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Der Aufitand in Albanien  .

Belgrad  , 27. Mai.  ( Eig. Ber.)

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Nach dieser geschichtlichen Einleitung formuliert Herr Fuhr­mann die Ziele des altnationalliberalen Reichsverbandes in folgen­den programmatischen Säßen:

Spannung zwischen den beiden Staaten beruhte die ganze Politik wirklich liberale Politik durch die parlamentarischen Ber­der Hohen Pforte   seit dem Krieg. Englands Freundschaft büßte tretungsförper der Nationalliberalen zur Durchführung zu bringen. man in dem Maße ein, wie der deutsche   Einfluß stieg; Deutschland   Herr Fuhrmann unternimmt es nun, als der maßgebendste Das, was sich jetzt in Albanien   zu regen beginnt, ist nicht traut man seit der Potsdamer Entente nicht mehr, oder vielmehr, Interpret der Ziele der neuen rechtsliberalen Organisation, ein fest­die gewöhnlich im Frühjahr sich wiederholende Widerfeßlichkeit man traut ihm alle Schlechtigkeiten gu; in Desterreich vermutet man umrissenes Programm zu formulieren. Er tut das im Scherlschen der bewaffneten Albanesen gegen die Leistung der Staats- den spiritus rector der albanesischen Unruhen; Rußland   schließt Tag"( Nr. 123 vom 29. Mai). Einleitend wird in dem Artikel die abgaben oder das angestammte Recht, in den reicheren be- sich in ostentativer Weise Italien   an, so hängt man sich denn Entstehungsgeschichte der Organisation behandelt: Sie sei not­nachbarten Dörfern zu rauben und zu plündern. Vielmehr jetzt an Frankreich   an, als den einzigen Rettungsanfer in der Not, wendig geworden, nachdem jungliberales Drängen eine starke Un­ist im ganzen Lande ein Aufstand ausgebrochen, der gut or wobei man sich jedoch nicht verhehlen kann, daß die Französische   sicherheit des nationalen Empfindens in der Reichstagsfraktion her. ganisiert und vorbereitet zu sein scheint und einen rein poli- Republik   sich in ihrer auswärtigen Politik von Rußland leitham- beigeführt hatte, so daß es möglich war, daß tischen, nationalistischen Charakter trägt. An der Spitze des meln läßt. Bezeichnenderweise schreibt im Tanin" der in diplo- ,, über ein Drittel der nationalliberalen Reichstagsfraktion den Voltes stehen aufständischen diesmal die politischen matischen Dingen zweifellos außerordentlich gut unterrichtete Todfeind der bürgerlichen Gesellschaft und der Monarchie, Herrn Führer, die ehemaligen albanischen Be bel, zum Reichstagspräsidenten wählte, und ihm mit Ver­Abgeordneten. Hussein Dschahid Bey:" Während die Ottomanische Regierung be­Als Ursachen des Aufstandes werden von den Rebellen- reit ist, den Bau der ostanatolischen Eisenbahnen leihung dieses höchsten bürgerlichen Ehrenamtes dem Kaiser und dem Auslande gegenüber als den Repräsentanten der deutschen  führern selbst zwei Ursachen angegeben. Die erste sei, daß die französischen   Kapitalisten zu überlassen, die damit ein glänzendes Volksvertretung bezeichnete". jungtürkische Regierung die Albanesen abermals betrogen Geschäft machen würden, zögert die französische   Regie- Die überwältigende Mehrheit der nationalliberalen hätte. Alle bei Beendigung des Malisorenaufstandes bon rung aus Rücksicht auf Rußland   darauf einzugehen." Partei habe sich gegen diese Haltung der Reichstagsfraktion er­dem Kriegsminister Scheitet- Pascha feierlichst abgegebenen Darauf umschmeichelt der" Tanin", wie die ganze türkische Bresse  , hoben, und die weitere Folge war das Vorgehen gegen den Reichs­Versprechungen seien unerfüllt geblieben. Keine wirtschaft- nunmehr Frankreich   mit demselben orientalischen Ueberschwang, mit verband der Jugendvereine. Die dem letzten Vertretertag vorher­liche und politische Konzession wurde den Albanesen gegönnt, dem hier, als 1910 die französische   Regierung die türkische   Anleihe gehenden Einigungsverhandlungen hätten nun aber die Auf­wohl aber wurden sie, wie alle anderen Nationalitäten in verhinderte, während die deutschen   Banten das Geld zu Wucher- lösung des Jugendverbandes nicht erreichen der Türkei  , bei den letzten Parlamentswahlen vergewaltigt zinsen hergaben, die deutschen   Freunde" umschmeichelt wurden. Iassen. Deshalb hätten die Gegner einer einseitigen Linksent­und die Wiederwahl ihrer Führer in das Parlament ber- Die Situation im Kriege hat sich für die Türkei   ver- widelung von vornherein erklärt, daß sie von dem gleichen Recht hindert. Das ist der unmittelbare Grund des Aufstandes. schlimmert. Der unglückselige Gedanke, auf Rhodos  , das von der Begründung eines inoffiziellen Verbandes Gebrauch machen Die auf der Strecke gebliebenen Führer gingen statt nach vornherein ein verlorener Posten war, da es doch nichts leichteres würden, um innerhalb der Partei für die Gleichberechtigung und Konstantinopel   in die grün gewordenen Gebirge und prokla- geben kann, als eine Garnison auf einer isolierten Insel zu die Erhaltung des mittelparteilichen Charakters zu wirken. Die mierten dort den allgemeinen Befreiungskampf. zernieren, einen Widerstand zu organisieren, dieser blöde Plan, neue Organisation wolle die Ergebnisse der Zentralvorstands­An der Spike des Aufstandes stehen zwei bekannte Per- den Wüstenkrieg der tripolitanischen Araber vom Berufsmilitär fikung des letzten Parteitages dauernd sichern, Ergebnisse, die dahin sönlichkeiten: der von den Türken sehr gefürchtete und von unter ganz anderen Verhältnissen nachmachen zu lassen, hat den festzustellen seien, daß die Partei keinen Anschluß nach links seinen Volksgenossen angebetete Gebirgsfeldherr Issa türkischen Soldaten zu einem Heldentod, den Offizieren zu Ehren- wünsche, und das sie von Parteileitung und Fraktion eine Boljetinaz, und der Abgeordnete von Prishtina  , fäbeln und Italien   zu einem militärischen Triumph verholfen, dem scharfe, unzweideutige Stellung gegen die Hassan Bey. Am 2. Mai bat der Wali von Kossowo ersten und einzigen in diesem Krieg. Der chauvinistische Eigen- Sozialdemokratie erwarte. den Boljetinaz um seinen Besuch, da ihn wahrscheinlich vor dünfel, der in der letzten Zeit bis zum hellen Wahnsinn ausartete, der neuen Gärung der albanischen Bevölkerung das Grauen ist denn auch nunmehr bedeutend abgedämpft worden. Die tür­gepackt hatte. Boljetinaz wies das Ansinnen stolz ab. Der Wali fische Presse der letzten Tage bringt das deutlich zum Ausdruck. fühlte sich aber dadurch keineswegs gekränkt und kam selbst Trotz der offiziellen Versicherung, die Ereignisse in Alba nien nach Boljetin, dem Wohnort Boljetinaz, um ihn zu besuchen. feien von keinem Belang, werden sehr bedeutende Truppenmassen Boljetinaz weigerte sich aber, den Wali zu empfangen und nach Albanien   gesandt. Die Nachricht, die erst ein serbisches Blatt ließ ihm bestellen, daß er mit Wortbrechern und Betrügern brachte, daß aus Konstantinopel   selbst Militär nach Albanien   ab­überhaupt nicht mehr verhandeln wolle. Er fönne seine geht, wird jeht auch hier offiziös bestätigt. Die großen Truppen­Herrscher in Konstantinopel   benachrichtigen, daß es nunmehr fonzentrationen in Galipoli, um einer italienischen   Landung vor­solange feine Ruhe in Albanien   geben werde, bis es nicht zubeugen, die Furcht, angesichts der unsicheren Zustände in Maze­es von der türkischen Herrschaft frei geworden donien und ganz besonders wegen der militärischen Rüstungen Bul­sei. Am nächsten Morgen reiste Boljetinaz mit seinem be- gariens Rumelien von Truppen zu entblößen, das sind die Um­trächtlichen Gefolge in die Gebirge, damit den Anfang stände, die die Regierung bewogen haben, die Garnison der Haupt­des Aufstandes verkündend. Sein erster Befehl lautete: stadt in Bewegung zu setzen. spare alle weiteren Arbeiten an' den große strategische Indessen jeder Tag neue Komplikationen in der auswärtigen Bedeutung und Politik bringt, fährt das offizielle Jungtürkentum in der inneren besitzenden Wegen Mitrowiza- Petsch Mitrowiza- Novibazar sind zu unterlassen. Dem Befehl wurde Politik fort, den Ast abzusägen, auf dem es fibt. Wie ich wieder­auf der Stelle Folge geleistet. Boljetinaz glaubt, in der unter holt hervorgehoben habe, dürfte die durch den Wahlterrorismus und seinem Einfluß stehenden Gegend von Metochia etwa 20 000 den Wahlschwindel erpreßte parlamentarische Regierungsmehrheit gut bewaffnete Krieger versammeln zu fönnen. auf die Dauer nicht zusammenzuhalten sein. In richtiger Voraus­An demselben Tage flohen ebenfalls in die Gebirge sicht dieser Tatsache bemüht man sich, die parlamentarische Tätig­Hassan Bey  , unter dessen Einfluß Brischtina und Lab stehen, teit selbst möglichst einzuschränken. Außer der Aenderung des Zejnula Bey, der Führer von Butschitra und Dreniza, Artikels 35 der Verfassung, die es dem persönlichen Wollen des und der bekannte Held Izdir Saref, der ganz Katschanit Sultans freistellt, das Parlament aufzulösen, beantragt die Regie­und Zrniljevo hinter sich hat. In der Nähe des Klosters rung eine Verkürzung der Dauer der parlamentarischen Session Dewitscha hielten die vier Boltsführer eine Konferenz ab, in von sechs auf vier Monate. Das ist von desto größerer Tragweite, der sie wahrscheinlich den Aufstand organisiert haben. Trok als in der Zeit, da das Parlament nicht tagt, die Regierung durch tem den türkischen Behörden die Zusammenkunft bekannt war, Jrades, d. H. durch einfache Verordmungen, vieles vornehmen kann, wagten sie gegen die Rebellenführer nichts zu unternehmen. das sonst der Gesetzgebung vorbehalten ist. Die Regierung verlangte Es ist das erstemal, daß die albanische Bevölkerung ge- die Dringlichkeit für beide Anträge und erhielt sie auch. Weniger schlossen vorgeht. Als Forderung des Kampfes gilt nicht etwa Glück hatte sie mit dem Immobiliengesek, für das sie ebenfalls die irgend welche Stonzession seitens der Regierung, sondern die Dringlichkeit verlangte. Troß der energischen Verteidigung durch Die den Minister der öffentlichen Arbeiten Dschavid Beh wurde die politische Selbständigkeit Albaniens  . Regierung bemüht sich, die wahre Sachlage zu verbergen. Dringlichkeit verworfen. Die Majorität macht also bei ihren ersten Es haben aber schon die ersten Kämpfe stattgefunden, Schritten schon Miene, von der Regierung abzufallen, und das in und sogar furchtbar blutige Kämpfe, in einer Frage, die zweifellos von großer sozialer Tragweite ist. Es denen ganze Abteilungen türkischer Soldaten bis auf handelt sich um eine Abänderung der seit Jahrhunderten bestehen den letzten Mann vernichtet wurden. Die Kriegsden islamitischen Grundeigentumsrechte, durch die die letzten Rechtsnationalliberalen bilden den stärkeren und tüchtigkeit der Albanesen ist wohl bekannt; fie über Schranken, die dem kapitalistischen   Expropriationsprozeß noch im bor allem den kapitalträftigeren Teil in der national­trifft bei weitem die der regulären türkischen Truppen. Wege stehen, aufgehoben würden. Es läßt sich nicht bestreiten, daß liberalen Partei! Die Albanesen sind mit den modernsten Schußwaffen aus die kapitalistische industrielle Entwidelung mit jenen dem primi gerüstet und im Gebirgskriege unwiderstehlich. Was ihnen tiven Bauernfommunismus entsprungenen Grundeigentumsrechten fehlt und worin die türkische Uebermacht besteht, ist die sich nicht verträgt, aber ebenso sicher ist, daß unter der kapitalistischen  Artillerie. Wie so oft, werden die Türken jetzt auch wieder Eigentumtsordnung der Grund und Boden, der jetzt zum größten die Dörfer mit Schnellfeuergeschützen beschießen und die Teil dem Staat und wohltätigen Stiftungen gehört, sehr schnell Häuser, die immer wieder auf Staatstoften neuerbaut werden, in die Hände großer Finanzinstitute übergehen wird. Während das in Brand setzen. Aber wo die Berge sich zu erheben anfangen offizielle Jungtürkentum sich vollkommen von der europäischen  und das Gebirge sich ausbreitet, liegt auch die Grenze der Hochfinanz geistig einfangen ließ und sich vom Hochkapitalistischen türkischen militärischen Macht. Fahrwasser treiben läßt, zögert das Parlament, der Regierung auf diesem Wege zu folgen.

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Der Krieg.

Wir erstreben die Erhaltung einer starken, über den Parteien stehenden Monarchie. Wir wollen alle diejenigen um uns sam­meln, die der Ueberzeugung sind, daß eine gegen rechts und links unabhängige, in liberaler Staatsauffaffung wurzelnde Mittel­partei für unsere deutsche Politik eine Notwendigkeit ist. Wir wollen alle diejenigen bereinen, denen Liberalismus und bürgerliche wie sozialistische Demokratie scharfe Gegenfäße sind, alle diejenigen, die die nationalliberale Partei fernhalten wollen von jedem Bündnis mit der rebolu­tionären Sozialdemokratie. Wir verwerfen jeden Rückschritt und Stillstand in der Sozialpolitik, halten vielmehr auch hier ein Vorwärtsschreiten für geboten. Wir wünschen aber, daß jede einzelne Maßregel sorgfältig auf ihre facha liche Notwendigkeit und darauf geprüft wird, ob fie die Stellung unserer Industrie auf dem Weltmartte zu wahren, einen gesunden und kräftigen Mittelstand zu fördern geeignet ist. Wir weisen alle Bestrebungen der Sozialdemokratie zurück, dem Arbeiter die Freiheit seiner Entschließung über Annahme und Ablehnung der Arbeit, dem Unternehmer die Verfügung über seinen Betrieb zu nehmen. Wir halten mit der gesamten nationalliberalen Partei an dem Schuße der nationalen Arbeit fest, der Politik, der unsere Industrie ihre heutige Blüte verdankt, und die allein uns die Erhaltung einer gesunden Landwirtschaft ver­bürgt. Wir bekämpfen jeden Versuch, den Staat reaktionären und ultramontanen Machtgelüften dienstbar zu machen, in der Ueberzeugung, daß wachsende Khiltur und Bildung die ideellen Güter des Liberalismus zum Allgemeingut aller Schichten des Voltes machen muß. In einem national zuverlässigen liberalen Bürgertum erblicken wir den sicheren Wall gegen die brohende Demokratisierung unseres Vaterlandes."( bi

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Soweit das Programm". Es verriegelt fest alle Türen, die etwa nach links hin führen könnten und öffnet weit die Tore für den Anschluß an die Konservativen und selbst an die Zentrums­politik trok der Phrase, daß der Staat ultramontanen Macht­Und diese gelüften" nicht dienstbar gemacht werden dürfe.

Das Opfer der fiskalischen Boykottandrohung. Aus Mülhausen   i. E. wird gemeldet:

Direktor Heiler von der elsaß  - lothringischen Maschinenfabrik in Grafenstaden   ist zurückgetreten. Sein Entlassungsgesuch ist vom Aufsichtsrat genehmigt worden.

Da die Maschinenfabrit nachgegeben und ihren Direktor entlaffen hat, kann der Fiskus jekt ja auch wieder Maschinen in Grafenstaden anfertigen laffen. Und da nun dergestalt der Konfliktsstoff mit der elsaß  - lothringischen Volksvertretung hinweggeräumt ist, braucht ja auch die elsaß  - lothringische Ver­fassung nicht zu Scherben geschlagen zu werden!

Stolz brauchen die Sieger freilich auf diesen Triumph

Ohne Rücksicht auf den Ausgang des Kampfes und dessen Aussichten kann man schon jetzt sagen, daß der Aufstand in Albanien   gefährliche Formen angenommen hat und daß dort schwere, große und blutige Rämpfe bevorstehen. In der jetzigen politischen Lage gewinnen aber diese Stämpfe auch Auswanderungsaufforderung der italienischen   Regierung an die nicht zu ſein! internationale Bedeutung. Für die europäische  Diplomatie war ja der Versuch Italiens  , die albanische Stüfte anzugreifen, ein Grund zur Beunruhigung. Nun entfaltet sich dort der Krieg auch ohne Italien   oder wenigstens ohne seine unmittelbare Mitwirkung- und er muß sicher dieselben Konsequenzen nach sich ziehen, die ein italienischer Einfall in Albanien   gehabt hätte. Wie wird sich Desterreich Ungarn   der Frage der albanischen Selb­ständigkeit gegenüber stellen? Wird nicht Italien   ver­suchen, direkt oder über Montenegro Kriegskonterbande

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Eine italienisch- türkische Demonstration gegen den Krieg.

nach Albanien   zu schicken, um die Aufständischen zu unter- Am Sonntag fand in Genf   eine große Volksversammlung stügen? Bleiben die Serben, die Bulgaren  , die Griechen bei statt, um gegen den Krieg au protestieren. der allgemeinen Beklemmung der Türkei   ruhig? Die Albanesen Italienische Redner waren De Ambris und De Falco. hindern und stören systematisch den Bau der großen Adria- Für die türkischen Sozialisten sprach Warandian, Delegierter bahn, in dem bisher schon viele Millionen des internationalen der Türkei   zum Internationalen Sozialistischen Bureau. Rapitals angelegt sind. Was werden nun die franzöfifchen Rachdem dieser heftig den italienischen   Raubzug kritisiert hatte, Bantiers zur Frage der Autonomie Albaniens   sagen? Wird wandte er sich gegen die konservativ- nationalistische Politik der jetzt überhaupt die ganze Baltanfrage aufgerollt Jungtürken  , die die Verantwortung an der gegenwärtigen orienta­werden? Das sind Fragen, die durch den Aufstand der lischen Krise trägt. Albanesen aufgeworfen sind und deren Lösung ganz un- Eine Resolution gegen den Krieg wurde einstimmig an­bestimmit ist. Der Friede Europas   ist auf eine genommen. harte Probe gestellt!

Neue Scharmütel.

Saloniki  , 29. Mai. Eine starte Arnautenbande griff eine Gendarmerieabteilung bei Baszat im Wilajet Stutari an, wurde jedoch mit einem Verlust von zwei Mann zurüdgetrieben. Obgleich die Gendarmen Verstärkung erhielten, og en fie fich doch zurüd aus Furcht, daß die Arnauten mit Verstärkungen einen er neuten Angriff unternehmen würden.

Den Arnauten von Pula   und Selimich wurden Erleichterungen für die rückständigen Abgaben bewilligt.

Türkische Sorgen.

Aus Konstantinopel   schreibt uns Genosse Parbus: Die Meldungen über eine deutsch  - englische Annäherung haben Hier einen beängstigenden Eindruck hervorgerufen. Denn auf der

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Ein Zankapfel.

nicht ausgewiesenen Italiener in der Türkei  . Rom  , 29. Mai. Wie die Agenzia Stefani bekannt gibt, hat die italienische   Regierung beschlossen, die in der Türkei   lebenden italieni brüder aus Ostelbier gallig werden, dann müssen sie schon arg ver­Wenn die Ultramontanen gegen ihre schwarzblauen Herzens schen Affordarbeiter, Aufseher, Vorarbeiter und Bauführer, die die schnupft sein. Und nun werden sie sehr gallig! Sie attestieren den forte von der Ausweisung ausgenommen hat, aufzufordern, nach fonservativen Pundesgenossen, daß sich hinter ihrem nationalen Italien   au fommen; es soll ihnen zugesichert werden, daß geeignete Getue- Portemonnaieintereffen verbergen! Die Maßregeln getroffen werden sollen, ihnen Arbeit in Italien   zu ber- Ostmarkenpolitik ist die Ursache dieses Schauspiela für Götter. In schaffen. der Köln  . Volfagtg." Nr. 469 hält der Sohn eines fatholi­schen Ansiedlers" den Heydebrand und Konsorten eine fulminante Moralpauke. Als enthusiasmierter- uneigennüßiger Nationalist donnert er also los: Ich weise ferner hin auf Frankreich  , in deffen Grenz­gebieten sich infolge des Bevölkerungsrüdganges fremde Volte teile, wie Jtaliener, Schweizer  , Flamen, festsetzen. In Erkennung der drohenden Gefahr hat die französische   Kammer einen Pro hibitivzoll auf belgische Arbeiter beschlossen, die Nordfrankreich.in großen Massen überfluten. So handelt Frankreich  , das Mangel an Menschenmaterial hat. Und wie handelt man im volfreichen Deutschland  ? Es wird im großen Stile, unter staatlicher Förde rung, durch die Feldarbeiterzentrale der Nachweis für aus. ländische Arbeiter in Deutschland   organisiert, während eine Organisation des inländischen Arbeitsmarktes so gut wie gar nicht existiert. Ja, man begnügt sich nicht allein damit, die in ländische Nachfrage nach ausländischen Arbeitern an sich heran­treten zu lassen und dann zu befriedigen, sondern man sucht förmlich die Arbeitgeber auf und preist ihnen die ausländischen Arbeiter an. Der Erfolg ist dann auch, daß Deutschland   all­jährlich von etwa einer Million fremder Arbeiter überschwemmt wird, von denen ein großer Prozentsaz sich dauernd im Osten festfekt. Dies geschieht, obwohl unter den deutschen   Arbeitern chronische Arbeitslosigkeit herrscht. Fragt man nach den Trägern dieser Politik, so müssen jene Großgrundbesizertreise genannt werden, die den Konservativer des Abgeordnetenhauses so nahe stehen. Kann man in Erwägung dieser Tatsachen noch glauben, daß es den preußischen Konservativen allein oder auch nur in erster Linie darauf ankommt, den Osten zu germanisieren? Die Frage aufwerfen, heißt sie verneinen. Es müssen demnach bei der Ostmarkenpolitik der Konservativen noch andere Motive mitspielen. Welche? Darüber kann man nicht im Zweifel sein." Ach nein, über die Motive der Konservativen bei der ganzen fogenannten nationalen Wirtschaftspolitik herrscht in den weitesten

Politifche Ueberlicht.

Berlin  , den 29. Mai 1912. Altnationalliberale, gegen Jungliberale.

Der rechte Flügel der nationalliberalen Partei hat sich run. mehr im altnationalliberalen Reichsverband eine feste Organi sation geschaffen und hat einen eigenen Generalsekretär in der Person des früheren Reichstagsabgeordneten Paul Fuhrmann  bestellt. Fuhrmann war von je der rechtsliberale Gegenpol gegen Bassermann, der selbst in der Zeit der heftigsten Kämpfe gegen den fonservativ- klerikalen Block mit allen Kräften eine Lintsentwide­lung der Nationalliberalen zu hindern suchte. Er verkörpert also schon in seiner Person und in seiner bisherigen Haltung die Taktit, die der altnationalliberale Reichsverband einzuschlagen gedenkt: Anschluß nach rechts und Abweisung aller Versuche, eine