wenigstens das fortschrittliche Amendement aufgenommen, wo-'nach gegen Duellanten auf Entlassung aus dem Heere erkanntwerden soll, so wäre die Resolution ohne jede Bedeutung ge-Wesen. Diese Resolution, so wie sie von der Budgetkommissionvorgeschlagen war. verbesserte unsere Fraktion in derheutigen Sitzung noch duxch einen Zusatz, der jede Matz-rcgelung für diejenigen Offiziere ausgeschaltet wissen will, diesich dem Duellzwange nicht unterwerfen wollen. Aber dasZcntrunl, das es unter keinen Umständen wegen dieser Frageauf einen Konflikt mit der Regierung ankommen lassen wollte.hatte in seiner großen Mehrheit die Unerschrockenheit, gegendiesen ganz selbstverständlichen Antrag zur größten Ver-blüffung des gesamten Hauses zu stimmen. Es erlebte frei-lich die Blamage, daß trotz dieser Entsagung und entgegenseiner Haltung unser Antrag mit 20 Stimmen Mehrheit an-genommen wurde.In der Debatte hatte zuerst Genosse Led eb our in präziserRede die ganz klare Auffassung vertreten, die unsere ParteiÜber ein Problem hat, das für vernünftige Menschen längstkein Problem mehr ist. Er wieS natürlich auch auf dienierkwürdige Wandlung hin, die sich innerhalb des Zentrumsseit dem stürmischen 24. April vollzogen hat. Aber das hieltHerrn Gröber nicht ab, alle Diplomatie aufzubieten, um mit demfrüheren Standpunkt das Bedürfnis nach Eintracht mit derRegierung zu vereinbaren. Viel weniger diplomatisch warHerr v. Heeringen selbst. der sich höchstens Mühe gab,allerhand Argumente zugunsten des Duells vorzubringen.Die Argumente waren allerdings nicht eben geschickt undvon einer im besten Falle soldatischen Logik. Das wollteihm freilich niemand auf der Linken glauben, daß er dasDuell bekämpft! Selbst der Nationalliberale Dr. Schiffermutzte gegen ihn polemisieren, und viel schärferging gegen ihn der fortschrittliche Pfarrer Heyn vor, der sehrenergische Worte fand, um die Nnsittlichkctt des Duells nach-zuweisen. Graf W e st a r p und der von vielen Schmissenheimgesuchte Reichsparteilcr Mertin waren die einzigen,die gegen die ganze Resolution Stellung nahmen.Die Spezialdebatte über den Militäretat, die dann wiederaufgenommen wurde, konnte auch heute nicht zu Ende geführtwerden. Für die Bautechniker in den militärischen Bauämternsprach Genosse Z u b e i l und für Verbesserungen im Medizinal-wescn der Armee hielt Genosse Fischer- Sachsen eine ein-gehende Rede.In der morgigen Debatte werden die Fragen der Militär-arbciter erörtert werden, nachdem vorher die ersten„Anfragen"beantwortet sein werden.Im Abgeirdnetcnhanse ist es zu Zwischenfällen weder vor, nochim Hause gekommen, die Angst des Präsidenten, der strenge Sperr-niatzregeln angeordnet hatte, erwies sich als unbegründet. Wirhätten ihm das voraussagen können!Nach Erledigung des Einspruchs konnten die Abgeordneten, dieextra zu diesem Punkt nach Verlin gekommen waren, ihre häuslichenPenaten wieder aufsuchen. Die zweite Lesung der Novelle zumKnappschaftsgesetz interessierte, da es sich um eine Angelegen-heit der Bergarbeiter handelt, die Mehrheit nicht, und dieSckundärbahnvorlage, die da? Hau« weiter beriet, botlediglich lokales Interesse. So waren denn von den 335 Ab-geordnelcir, die zu Beginn anwesend waren.' am Schluß, nur nochein Dutzend zugegen.� Am Dienstag stehen die Fortsetzung der ersten Lesung derSckundärbahnvorlage und Initiativanträge auf der Tagesordnung,darunter der Diätenantrag._Zur Strecke gebracht.Wie die„Post" aus einwandssreier Onelle erfährt, werdenNeichStagsabgeordneter P a a s ch e und Landrat v. Dewitz ihreSic, Itter im Vorstande deS WehrvereinS niederlegen. Schon gleichbei der Gründung des Wehrvereins hat die freikonservaiive Pressesich sehr cnlschieden dagegen ausgesprochen, daß die beiden genanntenHerren in den Vorstand aufgenommen worden sind. Dabei ist HerrPaaiche dafür bekannt, daß er jede Vermehrung des Heeres und derMarine jubelnd begrüßt, trotzdem ist er in den Kreisen als unsichererKautonist angesehen worden._Vormärzliches in Reuft j. L.Aus Gera wird uns geschrieben:Dem Reußischen Landtag ist ein RegierungScnIwurf zu einerAbänderung des§ 1 des Landlagswahlgesetzes vom 8. Mai 1874 zu-gegangen, der ein wahres Prunkstück vormärzlicher EtaatSkunst undein Hohn auf jedes moderne staatsrechtliche Empfinden ist.I», Reußischen Landtag hat der Besitzer des fürstlichen Para-giunis Neuß-Köstritz, einer Nebenlinie des regierenden Fürstenhauses,einen erblichen Sitz. Der vorige Inhaber des Paragiats hat vondiesen» Privileg keinen Gebxauch gemacht. In 14 Jahren ist er nureinmal im Landtag erschienen, und die einzige kurze Serenissimus-rede, die er dort hielt, hatte den Sinn:„Ich schließe mich den Aus-führungen de« Herrn Vorredner« an." Der gegenwärtige Besitzerdes Paragium« steht erst im SV. Leben«jahr. Da er da« Alter von25 Jahren, das für die Wählbarkeit als Abgeordneter erforderlich ist,noch nicht voll erreicht hat, kann er nach dem bestehenden Wahlrechtauch nicht in den Landtag eintreten. Diesen klaren Rechtszustandwill die rcußische Regierung durch eine VerfassungSände-r u n g beseitigen und folgende ungeheuerliche Bestimmung in dasWahlgesetz einfügen:Der Besitzer de» Paragium», welcher zu seinem Eintritt inden Landtag diejenigen Eigenschaften besitzen muß, die seineWählbarkeit als Abgeordneter begründen würden, ist berechtigt,sich, wenn er dieser Eigenschafte» ermangelt oder durch längerals ein Jahr andauernde Krankheit am persönlichen Erscheinenverhindert ist, durch einen von ihm oder seinem ge-setzlichen Stellvertreter zu benennenden, alsAbgeordneten wählbaren Stellv»r treter ver-treten zu lassen. Die Benennung des Stellvertreters hatstet« auf die Dauer einer vollen Wahlperiode zu erfolgen.E» ist auf den ersten Blick höchst auffällig, daß sich die reußischeRegierung plötzlich im Jahre ISIS, ohne daß ein Antrag desbetroffenen ParagiatSinhaberS vorliegt, zur reaktionären Verschande-lung einer ohnehin genügend rückständigen Verfassung gedrungenfühlt, die schon 40 Jahre besteht. In der Begründung zur Re-gierungövorlage wird im R-gierungSjargon ausgeführt, es sei einMangel de« jetzigen Gesetze«,„daß jdaSselbe im Gegensatz zu demfrüheren Gesetze den Besitzer deS ParagiuniS der Möglichkeit be-raubt, die ihm als Abgeordneter zustehenden Befugnisse, wenn erda» LS. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt hat oder dauernd erkrankt,durch einen Stellvertreter ausüben zu lassen". Mit dem früherenGesetz ist da» Landtagswahlgesetz vom 18. Mai 13S6 gemeint. Schonim Jahre 1371 ist mit diesem Gesetz, da« die absonderliche Einrich-tung der stellvertretenden Abgeordneten hatte, al» einem unerträg.lichen Plunder endgültig ausgeräumt worden. Wie die damaligenLondtagsverhandlungen klar erkennen lassen, wollte man. ob-wohl der erbliche' Sitz für Reuß- Köstritz noch beibehaltenwurde, diesem keine weiteren Privilegien mehr ein-räumen. Man nannt« die parlamentarische Stellvertretung,auch für den Inhaber des ervlichen Land-tagSfitzeS, eine Abnormität, und selbst die konser-vative Partei bezeichnete eS damals als dem modernen staatsrecht-lichen Empfinden widersprechend, für den Großgrundbesitz ein be-sondereS Vorrecht zu schaffen. Man hielt dessen Jntereffen schondurch die drei danials geschaffenen Extramandate der Höchstbesteuer-ten für genügend geschützt. Es sind also im Jahre 1871 für daSbestehende Landtagswahlgesetz klar« Bestimmungen getroffen worden,so daß die Regierungsvorlage jedes verfassungsrechtlichen Anhaltsentbehrt.Der wirkliche Grund für das Einbringen der Borlage ist indessenin folgendem Satz ihrer Begründung enthalten:„UebrigenS liegt solches(Einsetzung eines Stellvertreter«) auchim eigenen Interesse des Landtags, insofern dadurch die Gefahrder ihm bei der geringen Zahl seiner Mitglieder ständig drohendenBeschlußunfähigkeit verringert wird."Auch dieser Satz gibt die eigentlichen Regierungsschmerzen nurversteckt und nur dem Eingeweihten ersichtlich wieder. Der reußischeLandtag hat 16 Sitze. Für seine Beschlußfähigkeit ist verfaffungS-mäßig die Anwesenheit von Zweidrittel seiner Mitglieder, also11 Abgeordneten, erforderlich. Bisher ist eine Beschlußunfähigkeit deSLandtages wegen Fehlens von Abgeordneten kaum jemals eingetreten,fast nie waren gleichzeitig mehr als S Abgeordnete am Erscheinenverhindert. Die Regierung brauchte also auch, sollte man meinen,keine Besorgnisse für die Zukunft zu hegen.Nun besteht aber gegenwärtig die sozialdemokratischeFraktion des reußischen Landtages ans 5 Mitgliedern. Da jetzt derInhaber deS fürstlichen Paragiats dauernd fernbleiben muß, finddie sozialdemokratischen Abgeordneten jeder Zeit in der Lage, dennur noch aus höchstens 15 Slbgeordneten bestehenden Landtag be-schlußunfähig zu machen. Diese Macht will die Regierungder Sozialdemokratie in Reuß j. L, entreißen, und deshalb be-absichtigt sie die vorsintflutliche Einrichtung eines parlamentarischenStellvertreters für den Inhaber des Paragiats zu schaffen. Diegegenwärtige Situation ist der reußischen Regierung umso un-angenehmer, als sie schwarze Pläne einer Verschlechterung der Ge-meindcordnung hegt, um der zahlreichen unter sozialdemokratischenMehrheiten stehenden Gemeiuden des Fürstentums besser Herr werdenzu können.Nur die Furcht vor der sozialdemokratischenObstruktion gegenüber den geplanten Attentaten auf die RechtedeS Volkes hat also der Negierung den vormärzlichen Gesetz-entwurf diktiert. Es ist indessen selbstverständlich, daß unsere Ver-treter im Landtag sich ihre Rechte nicht entwinden lassen, sondernauch bei dieser Vorlage von ehrer augenblicklichen Macht Gebrauchmachen und die Annahme deS' erzreaktionären RegierungsentwursSzu verhindern wissen werden. Immerhin zeigt das Vorgehen derreußischen Regierung, welcher Streiche die reaktionären Mächte imKanipse gegen die Arbeiterklasse noch heute sähig sind.Jesuiten.Ein Druckpapier, dessen durchschnittliche Verwertung seinesachkundigen Redakteure zu dem Ausspruch veranlaßt hat: Schutz-leute wären für den Abgeordneten Borchardt viel zu schade ge-Wesen, das nächste Mal würde man Kanalreiniger nehmen, diesesBlatt hat eS wieder einmal mit den Jesuiten.Natürlich sollen sie hier nicht verteidigt werden, aber...DaS Blatt zitiert aus einem Brief von Loyala:„... muß, außerdem Willen auch den Verstand opfern, so daß er nicht nur dasselbewill, sondern auch dasselbe denkt wie 4>er Obere und sein Urteildem des Oberen unterwirft.... Auch geht dann verloren dieblinde Einfalt de« Gehorsams, indem wir bei uns erwägen, ob.was der Obere befiehlt, Recht ist oder nicht.... Zuerst müßt ihrin der Person des Oberen nicht einen Irrtümern und Schwächenunterworfenen Menschen, sondern Christum selbst erblicken....Seid eifrig bemüht, was dep Obere befiehlt oder denkt, auch beiEuch stets zu verteidigen, niemals aber zu tadeln.... Diese Unter-werfung des eigenen Urteils und diese Billigung und Gutheihungohne jede Untersuchung dessen, was immer der Obere befohlenhat... müssen wir, wenn etwas unseren Augen weiß erscheint,was die Kirche aber als schwarz definiert hat, dies gleichfalls fürschwarz erklären....Haben wir da nicht die Grundmaximcn der preußischen Ver-waltung, des Militarismus?— Ist da« nicht Preußen: da« An-beten des Vorgesetzten, die Denkfaulheit der Autorität gegenüberund die Heuchelei, Meinungen der oberen Stellen ohne Untersuchungim Volk als richtig auzuposaunen?Die Jesuitengefahr in allen Ehren. Und wenn der Z 128 deLStrafgesetzbuches die Teilnahme an einer Verbindung bestraft, inwelcher gegen bekannte Obere unbedingter Gehorsam versprochenwird(so zitiert wenigstens daS Blatt), so müßte sich der Kaisereines Tages sehr einsam fühlen, da man seine Untergebenen vomUnteroffizier bis herab zuni Reichskanzler eingesteckt hätte.Aus dem sächsischen Landtage.Zum Beginn der MontagSsitzung de« sächsischen Landtage« wurdeeine Erklärung der Regierung verlesen, daß sie jetzt bereit sei, dieInterpellation über den Fall Sioth zu beantworten. Wie man hört.hat eine neue Untersuchung durch da« Ministerium de« Innern überdie Vorgänge in Burgstädt stattgefunden. Dabei soll sich noch etwa«ergeben hohen, wa« den Bürgermeister Roth dazu bestimmt hat,nunmehr von seiner Kandidatur für Zittau zurückzutreten. Ob dieFreisinnigen die Interpellation aufrechterhalten, ist noch fraglich.Weiter wurde über die indirekten Steuern verhandelt. Genossef l e i ß ii e r vertrat namen» der Fraktion einen Antrag, die indirektenandeSsteuern aufzuheben und an deren Stelle eine Reform derdirekten Steuern vorzunehmen. Die Freisinnigen hatten einen etwasabgeänderten Antrag eingebracht, der nur die Aufhebung der Schlacht-steuer und der UebergangSabgabe auf Fleisch verlangte. Beide Sln-träge wurden abgelehnt, und die indirekten Steuern im Betrage vonüber 13 Millionen Mark bewilligt.frankrcid).Die sozialistischen Stichwahlerfolge.Paris, 13. Mai.(Privattelegramm des„Vorwärts".)Außer den vier Mandaten in Paris wurden die Mandate inSt. Denis. Roubaix. Toulouse, Brest zurück-erobert. Große Fortschritte wurden in der Pariser 1km-gebung und in der Provinz erzielt. In Lyon wurde» e l fMandate gewonnen._Die Gemeindewahle«.Paris. 12. Mai. Heute fanden die Gemeinderats-st t ch w a h l e n statt. Der Pariser Genieinderat wird nachdem nunniehr vorliegenden Endergebnis bestehen aus 10 Kon-servativon, 10 Liberalen. 17 Fortschrittlichen und Unabhängigen.5 Linksrcpublikanern, 14 Radikalen und Sozialistisch-Radikalen,9 unabhängigen Sozialisten und 15 ge einigten Sozia-listen. Er wird 11 neugewählte Mitglieder zählen. DieSeeintgten Sozialisten gewinnen 4 Sitze vonen Radikalen und Sozialistisch-Radikalen.Haussuchung.Paris, 12. Mai. In der Redaktion des Blattes„L' A n a r ch i e",das eine Verherrlichung des Autobanditen Bon not gebrachthatte, wurde heute eine Haussuchung vorgenommen und einMitarbeiter des Blattes namens Boivin, der auch Militärflüchtlingist, verhastet.Spanien.Eine republikanische Riesenkundgebung.In Baracaldo, im Bergwerksgebiet von Biscaya(Nordwest-spanien) fand am S. Mai eine vom republikanisch-sozialistischenBund einberufene Versammlung im Freien statt, an der nachSchätzung der monarchistischen Presse, mehr alz 30 000 Personenteinahmen. Aus Bilbao und der ganzen Gegend waren Teilnehmerin Massen erschienen. Vorsitzender war der republikanische Slbge-ordnete Horacio Echevarrieta, unter den Rednern Genosse Jglesiqsund der Führer der Republikaner Melquiades Alvarez. Derbekannte Schriftsteller Parez Galdos hatte sein Fernbleiben mitKrankheit in einem begeistert aufgenommenen Schreiben ent-schuldigt. Wie Gen. Fabra Ribas schreibt, wird die Bersamm-lung geschichtliche Bedeutung haben. Der Vorsitzende, ein reicherMann, der sich bisher etwas zurückgehalten hatte, bekannte sichzur Notwendigkeit, eine Umgestaltung, sei es auch mit den schärfstenMitteln, herbeizuführen. Jglesias und Sllvarez erklärtenunter großem Beifall, daß der Kampf sich nicht nur gegen das Mi-nisterium Canalejas und die Rückkehr Mauras richte, sonderngegen die Monarchie.Besondere Bedeutung hatte es, daß nicht nur die Einigkeit allerrepublikanischen Richtungen, mit Ausnahme der Gruppe Lerouxin Barcelona, die sich der Monarchie genähert, aber durch dieKorruptwnsenthüllungen viel an Bedeutung verloren hat, klarzutage trat, sondern auch die nationalen Parteien von Nordspanienihren Anschluß an die Republikaner bollzogen. Nicht nur die ohne-hin radikale Bewegung von Catalonicn, deren Ziel eine provin-ziclle Selbständigkeit ist, hat die Hoffnung auf Besserung unterder Monarchie aufgegeben, auch der Führer der baskischenNationalpartei, die bisher auf der reaktionären Seite stand undden extremklerikalen Carlisten Halt gegeben hat. Baracaldo.erklärte, daß er die Monarchie für unfähig halte, den Forderungender Basken gerecht zu werden, und das seine Partei, die nicht groß,aber infolge ihres Einflusses auf den ganzen tüchtigen Bolksstammvon politischer Bedeutung ist, sich den Republikanern anschließe.Diese völlig unerwartete Erklärung hat überall tiefen Eindruckgemacht. So wird der Entscheidungskampf, der die Erlösung desarmen Volkes von der monarchistischen Säbel- und Weihwedelhcrr-schaft bringen soll, nicht mehr lange ausbleiben.—Steuerkrawallr.Madrid, 12. Mai. Sechshundert Einwohner von Aldea-n u e V a am Ebro stürmten das Rathaus, während der Ge-meinderat die Verteilung der Steuern beriet. Die Gemeinderats-Mitglieder wurden mißhandelt und die Archive verbrannt. Gen-darmerie ist nach Aldeanueva abgegangen.Marokko.Die angebliche Plünderung der Farm Renschhause«.Pari», 13. Mai. Hier eingetroffene MeldungenL a r r a s ch vom 10. Mai bezeichnen die Berichte über VrePlünderung einer deutschen Niederlassungdurch scherifische Soldaten als u n r t ch t i g. Ein VorgehcAder Polizeitruppen unter Hauptmann Vary habe nur am29. April in einem Duar bei Arbaua stattgefunden und dieErgreifung eines Deserteurs zur Folge gehabt.Kontribution der Stadt Fez.Pari«, 13. Mai.(W. T. B.) Nach einer Meldung des„Temps"ist der Stadt Fez eine KriegSbufte von 200000 DuroS(850 000 M.)auferlegt worden zur Strafe dafür, daß ein Teil der Bevölkerungan dem Aufruhr am 17. April teilgenommen hat.paHam en tan fcbcs.Kleine Anfragen.von dem neugeschaffenen Rechte, kleine Anfragen an den Reichs-kanzler zu richten, wird zum ersten Male in der Dienstagssitzungdes Reichstages Gebrauch gemacht werden. Es liegen zwei Anfragenvor: die erste, vom Genossen Dr. Frank gestellt, hat folgenoenWortlaut: Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zugeben, ob Holland seine Zustimmung zu der Erhebung vonSchisfahrtsaogaben auf dem Rhein erklärt hat?Genosse Ricbard Fischer richtet folgende Anfrage an denReichskanzler: Ist der Herr Reichskanzler bereit, darüber Auskunftzu geben, ob bei der demnächst zusammentretenden internationalenSchiffahrtskonferenz auch Vertreter der Schiffsleute zu den Ver-Handlungen zugezogen werden?Marinevorloge und Marineetat in der Budgetkommisfiou.Die Konimisston beendete in der MontagSsitzung die Beratungder Marinevorlage. Die Genossen Bern st ein und Ledebourbekämpften in eingehenden Darlegungen nochmals die Borlage. ImAnschluß an die vertrauliche Besprechung deS SpionagewesenS be»tonte Genosse Ledebour, daß erst durch die deutschen Flotten-rüstungen England sich zu den mannigfaltigsten KriegSvorberertungenveranlaßt sah, weil die Engländer sich sagten, die deutschen Rüstungenrichten sich gegen England. Genosse N o s k e bekämpfte die Forde-rung von 70000 M. für den Geheimfonds. Die Summe wurdeaber gegen die sozialdemokratischen Stimmen bewilligt. Die Forderungvon 5 Millionen zur Beschaffung weiterer Unterseeboote führtezu einer Aussprache Über den Preis dieser Boote, ebenso wurde überden Ausbau des Flugwesen» für die Marine gesprochen. GenosseV o g t h e r r regte internationale Abmachungen an, die zu dem Ver-bot führen sollten, daß von Flugzeugen aus Sprengstoffe ge-schlendert werden dürfe».Staatssekretär v. Tirpitz erklärte, daß Deutschland noch garkeine Flugzeuge zu solchen Zwecken besitze, also gar keine Ver-anlassung zu solchen Abmachungen habe. Die Marinevorlagewurde von den bürgerlichen Parteien hierauf angenommen.Da die Redner aller bürgerlichen Parteien für die Vorlage sichausdrücklich erklärt hatten, die Annahme also feststand, ließ nach altemund stet» geübtem Gebrauch der Vorsitzende die Bewilligung nicht durcheine Abstinimnng auSsprcchen, sondern stellte einfach die Annahme fest.Obwohl mit diesem stet« in der Kommission geübten Gebrauch vertraut,unternahm Abg. Erzberger den illoyalen Versuch, in einer zurGeschäftSordnmig abgegebenen Erklärung feststellen zu wollen, dieMarinevorlage sei einstimmig angenommen worden. Gegendiese, die Stellung der sozialdemokratischen Kommissionsmitgliederverdächtigende Erklärung wendeten stch unsere Genossen sehr energischunter Hinweis darauf, daß die Stellung der Sozialdemokraten durchdie Debatte vollständig klargelegt worden sei. Die sozialdemo-kratischen Redner haben sich ja mit aller Schärfe gegen die Bor-läge gewendet und sie bekämpft.— Die Kommission trat dann nochin die Berrtung de« Marineetat» ein.