Nr. 127.

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Berliner Volksblatt.

29. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.

Die belgischen Wahlen.

Dienstag, den 4. Juni 1912.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Le Peuple  " spricht bon einem Siege der Korruption und des Schwin dels. Der schlimmste Antagonismus und der gefährlichste Wider­Die Wahlschlacht hat mit dem Siege der tleri- spruch in dem Konflikt bestehe zwischen der gesetzgeberischen Gewalt talen Regierung geendet. Die Kleritalen, die bis- und dem nationalen festen Willen, ein anderes Regime her, her eine Mehrheit von nur sechs Stimmen hatten, werden in beizuführen. der neuen um 20 Abgeordnete vermehrten Rammer sechzehn

Die Senatswahlen.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1984.

im Kleinen Belgien"!... Und für diese Klöster, erläutert ein anderes Plakat, sollt ihr neue 20 Millionen opfern, falls Herr v. Broqueville  als Sieger heute herborginge. Ein flerifales Plalat will die Geistes­verwandtschaft der Pariser Apachen mit Ferrer und daher den Sozialisten beweisen..... Die Augen schmerzen uns, lange noch bevor wir mit der Galerie der Wahlplafate fertig find, die die

Menge umsteht, belacht, bewißelt, gutheißt.

Wir ziehen weiter, einige Straßen bergan, durch die Rue Haute, oder achtzehn Stimmen über die Majorität zählen. Der Brüffel, 3. Juni. Die genauen Ergebnisse der Kammer- wo das quellende Straßenleben des Marollequartiers pulft. Hier liberal- sozialistische Block ist nicht imftande gewesen, der wahlen mit Stimmenzahl dürften erst nach der amtlichen Fest- gibt es tein Gehen. Hier schiebt man nur und wird geschoben, denn Zücken des Pluralwahlrechts und des klerikalen Terrorismus itellung des Resultats bekannt werden. Von den Resultaten der hier gehts direkt zum Maison du Peuple hinauf und herunter. Vor Herr zu werden. Senatswahlen verlautet im Augenblick noch nichts. Das bem sozialistischen Volkshaus selbst flutende Menge. Stimmt für Die Klerikalen haben ihren Gegnern je einen Sitz in Wahlresultat dürfte erst in einigen Tagen feststehen, da in ver- die Liste Nr. 41 prangts in Riefenlettern. Auch dort Plakate über Courtrai  , Tongres, Hasselt  , Nivelles   und Huy entrissen. Auch schiedenen Wahlkreisen nachträglich Abstimmungen stattfinden bon den zwanzig neuen Rammerſizen erhalten die Ieri müſſen. Das Ergebnis dürfte im Verhältnis zu den Kammer- Platate. Man schaut diese an und etwas höher, wo der Platz ist, wahlen eine bedeutend verstärkte Mehrheit der von dem abends, nachts die Ziffern sprechen werden. Wie werden talen die Hälfte, nämlich zwei Site in Brüssel   und je lerifalen bringen. Außer fleinen unwesentlichen Zusammen- ste sprechen, wie...? Indessen flingt die Internationale da und einen in Gent  , in Zongres, in Virton  , in Lüttich  , in Ter- stößen sind heute nacht keinerlei 3wischenfälle vorge- dort auf, das altgewohnte à bas la calotte"( Nieder mit den Pfaffen) monde, in Roulers  , in Turnhout   und in Antwerpen  . Die kommen. ertönt und alles steckt sein rotes Blümchen mittlerweile an. Und Opposition erhält von den zwanzig neuen Kammerſigen wir warten, alles wartet.... drei in Brüssel   und je einen in Ostende  , Antwerpen  , Mecheln  , Brüssel, 3. Juni. Die cinberufenen eservisten Loewen und in Mons   und zwei in Charleroi  ; in Brügge   find bereits vollzählig versammelt, so daß von mittag ab dem wurde durch die Liberalen der demokratische Abbé Fonteynes Kriegsminister 40000 Mann zur Verfügung stehen, da für den gewählt. Abend Unruhen befürchtet werden.

Die genauen Resultate sind noch nicht festgestellt. Nach einer offiziösen Darstellung setzt sich die neue Kammer zu­sammen aus 101 Rleritale, 45 Liberale, 38 Sozialisten, 2 demokratische Christlichen, dagegen zählte die alte Stammer 86 Kleritale, 45 Liberale, 34 Sozialisten, 1 demokratisch Christ­licher.

Rüstungen der Regierung.

Der gestern in Huh gewählte Katholik Bitsaert ist heute vormittag vermutlich infolge der Aufregung gestorben.

Die Erregung der Arbeiter. Brüssel  , 3. Juni.  ( W. T. B.) Wegen des Sieges der Regierung haben heute die Arbeiter im Gebiet Char I e- Der Hauptgrund für die Wahlniederlage ist das Ver- roi die Arbeit niedergelegt. Aus   Verviers wird ge­halten der Großbourgeoisie. Die Industriellen und Kaufleute, die früher liberal gewählt haben, wollten meldet: Da dort die Arbeiter trotz des Verbotes Umzüge ber­von dem liberal- sozialistischen Wahlfartell nichts wissen und anstalteten, kam es zu 3usammenstößen mit der haben die Klerikalen als die sich ersten Verfechter Polizei und der Gendarmerie, wobei mehrere ihrer Ausbeuterinteressen gewählt. Aus Angst Personen verwundet wurden.

Wahlsonntagnachmittag in   Brüssel.

Die   spanischen Regierenden.

Genosse Pablo Iglesias schreibt uns aus   Madrid: Es gibt sicherlich kein Land, dessen Minister, was gemein­gefährliche Handlungen und Nichtachtung des Volkes an­belangt, mit denen der   spanischen Regierung einen Vergleich aushielten.

"

Neulich nahmen aus Gründen, die man bis jetzt noch nicht genau erklären kann, drei der damals, wie jekt, von Herrn Canalejas geleiteten Regierung Abschied. Einer von diesen veröffentlichte sofort rachetrunken im El Impar­cial", dessen Miteigentümer er ist, eine Serie von Artikeln, in denen er die Politik der Regierung, der er früher angehörte, angriff und sich hauptsächlich gegen den Krieg in   Marokko vor der Sozialdemokratie sind sie ins klerikale Lager ab­wandte. Er behauptete, daß   Spaniens Zerfall eine Folge   fci geschwenkt; sie fürchteten die Stärtung der Arbeiterpartei Man schreibt uns aus Brüffel unterm 2. Juni: des Mangels an tüchtigen Männern in der Regierung. Er mehr, als die weitere Verpfaffung der Schule und sie wollten Wer hier fühlte es im Augenblick nicht: heute, heute, wird die kritisierte den Pariser Vertrag, das Werk des jetzigen weber das gleiche Wahlrecht, noch die stärkere Heran- fieberhafte Spannung genommen werden.... .. Schon liegt   Belgiens Senatspräsidenten; mit kräftigen Worten verurteilte er die ziehung des Besizes zur Steuerleistung. Die Blodpolitische Zukunft in den Urnen beschlossen, aber noch Stunden und Unterstützung, die die liberalen und konservativen Regierungen politik hat damit besagt und man darf hoffen, Stunden wird es dauern, ehe die gierig wartenden die Resultate den mächtigen Geschäftsunternehmungen zuteil werden ließen daß die stärkere Betonung der bölligen un- erfahren; denn das belgische Wahlsystem erfordert langwierige, und richtete starte Angriffe gegen seinen früheren Chef in der abhängigkeit unserer Partei in Zukunft auch ihre komplizierte Berechnungen.... Aber zu Hause hält es doch keinen. Regierung, außerdem flagte er einen feiner früheren Miniſter­Angriffstraft gegen den Klerikalismus stärken und ihre Werbe- Jeben drängt es nach der Straße, nach dem Zentrum der Stadt. Kollegen, den Minister des Innern, Herrn Barroso, der Amts­traft bei den noch flerifalen Arbeitern erhöhen werde. Auch wir nehmen uns von der Peripherie der Stadt, wo sich der pflichtverlegung an.

Unsere Partei hat sich gut geschlagen. Sie gewinnt mächtige Arbeiterborort da er beef dehnt, die schöne offene Tram, Die Anklage bestand in der Behauptung, daß Barroso vier oder fünf Mandate. Darüber hinaus hat unsere Partei die ob ihrer braunen Farbe im Voltsmund den freund- im Jahre 1906, als er Justiz- und Kultusminister war, ihre Stimmenzahi beträchtlich bermehrt. lichen Namen Schokolade- Eram führt, und fahren durch St. Gosse, verschiedene Personen in seiner Privatwohnung bersammelt Die Kleritalen sind im Volke selbst in der too man Augenblid just mit Dletoeken" und grell habe, um mit ihnen zu beraten, wie eine dem Kriminalgericht Minorität und verdanken ihre parlamentarische Mehrheit freischenden Karussells   Kermesse" feiert, quer durch die von Cordova vorzuschlagende Form zu finden sei, um ver­nur den Infamien des Pluralwahlsystems. Der Stampf Stadt, bis zu den inneren Boulevards und vor die Börse. Erst schiedene Individuen, die wegen Fälschung von Wahl­für das gleiche Wahlrecht tritt jekt in den meint man, es wäre ein Sonntag wie sonst. Der Himmel ist be protokollen zu 12 bis 14 Jahren   Zuchthaus verurteilt waren, Vordergrund und die große Erregung, die die Arbeiter bedt, vielleicht wird's auch wieder regnen- man bummelt also auch von der Strafe zu befreien. Diese Wahlprotokollfälschungen angesichts der Wahlniederlage erfaßt hat, wird sich rasch in diesen trüben Frühlingsnachmittag von einem Estaminet" zum hatten den Sieg eines Schwagers des Herrn Barroso, Sanchez politische Energie umsehen. Der Wahlrechtstampf. anderen.... Nun, es ist doch nicht ganz so wie an sonstigen Guerra, gesichert, der Minister unter Mauras Regierung war. der jetzt einsekt, wird den Klerikalen bald den erschwindelten und erpreßten Wahlsieg entreißen.

Die Ursachen des Wahlausfalls.

trüben Sonntagnachmittagen. Schon die Menge schiebt fich biel, viel langsamer vorwärts, und der Autoverkehr scheint sich verdoppelt, verdreifacht zu haben, die Trams find alle überfüllt, die Cafés bis an den Rand der Straße dicht besetzt.

Weiter behauptet derselbe anklagende Erminister in den Spalten des Imparcials", daß er in seiner Tasche die Beweise der Amtspflichtverletzung seines früheren Kollegen in der Re­gierung habe.

Diese schweren Beschuldigungen des Herrn Gasset, so heißt der Erminister, auf den ich hindeute, erregten großes Aufsehen im Lande; hauptsächlich seine Antlage gegen Barroso, den gegenwärtigen Minister des Innern und Erkultus- und Justizminister.

der gegen ihn erhobenen Anklage feines Erfollegen sich beeilte, von seinem Amte Abschied zu nehmen und seinem Antläger Rede zu stehen. Nichts davon geschah! Er nahm weder seinen Abschied, noch sprach er längere Zeit ein Wort über das, was ihn so sehr anging.

Erst als die Parlamentseröffnung herannahte, erklärte er, daß er das, was über seine Person gesagt werde, richtig stellen würde.  

Brüssel, 3. Juni  .( Privattelegr des Vorw.".) Die Frauen, die Männer, die jungen Leute, alles trägt ein Schuld an dem gestrigen fleritalen Wahlerfolg tragen die blaues oder ein rotes Blümchen im Knopfloch oder an die Brust Perfidien des Pluralschandwahlrechts und eine gestedt. Wo sind eigentlich die Klerikalen, fragt man sich. Nein, es unerhörte Wahltorruption sowie die am Vorabend des ist meiner Treu fein gewöhnlicher Sonntag. Die Stadt atmet, Wahltages auf die Wähler ausgeübten Pressionen. Mini- dampft, sprüht Politik. Mini- dampft, sprüht Politik. Kein Mensch kann etwas anderes heute sterielle Erlasse kündigten den Beamten Gratifitationen und Ge- denken, reden als: Wird es sein? Gibt es Sieg? Die Boulevards Vielleicht wird man annehmen, daß dieser Herr auf Grund haltsaufbesserungen an. Aber auch durch das Zurüdweichen entlang ein Schreien, ein Uebertönen der Camelotsstimmen: des eingeschüchterten Bürgertums ist der klerikale 10 Centimes die Klosterbroschüre! 10 Centimes die rote, die blaue Wahlerfolg mitverschuldet. Von klerikaler Seite war dem Bürger- Blume; und alles kauft, alles liest, alles schmückt sich, und tum Angst vor der radikalen Politik eingejagt worden und c3 bc- mancher brave Bürger gleich mit dem liberalen und sozialistischen Abzeichen. fürchtete eine Antastung seiner wirtschaftlichen Privilegien. Der Wir bringen zur Grand   Place vor, wo die dunkle Gothik des eigentliche Besiegte ist der Liberalismus, dessen Rathauses unter dem heutigen Himmel noch dunkler, feierlicher Gewinne und Verluste sich decken, der also von den 20 neuen Siken blidt. Die beleuchtete Uhr sagt: Ihr müßt noch warten, Ver­nichts erobert hat. Die Sozialisten haben günstig ab ehrte.... Ununterbrochen fahren Autos mit sichtlichen, politischen Das Benehmen des Ministerpräsidenten   Canalejas war geschnitten. Fünf neue Size- davon einen in   Brüssel Würdenträgern vor und wieder weg. Das Vereinshaus der noch weit sonderbarer. Er warf weder einen so schwer bc­haben sie gewonnen, einen dagegen an die Klerikalen verloren. Die Liberalen ist blau drapiert auch die leere Leinwand, auf der lasteten Mann aus seinem Ministerium heraus, noch trat er Sozialdemokratie verfügt jetzt über 39 Sie gegenüber 35 früher. abends die Wahlresultate sichtbar sein werden, sagt zu der immer den Beschuldigungen entgegen und sagte nicht das geringste Die Klerikalen haben von den 20 neuen Eigen 10 erobert, worun- mehr anwachsenden Menge: Ihr müßt Euch gedulden. Bu zur Verteidigung seines angeklagten Ministers. ter 3 von den 5 Brüsseler neuen. Die Zahl der klerikalen Frak- beiden Seiten und an der Hinterfront ist das Rathaus mit Hunderten Solch merkwürdiges und skandalöses Betragen bewirkte, tion wird vermutlich von 86 auf 101 steigen und damit in der Plakaten bedeckt: mit riesengroßen und kleinen, mit grellen und daß Sozialisten und   Republikaner, die heute zusammengehen, fünstlerischen, einigen belehrenden- ein Herenfabbath von politischer um die   Republik herbeizuführen, eine Versammlung abhielten, Stammer eine Majorität von 16 Stimmen besitzen, während sie Starikatur: da ist eine Nonne, die in einem der berüchtigten„ Dubroirs" in der das Benehmen der ganzen Regierung und hauptsächlich früher nur 6 Stimmen Mehrheit aufwvies. In 5 Kreisen siegten der Klöster die Kinder zur Arbeit anhält. Da das„ rote Ge- des Ministerpräsidenten und seines Ministers des Innern die Klerikalen über das sozialistisch- liberale Startell. Es ist daher spenst", das die politischen Kinder schrecken soll. Hier sind Luftfahr schwer getadelt wurde; die Korruption, die in der Justiz­wohl der Schluß eflaubt, daß die Kartellpolitik in   Bel- zeuge mit Ministern, die ins Meer sinken. Auf einem anderen verwaltung   Spaniens herrscht, wurde an den Pranger gestellt. gien gescheitert ist, da sie für beide Teile nur nachteilig war Plakat steht Anseele, der nach klerikaler Auffassung die Liberalen Ueber diese Versammlung sagte   Canalejas, fie fei ein and von den Kleritalen geschickt ausgebeutet wurde, um den ge- als Kreisel behandelt, die nach seinen Anweisungen lanzen.... Manöver gegen ihn. mäßigten Liberalen durch Vorhaltung des Revolutionsgespenstes Hier eine Henne,   Belgien symbolisierend. Alle die guten appetit- Dagegen fagte er nichts, was das Verbleiben Barrosos lichen Eier reißen Pfaffen und Minister nnd andere Bolts- im Ministerium rechtfertigen konnte; ebenso schwieg er über nach rechts zu treiben. während, über die Planke gelehnt, die Gründe, aus denen er zu den gegen jenen erhobenen An­Die Bestürzung und Empörung über die Wahl- aussauger an sich δαξ arme Volk zufieht. Da zeigt der Staatsminister flagen geschwiegen habe. resultate ist allgemein und nach der mindestens eine Ver­Nach Eröffnung des Parlaments wurde diese wichtige minderung der klerikalen Majoritätsziffer versprechenden Wahl- oeste auf einem fleritalen Plakat auf den roten Tiger, dort wird das Unglück   Belgiens durch sozialistisch liberale Wahlbündnisse Angelegenheit dort sofort behandelt. Der kompromittierte kampagne auch unerwartet. Ausbrüche der Empörung demonstriert, dem armen Liberalismus von Stleritalen eine phrygische Minister machte selbst den Anfang. sind daher allenthalben wahrscheinlich. Müze aufgesetzt. Eines der neuesten Plakate ist das„ Die schwarzen Der Minister stellte in Abrede, daß er Personen ein­Bandervelde fündigt eine neue Wahlrechtsbewe Boden" benannte. Es ist die Landkarte   Belgiens mit etwa 3600 geladen und in der Zusammenkunft präsidiert hätte, in gung zugunsten der Beseitigung des Mehrstimmenrechts an. Das gleden, Punkten und Pünktchen. Klöster, liebe Belgier, 3600 Klöster der das Cordova Gericht beeinflußt werden sollte, un

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