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Lehrlinge fest. Diese Angaben in Verbindung mit weiteren- rechnungcn der Verbandsleitung ergeben, daß nur etwa ein Drittel der Gehilfen selbständig werden beziehungsweise bleiben können. Die Organisation ist also auf dem rechten Wege, wenn sie darauf hinwirkt, die Lage der Gehilfen derart zu bessern, daß sie ihre Existenz als Gehilfen behaupten konnex und nicht gezwungen sind, schon in jungen Jahren ein Geschäft auf unsicherer Grundlage an- zufangen. Auch die Beseitigung des Kost- und Logiszwanges wirkt nach dieser Richtung. Auch die energische Bekämpfung der Lehr- lingsziichterei betrachtet der Verband als seine Aufgabe. In den beiden Jahren wurden in 24 Orten Lohnbewegungen teils ohne, teils mit mehr oder weniger Erfolg geführt. Tarifverträge be- stehen in 22 Orten für 1146 Betriebe mit 982 Gehilfen. Der Tarif- stand ist ständigen Veränderungen unterworfen, da Tarifbrüche an der Tagesordnung sind, die durch mangelnde Kontrolle infolge der großen Fluktuation und Gleichgültigkeit der Gehilfen erleichtert werben. Die Finanzlage des Verbandes sagt der Bericht kann als befriedigend bezeichnet werden. Die Gesamteinnahme ist um 21,96 Proz. höher als in den- gleichen Zeitraum der vorigen Geschäftsperiode. Die Ausgaben sind um 17,63 Proz. gestiegen. Von den Ausgaben kommen auf Erwerbslosenuntcrstützung 16 794 Mark, andere Unterstützungen 861 M., Lohnbewegungen 2727 M., Agitation 13 294 M, Verbandsorgan 16166 M. usw. Der Gesamt- einnähme von 164 242 M. steht eine Gesamtausgabe von 98 664 M. gegenüber. Das Verbandsvermögen beträgt 19 265 M. Nachdem sich der Verbandstag konstituiert hatte, gab der Vor- sitzende E tz k o r n einige Ergänzungen zum Geschäftsbericht. Der Kassierer La n g n e r erläuterte den Kassenbericht. Stade, der Obmann des Ausschusses, gab eine Uebersicht über die Tätig- keit desselben. In der Diskussion über den Geschäftsbericht nahm eine Angelegenheit einen breiten Raum ein, die zu einem Konflikt zwischen dem Vorstande und der Nürnberger Mitglied- schaft gesührt. Die Verwaltung des Zweigvereins Nürnberg bildet die Ursache des Konflikts. Eine Kommission wurde mit der Unter- suchung dieser Angelegenheit beauftragt. Der Verbandstag stimmte einem Antrage der Kommission zu, der beiden Teilen gerecht zu werden sucht und dadurch einen Ausgleich der Diffe- renzen Herbeiführt. Im übrigen drehte sich die Diskussion zum größten Teil um Verwaltungsangelegenheiten verschiedener Zahl- stellen. In agitatorischer Hinsicht wurde gewünscht, daß unter den Damenfriseuren sowie den Haararbeitern und Arbeiterinnen eine Propaganda entfaltet werde, um sie für den Verband zu gewinnen. Auch die Gründung einer Fachschule wurde angeregt, um den Mit- gliedern Gelegenheit zur fachlichen Weiterbildung zu geben. Unter den vorliegenden Anträgen befindet sich einer, der zum Zweck besserer Erfüllung der gewerkschaftlichen Aufgaben den An- schluß an eiyen größeren Verband, etlva den Transportarbeiterver- band oder den Handlungsgehilfenverband, befürivortet. ll. Verbandstag des Ievtralverbandes der Maschinisten nnd Heizer und vemandter Herufsgenassen. München , 28. Mai 1912. Bei Punkt Allgemeine Anträge faßte der Verbandstag eine Reihe wichtiger Beschlüsse. Der Vorstand wurde beauftragt, eine Geschichte über Entstehung und EntWickelung des Ver- bandeS abzufassen und einen Agitationskalender heraus- zugeben. Angenommen wurde ein Antrag Dortmund , auf die gesetzlichen Körperschaften einzuwirken, daß die Nebenarbeiten der Heizer und Maschinisten, die nicht zu ihrer Berufsarbeit gehören, gesetzlich verboten werden. Ein Antrag, überschüssige Verbandsgelder auf der Bant der Großeinkaufs- ge nossenschaft anzulegen, wurde dein Vorstand zur Berück- sichtigung überwiesen; auch wurde gewünscht, den Scheckverkehr ein- zuführen. Zum nächsten Punkt der Tagesordnung: Uebernahme der Lokalbeamten auf die Hauptkasse usw. hielt der Ver- bandsvorsitzende Scheffel- Berlin ein kurzes Referat. Der Vor- stand wolle sämtliche Angestellte auf die Hauptkasse übernehmen unter der Bedingung, daß alle Verwaltungsstellen mit Beamten von jeder Beitragsmarke 5 Pf., die Schiffahrt aber 16 Pf. an die Hauptkasse abführen. Scheffel erklärte, daß bei Uebernahme der Angestellten auf dieser Grundlage die Hauptkasse noch einen Zuschuß leiste., müsse; Vorbedingung für die Uebernahme sei aber eine straffere Zentralisation der Verwaltungsstellen. Zahlstellen, die zu einem Wirtschaftsgebiet gehören, müßten sich zusammen- schließen. Mft der Uebernahme solle aber auch eine Neuregelung der Gehälter der Angestellten vorgenommen werden. Der Redner trat ferner für den Antrag des Vorstandes ein, ihn zu ermächtigen, einen Sekretär und im Bedarfsfalle Hilfskräfte für das Haupt- bureau anzustellen. Diese Vorschläge fanden in der Diskussion Zustimmung. Ein Berliner Delegierter verlangte, daß den ein- zelncn Verwaltungsstellen das Recht gelassen wird, die Angestellten selbst Ml wählen. Der Delegierte für die Kollegen der Rheinschiff- fahrt, E i s e n ha r t- Duisburg, ging bei Besprechung dieses Punktes auf den in den letzten Tagen beendeten Streik in der Rheinschiffahrt näher ein. Sie hätten den Streik nicht verloren, kleines feuilleton Neue? von deramerikanische» Gefahr" auf dem Kunstmarkt. Aus den letzten Tagen liegen wieder zwc! neue Meldungen über den Verkauf von Meisterwerken europäischer Kunst nach Amerika vor. In erster Linie ist einer der größten Rembrandts, die bisher nach Amerika gelangt sind,Die Ehebrecherin vor Christus" von Sedelmeyer an einen bekannten Sammler verkauft worden. Der Name deS Käufers und der Preis werden nicht bekannt ge- macht, aber Verhandlungen über das Werk wurden einmal bei einer Schätzung des Wertes auf eine Million Marl begonnen. (Ilebrigens wäre dieser Rembraudt, der für unecht gilt, den Snobs zu gönnen.) Ferner wurde ein Werk von M i l l c tNährende Frau" von Louis Ralston an einen amerikanischen Sammler ver- kauft; auch in diesem Falle ist der Preis nicht bekannt, und man weiß nur, daß 266 666 Frank für das Bild zurückgewiesen wurden. Damit ist die Liste der nach Amerika ausgewanderten Kunstwerke, die der Cicerone in seiner neuesten Nummer zusammenstellt, wieder erweitert. Der Sammler Benjamin Altman hat in jüngster Zeit folgende Bilder ersten Ranges seiner bedeutenden Sammlung ein- verleibt: FranciasPorträt des Federigo Gonzaga", das Na- Poleon I. als Kriegsbeute nach Frankreich entführt hatte, Velas- g u e z'König Philipp IV. " nndHerzog Olivarez". die zusammen eine'Million Dollar gekostet haben sollen, und HolbeinsPor- trät der Margaret Wyatt". Aus England kam Rembrandts Holländischer Kaufmann" in die Sammlung H. C. Fricks, der eine Million Mark dafür bezahlt hat, und Berwind hat Bauchers Die Träumerin", eines seiner bedeutendsten Staffeleibilder, an- gekauft. Neue Kohlenlager jenseits des Polarkreises. Eine Forschungs- expedition, die von der kanadischen Regierung nach den Küsten der Hudsonbay und des Bafsinlandcs sowie nach den benachbarten Inseln ausgesandt wurde, hat dort zwei große Kohlenselder in etwa 156 Kilometer Abstand von einander entdeckt. Trotz der hohen geographischen Breite und der dadurch bedingten Ungunst des Klimas wird damit gerechnet, daß sie das ganze Jahr hindurch be- arbeitet iverden könnten. Nach den Berichten von.Kapitän Janes an die Regierung sollen die Kohlenselder sogar die größten der Erde sein, was um so merkwürdiger iväre, als sich heute im weiten 'Umkreis dieses Platzes nicht«in einziger Baum findet. Dagegen hat er einen ausgestorbenen, aber vorzüglich erhaltenen Wald nur 25 Fuß unter der Erdoberfläche begraben geftinden, dessen Stämme durchweg von Ost nach West und so flach liegen, wie von einem Sturm niedergedrückte Hglme eirieS Weizenfeldes. sondern seiön durch die Maßnahmen des Oberpräsidenten der Rhein- Provinz , der die bestehenden Gesetze für die Rheinschiffahrt während des Streiks aufhob, niedergeknüppelt worden. Auf die Streik­posten sei ohne Veranlassung geschossen worden. Gegen dieses bru- tale Vorgehen der Polizei müsse er energisch protestieren.(Lebhafte Zustinunung.) Durch das Verhalten der preußischen Polizei sei es ihnen unmöglich gemacht worden, den Streik weiter zu führen, darum wurde er aus Klugheitsgründen abgebrochen. Mehrere Redner begründeten Anträge, die auf Anstellung von Beamten für einzelne Distrikte abzielen. Unterstützung fand auch ein An- trag Dresden , dem Hauptvorstand ein statistisches Bureau anzu- gliedern._ Z.GevMlvtrsWmlung der Sattler nnd Ztortefernller. München , 28. Mai 1912. Am Miitwuch beginnt hier die zweite Generalversammlung des Sattler- und Portefeuillerverbandes. Vor drei Jahren wurde die Verschmelzung der Verbände der Sattler und Portefcuiller vKl- zogen. Auf dieser Generalversammlung wird vor allem die Frage untersucht werden, ob die Hoffnungen, die beide Organisationen aus den Zusammenschluß setzten, sich erfüllten. Ein Blick in den Geschäftsbericht und auf die Mitgliederbewegungen läßt diese Frage bejahen. Der Verbandsvorsitzende sagt hierüber im Per- bandsorgan, daß die Hoffnungen und Wünsche nicht nur in Er- füllung gegangen sind, sondern darüber hinaus Erfolge erzielt wurden. Bei der Verschmelzung beider Organisationen am 1. Juli 1969 zählte der Verband der Portefeuiller 3363 Mitglieder, der Sattlerverband 6692, insgesamt also 16 695 Mitglieder. Ende 1911 betrug die Mitgliederzahl aber 13 819, darunter 1163 weibliche Mitglieder. Die Zunahme seit der Verschmelzung beträgt daher 3764 oder 37 Proz. Bei Beginn der Berichtszeit(196911) hatten die Organisationen noch stark unter den Nachwirkungen der Krisis zu leiden. Aber schon Ende 1969 war der Verlust wieder behoben. Das Jahr 1916 brachte ganz enormen Zuwachs, der auch 1911 an- hielt, wenn auch nicht in dem gleichen Tempo wie 1916. Die Fluk- tuation war in der Berichiszeit sehr stark, wenn auch nicht so groß, wie in den früheren Jahren. Lohnbewegungen wurden in den drei Berichtsjahren 182 geführt. Die Lederwarenbranche steht mit 49 Bewegungen an erster Stelle. Die Wagenbranche ist mit 49 Bewegungen auch zahl- reich beteiligt, jedoch steht sie mit der Personenzahl bedeutend niedriger. Die 182 Bewegungen umfaßten 1332 Betriebe mit 18113 Beschäftigten und 15 364 Beteiligten. Ohne Arbeitsein­stellung konnten 129 Bewegungen mit 13 798 Personen beendigt werden. In den Kampf traten in 54 Fällen 1566 Personen, davon 131 Ausgesperrte. Die Gesamtdauer der Kämpfe betrug 1637 Tage und gingen den Beteiligten 28 266 Arbeitstage mit 111774 M. Ar- beitsverdienst verloren. Die Streiks endeten in 29 Fällen mit vollem Erfolg, in 3 Fällen mit teilweisem und in 15 Fällen ohne Erfolg. Die Lohnbewegungen ohne Arbeitseinstellung endeten in 166 Fällen mit vollem Erfolg und in 23 mit teilweifem Erfolg. Erreicht wurde bei den 182 Bewegungen für 9223 Personen eine wöchentliche Arbeitszeitverkürzung von 19 385 Stunden; für 14 567 Personen eine wöchentliche Lohnerhöhung von 31 993 M. und eine ganze Reihe osnstiger Verbesserungen sowie Abwehr von Verschlech- terungen. Für die Lohnkämpfe wurden 37 556 M. ausgegeben. Die abgeschlossenen Tarifverträge haben sich in der Berichtszeit stark gehoben. Am 1. Januar 1909 bestanden in beiden Verbänden 36 Tarife von 328 Betrieben mit 6323 Beschäftigten. In der Be- richtszeit wstrden 67 Tarife für 767 Betriebe mit 12 467 Personen abgeschlossen. 31 Tarife für 465 Betriebe mit 7162 Beschäftigten liefen ab, so daß am 1. Januar 1912 66 Tarife für 696 Betriebe mit 11628 Personen bestanden. Der Kassenbericht weist für die Berichtszeit eine Ein- nähme von 841 945 M. und eine Ausgabe von 737 766 M. auf. An Beiträgen wurden 796 653 M. vereinnahmt. Für die Agitation wurden insgesamt 51 443 M., für die Verbandszeitung 64 441 M. aufgewendet. Die Ausgaben für Erwerbslosenunterstützung be- trugen 248 324 M. Das Vermögen der Hauptkaffe betrug am Ende der Geschäftsperiode 326 769 M. und der Vermögensbestand der Lokalkassen 153 881 M. Der Vorstand kommt bei der Besprechung des Kassenberichtes zu dem Schluß, daß für Unterstützungen zuviel ausgegeben und für den Kampf zuwenig zurückgelegt wird. Vor- stand und Ausschuß stellen deshalb zur Generalversammlung den Antrag, die Beiträge um 5 und 16 Pf. pro Woche zu erhöhen, und zwar von 25 auf 36 Pf. bezw. von 56 auf 66 Pf. Eine Reihe von Anträgen verlangen die Einführung von Staffelbei- trägen. Um den Mitgliedern in wirtschaftlich zurückgebliebenen Gegenden Rechnung zu tragen, bringen Vorstand und Ausschuß eine Resolution ein, nach der diese Mitglieder bis zum 1. Januar 1914 den alten Beitrag zahlen können. Die Beitragsfrage dürste auf dem Verbandstag eine lebhafte Debatte auslösen» Eua der Partei. Konfus-monarchistisches. Es gibt eine Menge von Spielarten des Sozialismus, darunter natürlich auch einenmonarchischen�SozialismuS". Warum auch nicht? Hat man einmal verkannt, daß der Sozialismus nur durch Brot aus der Wikiugerzeit. Der Dozent an der Stockholmer Universität Dr. Schittger hat in Ljunga in Ostgotland soeben einen interessanten Fund gemacht. Es handelt sich um ein fast tausend- jähriges Brot ans der Wilingerzeit. Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß dieses Brot aus Fichtenrinds und Erbsenbutter hergestellt ist. Der Fund beweist also, daß die Erbsen in Schweden schon um die Zeit von 966 nach Christus angebaut worden sind. Bisher hat man nur sehr selten Reste von Broten aus dem Altertume gefunden; die wenigen Brote, die einerseits in Aegypten , andererseits in den Schweizer Pfahlbauten ausgegraben worden sind, haben daher ein besonderes archäologisches Interesse. In den Ländern des Nordens waren bisher nur ganz wenige Spuren gefunden; Dr. Schittger selbst hatte im Jahre 1968 bei der Ausgrabung einer alten Burg in Boberg ein Brot zutage gefördert, das mit Getreidemehl gebacken war und das bereits etlva aus dem 4, Jahrhundert vor Christus stammte._ Notizen. Nach berühmten Zensurmustern. Die Kartell- kommission der Gewerkschaften in Köln a. Rh. hatte beabsichtigt, Emil Rosenows soziales Drama:Die im Schatten leben" für die Mitglieder der Gewerkschaften aufführen zu lassen. Darauf erklärte das Kölner Polizeipräsidium:Die Auf- führung kann ans ordnungspolizeilichen Gründen nicht gestattet werden. Eine Erörterung der Frage, ob der Kartellver- band überhaupt, ohne im Besitze einer Konzession zu sein, Theater- Vorstellungen veranstalten kann, dürfte sich daher erübrigen. Der Polizeipräsident: v. Weegmann." In Frankfurt a. M. ist das Stück bekanntlich unbeanstandet aufgeführt worden. Nur in Berlin und Köln gerät der bürger- liche Staat dadurch ins Wanken. DerwendischeBismarck. Um die Mittel zu einem BiSmarckturm innerhalb des slawischen Rundwalles bei Burg im Spreewald aufzubringen, sollen in K o t t b u S wendische Bolls- spiele aufgeführt werden. Jedenfalls eine höchst gelungene, wahr- Haft prähistorische Idee: ein Bismarckturm in einem ilawischen Rundwalle. Ein Strindberg-Museum plant man in Stock- Holm zu errichten. Ein Steinkistengrab wurde zwischen den anhal- tiichen Dörfern Görzig und Schortewitz bloßgelegt. Es wurden bisher darin mehrere sehr gut erhaltene Urnen mit schönen und charakteristischen Formen. Bronzegegenstände und die Nachbildung eines Steinbeiles aus Bernstein gesundem Das Alter der Grab- statte wird ggf 4M Jahre geschätzt.-'" den Klassenkampf des Proletariats verwirklicht werden kann, daß das Proletariat dazu die politische Macht erobern mutz und diese nur erobern kann, wenn es die Demokratie verwirklicht, dann mag man sich auch einbilden, daß dieMonarchie" mit demSo- zialiSmus" vereinbar ist. Hat man erst im Reich des Gedankens den Sozialismus vom Proletariat losgelöst, warum soll man nicht auch die Monarchie von ihrer Grundlage loslösen und sich einbilden, ein Monarch könne auch statt die Spitze einer Masiengesellschaft, der allerdings ziemlich überflüssige Repräsentant einer sozialistischen Ge­sellschaft sein? Es ist nur natürlich, daß dasBerl. Tagebl.", für das die harten Tatsachen des Klassenkampfes nur Bosheiten der bösen Radikalen sind, die es aus der Welt zu schreiben entschlossen ist, sich diese Auffassung zu eigen macht. So weit, so gut. Daß es aber einer fo. gezeichneten Zuschrift Raum gibt, in der kein anderer als K a u t s k y zum Zeugen für die Richtigkeit dieser Auffassung an- gerufen wird, ist schon reichlich naiv. In der Zuschrift wird die bei Dietz erschienene Schrift von AtlanticusProduktion und Konsum im Sozialstaat" zitiert. Der Verfasser bekenne sich als Monarchist und trotzdem habe Kautskh sie mit einer Einleitung versehen und empfohlen. Das letztere stimmt und auch wir halten die 1893 erschienene Schrift heute noch für lesenswert und anregend. Aber Kautsky sagt in der Einleitung(S. XIX) auch ausdrücklich: Wenn wir die vorliegende Schrift aus den eben angeführten Gründen für sehr verdienstlich halten, so ist damit, wie schon an- gedeutet, nicht gesagt, daß wir jede ihrer Aeußerungen unter- schreiben. Unsere Anschauungen weichen von denen des Verfassers in gar manchen Punkten ab; aber eine Vorrede zu einem Buch ist nicht der richtige Ort, eS zu kritisieren." Und zu denAeußerungen, die wir nicht unterschreiben', gehört aber auch die über die Rolle der Monarchie. So wird denn dieser Versuch, dem Genossen Dr. Landsberg zu Hilfe zu kommen, nicht viel nützen. Denn die Sozialdemokratie hat es keineswegs wie der Verfasser der Zuschrift meintdringend nötig, ihren hart- näckigen Konservatismus"(so beliebt es den Herren Liberalen heut- zutage prinzipielle Politik zu nennen) aufzugeben; damit kann sie warten, bis etwa die Konservativen sich zur Republik bekennen oder ein Monarch organisierter Sozialdemokrat geworden. Zu derselben Angelegenheit schreibt uns noch Genosse Kautsky DasBerliner Tageblatt" sucht heute dem Genossen Lands- b e r g wegen seiner Teilnahme am Kaiserhoch dadurch beizuspringcn, daß es sich auf Atlanticus beruft, dessen SchriftProduktion und Konsum im Sozialstaat' ich 1398 im Dietzschen Verlag mit einer empfehlenden Vorrede herausgab, deren Verfasser ich einen Sozia- listen nannte, und der sich doch als Monarchist bekannte. Das ist richtig. Aber ich habe mich gehütet, ihn einen Sozialdemokraten zu nennen. Er war Soziali st in demselben Sinn« wie Rodbertus . Der Partei hat er nie angehört. In meiner Vorrede weise ich selbst darauf hin, daß der Ver- fasser in wesentlichen Punkten in vollem Gegensatz zu uns steht. Ich teile dort aber auch den Grund mit, warum ich seine Schrifttrotz aller Verschiedenheiten und Gegensätze" herausgab: weil sie eine Lücke in der sozialistischen Literatur ausfüllt und weil siekeine Aussicht hatte, in einem bürgerlichen Verlage angenommen zu werden". Der Fall Atlanticus beweist also nur die bürgerliche Intoleranz und die marxistische Toleranz gegenüber wissenschaftlichen Leistungen. Er beweist durchaus nicht, daß innerhalb der Sozialdemokratie für monarchistisch fühlende Herzen Platz ist. Noch einmal der Parteitag der holländischen S. D. P. Genosse Dr. W. van Raven st eyn- Rotterdam schreibt uns zu unserem Bericht über den Parteitag der S. D. P. Hollands (Vorwärts" vom 25. Mai), daß der Parteitag nichtgrößtenteils von Polemiken gegen die S. D. A. P. und die Gcwerksthasls? zentrale ausgefüllt" gewesen sei. Vor allem habe man sich nnt der Feststellung eines neuen Programms beschäftigt, um dem neue» reformistischen Programm der S. D. A. P. ein Programm gegenüberzustellen, das dem heutigen Stande der marxistischen Wissenschaft angepaßt sei. Ferner teilt Genosse van Ravcnsteyn mit, daß Genosse Sneevliet , der Vorsitzende der holländischen Eisenbahnergelverkschast aus der S. D. A. P. ausgeschieden und zur S. D. P. übergetreten ist. Zum Göppinger Parteistreit erläßt der Landesvorstand der Sozialdemokratie Württembergs folgende Kundgebung: Durch die Aufstellung des Genossen Kinkel zum Landtags- kandidaten für das Oberamt Göppingen an Stelle des bisherigen Abgeordneten Genossen Dr. Lindemann sind unter den Parteigenossen des Bezirks tiefgehende Meinungsverschiedenheiten entstanden. Wir haben dazu folgendes zu erklären: Die Art der Aufstellung des Kandidaten entspricht nach Auf- fassung des Landesvorstandes nicht dem Organisationsstatut, auch nicht dem bisher üblichen Brauch im Lande. Der zur Aufstellung von Kandidaten in Betracht kommende Paragraph unseres Statuts hat folgenden Wortlaut: Wahlen.§ 11. Die Aufstellung der Reichstagskandidaten erfolgt durch die Generalversammlung des KreiSvereinS, die der Landtagskandidaten durch die OrtSvereine des Landtags- Wahlbezirks jeweils im Einverständnis mit dem Landesvorstand. Bei Aufstellung der LandtagSkandidaten hat außer dem Landesvorstand auch der Vorstand des Kreisvereins sein Einverständnis zu geben. Ueber Differenzen bei Aufstellung der Reichstagskandidaten ent­scheidet der Parteivorstand, über solche bei der Aufstellung der LandtagSkandidaten der LandcSauSschuß, in letzter Instanz die Landesversammlung.' Danach hätte der Kreisvorstand seinen Antrag, der einen Kan« didatenwechsel bezweckte, bor der Konferenz den Ortsvereinen zur Diskussion unterbreiten und dem Landesvorstand zur Kenntnis bringen müssen. Beides ist nicht geschehen. Auch ist biS heute das Einverständnis des LandeSvorstandeS weder eingeholt worden, noch erfolgt. Der bei der Konferenz anwesende Vertreter des LandeSvorstandeS hat ein Einverständnis mit dem Kandidatenwechsel nicht ausgesprochen. Zahlreiche Parteigenossen haben nun gegen den Beschluß der Bezirkskonferenz Stellung genommen. Obgleich keinem Partei- genossen das Recht bestritten werden kann, sich gegen nach seiner Ansicht parteischädigende Beschlüsse innerhalb der Organisation zu wenden, muß der Landesvorstand das Vorgehen des Genossen Julius Brückner in Göppingen , der(allerdings nach Ablehnung eines Inserats im Göppinger Parteiorgan) durch öffentliche Plakate die ganzen Differenzen der Entscheidung der Parteiinstanzen entgegen und in die breiteste Oeffentlichkeit getragen hat, ausS entschiedenste verurteilen und niißbilligen." Die reichlich verspätete Stellungnahme deS württembergischen Landesvorstandes, die um so merkwürdiger ist, als zwei seiner Ver- treter an der Göppinger Versammlung teilgenommen und auch die Schwäbische Tagwacht" und das HeilbronnerEcho" das Zustande- kommen der Kandidatur Kinkel als statutengemäß anerkannt haben, ist dazu angetan, die Differenzen in Göppingen , die schon beigelegt schienen, zu komplizieren. Der scharfen Verurteilung deS Verhaltens deS Genossen Brückner durch de» Landesvorstand können wir nur zustimmen. Aus der französischen Partei. Der Nationalrat der französischen geeinigten Partei hat in seiner Versammlung vom Pfingstmontag die Ausgestaltung der . H um?« nitö'zu einemsechsseitigen.miteinem modernen Nachrichten-