Da» ist fast Wortlauk genau dieselbe Begründung, die Ge.nosse Herzfeld auf Grund eines Fraktionsbeschlusses am Dienstaggegen die erwähnte Verstärkung der deutschen Truppen in China an,geführt hat. Für die Oertel-Garde scheint es aber nicht dasselbezu sein, wenn zwei dasselbe tun.Zwangstribut statt freiwilliger Spende.Vor einigen Tagen teilten wir der Oesfentlchkeit mit, daß dersleiZvertrelende Leiter der Albatroswerke in Johannisthal in einemAufruf die Arbeiter der Flugzeugwerke aufgefordert habe,zu der Alugspendc einen Beitrag beizusteuern, und zwar in Höh«von mindestens LS Ps. Wir knüpften daran die Bemerkung, datzein solches Mittel, freiwillige Beiträge zusammenzubringen, höchstuniair sei. und daß die Mitteilung dieses Vorganges wohl genügenwerde, andere Flugzeugfabriken von der Anwendung ähnlicherMittel abzuhalten. Daraufhin erhielten wir zwei Zuschriften desstellvertretenden Leiters der Älbatroswerke, Johannes Potthoff, diesich höchst ungnädig über unsere Kriik seines Borgehens äußerten.Der gute Mann behauptet da, wir hätten seine Bekanntmachungin einer„höchst gemeinen Weise" beleuchtet, und was der»gleichen Stilübungen mehr waren. Wir haben sein erstes Schreibenaus dem Gesühl der Schonung heraus nicht veröffentlicht, da esan den von uns wiedergegebenen Tatsachen nicht? das geringstezu bestreiten vermochte; sehen uns jedoch aus die zweite, in ebensonaiv unverfrorenein Tone gehaltene Zuschrift hin veranlaßt, aufdie Angelegenheit lurz zurückzukommen.Wenn Herr Potthosf meint, daß sein Betreiben„rein privaterA'atur" sei, so beweist die uns zugegangene Zuschrift aus Ar»b e i t e r k r« i se n. wie ja auch für jeden Verständigen derWortlaut des von Herrn Potthosf unterzeichneten Anschlages,dass die Arbeiter den Ausruf gar nicht anders verstehen konnten, als daßman von ihnen Zeichnung verlange. Auch ist die Entschuldigung,daß Herr Potthosf nur deshalb an die Arbeiter der Albatroswerkeherangegangen iei. weil für die Alugspendc in Johannisthal bisdahin noch nichts gezeichnet worden sei, nur von geradezu per»blüssender Naivität. W«nn die Flugspende eine freiwilligesein sollte, so durfte von den einzelnen Werken auch keine Sainin,lung inszeniert werden, die als Beitrags zwang nicht nur auf»gefaßt werden konnte, sondern auch aufgefaßt werden mußte.Und wenn Herr Potthosf weiter erklärt, die Arbeiter bei denAlbairoswerken seien keineswegs schlecht bezahlt, das aber nichtdadurch beweist, daß er unsere Lohnangaben bestreitet, sondern nurdamit, daß die Albatroswerke innerhalb der Flugzeug,indwstrie doch a m besten bezahlten, so ist das auch nurein« Argumentation, die der Intelligenz des Herrn Potthosf geradekeine vesondere Ehre macht.Aber vielleicht liegt das alles weniger in einer individuellenBegriffsstutzigkeit des Herrn Potthoff selbst, als daran, daß ernoch allzu tief in jenen Gedankengängen steckt, die einem nochwenig borgeschrittenen Unternehmertum eigen zu sein pflegen.Meint doch Herr Potthosf allen Ernstes, daß es die Ausgabe derin der Flugzeugindustrie beschäftigten Arbeiter sei. für die Flug.zeugindustrie Mittel in Gestalt der nationalen Flugspende auf,bringen zu helfen, denn die F l u g z e u g i n d u st r i e l l e n seienes doch, die den in der neuen Industrie beschäftigten ArbeiternArbeit und V c r d i e n st gewährten. Jedermann, der sich etwasnäher mit Natisnalökonomie vertraut gemacht hat, weiß natürlich.daß es nicht die Herren Arbeitgeber sind, die ihren Arbeiterngnädigst Brot und Lohn gewähren, sondern datz'umgekehrt dieArbeiter der Industrie erst den Unternehmern Sie Möglichkeitgeben, in Gestalt unbezahlter Mehrarbeit, de» sogenamiten Mehr-wertes, Kapitalprosit zu häufen.'Das wird der stellvertretende Leiter der AlbatroSwerke natürlichauch jetzt noch nicht begreifen. Aber das tut auch nichts zur Dache.Tie Hauptsache ist. baß die FIngspendo wirklich nur aui frei»willigen Sammlungen zusammengebracht wird, nicht aber durch„«faKii Druck aus die für die Flugzeugindustrie tätigen Arbeiter!Stuttgarts Stadtväter.Eine heitere Historie ist in Stuttgart passiert. Die machtvolleDemonstrationspersammlung der Stuttgarter Arveiterschaft gegenden junkerlichen Gewaltstreich im preußischen Abgeordnetenhausam letzten Dienstag ist der etwas ängstlich veranlagten Mehrheitder Stuttgarter Stadlväter ins Gebein gefahren. Die Partei«leitung hatte in der vyn rund 4W0 Personen besuchten Bersomm»lung ersucht, von einer Straßendemonstration abzusehen! einigeHund' et Teilnehmer der Versammlung ließen eS sich trotzdem nichtnehmen, zur Villa des preußischen Gesandten zu ziehen und dortdie Marseillaise anzustimmen. Die. Mehrheit der StuttgarterStadtväter lebt nun in großen Aengsten, lange Berliner Ohrenkönnten den Gesang und insbesondere den Vers, der vom freienWohlrecht handelt, vernommen haben. Um der Ungnade dex Junkerzu emgehen, haben sie in ihrer letzten allergehe'insten Sitzung beschlossen. den Herrn Oberbürgermeister ins Gesandtschaftshotel zusenden und um Verzeihung zu bitten. Da der Gesandte, wie derStulkgarter„Schwäbische Merkur" anderntags bestätigte, nicht da,heim war. wird dem Herrn Oberbürgermeister wohl nichts anderesübrig bleiben, als dem Kammerdiener die Entschuldigungsrede vor,zutragen. Nebenbei bemerkt halsen„ltberale" Mannesseelen undKämpen von der„Fortschrittlichen BolkSpartei", den angstvollenBüßgang zu beschließen......Schtvarzblauv Fuselkameradschaft.In einer in Köln abgehaltenen Protestversammlung rheinisch»westfälischer Interessenten gegen die Branntweinsteuervorlage erklärteder Brennereibejitzer Jos, Klimm sKölps. der Hauptredner: Er fürchte,daß Zentrum und Konservative in dieser Vorlage zusammengehenwürden. Der ZentrumSabg. Dr. K u ck h o f f sKüln-Land) habe beieiner Unterredung mit einer Deputation lzu der Herr Flimm ge»Hörles gesagt: Das Zentrum betrachte dt» Liebesgabenicht vom wirtschastlichen, sondern vom Partei»politischen Standpunkte.Diese Mitteilung erregte große Kensation. Der Zentrums»abgeordnete gibt also offen zu, daß seine Partei auch in dieserFrage wieder die Interessen der Allgemeinheit an die konservativenFusciborone üerkauft, um seine Freunde vom schworzblauen Block.ohne die es keine resktionäre Mehrheit zu bilden vermog, bei guterLaune zu halten.Landtagsersatzkvahl i» Homberg-Zicgenhain.Der Lanotagsadgeordnete v. Paumback erlitt heute mvrgenmitten in einer Rede, die«r in der Pudgetkommisston hielt, einenSchlagansall, an dessen Folgen er bald daraus im Hause verschied.Der Verstorbene war gewäzlr im Wahlkreis« Kassel 8 jHomberg-Ziegen Hains und gehörte der konservativen Partei an.Preußische Militärjustiz.Der Leutnant Hans Georg Witt vom lik. Infanterieregimentwurde vom Kriegsgericht der S5, Dipssion zu sllns Monaten Festungverurteilt. Er halt« in einer Februarnacht bei der Heimkehr voneiner Festlichkeit in angetrunkenem Zustand« den Wachtpostenbelästig», Schuft geschimpft, ihm dip Browning»Pistole auf die Stirn gefetzt und zur Bekräftigungseiner Drohung sogar einen Schreckschuß in dieLuft gefeuert. Jetzt ist auf die eingelegte Berufung desLeutnants das Urteil vom Oberkriegsgericht Tborn ausgehobenund der Leutnant freigesprochen worde», weil n sich hei Be»gehung der Tat im Zustande krankhafter Störung derÄeistestäligkeil befand,pörtugaL*„.Amnestie für StreikvergehenLissabon, IS. Mai. Der Senat nahm ein Gesetz an, in demdie Amnestie auf alle Streikvergehen ausgedehnt wird, außer aufFälle von Tötung und TötungSvcrsuchcnSngwnck.Ein Opfer des Zaren.London, 15. Mai.(Eig. Ber.)Eine englische Dome, Fräulein M a l e ck a, ist von einemrussischen Gerichtshof in Warschau wegen ihrer„sozialisti-schen Ueberzeugung" zu vier Jahren Zwangsarbeit undlebenslänglicher Verbannung nach Sibirien verurteilt worden.Dieses monströse Urteil, das sich aus die Angaben eines ge»meinen Denunzianten, der schon viele Opfer an den Galgengebracht, stützt, hat in weiten Kreisen der englischen Bevölke-rung die größte Entrüstung hervorgerufen, und augenblick-lich bemüht man sich, die englische Regierung zu bewegen.bei der russischen Regierung gegen dieses Schandurteil gegeneine englische Bürgerin Einspruch zu erheben, um ihre Be-freiung herbeizuführen.Fräulein M a l e ck a ist eine gebürtige Engländerin. IhrVater war ein Pole, der sich vor einem halben Jahrhundertvor der Knute Väterchens nach England flüchtete, sich naturali-sieren ließ und eine Engländerin heiratete. Vor einigenJahren lernte Fräulein Malecka polnisch und stattete derHeimat ihres Vaters einen Besuch ab, der sich in einendauernden Aufenthalt verwandelte. In Warschau traf sieeinige polnische Sozialisten, die sie schon in London kennengelernt hatte, und diese Begegnung wurde ihr zum Verhängnis.Denn von der ganzen vagen Anschuldigung, die die Regie»rung gegen sie erhob, wurde nur bewiesen, datz sich unterihrer Bekanntschaft polnische Sozialisten befanden, Siewurde im April des letzten Jahres verhaftet/ blieb sechs Mo-nate in Untersuchungshaft und wurde dann gegen Kautionauf freien Fuß gesetzt, namentlich infolge der beharrlichenAgitation, die die„Justice" gegen die frwole Inhaftierungeiner englischen Bürgerin in Rußland entfachte. Das obenerwähnte Urteil wurde letzt« Woche gefällt. Ob FräuleinMalecka wirklich eine Sozialistin ist, ist sehr fraglich. Inden Kreisen der englischen Genossen war ihr Name bis zurVerhgstung ganz unbekannt. Sie gehört wohl zu der zahl-reichen Gruppe der englischen Intellektuellen, die mit densozialistischen Ideen sympathisieren.Was wird nun Sir Edward Grey,„die mit Eisen-färbe angestrichene Latte", angesichts dieser Schandjustiz an-stellen, um die Rechte einer englischen. Bürgerin, die selbstjetzt von den Russen als Engländerin betrachtet wird, zuwahren? Von allen Seiten bestürmt, windet er sich nachrechts und links und sucht und fiiidet Ausflüchte. Wie anderswürde ein Palmerston oder ein Gladstone dem russischenScheusal zu Leibe gegangen sein! Welch jämmerliche Rolleist doch dem liberalen England in der. Entente mit demrussischen Barbaren zuerteilt worden!Die Antwort auf die deutsche Flottenvorlagr.London, 16. Mai. Unterhaus. M a r i n e m i,«ister Churchill beantwortete verschiedene Fragen überd� Wirkung des neuen deutschen Flottenge.setz es aus den englischen F l o t t e n b n n und er»klärte: Es wird notwendig sein, dem Hause dies Jahr einenErgänzungsflotten etat vorzulegen, ober ich kannnoch nicht sagen, wann die Abstimmung darüber.stattfindenwird. Der Konservative Kapitän Faber fragte Premier»minister A s a u i t b, ob die deutsche Regierung die englischeRegierung im Jahre 1909 dahin informiert hätte, sie beab.sichtige zu dem Flottengesetz von 1908 keine weiteren Bautenvorzünehmen, und ob die deutsche Regierung trotz dieser Er-k'irung jetzt ihre Flott? um drei Dreadnougts vermehre.Asquith entgegnete: Von der deutschen Regierung sindkeine Zusicherungen gegeben worden, und ich kann nicht sagenwelche Absichten sie zu dieser und zu jener Zeit hatte, da esder deutschen Regierung frei stand, ihre Ansicht zu ändern.Trennung von Kirche«nd Staat in WaleS.London, 16. Mai, Nach viertägiger Debatte hat das Unter,hau» heute die zweite Lesung der Bill betreffend die T r e n n u n gvon Staat und Kirche in, Wales mit tzltz gegen8C7 Stimmen angenommen.Marokko.Sammlung aufständischer Streitkräfte in der Nähe von Fes.Paris, 17. Mai. Nach einem Funkeutelegramm des„Matin" aus Fes vom 15. d. M. zählt die in der Gegendvon Tazs angesammelte aufrührerisch? Haxka an 3500Mann, darunter 500 Reiter, und erwartet noch weitere Ver«stärkiingen. Sie sei gegenwärtig leichterer Berproviantierungwegen in drei Gruppen geteilt, die sich auf das erste Signalvereinigen werden. Wenn die Besatzung von FeS hinreichendstark wäre, so würde ein Angriff auf Jiie Harka unternommenwerden, doch seien die verfügbaren Streitkräfte zur Bewach»uns der Stobt um so notwendiger, als die Stimmung derBevölkerung eine sehr feindselige sei. Man müßt« sich damitbegnügen, ein Bataillon an die Sebubrücke, etwa 4 Kilo-meter von Fes, zur Zeberwachung der Bewegungen der Harkazu entsenden.Bevorstehende Kämpfe im Mulujagehikte.Orap, Iß. Mai, Die liier aus U d s ch d a einlaufendenMeldungen lauten andauernd bedrohlich. Besonders der vonjeher unbotmäßige Stamm der Ben» Urain soll sich gegen dieFranzosen erHoven haben. Eine starke Abteilung diesesStammes habe den Mttlujaflutz überschritten und ziehe gegenDebdu heran. Man schätzt diesen Heerhaufen auf 6000 Mann.General Girardot hat eine Kolonne von 4000 Mann gegendiese Aufständischen entsandt,Todesurteil als Beruhigungsmittel.FeS, 17. Mai. Das Kriegsgericht verhandeltegestern gegen 14 Zivilpersonen und Askaris, die der Teil-nähme an den Massakers in Fes angeklagt waren. Neun'wurden zum Tode, vier zu Zwangsarbeit ver»'urteilt. Einer wurde freigesprochen.Wie gemeldet wird, sammeln sich die Hyainas in Tsul.zwanzig Kilometer von Fes.Ein Gegensultan jm Susgebiete.Wie dem„Tempi" gemeldet wird, ist von den Stämmenim Husgebiet« Hgmed el Harbs, Sohn des ScherifS derSamara, zum Sulta« ausgerufen worden. Die Proklamationfand am 6. Mai in Tisnit statt. Der Kair Guelluli und derKalif von Agadir sollen sich für den Gegensultan erklärthaben. Dieser soll die Bildung von kriegerischen Aufge»boten abwarten, um zuin Angriff überzugehen.parlamentarisckes.Aus der Wahlprüfungskommission.Die Wahl des Abg. Dr. L e n s ch(22. Sachsen) wurde ohnesede weitere Erörterung für gültig erklärt.— Dagegen istdie Wahl des Antisemiten H e r z o g(Rinteln-Hosgeismar) be»anstandet worden. Es handelt sich um eine echt antisemitische»p. h. s ch w i n d e lh a f t e Wahl. Außerdem sind etwa 200 Wählernoch nach Abschluß der Wählerlisten in diese eingetragen worden,«in Verfahren, dos nicht zulässig ist.— Die Prüfung der Wahl deSmit polnischer Hilfe im Kreise Fraustadt-Lissa gewählten GrafenOppersdorf zeitigte wieder einmal die interessante Frage, obdie auf der Kanzel betriebene Wahlagitation als unzulässige Wahl-beeinflussung anzusehen ist. Mit 7 gegen 7 Stimmen wurde diesverneint. Außerdem war behauptet datz die Agenten d«SGrafen Geld, und Schnaps gespendet haben, um die Wähler fürihren Auftraggeber zu gewinnen. Die Prüfung der Wahl, die be-stimmt zu einer Beanstandung führen witd, soll in der nächstenSitzung beendet werden.— Die abgeschlossenen Wahlprüfungensollen kommende Woche aus die Tagesordnung des Reichstags ge«.setzt und somit noch vor der Vertagung erledigt werden.Bus der Partei.Gegen den Polizeigewoltstreich im preußischen Dreiklassenhauseprotestierte am Sonntagnachmittag die Wuppertaler Arbeiterschaftin einer großen Bolksversaminlung, die unter freiem Himmel aufeiner Wiese auf der Straße zwischen Elberfeld und Barmenstattfand. Etwa 5000 Personen hatten sich trotz des strömendenRegen« eingesunden. Die Reichstagsabgeordnete!, Genossen Ebertund Bauer kennzeichneten unter lebhaftem Beifall der Bersamm»lung den Gewallstretch der junkerlichen Mehrheit und ihre?Präsidenten gegen die Vertreter des Volke« im preußischen Ab«geordnetenhanse. In einer einstimmig angenommenen Resolutionstimmte die Versammlung der scharfen Verurteilung des Gewalt-streicheS zu. Zahlreiche Bexsammlungsbesucher ließen sich als Mit-glieder in den sozialdemokratischen Verein aufnehmen.PolfzeUCcbeo, Seeicbtlicbes ufw.Bestrafte Verleumdung.Den widerlichsten persönlichen Kampf gegen ihre politischenGegner führt die bayerische Zentrumspresse, und im speziellen stehthierbei an der Spitze der von dem Abg. Held geleitete„Regens-burger Anzeiger". Diese« Blatt hat im Februar d. I. einen gist-sprühenden Artikel über das Landtagswahlabkommen zwischen Sozial-demokraten und Liberalen gebracht und dabei auch von einemChampagnergelage liberaler und sozialdemokratischer Führer im Rat-Hanskeller gesprochen, wobei Lie Liberalen die Zahlenden gewesenseien. Einer der Sozialdemokraten war so deutlich gekennzeichnet---man scheute sich nicht einmal ans ein Fußgehrecheu anzuspielen—•daß man in ihm sofort den Parteisekretär Genossen Burg au er«kennen konnte. Burgau stellte deshalb Beleidigungsklage gegen denverantwortlichen Redakteur Schulte wegen des schweren Vorwurf«des Äbschmierenlassens. Schulte erhielt«0 W. Geldstrafe.' Soziales.Schmuykonkurrrnz.Ein Schuhmachergeselle klagte gegen den Schuh--in a ch e r m?» st e r Hermann Brandt auf Zahlung einesRests ohne« m Höhe von«,14 fßl„. da ihm für geleistete ülcparatltk»arbeiten nicht der tariflich festgelegte Preis ausbezahlt worden.war.Der Bettagte wandte ein, er könne die tariflichen Löhnenicht zahlen, da er von seiner Kundschaft auch nicht die Preisedanach erhalte. Er sei schon 22 Jahxe Meister und wolle sich nichtvon seinen Gesellen bevormunden und die Löhne vorschreiben lassen.DaS JnnungSschiedSgericht verurteilte ani Dienstagden Beklagten zur Zahlung der geforderten Summe. Die auf«gestellten Akkyrdpreiss entsprächen dem Tarif, der von den maß»gebenden Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen abgeschlossenworden sei, um den Gesellen ein E x i st« n z m i n i m u m zu sichern.Ans Grund dieser Löhne hätten die Unternehmer dann ihre Preis«festzusetzen, damit auch sie eristiercn können.Prämien für Unterschlagung von Arbeitergroschen.Gegen die Bestimmungen des Kranken, und Jnvaltdenversiche,rungsgesetzeS hatte der 3« Jahre alte Bauunternehmer MoritzHemvel verstoßen und stand deshalb vor dem Chemnitzer Land-gericht unter Anklage. H. hatte einige Zeit in Harthau bei Chem,Nitz gewohnt und gebaut. In ber Zeit vom 30, April bis 16. Sep.tember hatte ex den von ihm beschäftigten Personen insgesamt247,38 R. Versicherungsbeiträge vom Lohn gekürzt, aber nicht andie Ortskrankeukasse Harthau abgeliefert, sondern sich daran be-reichert. H. ist jetzt in Hamburg wohnhaft und war deshalb vompersönlichen Erscheinen in der Verhandlung entbunden worden.Das Gericht betrachtete seine Verfehlung sehr milde, eS erkannt«auf 50 M. Geldstrafe.347 R. Unterschlagung,_ ab 60 M. Geldstrase als„Geschäfts"unkosten,- bleibt 107 Mi' GewinnsWenn die Richter bei Aburteilung solcher Bergehen sich diesExempel gegenwärtig halten würden, so würde ihnen zum Bewußt,sein kommen, daß so niedrige Strafen bei Veruntreuungen vonArbeitergroschen wie Prämien für Unterschlagung von Arbeiter«groschen wirken müssen. �Weite Auslegung de» Konkurrenzverbots.Eine prinzipielle Frage, die dem Reichsgericht noch nicht vor-gelegen hat. ist ihm unjängst zur Entscheidung unterbreitet worden.Wie es bei Geschästsvertäufen allgemein üblich ist, hatte sich derBeklagte beim Perkauf feiner Abdeckerei in Loburg verpflichtet, imUmkreise von SO Kilometern keine Abdeckerei mehr zu botreibcn nochbetreiben zu lassen� ebensowenig einen solchen Betrieb zu unter»stützen. Beim Verstost gegen diese« Konkumnzverbot verpflichteteer sich zur Zahlung einer Vertragsstrafe von 6000 M. Bald darauferrichtete der Dofm de? Beklagten einen Abdeckereibetrieb inGommern; der Beklagte selbst kaufte das nötige Vieh auf. DieserAbdeckereibetrieb liegt von dem alten nach der Auskunft de« Ka«tasteramts in box Luftlinie 10,06 Kilometer entfernt. Somit ver-stößt der Beklagte gegen das Konturrenzverbot. Er behauptet je»doch, daß die Luftlinie nicht maßgebend sei, sondern die gewöhnlich«Wegstrecke, und die mihi mehr al« 20 Kilometer.Das Landgericht Magdeburg hat sich der Ansicht des Beklagtenangeschlossen und die Klage auf Zahlung der Vertragsstrafe abgo»wiesen. Dagegen hat da? Oberlandesgericht Naumburg erklärt, daßhie Luftlinie mastgrbend ist und dafi der Beklagte die Bertrogsstraf»zu zahlen hat. Da« Oberlandesgericht führt zur Begründung seinesUrteils aus, daß bei diesem Konkurrenzverbot, das die Konkürrenzaus gewisse Entfernungen ausschließt, immer die Luftlinie gemeintist. D'e Parteien hätten zweifellos an einen Kreis gedacht, dessenHalbmesser 20 Kilometer beträgt. Die Bemessung der Strecke nachden öffentlichen Wegen ist schon deshalb unzuverlässig, weil dieWege vielfach geändert werden und aus einem der Konkurrenz füreine Zeit verschlossenen Gebiete plötzlich ein konkurrenzfreies Gebietwerden kann.Die vom Beklagten gegen da? Urteil des OberlandesgerichtsNaumburg eingelegte Revisien ist vom Reichsgericht am Mittwochzurückgewiesen werden: damit ist die weite Auslegung zuungunstender Angestellten bestätigt. Diese Entscheidung steht in krassemWiderspruch zu der Ansicht des Reichsoberhandelsgericht», daß Ver»träge im Zweifel zugunsten des Angestellten auszulegen sind,