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Nr. 108. 29. Jahrgang.

Reichstag .

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

55. Sigung. Donnerstag, den 9. Mai 1912, nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd, Kühne.

Aenderung des Strafgesetzbuchs

vergehen nicht nötig.

ordnung abzusetzen.

angenommen.

Dieser Antrag wird abgelehnt, der Antrag Wellstein wird Debattelos wird dann der Gefeßentwurf, der die Frist zur Wilhelm- kanal bis zum 30. September 1917 verlängert, in

Festsegung des Gebührentarifs für den Kaiser­

erster und zweiter Lesung angenommen.

Es folgt die Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats für das Reichsschazamt

bei dem Titel

Beihilfen für die Kriegsteilnehmer.

Abg. Schöpflin( Soz.):

D

Freitag, 10. Mai 1912.

wieder sein Stedenpferd der Wehrsteuer vorgeritten. In einigen Fällen haben die Betreffenden, nachdem meine Partei­Damit schadet er den Veteranen ganz außerordentlich; denn es ist freunde mit höheren Beamten gesprochen, die Beihilfe bekommen; eine nationale Pflicht, für sie zu forgen, ohne daß erst neue Steuern aber wären sie nicht zufällig mit Parteifreunden von mir in Be­geschaffen werden.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemo- rührung gekommen, so hätte man sich eben nach dem Bescheid des frate Auch den Bettelsack soll man nicht für die Veteranen Bürgermeisters gerichtet. Es ist schon erwähnt, daß einige Beteranen schwingen, wie Prinz Carolath gestern wollte. Jm nächsten Jahre aus Not zum Revolver gegriffen haben. Nicht alle wird man bei der Jahrhundertfeier der Leipziger Schlacht tönende greifen zum Revolver oder zum Strid. Manche werden durch ihre Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Beratung des Reden halten; da soll man die Veteranen nicht braußen stehen und elende Lage auf einen Weg gedrängt, der sie mit dem Straf. Antrages Wellstein zur darben lassen.( Beifall bei den Sozialdemokraten.) gesez in Konflikt bringt, ein Eigentumsvergehen wird ja als Abg. Arnstädt( t.): Bei der Fürsorge um die Veteranen handelt besonders großes Verbrechen angesehen und der Betreffende ist na­es sich nicht um eine Parteifache. ( fleine Strafrechtsnovelle). Wir erkennen es auch türlich unwürdig der Beihilfe". Bestrafungen, die 8 und 9 Jahre Abg. Mertin( Np.) bebauert, daß bei Telephonvergehen nicht dankbar an, daß fünf Millionen mehr in den Etat eingesetzt und zurüdlagen, reichten aus, um den Betreffenden für unwürdig zu er daß mildere Ausführungsbestimmungen erlassen sind. Aber wir flären.( Hört! hört! b. d. Soz.) Die Regierung sollte sich ein mildernde Umstände und Geldstrafe zugelassen werden. wissen auch, daß die Klagen des Abg. Belzer über engherzige Vorbild an vielen Kommunen nehmen, die zur Feier der Abg. Wellſtein meint, das sei bei der Seltenheit der Telephon- Auslegung der Bestimmungen nicht unberechtigt find. An- 40 jährigen Wiederkehr des Tages der Reichsgründung Veteranenbei­Abg. Arendt( Rp.) beantragt, den Gegenstand von der Tages- gesichts der günstigen Finanzlage muß den bedürftigen Veteranen hilfen gewährt haben au Veteranen, die ein Einkommen bis zu geholfen werden; mit gutem Willen läßt sich auch ein Weg finden. 1500 M. haben. Eine Erhöhung der Veteranenbeihilfen von Wenn die Bundesstaaten wollen, fönnte eine Wehrsteuer ein- 120 auf 150 Mart haben wir schon früher verlangt, aber immer geführt werden. Der Reichstag wird jedenfalls die Frage in Fluß hieß es, dazu ist kein Geld da. Jetzt kann davon keine Rede mehr fein. Deswegen wollen wir auch nicht, wie Prinz Carolath, halten, bis sie gelöst ist.( Bravo ! rechts.) Abg. Bruckhoff( Vp.): Die Regierung hat uns jetzt die Vorlage daß die Deffentlichkeit mehr herangezogen wird, für die Veteranen gebracht und erwartit von uns ein besonders schnelles Tempo bei etwas zu tun, sondern das Reich und das Vaterland ihrer Erledigung. Da können wir wohl von ihr ein schnelleres haben die Pflicht, einzugreifen, und sie dürfen die Tempo erwarten bei der Fürsorge für die Beteranen. Man sollte Veteranen nicht auf irgendwelche Wohltätigkeit verweisen.( Lebhafte nicht erst ärztliche Atteste über die Hilfsbedürftigkeit verlangen. Be- Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Ebensowenig ist die Ein handelt werden die Leute, wenn sie um die Beihilfe einkommen, oft führung neuer Steuern am Platz. Wir wollen hoffen und in einem Ton, der an den Unteroffizierston in der wünschen, daß die Regierung die von mir bezeichnete dehnbare Be­Kaserne erinnert. Einem Bittsteller wurde gesagt, er solle sich stimmung beseitigt, und daß sie ausreichende Mittel einstellt, um die doch an den liberalen Kandidaten wenden, für den er agi- Beihilfen für die Veteranen zu erhöhen, und daß sie dafür sorgt, Es ist sehr bedauerlich, daß vierzig Jahre nach dem Kriege noch tiert habe( Hört! hört!). Ein Bittsteller wurde von einem Amts- daß ihnen diese Beihilfen in loyalster Weise gewährt werden.( Bei­Kriegsteilnehmer fich in großer Notlage befinden. Prinz Borbehalt teile ich mit, was mir mitgeteilt wurde, daß ein Bittsteller vorsteher abgewiesen, weil er 6-700 M. Einkommen habe. Unter fall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Baumann( 3.) tritt ebenfalls für erhöhte Zuwendungen an Schönaich Carolath fragte gestern nach dem Schicksal der von einem Amtsvorsteher abgewiesen wurde und daß in den Aften der die Beteranen ein. schon vor zwei Jahren vom Reichstag hierzu angenommenen Gesez Vermerk stand: Der Mann ist nicht tonservativ".( Leb Abg. Vogt Hall( Hosp. d. Kons.): Den ganz mittellosen Bete­entwürfe. Aber eine Antwort haben wir nicht bekommen. Wir haftes hört! hört! links.) Bon konservativer Seite ist freilich auch ranen sollte man die doppelte Beihilfe zuteil werden laffen, wissen nur, daß neue Ausführungsbestimmungen erlassen worden find, die freilich den früheren gegenüber einen Fortschritt bedeuten. gesagt worden, die Sucht, aus der Staatskrippe etwas zu erhalten, Die unterschiedliche Behandlung in der Gewährung von Beihilfen Aber Prinz Schönaich- Carolath und der Abg. Belzer habe der Liberalismus erst den Veteranen eingeflößt, fie müßten findet leider auch in Württemberg statt. Wir müssen auch das hatten gestern schon gezeigt, wie schlimme Zustände trotzdem noch mehr Spartaner sein und sich mit dem Bewußtsein begnügen, mit rechnen, daß wir in einem künftigen Krieg, den ja allerdings bestehen. Wie schlimm müssen die Zustände also gar vorher zur Einheit Deutschlands beigetragen zu haben.( Lebhaftes Hört! niemand herbeiwünscht, der aber doch tommen tann, wieder neue hört! links.) Spartanerfinn in Ehren, aber Wasser und Brot Veteranen bekommen. Ich stehe der Wehrsteuer sehr gewesen sein. Der Schatzsekretär fagte ebenso, tie fein sympathisch gegenüber. Die technischen Schwierigkeiten, die Borgänger, die Bestimmungen sollen wohlwollend angewendet brauchten auch die Spartaner.( Bravo ! bei der Volkspartei.) Abg. v. Dertzen( Np.): Wenn die von dem Abg. Schöpflin fie bietet, müssen überwunden werden. und ausgelegt werden. Mir sind aber eine ganze Reihe Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Hepp( natl.), och bon Fällen bekannt, die das Gegenteil von Wohlwollen borgetragenen Fälle richtig sind, daß Veteranen sich aus Not das und Loyalität zeigen, namentlich in Preußen ist die Auslegung eben genommen haben, so wäre das ein Standal. Aber selbst( Vp.), Dombed( Bole), Vietmeyer( Wirtsch. Vg.), Werner. der Bestimmungen nicht besonders wohlwollend, die Kriegs- enn es sich um Uebertreibungen handelt, so sind wir doch alle darin Hersfeld ( Antis.) und Prinz Schönaich- Carolath( natl.) fagt einig, daß von den unteren Behörden nicht mit dem Wohl- Reichsschatzsekretär Kühn zu, durch ein erneutes Rundschreiben teilnehmer werden hier, wenn sie um die Beihilfe einkommen, wollen berfahren wird, das der Staatssekretär wünscht. dafür zu sorgen, daß die Bundesratsbestimmungen in möglichst mit einer Fülle von Fragen belästigt, daß man von einer Die Veteranen sollten sich in jedem einzelnen Fall an ihren Ver- weitherzigem Sinne durchgeführt werden. Schnüffelei allerschlimmster Art treter im Reichstage wenden. Es handelt sich hier eben nicht um Der Etat wird hierauf bewilligt. fprechen muß. In einer freifinnigen Zeitung teilt ein Veteran mit, eine Unterſtügung, sondern um eine Beihilfe für die Zum Etat des Allgemeinen Pensionsfonds liegt ein er sei abschlägig beschieden worden, weil der Kreisarzt bei ihm zwar alten Kriegsteilnehmer, und deshalb sollte man nicht Antrag Brandys( Pole) vor, den sogenannten Altpensionären das Rheumatismus bescheinigte, aber hinzufügte, er habe sich den Rheu- erst die Unterstützungsbedürftigkeit en gherzig prüfen. Wenn Ruhegehalt entsprechend den veränderten Lebensverhältnissen au­matismus durch Iuguriösen Lebenswandel zugezogen. politische Gesichtspunkte bei der Gewährung der Beihilfe maßgebend gemessen zu erhöhen. Der Mann hatte ein Einkommen von 600 Mart( Lebhaftes wäre, so müßte das hier auf das schärffte gebrandmartt Abg. Erzberger( 8.) bedauert die frühzeitige Pensionierung von die noch arbeitsfähig Hört! hört!) und war nicht etwa ein heruntergekommener Kapitalist, und verurteilt werden.( Buruf lints: Das wird nichts Militärapothefern und von Offizieren, sondern hatte stets in den dürftigsten Verhältnissen helfen.) Doch, es wird helfen, aber ich glaube auch nicht, daß sich sind. Besonders tadelnswert fei es, daß Offiziere, die an gelebt. Das ist doch nicht wohlwollende Auslegung, sondern viel- die Fälle so zugetragen haben, wie der Vorredner sie darstellte. das Ausland abgegeben werden, und die dort Dienste leisten und mehr skandalöse Brutalität.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozial- Schließlich meine ich noch, man sollte die Beihilfe von dafür bezahlt werden, aus der Meichstasse Pensionen erhalten. demokraten.) Bei diesen Männern, die ja sämtlich das 60. Lebens- 120 auf 180 m. jährlich erhöhen. Das würde im ganzen etwa Ebenso sei es nicht zu rechtfertigen, daß Beamte Pensionen bekommen, jahr überschritten haben, sollte man überhaupt auf die hochnotpein- 12 Millionen kosten, und so viel Geld muß da sein. die in den Ruhestand treten und gut bezahlte Privats liche ärztliche Untersuchung verzichten. Diese alten Kriegsteilnehmer Abg. Dr. Will( elf. 3.) führt ebenfalls Klage über eng ftellungen annehmen. So ist der Bezirksamtmann Schmidt barben zu laffen, ist eine Schmach- und Schande für das Herzige Auslegung der Bestimmungen. in Keetmannshoop Direttor einer Solonialgesellschaft Deutsche Reich. ( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemo geworden, mit der der Fiskus jahrelang im Streit liegt, und gerade fraten.) Daß immer noch ganz krasse, geradezu himmelschreiende Schmidt hat jahrelang diese Sachen bearbeitet und verwertet seine Fälle von Veteranenelend vorkommen, betveist der Fall in Geeste Das Gesetz über die Veteranenbeihilfen enthält die sehr dehn Stenntnisse jest gegen den Fistus, und dafür erhält er vom ( Hört! hört!) Bei den alten münde, wo ein Veteran sich aus Nahrungsforgen er bare Bestimmung: ausgeschlossen sind Personen, welche nach ihrer deutschen Volt noch eine Pension. foisen hat. Auch hier in Berlin in der Wilsnaderstraße hat Lebensführung als unwürdig der Fürsorge anzusehen sind". In Kriegsinvaliden verfährt man durchaus nicht so weitherzig. wurde Invaliden ein Beteran seinem elenden Leben ein gewaltsames Ende den Ausführungsbestimmungen ist darauf hingewiesen, daß die Einem Kriegsinvalidenrente nicht gemacht. Ju dem Buche Veterannot" ist eine ganze Anzahl politische Gesinnung nicht maßgebend sein soll. In der Praxis bewilligt, weil er 64 Mart monatlich Einkommen von Fällen ärgster Notlage von Veteranen angeführt. Der geschieht es doch mehrfach. Wenn auch der Bundesrat und die hatte. Es ist unerhört, wie durch die unteren Verwaltungsbehörden Regierung ist das alles bekannt, und da hätte sie doch die oberen Verwaltungsbehörden eine loyale Ausführung wünschen, so der Erlaß des Kaisers von 1884 ausgelegt und den bedürftigen Verpflichtung, schon in den diesjährigen Etat eine ausreichende handeln die unteren Verwaltungsbehörden doch anders. Diese dehn- Kriegsinvaliden die Invalidenrente nicht bewilligt wird. Ebenso Summe einzustellen, um so mehr, als wir von den guten Finanzen bare Bestimmung muß unbedingt beseitigt werden. Auf dem Dorfe müßte den Invaliden die Rente um etwa 20 Proz. erhöht werden. des Reiches hören. In einzelnen Städten hat man von Gemeinde erteilen ja die Bürgermeister die erste Auskunft, und wenn ein Der Gesundheitszustand der Militärpflichtigen sollte bei der Musterung wegen Aufwendungen für die Kriegsteilnehmer gemacht. Auch das Bürgermeister mit einem Beteranen einmal einen Streit ge- biel genauer untersucht werden; dann würde der Pensionsfonds für ist beschämend für das Reich. Prinz Carolath hat uns gestern habt hat, fällt seine Auskunft entsprechend aus. die Mannschaft wesentlich verringert werden.

Der Miffiffippi.

Abg. Thöne( Soz.):

die

bei New- Orleans 4 Meter. Ein Drittel des Mündungsdeltas, das Ueberschwemmungen von 1903 haben besonders in der Umgebung

320 Kilometer lang und 300 Kilometer breit ist, besteht aus See von New- Orleans gewütet. Und in diesem Jahre scheinen die und Sumpf; zwei Drittel dieses Gebiets liegen über dem Wasser- Schrecken des Hochwassers alles frühere noch übertrumpfen zu spiegel des Golfs. Dabei ist das Gefälle des gewaltigen Flusses wollen. selbst in seinem Unterlaufe, den man von der Vereinigung mit dem Ohio an rechnet, noch außerordentlich stark. Bei Cairo liegt der Null­punkt des Strompegels noch 82 Meter, bei Memphis 56 Meter und selbst bei Vicksburg noch 13 Meter über dem mittleren Spiegel des Golfs

Die Hochwasserfatastrophe in Louisiana . Jmmer bedrohlicher flingen die Meldungen aus dem Ueber­schwemmungsgebiet des Mississippi . Viele Millionen Acres wert­bollen Landes stehen unter Waffer; unzählige Ortschaften find be­reits durch die entfesselten Fluten des Riesenstromes mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen. Dußende von Menschen haben bisher schon den Tod gefunden, und mehrere Hunderttausend muß ten in eiliger Flucht Häuser und Farmen vor dem rasenden Element entsett verlassen. Ganze Städte, wie Bayon Sara, sind infolge der Dammbrüche hinweggeschwemmt worden, und wo sich blühende Gemeinwesen befanden, gurgelt und braust jetzt ein wütender See. Ja, das stolze und volkreiche New Orleans , der größte Handelsplatz im Süden der Union und das Zentrum des amerikanischen Baum wollmarkts, schwebt in höchster Gefahr, und falls es dem Mississippi gelingen sollte, die Dämme zu durchbrechen, die die Stadt im Westen schützen, würde unabsehbares Unheil diese Stadt heimsuchen. Gar manchem mögen die Hiobsposten aus Louisiana , dem Staat, in dem sich Unterlauf und Mündung des Mississippi be­finden, amerikanisch übertrieben erschienen sein. Aber von der Mächtigkeit dieses Stromes und seinem ungeheuren Wassermassen fann man sich in Europa überhaupt keine Vorstellung machen. Der Mississippi ist nicht nur der längste Strom Nordamerikas , er gehört nächst dem Nil, dem Amazonenstrom und dem Kongo zu den vier größten Flüssen der Erde. Sieht man aber den Missouri , der sich in den Mississippi ergießt, und der beim Zusammenfluß der beiden Ströme weitaus der mächtigste ist, als Quellfluß an, so ist der Mississippi der längste Fluß der Welt. Die Länge vom Quellgebiet in Minnesota , dem nördlichsten Teile der Vereinigten Staaten , bis zur Mündung in den Golf von Merito beträgt 6530 Kilometer; das Stromgebiet bedeckt 3,1 Millionen Quadratkilometer. Obschon das Quellgebiet des Mississippi bereits 1541 von dem Spanier de Soto betreten war, hat der Amerikaner Schoolcraft den Ursprung des Flusses doch erst im Jahre 1832 aufgefunden. Der Mississippi ent­stammt dem See Jtasta, fließt von dort durch mehrere in Minne fota gelegene Seen ostwärts, strömt dann in unzähligen Windungen südwärts durch eine der ausgedehntesten Tiefebenen der Erde und wälzt seine ungeheure Wassermasse unterhalb von New- Orleans durch fünf Mündungsarme in den Golf von Merito. Von New­Orleans bis zur Mündung ist noch eine Strede von 177 kilo- Weiße im Mississippitale leben, gehen die Versuche zurück, die drang, der ihm die Feder geführt. Nach meiner Ansicht überschreitet metern; der Strom hat bei der Stadt eine Preite von etwa menschlichen Ansiedelungen von den Verheerungen durch den Strom das Werk in keinem Punkt das Maß des Erlaubten. Daß ein 1100 Metern, und er ist hier 35 Meter tief. Mächtige, Hunderte zu schirmen. Namentlich in der Gegend von New Orleans , die solches Werk in die Hände Unbefugter gelangen tann, ist selbstver­bon englische Meilen an den Ufern sich hinziehende Dämme, Levees ja auch diesmal wieder besonders schwer mitgenommen ist, wird ständlich. Aber das kann doch nicht verhindert werden. Wenn das genannt, schüßen die Stadt; sie ist jedoch so niedrig gelegen, daß die der Kampf gegen den Mississippi schon seit fast zwei Jahrhunderten Argument maßgebend wäre, dann müßte die Hälfte unserer Erde von Wasser durchbrungen ist, und daß man die Toten auf den geführt. Besonders die furchtbare Flut von 1874 zeigte, wie drin- Literatur eingestampft werden. Dann müßte auch ich an der Stelle Friedhöfen in gemauerten, über der Erde befindlichen Gewölben gend die Gefahr war. Seitdem ist die Zahl und Stärke der fiken, auf der der Angeklagte augenblidlich fitt." beisezen muß. Frik Engel hat die Gesamtempfindung, daß der Roman " Levees " fortwährend gewachsen. Bis zum Jahre 1908 hatten die Die größten Nebenflüsse des Mississippi sind der Missouri , der Vereinigten Staaten schon 22%. Millionen Dollars für diesen Zwed eine hervorragend fozialpädagogische Tendenz hat. Ohio , der Arkansas und der Ned- River. Zwischen dessen Mündung ausgegeben. Die Fluten des Mississippi sind aber so gewaltig, daß Seinen Gesamteindruck faßt er dahin zusammen, daß der Roman und der Stadt Cairo erreicht der Mississippi mehr als anderthalb sie trop den umfangreichen Schuhmaßregeln immer wieder die auch bei unreifen Lesern eine Fülle ernster Empfindungen aus­Kilometer Breite. Der Unterschied zwischen hohem und niederem schimmsten Berstörungen anrichten. 1882 stand die Flut bei Bids- lösen müsse, die weit überwiegen über die Eindrüde, die diese oder Wasserstand ist bei Cairo 15, bei Memphis 10, bei Vidsburg 16 und burg 162 Tage, 1897 wieder 80 Tage über der Gefahrlinie. Diel jene Stelle auf die Sinnlichkeit solcher Personen ausüben fann

Der freigesprochene Noman. Hans Hhans Roman Die Verführten", ist durchy Gerichtsspruch, wie bereits gemeldet, seines angeblichen unzüchtigen Charakters" entfleidet worden. Da der Bon jeher ist der gigantische Mississippistrom für die Anwohner Roman zuerst in unserem Unterhaltungsblatt unter dem Titel: seiner Ufer die Quelle schwerster Sorgen gewesen. Bei der Schnellig- Im Namen des Gesezes erschien, werden unsere Leser sich feit, mit der die riesigen Wassermengen sich vorwärts bewegen, für die literarischen Gutachten der geladenen Sachverständigen, fommt es leicht vor ,, daß der Mississippi die Landzungen, die deren Auswahl freilich auch eine andere hätte sein können, inter­zwischen den einzelnen seiner unzähligen Windungen liegen, durch essieren. Dr. Paul Lindau erklärte:" Ich habe die Empfindung, schneidet. Ebenso oft bricht er an den Seiten durch die Ufer; daß das vorliegende Werk ein Kunstwerk und nicht eine dann entstehen die sogenannten" Crevasses ", die Uferdurchrisse, unzüchtige Schrift ist. Der Roman spielt in dem Milieu durch die sich die furchtbare Flut weithin ins Land ergießt. In von Verbrechern, Dirnen, Zuhältern und den Orten, an denen diese jedem Frühjahr haben die Gegenden am unteren Mississippi regel- Menschen zu verkehren pflegen. Ob ein Werk unzüchtig ist, dafür mäßig unter der Hochflut zu leiden. In manchen Jahren tritt sie ist nicht maßgebend, in welche Hände es gelangt, sondern vielmehr mäßiger, in manchen heftiger auf; es tommt vor, daß eine Fläche die Auffassung des Künstlers. Es wäre doch sicherlich zum mindesten Das nicht wünschenswert, wollte man aus den Museen Corregios oder bon 80 000 Quadratkilometer unter Wasser gesetzt wird. Steigen des Stromes beginnt gewöhnlich im Februar infolge der Tizians Bilder entfernen, weil unfähige oder zum Urteil un­Stürme, die um diese Jahreszeit vom Golf her über die Tief: berechtigte Menschen sie für unzüchtig halten könnten. Ein Werk, ebene dahinbrausen. In normalen Jahren erreicht der Mississippi das so ernst ist, wie das vorliegende, kann nicht unzüchtig wirken. ungefähr um den 1. April seinen höchsten Stand. Dann fällt er Der Verfasser wollte nur die Wahrheit schildern, wie er fie findet um einige Fuß, aber bald beginnt eine neue Flutperiode. Im oder wie er sie zu finden glaubt." Fedor v. 3obeltik äußerte sich:" Ich muß sagen, daß Spätfrühling und Vorsommer gehen nämlich im Missouribecken und im Gebiet seines eigenen Oberlaufes gewaltige Regenmengen ich die Anklage nicht recht verstanden habe. Der Roman spielt Es ist klar, daß der nieder; das dadurch bewirkte Steigen des Stromes tann unter Um- in einer Welt sittlicher Verkommenheit. ständen bis in den August hinein anhalten. In solchen Zeiten Schriftsteller ebenso das Recht hat, das Bild der Verkommenheit sind Versuche des Stromes, seine Laufstrede zu verkürzen, die zu schildern wie das Bild der höchsten Tugend. Der Verfasser " Cut- offs", an der Tagesordnung. Von einem solchen Ereignis ist ist in seinem Roman in feiner Weise über das künstlerisch Erlaubte z. B. die Stadt Memphis schon lange bedroht. Ursprünglich fürch hinausgegangen. Ich habe die Empfindung, als ob die Staats­tete man, der Strom würde den Baugrund der Stadt unterwaschen anwaltschaft trampfhaft gesucht hat nach Stellen, an die sie sich und errichtete deshalb eine starke Schuhwehr. Seitdem trifft die klammern fonnte. Das Buch ist nicht unzüchtig, es ist auch keines­wegs auf die Sinnlichkeit gestellt. Es ist ein ernstes Werk. Un­ganze Wucht der Fluten das andere, gegenüberliegende Ufer Der Schaden, den die Ueberschwemmungen Jahr für Jahr ver- züchtig ist nach meiner Auffassung auch nicht eine einzige Stelle." Man hat berechnet, daß die Heimann Sudermann sagte u. a.:" Ich habe nichts ursachen, ist außerordentlich groß. Flut von 1892 das amerikanische Nationalvermögen um 30 Mil- in dem Roman gefunden, was lüstern wirken könnte. Der Roman lionen Dollars, die von 1897 gar um 40 Millionen Dollars ge- enthält Darstellungen der Verworfenheit, aber nichts, was den mindert hat. Besonders schwer wird die Landwirtschaft betroffen, Vorwurf der Unzüchtigkeit rechtfertigte. Der Verfasser hat auch Solange nicht unzüchtig wirken wollen. Es war sicherlich nur der Wahrheits­da regelmäßig Hunderttausende Stück Vieh ertrinken.