254 780 Tonnen, gegen 131120 Tonnen in derselben Zeit 1692.Ter Pas de Calais- Streik hat deshalb von der Einfuhr vonBelgien, wo große Vorräthe waren, und von den deutschenZechen, wo die Bergarbeiter gar kein Zeichen in der gegen-wartigen Schlacht(oder der„großen Generalprobe" für dengroßen internationalen Streik der Zukunft) gegeben habew—Der Streik im Centre und Lütlicher Bezirk, wo keine Lohn-erhöhung stattfand, und im Borinage, wo 5 pCt. Erhöhungbewilligt wurden, ist diese Woche plötzlich erloschen. Dagegenhaben in den letzten sechs Tagen 2t 000 Mann im Charleroi-Bezirk gestreikt, und die Ausfuhr belgischer Kohlen nach Frank-reich hat vollständig aufgehört.—Zum englischen Bergarbeiterstreik. Der Vollzugs-ausschuß der B e r g l e u t e setzte am 13. Oktober seine Be-rathungen in Birmingham fort. Beschlossen wurde:1. die Arbeit zu den alten Lohnsätzen aufzunehmen; 2. sichmit den Grubenbesitzern in dem Versuche zu vereinigen,Mittel zur Verhinderung von Lohnstreitigkeiten in Zukunftzu finden; 3. sich zu verbürgen, keine Lohnzulage zu ver-langen, so lange die Kohlenpreise nicht die Höhe derer von1890 und 1391 erreicht hätten. Außerdem wurde beschlossen,von allen Bergleuten, welche die Arbeit aufgenommen haben,eine Streikabgabe von 1 M. täglich zu erheben. Im ganzensind nach offiziellem Ausweis von 271 000 Leuten 59 750wieder in Thätigkeit.— Die Union der Sektcn-Gemeindenfaßte gestern einen Beschluß zu gunstcn der Bergarbeiter,deren Verdienst durch„Minenabgaben und Unternehmer-gewinn" nicht zu schmälern sei.—Englische Parlaments-Thntigkeit. Mit bezug aufdie Thatsache, daß der amerikanische Senat in jüngsterZeit eine Sitzung von neummddreißigstündiger Dauer abgehalten hat, schreiben englische Zeitungen:„Den Ruhm, die längste parlamentarische Sitzung abgehalten zu haben, kann das Unterhaus für sich in Anspruch nehmen, dessen längste Tagung zweiundvicrzig Stundenwährte, also noch drei Stunden länger, als die kürzlicheDauersitzung des amerikanischen Senats, welche neunund-dreißig Stunden in Anspruch nahm. Im Jahre 1881nämlich arbeitete das Haus vom 31. Januar um 4 UhrNachmittags hinter einander bis zum 2. Februar um 10 UhrVormittags."Allerdings eine ganz gewaltige Leistung, zu der sich dieMehrzahl unserer so arbeitsfreudigen Volksvertreter wohlschwerlich bereit finden lassen dürfte.—Eine Vorlage über die Frauen- und Kinder-arbeit will Herr Lacavia der italienischen Kammer baldnach ihrem Zusammentritt machen. Dieselbe will Frauenvon der Beschäftigung bei unterirdischen Arbeiten, wie inTunneln, Gruben, Bergwerken, ganz ausschließen und Kinderzu denselben erst nach vollendetem 12 Jahre, anstatt wiebisher nach vollendetem 10. Lebensjahre, zulassen. Wiediese Bestimmung den Beschlüssen der internationalenBerliner Konferenz entspricht, so lehnt sich auch der sonstigeInhalt der Vorlage an diese an. So sollen künftighinWöchnerinnen während der ersten vier Wochen nach der Ent-bindung weder in Gruben und Bergwerken, noch in Fabrikenbeschäftigt werden dürfen. Es fehlt jedoch eine Bestimmung,welche die Frauen in den letzten Wochen vor der Rieder-kunft vor derartigen Beschäftigungen schützt. Der Ent-wnrf ertheilt jedoch der Regierung die Vollmacht, dieBeschäftigung minorenner Frauen in gefährlichen oderungesunden Gewerbebetrieben zu untersagen, eine Vollmacht,die sie jetzt schon zu gunsten der Knaben unter 15 Jahrenbesitzt. Prinzipiell soll auch die Nachtarbeit für Frauenund Kinder verboten sein, doch behält sich das Ministeriumdas Recht vor, Ausnahmen von der Regel eintreten zulassen, wo es das Interesse der Industrie erfordert. DieVorlage wird auch Bestimmungen über die Dauer des Arbeits-tages, über Ruhetage und Arbeitsunterbrcchungen enthaltenund will gleichzeitig Vorsorge treffen, daß die in der In-dustrie beschäftigten Kinder nicht der Schule entzogenwerden. Zweifelhaft bleibt es, ob die Vorlage der Regie-ruiig überhaupt in Berathung kommt, und nicht minder,ob sie jemals mit Strenge durchgeführt wird, wenn es derRegierung doch gelingt, den Widerwillen der Kammer gegenjede Einmischung der Regierung in den privaten Gewerbe-betrieb zu überwinden. Auch in Italien heißt es, derHimmel ist hoch und der Zar weit.—Zsiarkeiusriirirftkim.Vor einem Schwindler warne» die Züricher Parteigenossen.Der Buchbinder Wilhelm Ehrentrau t aus Leipzig hat einseltenes Geschick darin, das Mitleid der Genossen mit seiner an-geblich traurigen Lage zu erregen und sie dann ganz gehörig zurnpscn. Durch dies Talent brachte er es in Zürich bis zu1000 Fr. Schulden und verschwand dann plötzlich am t. Oktoberaus Iiimmerwiedersehen. Er soll sich nach Deutschland gewendethaben und man vermuthet, daß er Berlin oder Leipzig alskünftiges Operationsfeld wählen wird. Man möge daher vordiesem Schwindler auf der Hut sein. Ehrcntraut ist verheirathet,von untersetzter Statur, hat röthlich blondes Haar und Vollbartund trägt eine Brille. �Ncckarhausen(Baden). Bei der Vürgerausschußwahl der3. Klasse siegte die Liste der sozialdemokratische» Partei über dieUltramontanen.»»Sächsische Gerechtigkeit. Aus Burgstädt wird geschrieben:Es bleibt abzuwarten, welche Stellung die Staatsanwaltschafrin Chemnitz den Ausführungen des Lehrers Drescher und desTapezierers Krieger gegenüber einnimmt. Beide Herren habenzum Boykott gegen die„Volksstimme" aufgefordert und den Mitgliedern des Vereins zum Schutze der Interessen hiesiger Ein-wohner mit der Untersiützungs-Entziehnng gedroht, sobald sie inder„Volksstimme" inseriren, oder auf dieselbe abonmren. Wieoft ist die Staatsanwaltschaft eingeschritten und hat Arbeiter,Aereinsvorstände und Rebakteure wegen groben Unfugs bestrasenlasten, der nach Ansicht der Staatsanwaltschafr degangen wurde,sobald die vorbezeichnelen Personen ihre Gesinnungsgenossenvor dem Besuch« dieses oder jenes Lokales warnten. Ist dochselbst der Redakteur der„Volksstimme" mit einer Geldstrafe erst-»nitanzlich bestraft worden, weil er in einer Abonnements-einladung zum Nichtabonniren aus Amtsblätter aufgejordert halte— ohne einen Namen genannt zu haben.Liedeöfreiheit in Sachser«. Der Reichstags-AbgeordneteGenosse H o f m a n n hatle seinerzeit ein auf dem Geyersbergstattfindendes Fest der Chemnitzer Genossen besucht, um daselbstin einem Gesangskonzert mitzuwirken. Das Fest war von derAnitshauptnmnnschast verboten worden. Genosse Hosmann trug«wer trotzdem mit den anderen Sängern ein Lied vor. EinGendarm Frilsche wollte einschreiten, aber Genosse Hosmann be-merkte ihm, er möge ihn nicht stören, er lasse sich in seinenbürgerlichen Freiheiten nicht stören. Gegenüber'dem Publikumbemerkte Hofmann, daß er von dem Gendarmen angerempeltworden sei. Der Gendarm stellte Strasantrag gegen Hofmannwegen Beamtenbcleidigung und dieser wurde vom ChemnitzerLandgericht zu einem Monat Gefängniß verurtheilt!**Wie in Sachsen Justiz geübt wird. Der Redakteur der„Vogtländischen Vvlks-Zeitung", Hans Künzel in Falkenstein,ist am Donnerstag Vormittag von der StaatsanwaltschaftPlauen plötzlich verhaftet worden. Die Verhaftung soll miteinem Beleidigungsprozeß(?) zusammenhängen, den der Vor-schußvereinsdircktor Fridl in Graslitz gegen K. angestrengt hatund der am Sonnabend vorm Landgericht Plauen zum Austragkommen sollte.— In der am Sonnabend Mittag zu Z w i ck a ustattgesundenen Verhandlung in der Privatklagesache der HerrenKaufmann Schopper und Lötzsch in Zeulenroda gegen RedakteurW. T r o g n i tz, wegen Beleidigung, wurde Letzterer zu nichtweniger als fünf Monaten Gefängniß verurtheilt. Berufunggegen dieses schöffengerichtliche Urlheil wird eingelegt.Sszislo Ltelrevstdik.An die Banhandwcrker von Berlin und Umgegend.Nach einem kürzlich vom Verein der Einsetzer(Tischler) gefaßtenBeschluß soll darauf hingewirkt werden, daß im Winter nichtbei Licht gearbeitet wird. Obwohl eine Kommission zur Ueberwachung der Arbeitszeit, sowie des gefaßten Beschlusses besteht,so fühlt sich dennoch der Vorstand veranlaßt, mit der Nufforde-rung an die Bauhandwerker zu kommen, uns in dieser gerechtenSache zu unterstützen. Denn ohne die Unterstützung der Bau-Handwerker ist dieser Beschluß schwer durchführbar, da es beiuns eine große Zahl indifferenter Kollegen giebt, die es nichtunterlassen können,»och lange des Abends bei Licht zu arbeiten.Deshalb ersuchen wir die Kollegen, uns die Bauten namhaft zumachen, wo eine derartige Ausdehnung der Arbeitszeit herrscht,damit wir diese Kollegen nach Kräften belehren können.Der Vor st and des Vereins der Einsetzer,Neue Friedrichstr. 44 bei Rölling.I. N.: W. Walter, Pankow, Mühlenstr. 62.An alle Mitglieder der OrtS-Kranreukasse für dasBuchdruckgewerbe zu Berlin!(II. Klasse, männliches Hilfspersonal,)Verufsgenossen! Am Sonntag, den 29. Oktober, Vormittags10 Uhr, finden bei Boltz, Alte Jakobstr. 75(oberer Saal), nachßß 44 und 43 des Kassenstatuts die Delegirtenwahlen zur General-Versammlung statt. Es ist nun Euere Pflicht, dafür zu sorgen,daß, was wir in der Meyer'schen Kasse errungen hatten, unsaber durch die Ueberweisung rn die Buchdruckerkasse verlorenging, in letztgenannter Kasse zu erringen, und zwar soll unsereLosung sein:Einführung der freien Aerztewahlund Zentralisation sämmtlicher Ortskassen; denn dadurch ist eserst möglich, etwas zu erringen, was heute durch die vielen Ver-waltungen entzogen wird, d. h., durch die ungeheuren Summen,welche die Verwaltungskosten verschlingen. Darum auf der Hutsein und nur solche Männer wählen, ivelche für obige Forde-runaen eintreten, denn wir sind es uns und unseren Familienschuldig. Die vermeintliche freie Aerztewahl, wie sie inunserer Kasse existirt, können wir nicht anerkennen und be-trachten dieselbe nur als Zwang.Da es nun unmöglich ist, in der kurzen Zeit eine Ver-sammlung abhalten zu können, so ist es Euere Pflicht, in jederDruckerei, in der Ihr thätig seid, einzelne Kollegen auf dieobigen Forderungen hin zu prüfen und in Vorschlag zu bringen.Wir müssen 51 Delegirte wählen. Also, Kollegen, frisch ansWerk, schreibt die Namen der betreffenden Mitglieder auf undvergeht nicht anzugeben, wo dieselben beschäftigt sind und wosie wohnen, ebenfalls bitte die Buchnummer anzugeben. DieListen sind bis spätestensFreitag, den 20. Oktoberan die Unterzeichneten einzusenden. Am Sonntag, den 22. Oktober,werden die Namen derselben in der Versammlung des„Interessen-vereins der Buchdruckerei-Hilfsarbeiter bekannt gegeben und alsKandidaten aufgestellt; wo die Versammlung stattfindet, ist imJnseratentheil zu ersehen. Am Sonntag, den 29. Oktober,werden die Stimmzettel vor dem Wahllokal, Alte Jakobstr. 75,ausgegeben. Es soll möglichst jede Buchdruckerei berücksichtigtwerden.Es zeichnet mit kollegialischem GrußHeinrick Jahns,Holzniarltstr. 13, Quergebäude 3 Tr.Stellennachweis des Jnteressenvereins der Buchdruckerei«Hilfsarbeiter Berlins und Umgegend.Gegen die Tabak-Fabrikatsteucr hat das Personal derlithographischen Anstalt von Wezel u. Naumann in L.-Reudnitz,die sich mit Ausstattungsartikeln für Zigarrenkisten beschäftigt,in einer Petition an den deutschen Reichstag gewandt und denVertreter des 13. Wahlkreises, den Abgeordneten Geyer, ersucht,gegen die Tabak- Fabrikatsteuer zu stimmen, weil dieselbe un-bedingt schädigend aus diese Nebenindustrie der Tabakbranchewirken müsse.DaS Grubenkapital straft! Mit welcher Wollust der Berg-mann in der immer noch blühenden Nera patentirter Sozial-reform und praktischen Christenthums sein Werk verrichten muß,kann man an dem Straf zettel ermessen, der am 16. Oktoberin der Zeche„Friedrich der Große" bei Herne am schwarze»Brett prangte. Es wurden danach in der verflossenen Wochebestrasl:A. Wegen willkürlichen F e i e r n s.7. Oktober 16 Mann mit je 1,50 M. Summa 24,—9., 43 �"" 1,50 l" 6ch5010.. 11 I l l'öÖ l IchSO2(, n n l/-*« n 2,—11.„ 3„„„ 1,50„.. 4,5012., 16„,„ 1,50..„ 22,50n„„ 1/ ff ff 0,13.„ 15„„„ 1,50„„ 22,509„„ 1.00„.. 3,-B. Störung in der Förderung7. Oktober 2 Manu mit je 3.— M. Summa K.—11»» 2„» ff lf» ti 2,—12.„ 1.„ 1.50„„ 1,500. Diverser Vergehen halber rnsgesammt9 Mmm mir zusammen... 12,50136 Mann mit zusammen 194,50 M.„Schön ist Bergmannsleben, herrlich ist sein Lohn", hieß esneulich bei der Anwesenheit des Kaisers in Westfalen.Die Rekonvaleszenten-Anstalten, die von verschiedenenBerufsgenossenschaften, selbstverständlich zum Wohl und Bestender Arbeiter errichtet sind, werden von letzteren zwar, wie allerSegen, der ihnen von Oben kommt, mit höchsten» Mißtrauen be-trachtet, aber daß diese Institute mit der Äerliner Charitee soziemlich auf einer Stufe stehen, hat man bisher dennoch kaumangenommen. Genügend zu denken geben zwar schon die JahreL-berichte, die von den Berufsgenoffen über die Wirksamkeil dieserAnstalten veröffentlicht werden und die in Tiraden über deren„gute Wirkungen" gipfele. Diese guten Wirkungen bestehen näm-lich darin, daß eS den Berufsgenossenschaften meistens gelingt,bei den Arbeitern, die sich in Rekonvaleszenten- Anstalten auf-halten, die Renten mehr oder weniger erheblich herabzusetzen.Wie dies zum Theil geschieht, lehren folgende Mittheilungen,welche die„Elberfelder Freie Presse" über die Rekonvaleszenten-anstalt Bonn a. Rh. zu oeröffentlichen in der Lage ist.Es dürfte interessant sein, so schreibt unser Bruderblatt,über die Behandlung der Kranken in der besagten Anstalt, welchevon den barmherzigen Brüdern geleitet wird, etwas näheres zuerfahren. Verschiedene hiesige Arbeiter hatten das Unglück, inder Anstalt kurze Zeit zubringen zu müssen. Einer derselbenwar 11 Wochen dort, ohne daß er von dem die Oberaussichtführenden Professor untersucht worden; er beschwerte sich undnun wurde der elektrische Strom bei ihm angewandt, welcher zueiner 3 Tage dauernden für ihn bedenklichen Augenstellung führte.— Einem Arbeiter S. aus Mülheim, der über Brustschmerzenklagte, wurde der kalte Wasserstrahl auf die Brust gehalten; derPatient bekam bald darauf Blutspucken und ist nun der Meinung,daß dies die Folge des kalten Wasserstrahls war. Um weiterenKuren zu entgehen, entfloh er über die Mauer, dasselbe war beidem Arbeiter L. aus Kalk der Fall. Ein gleiches Verfahrenschlug man mit dem Arbeiter H. H. aus Köln ein, auch diesemwurde, nachdem er beständig über Schmerzen im rechten Beine geklagt,der kalte Strahl auf die schmerzhaften Stellen gehalten, wodurchderselbe sofort um seine Entlassung an zuständiger Stelle einkam. Alsbesonders bemerkensiverth ist die Aeußerung des Herrn DoktorEiniger, welcher letztgenanntem Arbeiter vor seiner Entlassungerklärte, bisher hätte er geglaubt, daß Patient Schmerzen habe,jetzt aber nicht mehr. Die Folge dieses Vorgangs ist, daß H.jetzt nur noch 10 pCt. der vollen Rente enthält, während er biszum 16. August 75 pCt. erhielt. Das ist eine schöne Be-scheerung.— Die Berufsgenossenschaften haben da freilich alleUrsache, mit dieser Anstalt zufrieden zusein— oder auch nicht!—Die Flucht über die Mauer soll übrigens häufiger vorgekommensein und wäre es zu wünschen, daß die vorgesetzte Behörde ein-mal ihr Augenmerk auf diese Zustände lenken würde. DasGanze ist aber auch ein Beitrag zu der vielgepriesenen Sozial-gesetzgebung.Wann werden aber die in neuerer Zeit besonders zahlreicherhobenen Klagen der Arbeiter über die Behandlung, die ihnenvon selten der Berufsgenossenschaften zu thell wird, aufhören?Nicht früher, als bis die Arbeiter selber sich die Verwaltungund Leitung der heutigen Berussgenossenschaften erkämpft haben.Städtisches Arbeitsamt in Miinchen. Der Gewerbe-richter Rechtsrath Wölzl, gedenkt in München einen allgemeinenArbeitsnachweis zu errichten, ähnlich wie ein solcher schon unterder Aufsicht des Gcwerbegerichtes in Stuttgart besteht. HerrRechtsrath Wölzl hat bereits die nöthigen Borarbeiten begonnen.Es ist dieses Unternehmen, schreibt die„Münch. Post", freudigzu begrüßen, um dem von uns oft gerügten Mißstande derArbeitslosen-Ausbeutung durch Stellenvermittler ein Ende zumachen.A«S Darmstadt wird uns berichtet: Die Errichtung einesiswerbegerichts in unserer Residenzstadt ist den hiesigenerren Unternehmern ein Dorn im Auge. Schon seit mehreren..ahren wird die von der öffentlichen Meinung gesorderteInstitution mit allen möglichen Ausreden verzögert. Eine Ver-sammlung von Arbeitgebern hat sich sogar gegen die Errichtungeines Gewerbegerichts ausgesprochen, weil keine Gründe dafürvorhanden seien, während in einer ganzen Reihe von Arbeiter-Versammlungen die Errichtung für eine Nothwendigkeit bezeichnetwurde. Die Regierung hat merkwürdiger Weise in solchenSachen oft noch mehr Einsicht als das profitwüthige Unter-nehmerthum und hat jetzt die Stadtverwaltung aufgefordert, dieVorbereitungen für die Errichtung des Gewerbegerichts so zubeschleunigen, daß dasselbe in kurzem in Funktion treten könne.Wie das Volk unter der kapitalistischen Produktions-weise verelendet, zeigt sich drastisch gelegentlich der-�bevor-stehenden sächsischen Landtagswahl. In Falkenstein beträgt dieZahl der Wähler gegenwärtig 959 gegen 975 im Jahre 1891.Es sind demnach bei der diesjährigen Wahl 16 Wähler wenigerals vor 2 Jahren. Die Ursache des Rückganges führt das..Sächsische Bolksblatt" auf den geringen Verdienst der Maschinen-sticker zurück, da mele von ihnen nicht mehr den Einkommen-steuerbetrag von 3 M. zahlen können, welcher zur Erlanguizg desWahlrechts nöthig ist.Ein Glück, daß das Ende des Kapitalismus nur eine Frageder Zeit ist; noch einige Generationen kapitalistische Produklions-weise und die sogenannte Kulturmenschheit wäre überhaupt zuGrunde gerichtet.Arbeiterkämpfe in Oesterreich. Die Bewegung unterden Gerbergehilfen in Wien dauert ungischwächt fort. Neuer-dings sind noch die 120 Arbeiter der beiden Werkstätten Fleschund Gerlach in Streik getreten. Unterstützungen sind dringendnothwendig.— Der Stand der Lohnbewegung der Wiener Bild-a u e r ist ein günstiger, da die Bewilligungen der aufgestelltenorderungen sich stetig mehren, trotzdem die Prinzipale An-strengungen machen, Erfolge zunichte zu machen. Infolge dessenist die Zahl der zu Unterstützenden stationär geblieben, denn trotz-dem genügend Arbeit vorhanden ist, beschränken die Prinzipalenach Möglichkeit die Zahl der Gehilfen aus das geringste. DieFirma Portois u. Fix ist bestrebt, durch Annoncen in Provinz-blättern sowie durch die Fachschulen in Polen Leute heran-zuziehen. Es sind noch 80 Ausständige zu unterstützen.— Auchder Ausstand der Ledergalanterie- Arbeiter geht seinem sieg-reichen Ende entgegen. Es sind noch vier Werkstätten mit42 Mann im Streik.— In der Kartonnage-FabrikAdolf Bergl u. Comp, in Wien sind Differenzen zwischender Arbeiterschaft und den Fabriks- Eiaenthümern aus-gebrochen. Zuzug ist strenge fern zu halten.— BeiNeuer u. Gabriel in Wien. Fünfhaus, Pelzgasse 675,Gelbgießerei, sind die Arbeiter wegen Lohnreduzirungvon 12 pCt. in Streik getreten und stellen nun folgende Forde-rungen: 1. Durchschnittslohn 10—16 fl. 2. 10 stündiae Arbeits-eit mit>/« Stunde Frühstück und*/< Stunde Pause Unterbrechung. 3. Ueberstunden und Feiertage müssen um 20 pCt. er-höhl werden. 4. Keiner der Streikenden darf unter sechsMonaten ohne eigenes Verschulden gemaßregelt werden undmuß die Behandlung human sein. Zuzug ist sern zu halten.Großbetrieb und Aktieugesellschafteu. Nach der vorkurzem veröffentlichten amtlichen Einkoinmcnsstatistik gab es imKönigreich Sachsen im vorigen Jahre 771 Aktiengesellschaftenmit einem Gesaminteinkoniincii von 42 801 737 M. Da das Ge-'amiiiteiiikommen des sächsischen Volkes in diesem Jahre aus1 534 950 632 M. eingeschätzt war, betrug das Einkommen derAktiengesellschaften zwar noch nicht drei Prozent des Volks-einkommens, aber seil dem Jahre 1373 zeigen die Zahl und dasJabreseinkommen der Aktiengesellschaften folgende Bewegung:Während die Zahl der Geellschaften hiernach beständigenSchwankungen unterworfen war, zeigt ihr Gesammteinkommen(mit Ausnahme eines einzigen Jahres) ein stetiges und sehr be-deutendes Wachsen. Es hat sich in den 15 Jahren dieser Ueber-sichl ziemlich genau verdoppelt, während die Zahl der Gesell-schafteii nur um 17 pCt. stieg. Das beweist, daß auch innerhalbder durch Aktiengesellschaften betriebene» Großindustrie derGroße den Kleinen auffrißt.