deS S5ot!iftünb'et LaklbgetichtS Ra�uptüfeft kvckr. veatiträgte Set Verteidiger Rückverweifung an die Vorinstanz, mit dem Bemerken, es liege der begründete Verdacht vor, dah die U r t e i l s- gründe formularmäßig entworfen seien. Die ange- gebenen Gründe seien so allgemein und sie paßten so wenig auf den vorliegenden Fall, daß man zu der Annahme komme, ein Teil der Urteilsbegründung sei ein für allemal entworfen. So heiße es ganz unmotiviert:„Mit Rücksicht auf den unglaublichen Terroris- mus, der nur ein Glied ist in der Kette" usw....unglaubliche Ueber- Hebung seitens der Streikenden". Eine formularmäßige Begründung verstoße aber gegen die Straf- Prozeßordnung. Das Berufungsgericht kam gleich zur Freisprechung. Das Urteil des Schöffengerichts in Kastrop wurje a u f g e h o h e n« Fünfzehnte Gtnernlversnmmlung des Dentschen Tnbaknrbeiterverbaudes. Hamburg , 14. Mai. Zweiter BerhandlungStag. In seiner gestrigen Begründung der Vorschläge zur Ver- itnigung des Zigarrensortiererverbandes mit dem Tabakarbeiter- verbände hatte der Sekretär K r o h n auf breiter Basis einen historischen Rückblick in die Entstehungszeiten der beiden Verbände geworfen und dabei die Ursachen aufgezeigt, die einen Zusammen- schluß der beiden Gruppen des Tabakarbeiterverbandes sowohl von Anfang an bis in die letzten Jahre hinein vereitelten. Das Haupt- sächlichste materielle Hindernis, die Unterstützungseinrichwngen des Zigarrensortiererverbandes, verlor seit dem Zeitpunkt seine schwerwiegende Bedeutung, seitdem der Tabakarbeiterverband selbst zur obligatorischen Einführung der Kranken- und Arbeits- lysenunterstützung überging. Jedoch blieben dann immer noch eine tanze Reihe ideeller und praktischer Schwierigkeiten zu überwinden. tor allem der Druck der EntWickelung aber, die auch das Tabakgewerbe mit immer größeren wirtschaftlichen Kämpfen überzog, in die die Zigarrensortierer mit hineingezogen wurden, stieß schließlich alle Bedenken und Gegengründe über den Haufen und setzte die Er- kenntnis von der Notwendigkeit des Zusammenschlusses in beiden Lagern allgemein durch. Der jetzt zwischen den Vorständen zu- stände gekommene Verschmelzungsentwurf kann allerdings nach Lage der Verhältnisse nur als ein Kompromiß gelten. Er ist auf. «gebaut immer von dem Gedanken aus, nach Möglichkeit beiden Seiten gerecht zu werden und alle Mitglieder im Verbände fest- zuhalten. Er sei aber durchaus nicht einseitig auf die Interessen der Zigarrensortierer zugeschnitten, wie manche Kollegen meinten, Sondern die maßgebendsten Bestimmungen seien aus dem Statut es Tabakarbeiterverbandes herübergenommen. Die Unterstützungs- fätze und die Beitragsstaffeln seien nach genauesten Prüfungen und Berechnungen festgesetzt. Erhöhe man die Unterstützungen, so bedinge das die gleichzeitige Beitragserhöhung. Redner bittet aber, die Vereinbarungen möglichst unverändert anzunehmen. �Beifall.) In der Diskussion tritt keine Opposition sehr wesentlicher Art ?>egen die Verschmelzungsbedingungen zutage. Vor allem erhob ich keine Stimme gegen die Verschmelzung selbst. Im wcsent- lichen wurden nur Abänderungsvorschläge an den Unterstützungs- sähen gemacht; es werden z. B. anstatt der sechs Klassen nur vier Klassen verlangt. Andere Redner verlangen im Beitragswesen eine noch stärkere Klassifizierung. Zum Beispiel Breslau wünscht Avischen die 3. und 4. Klasse noch eine Zwischenstaffel von L5 Pf. eingeschoben. Viele Kollegen aus dem Süden— denen nachher noch von mehreren-Seiten beigepflichtet wird— befürworten die Einführung noch einer besonderen Beitragsklasse für Jugendliche. ES fei zu i berücksichtigen, daß im. Süden viele Be> triebe bis zu bO Proz. Jugendliche mit einem Verdienst bis herab zu 4 M. pro Woche beschäftigen. Für diese jungen Leute sei ein Beitrag von 35 Pf. entschieden noch zu hoch.— Gegen die Herab- setzung der Beiträge für Jugendliche wandte sich vor allem ein« dringlich der Redakteur Niendorf. Die holländische Bruder- Organisation habe dieses Experiment bereits gemacht, jedoch, wie die Tatsachen zeigen, ohne Erfolg. Im Tabakarbeiterberuf sei es vor allen anderen Berufen untunlich, zu klassifizieren nach dem Alter, denn die jugendlichen Leute verdienen oft mehr als die alten. Wolle man der wirklichen Leistungsfähigkeit gerecht werden, müsse man klassifizieren nach dem V e r d i e n st und der ganzen Ver- fchiedenartigkeit der Verhältnisse. Das aber sei praktisch undurch- isührbar.— Diesen Argumenten trat wieder ein ganz Teil anderer Lledner, so auch der Gauleiter Stock- Heidelberg, bei. Eine Rednerin aus Dresden führte aus, daß man mit demselben Recht wie für die Jugendlichen auch für die Heimarbeiter geringere Bei- träge verlangen könne.— Im Verlaufe der weiteren Debatte traten jedoch immer wieder Redner für eine geringere Beitrags- zahlung der Jugendlichen ein. Ein weiterer viel besprochener Punkt war die Streik- Unterstützung. Von vielen Seiten wurde befürwortet, die Streikzuschläge für alle Kinder und die Streikunterstützung in allen Klassen gleich zu zahlen. Braunschweig wünscht, daß invalide Mitglieder, sofern sie mindestens fünf Jahre Verbandsmitglied sind, nur die halben Beiträge zahlen, wofür ihnen Kranken- und Sterbeunterstützung gewährt werden soll. Einen ähnlich lautenden Antrag vertraten auch noch andere Orte. Eine Rednerin aus Berlin trat eindringlich dafür ein, in den Vorstand Und Ausschuß auch einen Zigarettenarbetter aufzunehmen. Im Schlußwort konnte K r o h n konstatieren, daß die Diskussion ergeben habe, daß die Vorlage, im großen und ganzen genommen, den Anschauungen der Mitglieder entspricht. Auch Krohn bekannte sich als Gegner einer besonderen Jugendklasse. Diese eine Herabsetzung der Beiträge wird in threr Wirkung zu weiteren Herabsetzungen nötigen, weil ganze Kategorien von Ar- beitern bestehen, die unter gleich miserablen Verhältnissen stehen wie die jugendlichen Arbeiter. Dann aber komme man zu einem Rückschritt in die alten Verhältnisse, die man doch mit allen Kräften zu überwinden trachtet. Redner bekämpft dann die besonderen Anträge auf Erweiterung der Krankenunterstützung. Es sei viel größeres Gewicht auf den Ausbau der Arbeitslosenunter- stütz ung zu legen, weil diese ganz ohne Zweifel in viel größerem Maße eine K a m p f e S u n t e r st ü tz u n g sei als jene. Gleichfalls bittet er, die gestaffelten Streikunterstützungssätze zu belassen. Wer mit den niederen Sätzen absolut nicht auskommen kann, habe damit in den meisten Fällen auch den Beweis geliefert, daß er «inen Verdienst hat, daß er in einer höheren Beitragsklasse zahlen kann. Im weiteren wendete Redner sich gegen den Antrag Dresden , den Beitrag um 5 Pf. zu erhöhen und diesen restlos den Lokalkassen zu überlassen. Warum führt Dresden diese Erhöhung nicht lokal durch? Ganz entlegene Orte in Süddeutschland , mit viel gc- ringeren Löhnen als in Dresden , haben das schon durchgeführt. Allen Filialen sei es dringend zu empfehlen. Lokalkaffen auf Grund von Lokalbeiträgen einzuführen.— Resümierend betonte Redner die Notwendigkeit, auf Grund des Entwurfs zusammen- zukommen; ist die Vereinigung, geschehen, werde man in der Zu- Zunft alle Unebenheiten daraus entfernen können. Durch die e i n st i m m i g e Annahme einer Resolution er- klärte die Generalversammlung sich damit einverstanden, aus der Grundlage' der vorgelegten Einigungsbestimmungen die Ver- Schmelzung vorzunehmen. Alle vorlegten Entwürfe, das Streik- und Wahlreglcmcnt und die dazu vorliegenden Anträge werden der gestern gewählten 14gliedngen Beratungskommission überwiesen. die in Gemeinschaft mit einer gestern von den Zigarren- Sortierern gewählten siebengliedrigen Kommission die Form treffen oll, unter der die Verschmelzungsvorlage dem Plenum der gemein- chaftlichen Generalversammlung vorgelegt werden soll.— Die- ' elbe Kommission wird auch mit der Prüfung der Bewerbungen !>etraut, die zur Besetzung der durch das Ausscheiden des Kollegen Hherle vakanten Stelle im Hauptvorstand eingegangen sind. Dann ivurLe Luf Vorschlag ber Revisionskommission dem Vorstand und Ausschuß einstimmig Entlastung erteilt. In der Nachmittagssitzung erfolgte die Beratung der all- gemeinen Anträge. Ein Antrag, die erforderlichen Schritte zur Gründung eines großen Verbandes der Nahrungs- und Genutz- mittelbranche zu tun, wurde nebst einigen anderen, rein internen Anträgen dem Vorstande überwiesen. Eine längere Zeit be- anspruchte die Behandlung der Fälle, die der Beschwerdekommission vorgelegen. Am Mittwoch erfolgt die Beratung der noch un- erledigten Anträge._ Fünfte Generaloersammlnng des Krrbfludes der Zigarrellsortierer. Hamburg . 14. Mai. Zweiter BerhandlungStag. Die Beratung der zum Einheitsstatut gestellten Anträge wird fortgesetzt. Beschlossen wird, daß dem Zentralvorstand und Ausschuß je ein Sortierer angehören muß. Längere Ausfüh- rungen zeitigt ein von Leipzig gestellter Antrag, die Arbeitslosen- Unterstützung auf MaiauSgcsperrte auszudehnen, v. Elm verweist auf den Beschluß zur örtlichen Fondsbildung zur Unterstützung der Maiausgesperrten; er betont weiter, daß der Sortiererverband bisher in der Praxis stets solche Kollegen unterstützt habe.— A r n h o l d betont nochmals, daß er grundsätzlicher Gegner der Arbeitsruhe am 1. Mai ist. Diese Art der Feier habe bisher noch nichts genützt und führe nur zu Widerwärtigkeiten, ebenso wie die Abführung des Arbeitslohnes zur Bildung der örtlichen Fonds. Redner meint, da wohl kaum ein anderer Modus gefunden würde, so sei es am besten, die Maifeier in Form von Arbeitsruhe zu beseitigen. Bezüglich der Stellung des Fachorgans brauchten die Kollegen sich indessen für die Zukunft nicht zu sorgen, denn der Redakteur des„Tabakarbeiter" sei anderer Auffassung über die Maifeier und würde Artikel über die Maiseier genugsam bringen. v. Elm erklärte, daß er nicht die Ansicht des Kollegen Arnhold über die Maifeier teile. Die Maifeier würde von Arnhold sehr kurzsichtig behandelt. Es handle sich denn doch nicht nur um die Forderung der Verkürzung der Arbeitszeit; die Maifeier diene doch auch als Friedensdemonstration und vor allem auch für Forderung und Aufbau der Sozialgesetzgebung. Für ihn als Gcwcrkschaflter handle es sich aber darum, die Gewerkschaften nicht zu schädigen und dies geschehe sehr oft bei der jetzigen Art der Maiseier. Man hätte von vornherein die Arbeitsruhe in bestimmterer Form propagieren sollen, dann wären heute keine wirtschaftlichen Schäden damit verbunden. An den Beschluß zur Bildung eines Unterstützungsfonds für die ausgesperrten Maidemonstranten miß- billige er den Zwang, der mit der Absührung des Arbeitslohnes verbunden ist. Cohen(Vertreter der Generalkommission) führt Beispiele aus der Praxis des Metall- und Holzarbeitervevbandes(Zahlstelle Berlin ) an, die nach Cohens Ansicht die Unmöglichkeit der heutigen Maifeier- form dartun. Arbeitsruhe bedeutet sehr oft Verlust der Existenz. Deshalb sei es wohl begreiflich, wenn verantwortungsvolle Führer nicht mit der heutigen Maifeier einverstanden seien.— Ter Antrag Leipzig wird darauf zurückgezogen. Nach Beratung sämtlicher Anträge, von denen einige der Kom- Mission überwiesen werden, sind die Beratungen bis auf weiteres vertagt._ Hiiö der Partei. Die Entwicktluug der Sozialdemokratie ia- den Bereinigten Staaten. Der Bericht des RationalselretärS John Work an die jetzt in Indianapolis tagende Parteitonvenlion meldet von einem steligen Fortschreiten. Die Mitgliedschaft, die im Jahre 1903 nur 46 000. 1906 knapp 27 000 und 1909 erst 41 500 betragen hatte, stieg 1910 auf 58 000, 1911 auf 84 700 und betrug Ende März dieses Jabres 125 826. Die Stimmenzahl betrug: 1902 223 500; 1904 409 200; 1906 331 043; 1908 424 500; 1910 607 700. Man hofft bei der bevorstehenden Wahl auf eine Verdoppelung der letzten -Zahl. Die Presse zählt 13 Tageblätter, davon 5 englische(seit der letzten Konvention 2 neue), 298 wöchentlich<262 englisch), 12(10) monat- lich erscheinende Blätter. Während an Literatur inr Jahre 1904 monat« lich für durchschnittlich 350 Dollar verkauft wurden, betrug der Umsatz im ersten Vierteljahr 1912 im Durchschnitt 1158'/, Dollar. Keine Staatsorganisation hatten vor 2 Jahren noch 6 Staaten. Jetzt sind eS nur noch Delaware und Süd-Carolina , doch hat erstereS 6, letzleres 8 OrtSvereine, 14 solcher gibt eS schon in Alaska . Eine eigene Organisation gründete im Januar der bisher mit Maryland vereinigle Bundesdistrikt. Ein Ortsvercin besteht auf Porto Rico . Gute Fortschritte hat die F r a u e n a b t e i l u n g als Teil des Parteibureaus gemacht. Namentlich wurde für daS Frauenstimmrecht Propaganda geinacht. Viele Staatsorganisationen haben besondere FranenbureauS gegründet und Hunderttausende Flugschriften verbreitet. Zur Konvention waren bereilS 25 weibliche Delegierte angemeldet, wo- von nur ein Mitglied des Frauen-NationalkomiteeS, dessen übrige Mitglieder auch erwartet werden. Eine Konferenz aller an- wesenden sozialistischen Frauen sollte vor Beginn der Konvention stattfinden.— Auch wurden viele sozialistische Schulen mit Lehrerinnen gegründet. Eine Anzahl besonderer Berichte über Gewerkschafts- Wesen, Stimmrecht. Landwirtschaft. Hauswirtschaft. Erziehungswesen. gewerbliche Ausbildung, Dienstbotenwesen, Propaganda unter aus- ländischen Frauen, wurden von Genossinnen ausgearbeitet. Hus der frauenbewegiing. Ueber das Frauenstimmrecht wurde im Kongreß der Ver- einigten Staaten von Nordamerika neulich wieder debattiert, als ein Antrag vorlag, der Legislatur von Alaska das Recht ein- zuräumen, den Frauen daS Stimmrecht zu geben. Viktor Berger, der sozialistische Vertreter von Milwaukee, hielt eine Rede zugunsten deS Antrags, der schließlich mit 81 gegen 35 Stimmen angenommen ivurde. Bergcr forderte das Frauenstimmrecht aus Gründen der Gerechtigkeit, als einen Akt der Demokratie und auS allgemeinen politischen und ökonomischen Gründen. Er erinnerte an einen AuS- spruch Lincolns, der lautete:„Ein Land kann eS auf die Dauer nicht ertragen, daß die eine Hälfte frei und die andere unftei ist/ Heimarbeiteriunenelend in Frankreich . Die raffinierteste Ausbeutung weiblicher Arbeitskraft finden wir in allen Ländern in der Heimarbeit. Das bestätigt aufS neue die jüngste Erhebung über die Hausindustrie in der Weißzeugher st ellung in Frankreich , von der das „ReichS-ArbeitSblalt" in seiner Nr. 3 zusammenfassend berichtet. Vier Jahre lang war das französische Arbeit-Samt tätig, um von 2300 Personen in 24 Departements, wo die Heimindustrie ihre Hauptfitze hat. die persönlichen und Familenverhältnisse, die Beschäf« tigungSart und die Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Löhne, Jahreseinkommen, WohnungS- und Gesundheitsverhältnffle zu erforschen. Die Ergebnisse dieser Erhebungen bilden eine furcht- bare Anklage gegen das reiche glänzende Frankreich , dessen alte Kultur in der ganzen Welt gepriesen wird. Am schwierigsten ist die Existenz der Heimarbeiterin in Paris mit seinen enormen Preisen für Wohnungsmiete und LebenSunter- halt. Drei Fünftel der Pariser Wäschenäherinnen verdienen weniger als 400 Francs jährlich, fast ein Viertel erhalten 400—600 Francs (1 Francs— 80 Pf.). Von Witwen und unverheirateten allein- stehenden Frauen hatten 55 von 100 einen Jahresverdienst von weniger als 400 Francs. Die größte Zahl der Pariser Heim- arbeiterinnen versichert, daß keine Frau vom Verdienst auS der Wäscheindustrie leben kann. Die Stundenlöhne dieser Ausgebeuteten schwankten zwischen 0,16 Fr. und 0,26 Fr., daS sind 13-20 Pf. Natürlich können so miserabel entlohnte Arbeiterinnen nicht menschen« würdig wohnen. 135 von 500 Näherinnen besaßen nur einen einzigen Raum; von diesen„Wohnungen" hatten 61 weniger als 30 Kubikmeter Luftraum und in 24 hausten und schanzten in diesem einen Raunr drei und mehr Personen. In ilt dieser Wohnungen betrug die Miete 151—300 Fr. Hausbesitzer und Arbeitgeber wett- eifern also miteinander, die Notlage jener Aermsten auf daS ungenierteste auszubeuten. Noch trauriger liegen die Verhältnisse in der Provinz. Die Erhebung ermittelte für die Mehrzahl der Arbeiterinnen Stunden- löhne bis herab zu 5 Centimes— das sind 4 Pfennige—, Jahres- Verdienste von 100—200 Fr. oder 80—160 M. Gerade die Haupt- orte der Wäscheindustrie sind es, in denen weit mehr als die Hälfte der dort beschäftigten Näherinnen so jammervoll entlohnt wird. Nicht zuletzt trägt die Schmutzkonkurrenz der Klöster, Gefängnisse und Arbeitshäuser dazu bei. die Löhne auf so niedriger Stufe zu halten. Eine ausreichende Ernährung ist— wie ein Blick in einige der mitgeteilten Haushaltungsbudgets bestätigt— bei solchen Hungerlöhnen unmöglich, und so sind die GesundheitS- Verhältnisse vielfach sehr schlecht. DaS Elend hat diese Aermsten so stumpf gemacht, daß keine der 2012 befragten Arbeiterinnen irgend welche Vorschläge zur Be- seitigung der schreienden Mißstände geinacht hat. Nur zwei Ge- werlschaften von Weißzeugnäherinnen schlugen zur Aufbesserung der Lage der Heimarbeiterinnen vor: die Festsetzung eines Tarifs, Er- richtung von Produktivgenossenschaften. Zusammenschluß der Arbeite- rinnen in Syndikate und Ausbau des Arbeiterinnenschutzes. Von diesen Vorschlägen sagt der Bericht des Arbeitsamtes,„daß sie nur von einer kleinen Anzahl Auskunftspersonen in zum Teil wenig genauer Weise gemocht wurden und daß kein einziger Vorschlag schon Gegen- stand ernsteren Studiums gewesen zu sein scheint". Andererseits haben die befragten Fabrikanten und Gewerbetreibenden die Umwandlung der Heimarbeit in Wertstättenarbeit für unmöglich erklärt. Der drei- mal heilige Profit würde vermutlich dabei etwas leiden. Ihm zu- liebe könnten also bis in alle Ewigkeit ganze Generationen von Heimarbeiterinnen an der Hungergrenze vegetieren, vor der Zeit ins Grab sinken oder in der Prostitution einen NotauSsallsweg auS dem alltäglichen Elend suchen. Der bürgerlichen Republik stehen die Interessen der Ausbeuter natürlich höher als die der armen Heimarbeiterinnen, und so wird eS noch einer sehr nachdrücklichen Agitations- und OrganisationS- arbeit unter jenen Proletarierinnen durch die französische Sozial- demokratie bedürfen, um die Regierung wenigstens zur Ein- schränkung des Heimarbeiterelends auf gesetzgeberischem Wege zu zwingen._ Berkimmlungen— Veranstaktungeu. Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklaffe. Die Verlegung der Leseabende auf den 20. Mai nötigt uns. unseren Vereins- abend ausfallen zu lassen. Die nächste Versammlung findet am 3. Juni in der„Neuen Philharmonie". Köpenicker Str. 93/97 statt. Das Thema lautet:„Hunger und Liebe". Referent: Dr. I. Zadel. Schöneberg . Einen Familienausflug veranstalten die Ge- nossinnen des 2. und 6. Frauenbezirks heute Donnerstag nach Schmargendorf zu Beier, Warnemünder Str. 8. Treffpuntt nachmittags 2 Uhr Bahnhof EberSstraße. Versammlungen. „Können wir eine Berbesseruug unserer Lohn- und Arbeits- Verhältnisse erzielen?" lautete das Thema einer sehr stark besuchten Versammlung aller in der Hauptwerkstatt und in sämtlichen Betriebs- depotS sowie auf Hoch- und Tiesbau beschäftigten Handwerker und Arbeiter der Großen Berliner Straßenbahn, die in den„Sophien- Sälen" stattfand. Der Deutsche TranSportarbeiter-Verband hatte diese Versammlung einberufen. Das einleitende Referat hielt Ortmann, der die Löhne sowie die Arbeitsverhältnisse bei der Großen Berliner Straßenbahn- Gesellschaft an der Hand von reichlichem statistischen Material einer scharfen Kritik unterzog. Durch allerlei Mittel werden die Arbeiter und Angestellten an den Betrieb gefesselt und dafür gesorgt, daß diese nrcht einer gewerkschaftlichen KampfeSorganisation beitreten. Die Tagelöhne der Handwerker und Arbeiter der»Großen Ber» liner" sind wie folgt: Anfang, nachdem 1. 2. 4. 5. S. 8. 10. Jahre Ob-rschlosser 4,50 4.75 5.- 5,25— 5.50 5.75 M. Schlosser 4,25 4,50 4,75 5,-- 6,25 5,50 5.75. Bess. Arbeit. 3,75 4.- 4,25— 4,50— 4,75—# Arbeiter und Kutscher 3,50 3,75 4.-- 4,25— 4,60—, Ueberstunden für Handwerker werden mit 15 Pf., für Arbeiter mit 10 Pf. Aufschlag bezahlt. Sonntags- und Feiertagsdienst wird mit dem Aufschlag für Ueberstunden bezahlt. Ferner wird für jede Nachtschicht von mindestens 6 Stunden für Oberschlosser 50 Pf., für Handwerker und Arbeiter 30 Pf. Zuschlag gewährt. Die bei der Oberleitung tätigen Handwerker und Arbeiter erhalten bei mindestens 4 Stunden und zwar von nachts 12—6 Uhr morgens 50 Pf. Bei weniger als 4 Stunden 25 Pf. Zuschlag. Die Löhne sind, wie die Tabelle zeigt, äußerst gering und den gesteigerten Lebensbedürfnissen durchaus nicht angepaßt, während die Arbeitszeit zehn Stunden und mehr beträgt. Die Behandlung läßt fast durchweg viel zu wünschen übrig und der Umgangston seitens der meisten Vorgesetzten alle? andere als höflich. Durch ein gut ausgebautes Spitzeltum will man den gewerkschaftlichen Kampsesgeist vom Betriebe abhalten, was allerdings immer weniger gefingt, in- dem in letzter Zeit auch in dieser Arberterkategorie der OrganisationS- gedanke stets mehr an Boden gewinnt. Die hygienischen und sanitären Zustände im Betriebe sind der- art, daß'auch hier einmal gründliche Remedur geschaffen werden müßte. Die RuhegehaltSkasse, die geschaffen worden ist. um die Arbeiter von der Organisation fernzuhalten. In Wirk- lichkeit kommen die allerwenigsten Arbeiter in den Genuß dieser „Wohltat", mindestens aber erhalten sie daS nicht, was sie zu er« halten hoffen. Die Diskussion bestätigte und ergänzte die AuS- führungen des Referenten. Folgende Resolurion wurde einstimmig angenommen: Die in den Sophiensälen tagende Versammlung der Hand- werker und Arbeiter der Großen Berliner Straßenbahn A.-G. sind der Ansicht, daß die im genannten Betriebe bestehenden Lohn- und Arbeitsverhältnisse eine dringende Verbesserung bedürfen. Die Versammelten sind der Meinung, daß die Gesellschaft wohl in der Lage sei. dieselben einer Regelung zu unterziehen, ohne dabei auf finanzielle Schwierigkeiten zu stoßen. Die Versammelten wünschen ferner, daß die Betriebsleitung auch für das technische Personal die Einsetzung eines ArbeiterauSschusses in die Wege leitet, in der Form, wie er schon beim Fahrpersonal besteht, damit ihm eben- falls Gelegenheit gegeben wird, der Betriebsleitung ihre Wünsche unterbreiten zu können. Die Anwesenden verpflichten sich deshalb, alle Kräfte anzuspannen, um die den Berussorganisationen noch fernstehenden Kollegen denselben zuzuführen, da auch nach ihrer Ueberzeugung nur durch festen Zusammenschluß in den Organi- sationen die Interessen der Kollegenschaft erfolgreich vertreten werden können._ Hus aller Alelt. Eine Orgle cler ßeftialität. Die lange Zeit vergeblich gesuchten Automobilbanditen Garnier und Ballet sind in einem Hause in N o g e n t» für- Marne zur Strecke gebracht werden. Der Kampf gegen die beiden Verbrecher führte zu Szenen, die die blutigsten Phantasien eines Kolportageromanschreibers übertressen.
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