Zeitungen nicht da» Hell dies«, �tsenbahaseMga� SnstaRengefährden?....Beim Ainan�etat gab e» eine nichts Neue« liefernde Debatteüber die Belastung der Kommunen.Beim Etat des Herrenhauses bezeichnete der BerichterstatterDr. O e h l e r die bekannten Mitteilungen des Genossen Hoff-mann über die Dachgärtnerei und Viehzüchterei des Herrenhaus-gebäudeinspektors und seine Herrschaft über die Diener als über-trieben, unrichtig und geschmacklos— ohne näher daraufeinzugehen. Das ist bequemer und sicherer....Sympathischer war den Erlauchten und Edlen natürlich eineDebatte über die Hengsten- und Vollblutzucht, der man im Vereinmit dem Minister von Schorlemer liebevoll oblag.Montag: Fortsetzung.Der Reichskanzler und Freiherr d. Zedlitz.Seit längerer Zeit schon führt ein Teil der GefolgschaftHehdebrandts und der freikonservativen Scharfmacher gegenHerrn v. Bethmann Hollweg einen halbversteckten Kampf, dasie diesen von der Natur zum stillvergnügten Pädagogeneines kleinen Gymnasialstädtchens bestimmten„Staatsmann"gerne durch einen starken Mann ü In Erffa ersetzt sähen. DasHaupt dieser scharfmacherischen Clique ist Freiherr v. Zedlitz,der Inspirator der„Post", der keine Gelegenheit versäumt,allerlei Anklagen gegen Herrn v. Bethmann Hollweg zu er-heben und diesen bloßzustellen. Es ist deshalb durchaus be-greiflich, daß Freiherr v. Zedlitz auch das gestrige Auftretendes Reichskanzlers im Reichstage einer scharfen Kritik unter-zieht und ihn in der„Post" beschuldigt,„seinen Kaiser"verlassen zu haben. Die„Post" schreibt nämlich:„Ein deutscher Kanzler, der seinen Kaiserverließ; wann hat die Welt das Schauspiel gesehen? Osten-tativ hatte Herr v. Bethmann Hollweg den Saal verlassen, alsScheidemanns erste große Schmähung ohne präsidiale Rüge blieb.Inzwischen hatte er sich dann wieder eingefunden und still auffeinem Sitze Platz genommen, bis die Reihe der Redner an ihnkam. Und als nun seine Zeit erfüllet war, erhob er sich, igno-rierte vornehm die unerhörte Beschimpfung Preußens durchScheidemann, ging darüber hinweg, daß dieser direkt und in-direkt den König von Preußen des Woribruchs geziehen hatte,und wandte sich zum Thema. Ist das die Art eines deutschenReichskanzlers? Wir wollen nicht den Geist Bismarcks be-schwören, aber sein armseliger Epigone, der nicht geradeFischblut in den Adern gehabt hätte, wäre in einem solchenMomente aufgesprungen und hätte seinen Kaiser und sein Vater-land gegen diese Schmähung verteidigt. In erster Linie ver-langen wir doch von einem deutschen Reichskanzler, daß er einMann ist, daß ihm das Blut heiß durch die Adern jagt, wennes sich um seines Monarchen, um seines Vaterlandes Ehrehandelt. Hat er das nicht, so mag er Vorsitzender einesästhetischen Teekränzchens werden, aber zumKanzleramt taugt er nicht. Wo soll bei einem sokläglichen Verhalten der Respekt des Volkes herkommen, das Ver-tvauen, daß er auch die schwierigsten auftauchenden Situationenmeistern werde? Denn schließlich und unter Umständen gehörtzum Kanzleramt doch auch die Fähigkeit, in Machtfragen, inEhrenfragen des Reiches, bei denen es um Krieg oder Friedengeht, das entscheidende Wort zu sprechen, und wer soll diese Ent-schlußkraft von einem Manne erwarten, der einem simplen> parlamentarischen Konflikt in gouvernantenhafter Zu-rückHaltung ausweicht? Wenn ein anständiger Mann von Wege-t lagerern überfallen wird und mit der Begründung ausreißt, daßsie nicht satiefaktionSfähig sind, so ist das ein Verhalten, für dasnun einmal im deutschen Volke kein Verständnis besteht. Undwenn beute der König von Preußen des Wortbruchs geziehenwird und sein Minister nicht in flammender Rede dagegen Protesterhebt, so ist daS ebenfalls ein Verhalten, für das uns und demVolke das Verständnis abgeht. Niemals aber war einKönig von Preußen verlassener, als gesternWilhelm II. eS war!"Herr v. Zedlitz mag darin recht haben, daß der Reichs-kanzler sich weit besser für den Posten des Vorsitzenden einesästhetischen Teekränzchens als für das Kanzleramt eignet undim Reichstag eine schlechte Figur abgibt; aber es zeugt voneiner geradezu lächerlichen Selbstüberschätzung, wenn er meint,er oder Erffa oder eine andere gleichwertige Person würdeneine bessere Rolle spielen. Während Herr v. Bethmann Holl-weg immerhin einiges Talent für das Fach ästhetischer Gou-vernanten hat, langt es bei Herrn v. Zedlitz, wie seine tönen-den Phrasen iin preußischen Abgeordnetenhaus beweisen,kaum zum' leidlichen Blechmusikanten vierter Güte. MitLeuten seines Kalibers, dcß mag er sich versichert halten, wirddie Sozialdemokratie auch noch fertig.Die Rache der Junker.Die Geschäftsordnungskommission des preußischen Ab-geordnetenhauses hat Sonnabend beschlossen, den Anträgenauf strafrechtliche Verfolgung der Genossen B o r ch a r d t undLeinert wegen Hausfriedensbruchs bezw. Widerstandesgegen die Staatsgewalt, sowie auf Einleitung eines Straf-Verfahrens gegen den„Vorwärts" wegen Beleidigung des.Hauses Folge zu geben. Gegen den Antrag stimmte nurder Pole und der Sozialdeinokrat.Das Plenum wird sich voraussichtlich Dienstag oder spä-testens Mittwoch mit der Frage befassen.Denunziantentum und Eingemeindungsfrage.Das preußische DreiklassenhauS hat bekanntlich vor 14 Tagendie Eingemeindung Vohwinkels in Elberfeld abgelehnt.Dies war ein Sieg des Landrats von Mettmann und seinerreaktionären Clique. Der Bürgermeister Bammel vonVohwinkel sah in der Eingemeindung Vohwinkels mit Elberfelddie beste Lösung, um mit leichter Mühe den längst notwendigen An-forderungen, die die Regierung an die Gemeinde gestellt hat, ge-recht zu werden. Er entsprach darum auch den Beschlüssen desGemcinderats und unterstützte die Eingemeindung.Jetzt suchen die Eingcmeindungsgegner nach Mitteln, um s ichdieses unbequemen Bürgermeisters zu cntledi-gen. Von dem Fabrikanten Muthkkann von Vohwinkel ist eineBeschwerdeaktion gegen den Bürgermeister Bammel eingeleitetworden. Besagter Muthmann hat eine Beschwerdeschriftan den Regierungspräsidenten mit einer AnzahlUnterschriften Vohwinkeler Burger abgesandt des Inhalts, daßgegen den Bürgermeister Bammel ein Disziplinarvcr-fahren zwecks Suspendier u n g vom Amte einge-leitet werde, weil er mit Sozialdemokratenkorrespondiert und verhandelt und ihnen amtlichesMaterial geliefert haben soll.Auf den weiteren Verlauf der Dinge kann man gespannt sein,um so mehr als die Unterschriften für die sonderbare denunziato�rische, dabei joder Unterlage entbehrende Bcschwcrdeschrift. auf sehreigentümliche Weise zustande gekommen sind. Jedenfalls wirkt esgeradezu lächerlich, wenn man einem Bürgermeister, der weiternicht» getan hätte, als die Bürger gleichmäßig zu behandeln, denProzeß machen will,Der„diebische- sozialdemokratische RetchStagStardidat.Nach Ansicht des Schöffengerichts Borna darf ein natio-naler Reichstagswähler mit Seelenruhe behaupten, der sozial-demokratische Reichstagskandidat sei ein Dieb. Es geschiehtdem nationalen Wähler nichts. Am Tage vor der Reichstags-lvahl gebrauchte nämlich der Gutsbesitzer und Hauptmann a. D.Georg Hochheim in Zöpen in der Gaststube des dortigen Gast-Hofs Aeußerungen, aus denen hervorging, der sozialdemo-kratische Kandidat Ryssel sei wegen Diebstahls vom Real-gymnasium verwiesen worden.Das Schöffengericht Borna erklärte jedoch am 29. Februarden Reichsverbändler Hochheim für straffrei. Die Begrün-dung dieses Urteils ist für unsere Rechtsprechung so charak-teristisch, daß wir sie im entscheidenden Teil hierher setzen:„Der Angeklagte hat die festgestellte Aeußerung in eineröffentlichen Gastwirtschaft bor allen Gästen getan. Diese Artder Aeußerung ge währte die einzige Möglich-keit, am Borabend der R e ich s tags w a hl diesenfür den Ausfall der Wahl nicht unbedeutendenUmstand einem möglichst großen Wählerkreisenoch bekanntzugeben. Nach seiner Versicherung hat auchbei seiner Aeußerung Hochheim die Absicht gehabt, möglichstvieleWählerdemKandidatenRysselabspenstigzu machen und so indirekt dem von ihm unterstützten natio-nalen Kandidaten zu nützen. Er ist von der Richtig-keit dessen, was er gehört und was er am Stammtisch behauptethat, überzeugt gewesen. Das hat er erklärt und das muß ihmgeglaubt werden, da Grund zu einem Zweifel in keiner Weisehervorgetreten ist. Nach Ansicht des Gerichts hat jeder Wählerein berechtigtes Interesse daran, daß der von seiner Partei auf-gestellte Reichstagskandidat aus der Wahl siegreich hervorgeht,und jeder Wähler, der sich in diesem Sinne betätigt, sei es, daßer den eigenen Kandidaten im Wahlkampf verteidigt, sei es, daßer den Gegenkandidaten angreist, handelt, so lange er nur gut-gläubig ist, und seine Behauptungen nicht wider besseres Wissenaufftellt, in Wahrung berechtigter Interessen."Der reichsverbändlerische Beleidiger wurde freigesprochenund Genosse Ryssel sollte obendrein die Kosten bezahlen, ob-wohl der Reichsverbändler zugeben mußte, daß er eine Un-Wahrheit weitererzählt hatte.Ein juristisches Filigranstückchen I Das Landgericht Leip-zig aber, das Ryssel anrief, machte dem Reichsverbändler so-fort, ehe noch in die Verhandlung eingetreten War, den Vor-schlag, eine Ehrenerklärung zu erlassen, eine Bußezu zahlen und die K o st e n zu übernehmen. Und der Reichs-verbändler sträubte sich keinen Augenblick. Es wurde dieseErklärung festgestellt:„Der Angeklagte erklärt, daß er gegen diepersönliche Ehrenhaftigkeit des Privatklägersnichts einzuwenden habe und bedauere, wennderartiges aus seinen Aeußerungen hat ent-nommen werden können. Der Angeklagte zahlt 30 M.zu gunften Bedürftiger der Gemeinde Sahlis, die der Vorsitzendeder Amtshauptmannschaft zur Verfügung stellen wird, und über-nimmt sämtliche gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten. DiePrivatklage wird zurückgenommen. Der Angeklagte ist einver-standen, daß auf seine Kosten im„Bornaifchcn Tageblatt" derWortlaut des Vergleichs bekannt gemacht wird."Borna, in dem das erste, als völlig unhaltbar erkannteUrteil gefällt wurde, liegt im Wohlkreis des Neichsverbands-generals v. Liedert._Die Ostmarkeuzukage».Bei der zweiten Lesung des Postetats ist die Oftmarkenzulagegestrichen worden. Die Postverwaltung verhandelte nun eifrig mitden bürgerlichen Parteien, und das Resultat ist ein Antrag, der ausder Mitte des Reichstages gestellt wird, in allen gemischtsprachigenBezirken diese Zulage zu gewähren. Der Antrag ist aber so gefaßt,daß er weiter nichts bedeutet, als lediglich die Wiedereinführung derOstmarkenzulagen. Der Antrag sieht nämlich vor, daß diese Zu«lagen nur in den Bezirken gezahlt werden, in denen mindestens60 Prozent der Bevölkerung sich einer anderen als der deutschenSprache bedienen. Praktisch läuft dies darauf hinaus, daß außer inden Ostmarken höchstens noch in zwei lothringischen Bezirken dieseZulagen gewährt werden. Die sozialdemokratische Fraktion wirddieses Gaukelspiel nicht mitmachen, sondern beantragen, die Zulagenallen Postbeamten zu gewähren. Den bürgerlichen Parteien wirddamit wieder einmal Gelegenheit geboten, ihre Beamtenfreundlich-keit zu erweisen._Deutsche Soldaten, die auf dem Bauch kriechen müssen.DaS Oberkriegsgericht in Nürnberg hatte wieder einmal übereinen Fall zu richten, der unsere Kasernenkultur drastisch beleuchtet.Der Unteroffizier Joseph Parzewall vom 11. Jnfanterie-Regiment,ein Kapitulant. Hai vom Kriegsgericht der S. bayerischen Divisionzwei Monate Gefängnis erhalten, weil er Untergebene vorfchriftS-widrig behandelt hatte. Da sowohl der Verurteilte als auch derGerichtsherr Berufung einlegten, kam die Sache vor das OberkriegS-gericht.Der Unteroffizier ließ an, Nachmittag deS 8. März d. I. vierSoldaten, die er au§ seiner Abteilung extra herausnahm und die schonam Vormittag eine längere anstrengende Uebung gemacht hatten, langeZeit Laufschritt machen. Dam, mußten dieLeute hundertmal das Gewehraufwärts strecken, die Kniebeuge machen, hundertmal daS Gewehrin dieser Positur vorwärts strecken und längere Zeit stehen bleiben.„Wenn auch einer verrecken sollte, so ist mir daS Wurst," meinte dersaubere Soldatenerzieher. Hundert Schritte entfernt stand derd i e A u f s i ch t f ü h r e n d e O f f i z i e r. Als die vier Leute der-art ermüdet waren, daß sie die ihnen zugemuteten Uebungen nurnoch unter größter Anstrengung. machen konnten, ließ der Slellver-treter Gottes die Soldaten aus allen Bieren 30 Meter weit kriechen.Der Soldat Radelbeck. der im zweiten Jahre diente, blieb beimKriechen etwas zurück, er sollte deshalb umkehren und dieStrecke nochmal machen. Der entkräftete Soldat konnte iu-dessen den Befehl, zurückzugehen und die Strecke nochmalzu kriechen, nicht mehr ausführen. Er brach zusammen,die Lippen färbten sich blau. Er blieb wie leblos liegen.Per Auto brachte man den Mann ins Lazarett. Er ist dienst-untauglich geworden, seinem Beruf als Maurer wird er nie mehrnachgehen können.Das Gericht hob das Urteil der Borinstanz auf und erhöhtedie Strafe auf vier Monat Gefängnis. Der Anklagevertreter hattesechs Monate und Degradation beantragt mit der Motivierung, daßdas Gericht zeigen müsse, daß es ihm ernst sei mit der AuSmerzungder Soldatenschmderei._Ei« geistig Minderwertiger in Uniform!Die Fälle, daß geistig Minderwertige in Uniform gestecktwerden, mehren sich in erschreckender Weise. Zumeist wird dieMinderwertigkeit erst festgestellt, wenn diese Leute sich einesiiiilitärischen' Vergehens schuldig gemacht haben. Ja fast allenFällen erklären die ärztlichen Sachverständigen, daß der Angeklagtezwar geistig minderwertig und dienstuntauglich, aber für seineStraftat verantwortlich zu macheu ist. Diese bedauernswertenjungen Leute werden dann erst bestraft, bevor sie den bunten Rock aus-ziehen. Es gehört deshalb zu den Seiltenheiten. daß ein geistig Minder-werstg« erst derurtekN, dam» aver steigefpruche» und««Kassen wird. Tinsolcher Fall gelaugte jüngst vor dem Dresdener Oberkriegsgerichtzur Verhandlung. Der Soldat Schubert hatte auf Wache einigeBefehle eines Gefteiten nicht befolgt und war dieserhalb mit Rück-ficht auf.seine Neigung zur Insubordination" zu zwei MonatenGefängnis verurteilt worden 1 1 Im Laufe des Berufung.;-Verfahrens wurde der Soldat auf seinen Geisteszustand untersuchtund man stellte eine geistige Minderwertigkeit undkrankhafte Erregungszustände fest, die die D i e n st«unbrauchbarkeit bedingen. Mit Rücksicht darauf wurde derSoldat vom Militär entlassen und vom Berufungsgericht frei»gesprochen._Sngwnck.Politische und direkte Aktion."Loubo«, 17. Mai.(Eig. Ber.) Sobald die Anhänger derdirekten Aktion in Schwierigkeiten kommen, verfallen sie auf denGedanken der politischen Aktion. Diese alte Erfahrung bewahr-heftet sich wieder einmal augenblicklich in England, wo die Ein-sperrung Tom Manns unter der Arbeiterschaft großen Unwillenerzeugt hat. Tom Mann wie auch Guy B o w m a n werden alsdie Opfer eines reaktionären Versuchs, das Recht der freien Redezu unterdrücken, betrachtet und alle freiheitlich gesinnten Elementedes Landes sind bestrebt, die Regierung zu zwingen, die beidenSyndikalisten freizulassen. Auch das Häuflein der Syndikalistenbeteiligt sich recht eifrig an dieser„politischen" Aktion, die leidervon der Arbeiterpartei, die letzten Montag trotz der Hilfe einigerLinksliberalen die zur Besprechung der Affäre im Parlament not-wendigen 40 Parlamentsmitglieder nicht zusammentrommelnkonnte, mit der alten Lässigkeit betrieben wird. Die„Justice"schreibt recht treffend zu diesem Thema:„Wir haben ein Recht,im Interesse Tom Manns oder irgend einer anderen zu unrechteingesperrten Person die parlamentarische Aktion in Anspruch zunehmen; aber was tun die Anhänger der direkten Aktion, die diepolitische Aktion verachten, in dieser Gesellschaft? Direkte Aktionmüßte doch bedeuten, daß man zum Gefängnis marschierte, dorteinbräche und die Gefangenen freisetzte, und nicht ein Appell angute Sozialisten und andere Parlamentsmitglieder, die Vertagungdes Unterhauses zu beantragen."kuvwnck.Die Massenkundgebungen in Petersburg.Auf vielen Fabriken war die Arbeitseinstellung am 1. Maischon am vorhergehenden Tage beschlossen worden. In den übrigenFabriken erschienen die Arbeiter zur gewöhnlichen Stunde, be-gannen aber nicht die Arbeit. Die Arbeiter der PetersburgerMetallwerke(600 Personen) verließen um 8 Uhr mit Gesang dieWerkstätten und füllten die anliegenden Straßen. Eine rote Fahnewurde gehißt und unter Absingen revolutionärer Lieder zog dieMenge zu den Kupferwalzwerken von Rosenkrantz, wo sie sich mitden anderen Arbeitern vereinigte. Unter Hochrufen auf den1. Mai und mit Gesang demonstrierte die Menge lange Zeit«rufdem Polustrow-Ufer. Unweit deS Finnländischen Bahnhofs warder Zugang zur inneren Stadt von der Polizei abgesperrt.Im Petersburger Stadtteil demonstrierten Zxiusende von Arbeiternauf dem Marsfelde. Die Polizei bemächtigte sich einiger roterFahnen mit revolutionären Inschriften und verhaftete 40 Arbeiter.Viele Demonstranten wurden verwundet. Hinter der Newa-Pforte kamen alle Arbeiter ans die Fabriken, begannen aber nichtzu arbeiten. Als die ersten zogen die Arbeiterinnen von Pähl u.Maxwell auf die Straße binaus und demonstrierten mit Gesangauf dem Schlüssclburger Prospekt. Auf der Newa-Schiffswerfthißten die Arbeiter eine rote Fahne und zogen, revolutionäreLieder singend, auf den Schlüsselburger Prospekt, wo sich eine viel-tausendköpfige Menge ansammelte. Die Ardeiter der gewaltigenPutilowwerke wollten, mit roten Nelken geschmückt, in die innereStadt ziehen, wurden aber von der Polizei nicht hineingelassen.Eine vieltausendköpfige Menge von Arbeitern sammelte sichgegen 3 Uhr auf den Nebenstraßen zum NewSki-Prospekt, daS mitPolizei, Kosaken und Gendarmen überschwemmt war. Namentlichin der Nähe der Kasan-Kathedrale war der polizeiliche Schutz amstärksten. Gegen 4 Uhr durchbrach die Menge an der Troitzky.Brücke die Polizeikette und marschierte den Liteinh-Prospekt hinab,wo sie von der Polizei aufgehalten wurde. Am NcwSky sammeltensich an den Straßenecken gewaltige Arbeite rmengen, die revolutio-näre Lieder sangen. Hie und da wurden Ansprachen gehalten.Die Polizei nahm Verhaftungen vor, stieß aber zuweilen aufWiderstand. Auf die Angaben der Geheimagenten wurden in derganzen Stadt zahlreiche Verhaftungen vorgenommen.Ein Genosse schreibt uns, daß die Hauptstadt am 1. IRai nicht'wiederzuerkennen ivgr. Die Zahl der nichtstreikenden Betriebekonnte an den Fingern abgezählt werden. Ungeachtet des strömen-den Regens demonstrierten die Arbeiter den ganzen Tag auf denStraßen. Die Stimmung in den Arbeiterkreisen ist kraftvollund feiertäglich. Keine Spur von der Gedrücktheit und Apathieder ersten Jahre ist jetzt zu merken.Die Unternehmer haben anlätzlicki der Maifeier zahlreicheMaßregelungen vorgenommen oder angekündigt. Sie werden aberjetzt einen heftigen Widerstand finden. Die Zeit der Unternehmer-allmacht ist nun vorüber.Amerika«Der mexikanische Bürgerkrieg.Mexiko City, 18. Mai.(W. T. B.) Die Bundestruppen habendie Aufftändifchen besiegt und Taxa wieder eingenom-wen, 70 Rebellen sind getötet und viele verwundet worden.Marokko.Ein Kampf bei Sefru.Fez, 17. Mai. Die A i t j u s s i plünderten gesternDuars in der Gegend von Sidi-Jussuf, acht Kilometer vonSefru, wurden aber von einer französischen Abteilung ver-trieben. Bei dem Kampfe hatten die Franzosen drei Toteund zwei Verwundete.Das Kriegsgericht dernrteiltc heute sieben An-geklagte zum Tode, zwei zu Zwangsarbeit.Kämpfe im Mulujagebiete.. Oran, 18. Mai. Die Grenzstämme haben die Feind-seligkeiten gegen das Lager von Merada wieder aufgenommen.Der erste Angriff erfolgte in der Nacht vom 12. zum 13. d. M.,der aber zurückgeschlagen wurde. Auf feiten der Franzosenhatte man zwei Tote zu beklagen. Am Morgen des 13. wurdeeine französische Kolonne entsandt, die die marokkanischenAufrührer verfolgte und ihnen erheblichen Schaden zufügte.Ter Feind flüchtete nach dem Mulujasluß. Auf französischerSeite wurden drei Mann verwundet. In der Nacht vom 16.auf den 17. erneuerten sich' die Kämpfe. Aber auch diesmalwurden die Eingeborenen mit blutigen Köpfen zurückge-Viesen.