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Nr. 121. 29. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Literarisches.

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Sonntag, 26. Mai 1912.

lau die Zahl der Werke von 145 auf 78, nur weil plöblich eine essierter Individuen fühlt, und vor allem: welchen Einfluß andere Zählweise borgenommen wurde. G. unterscheidet dagegen eine tompatte Wirtschaftsmacht durch folge­Werke als betriebstechnische und als wirtschaftliche richtige und scharfe Vertretung ihrer Interessen Ueber die Konzentration im deutschen Kohlen- Einheiten." Prosper" im Bezirk Westessen erscheint in der gegenüber der reichsdeutschen Gefekgebung be­bergbau. Eine ökonomische Studie von Sturt Goldschmidt. Statistit als Einheit; die Besiker zählen aber drei Betriebsanlagen. it."( S. 115.) Kontingent, Erschwerung von Neugründungen, ( Volkswirtschaftliche Abhandlungen der badischen Hochschulen, Neue Im Revier Dortmund III trennt die Statistik die Gewerkschafts- Betriebsauflage, Durchschnittsbrand, Vergällungszwang, Vorschrif Folge, Heft 5) Starlsruhe i. B. 122 S. 2,60 m. betriebe Borussia" und Despel" als zwei Werke; tatsächlich ten für den Kleinhandel in denaturiertem Spiritus fanktionieren Die Grundlage für die Darstellung, die im wesentlichen nur bilden sie zufammen eine dreischächtige Petricbseinheit. Wäh- gesehlich die durch die Zentrale verfolgte Politik. as Zurüd­die rheinisch- westfälischen Verhältnisse berüasichtigt ,. Bildet eine rend die amtliche Statistik im Ruhrrevier für das Jahr 1909 ins- drängen der Spritfabriken und gewerblichen Brennereten, die Bin­Kritik der bisherigen statistischen Belege, der Konzentrationserschei- gesamt 162 Bergwerte zählt, unterscheidet G. 396 technische Ein- dung des Zwischenhandels wird durch gesetzlichen Zwang bestätigt. nungen. Die offizielle Statistik folgt bei ihrer Unterscheidung von heiten, von denen noch 22 unfertig sind und daher für die weitere Was dem Kartell nicht vollkommen gelingen würde, bermag der Werfen" juristisch- steuerlichen Gesichtspunkten, ohne daß die Betrachtung ausscheiden. Nach G.s Berechnung verteilte sich die Gesetzgeber: die Produktionsbindung. Das ist gleichbedeu Zählung einheitlich wäre. 1894 sant im Oberbergamtsbezirk Bres-| Leistungsfähigkeit dieser 365 Betriebe im Ruhrrebier 1909: tend mit einer offiziellen Anerkennung des Startells in seiner Eristenz und seiner Politit." ( S. 193.) Der Tatsache Kartell hat die Gesetzgebung Rechnung getragen, indem sie das gesamte Gewerbe in die Grundlinien der Absah und Verwertungs politik des Sartells hineinzwang durch das Mittel des Vergällungszwangs."( S. 204.)

Jahres- Förderung pro Wert

Zahl der Betriebe

Produktion in 1000 Tonnen

Anteil der Gruppe an der Produktion Zahl der Belegschaft

Anteil der Belegschaft

Durchschnittliche Produktion pro Betrieb

17

Arbeiterzahl pro Betrieb

Kohlenleistung des Arbeiters

Roksproduktion in 1000 Tonnen.

Brifettfabrikation in 1000 Tonnen

Auf 1000 Tonnen Stohle tommen Tonnen Briketts

Auf 1000 To. Kohle tommen Veredelungsprodukte in Tonnen Kohle

20 000 bis.

75 000 bis 150 000 bis

250 000 bis

über

75 000 0.150 000 To. 250 000 To. 400 000 o. 400 000 To.

92

28 450 34,8 Proz. 114 710 34,2 Proz 306 000 1 233

14 339

0,4 Proz. 1930 0,57 Proz.

72 8.277 10,2 Proz.

162.

35 960 10,73 Broz.

33 071 40,4 Proz. 131 630 39,2 Proz.

24 000

115 000

204 000

138

499

812

176

229

249

1 608

5 633

247 4.700

33

103 103

1037 128 387

1072

34 267

967 33

258

25

12 536 14,1 Proz. 51-070

15,3 Broz. 502 000 2043 246 3 097

324

In dieser Tabelle steht nach Zahl der Betriebe und Anteil an| freisen besondere Beachtung erfahren. Um gleich unser Urteil vor­der Gesamtproduktion die Gruppe der Großbetriebe nicht an auszuschicken: sie verdient sie auch in vollem Maße. erster Stelle, Die mittleren Betriebe( 150 000 bis 400 000 Tonnen Jahresförderung) liefern den Hauptanteil an der Gesamtproduk­tion( 75,2 Proz.) und stehen nach der durchschnittlichen Kohlen­Teistung des Arbeiters neben den größten Betrieben. Unrentabel sind dagegen die 14 fleinsten Betriebe( Arbeiterleistung nur 176 Tonnen), die nach Zahl und Förderungsmenge vollkommen ver­schwinden. Was die kleinsten und Kleineren Betriebe( bis 150 000 Tonnen Jahresforderung) überhaupt noch lebensfähig macht, ist ihre Koks- und Brikettfabrikation und die Gewinnung von Neben­produkten( Ammoniat, Teer, Naphthalin, Benzol, Gas). Aus den beiden untersten Zeilen der Tabelle ergibt sich, daß sie die Ver­fofung und die Gewinnung von Veredelungsprodukten relativ biel intensiver betreiben als die größeren Werke.

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Durch das Gesetz sind auch die letzten Außenseiter ins Kartell hineingezwungen worden. Damit ist der äußere Ausbau der Sartellmacht geschlossen, der freie Wettbewerb ausgeschaltet, alle. Beziehungen zwischen Markt und Konium einseitig dem Kartell überantwortet; so lange bis Weiterverarbeiter und Destillateure ihr festgefügtes Kartell haben, dessen politisches Mittel heißt: Konsum= einschränkung als eiserne Wehr gegenüber jeder Willkürpolitik: à Corsaire, Corsaire et demi!"( S. 242.)

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Mit dem neuen Gesez wird aber auch die Begründung unmög lich gemacht, die noch für die Gesetzgebung von 1887 und 1895 herhalten konnte: die Brennerei als Ernteberwertungsfaktor, als Stüße für Vichhaltung und Landeskultur: Keine Brennerei feinen feine Schlempe; feine Schlempe fein Vieh; fein Vieh Dünger; fein Dünger feinen Roggen und feine Kartoffeln, und ( Miquel.) In einem einleitenden Kapitel wird die Börsenära" der deut- was dann folgt ist die Sicfer." Die Brennerei mor schen Spiritusindustrie bis zur Gründung des Kartells 1897( be- aber nur so lange Stüße der Landeskultur, als die Güter guten stehend aus der Organisation der Brenner und der Spritfabriken) Bodens starte Kartoffelernten zogen."( S. 198.) Aber heute werden geschildert. Technische Fortschritte, die Steuergefeßgebung 1887 und auf den schlechteren Kartoffeln gezogen, während das Kontingent 1895, die Bollpolitik, die Verhältnisse an den Börsenmärkten werden bei den guten Böden verblieben ist. Die Brennerei, die dabei in ihren fördernden und hemmenden Wirkungen für die wirklich Ernteberwertungsbetrieb ist im Sinne Stonzentration der Einzelunternehmungen erörtert, wobei Technik ber 1887er Gesezgebung, ist durch das neue Geset und Usancen im Börsenverkehr besonders berücksichtigt werden. In schwer getroffen worden."( S. 201.) Das neue Gesetz dem Hauptteil:" Die Kartellära", erfährt das Kartell des ersten führt gerade zu einer Trennung von Gutsbetrieb und Brennerei. Hauptvertrags eine eingehende wirtschaftliche Analyse und historische Beide find in ihrer Rentabilität nicht mehr miteinander verflochten, Schilderung. Ein erster Abschnitt behandelt Entstehung, Organisa- und das Kartell kann jest treiben, was ihm früher verschlossen war: tion, Vertragsbestimmungen des Kartells und den Kampf mit der Produktionspolitik. Zwar ist ebensowenig wie im alten so auch im Börse, der bekanntlich damit endete, daß seit Frühjahr 1902 der neuen eine Produktionsbegrenzung und-Regelung vorgesehen. Aber Spiritusverkehr auf dem Börjenmarkt vollkommen ruht. In einem die Voraussetzung ist jetzt für sie gegeben. weiteren Abschnitt:" Die Politit des Kartells" wird zunächst der Produktionsumfang der Jahre 1899 bis 1907 an der Hand der Geschäftsberichte der Bentrale dargestellt und sodann untersucht, ob die Zentrale überhaupt eine Produktionspolitik treiben fonnte. Die Frage ivwird verneint: Die Spiritusproduktion stellt sich dar als ein Nebenbetrieb der Landwirtschaft; die Produktionsmittel sind in ihrem Umfange von unbeeinflußbaren Momenten( Ausfall der Ernte) abhängig. Die Größe des( Kartoffel-) Erntefeldes wird ihrerseits durch die Rentabilität des landwirtschaftlichen Gesamt­betriebes bestimmt. Aenderungen infolge von Rentabilitätsverände rungen des Nebenbetriebes lassen sich erst so spät vornehmen, daß dann die Ursachen wieder bereits verschwunden sein können. Die von der Zentrale 1901/02, 1905/06 und 1906/07 angeordneten Pro­duktionseinschränkungen wurden durch natürliche Umstände( Rüd­gang der Kartoffelernte) berwirklicht.

Diese eigenartige Stellung als landwirtschaftliches Kartell macht sich auch in der Preispolitik geltend. Die Höhe der Produktion wirkt augenblidlich und scharf auf die Preise. Starter Export ins Ausland bei hohen Beständen, die Differenzierung von Inlands­und Auslandspreisen und die von Trinkbranntwein- und Gewerbe­fpirituspreisen, waren die Mittel zum Hochhalten der Preise. Ge­wöhnlich sagt man Kartellen nach, daß sie Stetigkeit der Preise verursachen. Für die Zentrale tonstatiert B. mit Recht, daß die Preisturbe sprunghaft ist, alle ruhige geschäftliche Kalkulation ers schwert.

Was G. zum Beweise für diese technische Konzentration an Bahlenbelegen bringt, läßt sich leider nicht im einzelnen nach prüfen. Auch die Einteilung der 365 Werke in die verschiedenen Größentlassen hätte sehr gut durch die Einzelaufführung der Nach prüfung handlicher gemacht werden können. Etams dürftig ist auch der rein beschreibende Teil der Betriebskonzentrationsursachen aus gefallen. In dem Abschnitt über die wirtschaftliche Konzentration werden bereits bekannte Tatsachen bestätigt.. Die Bedeutung physis scher Personen ist zurüdgegangen; heute liegt nur noch ein Wert mit unbedeutender Produktion in den Händen eines Mannes ( de Wendel). Aktiengesellschaften und Gewerkschaften sind die Träger der Konzentration. Die Zahl der wirtschaftlichen Einheiten ist seit 1885 von 114 auf 55 im Jahre 1909/10 zurüdgegangen. Unter diesen wenigen beherrscht und monopolisiert die Kohlen­produktion eine noch fleinere Bahl. 1893 förderten die 10 größten Unternehmungen 36,6 Proz. der Gesamtproduktion im Ruhrrevier; 1910 lieferten 10 Riefenunternehmen bereits 59,8 Proz. Allein 9 Konzerne beherrschen. 66,9 Proz. der Kohlenproduktion des Reviers und 48 Proz. der Produktion des Stahlwerksverbandes". Auf die Frage nach den Ursachen dieser wirtschaftlichen Kon­zentration behandelt G. zunächst die Veränderungen im Bergwerks­recht. Bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts herrschte im Bergbau das Direktorialsystem, das der Bergbaubehörde einen weitgehenden Einfluß auf den an bestimmte Formen gebundenen Betrieb gewährte. Die Berggesetzgebung der 50er und 60er Jahre war getragen von der ausgesprochenen Tendenz, Kapital in den Die wesentlichste Stüße der Preispolitik des Kartells bildet die Bergbau zu leiten und stellte ihm dieserhalb Bewegungsfreiheit Absatzpolitik. Ging der Konsum an Trinkbranntwein infolge der und höchste Gewinnchancen in Aussicht. Die Absicht, den Kohlen- hohen Breise zurüd, so mußte Erfaz durch den denaturierten Spiri­bergbau und seine Produktion zu steigern... hat sich auch erfüllt. tus geschaffen werden. Gleichmäßige billige Preise, Ausschaltung aber man konnte nicht ahnen, daß der Riesenbetrieb, das Privat- des berteuernden Zwischenhandels, Anregung zur Verwendung für monopol die neue Wirtschaftsform der freien Konkurrenz ab- Heiz-, Beleuchtungs- und Kochzwede waren das Biel dieser Politik. lösen würde, daß eine mehr oder weniger freiwillige Startellierung Spiritus mußte mit Gas, Elektrizität, Petroleum, Benzin ton­... eine Rüdfehr zu den Grundfäßen des Direktionssystems, furrieren fönnen. Durch Prämiierungen, Ausstellungen usw. för­Förderungseinschränkung und Produktionsverteilung, Preis- und derte die Zentrale die Herstellung und Verwendung von Spiritus Abfahregulierung, tatsächliche Beseitigung des freien apparaten. Die Einführung von Spiritusmotoren wurde dadurch Arbeitsvertrages und anderes Tezten Endes... resultieren erleichtert, daß sich bei ihnen die Wärmeausnutzung günstiger stellt würde." Die gefeßlichen Aufschließungsbestimmungen( Schürffrei- als bei anderen mit flüffigen Brennstoffen betriebenen Straft­heit) lieferten den Bergbau geradezu dem Großkapital und den Monopolisten aus. Lange vor dem Abbau segten sich einzelne Der Export ins Ausland wird nicht regelmäßig betrieben. Nur ort ins Auslan Kapitalstonzerne in den Besitz der mineralhaltigen Areale. Die wenn allzu hohe Bestände Preisdrud verursachen könnten, wird er neuen Geseze von 1905 und 1907, die die Regierung einbrachte, vorgenommen. Die Produktion ist im allgemeinen infolge der nachdem sie in der Hibernia"-Affäre selbst die Schläge des Privat- Betriebstechnik und der auten Preise so rentabel, daß sie diefes nicht das bei anderen Kartellen stetig in Straft ist monopols gespürt hatte, halten sich jedes Eingriffs in die wohl Ventils erworbenen" Bergwertsrechte fern und stabilisieren daher die bedarf. Als 1900 die staatliche Brennsteuerrüdvergütung wegen der Privilegien der gegenwärtigen Monopolinhaber. Diese fünstliche nicht erfolgten Erneuerung des Brennsteuergesetzes ruhte, hatte Förderung der Großbetriebe wurde durch die Steuergesetzgebung die Bentrale noch kurz vorher große Massen auf Vorrat abfertigen noch vermehrt. Die Aufhebung der Bruttosteuer mit zunehmen- und im Samburger Freihafen... einlagern lassen". Auch die Re­der Tiefe des Abbaus wächst der Anteil der Produktionskosten für gierung tam unter Umständen zu Hilfe: 1902 ermäßigte der Landes­die Tonne Kohle fam den großen Betrieben mehr zugute als eisenbahnrat auf Antrag der Bentrale die Tarife für seewärts den fleinen. Zudem machte der Staat vor den Regalen der Mag- geleitete Zufuhr. naten( insbesondere in Schlesien ) Halt. Diese erhoben die alten hohen Bruttoabgaben weiter, machten dadurch die Privatbetriebe gegenüber den niedriger besteuerten konkurrenzunfähig und brach ten sie in eigenen Besitz. Der Staat selbst lieferte also die kleineren Betriebe an die Magnaten aus.

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Ein Schlußabschnitt beschäftigt sich mit dem Thema: Startell und Konzentration. Hier wird nichts Neues an Tatsachen vor­gebracht: die Produktionseinschränkung durch Vertragsbestimmung, Die Stillegung der Ruhrtalzechen, die Beschleunigung der Konzen tration durch die gemischten Betriebe( Hüttenzechen). Neu ist auch nicht die Auffassung der reinen Betriebe, die sich G. zu eigen macht: die Entstehung der kombinierten Werke mit ihrer Tendenz der Vergrößerung der Kohlenproduktion ohne Rücksichtnahme auf die Gesamtlage schädige direkt das Nationalvermögen". Eine Schädigung des Konsums besteht durch die Existenz eines Syndikats überhaupt, auch wenn ihm nur reine Betriebe angehören. Den Beweis, daß die Konzentration zu kombinierten Werken kaum ( also doch!) eine Herabminderung der natürlichen Produktions­foften bewirke", ist G. schuldig geblieben. Zu einer flaren theoretischen Durchdringung der Monopol­erscheinungen ist G. nicht vorgedrungen. G. verzichtet auf eine einheitliche Erklärung" der modernen Wirtschaft nach Sinn und Kausalzusammenhang", da seiner Meinung nach alle Versuche bisher gescheitert seien. Er beschränkt sich auf eine Erörterung der Einzelfragen des Hauptproblems". Aber auch hier vermischt er Erscheinungsformen und Tendenzen, um zumeist an den ersten Ernst Meyer . haften zu bleiben

Das Spiritusfartell. Eine wirtschaftspolitische Unter­suchung von Dr. Goes Briefs.( Wolfswirtschaftliche Abhand­lungen der badischen Hochschulen, Neue Folge, Heft 7.) Karlsruhe , Braunsche Hofbuchdruckerei. 1912. 252 Seiten. Breis 5,20 M. Die Vorgänge in der Spiritusindustrie haben neben dem wirt schaftlichen ein eminent politisches Interesse. Der Schnaps ist zum Symbol der agrarischen Reaktion in Deutschland geworden. Die vorliegende Arbeit über die Spirituszentrale wird daher in Partei­

maschinen.

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In einem dritten Abschnitt werden die Wirkungen des Kartells dargestellt. Die Lage der Brenner und Spritfabrikanten hat sich natürlich bedeutend gebessert. Vergleicht man die Preise von sechs Jahren vor und nach Begründung des Kartells, fo ergibt sich eine Besserung um 5,24 M. pro Sektoliter. Für die Brenner stellt sich der finanzielle Mehrerfolg bei neunjährigem Durchschnitt fartell­freier und fartellgebundener Zeit auf 4.39 m. pro Sektoliter. Die Wirkungen auf die Outsider waren nur günstige; fie profi­tierten nur an den hohen Preisen, ohne verlustbringend exportieren, das weniger lohnende Denaturierungsgeschäft betreiben und Kartell­gebühren zahlen zu müssen.

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Mit den Händlern sprang die Zentrale geradezu unwürdig um. Goweit sie nicht beseitigt wurden-heute erfolgt der Vertrieb aus­schließlich durch die Gesellschafter der Zentrale bzw. die Groß­mußten fie fich völlig in die deftillateure und Abfüllungsstellen Hand der Zentrale begeben. Preis und Gewinn werden von der Bentrale bestimmt. Sie kontrolliert die Abnehmer bis zum letzten

Glied.

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Diese Tendenzen werden in den Abschnitten: die Politik des Kartells, Produktionspolitik und Durchschnittsbrand, der Ausbau der Kartellmacht, die volkswirtschaftliche Bedeutung des Kartells näher untersucht. Bei der Frage, weshalb das neue Kartell wohl nicht exportiere, gibt Briefs als dritte Lösung:" Vielleicht will die Zentrale die Zustände auf dem Inlandsmarkt unter der Wir tung des neuen Gesetzes durch Einschränkung des Exports unhalt bar werden lassen, um so cher die Monopalvorlage aus der Ver­fentung wieder auftauchen zu sehen; die Verhältnisse sind jetzt, Die Absicht wo der ganze Spritmarkt unsicher ist, reif dazu." scheint uns unzweifelhaft. Die letzten Preissteigerungen sind ein weiterer Beweis dafür. Anläßlich ihrer Ankündigung wurde von verschiedenen Seiten auch in der bürgerlichen Presse dieser Mei­nung Ausdruck gegeben: Die Politik der Zentrale läuft auf Ab­lösung des tatsächlichen Privatmonopols durch ein Staatszwischen­monopol hinaus, das den Brennern jegliche Berantwortung ab nimmt und ihnen die augenblidlichen hohen Profite dauernd garantiert.

Wir können die sorgfältige Studie nur bringend zum Studium Ernst Meher. empfehlen.

11. Generalversammlung des Zentralverbandes der Maschiniften, Heizer und verwandten Berufsgenoffen.

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Am Pfingstsonnabend begann in München im Gesellschafts­haus Bur Lace" die elfte ordentliche Generalversammlung des Zentralverbandes der Maschinisten und Heizer sowie Berufsgenossen Deutschlands . Vor wenigen Wochen feierte der Verband die Er­reichung einer Mitgliederzahl von 25 000. Nach mühevoller, un­abläffiger Agitationsarbeit" so schrieb das Verbandsorgan mit Genugtuung ist es nach einer 18jährigen Tätigkeit gelungen, die Mitgliederzahl auf über 25 000 zahlende Mitglieder zu bringen. Enttäuschungen und Mißerfolge aller Art blieben uns nicht er­spart, jedoch wir haben daraus gelernt, und die Erfahrungen brach­ten uns auf den richtigen Weg, und dieser führte zu Erfolgen." In diesem Festartikel wurde daran erinnert, daß der Verband in seinen beiden ersten Geschäftsjahren, 1894/95, eine Einnahme von nur 12 555 M. hatte, in den Jahren 1910/11 aber eine solche von 794 069 Mark! Also über fünfzigmal so viel wie in den zwei ersten Jahren der Verbandstätigkeit. Diese Zahlen zeigen die Fortschritte, die Erstarfung des Verbandes am deutlichsten.

In der lebten Geschäftsperiode, 1910/11, hat der Ver­band feine Mitgliederzahl um rund 6000 erhöht, von 18 200 auf 24 019. Neu aufgenommen wurden in der Berichtszeit 15 111 Wit­glieder, so daß also die Zunahme eine weit größere wäre, wenn nicht gegen 10 000 Mitglieder dem Verbande wieder den Rüden gefehrt hätten. Die Fluktuation ist also außerordentlich stark. Bei den Maschinisten und Heizern gibt es in manchen Orten noch Lokal­bereine. Bei diesen bright sich aber immer mehr bie Goleninis Bahn, daß nur eine starke Zentralorganisation Erfolge für die Mit­glieder erringen kann. Im Laufe der Berichtsjahre haben sich ers freulicherweise eine ganze Anzahl von Lokalbereinen aufgelöst und fich dem Zentralverbande angeschlossen.

Lohnbewegungen führte der Verband in den beiden Tezten Jahren 317 mit gutem Erfolge durch. Streifs fanden ins gesamt 80 statt, an denen 1864 Kollegen beteiligt waren. Zur Aus­fperrung tam es in 22 Fällen mit 386 Sollegen, und Bewegungen ohne Arbeitseinstellung wurden 215 durchgeführt, die sich auf 508 Betriebe mit 4857 Kollegen erstrecten. Tarife wurden 91 für 290 Betriebe mit 1997 Beschäftigten abgeschlossen. Durch die Lohnbewe­gungen wurde insgesamt eine Verkürzung der Arbeitszeit um 484 562 Stunden und eine Lohnerhöhung von 632 497 M. pro Jahr erzielt. Dazu kommt noch eine errungene bessere Bezahlung der Ueberstunden. Ein bedeutsamer Erfolg ist auch die Erreichung von Ferien für die Arbeiter. In den zwei Jahren wurde für 2104 Kollegen ein Urlaub von 2 bis 14 Tagen durchgesezt. All diese Gra folge zeigen, daß die Organisation ein sozialer Faktor von gewalti

Die weiterverarbeitende Industrie leidet unter der Macht der Die Leistungen des Verbandes an Unterstüßun Bentrale nicht weniger. Hohe Preise, erschwerte Lieferungsbedinger Bedeutung ist. gen sind in der Berichtszeit stark gestiegen. Die Ausgaben für gungen, Unmöglichkeit genauer Staltulation hat sie zum Teil dazu getrieben, Filialwerke im Ausland zu errichten. Ein weiterer Hauptteil beschäftigt sich mit dem Kartell des Streit, Aussperrung und Maßregelung ftiegen von 87 461 M im zweiten Wertrages 1908 bis 1911. Die wesentlichste Organisations- Jahre 1910 auf 153 652 M. im Jahre 1911. Die Arbeitslosenunter änderung betrifft die Machtstellung der Kontrahenten zueinander. ftüßung stieg im selben Beitraum von 38 811 M. auf 44 278 M. Im alten Kartell waren die Spritfabriken in der Vorzugsstellung. und die Krankenunterstüßung von 69 191 M. auf 86 791 m. Ins Insbesondere durch die zunehmende Bedeutung des Spiritus zu gesamt betrugen die Unterstüßungssummen 216 464 M. 1910 und gewerblichen Zwecken ging ihr Einfluß zurück. Das neue Kartell 298 960 W. im Jahre 1911. Diese hohen Ausgaben haben die Kasse gewährt den Brennern den Haupteinfluß und profit. Die Neini- sehr stark in Anspruch genommen. Der Vorstand hält es darum für aungsprämie der Epritfabriken wird zugunsten der Brenner ge- nötig, daß die Staffe leäftig gestärkt wird, und schlägt der General­schmälert, ihr Anteil an der Verwaltung beschnitten. Nach der versammlung eine Deragserhöhung um 10 Pf. vor, von Erneuerung, deren Verhandlungen von Briefs eingehend dargelegt 50 Pf. auf 60 Pf. Diese Antrag unterstüßen eine große Zahl Ver­werden, gibt ihr die Branntweinsteuerreform von 1909 die rechtliche waltungsstellen, so daß es zweifellos auf der Generalversammlung Bestätigung. Die deutsche großagrarische Bebölfe- Bustimmung findet. rung hat in ganz eminent hohem Maße im Spirituskartell bewiesen, wie sehr sie fich als eine Schicht wirtschaftlich gleich inter­

ando

Nach dem Kaffenbericht waren im Jahre 1910 die Aus­gaben höher als die Einnahmen. Die ersteren betrugen 355 684