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Nr. 114. 29. Jahrg.

Lichtenberg .

Beilage des Vorwärts"- Anzeigen für Süden und Westen.

Vorort- Nachrichten.

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Frankfurter Chaussee. Obwohl durch den Zusammenstoß beide Wagen arg beschädigt wurden, blieben Führer und Kutscher glücklicherweise unverlegt.

Nowawes .

Spandan.

18. Mai 1912.

Mieteeinziehung durch Vermittelung des Arbeitgebers. Vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte wurde gestern eine Räu­mungsklage verhandelt, die von einem Hauseigentümer gegen einen seiner Mieter und zugleich gegen deffen Arbeitgeber angestrengt worden war. Für den Mieter hatte die Jutespinnerei in Stralau, bei der er beschäftigt war, anderthalb Jahre hindurch allmonatlich die Miete an den Wirt ausgezahlt, wofür sie allwöchentlich einen Teilbetrag des Lohnes zurückbehielt. Als nun der Mieter die ihm nicht mehr behagende Wohnung vor Ablauf des Mietvertrages auf­geben wollte und an seiner Arbeitsstelle meldete, daß er zu Anfang Mai umziehe, hörte die Jutespinnerei auf, an den bisherigen Hauswirt zu zahlen. Die Frau des Mieters hatte mit Wissen der Frau des Wirtes bereits die Wohnung berlaffen und von der be­cheidenen Habe mitgenommen, was sie für das nötigste hielt. Der Wirt aber flagte hinterher gegen den Mieter und gegen deffen Ehefrau auf Räumung der Wohnung und auf Zahlung der Miete für Mai und dehnte die Klage auch auf die Jutespinnerei aus, an die er einen Anspruch darauf zu haben meinte, daß durch sie die Miete an ihn gezahlt werde. Vor Gericht ließ die Jutespinnerei erklären, es sei richtig, daß sie aus dem Lohn die Miete an den Wirt gezahlt habe, doch niemals habe sie gegenüber ihm eine Ver­pflichtung hierzu übernommen, und sie fönne eine solche keinesfalls anerkennen. Da der Wirt daraufhin die Klage gegen die Jutes spinnerei ohne weiteres zurückzog, so erfuhr man leider nichts Näheres über dieses cigenartige Mieteeinziehungsverfahren, das die Jutespinnerei nicht etwa nur bei diefem einen Arbeiter geübt hat. Die Klage gegen das Ehepaar, die der Wirt aufrecht erhielt, inter­effiert weniger. Der Ehemann gab an, daß er die Wohnung nicht länger habe behalten fönnen, weil sie infolge undichtheit des Daches naß gewesen sei. Als er auf Verlangen des Klägers den Beweis anbot, daß er bereits vor Monaten den" Bortier" als den Stell­vertreter des Eigentümers davon in Kenntnis gesetzt habe, beans tragte der klagende Wirt, im Hinblick auf die durch die Beweis­erhebung entstehenden Kosten den Verklagten zur Zahlung eines Borschusses anzuhalten. Dem Verklagten wurde vom Vorsitzenden eröffnet, daß die beantragte Beugenladung nur erfolgen werde, wenn er binnen einer Woche 3 M. Vorschuß zahle. Er lehnte ab: Machen wir nicht!" und kündigte an, daß für den Wirt von ihm nichts zu holen sein werde.

Die Jutespinnerei ist noch heute verpflichtet, an ihn den in Gestalt der Miete gezahlten Lohn zu zahlen. Die Mietezahlung hat nach dem Lohnbeschlagnahmegesetz und nach§ 115 ff. G.-O. feinerlei Wirkung dem Arbeiter gegenüber.

Aus aller Welt. Nach der Schlacht.

Stadtverordnetenversammlung. Die am Mittwoch von dem Der Uebergang im Zuge der Kirchstraße ist wegen der Eisenbahn­Stadtverordneten Witte als dem Alterspräsidenten einberufene höherlegung seit Mittwoch, dem 15. d. Mts., für jeglichen Verkehr außerordentliche Versammlung hatte nur die Wahl eines stell­außerordentliche Versammlung hatte nur die Wahl eines stell- gesperrt. Der Durchgangsverkehr für Fußgänger wird durch die bertretenden Stadtverordnetenvorstehers vorzunehmen. Die beiden ordnungsmäßig gewählten Herren begaben sich sofort nach der Wahl Unterführung an der Bülowstraße und der Verkehr für Fuhrwerke ordnungsmäßig gewählten Herren begaben sich sofort nach der Wahl durch den zum Teil fertiggestellten Uebergang im Zuge der Eisen­auf die Reise. Anstatt schon in der vorigen Situng auf geschäfts- bahnstraße geleitet. ordnungsmäßigem Wege einen Stellvertreter zu wählen, wollte man einfach von dem in der ersten gemeinsamen Sizung der ehe- Wegen Küchenbrandes wurde die Feuerwehr in der Nacht vom maligen Gemeindevertretung von Rummelsburg und der Stadt Mittwoch zum Donnerstag nach dem Hause Wallstr. 14 gerufen. In verordnetenversammlung von Lichtenberg ordnungswidrig als der Stüche des Schuhmachers Krüger war aus bisher unaufgeflärter dritten Vorsteher gewählten Herrn Aigte die Geschäfte führen Ursache Feuer ausgebrochen, das an verschiedenen leicht brennbaren lassen. Der Protest der Sozialdemokraten hob hervor, daß einmal Gegenständen reiche Nahrung fand und sich deshalb schnell aus die damalige Wahl des Herrn Aigte gegen die Geschäftsordnung breitete. Dem energischen Eingreifen gelang es jedoch bald, des Das Ehepaar, das nichts ahnend in verstoße, dann aber auch der Magistrat dem ungesetzlichen Be- Feuers Herr zu werden. Schluß allerdings nur aus Bersehen noch nicht beigetreten sei. einem Rebenzimmer schlief, hätte vielleicht den Erstickungstod ge Der Magistrat und die bürgerlichen Bertreter wollten damals weder funden, wenn nicht ein gegen 12, Uhr heimkehrender Hausbewohner, das eine noch das andere Bedenken gelten laffen. Mittlerweile durch den intensiven Brandgeruch aufmerksam gemacht, sofort haben fich die Herren wohl davon überzeugt, daß die Sozialdemo- Alarm geschlagen hätte. fraten vollständig im Rechte waren, und wie Figura zeigt, ließen fie fich von den Umstürzlern wieder auf den Weg der Ordnung und des Gesetzes leiten. Die Mehrheit der abgegebenen Stimmen Stadtverordnetenversammlung. In der Sizung am Mittwoch machte Herrn Aigte zum vorübergehenden Leiter der Geschäfte; wurde zu Beginn Kenntnis gegeben von einem Schreiben des Genosse Grauer blieb in der Minderheit. Damit war die Tages- Kuratoriums für das Bestattungswesen in Berlin , welches auf eine ordnung der außerordentlichen Versammlung erschöpft. Herr Anfrage des hiesigen Magistrats die Mitteilung macht, daß auch Aigte eröffnete nunmehr die von Herrn Plonz einberufene ordent- die Leichen Spandauer Einwohner von dem Berliner Krematorium liche Sihung, in der zunächst eine Reihe Wahlen zweds Verstärkung zur Einäscherung übernommen werden; die Kosten sollen nicht der bestehenden Kommissionen und Deputationen durch Stadt- höher sein als für Berliner Einwohner. Bei der Fluchtlinien­berordnete aus dem früheren Rummelsburg vorzunehmen waren. festfehung für die Kammerstraße entspann sich eine lebhafte Aus­Die Zuwahl ergab, soweit unsere Genoffen in Betracht kommen, sprache über die Besetzung der einzelnen Deputationen. Stadtv. folgendes Resultat: Baudeputation John, städtische Werke John, Dr. Baumert beschwerte sich darüber, daß er keine Gelegenheit Ranalisationen Günther und Wigle, Rieselgut Tempel und gehabt hätte, in der Fluchtliniendeputation auch seine maßgebende Kertscher, Grundeigentumsdeputation Bitter, Part- und Friedhofs- Ansicht zu diesem bedeutsamen Werte fundzugeben, da die deputation John, Straßenreinigung Wiske, Feuerlöschdeputation Dezernenten es belieben, die Sizungen mehrerer Deputationen Günther, Einquartierungsdeputation Stephan, Gesundheits- immer zu ein und derselben Stunde anberaumen. Bürgermeister deputation Ritter , Petitionsausschuß Müller, Ausschuß zur Wolf erwiderte, daß es sich nicht vermeiden lasse, daß einzelne Prüfung bon Stadtverordnetenivahlen John, regl. Stassen- Sigungen kollidieren; es sei aber ein Mißstand, daß manche Stadt revisionen Tempel, Kommission für soziale Angelegenheiten Witte. verordnete in 8 bis' 9 Deputationen fizen. Diesen Standpunkt Eine lange Debatte entfesselte sodann eine Vorlage, die den Aus- vertrat auch Stadtv. Pied( Soz.), der darauf hinwies, daß gewisse tausch von Grundstüden zwischen der Stadt und der Stiftung Herren, meistens solche aus der ersten Abteilung, bei der Wahl in Evangl. Gemeinde- und Krankenhaus Kaiserin Augusta Vittoria die Deputationen immer bevorzugt werden; andere, die auch gern verlangte. Mehrere bürgerliche Vertreter wollten einen bei einer arbeiten möchten, werden stets beiseite geschoben. Für den Beschlußfassung in der früheren Gemeinde Rummelsburg unter- weiteren Ausbau des Hafens wurden dann 64 300 m. bewilligt. gelaufenen Irrtum zu einem Vorteil für Sichtenberg ausnuten. Auf eine Anregung, dort auch eine Dampferanlegestelle zu errichten, Unsere Genossen widersprachen solcher Pragis. Schließlich wurde wurde geantwortet, daß der Versammlung demnächst eine solche dann auch die Vorlage mit 28 Stimmen angenommen. Für einen Vorlage unterbreitet werde. Die Errichtung eines Lehrerinnen­Aus Paris wird uns geschrieben: Auch die bürgerliche Bresse von der anderen Seite gestellten Antrag, die Vorlage zweds Durch seminars im Anschluß an das neuzuerbauende städtische Lyzeum scheint etwas wie Scham zu überkommen angesichts der so wenig fiebung an eine Kommission zu verweisen, hatten sich nur bildete den Mittelpunkt des Interesses innerhalb der Versammlung. 23 Stimmen ergeben. Mit dem gleichen Stimmenverhältnis war Stadtv. Berlin hätte statt des Seminars lieber eine sogenannte imponierenden Rolle, die die Staatsgewalt in ihrem Kampf gegen übrigens auch Stadtverordneter Aigte gegen den Willen der durch Studienanstalt gesehen, deren Absolvierung nicht nur die Be- die Banditen Garnier und Ballet gespielt hat. Blätter aller eine Anzahl Rummelsburger Herren verstärkten Gruppe Schachtel- rechtigung zum Lehrerinnenberuf, sondern auch zum Besuch Nichtungen greifen die Polizei wegen ihrer theatralischen In­Rott in die Schulfommission gewählt worden. Ohne Widerspruch technischer Hochschulen und zum Studium der Medizin mit sich fzenierung der Ergreifung und ihrer dabei an den Tag gelegten fand eine Vorlage Annahme, die eine Verlängerung des unter bringen. Der Redner bedauerte es, daß die preußische Staats- organisatorischen Unfähigkeit an. Neun Stunden lang irdischen Regenwassertanals im Weißenfeer Wege bezwedt. So- regierung, welche diese Studienanstalten selbst in Anregung ge- hat man finnlos in der Nacht auf eine Mauer losgeknallt, in einem dann waren wieder einmal 600 m. gefordert, als Rückerstattung bracht habe, jetzt sonderbareriveise die Genehmigung zur Errichtung folchen Durcheinander, daß drei Polizisten von ihren von vor 20 Jahren aufgewendeten Bürgersteigherstellungstoften. derselben in den meisten Fällen versage. Diese Auffassung fönnte Rollegen verwundet wurden, man holte einen Schein­Unsere Genossen sind der Ansicht, daß in einem neueren Prozeß man teilen, wenn man nicht Ursache zu der Annahme hätte, daß die Dynamit- und Melinit­verfahren die ungültigkeit solcher Ansprüche an die Stadtgemeinde Stadtv. Berlin , der selbst Oberlehrer ist, mehr im Sinne seiner werfer, der nicht funktionierte, zu erweisen sei, deshalb lehnte fie auch jetzt die Bewilligung der Berufskollegen sprach, die in der vermehrten Ausbildung von bomben bersagten oder blieben wirkungslos. Dafür stieg Herr eigenhändig Forderung ab. Giner Magiftratsvorlage zufolge wurde beschlossen, Lehrerinnen eine unwillkommene Konkurrenz erblicken. für die Asphaltierung der Kronprinzenstraße, auf einer Strede großer Mehrheit beschloß die Versammlung die Errichtung des abzufeuern.... Doch ist das alles eher tragikomisch, so wirken die von 75 Meter vor dem Schulgrundstück, 11 200 m. au bewilligen. Seminars; eine siebenklassige Volksschule soll als llebungsschule Szenen, die sich im Umkreise der Banditenvilla abgespielt haben, Für einen von unseren Genossen gestellten, über die Magistrats- miterrichtet werden. Das Schulgeld für den Besuch des Seminars ganz anders. Wir lesen darüber in der Betite République": Bir borlage hinausgehenden Antrag, der die Asphaltierung der Scharn- wurde auf jährlich 140 M. festgesetzt; für auswärtige Besucherinnen beklagen die Gegenwart dieser Männer im Frad, dieser de. weberstraße bis zum Trabeplak verlangte, stimmten nur drei beträgt es 200 M. Genosse Pied sprach sich gegen ein höheres tolletierten Frauen, dieser berühmten änzerinnen, bürgerliche Herren. Der Antrag entsprang den gleichen Motiven Schulgeld für auswärtige Besucherinnen aus, doch wurde bem­wie die vorige Forderung, nämlich, das den Schulunterricht gegenüber betont, daß diese Gitte überall bestände und daß die die die Nachtrestaurants verlassen hatten und zur Menschen­störende Straßengeräusch zu vermindern. In der anschließenden Stadt auch Zuschüsse zu dem Seminar leisten müsse, so daß diese lagd wie zu einer Tierbas gekommen waren. geheimen Sigung gelangten nur Personalfragen zur Erörterung. Maßnahme gerechtfertigt sei. Als Bauplatz für das Lyzeum nebst Wir empfinden Abscheu vor jenen Entarteten, die in wildem Wett­Seminar und lebungsschule wurde ein Grundstück zwischen lauf herzustürzten, um ihr Taschentuch in das Blut der Charlottenburg . Astanier- und Hohenzollernring gewählt. Sodann wurde eine Elenden zu tauchen, vor den Wütenden, die zuckende Leichen Die neue Charlottenburger Speisehalle in der Grünftraße 16 Submissionsblüte zur Kenntnis der Stadtverordneten gebracht. mit Fußtritten schlugen. Und nicht mit Fußtritten und Stoc erfreut sich seit dem Tage der Eröffnung eines außerordentlich Die Gebote für die Herstellung von Pflasterarbeiten in der Nonnen - hieben, sondern, wie bürgerliche Blätter bezeugen, mit Händen guten, stets steigenden Besuches. Es sind seit dem 14. April, dem damm- Allee und in der Siemensstraße schwankten zwischen 21000 und sogar mit den Zähnen wurden die Leichen Eröffnungstage, bis einschließlich 8. Mai neben einer Unmenge von und 65000 M. Beantragt wurde, den Zuschlag der Firma Butterbroten, Staffee, Kakao, Limonade usw., bereits 21 893 Portionen Callies u. Co. zu erteilen, die 25 000 m. fordert. Genosse Pieper erfleischt. Aber nicht das Publikum allein löst bei den warmes Eſſen verkauft, also durchschnittlich 875 Portionen pro Tag. schlug bor , die Ausschreibung noch einmal vorzunehmen, da die Beschreibern solche Gefühle aus. Die" Petite République" schildert Die höchste Ziffer wurde am Sonntag, den 5. d. Wits., mit 1280 Submittenten jedenfalls nicht die nötigen Unterlagen für ihre An- die Erstürmung des Hauses durch die Polizisten und Soldaten Portionen erreicht. gebote gehabt haben. Dem wurde jedoch vom Stadtrat Gebens- folgendermaßen: Eine tolle, unbegreifliche, unentschuldbare Leben widersprochen, worauf die Vorlage zur Annahme ge- Wut hatte sich der Angreifer bemächtigt. Sie schossen alle, ohne Langte. Allseitiger Unwille über die Staubplage wurde laut bei anzuhalten, aus unmittelbarer Nähe auf die zwei der Vorlage auf Anschaffung eines weiteren Sprengwagens. Vom los, die nichts mehr als 2eichen waren. Und als diese Magistratstisch wurde schleunige Abhilfe versprochen. Auf die Tagesordnung der nächsten Sigung wird ein Antrag des Stadtv. bon Kugeln durchsiebt waren, betrachteten sie sie mit offenbarer Be­Schreiber gesetzt werden, der die Errichtung einer Freibade- friedigung ob ihres Sieges..." anstalt in der Wilhelmstadt fordert.

Pflegestellen für Säuglinge gesucht, doch nur in Charlottenburg . Gewährt wird ein monatliches Pflegegeld von 25 M. und Be­leidung, ärztliche Behandlung und Arznei. Meldungen baldigit an die Geschäftsstelle der Waisenverwaltung Charlottenburg, Kirchhof ftraße 9, Hinterhaus, Erdgeschoß, Zimmer 21, Sprechstunde wert­täglich von 12-2 Uhr.

Schöneberg .

Festnahme einer gemeingefährlichen Zigeunerin". Die Schöne­berger Kriminalpolizei ergriff gestern eine angebliche Zigeunerin namens Emma Braun im Friedenauer Ortsteil der Stadt, auf die schon seit längerer Zeit gefahndet worden war. Die 40 Jahre alte " Zigeunerin", die den Berliner Jargon mit verblüffender Sicherheit beherrscht, hatte in den südlichen Vororten mehrfach Dienstmädchen und sonstigen einfältigen Gemütern unter allerlei Hofuspolus und Wahrsagerei Schmudgegenstände und Geldsummen bis zur Höhe von 150 M. abzuschwindeln verstanden.

Zehlendorf ( Wannseebahn ).

Eine Maffenversammlung, wie fie Zehlendorf noch nicht gesehen hat, fand im Miedschen Saale statt. Das Referat über Preußen in der Welt voran!" hatte der Abgeordnete Genoffe Dr. Karl Liebknecht übernommen. In fünfviertelstündiger, scharf pointierter Rede fennzeichnete Liebknecht die Vorgänge der letzten Tage. Sein oft von stürmischen Beifallsfundgebungen unterbrochenes Referat flang aus in der Zusicherung, daß die sozialdemokratischen Vertreter sich durch die Gewaltmaßregeln des Junkerparlaments in der Er Die füllung ihrer Pflichten nicht beeinflussen lassen werden. imposante Bersammlung wurde mit einem Gesangsvortrag des Arbeitergesangvereins Echo" eingeleitet und auch geschlossen. Ober- Schöneweide.

Gerichts- Zeitung.

Die Berführten".

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Mit Lépine auf ein Dach,

Der Hyanfche Noman Die Verführten", welcher, wie mitge. teilt, vor einigen Tagen Gegenstand eines mit Freisprechung ge­endeten Prozesses vor dem Landgericht III war, ist am Dienstag und Mittwoch dieser Woche auf Beranlassung der Staatsanwalt schaft bei dem Landgericht I von neuem beschlagnahmt worden, trok Freigabe durch das Landgericht III. Das Buch unterliegt nämlich, nach der Auffassung der Staatsanwaltschaft, trotz der freisprechenden Entscheidung der Konfistation auf Grund eines Urteils vom De­zember v. J.. Damals ist es durch ein längst rechtskräftiges Urteil vom Landgericht I als unzüchtig eingezogen worden.

Heiratsschwindel.

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um

Jm Rettungsboot verhungert.

einen Rarabiner

Aus New York wird ein furchtbares Nachspiel zu der " Titanic " Ratastrophe gemeldet. Ein dort eingetroffenes Funtentelegramm. berichtet, daß der Dampfer ein Rettungs­boot der untergegangenen" Titanic " aufgefischt hat, in dem fich drei Leichen befanden. Während zwei der Toten offenbar zu der Besatzung des Schiffes gehören, handelt es sich bei dem dritten um einen Passagier namens Thomas Beatt. Der Zustand der Unglücklichen ließ erkennen, daß sie aus Mangel an Nahrungsmitteln gestorben sind.

Der Papst als Flieger.

Was manche Priester ihren frommen Schäflein bieten können, ohne ausgelacht zu werden, zeigt eine Meldung des Nordhalbener Grenzboten" aus Innsbrud: Während der akademischen Predigt, die der Jesuit P. A. Sch in eykert hielt, gab es eine fleine Sensation. Der Prediger versicherte nämlich, aus bester Quelle in Rom es zu wissen, daß vor einiger Zeit Papst Pius X. in seinem Arbeitszimmer frei in der Luftschwebend angetroffen wurde. Eine Reihe von vatikanischen Persön­lichkeiten, die zum seltenen Schauspiel herbeigerufen wurden, waren 8eugen dieses Wunders. Der Papst, aus der Ekstase ge­wedt, ersuchte, über die Sache Stillschweigen zu bewahren. Dagegen wurde ihm das Bedenken geäußert, daß es bereits zu viele Personen gesehen hätten, als daß die Verheimlichung noch möglich wäre. Der Prediger fügte noch bei, es sei natürlich nie. mand verpflichtet, dies zu glauben, indes habe er dieses Faktum von verläßlicher Seite erfahren. Es wird wohl trotz des Wunders" beim Flugsport die Methode Schwerer als Luft" Geltung behalten.

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Unter der Anklage des Heiratsschwindels hatte sich der Re­dakteur Dr. phil . Adolf Henle gestern vor der dritten Straffammer des Landgerichts I zu verantworten. Der Angeklagte, welcher mit einem süddeutschen Erzbischof, sehr nahe verwandt ist, war in den Jahren 1905 und 1906 bei einem Buchdruckereibesiter in der Strausberger Straße angestellt gewesen. Mitte des Jahres 1905 machte er die Bekanntschaft einer Krankenpflegerin Anna B., mit Ueber die sozialen Umwälzungen am Ausgang des Mittelalters der er ein intimes Liebesverhältnis einging, trotzdem er verheiratet referierte in der letzten gutbesuchten Mitgliederversammlung des war. Kurze Zeit nachdem er sich mit der B. verlobt hatte, machte Wahlvereins Genoffe Bimmermann. Der inhaltsreiche Vortrag wurde er im Tiergarten die Bekanntschaft einer Näherin S., mit der er mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Hierauf entspann sich eine leb- ebenfalls ein Verlöbnis einging. Als Dritte im Bunde " gefelte hafte Debatte darüber, daß einige Genossen sich die Bekämpfung sich zu den zwei Bräuten noch eine Frau F. Die Anklage wirft eines gemeinschaftlichen Beschlusses des Wahlvereins und des Ge- dem Angeklagten vor, daß er diese Berlöbnisse nur eingegangen sei, werkschaftskartells angelegen sein ließen. Die Versammlung sprach um seinen Bräuten unter der falschen Vorspiegelung, er fönne bei den betreffenden Genossen eine Rüge aus. Des weiteren sprachen einer hiesigen Zeitung eine Stellung als Chefredakteur annehmen, die Genossen die Meinung aus, daß aus Anlaß der Vorkommnisse deren Ersparnisse abzunehmen. Tatsächlich hat der Angeklagte Ein schweres Automobilunglüd ereignete fich am Donnerstag in im preußischen Abgeordnetenhause der Parteivorstand sofort eine um airfa 2500 m. von seinen Bräuten" erhalten. Als Dr. H. die unmittelbarer Nähe der Stadt Bielefeld . An dem Unfall waren fangreiche Proteftattion hätte einleiten müssen. Entdeckung befürchten mußte, flüchtete er nach der Schweiz , welche brei Automobile beteiligt. Zunächst fuhr der Benzinwagen des ihn aber auf Grund eines Steckbriefes an Deutschland auslieferte. Staufmanns Schwabodijsen- Herford in den Chaussee­In der gestrigen Verhandlung wurde wegen Gefährdung der Sittlichkeit die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Das Urteil lautete graben, wobei der Chauffeur schwer verlegt wurde. Der auf 4 Monate Gefängnis unter Anrechnung von zwei Monaten Befiger des Automobils holte Fuhrwerke zur Hilfeleistung her­bei. An dem Hilfswerk beteiligten sich auch die In­der erlittenen Untersuchungshaft.

Mahlsdorf - Kaulsdorf a. d. Dstbahn.

Ein Zusammenstoß zwischen einem Brauereiwagen der Firma Schulze- Friedrichsfelde und einem Automobil der Firma Tiek weignete fich in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag auf der

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Die Autoraferei.