öewerkfcbaftlwbea. Hn die dcutfcbc Hrbdtcrrcbaftl Ritglieder der Gewerkschaften und Kousumgenosienschaften! Die Arbeiterbewegung ist auf den verschiedensten Gebieten mit Erfolg bestrebt, die Lage der Arbeiter zu der- bessern. Ueber zwei Millionen deutscher Arbeiter haben sich in den Gewerkschaften vereinigt, um das Mitbestimmungsrecht bei der Festsetzung der Arbeitsbedingungen zu erkämpfen, um kürzere Arbeitszeit/ auskömmliche Löhne, gesundheitlichen Schutz und anständige Behandlung herbeizuführen. Tausende von Tarifverträgen für mehr als eine Million gewerblicher Arbeiter sind ein erfreulicher Beweis ihres erfolgreichen Wirtens. Nicht minder sind die deutschen Konsumgenossenschafteu. die heute bereits 1% Millionen Familien umfassen, unaus- gesetzt bemüht, die Arbeiter als Konsumenten zu organisieren. um sie zur Selbstbeschaffung ihres Lebensbedarfs nach den Grundsätzen moderner Volkswirtschaft, und in weiterer Ent- Wickelung zur konsumgenossenschaftlichen Eigenproduktion zu erziehen. Wie die Gewerkschaften bestrebt sind, der Arbeiterschaft immerfort neue Kulturschätze zu erschließen und den Lebens- inhalt des Arbeiters zu veredeln, so will auch die Konsum- genossenschaftsbewegung ihre Mitglieder daran gewöhnen, nur gute Qualitätserzeugnisse zu kaufen, nicht einzig das Billigste, sondern immer nur das Beste zu wählen und auch den Verhältniflen, unter denen diese Erzeugnisse hergestellt werden, ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Der Arbeiter als Käufer kann durch die Kaufkraft seines Geldes wirtschaftlichen Einfluß auf die Lage des Arbeiters als Produzent ausüben, wenn er alle Waren zurückweist, die nicht unter gewerkschaftsüblichen Arbeitsbedingungen her- gestellt sind, und nur solche kauft, bei denen jedem Arbeiter eine menschenwürdige Existenz gewährleistet ist. Und da jeder Arbeiter ebenso wohl Erzeuger als Käufer von Waren ist, so gebietet ihm sein eigenstes Interesse, von diesem Wirtschaft- lichen Einfluß Gebrauch zu machen. Die Möglichkeit dazu bietet die Konsumentenorganisation, für deren Erstarkung ein jeder nach besten Kräften wirken muß. Die Tätigkeit der Konsumentenorganisation richtet sich in erster Linie auf die Beschaffung guter und preiswerter Nahrungs- und Genußmittel, Haushaltungs- und Beklei- dungsgegenstände und Bedarfsartikel aller Art. Da in den Gewerben, die sich mit Herstellung dieser Artikel befassen, die Arbeitsverhältnisse vielfach weit hinter den gewerkschaft- lich geregelten zurückstehen, und da ferner ganz besonders Nahrungs- und Genußmittel, sowie Bekleidungsgegenstände, sofern sie unter ungesunden Arbeitsverhältnissen hergestellt werden, den Käufer und seine Familie gefährden können, so ist hier ein zielbewußter Einfluß der organisierten Kon- sumenten zu erstreben. Eine der ungesundesten und gemeinschädlichsten Arbeits- weisen ist die Heimarbeit. Die dort herrschende niedrige Ent- lohnung bildet die Ursache dafür, daß in ihrem Bereich alle ungesunden und volkswirtschaftlich schädlichen Uebelstände sich anhäufen. Lange Arbeitszeit, Ausbeutung von Jugendlichen und Kindern, Kranken und Invaliden, gesundheitsschädliche Wohn- und Arbeitsräume, Unreinlichkeiten, ungenügende Trennung der Arbeitserzeugnisse von erkrankten Familien- Mitgliedern, das alles macht die Heimarbeit zu einem Ge- jahrenherd für die gesamte Arbeiterschaft.. Die Möglichkeit der Ucbertragung von Ansteckungskranklieiten ist bei dem Mangel jeglicher Kontrolle nirgends leichter als hier. Die Billigkeit solcher Heimarbeitserzeugnisse bietet keinen Ersatz für diese Nachteile. Sie erhöht im Gegenteil die Gefahr der Seuchenverbreitung. Gegen diese Mißstände sollte die Gesetzgebung energisch einschreiten. Da das zurzeit nicht der Fall ist, so müssen die Arbeiter selbst als Erzeuger wie als Käufer sich gegen diese Gefahren zu schützen suchen. Es ist eine Aufgabe der Gewerk- schaften, dir Heimarbeit einzuschränken, mindestens aber sie der gewerkschastlich-tarkflichen Regelung zu unterstellen. Die Mitglieder der Konsumvereine dagegen müssen strenssc Auslese beim Warencinkauf halten und unnachsicht- lich alle Waren zurückweisen, die in der Heimarbeit, in Schwitz. Werkstätten oder unter sonst ungesunden Arbeitsverhältnissen hergestellt sind. Je gewissenhafter die Mitglieder der Ge- werkschaften und Konsumvereine diese Kontrolle ausüben, um so mehr werden sie eine Stütze gewerkschaftlicher Arbeits- bedingungen sein, und um so mehr wird es dem organisierten Konsum möglich sein, diese veralteten Erzeugungsmethoden durch eine modern-wirtschaftliche Eigenproduktion abzulösen. Vor allem ersuchen wir die gewerkschaftlich, wie genossen- schaftlich organisierte Arbeiterschaft, künftig keinerlei Heim- arbeitSerzeugnisse derjenigen FabrikationSzweige mehr zu kaufen, in denen durch genossenschaftliche Eigenproduktion die sichert Gewähr für den Bezug einwandfreier Bedarfsartikel gegeben ist. Wir bitten ferner alle Mitglieder der Gewerkschaften und Genossenschaften, für die weitere ständige Ausklärung der Arbeiter in diesem Sinne tätig zu sein, und richten das Er- suchen an die gesamte Arbeiterpresse, dieses Bestreben nach- haltigst zu unterstützen. Die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands . Der Vorstand des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine. Berlin und Umgegend. Achtung! Bildhauer, Drechsler, Tischler, Maschinenarbeiter! In Driesen und S ch ö n l a n ke iPosen) stehen die Kollegen seit Wochen im Streik. Es sind deshalb alle Inserate und Deckadressen, ?anz besonder» für Steinhagen u. Hirsekorn, Schön- a n k e, nicht zu beachten und jeder Zuzug nack> dort zu unterlassen. Zentralverein der Bildhauer. Deutscher Holzarbeilerverband. Zur Tarisbeweguug der Wagenlackierrr. Wir erhalten folgende Zuschrift: ES äst unwahr, daß ich für die Karosseriefabrik Lauge u. Gutzeit arbeite; wahr ist vielmehr, daß ich mit der genannten Firma niemals in Geschäftsverbindung gestanden habe oder jetzt stehe, vielmehr von einer Firma, die weder mit Wagen- noch mit Karosserie- fabriken das geringste zu tun hat, einen Wagen zur Probelackierung erhalten habe, über welche Arbeit bereits leit Anfang März d. I. verhandelt worden ist. Max Timmler, Memeler Str. 82. Achtung, Schuhmacher! Die Differenzen bei dem Schuhmacher- «eister A. Neff, Admiralstr. 24, sind beigelegt, derselbe hat jetzt hea Lohntarif unterschriftlich anerkannt. Entgegen anderweitigen Gerüchten weisen wir erneut darauf hin, daß die Sperre über die Firmen Hamann u. Co., Michaelkirch- straße IS, und Großmann, Adlershos, Moltkestr. 2. fortbesteht. Verband der Schuhmacher. Ortsverwaltung Berlin . Zum Fleischerstreik in Neukölln verteilen die Fleischermeister ein Flugblatt an ihre Kundschaft, wel- ches angeblich von dem„gelben" Gesellenausschuß herausgegeben fein soll. Daß dieses gelbe Machwerk an Verdrehungen und Un- Wahrheiten Erkleckliches leistet, ist bei solchen Anlässen ja verständlich. Berantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Inseratenteil verantw-i Fahrelaua hat in Neukölln ei» Gesellenausschuß nicht bestanden, jetzt bei der Bewegung der Fleischergesellen hat die Innung sich einen, wie sie selbst sagt, meistertreue», also gelben, Gesellenaus- schuß wählen lassen. DaS geschah ganz plötzlich ohne genügende Bekanntmachung, um ja den organisierten Gehilfen die Gelegenheit zur Vorbereitung zu nehmen. Die Meister brachten ihre gelben Schützlinge selbst mit, die dann auch mit 27 Stimmen„siegten". Daß sich dieser Gesellenausschuß, dessen Altgeselle Obst das famose Flugblatt unterzeichnete, als die Vertretung der Neuköllner Fleischergesellen aufspielt gegenüber den 1 5 ll Verbandsmitgliedern dortselbst, ist recht sonderbar. Daß die paar gelben Fleischergesellen keine Differenzen mit ihren Meistern haben, wie es im Flugblatt heißt, das glauben wir auss Wort, und daß die gelben Gesellen nicht streiken, glauben wir auch Unwahr ist natürlich, daß die Arbeitzeit der Fleischergesellen geregelt sei, die Innung hat lediglich in ihrer Versammlung eine Erklärung für die 7S stündge Arbeitszeit abgegeben, ohne an die Einführung zu denken. Daß der gelbe Gesellenausschuß ein fixer Rechenmeister ist, geht daraus hervor, daß er die Zahl der Neuköllner Gesellen auf über 400 angibt, es ist ihm nur dabei der Irrtum unter- laufen, daß er doppelt zahlt. Es ist ferner unwahr, daß die als bewilligt veröffentlichten Fleischermeister zur Hälfte keine Gesellen beschäftigen; nur sechs Fleischermeister unter den 58 be- willigten arbeiten zurzeit ohne Gesellen. Alle Herabsetzung der Bewegung seitens der Fleischermeister und ihrer gelben Schützlinge kann der Wirkung des Fleischergesellen. streikS keinen Abbruch tun. Die organisierten Gesellen werden, unterstützt von der Arbeiterschaft, allerdings zum Aerger der Fleischermeister, ihre Bewegung schon durchzuführen wissen. Die Fleischermeister wollen die bescheidenen Forderungen nicht bewilligen und werden die Oeffentlichkeit durch nichts täuschen können. Von den Streikenden arbeiten bereits 6 3 zu den neuen Bedin- gungen, und fortlaufend gehen neue Bewilligungen ein. Die Fleischermeister glauben durch die Herausgabe des gelben Flugblattes die Kundschaft täuschen und den Boykott abschwächen zu können; es steht nun bei der organisierten Arbeiterschaft, zu zeigen. daß solche Täuschungsmanöver bei ihr zwecklos sind. Vor allem sind es die Frauen, die durch ihr Eingreifen den streikenden Gesellen die Errrngung dieser bescheidenen Forderung ermöglichen können. Kauft deshalb nur bei den Fleischermeistern, deren Liste im heu- tigen Inseratenteil des„Vorwärts" veröffentlicht ist. Bewilligt haben nachträglich noch die Fleischermeister O. L o h s e, Knesebeckstr. 1S0, O. Fr i e b e l, Prinz-Handjerhstr. 37, W. D ö r.r, Bodestr. 26, und I. Paul, Boddinstr. 48. Zentralverband der Fleischer. Die Streikleitung. Berlin , Elisabethstr. 11 L Telephon Kst. 3024. DeutCchcs Reich. Lohnbewegung der Maschinisten und Heizer im Stettiner Hafen. Die Maschinisten und Heizer des Stettiner Häsens haben am l l. Mai eine Lohnbewegung begonnen, die sich auf sämtliche Dampf- schifsahnsreedereien und Dampferbesitzer des Sleltiner Hafens sowie aus die Gülerdampfer der Strecke Stettin — Berlin erstreckt. Das Bestreben der Maschinisten und Heizer geht in der Haupt« fache dahin, eine Regelung der jetzt überlangen Arbeitszeit und eine Verbesserung der bestehenden scklechten Lohnverhälmisse zu erreichen. Arbeitszeiten von 16—18 Stunden und»och länger sind seit Jahren zur Gewohnbeit geworden, dabei ist die Entlohnung die denkbar schlechteste. Die Monaislöhne für Maschinisten betragen im Durch- schnitt 105—120 M., während die Heizer mit 60, 70 bis 85 M. pro Monat abgefunden werden. Ueberstunden, Sonn- und Festtags- arbeiten werden nicht bezahlt. Jetzt drängen die Maschinisten und Heizer auf eine Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse, indem sie ihre Organisation beauftragt haben mit Forderungen an die Unternehmer heranzutreten. Zuzug von MafchmWil und Heizern na?s dem Stetkiner Häfen ist strikte fernzuhalten._ Feurige Kohlen. Die„Köln . Bolksztg.", die Führerin s>ei der Propaganda des Streikbruchs der Christen im Ruhrrevier, sst in die unangenehme Zwangslage geraten, sich selbst und die von ihr Versührlen moralisch ohrfeigen zu müssen. Allerdings ziemlich versteckt berichtet sie: .Arbeiteraussperrung. Rheydt , 10. Mai 1912. Infolge des Ausstandes bei der Webereifirma Herz u. Stern hat der Ber- band der Webereibesitzer von Rheydt und Umgegend eine Au«- sperrung der christlich organisierten Arbeiter beschlossen. Gestern wurde 84 christlich organisierten Textilarbeitern bei der Firma Gebr. Junkers gekündigt. Darauf reichten etwa 80„frei" resp. nicht organisierte Arbeiter genannter Firma die Kündigung ein. Also: Der Unternehmerverband beschließt eine Aussperrung der christlich organisierten Arbeiter I Auf das Epitheton„christlich" pfeift daS Kapital— wenn es nicht als Streilbruchmfttel dient. Und dem Beschluß folgt die Maßregel, Christliche werden gekündigt, frei organi- sierle und unorganisierte Arbeiter nicht. Nun hatten die verlästerten Terroristen eine schöne Gelegenheit, die Christen herauszubeißen, sie brauchten ja nur frei organisierte— Arbeitswillige heranzuziehen. Bei der ihnen von den uftramontanen Führern angedichteten Sucht, den Christen die Arbeitsstellen abzusagen, sie durch bösartigsten Terror auszuhungern, mußte es für sie doch eine Wonne sein, auf so bequeme Art ibren Gelüsten zu frönen und sich für die christlichen Heldentaten beim Kohlenarbeiterstreik zu revanchieren. Und waS ge- schah? Man gab den Christen ein Beispiel echter Solidarität; an- statt sich von den Unternehmern als Rausreißer gegen ihre christ- lichen Klossengenosten mißbrauchen zu lasten, reichten sie ihre Kün- digung ein! Den von psäffischen Demagogen verhetzten christlichen Arbeitern lann man nur zurufen: Gehet hin und tuet desgleichen! Em Musterarbeitsvertrag für Gastwirts gehilfen. In Elberfeld find die GastwirtSgehilfen in ein« Lohn- bewegung eingetreten. An dieser sind alle GastwirtSgehilfen- organisationen gemeinsam beteiligt. Die„Freien Gastwirte" er- kennen die bescheidenen Forderungen rückhaltslos an, zwei kleinere Gastwirtsverbände sind auch bereit, zu unterhandeln, während der große Deutsche Gastwirte-Verband überhaupt auf die Forderungen gar nicht reagierte. Die ffandalösen Verhältnisse, unter denen die Gastwirtsgehilfen im allgemeinen zu arbeiten haben, sind ja hin- reichend bekannt. Aber nicht nur in den Metropolen bietet man den Kellnern usw. die schamlosesten Arbeitsbedingungen. In des Provinz versteht man es fast noch besser. Ein Hotel in Elberfeld verpflichtet seine erwachsenen und gelernten Kellner aller Kategorien auf folgenden geradezu klassischen, Dienstvertrag.> tritt am.......... 18.. als................ in den Dienst des Herrn Wilhelm Clemens, Hotel zum Römischen Kaiser, Elber- feld, unter folgenden Bedingungen: 1. Das Salär beträgt neben Kost und Wohnung im Hause M. keine, wörtlich keine M. pro Monat. 2. Es ist beiderseitig keine Kündigung vereinbart, Vorbehalt- lich der in§ 7 genannten Fälle. Die Kündigung kann an jedem beliebigen Tage beginnen. 3. Der Angestellte hat die Obliegenheiten seine« Postens nach den ihm gewordenen Weisungen und nach besten Kräften mit Ge- wissenhaftigkeit und Pflichttreue unverdrossen auszuführen, sowie auf Anordnung den Mitangestellien in ihren dienstlichen Verrich- tungen beizustehen und Hilfe zu leisten. 4. Die Hausordnung wird als verbindlich anerkannt. 5. Verspätungen des Angestellten im Dienst werden mit je 25 Pf. bestraft. Auch ist der Prinzipal berechtigt, für alle svnfti- gen Unregelmäßigkeiten oder Uebertretung der Hausordnung seitens der Angestellten angemessene Strafgelder festzusetzen. Für Td. Glocke. Beri'n. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.». LerlagSanjtalt die Strafgelder wird ein besonderes Register geführt und werde» die Beiträge in angemessenen Zeitabschnitten der hiesigen OrtS» kraukenkasse überwiesen.(?) 6. Für den Betrag der Schäden, die feiten? des Angestellten verursacht werden, gleichviel in welchre Weise, ist der Angestellte haftbar und ist der Prinzipal berechtigt, dem Angestellten den Be- trag der Schäden vom Salär einzubehalten. 7. Sofortige Entlassung ohne weitere Entschädigung als für die tatsächlich geleistete Dienstzeit erfolgt bei Krankheit des An- gestellten,, bei Ungehorsam desselben gegen den Prinzipal oder dessen Vertreter, bei Trunkenheit oder bei Unsittlichkeit des An- gestellten, bei tätlichen Vergehungen desselben gegen Vorgesetzte und Mitangestellte, sowie bci absichtlich vollführter Schädigung des Prinzipals oder dessen Gäste. Außerdem greifen die in§ 123 der Gewerbeordnung angeführten Gründe zu sofortiger Ent- lassung Platz. 8. Es soll dem Prinzipal freistehen, de« Angestellte» ohne vorherige Kündigung zu jeder Zeit sofort zu entlassen, unter Ent- richtung einer Entschädigung für die Dauer der Kündigungszeit von M....... pro Tag für Kost und Logis und Verdienst- entgang, wodurch alle Ansprüche des Angestellten beglichen find. 9. Die seitens des Prinzipals beim Engagement für den Angestellten bezahlte Stellenvermittelnngsgebühr von M..... ist der Prinzipal berechtigt, beim Austritt innerhalb eine? halben Jahres vom Salär einzubehalten, gleichviel, ob dem Angestellten gekündigt worden ist, ob er selbst gekündigt hat, oder ob er ohne Kündigung entlassen ist. 10. Weitere mündliche oder schriftliche Abmachungen bestehen nicht. Dieser Vertrag wurde doppelt ausgefertigt und von beiden Vertragsschließenden anerkannt und unterschrieben. Elberfeld , den...... 19.. ....... Prinzipal........ Angestellter. Keinerlei Gehalt und nur für jedes auch noch so kleine Per- sehen Strafen auf Strafen. Besonders originell ist aber die Be- stimmung des§ 5, wonach„die Stvafgelder in angemssenen Zeit- räumen der Ortskrankenkasse überwiesen werden". Als ob die Ortskrankenkasse ein« Institution zur Annahm« milder Gaben wäre. Jedenfalls ist diese neue Methode sehr originell, auf solche Art sich die gesetzlichen Verpflichtungen zur Arbcitervcrficherung vom Halse zu schaffen._ Hustend. Die neue Kohlenkrise. London , 10. Mai 1912.(Eig. Ber.) Der Enffcheid des Schiedsrichters in Südwales hat die ganze Streitfrage in der Kohlenindustrie wieder aufgerollt. Was die Bergarbeiter angesichts der Tatsache, daß der Minimallohn der unterirdisch beschäftigten Hilfsarbeiter trotz der Zusicherung des Premierministers bei der Beratung des Minimallohngesetzes auf weniger als 5 Schilling den Tag festgesetzt worden ist, zu tun ge> denken, ist noch nicht bekannt. Heute findet eine Vorstandssitzung des Exekutivausschusses der südwalisischen Bergarbeiterföderation in Cardiff statt, in der der Genosse Stanton folgende Reso- lution einbringen wird: „Wir empfehlen der am Sonnabend tagenden Konferenz der südwalisischen Bergarbeiter, keiner Sitzung mit Lord St. Alowyn ldem Schiedsrichter) und dem gemeinschaftlichen Lohnamt mehr beizuwohnen. 2. Eine nationale Konferenz der Bergarbeiterföderation Großbritanniens ist sofort einzuberufen. 3. Eine starke Deputation soll den Premierminister auf. suchen und wenn keine zufriedenstellende Abmachungen zustande- kommen, soll sofort national vorgegangen werden. 4. Die Eisenbahn- und Transportarbeiter sollen zu gemein. schaftlicher Aktion aufgefordert werden. 5. Wir fordern die Arbeiterpartei auf, alle parlamentarischen Geschäfte zu vereiteln, bis die' Regierung unsere mäßigen Forde. rungen eines auskömmlichen Lohnes dem Gesetze einverleibt. 6. Die Arbeiterpartei soll auf eine Vorlage bestehen, die die Bergregalien abschafft und damit der Kohlenindustrie sofort Er. leichterung und Spannkraft verschafft." Der Streit ist in SüdwaleS zuerst entfacht worden, doch ist die Bewegung nicht lokaler Natur. ES handelt sich bei dem Schiedsspruch Lord Lt. AldwynS um eine Auslegung de» Mindest- lohngesetzeS, die das Parlament unbedingt nicht gewollt haben kann. DaS südwalifische Lohnamt hat als erstes Lohnzifsern fest- gesetzt(in den anderen Aemtern ist man noch lange nicht so weit) und höchstwahrscheinlich werden die Schiedsrichter in den anderen Lohnämtern der Führerschaft Lord St. AldwynS folgen. Recht ominös klingt eine Meldung, die beharrlich immer wieder auf- taucht, nach der Lord St. Aldwhn mit dem Premierminister kurz vor dem Fällen des Schiedsspruchs eine Unterredung gehabt haben soll. LrCtzU Nachrichten» Gegen die Vergetvaltignng der Voltsvertreter. Wilhelmshaven , 11. Mai. (Privattelegramm des JBor- wärts".) Die oldenburgische sozialdemokratische Landtags- f r a k t i o n und der Bezirksvorstand Oldenburg- Ostfriesland schließen sich dem Protest gegen den uner- hörten Gewaltakt des preußischen Landtagspräsidenten an. Im Auftrage: H u g, Schulz. Frankfurt a. M., 11. Mai. (Privattelegr. d.„Vorwärts�.) Gegen die Vorgänge im preußischen Abgeordnetenhause fand hier im Tivoligarten eine gewaltige Protestkundgebung statt. Mehr als 50lMi Personen umstanden die beiden Tribünen, von denen die Referenten in eindrucksvoller Weise die Vergewalti- gung unserer Vertreter geißelten. Anschließend an die Per- sammlung machtvoller Temonstrationszug mit Gesang und Hochrufen bis zur Mitte der Stadt. Die Polizei, die ab- zusperren versuchte, war lange Zeit machtlos; sie nahm dann viele Verhaftungen vor._ Der Schneiderstreik in London . London , 11. Mai. (W. T. B.) Der Ausstand im Schneider- gewerbe hat sich auch auf das Ostend von London auSge- dehnt. Insgesamt befinden sich jetzt gegen 39 999 Lentv i» SoS- stände. Eine Schwindelkassc geschlossen. Altona , 11. Mai. ( W. T. B.) Die große allgemeine freie Krankenkasse, eingetragene Hilfskasse, wurde hegte von der P o l i- zeibehörde auf Anordnung des Gerichts geschloffen, weil der erste Vorsitzende der Kasse größere Unterschlagungen begangen hat. Brand des Prager FindelhauseS. Prag , 11. Mai. (P. C.) Im Mittelgebäude der hiesige» LandeSfindelanftalt, in dem an 150 Wöchnerinnen und 1400 Säug. linge untergebracht sind, brach heute abend ein Brand aus. Unter den Wöchnerinnen entstand eine furchtbare Panik. Große Mühe kostete es, die Wöchnerinnen und die Säuglinge aus dem Gebäude in Sicherheit zu bringen, was aber schließlich der Feuer- wehr unter großen Anstrengungen gelang. Das Gebäude ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Paul Singer& Co. Berlin SW. Hierzu 6 Beilagea.
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