Einzelbild herunterladen
 

Zr.M. 39. Jahrgang 2. Srilnjt des Jutmitls" Serlim WIIisbIM. SMag, 14. Pal 1912. Der zweite proletariicHe i frauentag . Im ganzen Deutschen Reiche gestaltete sich der zweite Proletarische Frauentag am Sonntag, den 12. Mai, zu einer machtvollen Demonstration für das Frauenwahlrecht. Noch vor ein bis zwei Jahrzehnten wäre ungläubigem Lächeln begegnet, wer davon gesprochen hätte, daß die Frauen zu Tausenden sich zusammenfinden würden für ihre gemeinsamen Rechte. Am Sonntag füllten allein in Berlin Tausende die Versammlungsräume, und Zehntausende erhoben allerorten ihre Stimmen: Her mit dem Frauenwahlrecht! Die große Beteiligung an den Versammlungen und die rege Anteilnahme an den Verhandlungen zeigten, daß die Frauen dem politischen Leben nicht mehr fremd gegenüber- stehen. Nicht mehr lauschen sie, als würde ihnen ein un- bekanntes Land eröffnet. Sie verfolgen selbständig die politischen Ereignisse, und die Redner brauchten nur anzudeuten, um doch auf volles Verständnis zu stoßen. In spontanen Kundgebungen gaben die Frauen ihr eigenes Urteil ab. Die Not zwingt auch sie, über die Ursachen und die Heilmittel nachzudenken. Deshalb forderten die proletarischen Frauen auch nur die politische Gleichberechtigung und das Wahlrecht, um Klasienherrschaft überhaupt unmöglich zu machen. Auch gestern fühlten sich die Frauen in erster Linie als Prole- tarier, als Sozialdemokraten. In dem gemeinsamen Ziehen zu den Versammlungs- lokalen, in der begeisterten Aufnahme der Reden und der Resolution, in dem allerorten ruhigen und besonnenen Ver- halten gegenüber deni provozierenden Verhalten der Polizei, verriet die proletarische Frauenwelt, daß sie reif ist für die soziale und politische Gleichberechtigung. Nicht mit Unrecht sprachen wohl alle Redner in mannigfachen Variationen den Gedanken aus, daß solche empörenden Vorgänge, wie sie sich neulich im Abgcordnctenhause abspielten, nicht möglich wären, wenn Frauen drin säßen. Die Reife unserer proletarischen Frauen geht schon längst über die der nach dem Dreiklassen- wahlunrecht Gekürten hinaus. So wird das Proletariat Jahr für Jahr seine weibliche Heerschau abhalten. Und in jedem weiteren Jahre wird die bürgerliche Gesellschaft mit Schrecken erkennen. daß die Zahl unserer Anhängerinnen, ihrer Todfeindinnen, gc- wachsen ist. In sämtlichen Versammlungen Deutschlands am Frauen- tag wurde folgende Resolution unterbreitet und angenommen: Die Forderung des Frauenwahlrcchis findet ihre beste Be» gründung in der Revolutionierung der wirtscbastlichen und sozialen Berhälwifie durch den Kapitalismus. Die Leistungen der Frauen in Industrie und Landwirrschast, im Handel und Verkehrswesen, die Pflichten, die sie erfüllen als Mütter und Hausfrauen, geben ihnen einen berechtigten Anspruch auf soziale und politische Gleich- berecktigung. Die Frauen fordern das Wahlrecht, um ihre Jnteresien selbst schützen und vertreten zu können; sie fordern es ferner, um teil- zunehmen an der Eroberung der politischen Macht zum Zwecke der Aufhebung der Klaflenherrschast und der Verwirklichung des Sozialismus. Die am 12. Mai Versammelten erklären deshalb, daß sie sich zur Erringung des Frauenwahlrechts in die Reihen der Sozial- demokratie stellen wollen und mit Energie und Ausdauer für die Erringung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahl- rechts zu allen öffentlich-rechtlichen und politischen Vertretungs- körpern für die über 20 Jahre alten Staatsbürger ohne Unter- schied des Geschlechts kämpfen. Die sozialdemokratische Partei ist die einzige politische Partei. die als konsequente Vorkämpferin für daS volle Bürgerrecht des Weibes anzusprechen ist. Ihre wachsende Macht ist die alleinige Gewähr für die De- mokratisierung aller öffentlichen Einrichtungen und für die Be- freiung der Arbeiterklasse von der Klassenh-rrschast. wodurch auch der Frau erst daS volle Menschentum verbürgt wird. Die Versammelten geloben daher, die Ausbreitung der sozio- listischen Anschauungen zu fördern und an der Stärkung der sozialdemokratischen Organisation und der Verbreitung ihrer Presse unablässig mitzuwirken. Der frauentag in Berlin . Die Straßen Berlins , in denen die Versammlungen statt- fanden, waren bereits mittags gegen 1 Uhr von Versammlungs- besucherinnen und-Besuchern belebt. Besonders fielen die von ihren Bezirkslokalen geschlossen ziehenden organisierten Frauen und Mädchen auf. Mit roten Nelken geschmückt, legten sie dafür Zeug- niS ab, daß dieser Tag den proletarischen, den sozial- demokratischen Frauen gehöre. Die für manche Leute in Berlin noch ungewohnte Erscheinung, daß so viele Frauen sich zu einem ernsten Zweck zusammenfinden, erregte Aufsehen, und manche von denen, die ihrem Vergnügen nachgingen oder auf den vollbesetzten Straßenbahnivagen nach den Vororten hinausfuhren, bekamen durch diesen Anblick m>ohl erst einen Begriff davon, daß eine prole- iarische Frauenbewegung besteht und immer mehr anwächst. Man konnte unter den Zuschauern hier und da die erstaunte Frage ver- nehme«, wo denn alle die Frauen hinwollten und waS sie eigentlich vorhätten, und nicht immer fand sich einer, der schlau genug war, um eine ausreichende Antwort darauf zu geben. Aber die Frauen wußten, was sie wollten, und das zeigte sich in dem Ernst und der Würde, womit sie ihres Weges gingen, und wie sie sich in den großen Sälen versammelten. Die Sonntagsspaziergänger im Friedrichshain hielten im be- haglichen Schlendergang inne. In dichten Scharen blieben sie am Parkrande stehen und staunten ob der kein Ende nehmenden Züge von Frauen und Mädchen, di« auf den Genuß de? schönen Mai- sonntages verzichteten, um gleichzeitig mit anderen Zchntausenden Gleichgesinnter Protest zu erheben gegen die Rechtlosigkeit ihres Geschlechts und laut und vernehmlich den Machthabern von heute ibrc Forderung zuzurufen:Her mit dem Wahlrecht, her mit der Gleichberechtigung der Frauen!" Eindrucksvoller als Worte es können, zeigte die Erscheinung dieser Tausende rechtloser Prole- tarierinnen, die ruhig und selbstbewußt dahinschritten, daß die Frauen der Arbeiterklasse reif sind für die politische Glcichberechti- gung und daß sie nicht willens sind, sich auf die Dauer als Menschen minderen Rechts behandeln zu lassen. Wie immer, so schenkte auch bei dieser Gelegenheit die Polizei der Demonstration unserer Genossinnen die eewohnte Aufmerksamkeit. Wenn auch auf der Straße k«mm mehr als die alltäglichen Schutzmannsposten zu sehen waren, so merkte man doch, daß sich die Polizei für ein außerge- wohnliches Ereignis gerüstet hatte. Beobachtungsposten tauchten auf, die zwar keine Uniform trugen, aber doch auf den ersten Blick als Polizeibeamte kenntlich sind. Rad fahrende Ordonnanzen flogen hin und her. Ein höherer Polizeioffizier inspizierte in eigener Person die Gegend. Doch dem imposanten Anmarsch der Demon- strantinnen wurde kein Hindernis bereitet. Die Polizei fand keinen Anlaß zu einer Gegendemonstration. Sie begnügte sich von Tor- wegen und gemieteten Kellern aus, gleichsam im Hintergrunde für die Ruhe des behäbigen Bürgertums zu sorgen. Nur einmal trat sie vor Beginn der Versammlung in Funktion. Der große Raum in den Pharussälen war bald soweit gefüllt, daß die Polizei. offenbar in großer Besorgnis um das Wohl der Proletarierinnen, die Absperrung vornahm, obwohl, da die Männer der Versammlung stehend beiwohnten, noch einige Sitzplätze vorhanden waren. Aber die Absperrung raubte in diesem Fall keinem die Möglichkeit, an der Veranstaltung teilzunehmen, denn im unteren Saale war noch Platz geinig, und es waren ja auch von vornherein zwei Ver» sammlungen nach den PharuSsälen einberufen worden. Nach Annahme der Resolution verließen di« Versamm- lungsbesucher, meist wiederum in geschlossenem Zuge, die Lokale. Sehr bald lösten sich diese kleineren Züge ganz auf. Man hatte nur gemeinsame Wege,. um irgend- ein Gartenlokal zu erreichen und dort den warmen Mai- nachmittag zu verbringen. Zu Zusammenstößen mit der Polizei kam es daher mit einer Ausnahme auch nirgends. Vernünftiger- weise ließen die Schutzleute überall die Versammlungsbesucher ruhig ihres Weges ziehen. Nur am Schönhauser Tor führte die Nervosität eines Polizeileutnants zu häßlichen Auftritten. Nach der Versammlung in der Brauerei Königstadt spa- zierte ein solcher Trupp, Männer und Frauen, in der Stärke von IM bis ISO Mann, nach dem Schönhauser Tor, um von dort die Ziingstraße nach dem Tiergarten zu gewinnen. Beim Herannahen des Trupps stürmten unter Führung von zwei Polizeileutnants etwa 20 bis 30 Polizisten aus einem Hause, postierten sich quer über die Straße und hielten den Trupp auf. Die Schutzleute waren verhältnismäßig höflich und zurückhaltend. Ein Polizei- leutnant aber, eine Hünengestalt, sprang wütend gegen die Leute, schlug Frauen und Männer vor die Brust und ins Gesicht; an einer Ecke riß er eine jüngere Frau, der schon das Blut aus Mund und Nase floß, zu Boden und trat auch noch mit Füßen nach ihr. Der Mann hatte nicht den Mut, auf wieder- holte Fragen von Parteigenossen seinen Namen zu nennen. Wie ein Besessener griff er immer wieder nach dem Säbel und drohte auf die Frauen einzuschlagen. Wären die Schutzleute demselben Wutanfall erlegen, es hätte ein unabsehbares Blutbad geben können. Nach halbstündigenKampfe" hatte der größte Teil der Demon- stranten sich den Durchzug doch erzwungen und marschierte Hoch- rufe auf das Fraucnwahlrecht ausbringend, dem Tiergarten zu. In der Löwenbrauerei im Osten endete die Versamm- lung gleichfalls mit der Bildung eines zunächst kleinen Trupps, der harmlos die Straße entlang ziehen wollte. In der Nähe be reitgehaltene fliegende Polizeiwachen wurden alarmiert, sie trieben die Menge, die sich rasch versiärkte, die Frankfurter Allee hinauf, bis sie in Lichtenberg auf Landgebiet übertrat, wo die Macht der JagowschcnSchutz'leute ein Ende hat. Die Versammlungen in Berlin . In denGornna-Sälen", Kommandantenftraße, zeichnete Ge­nossin Mathilde Wurm vor etwa 180 Personen in scharfen Strichen ein Bild von der Stellung der Frau vom Mittelalter an bis zur Gegenwart. Sie schloß mit den Worten der Genossin Döltz:Keine bleibe zurück." ImHofjäger" in der Hasenhaide waren über 600 Frauen erschienen. Vor ihnen und einer kleinen Anzahl Männer referierte die Genossin Luise Z i e tz. Ihre begeisternden und zum Kampf anfeuernden Worte fanden stürmischen Beifall. Tie Versammlung in denKreuzberg-Festsälen" war von un gefähr 400 Personen besucht. Referent war der Genosse Kurt Ro s en f e l d. In denArminhallen" sprach Genossin Regina Fried l ä n d e r vor zirla 400 Personen, unter denen nur ein kleiner Teil Männer waren. Der große Saal derBrauerei Fricdrichshain" war überfüllt. DaS Referat des Reichstagsabgeordnetcn Otto Büchner wurde mit großem Beifall aufgenommen. Dieses und die stürmischen Zustimmungskundgebungen von denen das Referat mehrfach unter- brachen wurde, zeugten davon, daß Genosse Büchner den Ver- sammelten aus dem Herzen sprach. Die Versammlung wurde durch ein proletarisches Kampflied stimmungsvoll eingeleitet und ebenso beendet. Die Versammlung in derLSwenbrauerei" mußte wegen des starken Andranges nach dem Garten verlegt werden. Es waren zirka 2000 Personen anwesend. Referent war der Genosse Josef Hartmann, dessen packendes Referat starken Beifall auslöste. Die Versammlung in Ludwigsviktoria-Garten" am Trep- tower Park war sehr gut belucht. Im vorderen Teil des Gartens sprach Genosse Stürmer, im hinteren Teil Genosse Dr. S, l b e r st e i n. Der MännerchorSüdost" leitete die Versamm- lung mit Gesang ein und schloß sie mit solchem. Die gut besuchte Versammlung in BökersGesellschastshauS" in der Wcberstrahe wurde vom Mannerchor der Transportarbeiter mit dem LiedeDem Lenz entgegen" eröffnet. Genosse Julian Borchardt hielt das Referat und erntete großen Beifall. Mit dem..Arbcitcr-VaterlandSlied" wurde die Versammlung geschlossen. In drangvoller Enge saßen und standen die Besucher im großen saal der BrauereiKSnigstadt", wo zirka 3000 Frauen anwesend waren. Mächtig brauste das Lied:Morgengrauen", vorgetragen vom Bäckergesangverein, durch den weiten Raum. Dann nahm Emil Eichhorn das Wort, um in einem etwa einstündigen Vortrage die Notwendigkeit und Berechtigung der Frauenforderung sowohl vom historischen, als auch vom wirtschaftlichen und kultu- rcllen Standpunkte zu begründen. Kaum war der stürmische Bei- fall, der den Ausführungen folgte, verklungen, so setzte der Sänger- chor wieder ein und wiederum klang es hell und siegesfroh:Em- por zum Licht!" in den frühlingshcitercn Tag hinaus, worauf dann noch das prächtige Lied derSturm" folgte. Nach einem temperamentvollen und eindringlichen Schlußwort dev Frau L o h s e war die Veranstaltung beendet. ImKastanienwäldchen", Badstr . 15=16, fanden sich die ersten Besucher im Anfang nur sehr spärlich ein. Das wurde aber anders. je weiter die zweite Stunde heranrückte. Da bekam die auch sonst sehr belebte Straße mit einem Mal ein fremdes und eigenartiges Glepräge: Langsam und zwanglos näherten sich lange Züge von Frauen, die dem Versammlungslokale zustrebten, während die Männer die Züge beschlossen. Die drückend heißen Sonnenstrahlen brachen durch die dichtbelaubten Kronen der prächtigen Kastanien, die schon ihre Kerzen festlich aufgesteckt hatten. Wegen Ueber- küllung mußten die Stühle bald aus dem Saale entfernt werden. Viele Frauen mußten stehen, und eine große Anzahl konnte im Saale selbst nicht anwesend sein. Sie verteilten sich dann auf den Garten, wo die Männer von vornherein sich schon nieder- gelassen hatten. Das Referat hatte Hans Weber übernommen, der mit zündenden Worten auf die Bedeutung des Tages hinwies und die Forderungen der Frauen nach politischer Glcichberechti- gung begründete: Der Gesundbrunner GesangvereinHarmonie", der die Ver- anstaltung mit dem sehr hübsch vortragenen Liede:Dem Lenz entgegen" sehr stimmungsvoll eingeleitet hatte, sschloß dieselbe würdig ab mit dem Gesänge:Wir glauben an der Freiheit Sieg." Die Zahl der Teilnehmerinnen kann auf 2000 geschätzt werden. Im oberen großen Saal der PharuSsäle" waren mindestens 1500 Frauen versammelt. Männer sah man nur vereinzelt. Schon lange vor 2 Uhr tvar der Saal polizeilich abgesperrt. Es war über­haupt ein zahlreiches Polizeiaufgebot Wr Stelle. Aus den ein- zelnen Abteilungen des sechsten Kreises kamen die Frauen in ge- schlossenen Zügen zum Versammlungslokal. Als die 22. Abteilung mit ihren 150 Frauen in der Müllcrstraße am Polizeirevier vor- beimarschierte, sahen alle Schutzleute aus den Fenstern; sie glaubten wohl, die Revolution sei im Anmarsch. Eingeleitet wurde die Versammlung durch das in vortrefflicher Weise vom Gesangverein . Weddinger Harmonie" vorgetragene Lied:Enipor zum Licht!" Oft durch Beifallskundgebungen unterbrochen, verstand der Refe- rent, Genosse Dr. Hermann Wehl, den versammelte« Frauen die Bedeutung des Frauentages klarzumachen. Mit dem Vortrage des LiedesVölkerfrühling" durch den Gesangverein schloß die Versammlung. In dem unteren Saale war Genosse Kubig der Redner, und in kräftigen Worten feuerte er zu unablässigem Kampf für das Frauenwahlrecht auf. Er knüpfte an an die Worte des soeben verklungenen Liedes:Empor zum Lichtl" Es ist etwas Großes, so viel« Frauen beisammen zu sehen, die alle beseelt sind von dem Gedanken der Erringung ihrer Menschenrechte,� die alle heraus wollen aus der Knechtschaft und Unterdrückung, die empor wollen zum Licht, zu einem freieren Menschen dasein l In denGermania-SLlen" folgte man mit größter Aufmerk- samkeit dem Vortrage des Genossen Grunwald. Durch die Frauen, sagte der Redner unter anderem, kommt erst ein hoher ?;ug in unsere Bewegung hinein. Die Frauen zeichnet oft ein ohcs Maß von Selbstlosigkeit aus, ja von einer Bescheidenheit, die manchmal so weit geht, daß sie sich nicht einmal getrauen zu sagen, daß sie überhaupt da sind. Slber die Frauen müssen sich freimachen von aller Zaghaftigkeit und ihre Menschenrechte, ihre Rechte als Bürger des Staates und der Gemeinde fordern. ImStadtthcatcr Moabit" zeigte Genosse Wilhelm D ü w e l l in einem einstündigen Referat den gespannt lauschen- den Frauen, in welcher Rechtlosigkeit sie heute noch Wen. Es liege im ureigensten Interesse der Frauen, mit Begeisterung der Fahne der Sozialdemokratie zu folgen. Lebhafter Beifall wurde diesen Ausführungen gezollt: viele Frauen bewiesen durch ihren sofortigen Eintritt in den Wahlverein, wie die Worte des Referenten gezündet hatten. Die vorgelegte Resolution wurde gegen eine Stimme angenommen. Berliner Vororte. In Bohnsdorf referierte vor 130 Frauen Genosse Thnrow- Neukölln. Die Versammlung in Britz -Buckow war von 150 Personen be- sucht, darunter 120 Frauen. Referent war A l b i n M o ß. Die Versammlung für Steglitz und Friedenau tagte imBirken- Wäldchen". Der Besuch war ein zufriedenstellender und fanden die trefflichen Ausführungen des Genossen Hirsch allseitigen Beifall. In Groß-Lichterfeldc referierte Genosse Lehmann vor zirka 300 Personen. Die Versammlung in Mariendorf war von 150 Per- sorien, fast ausschließlich Frauen, besucht, welche den trcff- liehen Ausführungen des Genossen Robert Fendel mit atemloser Stille folgten. In NowaweS referierte Genosse Otto Braun in einstündigem. mit lebhaftem Beifall aufgenommenem Vortrage über die Forde- rung des Frauenwahlrechts. In der Diskussion nahm die Ge- nossin B a t h e das Wort, um den zahlreich anwesenden Frauen dos Unwürdige der seit Jahrhunderten ertragenen Rechtlosigkeit und die Bedeutung des von ihnen geforderten allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts für die gesamte Arbeiterklasse vor Augen zu führen. Die Versammlung in KSnigS-Wusterhause« war besucht von 150 Frauen und einem Teil von Männern. Das Referat hielt der Genosse W. Siering-Berlin . Reicher Beifall lohnte den vortrcsf- liehen Vortrag. Gharlottcnburg. Der Frauentag gestaltete sich zu einer groß- artigen Kundgebung. In hellen Scharen zogen die proletarischen Frauen nach demVolkshaus". Genossin Klara D i e tz hatte das Referat übernommen. Die trefflick>en Ausführungen der Refcrentin wurden häusig von begeistertem Beifall unterbrochen. Zu erwähnen ist noch, daß der diesmalige Frauentag unter dem besonderen Schutze der Polizei stand. Uniformierte undGeheime" waren in großer Anzahl aufgeboten worden, um die gefährdete Ordnung zu stützen. Neukölln. Die Demonstration der hiesigen Genossinnen trug einen imposanten Charakter. In den verschiedenen Versammlungen konnten an die 5000 Fvauen gezählt werden. ImFeldschlößchen" referierte Genosse Hugo Poetzsch. in denHohenstaufensälcn" Paul D u p o n t, bei Hoppe Georg D a v i d s o h u, bei Petri Emil D i t t m e r, bei Wolfs Franz Schneider. Schon der Anmarsch der Genossinnen bot ein imposantes Bild. Die Organisierten unter ihnen versammelten sich in ihren Zahlabendlokalen und gingen von dort zu Hunderten nach den Versammlungssälen. Wie der An­marsch beeinflußte auch der Abmarsch der Frauen das Straßenbild in erheblichem Maße. In Köpenick fand die Versammlung imKaiserhof statt. Sie war von zirka 400 Frauen besucht. Der Genosse Hönisch re- ferierte. Die Schöncberger Versammlung fand bei Grosser, Meiningcr Straße 8, statt. Besucht tvar dieselbe von 900 bis 1000 Frauen. Dazu kamen einige wenige Männer. Die Frauen gingen gruppen- weise von ihren Bezirkslokalen nach der Versammlung. Eröffnet und geschlossen wurde die Versammlung durch Lieder vom Gesang- vereinMänuerchor". Das Referat hatte Genosse F r e t e r über- nommen. Derselbe ging außer auf die Forderungen auch auf die letzten Vorgänge im Landtage ein. Großer Beifall lohnte die Aus- führungen des Referenten. Treptow . Im Sportrestaurant sprach vor rund 200 Versamm- lungsbesuchern, davon 170 Frauen, der Genosse K. Mermuth. Reicißw Beifall lohnte den Referenten für seine Ausführungen. In Vaumschulenweg sprach in Serpentins Festsälen vor einer fast ausschließlich von Frauen besuchten Versammlung der Arbeiter- sekretär Genosse Hermann Müller unter reichem Beifall der Versammelten. Tie in Wilmersdorf -Halensee abgehaltene Versammlung war über Erwarten gut besucht; zu neun Zehnteln füllten Frauen den Saal des Kurfürstcnparks. Nachdem die Leitung den Partei- genossinnen Markwitz, Bahr und Schmoll iibertragen war, sprach Genosse Pieck in zündender Rede über die Bedeutung des Be- fteiungskampfes der proletarischen Frauen. Friedrichöhagen. Die Versammlung war von ungefähr 200 Teilnehmern, größtenteils Frauen, besucht, die mit großem Interesse den Ausführungen des Genossen Ruf folgten. Lichtenberg . Die Versamnilung, welche imSchwarzen Adler" stattfand, war so überfüllt, daß sie nach dem Garten verlegt werden wußte. Genosse Dr. Julius Moses kennzeichnete mit kräftigen Strichen die Dreiklassenschmach und ging dann besonders auf das Frauenwahlrecht ein. Die allgemeine Resolution wurde einstimmig angenommen. Eine zweite Resolution, welche sich gegen die Schmach