grill ZS.IahtMg. t KeilU Ks.Amiirk" Kerliiin WksM ZitWkz, lt. Mai lgi2. Keickstsg. 01. Sitzung. Montag, den 13. Mai 1S12. n a ch m i t t a g S 2Vg Uhr. Am BundeSratstisch: v. Heeringen. Die zweite Beratung deS Militäretats wird fortgesetzt und zwar mit der Diskussion über die Ducllresolution der Budgctkommission. die folgenden Wortlaut hat: A. Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, alsbald Schritte zu tun, die geeignet sind. die Zweikämpfe zu beseitigen, insbesondere dem Zwange zur Herausforderung zum Zweikampfe und zur Annahme eines solchen entgegenzutreten; vor allem aber schleunigst zu veranlassen, dax die Bestinimungen der Order vom 1. Januar 1897 über die Einschränkung und Vermeidung der Zwei- kämpfe überall und in allen Teilen zur strengsten Durchführung ge- langen, daß namentlich 1. Personen von ehrloser Gesinnung für einen Ehrenhandel unter allen Umständen ausscheiden; 2. gegen die Beleidiger schleunigst und scharf vorgegangen wird; 3. Ehrenhändel erst nach erfolgtem ehrengerichtlichen Verfahren zum Austrage gebracht werden; 4. die Ablehnung eines Zweikampfes aus religiösen oder sitt- lich gerechtfertigten Bedeiiken ebensowenig wie Streitigkeiten dienst- licher oder privatgeschäftlicher Natur zum Gegenstand eines ehren- gerichtlichen Verfahrens gemacht werden. L. Den Reichskanzler zu ersuchen, die erforderlichen Schritte zu tun, um dem gesetzwidrigen Duellwesen im Heere da- durch ein Ende zumachen, daß eine Aenderung des Militär- st r a f g c s e tz b u ch e s in dem Sinne herbeigeführt wird, daß bei der Bestrafung im Zweikampfe unter Herausforderung zum Zwei- kämpfe auf die Nebenstrafe der Entlassung auS dem Heere zu er- kennen tst. Abg. Ledcbour lSoz.) Mit dem ersten Teil der Resolution A sind wir einverstanden, ebenso mit der Resolution B, die in der Kommission von den Freisinnigen beantragt war. Dagegen sind wir nicht einverstanden mit dem zweiten Teil der Resolution A, die in der Kommission vom Zentrum beantragt war, weil in diesem Teil die Durchführung der Order vom L Januar 1897 verlangt wird und weil diese Order eine grundsätzliche Anerkennung des Duells enthält und nur dessen Einschränkung wünscht. Deshalb müssen wir diesen Teil ablehnen und werden daher getrennte Abstimmung beantragen. Wie die Dinge sich zunächst hier im Hause und dann in der Budgeikommission entwickelt und abgespielt haben, ist überaus inter- eisant. Die Duellfrage wurde hier durch die Verhandlungen am 24. April akut, als auf eine Anfrage des Abg. Erzberger wegen des Falles S a m b e t h der Kriegsminister eine Antwort gab, die die höchste Entrüstung besonders in den Reihen der Zentrums- Partei erregte. Die fraglichen Worte des KriegSminislers lauteten: »Hier handelt es sich nicht um würdig oder nichtwürdig, sondern vier handelt es sich lediglich darum, jemand, der Auf« fassungen bekundet, wie es der betreffende Herr getan bat, paßt unter den vorliegenden Umständen nicht in die Verhältnisse, unter denen er bisher war." Darin wurde von allen Parteien des Hauses mit Recht erkannt, daß die Heeresverwaltung auf dem Standpunkt steht, daß ein Offizier, der aus Gründen irgend welcher Art ein Duell, das die Meinung seiner Standesgenossen für notwendig hält, ablehnt,� aus dem Heere zu entlassen sei, auch wenn er aus religiösen Gründen ablehnt, und da es sich um einen Fall handelte, bei dem das Duell aus religiösen Gründen abgelehnt war, so ist es begreiflich, daß in den Reihen des Zentrums große Erregung herrschte. Herr Gröber brach wiederholt in die Worte aus„Un- erhört! unerhört I" Wir haben diese Entrüstung der Zentrumspartei mit Freuden begrüßt und erwartet, daß nun auch in der Budgetkommission die Zentrumspartei im Sinne dieses schönen Ent- rüftungsausbruches mit uns Hand in Hand gehen würde, um durch- greifende Maßregeln zur Ausrottung dieses Duells zu ergreifen. Wir erwarteten das um so mehr, als nicht nur der jugendlich temperament- volle Herr Gröber, sondern auch am folgenden Tage Herr Spahn in einer feierlichen Erklärung dieses.Unerhört' be- kräftigte; er ging darin so weit, zu sagen:.Der Kriegsminister stellt kleines feuitteton. Julian Borchardt und— M. Porcius Cato. Genosse Borchardt kann sich für das Mißgeschick, das ihm im preußischen Abgeordneten- hause widerfuhr, mit dem Gedanken trösten, daß er einen berühmten Leidensgefährten in der Person deS jüngeren Cato besitzt. Im April deS Jahres 59 v. Chr. wurde dieier in einer denkwürdigen Senatssitzung aus Befehl deS Präsidenten durch Polizeigewalt aus dem Sitzungssaale entfernt. Man kann sich über- Haupt das parlamentarische Leben der späteren römischen Republik gar nicht modern genug denken. Bei dem Hefligen Parteikampf, der 'n jenen Jahrzehnten zwischen den Konservativen, den Opttmaten, und der Volkspartei, den Populären, geführt wurde, ist es bc- greiflich, daß man auch zur Anwendung der Obstruktion im Senat schritt. Zunächst existierte zwar eine Redefreiheit in unserem Sinne nicht. der Vorsitzende forderte vielmehr in einer bestimmten Reihenfolge allen Senators auf. sich zur Tagesordnung zu äußern. Natürlich sprachen in der Regel nur die Parteiführer. Wenn nun ein Senator aufgefordert war, konnte er so lange reden, wie er wollte, und dabei jedes beliebige politische Thema anschlagen. Der Vorsitzende hatte nicht daS Recht, ihn zur Sache zu rufen oder zum Schluß zu nötigen. Sodann bestand der Grundsatz, daß keine Senatssitzung länger als bis zum Sonnen- unter gaug dauern dürfe. Bei dieser Rechtslage brauchte ein ob- struierender Senator nur eine Dauerrede bis zu dieser Tageszeit zu hülren, und jeder Beschluß war unmöglich. Im Jahre 72 v. Chr. wurde zunr erstenmal diese VerschleppungS- taktik im römischen Senat angewandt. AuS den folgenden 20 Jahren find uns noch zehn weitere Fälle von Obstruktion überliefert. Der größte Meister in dieser Kunst war aber der jüngere Cato. der Vorkämpfer der romischen Junker. Jahrelang stand man der Ob- struktion völlig wehrlos gegenüber, bis der römische Senat einen Vorsitzenden erhielt, der sich von irgend einem Hindernis nicht abschrecken ließ. Es war C. Julius Cäsar . Im Jahre 59 verwaltete er das Koniulat, die Präsidentschaft der römischen Revublik. Er plante eine großzügige Agrarreform. Die Vorlage wurde von den Optimalen aufs heftigste bekämpft, und Cato be- kchlosi sie auf die übliche Weise totzureden. Da kam Cäsar aus folaende» Ausweg. Nach römischem Recht konnten die höchsten, ge- wäbltcn Würdenträger des Staates von jedem Bürger unbedingten Gehorsam verlangen. Sie wurden deshalb sters von einigen Polizeidienern. den Lwtoren. begleitet. Als nun m jener Senatssivuna Cato trotz allen Mahnungen des Vor- sitzenden immer weiter redete, siellte Cäsar fest, daß ein Widerstand gegen die in ihm verkörperte Staatsgewalt vorliege, und befahl den Lictoreu Cato auf der Stelle zu verhaften und in« Gefängnis abzuführen.' Als aber die Beamteir sich anschickten, Cato aus dem Saale zu bringen erhoben sich sämtliche konservative Senatoren und erklärten, sie würden Cato ins Gefängnis begleiten. AIS Cäsar die Sjerren zum Bleiben aufforderte, da er die Sitzung noch nicht ge- chloffen habe, rief ihm ein Mitglied der Opposition zu:»Ich will sich und den Offiziersstand mit dieser Aeußerung außerhalb des Gesetzes." In den Kommissionsverhaudlungen erlebten wir aber etwas ganz anderes. Während hier im Haufe die Entrüstung der Zentrums- Partei aufwallte, wie dieBrandung des empörten Meeres, hörten die Ausführungen in der Kommission sich an, wie das Gesäuscl eines sanften Windes. Trotzdem der Kriegsminister von seinem prinzipiellen Standpunkt nicht um Haaresbreite abwich, wurde eine Resolution gefaßt, zu der er selbst seine Zustimmung erklären konnte. Nach der Darlegung des Kriegsministers in der Kommission kann es nicht ertragen werden, und zwar weder von der Heeres- Verwaltung, noch von den obersten Inhabern der Kommandogewalt, noch von dem Offizierkorps, daß ein Offizier, der das Duell ver- weigert, noch im Heere bleibt. Da« Strafgesetzbuch bestraft aber den Duellanten ganz ausdrücklich; nach dem Strafgesetzbuch ist jeder verpflichtet, das Duell zu verweigern, und schon durch die Herausforderung macht er sich strafbar. Wir haben hier einen klaffenden Widerspruch nicht bloß zwischen den An- schauungen der Mehrheit des Volkes und des Offizierstandes, sondern auch in der Betätigung dieser Anschauungen, wie sie von den obersten Stellen, die die Hüter des Gesetzes zu sein in Anspruch nehmen, von dem Kriegsminister, dem Kaiser, dem Offizierkorps, gefordert werden, von dem Offizierkorps, wie ich zu seinen Ehren annehme, nicht aus der innersten Anschauung, daß die Befolgung der Gesetze etwas Nebensächliches sei, sondern unter dem terroristischen Druck, daß derjenige aus dem Heere ausgeschlossen wird, der das Gesetz befolgt. DaS ist ein Zustand, der nicht ertragen werden kann. sLebhaftes Sehr richtig l bei den Sozial- demokraten.) Hier dürfte der Reichstag sich auf keinerlei Ab- schwächungen einlassen. DaS schlimmste ist, daß von der h ö ch st e n Militärbehörde und von dem Inhaber der obersten Kommandogeloalt die Offiziere zum Duell gezwungen werden. DaS ist der Sinn der Ehrengerichtsordnung und der KabinettSorder vom 1. Januar 1897. In der Kommission wollten die Herren vom Zentrum durch Berufung auf diese Kabinetts- order versuchen, eine Abschwächung der Duelle herbeizuführen. Diese Kabinettsorder erkennt diese Duelle grundsätzlich an und will sie sogar unter Umständen erzwingen. Die Pflicht deS obersten Hüters des Gesetzes wäre es, zu sagen, ich will, daß dem Duell der Offiziere ein für allemal ein Ende gemacht wird.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Stattdessen wird nur gefagt, es soll ihm mehr wie bisher vorgebeugt werden, und aus dem ganzen Inhalt der Order geht hervor, daß die Offiziere unter Umständen zum Duell gezwungen werden sollen, und wenn sie den: terroristischen Druck nicht Folge leisten, auS dem Heere entlassen werden. Dieses widergesetzliche Verfahren, durch die daran mitwirkenden Personen einschließlich deS ober st en Inhabers der Kommandogewalt, sich selbst außerhalb des Gesetzes stellen, ist das allerschlimmste. Dazu kommt noch eins. Die Monarchen selbst lehnen für ihre Person dos Duell unter allen Umständen ab, und die königlichen Prinzen stehen außerhalb des Duell- z w a n g e S. Wir haben also eine drciklassigr Ehrcnordnuag. Auf der obersten Stufe stehen die Monarchen und die Prinzen der königlichen Häuser; diese brauchen keine Satisfaktion zu geben, sie begnügen sich, wenn sie beleidigt werden, mit dem Einschreiten der Gerichte. Die zweite Klasse besteht aus dem Offiziers- k o r p s und Leuten aus anderen Berufen, die den Anspruch erheben, auch unter dem Ehrenkodex der Offiziere zu stehen. Diese müssen sich unter Umständen duellieren. Und dann kommt die dritte K l a s s e, die überwiegende Mehrzahl der Menschen, die überhaupt nicht satisfationsfähig sind und zwar wird die Satisfaktionsfähigkeit nicht davon abhängig gemacht, ob der Betreffende irgend etwas getan hat, was sich mit dem Ehrenkodex der Offiziere nicht verträgt sondern ob er bestimmten Berufen angehört. So würde ein Offizier die Herausforderung eines Schneidergeselen sicherlich ablehnen, und niemand würde einen Grund zur Entlassung aus dem Heere finden. Wie weit die Grenze der SatiSfaktionssähigkeit geht, ist nicht ganz klar, am allerwenigsten nach den Ausführungen des Kriegsministers am Sonnabend. Ein junger Mann, der eine Tante hat, die mit Eiern oder Heringen handelt, oder ein o r t o p ä d i s ch e S Institut einrichtet, kann ja nach diesen Ausführungen nicht Offizier werden und ist lieber mit Cato ins Gefängnis, als mit Dir im Senat sitzen!" Es blieb Cäsar nichts übrig, wenn er einen ungeheueren Skandal ver- meiden wollte, als den Haftbefehl wieder zurückzunehmen. CatoS Obstruktion war aber gebrochen. Theater. Komische Oper(Gastspiel des Neuen Schauspiel- Hauses):„SpieleJhrer Exzellenz" von Zoe Jekels und Rudolf Strauß. Das bereits in Wien mit Erfolg auf- geführte Stück wurde auch hier mit starkem Beifall aufgenommen Gewiß, es arbeitet mit Sensationen; aber es bietet in der Psycho- logie einer cxentrisch koniödiantischen russischen Aristokratendamc, die Uebersättigung und Sucht nach neuen Aufregungen eine Zeit lang ins revolutionäre Lager treibt, und in der Kontrastierung ihres hohlen Flatterwesens mit der selbstlos schlichten Hingabe wirklicher Revolutionäre auch viel Gedankenreiches, das mehr als äußerliche Spannung auslöst. Die Gcsellschaftsszenen des ersten Aktes in dem Salon des grousanien, vor einem Attentate zitternden Gouverneurs sind sehr charakteristisch in der Schilderung des zynisch-frivolen Tons. Vera, die schöne Gouverncursgattin, die ihren Mann nicht weniger als ihre flirtenden Verehrer verachtet, amüsiert sich, die Herrschaften durch unverschämte Sottisen zu verblüffen. Im Kopf und Herzen leer, hat sie's in diesem Spiel zu seltener Virtuosität gebracht. Sie hetzt den Grasen Alcxinsty, der es an Impertinenzen mit ihr auf- nimmt, durch halt*: Zusagen in Glut, um ihn dann spottend wieder fortzustoßen; ergeht sich in Betrachtungen, ob nicht die Rcvolutio- näre am Ende interessanter wären als die langweiligen Stützen des Staates. Den Gouverneur, der beim Dcmonstrationszuge auf die wehrlosen Massen feuern ließ, ruft ein gefälschtes Telegramm auf die Straße. Man hört den Knall einer Bombe. Der Henkers- knecht ist in die Luft gesprengt, und Vera, nachdem der erste Nervenchok vorüber, widmet sich der angenehmen Sorge um die Witwentoilette. Sie möchte sich bor dem Attentäter- im Gefängnis aufspielen vielleicht die Namen der Komplicen, die er standhaft verschwiegen ihm ablisten. Der Polizcidirettor verschafft ihr die Gelegenheit. Am Anfang markiert sie die über den Tod ihres Gemahls Un- tröstliche. Ter Terrorist entgegnet, sie möge an alle jene Frauen denken, die durch ihren Mann Witwen geworden sind. AuS seinen ruhig festen Worten leuchtet verborgene Begeisterung, von der sie nie gehört. Die heldenhafte Furchtlosigkeit, in der er, vom Sieg der Freiheit überzeugt, dem Tode entgegenschaut, imponiert ihr als ästhetisches Schauspiel, und in die Bewunderung mischen sich Instinkte weiblicher Verliebtheit. Die Lust zu etwas unerhörtem Kühnen kommt sie an. Sie will ihn retten. Er weist es ab. Der Schlußakt rückt das Melodrama dieser Bekehrung ironisch in das richtige Licht. Vera hat mit ihrem Gelde dem Freunde des Gehenkten das Gefängnistor geöffnet. Sie konspiriert, hält sich für eine Nihilistin und schmückt sich mit Worten des Toten, dem ihre Seele ewig angehören werde. Sie findet, daß die neue Rolle ihr vortrefflich steht und die allcrspannendstcn Abenteuer ver- spricht. Wie interessant, daß man ihren Verehrer, deg Grafen dann wohl logischerweise auch nicht satisfaktionsfähig. Nach unserer Auffassung stehen alle die Leute, die den Duellzwang aufrecht erhalten und Offiziere zum Duell zwingen, nicht nur außerhalb des Gesetzes, sondern auch unterhalb der Moral, die rn unserem Volke herrscht, und am allcrniedrigsten auf der Stufenleiter der Moral sieben doch unbedingt diejenigen Personen, die, während sie selbst ein Duell ablehnen würden, andere Leute zum Duell zwingen wollen. Diese stehen auf der allertiefsten Stufe der Moral, und das sind leider diejenigen Personen, zu denen in erster Reihe auch der Inhaber der obersten Kommando- gewalt gehört.(Unruhe rechts.) Präsident Kaempf: Ich kann nicht zulassen, daß Sw von dem Inhaber der obersten Komniandogewalt sagen, er stehe auf der tiefsten Stufe der Moral. Abg. Ledebour (fortfahrend): Ich habe das nicht allgemein, sondern nur inbezug auf diesen Punkt gesagt, inbezug darauf, daß er andere Leute zum Duell zwingt, während er für sich und seine Familie das Duell ablehnt. In dieser Beziehung steht er auf der tiefsten Stufe der Moral. (Erneute Unruhe rechts.) Präsident Kaempf: Das ist genau dasselbe. Ich bitte Sie, sich zu mäßigen. Abg. Ledebour (fortfahrend): Wenn einmal ein paar königliche Prinzen im Duell niedergeknallt würden, bekämen wir sofort eine Kabinetts- order, die dem Offizierkorps das Duell verbietet. Gegenüber diesen Zuständen sollte der Reichstag alles aufbieten, um seinerseits das Duell auszurotten.-(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Da der Reichstag nicht ausschließlich die gesetzgebende Gewalt und auch nicht die Kommandogewalt hat, so kann er das nur auf in- direktem Wege, und insofern sind die Teile der Resolution, die prinzipiell die Unzulässigkeit des Duells betonen, und die Duellanten und Herausforderer zum Duell aus dem Heere zu ent- lassen fordern, ein Fortschritt; sie stimmen mit unserer Auffassung überein, wenn wir auch eine schärfere Fassung wünschen. Der andere Absatz dagegen, der unter Berufung auf die KabinettSorder von 1897 die Einschränkung der Duelle wünscht, enthält eine prinzipielle Anerkennung des Duells. Diesem Teile können wir nicht zustimmen. Nun hat der Kriegsminister noch eine Bemerkung in der Kommission gemacht, die gleichfalls zurückgewiesen werden muß. (Der Kriegsministrr unterhält sich in einer Ecke des SaaleS.) Wir sind eS ja gewohnt, daß die Minister bei Verhandlungen, die ihnen unbequem sind, eine Bogelstraußpolitik treiben und den Kopf in den Sand stecken(Unruhe rechts). ES wäre vielleicht zweckmäßig, daß der Kriegsminister darauf aufmerksam ge- macht wird, daß es nicht richtig ist, wenn hier über Fragen seines Ressorts verhandelt wird, sich mit den Vertretern anderer Parteien zu unterhaften und eine Art Sonderparlament zu bilden. (Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten, der Kriegs- minister nimmt seinen Platz wieder ein.) Indem der Kriegs- minister ausführte, daß eine Einschränkung des_ Duells wünschenswert sei, sagte er:»ein voller Erfolg wird aber erst möglich sein,' wenn bei Zusammenstößen zwischen Mitgliedern der Armee und Personen außerhalb derselben durch eine Aenderung der Gesetzgebung der Schutz der persönlichen Ehre wesentlich gestärkt worden ist". DaS ist ein Stück von ungenierter Zumutung an den Reichstag , wie sie wirklich ihres- gleichen sucht. Der Kriegsminister sagt, wir haben daS Vorrecht, ein Duell einzugehen und die Gesetze zu brechen, und wenn man uns zumutet, uns dieses Vorrechts zu begeben, so muß erst da? Strafgesetzbuch gegen andere Leute verschärft werden. Das est geradezu unerhört, Herr Gröber!(Der Abg. Gröber nickt zu- stimmend.) Es freut mich, daß wir einmal übereinstimmen und ich hoffe, diese Uebereinstimmung wird länger vorhalten, als die vorn 24. April. Der einzige mildernde Umstand für den KriegSminister ist, daß diese ungenierte Herausforderung des Reichstages zweifellos nicht in seinem Kopfe gewachsen ist, sondern daß sie ihm von seinen juristischen Beiräten eingegeben ist. In der Lex Wagner, die glücklicherweise nicht perfekt geworden ist, hat sich ja gezeigt, wie von konservativen und selbst von national- AlcxinLky, auf die Liste der vom Geheimkomitee Verurteilten ge- setzt hat. und daß sie. gerade sie. ihn in den Hinterhalt locken soll. Aber noch interessanter wär's, wenn sie ihn selber tötete, �dclch eine Sensation. In ihrer Eitelkeit plappert sie vor dem fieptisch lächelnden Galan das Geheimnis ihrer Beziehungen aus und greift dann plötzlich drohend zum Revolver. Er lacht sie aus. und als sie mertkt, daß sie durchschaut ist. verliert sie selbst die Freude an der Pose, schlüpft aus dem erborgten Lowenfell in ihr au- geborenes Lvokettentum zurück, läßt sich, da es zu einer modernen Judith doch nicht lange» wollte, vom Grafen auf eine Bergnu- gungsreise nach Monte Carlo mitnehmen. Ida Wüst brachte das Komödiantentum des verstiegenen Dämchens mit brillant lebendigem Temperament zum Ausdruck. Salfner als Gefangener toar kraftvoll männlich, Kaiser , Titz ein chcvalercsk gewandter Graf. du Humor and Satire. Knechte. Armer Kolb, du wirst unsterblich und kannst nichts dafür. Ach, dein Amt ward dir verderblich, armes Opfertier.-i- Traurig ist dein Ruhm, und eines tröste dich allein: schließlich ist es nichts Gemeines einmal Hausknecht sein. Und kein braver Hausknecht möchi» tauschen mit der Schar der freiwillig-preuß'schen Knechte, � die dein Auftraggeber war. _ Balthas ar Zorn. Notizen. — Theaterchronik. Das Nene VolkS-Theater (Neue freie Bolksbühue) veranstaltet zu Ehren von S ch n i tz l e r s 50. Geburtstag am Mittwoch eine Aufführung von„Literatur" und „Liebelei". — StrindbergS Befinden ist nach Stockholmer Mel« düngen hoffnungslos. Seit Sonntagabend hatte er das Bewußtsein verloren. — Die höchsten Eisenbahnen der Welt. Die Eisen- bahnstrecke zwischen Chile und Bolivia , die vor kurzem vollendet worden ist, hat eine Teilstrecke von Rio- Mulato bis Potosi, die 4880 Meter hoch ist, und als die höchste Eisenbahn der Welt gelten darf. Wie in der„Natnre" mitgeteilt wird, kommen zwei Schienen- Wege in Peru diesem Rekord am nächsten, nämlich die Eisenbahn» linie, die sich bei Morococha bis 4840 Bieter, und die, die sich bei Ticlo bis 4780 Meter erhebt. In Lima erreicht die Eisenbahn bei La Craya eine Höhe von 4750 Meter; 4373 Meter ist der Schienenweg im Süden von Peru bei Portez del Cruzero hoch und 4200 Meter erreicht die über die Anden führende Eisenbahnstrecke zwischen Argentinien und Chile .
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