Ur. 114. HbonnementS'Bedlngttnseti: TOonnementä- Preis vränumerand« BierteIjShrI> Z,Z0<011., monaiL 1,10 Mk, wöchentlich 28 Psg, frei ins HauS. Einzelne Nunnner 5 Psg, Sonnt-gS- nunnner mit illustrierter Sonntags« Bellage.Die Neue Welt' 10 Pia, Post. Abonnement: 1,10 Mark pro Monat. Eingetragen in die Post-ZcitungS- Prelsliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Oeslerreich- Ungarn 2 Marl, für das übrige Ausland 3 Marl pro Monat PostavonnementS nehmen an: Belgien , Dänemark , Holland , Italien . Luxemburg , Portugal , mänien, Schweden und die Schweiz , 39. Jahrg. vltolirt»glich anfitr fficntagi. S** Nerltnev Volksblctlk. Die Insertion!-Ledllh? beträgt für die fechsgespallene Kolonel» zeile oder deren Raum 00 Pfg„ für politische und gewerlschastliche Vereins- und Versammlungs-Anzeigen M Psg. „Klein« Hnieigcn", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.(zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan- zeigen das erste Wort 10 Pfg,, jedes weitere Wort ö Pfg, Worte über 15 Buch- f iben zählen für zwei Worte, Inserate r die nächste Nummer müssen bis Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet, Telegramm-Adresse: „SoilalilrasKrat Rtelio" Zentralorgan der roziatdemokratifchen Partei DeutfcMande. Redaktion: 831. 68» Linden Strasse 69. Fernsprecher: Amt Morissplay, Nr. 1383. Sonnabend, den 18. Mai 1913. Expedition: 831. 68, Lindenstrasse 69» Fernsprecher: Amt Moritzplatz, Nr. 1381. Lchte und geipielte Cntrüftung. Der Etat des Reichskanzlers steht auf der Tagesordnung. Zwei bedeutsame Vorfälle, die die arbeitenden Massen des Reiches aufs tiefste aufgeregt haben, stehen im Mittelpunkt des politischen Interesses. Im Reichstag des gleichen Wahl- rechts muß abgerechnet werden mit dem frechen Uebergriff, den die Gewalthaber des preußischen Verfassungsbruch- Parlaments gegen die Vertreter des preußischen Volkes ge- wagt haben, muß gesagt werden, daß hinter den sechs Ab- geordneten, die in dem Parlament der Entrechtung und der Polizeifaust allein das Recht haben, im Namen des Volkes zu sprechen, die viereinviertel Millionen, der dritte Teil des deutschen Volkes steht, das jede Vergewaltigung seiner Ver treter als unerträgliche Herausforderung empfindet. Als um erträgliche Herausforderung auch die verfassungswidrigen Drohungen des persönlichen Regiments, das feinen Autokratenwillen gegen das Recht der Volksvertretung setzt. Scheidemann spricht, frisch und witzig. Schneidend verhöhnt er die Politik des Reichskanzlers, des Mannes des allgemeinen Mißtrauens, der in der Geschichte fortleben werde als der Name des Mannes, unter dessen Regime die Sozial- demokratie viereinviertel Millionen Stimmen mustern konnte. Doch Herrn v. Bethmann trifft nicht nur persönliche Schuld. Er ist der gegebene Mann für diese �eit des Ueberganges, wo das Alte morsch geworden, und erfüllt schlecht und recht seine Funktion: das Alte zu halten, Wankendes zu stützen und Leichen einzureden, daß Leben in ihnen ist. Morsch aber und unhaltbar sind vor allem die preußischen Zustände. Die Ehrenschuld der Wahlreform ist immer noch uneingelöst. Das Volk hat alles Vertrauen verloren und erwartet alles nur von seiner eigenen Entschlossenheit. Und als typischen Ausfluß dieses preußischen Geistes, der Feindschaft gegen Volksrechte, kenn- zeichnet nun Scheidemann , was sich soeben in Elsaß- Lothringen abgespielt hat. �edes Wort dieser Anklagerede ist ein Keulenjchlag und immer wuchtiger sausen die Schläge nieder. Da ist der politische Boykott gegen die Fabrik Grafenstaden , die Verleihung des Exzellenztitels als Demon- stration gegen die Kundgebung der elsässischen Kammer, da sind schließlich die Aeußerungen des Kaisers, die Drohung, die elsässisch-lothringische Verfassung in Scherben zu schlagen und das Reichsland Preußen einzuverleiben. Mit beißendem Sarkasmus begrüßt Scheidemann das Geständnis, daß k e i n e schwerere Strafe einem Volke angedroht werden kann, als die Einverleibung in Preußen. Denn was sonst nur der Verbrecher, der mit Zuchthaus bestraft ist, er- leiden muß, den Verlust der bürgerlichen Ehren- rechte, das ist ja das geltende Recht der Dreiklassenschmach, das ist die Folge der Einverleibung in Preußen! Eine Ver- setzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes gleichsam, die Versetzung in die unter st e Klasse der Reichszu- geHörigkeit, das sei der Sinn der Drohung. Die letzten Sätze unseres Redners werden mit stürmischen Pfuirufen von den Konservativen aufgenommen. Der Präsi- dent weiß sich nicht zu helfen. Scheidemann selbst stellt die Ordnung im Hause einen Moment lang wieder her. indem er dem Grafen Westarp zuruft, er dürfe froh sein, nicht im preußischen Landtage zu sitzen und Sozialdemokrat zu sein, da ihn sonst der Polizeileutnant hinausbefördern würde. Immer wieder aber toben die Konservativen und plötzlich erhebt sich der Reichskanzler, winkt den Staatssekretären, die Bundes- ratsbevollmächtigten schließen sich an und unter schallendem Gelächter der Sozialdemokraten verlassen die Regie- rungsvertreter den Saal. Auch die Konservativen folgen zu einem Teil, während der Präsident Dr. K a e m p f Scheidemann den Ordnungsruf in Aussicht stellt, sobald ihm der stenographische Bericht vorliegt. Unbeirrt setzt Scheidemann seine Kritik fort. Er er- innert an die Debatten über das persönliche Regiment, an die schönen Reden, die damals von den Vertretern der bllrger- lichen Parteien gehalten worden sind, wie alles das nichts genützt und wir wiederum einem umgekehrten Meisterstückder Politik gegenüberstehen, das uns an hundert Stellen schaden muß. Nicht rückwärts in Elsaß- Lothringen , sondern vorwärts in Preußen ist unsere Losung, und wenn etwas die Arbeiter aufgerüttelt hat, so der schnöde Gewaltstreich an den wirklichen Volksvertretern in Preußen. Preußen müßte endlich aufhören, das deutsche Sibirien zu sein, und an Stelle der Verordnung, die vor 63 Jahren unter Bruch eines königlichen Wortes erlassen worden ist, muß end- lich das gleiche Wahlrecht treten. Nur unter großen Schwierigkeiten konnte Scheidemann seine Rede zu Ende führen. Sie wurden ihm allerdings weniger von den Zuhörern bereitet als von der Stelle, die zur Führung der Geschäfte des Hauses berufen ist. Herrn K a e m p f hatten die konservativen Pfruirufe und die Ab- sentierung des Herrn v. Bethmann in einer nervös Erregung versetzt, die sich in fortgesetzten Ordnungsrufen— gegen unseren Redner entlud. Ja, Herr Kaempf trieb das Bestreben, die Negierung und die Konservativen von der Güte seiner Ge- schäftssührung zu überzeugen, bis zu dem unglaublichen Versuch, unseren Redner an der Besprechung der Vorgange im preußischen Abgeordnetenhause hindern zu wollen. Die l aroße Nachsicht, mit der Scheidemann seinen ftüheren Kol- legen vorerst zu einer besseren Führung der Geschäfte anzu- leiten versuchte, erwies sich leider vergeblich, und Scheide- mann mußte schließlich in schärferer Weise sein parlamentari- sches Recht gegen den Präsidenten, einen liberalen Prä- sidenten, schützen, was schließlich, wenn auch schwierig, unter einem Hagelschauer deplazierter Ordnungsrufe gelang. Unterdessen verbreiten sich im Hause unkontrollierbare Gerüchte. Die kindische Demonstration der Regierungsver- treter wird merkwürdigerweise von manchen Abgeordneten ernst genommen. Von einer Bundesratssitzung, die eigens abgehalten werde(in Wirklichkeit war sie schon vorher für 2 Uhr festgesetzt worden) und Anrufung des Kaisers durch Bethmann, von Reichstagsauflösung usw. wird gesprochen. Und alles das wegen„Beleidigung Preußens"! Als ob die Kennzeichnung der Rechtlosigkeit des preußischen V 0 lkes, als ob die Anklagen gegen das in Preußen Herr- schende System der Junker- und Bureaukra- t e n w i l l k ü r eine Beleidigung des preußischen Volkes wäre und nicht vielmehr seine Verteidigung gegen die unerträglichen Anmaßungen einer herrschenden Klasse! Wenn die' Junker diesen Anklagen gegenüber entrüstet auffahren, so ist das begreiflich, denn ihre Wirtschaft ist es, um die es sich handelt, wenn von Preußens Schande gesprochen wird. Wenn aber Herr von Bethmann diese politische Heuchelei der Konservativen mitmacht, was beweist das anders, als daß er sich nur als konservativer Handlanger fühlt? Es ist ja nichts so lächerlich, als wenn sich als Schützer des preußischen Volkes diejenigen ausspielen wollen, die nichts so sehr fürchten, als das Volk selbst zu Wort kommen zu lassen. Man gebe endlich diesem Volke sein Recht, man b e- seitige die Dreiklassenschmach, und Preußen wird vor jeder„Beleidigung" geschützt sein. Aber die Entrüsteten mit ibrem Bethmann an der Spitze werden tausendmal lieber tausend Beleidigungen ihres Preu- ßens einstecken, als dem preußischen Volke ein Tausendstel seines Rechtes geben. Und deswegen war die scharfe Kritik, die. Scheidemann heute übte, nur der g e t r e u e A u s d r u ck der Stimmung der überwiegenden Masse d e s p r e u ß i s ch e n V 0 l k e s. Deshalb wirkte auch van C a l ksg r, der national- liberale Redner, so überaus komisch, als er sich gleichfalls zur „Entrüstung" bekannte und dem Hause mitteilte, daß es in dem ersten Liede, das er gelernt habe, geheißen habe:„Ich bin ein Preuße". Denn da in dem Liede schamhaft ver- schwiegen wird, daß das preußische Wahlrecht das elendeste aller Wahlsysteme ist, wird Herr van Calker selbst nicht meinen, daß durch dieses Zitat die Anklagen unseres Genossen ab- geschwächt werden können. Im übrigen sprach Herr van Calker nur nationalliberal und professoral, fand aber doch auch ein paar vernünftige Worte gegen die nationalistische Hetze, die gegen Elsaß-Lothringen inszeniert wird, der aber vielleicht manche seiner Parteigenossen nicht ganz fernstehen. Während der Rede Calkers war die hohe Regie- rung unter den heiteren Zurufen der Linken wieder im Saal erschienen, und endlich ergriff Herr von Bethmann Hollweg das Wort. Der Reichs- kanzler hat dem deutschen Volke schon längst nichts mehr zu sagen, desto mehr aber diesmal seinem Herrn. Nachdem er die gebotene Entrüstungskundgebung gegen Scheidemann mit anerkennenswerter Kürze absolviert hatte, besprach er die elsässischen Vorgänge und suchte den Boykott gegen die Fabrik zu rechtfertigen. Ein Fabrikdirektor soll deutschfeindlich ge> Wesen sein, und deshalb seien der Fabrik die Aufträge entzogen worden. Worin diese Deutschfeindlichkeit bestünde, erfuhr man freilich nicht. Dann kam Herr v. Bethmann Hollweg auf die Aeußerungen Wilhelms II. zurück. Er legte natürlich „Verwahrung gegen die Angriffe" ein, erklärte, daß der Kaiser „unmutig" gewesen sei, daß es ihm aber ferngelegen habe, die Rechte von Bundesrat und Reichstag zu berühren. Er übernehme die Verantwortung und werde immer vor den Kaiser treten. Herr v. Bethmann Hollweg sprach da also als reiner Höfling. Das Versprechen größerer Zurückhaltung wird von dem Kanzler nicht gefordert. Bülows Entlassung hat auf ssine» Nachfolger belehrend gewirkt. Herr v. Bethmann findet es bequemer, das persönliche Regiment zu leugnen, als es einzuschränken und sich auch dort zu ihm zu bekennen, wo er in Wirklichkeit anderer Ansicht ist. Mußte er doch selbst schon, um sich gegen die konservativen Angriffe zu schützen, sagen, daß es verfrüht wäre, ein endgültiges Urteil darüber abzugeben, ob sich die elsässische Verfassung bewährt habe oder nicht. Trotz der vorsichtigen Fassung ist es genau das Gegenteil von dem, was Wilhelm II. sagte, als er den Wunsch zu erkennen gab, die elsässische Verfassung in Scherben zu schlagen. Aber Herr von Bethmann Hollweg hatte heute einen leichten Stand. Die bürgerlichen Parteien sind kampfes - müde. Gerade daß noch der Vertreter der Fortschrittspartei Dr. Haas ein paar Worte gegen die Straßburger Aeuße- rungen sagte und Herr Dr. Spahn im Namen des Zentrums ein leises Bedauern über diese Aeußerungen flüsterte. Tie übrigen Parteien wichen jeder politischen Debatte über- Haupt aus. So blieb die Antwort auf die Rede des Reichs- kanzlers, nachdem noch der Elsässer Hauß den Fall Grafen - staden richtiggestellt hatte, unserem zweiten Redner vorbe- halten. Genossen L e n s ch charakterisierte glücklich die Lächerlichkeit der Entrüstungskomödie, die der Reichs- kanzler und die Parteien aufgeführt hatten. Er er- innert die Konservativen daran, wie gerade sie von jeher die Feinde des Deutschen Reiches und die Feinde des deutschen Volkes gewesen sind. Und gründlich nahm er sich den Reichskanzler vor, der wie ein Agitator des Reichsver- bandes über die Sozialdemokratie herfällt und dann fürchter- lich beleidigt tut, wenn das System, das er vertritt, in seiner ganzen Schönheit enthüllt wird. Der Mann, der kein Ver- trauensmann des deutschen Volkes, kein Vertrauensmann des Reichstages, sondern nur ein vorübergehender Hand- langer des persönlichen Regiments ist, der hat überhaupt kein Recht, der Sozialdemokratie gute Lehren zu erteilen. Nach dieser Abrechnung, die wiederum durch Störungen des Präsi- deuten und Entrüstungsrufe der Rechten unterbrochen wurde, entwickelte Lensch in großen Zügen die sozialdemokratische Auffassung der kapitalistischen Entwicklungstendenzen, die mit Notwendigkeit zu immer neuen Kämpfen führen müssen, bis sie schließlich in der Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat ihren Abschluß finden werden. Mit der sozialdemokratischen Rede hatte die Sitzung be« gönnen, in der sozialdemokratischen Rede fand sie ihren Aus-! klang. Dazwischen die Hilflosigkeit und Konfusion der bürger- lichen Welt, die keinen Konflikt mehr ausfechten mag aus Furcht vor den Nutznießern ihrer Kämpfe, aus Furcht vor der Sozialdemokratie. Und so versanden alle ihre Ausläufe. Große Worte— keine Taten! Aber daß sie die Kämpfe vermeiden, nützt ihnen so wenig, als wenn sie sie führen. Ihre Untätig- keit klagt sie an und die ungelösten Konflikte häufen sich immer mehr, bis sie schließlich in jene große, alles umfassende Entscheidung zusammenfließen werden, in der sich der Kampf um die politische Macht entscheidet. Klar und scharf hat Scheidemann heute die bürgerlichen Parteien vor die Fragen gestellt, auf die die deutsche politische EntWickelung Antwort verlangt. Am Schluß der Sitzung konnte der Sozialdemo«. krat konstatieren, daß die bürgerlichen Parteien versagt haben, daß die entscheidende Antwort nur vom Proletariat gegebM werden kann. �_ Die Scherben ftllbelms XX. Aus dem Elsaß wird uns geschrieben: Der offiziöse Telegraph hat mit Berufung auf eine Mitteilunz des Bürgermeisters von Stratzburg den Versuch gemacht, den üblen Eindruck der auch von andern mitangehörten Worte Wilhelms II. bei dem Frühstück im Palais des Staatssekretärs Zorn v. Bulach abzuschwächen. Bürgermeister Dr. Schwan der in Straßburg ist ein sehr strebsamer Herr, dessen patriotische Gesinnung diesen Liebes- dienst erklärlich macht, und wenn er nun erklärt, daß der„Wort- laut" der kaiserlichen Aeußerung in der Presse„nicht authentisch" wiedergegeben worden sei. daß aber die Aeußerungen des Kaisers „dem Sinne nach zutreffend" angeführt worden seien; und wenn er weiter hinzusetzt, daß der Kaiser bei Erwähnung der Möglichkeit der Einverleibung Elsaß-Lothringens in Preußen dies „jedenfalls nur in dem Sinne gemeint(!) hat. daß dies auf dem Weg durch die gesetzgebenden. Faktoren des Reiches erfolgen müsse", so darf man diesen ausdrücklichen Jnterpretations- versuch ohne Sorge als die materielle Bestätigung des Wortes buchen:„Wenn dies so fortgeht, so schlage ich Ihre Ver- fassung in Scherben." Zum Ueberfluß sind wir in der Lage, von einer ähnlich temperamentvollen Aeußerung des Kaisers zu dem Präsidenten der Zweiten elsaß - lothringischen Kammer, dem Landtags- und Reichstagsabgeordneten Dr. R i ck l i n, bei derselben Gelegenheit und aus demselben Anlaß zu berichten. Wilhelm II. begrüßte den Präsidenten der Zweiten Kammer bei der Vorstellung mit der durchaus eindeutigen Apostrophe:„So, Sie sind derjenige, dem ich die Streichung meiner Jagd und die Geschichte mit dem Gnaden� fonds zu verdanken habe?"... Und dann war Präsident Dr. Ricklin Luft, während die Straßburger Presse zu berichten wußte, daß der Kaiser den neuernannten Landgerichtsrat Vonderscheer in ein Gespräch zog, das nach Aufhebung der Tafel etwa eine halbe Stunde dauerte.„Den Gegenstand dieser kaiserlichen Rück- spräche bildete, wie glaubhaft versichert wird, dieZweiteKam- mer Elsaß-Lothringen s", melden die„Straßb. Neueste» Nachr.". Dieser Herr Dr. Vonderscheer, Zentrumsmann wie Dr. Ricklin, stimmte bekanntlich als einziger elsaß-lothringischer Zen- trumsabgeordneter 1911 im Reichstag für die neue elsaß- lothrin- gische Verfassung, worauf ihn die nationalistische Richtung der Zen- trumspartei in seinem Reichstagswahlkreise Schlettstadt für die folgenden Wahlen als Kandidat absägte. Die Regierung hat ihn jetzt zum Tröste erstzumMitgliedederErstenKammer in Elsaß-Lothringen und später vom Rechtsanwalt zunr Landgerichtsrat ernannt,— ein Entwicklungsgang, den die Justizverwaltung in Elsaß-Lothringen bisher grundsätzlich ab- lehnte. Und nun bespricht sich Wilhelm II. mit ihm über die Hai- tung der aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Zweite» Kammer, und sagt dieser Kammer Kampf und nahes Ende an: Friß, Vogel, oder stirb! Der Vogel wird sich wehren, er weiß das ganze Land hinter sich Das Votum der Mißbilligung, das vor einigen Tagen aus Anlaß der Affaire von Grafen st aden die Regierung traf, hat in allen Schichten des elsaß -lothringischen Volkes ein zustim- mendes Echo gefunden. Nicht ungeschickter kann eine Regierung operieren, als es das Regime Mandel-Zorn v. Bulach in Elsaß- Lothringen als Spielball des rheinisch-westfälischen Scharfmacher- klüngels tut, für de« die dzutsch-chauvinistifchen Bestrebungen in
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