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Gewcrhrchaftlkbes» Verwendung von Hrbeitergrofcben." Alljährlich zur Zeit der sauren Gurke bemüht sich irgend- ein bürgerlicher Zeitungsschreiber vergeblich, die Abrechnung der Gewerkschaften zu verstehen. Diesmal hat sich anscheinend ein Beauftragter des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie der für ihn nutzlosen Mühe unterzogen, die Abrechnung des Schneiderverbandes zu zergliedern. Er hat darin entdeckt, daß für einen Posten von 323 251 Mk. jeder Nachweis fehlt, und er hat diese exorbiant hohe Sunune in bekannter Reichsverbandsmanier dann einfach als Verwal- tungskosten(Bureaukosten, Gehälter der Verbandsangestell- ten und Spesen) gebucht. Natürlich ist. wie in allen solchen Millen, auch in der Abrechnung des Schneiderverbandes der Nachweis für diesen Posten zu finden. In diesem Betrag sind zunächst 3146,67 Mark für Unterstützung und 3514,17 M. für Rechtsschutz. Ter größte Teil 171 345,29 M. ist aber den 300 Orts- gruppen des Verbandes zur Verfügung geblieben. Es sind das die 20 Proz., die den Filialen zur Bestreitung ihrer ort- lichen Ausgaben verbleiben, und die also an die Hauptkasse gar nicht abgeliefert werden. Dazu kommen noch 13 270,38 Mark, die als Bestand in den einzelnen Ortsvereinen vor- handen sind. Ferner sind in dieser Summe enthalten 39 500 Mark für den Druck der Fachzeitung. Für Gehälter und Entschädigungen der im Hauptver- band beschäftigten sieben Angestellten wurden insgesamt nur 18 907 ausgegeben, das inacht im Durchschnitt pro Person 2700 M. Was dann noch für Agitation(einschließlich der Gehälter für fünf Gauleiter), Verwaltungsmaterial, Porto, Delegationen, Beiträge an die Generalkommission usw. aus- gegeben wurde, darüber gibt die Abrechnung hinreichend Auskunft. Die Beweisführung über die kolossale Verschwendung von Arbeitergroschen durch die Gehälter der Gewerkschafts  - angestellten ist weder neu noch für denkende Menschen irgendwie überzeugend, denn daß der Schneiderverband mit so wenig Angestellten nicht über 300 000 M. für Gehälter ver- ausgabt, könnte selbst Karlchen Miesenick begreifen. Wenn trotzden: die bürgerliche Presse solche albernen Reichsver- bansnotizen übernimmt, und nachdem eine Berichtigung der Organisation ablehnt, wie das dieHamburger Nachrichten" getan haben, so beweist sie damit nur. daß bei ihr schüler  - hafte Dummheit mit journalistischer Unanständigkeit aus einem Holze wachsen.__ Berlin   und Omgcgend. Metallarbeiter! Die Firmen Siemens u. Halske   und Siemens u. Schuckert stehen bei. der Arbeiterschaft infolge des in den Betrieben gezüchteten gelben Vereins in sehr schlechtem Ruf. Arbeiter und Arbeiterinnen, die es unter ihrer Würde halten, gelb zu werden, meiden die Siemens-Betriebe. Jnfolgedesien leiden die Siemens-Werle unter großem Arbeitermangel und bemühen sich nun, durch Inserate in bürgerlichen Blättern vornehmlich gelernte Ar- beiter unter grotzen Versprechungen in die Betriebe zu locken. Wer in den Siemens-Werken Arbeit nimmt, muß auf dem gelben Nachweis 50 Pf. an die Obergelben entrichten. In den Lohn- bureaus werden die Neueingestellten unter allen möglichen Mani- pulationen zur Mitgliedschaft beim� gelben Verein, genannt Unter- "stützungsverein, veranlaßt. Von frei organisierten Arbeitern und Arbeiterinnen verlangt man bei der Einstellung die Abgabe der Mitgliedsbücher ihrer Gewerkschaft. Nur durch unbeschränkte lleberstunden erreichen die Arbeiter Verdienste, wie sie anderwärts bei normaler Arbeitszeit üblich sind. Diese Zustände bei der Weltfirma Siemens veranlassen uns, alle Metallarbeiter aufzufordern, unter solchen entehrenden Be- dingungen keine Arbeit in den SiemenS-Werken anzunehmen. Arbeiterfceundliche Blätter werden um Abdruck gebeten. Deutscher Metallarbeiter-Verband. Ortsverwaltung Berlin  . Die Lohnbewegung der Werkzeugarbeiter in den Schraubenfabriken beendigt. Am Mittwoch nahmen die in den Schraubenfabriken beschäftigten Werkzeugmacher, Werkzeugdreher und Reparaturschlosscr den Bericht der Lohnkommission von den Verhandlungen mit den Unternehmern (Vereinigung der Berliner   Schraubenfabriken) entgegen. Handle berichtete. Die Verhandlungen gestalteten sich sehr langwierig, da die Unternehmer sich durchaus nicht auf den geforderten Mindest- lohn einlassen wollten und erst nach längerem Widerstande soweit entgegen kamen, daß sie sich mit einem Mindcstlohn von 70 Pf. ein- verstanden erklärten, jedoch erst nach vierwöchiger Beschäftigung. Ebenso ablehnend standen sie einer allgemeinen Lohnzulage gegen- über und es dauerte auch hier geraume Zeit, ehe sie sich zu den unten wiedergegebenen Zugeständnissen herbeiließen. Die wesentlichsten Forderungen hatten gelautet: als Mindestlohn ist 70 Pf. pro Stunde zu zahlen, des weiteren ist eine allgemeine Zulage von b Pf. pro Stunde auf all« bestehenden Löhne zu gewähren. Das Resultat der Verhandlungen sind nun folgende Vorschläge, die von der Versamm- lung der Arbeitnehmer nach längerer Debatte angenommen wurden: Werkzeugmacher erhalten»ach vierwöchiger Beschäftigung 70 Pf. Stundenlohn: denselben Lohn erhalten Maschinenbauer. Werk- zeugmachcr, welche im Betriebe ihre Lehrzeit beendet haben, er- halten nach Beendigung der Lehrzeit im ersten halben Jahr einen Stundenlohn nach freier Vereinbarung; dieselben erhalten im zweiten halben Jahr einen Stundenlohn von 60 Pf. Als Werkzeugmacher werden betrachtet Arbeiter, die minde- stens eine der nachgenannten Arbeiten ausgeführt haben, wie: Her- stellung von Schneid, und Zieheisen, von Bohrern, Gewindebohrern, Fassonstählen, Fräsern, von Schnitten und Stanzen. Die Her­stellung von Werkzeugdreharbeilen oder Dreharbeitcn an der Leit- spindelbank, welche zu Werkzeugen gehören. Werkzeugmacher, deren Stundenlohn jetzt noch nicht 80 Pf. be- trägt und die seit dem 1. März 1012 noch keine Zulage erhalten haben, bekommen eine Zulage von 2% Pf. pro Stunde. Ueber- stunden werden mit 25 Proz. Aufschlag bezahlt. Sonntag Sarbeit, so­weit solch« zur Aufrechterhaltung des Betriebes notwendig ist, mit 50 Proz. Etwaige bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen dürfen durch diese Vereinbarung nicht verschlechtert werden. Diese Vereinbarungen sollen nunmehr auch den Nichtmitglie- dern der oben genannten Vereinigung unterbreitet werden. Von der G rosten Berliner. Bekanntlich ist die liebeGroße" daS umfangreichste Unter- nehmen aller Straßenbahnbetriebe: aber inbezug auf Lohn und Arbeitsverhältnisse bestehen leider bei dieser Millionengesellschaft recht verbesserungsbedürftige Zustände. Unter diesen leiden nicht nur die Angestellten des Fahrpersonals, sondern in erster Linie die Handwerker und Arbeiter. Die SnfangSlöhne für Handwerker betragen 42>/z Pf. und für ungelernte Arbeiter 35 Pf. pro Stunde. Daß auf Grund dieser besonderen niedrigen Löhne die Fluktuation im Betriebe groß ist. versteht sich am Rande. Da die Leute nun aber bei einer Arbeitszeit, welche 60 Stunden wöchentlich beträgt, nicht so viel verdienen, um damit eine Familie ernähren zu können, wird von feiten einiger Aufsichtsbeamlen das Ueberstundenwesen direkt künstlich eingeführt._ Es würde begreiflich Lerantw. Redakteur: Albert Wach«, Berlin  . Inseratenteil verantwl; erscheinen, wenn solche bei wichtigen aus den Verhältnissen heraus sich notwendig machenden Arbeiten zu leisten sind; aber zum Streichen von Haltern   oder Richten der Masten brauchten wirklich keine lleberstunden geleistet zu werden. Diese Arbeit kann in der so wie so schon zu langen Arbeitszeit er- ledigt werden. Anders denkt jedoch der Herr Revisor Bollof. Der- selbe erklärt: Wer auf Verlangen keine lleberstunden macht, gleich- viel, ob dieselben notwendig oder nicht, der fliegt. Notwendig sind sie nicht, das wurde in einer Betriebsbesprechung des Bahnhofs 15 an der Hand von Beispielen von dem Referenten Ortmann nach- gewiesen und von den Versammelten bestätigt. Die sonst so spar- sameGroße" scheint hier also mit dem Gelde der Aktionäre nicht gerade wirtschaftlich umzugehen. Vielleicht sucht man hier einen andern Modus, die Handwerker und Arbeiter mehr verdienen zu lassen. Die beste Lösung dieser Frage wäre eine Erhöhung des miserablen Lohnes. Vielleicht interessieren sich die neugebackenen Direktoren für diese Angelegenheit? Es würde im Interesse der Gesellschaft sowie zum Nutzen der Beschäftigten sein, wenn den Herren Bollof und Genossen etwas mehr auf die Finger gesehen würde. Ter Streik der Sattler   im Deutschen   Offizierverein dauert ent- gegen den Erklärungen der Geschäftsleitung unverändert fort. Eine Vermittlung durch das Einigungsamt des Berliner   Gewerbegcrichts wurde von der Direktion mit der Begründung abgelehnt, daß die Sattler   seit dem 27. April entlassen seien und da keiner von diesen wieder eingestellt würde, müßte man auf eine Vermittlung des Einigungsamtes verzichten. Trotz dieser Erklärung bemüht sich der Abteilungschef, Herr Knetsch, durch Vermittlung eines Arbeits- willigen, verschiedene Streikende zur� Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen; nur solle es nicht so aussehen, als wenn die Sache Von der Geschäftsleitung ausginge. Alle diese Versuche sind aber bisher gescheitert. Da es der Geschäftsleitung auch sonst nicht gelingt, ge- nügenden Ersatz ftir die Streikenden zu finden, so ist das Prinzip der Eigenproduktion heute schon stark durchlöchert. Denn wenn auch die paar Arbeitswilligen jetzt Gelegenheit haben, in unbe- schränkte! Arbeitszeit zu schaffen und außerdem noch Arbeit mit nach Hause zu nehmen, so genügt dies doch nicht, um den Bedar der Firma annähernd zu decken. Wir ersuchen daher, die Kollegen, Arbeitsangebote des Deutschen OfftziervercinS nach wie vor streng zurückzuweisen. Die Ortsvcrwaltung Berlin   des Verbandes der Sattler   und Portefeuiller. Deutsches Reich  . Ter Strastcnbahnerstrcik i» Königsberg. Zwecks Bekämpfung von Streiks haben die Direktoren der Straßcnbahnbetriebe und Elektrizitäts- werke einen Ring geschlossen, der jetzt in Königsberg   seine erste Kraftprobe ablegt. Hier versucht der llking zu beweisen, was er zu leisten vermag, daher auch der hartnäckige Kampf im Be- triebe der Straßenbahn. Noch nie hat ein Straßenbahnerstreik solange gedauert wie der Königsbergec. Wie der Direktorenring vorgeht, ersieht man aus folgenden Zeilen:Bricht der Streik aus. so sind alle Direktoren verpflichtet, das entbehrliche Personal sofort in das Streitgebiet zu senden." Um nicht Erregung unter den Straßenbahnern über die Ab- schickung der Arbeitswilligen herbeizuführen, teilt man den Streik- blechern erst kurz vor der Abreise mit, zu welch ehrender Mission sie auserwählt seien. Befürchtet man aber dennoch, daß die Straßenbahner unruhig werden könnten, so schickt manjiur K o n- trolleure und Burcaupcrsonal in das Streikgebiet. Zur glcick)en Zeit werden Hintzebrüder angeworben, die den Auf- trag erhalten, die Depots zu schützen. Dazu sind sie ja leicht im- stände, da sie alle mit Schießwaffen ausgerüstet sind. Die auswärtigen Straßenbahner, Kontrolleure, Schreiber usw. haben im Streikgebiet vor allem die Aufgabe, die angeworbenen Arbeitswilligen, die man Aspiranten nennt, in die Führung der Wagen und als Schaffner auszubilden. Daneben lassen auch in anderen Städten die Direktoren Aspiranten ausbilden, um sie dann in den bestreikten Betrieb zu senden. Tie Hintzebrüder lverden auch auf Lager gehalten, damit sie zur Aushilfe verwendet werden tönnen, falls etwa die Arbeiter des Elektrizitätswerks in den Streik treten. In Königsberg   wird nach diesem Programm des Direktoren- ringes gearbeitet. Geld spielt gar keine Rolle. Hinter dem Kampf steht ja auch die A. E. G., der es auf einige hunderttausend Mark nicht ankommt, wenn Arbeiter niedergcknültelt und ihres Koalitionsrcchtes beraubt werden, sollen. Daß die Verhandlungen, die in den letzten Wochen stattgefunden haben, nur Komödie waren, hat man selbst in bürgerlichen Kreisen anerkannt. Die Direktoren kamen mit ganz unannehmbaren Bedingungen, nur damit eine Einigung nicht zustande kommen sollte. DaS vom Direktorenring festgelegte Programm sollte eben erprobt werden, und deshalb durfte es zu einer Einigung nicht kommen. Hier sieht man so recht, wie der Großkapitalistenklüngel immer frecher sein Haupt erhebt. Mit den Hintzebrüdern kann die Direktion übrigens sehr wenig anfangen. Täglich gibt es zahlreiche Zusammenstöße der Straßenbahnwagen mit Fuhrwerken. Am Mittwoch wurden zehn Hintzegardisten verhaftet, weil sie in der Nacht einen Droschkenkutscher überfallen und in der schwersten Weise miß- handelt hatten. Am Montag fand eine von 6000 Personen be- suchte Volksversammlung statt, die zum Ausstand Stellung nahm und zum Ausdruck brachte, daß die gesamte Arbeiterschaft in diesem schweren Kampfe den Straßenbahnern den weitgehendsten Bei- stand leisten werde. Vom Hamburger Hafen  . Der mit dem Verband der Heizer und Maschinisten für die Fkußdampfschiffmaschinisten abgeschlossene Tarif wird auch mit dem Transportarbeiterverband für die diesem angeschlossenen Arbeiter ab- schlössen werden. Der Verein Hamburger Reeder hat den Vertretern der Seeleute die iu Ausficht gestellten Erläuterungen zu der Erhöhung der lieber- stundenlöhne usw. nunmehr übermittelt. Im Anschluß daran ist bezüglich des VeköstiguiigSwesens eine bessere Auswahl der Köche und eine geregelte Kontrolle des Essens zugesichert. Endlich ist eine anderweitige Ordnung der Beschwerdekommifsion für das An- heuerungswesen vorgesehen. Die Seeleute werden zu dieser Angelegen- heit nocb Stellung nehmen. Es bedürfen jetzt einer Regelung nur noch die Forderungen der Dcckslcute und Molorschiffer und der Speditionsarbeiler. Die im Anschluß an die große Hafenarbeiterbewegung ent» standene Lohnbewegung der Werkstaltarbeiler der Amerika-Linie ist gleichfalls beendet; sie brachte eine Reihe materieller Verbesserungen nickt unwesentlichen Umfanges, mit denen sich die Arbeiter zufrieden erklärten. Kusland. Ende des Londoner Tchneiderstreiks. London  , 5. Juni 1012.(Eig. Ber.) Ter Londoner   Schneider- streit endete gestern nach einer Dauer von über 5 Wochen mit der Niederlage der Arbeiter. Zwar gewährten etwa 50 kleinere Ge- schäfte die Forderungen der Arbeiter im Laufe des Kampfes, aber die großen Firmen, meist Gesellschaften mit beschränkter Haft- Pflicht, weigerten sich bis zuletzt, auch nur mit der Organisation der Arbeiter zu verhandeln. Was zur Niederlage führte, war nament- lich die Zersplitterung der gewerkschaftlichen Kräfte und die Soli- darität der oberen Zehntausend. Der Kampf um bessere Lohn, und Arbeitsverhältnisse wurde von der Gewerkschaft der Londoner Schneider und Schneiderinnen, eine Absplittcrung des Zlllgemeinen Schneiderverbandes, begonnen. Viele der Londoner   Mitglieder des letzten Verbandes machten de» Kampf mit, obwohl ihre Organisation den Streik mißbilligte und während des Kampfes gegen die Lon- doner Gewerkschaft polemisierte. Aber mehr»och als dieser innere Zwist wird die feindselige Haltung der feinen Welt zum Mißerfolg beigetragen haben. Die Geschäfte erklären, daß sich ihre Kunden Th. Glocke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.lt Verlagsanstall gern bereit finden, mit der Ausführung von Auftragen zu Warden; einige Kunden gaben ihre Aufträge nur unter der Bedingung, dag die Geschäfte die Forderungen der Arbeiter nicht bewilligen dursten. Ein netter Kommentar zu den Bestrebungen, die Arbeiterklasse zu heben und zufrieden zu stellen, die jetzt so teilnahmsvoll von der herrschenden Klasse Großbritanniens   diskutiert werden! Hus der frauenbewegung* Wahl einer Frau in den böhmischen Landtag, In Jungbunzlau   hat heute bei der Wahl in den böhmi- scheu Landtag eine Frau, die Schriftstellerin Bozena Vik- Kuneticky, die meisten Stimmen erhalten, und nach der Ver- teilung der heute abgegebenen Stimmen auf die Kandidaten ist es zweifellos, daß bei der entscheidenden Stichwahl die ab- solute Stimmenmehrheit auf sie entfallen wird. Zum ersten- mal wird damit in Oesterreich   bei der Wahl in eine zur Ge- setzgebnng berufene Körperschaft eine Frau gewählt. Frau Kuneticky dürste den böhmischen Landtag vorläufig kaum be- treten, da Statthalter Fürst Thun die Wahl einer Frau nach der geltenden böhmischen Landesordnung für ungesetzlich hält und das Wahlzertisikat verweigern will. Es wird je- doch, auch ohne daß Frau Kuneticky zur Ausübung des Mandats kommt, einen bleibenden Eindruck in der Oeffent- lichkeit hinterlassen, daß die Mehrheit der männlichen Wähler eines großen städtischen Landtagswahlbezirkes in Böhmen   die Vertretung ihrer Interessen einer Frau über- geben will. Die Kandidatur der Schriftstellerin Frau Ku- ncticky, die eine der Vorkämpferinnen der tschechischen Frauen- bewegung ist und seit Jahren für das Wahlrecht der Frauen eintritt, war eine Demonstration zugunsten des Landtags- Wahlrechtes der Frau. Bei den Verhandlungen über die neue Landtagswahlordnung, die im Zusammenhang mit dem nationalen Ausgleich in Böhmen   geführt wurden, haben die tschechischen Parteien Anträge auf Erteilung des Stimm- rechtes an die Frauen gestellt. Die Kandidatur und Wahl einer Frau in dem nächsten frei gewordenen Bezirke sollte der Forderung nach dem Frauenwahlrecht Nachdruck ver- leihen. Diese Demonstration für die tätige Teilnahme der Frau an dem wichtigsten politischen Rechte hat mit einem großen Erfolge geschlossen._ Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation. Unter diesem Namen hat sich ein Verein gebildet, der in einem Aufruf, den reaktionäre Blätter veröffentlichen, seine Leitsätze klar- legt. Sie lassen sich kurz dahin zusammenfassen: 1. Die schematische Gleichstellung von Mann und Frau ist widersinnig. 2. Das aktive und passive Wahlrecht für Landesvertretungen, sowie für Gemeinden und kirchliche Körperschaften muß dem Mann vorbehalten bleiben. 3. Staalsderwaltung. geistliche und richterliche Acmter müssen, wie bisher, dem Mann belassen werden. 4. Frauen dürfen nur solche Sludienzweige eröffnet werden, in denen sie ihre Eigenart zur Geltung bringen können; für diese weiblichen Studierenden sind besondere Akademien zu gründen. 5. Die Auswüchse der Mutterschaftsbewegung sind zu be- kämpfen. Die Mitglieder des Geschäftssührenden Ausschusses, an dessen Spitze ein Professor Dr. Sigismund- Weimar steht, sind in den weitesten Kreisen völlig unbekannt. Dem Aufruf haben sich u. a. angeschlossen Minister a. D. Matthias v. K ö l I e r und General Keim zwei waschechte Reaktionäre. Versammlungen Veranstaltungen. Sechster KreiS. Die Genossinnen der 18. und 19. Ab- teilung veranstalten am Montag, den 10. Juni, im Nestau- rant von Schüßler,Schloßpark Nicderschönhausen". ein Kaffee- kochen. Treffpunkt 2 Uhr: Prinzenallee Ecke Soldiner Straße. Spandau  . Am Sonntag, den 9. Juni, findet ein von den organi- sierten Frauen veranstalteter FamilicnauSflug nach Restaurant Weinmeistcrhorn", an der Scharfen Lanks, statt. Der Ab- marsch nach dort erfolgt nachmittag 2 Uhr vom Restanrant Flora", Pichelsdorf« Str. 39, au». Für Nachzügler Motor- bootverbindungen ab Scharfe Lanke(Waldow), pro Person 10 Pf._ Hetzte JVacbrichten« Ter französische Senat über die Kriegsbereitschaft. Paris  , 6. Juni. Im Senat wurde heute die Jnter- pellation betreffend die gesetzliche Organisation der nationalen Verteidigung, insbesondere die Frage der Regierungsweise in Frank- reich während eines Krieges verhandelt. Die Konstitution von 1875 regelt diesen speziellen Punkt nicht. Kriegsminister Millerand erwiderte auf die Interpellation, es seien eine Reihe von Projekten seit längerer Zeit in Vorbereitung, um diese Frage zu regeln. Die gegenwärtige Regierung werde nichts verabsäumen, um allen künf- tigen Notwendigkeiten zu begegnen, und werds ihrer Pflicht voll« kommen genügen für den Fall, daß unglücklicherweise ein Krieg ausbrechen sollte. Es sei unmöglich, Einzelheiten dieser Projekte anzugeben, aber alles werde dem einen Gedanken untergeordnet werden, Frankreich   den Sieg um jeden Preis und mit allen Mitteln sicher zu stellen. Deshalb werde der militärischen Autorität uneingeschränkte Freiheit eingeräumt werden und jede andere werde demgegenüber verschwinden.(Lebhafter Beifall.) Die Diskussion wurde alsdann geschloffen und eine Tagesordnung an- genommen, durch die die Erklärungen des Ministers gut- geheißen werden._ Eine lästige Gesellschaft. Madrid  , 6. Juni.  (P. E.) Da die aus Portugal   aus- gewanderten Rohali st en infolge ihrer Mittellosigkeit Spanien   lästig fallen, so beschäftigte sich heute der Minister- r a t mit der Frage, wie sie abzuschieben seien und beschloß sich dieserhalb mit der portugiesischen Regierung in Verbindung zu setzen._ Italienische Äriegsführung. Benghasi, 6. Juni.  (Meldung der Agenzia Stefan i.) Ein lenkbares Luftschiff hat heute das feindliche Lager überflogen und mehrere Bomben hineingeschleudert, die alle im Lager selbst explodiert sind. Tödlicher Absturz beim Probeflug. .Hamburg  . 6. Juni.  (W. T. B.) Heute abend stürzte auf dem Flugplatz Fulhsbüttel bei einem Probeflug für den über. morgen beginnenden Hamburger Flugwettbewerb der Flieger Gottlieb Rost ab und erlitt tödliche Verletzungen. Durch Blitzschlag verunglückt. Königsberg   i. Pr.. 6. Juni.  (W. T. B.) J» dem Neubau des Krüppelheims schlug heute nachmittag der Blitz ein. Durch den Schlag wurde das Gerüst zertrümmert und drei Ar- bester stürzten zwei Stockwerke tief herab. Sie erlitte« sämtlich schwere Verletzungen. Paul Singer& üO.,S3erIin SW. Hierzu 2 Beilagen u.UnterhaltungSbl.