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Abg. Hauszmann(ncttl.)' Wunschi Ablehnung d'es Antrages ö. Dittfurth, der jedoch an eine besondere Kommission überwiesen wird. Der Antrag Viereck sfk.) betreffend Befreiung der Beamten, Lehrer, Geistlichen und Gendarmen in Posen von den Schulkosten- beitrügen wird angenommen. Ein Antrag V. Zedlitz(f!.) auf Ergänzung des Gesetzes über die Haftung des Staates und anderer Verbände für Amtspflichtverletzungen ihrer Beamten bei Ausübung der öffentlichen Gewalt geht an die verstärkte Justiz- kommission. Eine Petition um etatsmäßige Anstellung der Justizkanzleigehilfen wird zur Erwägung überwiesen. Der Präsident teilt mit, daß auch am 7., eventuell 8. Juni noch Sitzungen sein sollen. Donnerstag, 10 Uhr: Petitionen, Besitzbefestigungsgesetz, Arbeits- schcuengesetz, Vertagungsantrag der Regierung, Binnenschiffahrts- antrüge. Schluß M5 Uhr._ Hiss der Partei. Eine Kundgebung für die Haltung der Sozialdemokratie ktt dr Polcnfrage. Das Exekutivkomitee der polnischen sozialdemo- kratischen Partei Oesterreichs   hat an den Genossen Ab- gordneten Borchardt folgendes Schreiben geschickt: Sehr geehrter Genossel Mit tiefer Bewunderung erfüllt uns Ihr mutiges Auftreten im preußischen Landtag, Ihre Stellungnahme gegen die nationale Unterdrückung und Entrechtung. Gemeinsam mit Ihnen erheben wir lauten Protest gegen das junkerliche volksfeindliche Preußen. Wir hegen unsere herzlichste Sympathie für die Genossen, welche den Kampf gegen den preußischen Funker- und Polizeistaat führen. Dieser Sympathie geben wir in diesem Schreiben Aus- druck, das wir im Namen der Parteivertretung der polnischen Sozialdemokratie an Sie richtew., Mit Brudergruß Das Exekutivkomitee der polnischen Sozialdemokratie Galiziens   und Schlesiens. Gemeindewahlsieg in Teutschböhmen. Der dritte Gemeinde- wahlkörpcr in der nordböhmischen Stadt N i e m e s wurde von unseren Genossen gegen die vereinigtenDeutschfreiheitlichen" und Klerikalen glänzend erobert. polireUickes» Oerichtllchcs ulw. Schon wieder ein klagender Minister! Anfang April erschien in der DanzigcrV o l k s w a ch t" unter der Ueberschrift:Osterode  " ein Artikel, der sich in Form eines Stimmungsbildes mit dem Fall Emersleben   beschäftigte, der zur Vernichtung zweier Menschenleben führte. Jetzt hat gegen den verantwortlichen Redakteur unseres Tanziger Parteiblattes, den Genossen Schröder, der Kricgsminister Strafantrag wegen Beleidigung der deutschen Armee gestellt. Was an dem beanstandeten Artikelbeleidigend" sein soll, ist unersindlich. GewerKsdiaftlicKes. DieLerlmer" und dieJVIüncben-Gladbacher*. Das Organ der katholischen   FachabteilungenDer Arbeiter" bringt in seiner letzten Nummer eine Einladung zum Delegiertentag der katholischen'Arbeitervereine(Sitz Berlin  ). Das Organ kann sich hierbei nicht verkneifen, auf dieFortschritte" hinzuweisen, die der katholische Gedanke in der christlichen Arbeiterbewegung in der letzten Zeit erzielt hat, obwohl der Kampf gegen diesen katholischen  Gedanken in der Arbeiterbewegung gerade von Katholiken flieS M.-Gladbacher Gewerkschaftsrichtung) am allerschlimmsten geführt worden ist. Dennoch: Ucbcrall in der zivilisierten Welt raffen sich die katholischen  Arbeiter auf, sich unter dem Banner des Papstes und der Bischöfe gewerkschaftlich zu organisieren. Seit dem denkwürdigen Briefe Pius X.   an den Grafen Medolago ist die Gewerkschaftsfrage für Italien   im katholischen   Sinne entschieden worden; in Frank- reich hat die Enzyklika über denSillon" mit den Wahnideen des ozialen JnterkonfessionaliSmuS aufgeräumt; in Belgien   stellten ich die Gewerkschaften rückhaltlos auf den Boden der päpstlichen Weisungen; in Holland   wachen die Bischöfe eifersüchtig darüber, daß die katholischen   Arbeiter nicht den interkonfessionellen, son- dern den katholischen   Syndikaten beitreten; in England regt sich der Widerspruch der katholischen   Männer und Frauen gegen die reinwirtschaftlichenTrades Unions  ", und mit heldenmütiger Begeisterung entschlossen sie sich zur Gründung katholischer Ge- Werkschaftsverbände, um nicht durch längere Zugehörigkeit zu den auf nacktestem Egoismus aufgebauten Arbeitcrgilden an Leib und Seele Schaden zu nehmen; in Amerika   regt sich das gleiche Ver- langen, vom weltcrneuernden Geist der Kirche die Berufsorgani- sationen der Arbeiter durchdringend leiten zu lassen; in Kanada  namentlich macht die katholische Gewerkschaftsbewegung erfreu- liche Fortschritte, das gleiche wäre zu melden von Südamerika  , von Spanien   usw.; nur in Deutschland   sucht man auf katho- lischer Seite mit allen Mitteln die katholische Arbeiterorganisation zugunsten der interkonfessionellen Gewerkschaften niederzuhalten. Das kann uns aber nicht entmutigen, wenn überall auf dem weiten Erdenrund die aus Katholiken gebildeten Gewerkschaften die Fahne des Kreuzes auS der Hand der katholischen Kirche  empfangen, und sie im sicheren Schutz des Papsttums, des Felsen- Hortes der Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe, mitten in den auf die Regelung des Lohn- und Arbeitsverhältnisses gerichteten Be- strebungen entrollen, dann brauchen wir uns trotz aller Anfein- düngen auch in Deutschland   nicht zu fürchten." Also in anderen Staaten sind die katholischen   Arbeiterorgani- sationen. die dieFahne des Kreuzes aus der Hand der katho- lischen Kirche" empfangen, über die interkonfessionellen christlichen Gewerkschaften gestellt worden! mit Hilfe Roms und der Bischöfe. In Deutschland   ist eS noch nicht so weit, aber man hofft in Fach- abteilerkreisen, und das ist schon etwas. An anderer Stelle des Organs wird auf die Sorgen hin- gewiesen, die in den christlichen Gewerkschaftskreisen Platz gegriffen haben, nach dem die Fuldaer Bischofskonferenz der christlichen katho- lischen Arbeiterschaft die bekannten und bestimmten Leitsätze dik- tierte. Und mag das Zentralblatt der christlichen Ge- werkschaften, wie das in seiner letzten Nummer geschieht, sich noch so anstrengen, das Gegenteil zu behaupten, es bleibt wahr, daß man außerhalb der christlichen Gewerkschaften schon längst angefangen hat. Rom   und den Bischöfen Konzessionen zu machen. Wir rechnen in erster Linie die Streikbruchtaten der christlichen Gewerkschaften dazu. Und als weitere Konzession betrachten wir das im Vordergrunde der Agitation aufgestellte Prinzip derGe- Werbesolidarität" mit den schlimmsten Ausbeutern und frechsten Junkern. Und wir rechnen dazu das Wettkriechen mit den Gelben oder diesen verwandten Organisationen um die Gunst hoher und höchster Behörden und Unternehmer. Aber das alles würde Rom  und den Bischöfen nicht genügen und wie in anderen Ländern auch in Deutschland   über die christlichen Gewerkschaften endgültig den Stab brechen, wenn nicht hinter diesen noch andere Mächte stän- hen, die die katholische Kirche   zurzeit nicht umgehen oder igno- rieren kann. Dennoch ist die Lage der christlichen Gewerk, chaften keine be- neidenswerte und Herr Stegerwald hat keine Ursache, sich aufs hohe Pferd zu setzen, wenn er und seine Freunde an die inter  - nationale Konferenz der christlichen Gewerkschaften in Zürich   zurück. denken und sich die Haltung vergegenwärtigen, die sie jetzt gegen- über den letzten bischöflichen Kundgebungen eingenommen haben, wird ihnen von selbst die Kluft ausfallen müssen, die zwischen der Haltung bezw. Taktik der christlichen Gewerkschaften von damals Md heute liegt. Und erst die Wandlung in der Haltung der christ, lichen Geiverkschäslen zu den freiest Arbeikerorganlsatwuen? Das frühere Verhältnis zueinander besteht nicht mehr, durch die Schuld der christlichen Gewerkschaften und ihrer Hintermänner. In Lohn- und Arbeitskämpsen gibt es keine unsicheren Kantonisten mehr wie die christlichen Gewerkschaften. Wenn hier das Zentralblatt widerspricht, und darauf hinweist, daß die christlichen Gewerkschafter doch Hunderttausende Mark für Streiks ausgegeben haben, so ist das nicht ganz klar ausgedrückt. Die christlichen Gewerkschaften waren in Aussperrungen ver- wickelt, die den größten Teil der Streikunterstützungen absorbierten. Sie konnten diesen Aussperrungen nicht so aus dem Wege eilen, wie z. B. die christliche Keramorganisation das bei der letzten Porzellanarbeiteraussperrung getan hat. Und es ist in den ver- schiedensten Berufen den christlichen Gewerkschaften auch noch nicht möglich, solche Kunststückchen aufzuführen, wie im Bergbauberuf, wo es sich seit Hausham   gezeigt hat, wie weit es mit den christlich gewerkschaftlichen Aktionen gekommen ist. Die katholischen   Fach- abteilungen haben es bisher nicht so schlimm getrieben wie die christlichen Gewerkschaften von Hausham   ab bis zum Ruhrberg- arbeiterstreik. Es bleibt also schon so, die christlichen Gewerkschaften haben eine EntWickelung genommen, über die sich die katholischen   Fach- abteilungen vergnügt die Hände reiben können. Und alle anderen Arbeiterfeinde auch. LerUn unck Llmgegenck. Die streikenden Stukkateure hielten am Dienstag eine Versamm- lung ab. Wie bekannt war, sollten am selben Tage Verhandlungen stattfinden. Durch die Htnauszögerung des Verhandlungstermins trat der Zustand ein, daß der bisherige Verhandlungsleiter Herr v. S ch u I z in die Ferien fuhr. Auf Anraten der Arbeiter wurde Herr v. Schulz von beiden Parteien ersucht, die weiteren Verhand- lungen zu führen. Weitere Verhandlungen sollen am Donnerstag, den 23. Mai, stattfinden. Die Unternehmer haben ihrer Leitung Prokura erteilt und diese hält nun den geeigneten Augenblick für die Be- willigling der achtstündigen Arbeitszeit noch nicht für ge- kommen. Deshalb werden die Verhandlungen seitens der Unternehmer, die schon in großen Lettern schrieben: Wir sind bereit" zu verhandeln, hingezogen. Die Unter- uehmer rechnen damit, daß ein Teil der Streikenden zum Pfingstfest abtrünnig wird. Mit dieser Rechnung sind die Unternehmer aller- dings hineingefallen, die Spekulation auf das Pfingstfest ist zu schänden geworden. Der Standpunkt der Unternehmer ist nur verständlich, wenn man weiß, daß die Unternehmer einen Beschluß des Arbeitgeberbiliides von ISOS zu befolgen haben, nach welchem eine Verkürzung der Arbeitszeit nur nach voraufgegaugenem verlorenen Kampf gewährt werden darf. Die streikenden Stukkateure erklären einstimmig, daß sie einen Ber- trag ohne achtstündige Arbeitszeit und ohne Erhöhung des Minimal- lohnes nicht abschließen werden. Erklären die Unlernehmer bei den nächsten Verhandlungen nicht, wie weit sie den Streikenden entgegen- kommen, so wird es nötig sein, daß andere Maßnahmen getrosten werden. So ist die Stimmung der Streikenden. Einstimmig fand eine Resolution Annahme, in der die Streikenden erklären, einmütig im Ausstand weiter zu verharren. Zur Zigarrenarbeiterbewegung. Die Firma Stübner, Zigarrenfabrik, Steglitz  , Schloßstr. 115, hat seit Beginn der Bewegung den Lohn, der mit ihr tariflich ver- einbart war. nicht voll bezahlt. Dieselbe hat verschiedenllich mit Erfolg versucht, durch Unterabmachungen ihre tariflichen Pflichten zu umgehen. Den vorstellig gewordenen Vertretern des Verbandes wies man brüsk die Tür. Diese Handlungsweise hat zur Folge, daß obige Firma aus der Tarifliste gestrichen worden ist. Die Firma Rob. Stübner-Steglitz ist gesperrt. Der Vertrauensmann der Tabakarbeiter. Zur Lohnbewegung der Friseurgehilfe» ist zu berichten, daß annähernd S(X) Bewilligungen eingelaufen sind. Es ist dies, wenn man die scharfmacherischen Umtriebe einzelner Arbeitgeber in Be- tracht zieht, ein immerhin beachtenswerter Erfolg. Durch die Sympathie der öffentlichen Meinung für unsere Bewegung sehen sich die anfangs am schärfsten gegen unsere Forderungen agitierenden Meister veranlaßt, den Tarif anzuerkennen. Einzelne Arbeitgeber stimmen darüber laute Klagegesänge in der bürgerlichen Presse an, hauptsächlich weil sie glauben, daß durch die Bewilligung ihr Herren« standpunkt eine Abnutzung erfährt. Am Schlüsse eines kleinen Ar- tikeis imLokal-Anzeiger" vom 19. Mai wird der dringende Appell an alle Friseure Groß-BerlinS gerichtet, sich dadurch nicht irre machen zu lasten und ein Aufoktroyieren des Vertrages als eine unberechtigte Einmischung in die Rechte des einzelnen energisch zurückzuweisen". Zur besseren Kontrolle, ob in den einzelnen Betrieben die geringen Forderungen der Friseurgehilfen erfüllt find, dient eine neue weiße Kontrollkarte mit rotem Rand- und ebensolchem Over- strich. Kollegen die bei einem Arbeitgeber arbeiten, der den Tarif noch nicht anerkannt hat, haben laut Beschlutz der letzten Versamm- lung die Arbeit auszugeben und dies sofort dem Bureau zu melden. I. A.: G. B o l tz, Obmann der Lohnkommission. Die Mineralwasserarbeiter der Firma G. Künkel- Schöneberg, Helmstr. 6, welche sich bekanntlich wegen des rigorosen BorgehenS des Unternehmers im Streik befinden, haben inzwischen anderweitig Beschäftigung gefunden. Wie wir schon berichteten, paßt das aber dem Mineralwasierfabrikantenverein nicht. Der Vorsitzende Herr Rudolf Busse, Eugelufer 6, der ebenfalls seine Ware sehr gern an Restaurateure, Kaufleute, Grünkramhändler und Kantinen ab- läßt, hat nun bereits wiederholt darauf hingewiesen, daß Kutscher  in denselben Betrieben Arbeit nicht erhalten dürfen, anderen Falles seine Mitglieder mit Geldstrafen oder Ausschluß be- droht werden. Em derartiges Vorgehen ist umso befremdender, als die Herren Fabrikanten von den Kutschern sogar verlangen, sich auch nach neuer Kundschaft zu bemühen, um auf diese bequeme Art einen Reisenden zu ersparen. Wenn die Arbeiterschaft auch schon daran gewöhnt ist, auf die schwarze Liste gesetzt zu lverden, so ist daS Borgehen dieser Unter- nehmer. die zwar oftmals hochtönende Firmenköpfe, in der Regel Dr. so und so" tragen, doch um so unverständlicher, als es sich nur um Kleinbetriebe handelt, die meist nur 319 Arbeiter überhaupt beschäftigen. Die hygienischen Verhältnisse spotten oftmals jeder Beschreibung, die erlassenen UnfallverhütungSvorschriften stehen nur auf dem Papier, hier würde die Gewerbeinspektion ein sehr dankbares Feld ihrer Tätigkeit finden, dieS um so mehr, als die Gefahren der im inneren Betrieb Beschäftigten ganz besonders große sind. Bei der bestreikten Firma G. Künkel trifft dies besonders zu. Auch diesergute Mann" hat es sich nicht träumen lassen, daß seine Arbeiter mal Ernst machen würden, provoziert sind dieselben recht oft worden. Daß er als Arbeitgeber nun selbst auf den Kutscherbock steigen muhte, um wenigstens einen Teil der Kund- schaft, die mit vieler Mühe und selbst oftmals mit materiellen Mitteln der Kutscher erworben wurde, zu halten, gibt dem Unter- nebmer, der sonst immer weidlich auf die Arbetzerschaft schimpfte, hoffentlich genügend Veranlassung, besser nachzudenken. Die bei der Kundschaft verbreitete Nachricht, daß der Streik beendet, ist falsch, für die organisierte Arbeiterschaft bleibt der Betrieb gesperrt. Auch sind die Differenzen bei der Firma Dr. Lohmann Nachf. L. Ladisch, Berlin   �l., Bergstr. 52, noch nicht aufgehoben. Im übrigen verweisen wir darauf, daß die in der Getränkeindustrie beschäftigten und im Deutschen   Transportarbeiterverband orga­nisierten Arbeiter sich im Besitz einer Legitimationskarte befinden, die nur Gültigkeit hat, wenn dieselbe allmonatlich abgestempelt wird. Wer nicht im Besitz einer Kontrollkarte ist, gilt als Un- organisierter und muß als solcher behandelt werden. Die Kon- sumenten sowohl als auch die große Zahl der Mitglieder im be« sonderen werden ersucht, stets nach der Kontrollkarte zu fragen. Die Branchenleitung der Mineralwasserarbeiter und Kutscher  des Deutschen TranstzortarbeiterverbandeS. Achiung, Schuhckachkr? D'äs 25Irfft!ehfeTb"ca straße 19, ist am Pfingstsonnabend, nachmittags von 2 Uhr ab, und am Dienstag(3. Feiertag) gänzlich geschlossen. Die für Montag und Dienstag fälligen Unterstützungen werden am Sonnabend, vormittags von 19 12 Uhr ausgezahlt. Zentralverband der Schuhmacher.. Ortsverwaltung Berlin  . Der Abwehrstreik der Kutscher   von der Firma Albert Boß, Tempelhof  , Berliner   Str. 1(Schwerfuhrwerksbetrieb) dauert fort. Wie bereits kurz gemeldet, haben die Kutscher   dort die Arbeit niedergelegt wegen der Schwierigkeiten, die ihnen aus Anlaß ihrer Zugehörigkeit zum Verbände gemacht wurden und wegen eines tät- lichen Angriffs auf ihren Vertrauensmann, den der Fuhrwerks- inspektor Herr Keil, der Stiefsohn von dem alten Herrn Votz, unter- nahm. Die Kutscher   fordern Anerkennung ihrer Organisation, an- ständige und menschliche Behandlung sowie Wiedereinstellung ihres gemaßregelten Kollegen. Die Firma V o ß sucht ihren Be- trieb mit Arbeitswilligen aufrecht zu erhalten. Die Raus- reißer, die sie bekommen hat, sind aber alles andere nur keine zuverlässige Kutscher. Dieses gab der Fuhrwerkbetriebs- inspektor Keil bei einer Verhandlung, die am gestrigen Abend zwei Vertreter des Transportarbeiterverbandes zwecks Beilegung der Differenzen mit ihm hatten, selbst zu. Herr Keil, der anfangs nicht geneigt war, mit den Organisationsvertreiern verhandeln zu wollen. erklärte nunmehr, damit das Renommee der Firma nicht mehr unter dieser Differenz leide, sei er gewillt die Sache dadurch aus der Welt zu schaffen, daß er von den Streikenden nach den Pfingstfeiertagen soviel Mann einstelle, wie ihm fehlen würden. Von den jetzigen Arbeitswilligen müsse er einige Leute im Betriebe behalten. Natürlich müsse ihm auch die Auswahl der Leute, welche wieder eingestellt werden sollten, überlassen bleiben. In bezug auf die Mißhandlung des Vertrauens- mannes der Kutscher   erklärte Herr Keil, daß erdenselben nur gestoßen" habe; der Sachverhalt sei wie folgt: Es sei ihm durch einen Gendarm am Freitag die Mitteilung gemacht worden, daß dieser in der Baukantine auf dem Tempelhofer   Felde aus einem Nebenzimmer gehört habe, wie der Vertrauensmann der Kutscher  dem Transportarbeiterverbande telephonisch Nachricht wegen Entlassung eines Kutschers gegeben hätte. Deswegen habe er den betreffenden Kutscher abends auf dem Fuhrhofe zur Rede ge- stellt und ihn bei dem entstandenen Wortwechsel nur gestoßen. Da- gegen behauptet der Kutscher, daß er ins Geficht geschlagen worden sei. Die Kutscher haben das Anerbieten des Betriebsleiters ein- mütig abgelehnt. Der Streik wird so lange fortgeführt werden, bis den Kutschern ein besseres Entgegenkommen seitens der Firma Voß gebracht wird. Die Kutscher   und Arbeiter Berlins   werden ersucht, strikte darauf zu achten, daß der Fuhrbetrieb A. Voß, Tempelhof  , als gesperrt zu betrachten ist._ Die Gewerkschaftsbewegung in Spandau  . Durch die Herausgabe von Fragebogen im Jahre 1911 und im Jahre 1912 ist es gelungen, Vergleiche über die Entwickelung der einzelnen Gewerkschaften anzustellen. Auch konnte durch diesen Fragebogen festgestellt werden, wieviel von den einzelnen GeWerk- schafien an Unierstützungen gezahlt wurden. Der Fragebogen, der sich auch auf die von den einzelnen Gewerkschaften geführten Lohn- beweguugen. bezog, ergab auch die Möglichkeit, festzustellen, wie- viel von den Lohnbewegungen erfolgreich bezw. teilweise erfolgreich geführt wurden. Der Spandauer   Unterkommission gehörten bei Herausgabe der Fragebogen 21 Gewerkschaften an. Sämtliche dieser Gewerkschaften haben die Fragen beantwortet. Die Zahl der am Orte gewerkschaftlich Organisierten hat sich gegenüber dem Vorjahre um 529 Mitglieder gehoben, so daß am Schlüsse deS Jahres 1911 den freien Gewerkschaften 4589 Mitglieder angehörten. Ihren Mitgliederbestand erhöht haben 12 Gewerk» schaften, S Gewerkschaften hatten einen Rückgang an Mitgliedern zu verzeichnen, während 3 Gewerkschaften den bisherigen Bestand auf- wiesen. An Unterstützungen wurden von den Gewerkschaften verausgabti An Streikunterstützung...... 20 312,50 M. Gemaßregeltenunterstützung,.. 932,50 Arbeitslosenunterstützung.... 17 426,09 Krankenunterstützung...... 9165,99 Beerdigungsbeihilfe: für Mitglieder..... i. 412,50 für Ehefrauen der Mitglieder.. 59,00 für Kinder der Mitglieder... 99,90 Reiseunterstiitzung....... 484,70 Rechtsschutz......... 294,20, Extraunterstützung.......- 424,60, Insgesamt wurde die' Summe von. 49 593,14 M. an Unterstützungen gezahlt. An Lohnbewegungen mit Arbeitsniederlegung waren 11 GeWerk- schaften in 18 Fällen mit 1951 Mitgliedern beteiligt. Lohnbewegungen ohne Arbeitseinstellung wurden in 28 Betrieben mit 2915 Beteiligten geführt. Bon den mit Arbeitsniederlegung geführten Bewegungen halten 16 vollen und 2 Bewegungen teilweisen Erfolg. Von den ohne Arbeitsniederlegung geführten Bewegungen waren 14 mit vollem und 14 mit teilweisem Erfolg zu verzeickinen. Durch diese Bewegungen gelang es 12 Gewerkschaften, am Orte Tarife mit den Unternehmern abzuschließen. Zur Erledigung der Geschäfte der Gewerkschaften und zur Agi- tation wurden von den Gewerkschaften V93 Sitzungen und Versamm» lungen abgehalten. Wenn auch die Zunahme der Mitglieder der Gewerkschaften nicht befriedigen kann, so ist doch das eine festzustellen, daß sich die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten von Jahr zu Jahr erhöht. Die Unternehmer sind aus diesem Grunde gezwungen, mit den Gewerk- schaften zu rechnen. Aufgabe der einzelnen Gewerkschaften ist es, die noch abseits stehenden Berufskollegen heranzuziehen, dann wird es auch möglich sein, in Spandau   bessere Arbeits- und Lohnbedingungen zu erringen. Oeutscbes Reich. Schwarze Hyönen. In Bahrenth sind die Gemeindearbeiter in einen kleinen Konflikt niit der bürgerlichen Mehrheit der Stadt- Vertreter geraten, weil sie die ihnen von den Herren präsentierte Versorgungskasse nicht mit Jauchzen als eine unverdiente Wohltat entgegengenommen, sondern sich erlaubt haben, in einer Versamm- lung gegen das unzulängliche Machwerk Stellung zu nehmen, worauf der Magistrat beschloß, die Sache zunächst ruhen zu lassen, bis die Arbeiter sich weiter erklärt hätten. Kaum hatten die christlichen Drahtzieher davon gehört, so witterten sie auch schon Morgenlust für ihre ZersplitterungSpläne. Bon auswärts erschien ein chnstlicher Sekretär aus dem Plan, um eine schwarze Organisation unter den Gemetndearbeitern zusammenzubringen, die in den schwebenden Konflikt mit dem Magistrat in der bekannten Weise eingreifen soll dadurch, daß sie sich mit der famosen VerstchcrungSkasse befriedigt erklär! und den Scharfmachern in der Gemeinde den nötigen Rück- halt gibt, weitere Zugeständnisse zu verweigern. In Bayreuth   ist aber kein Boden für solche Elemente. IZusUnck« Der Minimallohn der Bergarbeiter. London  , 29. Mai. sEig. Ber.) In neun Revieren auS 22 haben die durch das Minimallohngesetz geschaffenen Lohnämter ihre Arbeit vollendet und es ist jetzt möglich, die Resultate deS großen Berg» arbeiterstreiks einigermaßen zu übersehen. In keinem Revier ist eS den Arbeitern gelungen, ihre Lohnforderungen ganz durcbzusetzcn. In einigen Fällen besteht ei» großer Unterschied zwischen dem Gewollten und dem Erreichten. In SüdwaleS  , wo die Ber- Handlungen des Distriktsamts vorläufig stille stehen, herrscht eine große Erbitterung über den Schiedsspruch Lord AldwhnS, der den unterirdisch beschäftigten Tagelöhnern einen Mintmallohn von nur 4 Schilling und ö'/, Pence zugesprochen hat. Die Arbeiter be-