen Meldungen hätten 159 Mann scherifianische Truppen unter dem Befehle eines französischen Offiziers eine Farm über- fallen, welche dem Eingeborenensekretär des deuffchen Vize- konsuls in Larasch gehörte, angeblich, um dort eine Haus- suchung vorzunehmen, da man vermutete, daß sich in der deutschen Besitzung Deserteure des Tabors befinden. Ter deuffche Vizekonsul in Larasch, Meyer, ist Affoci6 der Firma Renschhausen, welche bedeutende Unternehmungen in Ma- rokko unterhält und die u. a. auch mit dem Hafenbau in Larasch betraut worden ist. Renschhausen hatte bisher vor- zügliche Beziehungen zu den französischen Behörden gepflogen. welche von der deutschen Protestnote Kenntnis genommen haben.Matin" fügt dieser Nachtricht hinzu: Meldungen aus Tanger berichten, daß der Zwischenfall bedeutend aufge- bauscht worden ist. Die deutsche Regierung habe in loyaler