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». i25. 29. mm. 2. Ktilllge des Lsmillts" Kerliner NöldsdlM.' I-°i« Partei- Angelegenheiten. Friedrichshagen . Sonntag, den 2. Juni: Familienpartie nach Rabenstein. Treffpunkt nachmittags 3 Uhr, am Eingang zum Kurpark._ Berliner JVacbricbten. Eine Quelle für Statistiker. Das Statistische Amt der Stadt Berlin bringt in seinen Veröffentlichungen auch mancherlei Zahlen aus den verschiedenen Zweigen der Berliner Stadtverwaltung. Dabei ist es angewiesen auf die M i t a r b e i t d e r B u- reaus unserer Stadtverwaltung, da von ihnen das zu veröffentlichende Zahlenmaterial dem Amt geliefert werden muff. Das Statistische Amt scheint nun alles, was von dort kommt, ohne weiteres für zuverlässig zu halten und unbesehen hinzunehmen. Wer aber die in den Bureaus der Stadt zusammengestellten Publikationen genauer kennt, der weiß, daff sie keineswegs immer frei von Irrtümern sind. Vorsichtige Leute haben daher die Gewohnheit, alle von dort kommenden Statistiken usw. einer möglichst gründlichen Durch- ficht zu unterziehen, ehe sie sie benutzen. Wir behandeln mit demselben Mißtrauen auch die Veröffentlichungen des Sta- tistischen Amts der Stadt, weil wir wissen, auf welche Mit­arbeit das Amt sich stützen muff. Wie nötig solche Vorsicht ist. das können wir seit längerer Zeit an den vom Statistischen Amt herausgegebenen M o- natsberichten beobachten. In dem Zahlenmaterial dieser Berichte findet sich unter anderm eine allmonatlich wiederkehrende Zusammenstellung über die Fürsorge» z ö g l i n g e, über Zugang, Abgang. Bestand, Geschlecht, Unterbringung. Wir lesen diese Tabellen stets mit großem Interesse, aber nicht immer werden wir daraus klug. Eben jetzt, wo wir uns aus ihnen wieder mal über den monatlichen Zu- und Abgang von Fllrsorgezöglingen unterrichten möchten, scheitert dieser Versuch wieder an den Mängeln der Tabellen. Vielleicht können wir eine Beseitigung ihrer Un- klarheit erreichen, wenn wir einmal öffentlich die vorgekom» menen Irrtümer festnageln. Unstimmigkeiten in den Zahlen- angaben dieser Tabellen über die Fürsorgezöglinge haben wir bereits seit fahren von Zeit zu Zeit bemerkt, aber es wird genügen, die Beispiele aus dem letzten Etatsjahr an- zuführen. In vier von den zwölf Monaten des Etatsjahres 1911/12(April 1911 bis März 1912) ist das aus Zu- und Abgang sich ergebende Plus oder Minus nicht in Einklang zu bringen mit den Angaben Uber die Bestairdsziffer. Dabei scheint es sich nicht um Druckfehler, sondern um Rechenfehler zu handeln. Die Tabellen weisen für die zwölf Monate nach einen Zugang von 41, 72, 59, 53, 39, 29, 76, 46, 74, 62, 74, 95, zusammen 711 Fürsorgezöglingen, einen Abgang pon 39, 59. 56. 38. 51. 35. 54. 52. 47. 63, 43. 44. zusammen 563 Für- sorgezöglingen(einschl. Zwangszöglingen). Als Bestand an "''Fürsorgezöglingen(einschl. Zwangszöglingen) werden ange- ...geben für Ende März 1911: 3849, und dann für die zwölf folgenden Monatsschlüsse bis März 1912: 3839, 3852, 3842, 3857, 3848, 3849, 3860. 3854, 3881, 3880, 3911, 3962. Wer nachrechnen will, wird die Unstimmigkeiten bemerken. Für das ganze Fahr ergäbe sich aus Gesamtzugang und Gesamt- abgang ein Gesamtzuwachs von 148, während von Ende März 1911 bis Ende März 1912 die Bestandsziffer von 3849 auf 3962, also um nur 113, gestiegen sein soll. Welche Zuwachsziffer richtig ist, kann man aus den Tabellen nicht ersehen. Richtig wird aber wohl das fem, daff der Zuwachs wieder recht beträchtlich gewesen ist. Von beson- derem Interesse ist der Neuzugang. Die Jahresberichte der Waisenverwaltung geben an. daß in den Etatsjahren 1998/99 und 1999/19 neu 584 und 583 Fürsorgezöglinge aufgenommen worden waren, im Etatsjahr 1919/11 aber die Zahl der Neu- aufnahmen sich auf 675 stellte. Nach der in 1919/11 einge- tretenen Mehrung der Aufnahmen hat das Jahr 1911/12 eine weitere Mehrung gebracht, falls die aus den Monatstabellen des Statistischen Amts sich ergebende Zahl von 711 Aufnahmen stimmt. Große Aufregung gab es an den letzten Tagen wieder einmal unter den Patienten der Heilstätte Beelitz . Die Ursache war eine neue Verordnung über den Besuch der Pfleg- linge. die ebenso wie die zurückgezogene, in voriger Woche von uns mitgeteilte, die Entrüstung der Pfleglinge hervorruft. Die zurückgezogene Verordnung lautete: In den Männerablcilungen wird außer den Ehefrauen und Müttern der Patienten nur männlicher Besuch, in den Frauen» abtcilungcn außer den Ehemännern und Vätern der Patientinnen nur weiblicher Besuch zugelasien. Kinder unter 14 Jahren haben ohne Rücksicht auf daö Geschlecht in beiden Abteilungen Zutritt." Diese Verordnung ist nun wie folgt modifiziert worden: Es wird darauf hingewiesen, daß unter der BezeichnungVater" und.Mutter" selbstverständlich auch Großeltern und Schwieger- «ltern fallen. Den Eltern ist der Besuch seitens ihrer Kinder ohne Be- schränkung auf das Alter gestattet. Ten ärztlichen Direktoren ist«S erlaubt auS besonderen Anlässen nach vorherigem Anlrag durch die Patienten auch ander- wcitig Besuch zu gestatten soweit es sich dabei um ältere Verwandte handelt. Tic Verordnung vom 14. Mai bleibt dagegen bestehen, sofern es sich um den Besuch männlicher Personen�auf der Frauenseite und weiblicher Personen auf der Männerseite handelt, die in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu einander stehen. Dabei ist auf ausdrückliche Anordnung des Vorstandes dos Verhältnis von Braut" zu Bräutigam nicht als ein verwandtschaftliches anzu- Diese Verordnung soll am Sonntag nach Pfingsten in Kraft treten..... Heilstätte Beelitz , den 28. Mai lglg. Dr. Marauardt. Acrztlicher Direktor. Nach dieserModifizierung" der alten Verordnung wird auch den Groß» und Schwiegereltern der Besuch erlaubt, ferner die Alters b« schränkung bei den Kindern der Pfleglinge aufgehoben, den Bräuten und Bräutigams dagegen der Besuch nach wie vor untersagt. Von den Pfleglingen wurde diese modifizierte Verordnung als tfoc schwere Beleidigung aufgefaßt. Sie sehen in den neuen Be- stimmungen eine Herabsetzung, als ließen sich alle Patienten in der Anstalt Ungehörigkeiten zuschulden kommen, und es kam soweit, daß zahlreiche Patienten die Annahme von Nahrung verweigerten, um gegen die Verordnung zu demonstrieren. Am Donnerstag begaben sich vom Vorstand der Landesversiche- rung der stellvertretende Vorsitzende Herr Sträter und von den Arbeitnehmern Eugen Simanowski nach Beelitz . Der stellvertretende Vorsitzende nahm die Wünsche und Ansichten der Patienten cnt- gegen und versprach, dieselben dem Vorstande unterbreiten zu wollen. Eine Beleidigung der Patienten solle nicht ausgesprochen werden. Es hätten sich aber Vorfälle ereignet, deren Wiederholung vorgebeugt werden solle. Wir meinen, daß in einer Anstalt mit über tausend Patienten eS nicht ganz zu vermeiden sein wird, daß Nngehörigkeiten vor- kommen. Dazu sind die Patienten viel zu verschieden. Die Ver- waltung hat aber doch heute schon hiergegen Mittel in der Hand, als daß es immer neuer Verordnungen bedürfte, die doch nur fort- gesetzte Erregungen und Aufregungen hervorrufen. Von dem Mittel der Entlassung aus der Anstalt wird doch auch heute schon in einem Umfange und bei Gelegenheiten Gebrauch gemacht, daß man sich manchmal des Gedankens nicht erwehren kann, als würden unbequeme" Elemente bei Kleinigkeiten abgeschoben. Es müßte unseres Erachtens von beiden Teilen von der Anstaltsleiwng sowohl wie von den Patienten bedacht werden. daß die Anstalten zur Erholung und zur Kräftigung der kranken Arbeiter da sind und daß dieses Ziel nur durch gegenseitiges Ver- trauen und Entgegenkommen gefördert werden kann. Die Gültigkeit der Berliner Polizeivemduung über das Tragen von Revolvern usw.» die ein solches vom Besitze eines Waffenscheines abhängig macht, nimmt das Kammergericht an. ES verwarf die Revision des Angeklagten Bär, der sich gegen die Verordnung ver« gangen hatte. Die Errichtung einer unterirdischen Bedürfnisanstalt auf dem ReichSkanzlerplatz ist vom Magistrat zu Charlottenburg in Aussicht genommen worden. Es hat sich gezeigt, daß bei der später be- absichtigten künstlerischen Ausgestaltung dieses Platzes zu einein monunientalen Architekturplatz eine oberirdische Bedürfnisanstalt ästhetisch nicht schön wirken würde, desbalb würde vorgeschlagen, die Einrichtung unter der Erde zur Ausführung zu bringen. Eine auf ebener Erde errichtete Anstalt würde die späteren Absichten, den Platz von zwei Richtungen durch diagonale Strahenzüge durchkreuzen zu lassen, wesentlich behindern. Die Kosten werden auf 43 000 M. veranschlagt. Sollte trotzdem der Antrag bei der Stadtverordneten- Versammlung keine Annahm« finden, so soll der Bau einer ober- irdischen Bedürfnisanstalt zur Ausführung kommen. Aus den unfreiwilligen, drei Monate und eine Woche währenden Ferien in der Tegeler Strafanstalt zurückgekehrt ist am gestrigen Tage da? Mitglied unserer Redaktion, Genosse Barth. Zu diesem Aufenthalt wurde Barth gezwungen, weil er die preußische Eisen- bahnverwaltung. einen Schmiedemeister und einen Sergeanten be- leidigt haben sollte. Er erhielt dafür im ersten Falle einen Monat. im zweiten zwei Monate und im dritten 14 Tage Gefängnis. Der in die Freiheit Zurückgekehrte befindet fich erfreulicherweise bei bester Stimmung. Die verwechselten Leichen. Ein peinlicher Vorfall hat sich in der Charitö abgespielt. Dort wgr am Mittwochmorgen der 4t jährige Kriminalschutzmann Chmura aus der Turmstraße in Moabit an den Folgen eines Darmleidens gestorben. Frau Chmura wurde ordnungsgemäß von dem Tode ihres Mannes verständigt. Sie machte daraus ber einem Beerdigungsinstitut die notwendigen Einkäufe für die Bestattung des Toten. Auf ihren persönlichen Wunsch sollte die Leiche von der Charitö nach der Wohnung in Moabit geschafft werden. Am Mittwochabend traf der Leichenwagen in der Turm- straße ein und die Träger brachten den Sarg in die Wohnung der Witwe. Als diese den Sarg öffnete, brach ste vor Schreck bewußt- lo? zusammen, da sie statt lhreS Manne« eine fremde Leiche erblickte. Die Träger, die in der Wohnung anwesend waren, riefen einen Arzt herbei, durch dessen Bemühungen der Frau/ die einen schweren Rervenchok erlitten hatte, sich wieder erholte. Inzwischen war der Leichenwagen schon fortgefahren, so daß der Leichnam in der Woh- nung der Frau Chmura gelassen werden mußte. Die Träger setzten sich telephonisch mit der Charilö in Verbindung, die daraukhin noch in der Nacht die fremde Leiche wieder abholte und die des Kriminal- schutzmanneS an Ort und Stelle bringen ließ. Da man jedoch das Kissen, die Decke und das Sterbehemd des Toten nicht wieder zurück- geschickt hatte, war Frau Cbmura gezwungen, diese Gegenstände auf eigene Kosten neu zu beschaffen. Auch die Kleider und Papiere des KnmiiialschuymanneS Chmura waren in den Sarg der fremden Leiche gelegt woiden. Gegen eine schematische Reglementierung des Postdienstbetriebes wendet sich eine längere amtliche AuSsübrung über die Rückgabe un- zureichend sranlierter Briessendungen. Von den Handelsvertretungen und sonst ist wiederholt von der Reichspostverwaltung eine allgemeine Anordnung verlangt worden, daß derartige Sendungen dem Ab- sender zur Nachfrankierung zurückgegeben werden. Es wird be« hauptet, in Württemberg und in der Schweiz bestehe eine derartige Vorschrift. In Württemberg ist jedoch nur den Postanstalten die Rückgabe empsohlen. wenn sie ohne nennenswerte Verzögerung geschehen kann. Ebenso ist es in der Schweiz den Postanstalten anHeim- gegeben, in geeigneten Fällen solche Sendungen dem Absender vor- zuzeigen. Bei der Reichspost besteht eine ollgemeine Bestimmung nur für Drucksachen, die offenbar aus Versehen nicht genügend frankiert sind, wie einzelne Sendungen einer Massenauflieferung. aber auch nur dann, wenn die Verzögerung der Absenkung ohne Bedenken ist. Zahlreiche Postämter geben jedoch auch andere unvollständig frankierte Sendungen, wenn eS geht, dem Ab­sender zurück, besonders bei der Massenauslieferung von Briefen und Postkarten, bei Sendungen nach dem AuS- land usw. ES geschieht dieS den Wünschen der Absender ent- sprechend. Einzelne Postäniter frankieren sogar die Briefe selbst nach und ziehen das verauslagte Franko vom Absender ein. Eine ein- beittiche Vorschrift würde aber für viele andere Verhältnisse nicht passen. An kleineren und mittleren Orten ist die Rückgabe ohne be- sondere Uuiständ» möglich. In großen Städten mir verschiedenen Bestellanstallen würde die Absendung allzu sehr verzögert. Ei» schwerer Unglücksfall bat sich gestern in dem benachbarten Hennigsdorf zugetragen. Der Kutscher Bauer, der Bretter und Balken nach einem Neubau in der Neuendorfer Straße fahren sollte, ge- stattete mehreren Knaben, auf dem hoch beladenen Wagen Platz zu nehmen. Unterwegs brach plötzlich die Runge eines Hinterrades und die Ladung geriet ins Rutschen. Die Knaben stürzten berab und wurden zum Teil von den Brettern und Balken begraben. Während die übrigen Jungen mit leichteren Ouctschungen und Hautabschürfungen davon- kamen, wurde der zwölfjährige Schüler Franz Döring schwer ver- letzt. Ihm fiel ein schwerer eichener Balken auf den Kopf, so daß der Knabe sofort blutüberströmt und besiunuugSloS zusammenbrach. Der Verunglückle, der einen Schädelbruch erlitt, wurde in fast hoffnungsloiem Zustande nach dem Rudolf-Virchow-Krankenhause geschafft. Bon seinem eigenen Fuhrwerk Übersahren und getötet wurde estern früh der 41 Jahre alte Kutscher Eduard Wiukelmann. der ei der königl. Hosspedition von Gustav Knauer in der Wichmann- straße 6 beschäftigt war. Gestern früh gegen 8 Uhr fand ein Laternenanzünder den Mann mit schwervt Verletzungen tot auf dem Fahrdamm de? Gartenufers, in nächster Nähe der Freiarckenbrücke, daliegen. Etwas weiter eitlfetnt stand sein Fuhrwerk. Allem An» schein nach ist der Kutscher auf dem Bock eingeschlafen, vom Wagen gefallen und von seinem eigenen Fuhrwerk überfahren worden. Die Leiche des Mannes wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebrack*. AuS dem Teltowkanal wurde gestern morgen die Leiche eines ungefähr 40 Jahre alten Mannes gelandet, der keinerlei Anhalts» punkte zutt Feststellung seiner Persönlichkeit bei sich trug. Der Tote, der nach der Leichenhalle des Friedhofs zu Britz gebracht wurde, ist ungefähr 1,68 bis 1,70 Meter groß und beleibt, hat dunkelblondes Haar, elwns Glatze: einen starken langen, blonden Schnurrbart und graue Augen. Bekleidet war er mit einer braun und schwarz ge- streiften Ho�e und Weste, weißem Hemd und schwarzen Schnallen« stiefeln. Sein Jackelt hat er wohl, bevor er ins Wasser ging, auS» gezogen und om Ufer hingelegt. Nicht festgestellt werden konnte die Persönlichkeit eines ungefähr 40 Jahre alten Mannes, dessen Leiche gestern aus dem Luisen» stödiiscken SÄis>'hrlskanal gelandet wurde. Der Tote, der seiner Kleidung nach dem Arbeirerstande angehört zu haben scheint, ist 1,78 Mcler groß, hat dnnlleS Haar und Schnurrbart und trug einen grüngestreiften Jaelettanzug, ein graurot gestreiftes Hemd, graue Unterhosen, graue Strümpfe, ein blaues Vorhemd und schwarze Schnürstiefel. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Im Wissenschast, Vchcn Theater der Urania gelangt am Sonntag der VortragDie Jnitt Rügen" noch einmal zur Darstellung. Am Montag und Dienstag wird der BortragIn den Dolomiten", am Mittwoch der Vortrag.Der Großglockncr, Gastein und die Salz» burger Alpen", am Domrerstag der VorttagDurch Dänemark und Südschweden" gehalten, während am Freitag der Vortrag»Bon Meran zum Ortler " wiederholt wird.> Vorort- Nacbrid)ten. Neukölln. Morgen, Sonntag, den 2. Juni, findet von 10 Uhr vormittags bis 6 Uhr abends die Stadtvero» dnetenwahl für den 10. Bezirk der dritten Abteilung j�att. Bekanntlich ist der Genosse Schuch zweimal gewählt, in der ztmeiten und in der dritten Abteilung. Schuch hat die Wahl für die zweite Abteilung angenommen und infolge dessen findet morgen die Ersatzwahl statt. Da die Wahl wieder auf einen Sonntag gelegt ist, so ist eS den Wählern leicht gemacht, ihr Wahlrecht auSzuülxn. Wir ersuchen unsere Partei­genossen, intensiv dafür tätig zu sein, daß jeder Wähler von seinem Wahlrecht Gebrauch macht, damit der sozialdemokratische Kandidat mit einer möglichst großen StimmenzaHl gewählt wird. Die Wähler mögen sich mit Legitimation versehen. Der 10. Bezirk umfaßt Gärttierstraße, HertzbergLtratze, Hohen« zollernplatz, Kirchgasse, Kirchhosstr. 1 V und 3550, Richardplatz, Richardstr. 2653 und 6497, Schöneweider Straße. Das Wahllokal befindet sich bei Johann Cenkl, Kaiser-Friedrich» Sttaße 36. Ecke Treptower Stt. 97/98. Kandidat der sozialdemokratischen Partei ist der Eigentümer Ernst Röhl. Schillerpromenade 27. In der letzten Nummer desFreien Volk" setzt Herr Roß seine lehrreiche Wahlgeschichle' weiter fort. Insbesondere beschäftigt.« sich mit der Frage, ob die Sozialdemokratie die Demokratie um Unterstützung beim Wahlrechtsraub angegangen ist. Er schildert dort Borgänge, die von unseren beteiligten Parteigenossen ganz anders dargestellt werden, als Herr Roß das mitteilt. Ganz schiefe Darstellungen gibt dann der Herr noch von den Wablrechlsprozesien. So behauptet er, daß der Prozeß Scholz ein Luflhied war, weil er die aus Grund der Wählerliste von 1909 voll- zogenen Wahlen nicht ebenfalls angefochten habe. Der Herr weiß anscheinend gar nicht, daß die ordnungsmäßigen Staldtverortmeten» wählen auf Grund der Wählerlisten von 1908 und zwei Jahre später von 1910 nicht aber 1909 stattgefunden haben; ein ebensogroßer Irrtum' ist, daß die Demokraten die Aste von 1910 angefochten hoben. In den gerichtlichen Akten, die wir darüber erhalten haben, rst von einer demokratischen Klage nichts zu merken. Die ganze Taktik des Herrn Roß scheint darauf hinauszugehen, durch allerlei Nebensächlichkeiten die überaus schmähliche Haltung der Demokraten zu bemänteln. Darauf werden wir uns in Zu­kunft nicht mehr einlassen. Fest steht soviel, daß die Demo» kraten durch die Taktik der Sozialdemokratie verärgert waren, und die Führer der Demokratie durch diese Vorgänge sich veranlaßt ge- sehen haben, die Grundsätze der Demokratie mit Füßen zu treten. Daran werden auch die weiteren Fortsetzungen, die Herr Roß über lehrreiche Wahlgeschichten" schreiben wird, nichts ändern, und mit dieser Lehre ist die ganze Angelegenheit für uns erledigt und Herr Roß abgetan. Lichtenberg . In der Stadtverordnetensitzung am letzten Donnerstag lag den Stadlverordneten der Bericht über das Ergebnis einer Eingabe deS Magistrats an die Eisenbahndirektion vor. Der Mvglstrat hatte gegen die Einstellung deS Stadt-Ringbahnverkebr» und ihren Ersatz durch Bollringzüge eine Reihe Bedenken geltend gemacht. Die Eisenbahndireklion erwiderte, daß die Aenderung nur für die Sonn« tage im Sommer geplant sei, um durch vermehrte Einlegung von Vorortzügen den wachsenden Ausflugsverkehr bewältigen zu können. An Werktagen bleibe der Ringbahnverkehr in der alten Weise be- stehen. Oberbürgermeister Ziethen gab der Neberzeugung Ausdruck, daß die Eisenbahnverwaltung nur gegen den Osten so rigoros vor» gehe. Den Bewohnern der westlichen Vororte würde man die Zumutung eines Umsteigeverkehrs, wie er infolge der Reform bei dem Berkehr nach Berlin für Lichtenberg und ander« Vororte in Rummelsburg nötig sei, sicher nicht stellen. Weiter wurde die Befürchtung aus­gesprochen. daß man nachher die Einrichtung zu einer dauernden machen und auch die Werktage in die eigenartige Berkehrsresorm einbeziehen werde. Ein anderer Redner hob hervor, daß die Ein- stellung des Nordringes eine Benutzung der Stadlbahn für den Ber« kehr nach Berlin einfach unmöglich mache, denn daß jemand in Rummelsburg in den aus den Vororten einfahrenden Zügen ein Plätzchen finde, sei gänzlich ausgeschlossen. Dos Einstellen des Nord- und Südringverkehres aus der Stadtbahn bedeutet eine ge- wallsame Abschiebung der Fahrgäste an die Sttaßenbahn. Einem Ersuchen gemäß toll der Magistrat in einer neuen Eingabe für die Wiederaufnahme deS Nordringverkehr» eintreten. Nochmals beschäftigte die Sitzung dann die Vorlage be» tresfs Austausch eines Grundstücks mit der KrankenhauSstiftung, dt« schon in voriger Sitzung unendlich lange Debatten veranlaßte. Auch jetzt wieder versuchte die Gruppe Schachtel» Rott die Annahme der Vorlage zu verhindern. Ihre Annahme erfolgte mit 30 gegen 27 Stimmen. AIS Armenkommisiar für den 18. Bezirk amttert Lehrer Schröer, Scharnweberstr. 64. weiter; er hatte zunächst eine Wiederwahl abgelehnt, dann aber doch erneut zugesagt. Im Einklänge mit dem vom Magistrat gemachten Vorschlage akzeptiert« die Versammlung den Stadtrat Dr. Maretzky als Vorsitzenden, den Magistratsassessor Vockrodt als stellverttetenden Vorsitzenden des Gewerbegerichtes. Die beiden Herren Bürgermeister verzichteten wegen Ueberlastung auf die Wiederwahl als Vorsitzende. Eine inter » «siante Auseinandersetzn7.g kmipfte sich an die Petition der städtischen Arbeiter betreffend Regelung der Arbeitsverhältnisse. Gefordert werden: neunstündige Arbeitszeit, Minimallohn von 4,25 M.. steigend bis aus 4.50 M. nach einjähriger Dienstzeit. 25 resp. 50 Proz.