Nr. 117. 29. ZahrMg.t KnlGt Ks Jiitlüitts" IftliJH IsIWliilt.Mmch. 22. M«i 1912.Reichstag.67. Sitzung. Dienstag, den 21. Mai 1V12,vormittags 11 Uhr.Am BundeSratstisch: Kühn.Auf der Tagesordnung steht dieBeratung des Entwurfs eines Militärluftfahrtfürsorge-gesetzes.daS den Angehörigen des Heeres und der Marine, die im Lustfahr»dienst verunglücken, sowie ihren Hinterbliebenen Ansprüche auf b e«sondere Zulagen gewährt.Abg. Dr. Frank-Mannheim(Soz.):Wir werden dem Gesetz unsere Zustimmung erteilen.Dabei bringe ich den bescheidenen Wunsch vor. eine so kurze Bor-läge möchte nicht in einem Deutsch abgefaßt werden, das denWiderspruch selbst eines mittelmätzigenTertianerSherausfordern muß. Luftdienstwitwengeld. Luftdienstwaisen-geld, Luftdienftelterngeld, Luftdienstwitwenbeihilfe sind doch ganzm o n st r ö s e Wortbildungen. Dann haben wir noch einensachlichen Wunsch. Wir verlangen, daß neben der Fürsorge für dieOpfer des Luftfahrdienstes selbstverständlichBorsorge zur Verhinderung solcher Unfällegetroffen wird. In dieser Beziehung ist nicht alles geschehen, wasgeschehen konnte. Im letzten Monat wurden bei Frankfurtam Main Offiziere verschiedener Truppenteile als Flieger aus-gebildet. Das Tempo dieser Ausbildung ist natürlich bei ver-i'chiedenen Menschen verschieden, genau so wie beim Radfahren;Kollege Winkler würde es z. B. schneller lernen als KollegeOertel. sHeiterkeit mit Hinsicht auf den großen Leibesumfang deSAbg. Oertel.) Darauf ist aber keine Rücksicht genommen. Eswurde Befehl gegeben, daß innerhalb einer sehr kurzen Frist alleTeilnehmer des Kursus ihre Fliegerprobe ablegen sollten.Einen derartigen Befehl halten wir für ein Spiel mitMenschenleben und Prolestieren gegen solche Anordnung. Auswelchen Motiven diese nervöse Hast betrieben wurde, wissen wirnicht. Bei der Lebens- und Leidensgeschichte eines Zeppelin-Lust-schiffes hat die Tatsache eine Rolle gespielt, daß auf ähnliche Wünscheeines sehr hochstehenden, aber nicht sehr hochfliegendenHerrn Rücksicht genommen worden ist. Wir wissen uicht, ob indiesem Falle etwa Ler Wunsch maßgebend war, dem Auslandmöglichst rasch zu zeigen, welche große Zahl ausgebildeter Fliegerwir haben. Sachlich begründet ist das nicht, und wir protestierendagegen. Eine solche Schuld wird nicht verringert, wenn man nach-her für die Hinterbliebenen sorgt.(Sehr richtig I bei den Sozial-demokraten.)Abg. Erzberger(Z.): Auch wir stimmen der Vorlage zu. DenWunsch des Vorredners nach einem besseren Deutsch teilenwir. Gegen das Deutsch der Vorlage würde meiner Meinung nachnicht nur ein Tertianer, sondern sogar schon ein VorschülerWiderspruch erheben.Abg. Schulenburg(natl.) und Abg. Doormann sVp.) erklären dieZustimmung ihrer Freunde zu der Vorlage.Abg. Ben, stein(Soz.):Der Abg. Frank hat schon darauf hingewiesen, zu welchenFolgen ein gewisser Luftchauvinisinus führt, der sich bei unsschon bemerkbar macht. Wenn wir für die Vorlage stimmen, müssenwir Verwahrung dagegen einlegen, daß Lustfahrzeuge im Kriege zuirgend einem anderen Zweck als zur Aufklärung verwendet werden. Voneinem mit uns in Freundschaft lebenden Staat sind aus Luftfahrzeugenim Kriege Sprengbomben auf gegnerische Truppen-teile herabgeworfen. Wir protestieren nachdrücklich gegenein solches Verfahren und behalten uns vor, internationaleVereinbarungen in dieser Hinsicht anzuregen.(Bravo I beiden Sozialdemokraten.)Die Debatte schließt. Da Kommissionsberatung nicht be-antragt ist, wird sofort in die zweite Beratung eingetreten und indieser der Entwurf debattelos angenommen.Debattelos wird auch der Zusatzvertrag zu dem A u S-liefern ngsvertrage zwischen dem Deutschen Reichund Luxemburg angenommen.Debatlclos werden dann sämtliche EtatSreste er-ledigt, bis aus den Etat der Reichsschuld, bei welchemAbg. Zimmermann(natl.) ein längeres Manuskript vorliest.flehte über den Befreiungskrieg.1813 zeichnete Fichte politische Gedanken auf, diezeigen, in welch revolutionärem Sinne er den Befreiungs-krieg auffaßte. Die politischen Fragmente aus demJahre 1813 stammen aus dem Entwurf einer politischenSchrift, die als Antwort auf Friedrich Wilhelms III..Aufruf an mein Volk" geplant war. Fichte starb in derverzweifelten Ahnung, daß sein Vvlkerbefreiungskriegnichts gemein hätte mit dem Fllrstenbefreiungskricg, fürden die Volker ihr Blut opferten.Der Ruf in die Zukunft.Man spricht diese Grundsätze oft nur aus, um zu ärgern. Hierwerden sie ausgesprochen, damit sie nicht untergehen in der Welt.Krieg gegen die Willkür.Die tiefste Bedeutung des gegenwärtigen Kampfes ist der Krieggegen die Willkür... Aller Alleinwille und alle Alleinherrschereimuß eben weg.Der Bund der Freien.Das Reich ist der Bund der Freien, dieses auch allein istbewaffnet; der Landesherr darf sich nicht waffnen.(Da wird mirfreilich ganz klar, daß es zu einem deutschen Volke gar nichtkommen' kann, außer durch Abtreten einzelner Fürsten.— Ueber-haupt ist Erblichkeit der Repräsentation ein völlig vernunftwidrigesPrinzip.)DaS Gemeingut der Erde.Wie soll doch ein Mensch das Recht haben, einen anderenhindern, einen Acker zu bebauen, außer dadurch, daß er ihn selbst be-baut?... Der Besitz deS Menschen ist, was der Boden unter seinerBearbeitung erarbeitet. Davon kann ein Abzug gemacht werden nurfür gesellschaftliche Zwecke, nicht für Personen.Volk durch Freiheit.Kein Volk von Sklaven ist ntöglich.... In eine ftete_ Verfassung wollen alle treten— wenn nämlich alle gefragt würden.Der Aristokrat will eS freilich nicht; dieser ist über die Freiheithinaus herrschend. Im Grunde wollen nicht: alle Reichen und dieaus den höheren Ständen. Nur der in» der Idee sich selbst Auf-opfernde will.Gleichheit.Die Aufgabe des Freistaates ist eigentlich die der Tugend, dasHalten an der Ungleichheit ist die des Egoismus: Eigennutz bei denHöheren, Feigheit bei den Niederen.(.Ungleichheit muß sein," sagensie alS ein Axiom.— Dies ist wenn von der durch die Geburt,durch die Abstammung geredet wird, schlechthin nicht wahr. DasChristentum hat diesen Wahn praktisch, durch ein großes Experi-ment, vernichtet.— Die die Natur macht, muß freilichsein, diese richtet sich aber nicht nach Stämmen, oder ist Sachede« Erbes.)(Ein Abgeordneter, der hineinkuckt, ruft einmal beim Umschlagen inden Saal: Seite 17.— Große Heiterkeit.)Präsident Kaempf versucht den Redner mehrfach zu unterebrechen, jedoch vergeblich. Der Redner beendet unter großerHeiterkeit des Hauses seine in der allgemeinen Unruhe ganz un-verständliche Vorlesung.Es folgt der Gesetzentwurf betreffend dieFeststellung des Etats.Hierzu schlägt die Kommission einen Gesetzentwurf vor, wonachdie Ermäßigung der Zucker st euer sechsMonate nachder Einführung eines Gesetzes, welches eine allgemeine,den verschiedenen Besitzformen gerecht werdende Besitz st euervorschreibt, spätestens jedoch am 1. Oktober 1916 in Kraft tritt.Dieser Entwurf soll dem Reichstag bis zum 39. April 1913 vor-gelegt werden.In diesem Gesetz ist vorzusehen, daß die Höhe der Steuerquotenalljährlich durch den Reichshaushaltsetat festzusetzen ist.Weiter beantragt die Kommission, einen Gesetzentwurf betr.Aenderung des ErbschaftsstruergksetzeS, wie er dem Reichstag bereitsam 14. Juni 1999 vom Bundesrat vorgelegt worden ist, so recht-zeitig einzubringen, daß er, mit dem 1. April 1913 in Krafttreten kann.Abg- Bassermann(natl.): Ueber die Deckungsvorschläge derKommission möchte ich einige Mitteilungen machen. Wir können dasBranntweingesetz nicht allein aus dem Gesichtspunkt herausmachen, daß dem Reiche aus ihm Mehrerträge erwachsen, sondernman muß auch Rücksicht auf die beteiligten Industrien nehmen. Mitdem Gesetz der Regierung sind wir in eine gewisse Zwangs-läge gekommen. Wir mußten das Gesetz annehmen, da es eineBeseitigung der Liebesgabe brachte(Widerspruch bei den Sozial-demokraten), in welchem Umfange, darauf will ich hier nicht ein-gehen, und wir hätten uns bei Ablehnung der Vorlage den Vor-würfen des Volkes ausgesetzt, das eine Beseitigung derLiebesgabe wünscht. In diesem Hause ist nun eineMehrheit für eine Bcsitzstcuervorhanden. Wir wollten daher eine gesetzliche Bindung der Regierungherbeiführen, zumal er noch in die fehlende Restdeckung eingreift.Wir wollen eine Bindung der Regierung dahin, daß sie bis spätestens1. April 1913 eine Besitzsteuer dem Reichstage vorlegt. Neben derstarken steuerlichen Konsumbelastung muß die Regierung schließlichdoch dahin kommen, auch auf dem Gebiete der d i r e k t e n B e-st e u e r u n g vorzugehen.(Sehr richtig! links.) DaS finden Siein dem Gesetzentwurf zur Deckung der Kosten der Verstärkung vonHeer und Flotte, ich bitte Sie daher, den Gesetzentwurf anzunehmen.Ich will noch hinzufügen, daß wir bei der Reichsfinanzreform ur-sprünglich eine Reichsvermögens st euer gewünscht habenund erst dann der Erbschaftssteuer den Vorzug gegeben haben, alsdie Verbündeten Regierungen die Reichsvermögenssteuer ablehnten.Wir wünschen eben nur die Einführung einer Besitzsteuer, daS ist derGedanke gewesen, der uns auch diesmal geleitet hat.(Bravo l beiden Ratio nalliberalen.)Abg. Ledevour(Soz.):In dem Antrage der Kommisston ist eine Entscheidung getroffnn,die mit der Stellung der Parteien während der Wahlen in Wider-spruch steht. Im Wahlkampf hatte sich ein Gegensatz zwischen denParteien der Rechten und im Zentruin einerseits und den Parteiender Linken einschließlich der Nationalliberalen andererseits heraus-gebildet, der auch in den Kommissionsverhandlungen noch eineRolle spielte, bis es zu diesen; Kompromiß kam, das denNamen Erzberger-Bass ermann trägt, und das inseinem Kerne daraus hinausläuft, daß nunmehr die nationalliberale Partei in dieser wichtigen Deckungs- und Steuerfragein den fchwarz-blauen Block hinüber gewechselthat, den wir nunmehr einenschwarz-dlau-gelben Blocknennen müssen. In seiner Rechtfertigung dieses UebergangeS istHerrn B a s s e r nr a n n eine Bemerkung entfallen, die recht charak-teristisch ist für die Seelenverfassung der nationalliberalen Partei.Ich meine die sämtlichen Seelen dieser Partei, sowohl die jung-liberale, wie die altliberale und die der zwischen beiden sich be-findenden sehr schwachen Bassermännchen.(Heiterkeit.) HerrBossermann sagte, der Zentrumsantrag in der Kom-Mission bezweckte nur die Hinausschiebung der Er-Mäßigung der Zucker st euer auf 2�2 Jahre, und das war unsnicht angenehm, weil dadurch die Belastung des Konsums klar unddeutlich in die Erscheinung trat! Also eine klare und deutliche Be-lastung des Konsums machen Sie nicht mit und wünschen deshalbStaatssozialismus.Das Reich ist Herr des Bodens, der an die Ackerbauer alslebenslängliches Lehn ausgeteilt wird.... Der Handel wird alsSache des Staates geführt.Der Quell des Rechts.Nur die Menschheit ist Quell der Rechte und Pflichten IU n t e r t a n c n- E i d.So ist auch der Angelobungseid(z. B. der Untertanen) einwohlbedachtes Versprechen. Nun kann aber der Mensch nichts ver-sprechen, er kann sich in nichts binden, was gegen seine Bestimmungist. Versprechen der Sklaverei ist durchaus widerrechtlich.... Es istunsittlich und unrechtlich, einen Eid aufzuerlegen, der nicht durch dasRecht gefordert wird.Die höchste Pflicht der Fürsten.Pflichten der Fürsten? Sie denken Wunder, wie Großes sieagen I Die erste wäre die, in dieser Form nicht dazusein.Der sozialistische Beruf der Deutschen.Und so wird von ihnen aus erst dargestellt werden ein wahr-Haftes Reich des Rechts, wie es noch nie in der Welt erschienen ist,in aller der Begeisterung für Freiheit des Bürgers, die wir in deralten Welt erblicken, ohne Aufopferung der Mehrzahl der Menschensals Sklaven, ohne welche die alten Staaten nicht bestehen konnten:für Freiheit gegründet auf Gleichheit alles dessen,SaS Menschengesicht trägt.Kleines feullleton»Der Schweizer Nationalpark. Nach langen Jahren eifrigerVorarbeit sieht die Schweizer Gesellschaft für Naturwissenschaftenihren langgehegten Plan gesichert: nach dem Vorbild des ameri-konischen Uellowstonc-Park wird die Schweiz binnen kurzem einenprachtvollen großen Nationalpark besitzen, in dem die schönstenExemplare der Schweizer Flora und der Alpentierwelt ein Asylerhalten. Die Gesellschaft hat der Schweizer Kammer den Antragunterbreiten lassen, dem Nationalpark aus Staatsmitteln jährlich39 999 Frank zuzuwenden; der Bundesrat hat sich sofort für diesenPlan ausgesprochen, und nun sind auch die Vertröge über denLanderwcrb zum Abschluß gelangt.'Der neue Schweizer Nationalpark liegt in einem Gebiete, dasfür die idealen Ziele des Unternehmens wie geschaffen erscheint.Er wird im südlichen Jnntal liegen, im Unterengadin und um-faßt die weiten Gcmeindcbesitzungcn von Zernez bis nach Schuls.Die ganze Gegend ist für den brcilen Strom des Touristenverkehrsnoch unentdecktes Land; für die Zwecke des Nationalparks fällt alsbesonders günstiger Umstand ins Gewicht, daß in dieser Gegenddie Schneegrenze ungewöhnlich hoch liegt, gewöhnlich erst in einerHöhe von 3999 Metern. Die Waldzone ist besonders reich und um-faßt fast alle in der Schweiz befansiten Baum« und Sträucher-eine unklare und undeutliche(Widerspruch bei denNationalliberalen), eineverschleierte Belastung des Konsums.(Erneuter Widerspruch bei den Nationalliberalen.) Das ist doch derSinn des Antrages Bassermann-Erzberger.(Sehr richtig! bei denSozialdemokraten.) Er enthält genau die nämliche Belastung desKonsums, wie der anfängliche nackte Zentrumsantrag. Die Ermäßi-gung der Zuckersteuer ist hinausgeschoben, um die Deckung derWehrvorlage herbeizuführen und das Aufhören der neuen Belastung desKonsums ist nicht an einen bestimmten Termin geknüpft, sondernan das Zustandekommen eines Gesetzes über Besitzsteuer.(Zurufevom Zentrum und den Nationalliberalen: 6 Monate nachher.)Jawohl, 6 Monate nach dem Erlaß eines Gesetzes, zu dem aber dieZustimmung des Bundesrats und des Reichstags gehören. WennReichstag und Reichsregierung sich über die Durchführung einessolchen Gesetzes nicht einigen, so stehen wir genau so, wieheute.(Zuruf: spätestens 1. Oktober 1916 steht drin.) Bis zum1. Oktober 1916 ist aber die Belastung des Konsums doch ganzzweifellos, wenn eine Einigung über ein Besitzsteuergesetz nichtzustande kommt.(Sehr richtig I) Darin liegt das Zugeständnis,daß Siedie Wchrvorlage mit einer Mehrbelastung des Konsums deckenwollen, und die andere Mehrbelastung des Konsums liegt in derArt und Weise, wie die Reform der Branntweinsteuer zustandegebracht ist, nämlich durch eine Mehrbelastung des Trink-branntweins. Wir treten entschieden gegen den Branntwein-konsum auf und haben sogar einen Schnapsboykott durch-geführt. ES wäre sehr wünschenswert, wenn auch ein Katholiken-tag sich einmal zu einer solchen Kulturtat entschließen möchte, oderdie Konservativen und die Herren vom Bund der Landwirte.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)Es ist aber ein großer Unterschied, ob man durch einen Boykott-beschluß einen moralischen ethischen Einfluß ausübt oder ob manden Leuten, die Branntwein konsumieren, diesen Konsnmartilel ver-teuert. Denn damit trifft man gerade die finanziellA e r m st e n.(Sehr wahr I bei den Sozialdemokraten.) Bei dengegenwärtigen Lebensgewohnheiten ist Branntwein noch ein Artikeldes Volksverbrauchs. Je mehr man nach W e st e n und Südenkommt, desto weniger Trinkbranntwein wird konsumiert, ammeisten wird er verbraucht, wo die Bevölkerung am ärmsten istund auf der ni-edrigsten Stufe der Lebenshaltungsteht, und wenn man diesen Konsumartikel gerade dem ärmstenTeil des Volkes belastet, so widerspricht das einer gesundenNationalpolitik, und man will noch diese Verteuerung des Konsumsverschleiern, indem man ihrein moralisches und ethisches Mäntelche»umhängt. DaS machen wir nicht mit.(Zustimmung bei denSozialdemokraten.) Diese Mehrbelastung des Konsums widerstreitetallem, was die Nationalliberalen in der Wahl-bewegung versprochen haben. Damals sagten auch die An-Hänger der Wehrvorlage, sie solle von den W o h l h a b e n d e n ge-tragen werden. Wären Sie in Ihren Wahlreden mit diesem Planehervorgetreten, so wären noch mehr als 119 Sozialdemokraten ge-wählt worden und Sie wären erheblich mehr zusammengeschmolzen.(Lebhaftes Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Ich beantragedaher getrennte Abstimmung über den ersten und zweitenSatz des Antrages. Den ersten Satz werden wir aus den au»geführten Gründen ablehnen, den zweiten werden wir an-nehmen, damit die Angelegenheit beschleunigt wird.Der zweite Antrag der Kommission, der von den Freisinnigeneingebracht ist, will eine ganz bestimmte Form der Befitzbesteuerung.Diesem Antrag haben wir unsere Zustimmung gegeben, ob-gleich der Zusatz, der die jährliche Festsetzung der Höhe der Steuer-quoten verlangte, abgelehnt ist. Trotzdem haben wir dem Antragzugestimmt, weil wir wünschen, daß, wenn wir neue Stenern be-kommen, es wirklich Besitzsteuern werden, und auS historischenGründen sind wir dazu gekommen, hierfür eine Erbschaftssteuer zuverlangen. Daß die Höhe der Steuerquoten jährlich festgesetzt wird,verlangen wir im Interesse des Budgetrechts desReichstages, das bei dem gegenwärtigen Zustande tatsächlichillu-sorisch ist. Die Matrikularbeiträge bilden einen sehr dürftigen Ersatz fürdie jährliche Quvtisiernng der Steuer; auch die Parteien, welche dieMatrikularbeiträge aufrecht erhalten wollen, bis etwas Besseres ge-funden ist, werden zugeben, daß sie in den Einzelstaaten denCharakter einer Kopfsteuer tragen, was ein sehr ungesunder Zustandist. Deshalb wollen wir nicht nur systematisch und programmatischdarauf hinarbeiten, die im Uebermaß das Volk drückenden indirektenarten; sie steigt bis zu 2399 Meter empor, was sonst nur ganzvereinzelt in den Walliser Alpen vorkommt. Unter den Baum-beständen wird besonders die Arve das Interesse der Besucher undder Naturfreunde erregen; dieser eigenartige Baum erklimmt diehöchsten Gipfel und überzieht weite Bergstrecken. Schon jetzt ge-nießen die Gemsen gesetzlichen Schutz. Noch haust der Bär injenen zerklüfteten Felsschluchten und seine Anwesenheit erklärt esauch, daß nur Jäger und fast nie Vergnügungsreisende jene Ge-genden besuchen. Hier trifft man noch Hirsche, wilde Bergziegen,Auerhähne, Haselhühner und das weiße Rebhuhn, das Moor-Schneehuhn. Nicht selten überfällt der Lämmergeier die Ziegen-und Gemsentrupps, die bis zu den höchsten Höhen emporklettern.Bisher war es nicht leicht, diese abgelegene Gegend des füd-lichen Jnntales zu erreichen. Dort brausen zahllose Sturzbächedurch enge, wildromantische Täler und die Phantasie sieht ihreBilder von der düstersten Schönheit der Alpennatur übertroffen.In Zukunft wird es leichter sein, das Gebiet des neuen SchweizerNationalparks zu erreichen: eine Eisenbahnlinie, die das Ober-engadin mit Schuls verbinden soll, ist bereits im Bau und dieserSchienenstrang führt dann mitten in das Gebiet des National-Parks.___Notizen.— Vorträge. Der blinde Prager Dichter OSkar Baumwird am Freitag um S'A Uhr im„Cafe Austria", PotsdamerStraße 28, eigene Dichtungen aus dem Leben der Blinden undder Sehenden verlesen.— Das Phyletische Museum, die von Haeckel begrün-dete und gestiftete Sammlung für Stammesgeschichtg, wurde inJena eröffnet.— Der Bildhauer HasselriiS ist in Kopenhagengestorben. In Deutschland wurde er bekannt durch das Marmor-denkmal Heinrich Heines, das von der Kaiserin Elisabeth von Oester-reich in Korfu errichtet wurde, dann aber der Hohenzollerninvasionweichen mußte und nun zu Hamburg in einem Hofe deutsche Ge-schichte erzählt. Von sonstigen Werken sind ein zweites Heinedenk-mal für Montmartre, Andersen, Märchen erzählend(Odense), undStatuen Ballmanns und Kierkegaards erwähnenswert-» allesgefälliges Epigonentum.— W i e das offizielle Schweden StrindbergSTod erfuhr. Der Haß zwischen Strindberg und den offiziellenSchichten seines Landes ist bis zu seinem Tode und darüber hinausunverändert geblieben. Ein beredtes Zeugnis dafür liefert derNekrolog im Amtsblatt, der„Post och Jnrikes-Tidningar", derenChef von der Akademie angestellt wird und daher gewissermaßenden Staat und die Akademie repräsentiert. Unter den„KleinenNachrichten" findet sich am 15. dieses Monats nach der„Frank-furter Zeitung" folgende Notiz:„Todesfälle. Der bekannte Schriftsteller August Strindbergstarb gestern nachmittags in seiner Wohnung zu Stockholm nacheiner längeren Krankheit. Er wurde 1849 gebore» und hatte beiseigxm Tode daher ei» Alter von 63 Jahren erreicht."