Nr. 180. 29. Iahtgaug. 1. KcilM te„öotBärtü" f ftlinet lolWliill. Freitag, 7. Zan! 1912. Sieg der{(reihenden„Cena "'Meiter. Die gewaltigen Proteststreils der russischen Arbeiter aus Anlaß der Metzelei in den Lenagoldbergwerken sind nicht ergebnislos ver- laufen. Sie haben nicht nur eine neue Epoche in der russischen Arbeiterbewegung eröffnet und die Arbeiterfrage wie einen Keil in daS konterredolutionäre Chaos hineingetrieben, sie haben auch den streikenden Arbeitern in der fernen sibirischen Taiga zum Siege ver- Holsen. Die Regierung und die herrschenden Parteien suchten aller- dingS durch den Hinweis auf die bevorstehende Senatorenrevision die unbequeme Angelegenheit aus der Welt zu schaffen und das ramponierte Ansehen der Galgenregiernng vor der öffentliche» Meinung der Kulturwelt zu rehabilitieren. Aber die andauernden Protest- streiks im Reiche, die fortgesetzte Arbeitsverweigerung der „Lena"-Arbeiter, die Nachrichten, die immerfort ouS dem Streik- gebiet einliefen und die ganze Atmosphäre der verschärften Aufmerk- snmkeit gegenüber der Arbeiterbewegung ließen die Angelegenheit nicht, wie die Regierungsleute und die Börsenwölfe es ge- wünscht hatten, auf den toten Strang schieben. Zwar ver- suchten die beamteten Kreaturen der Lenagoldgesellschaft, den kühnen Widerstand der streikenden Arbeiter durch Ver- basiungen, Exmissionen, Bluturteile und sonstige terroristische Maßnahmen zu brechen; zwar setzten die hohen Gönner dieser Ansbeutungsgekellschast alle Hebel in Bewegung, um die Niederlage der Arbeiter schon in Petersburg vorzubereiten,— es gelang ihnen doch nicht, den Sieg der Streikenden aufzuhalten. Noch war daS zum Revisor ernannte Reichsraimitglied M a n u ch i n nicht nach dem Streikgebiet abgereist, alS die Direktion der Lenagoldgesellschaft, nach längeren Unterhandlungen mit dem Handelsminisler T i m a s ch o w und den Vertretern des Berg» deparlements fa st sämtliche Forderungen der strei- kenden Arbeiter annahm. Die„Lena'-Arbeiter hatten durch den Bezirksbergingenienr Tultschinski, der die Unterhandlungen mit ihnen führte, folgende Ultimativforderungen gestellt: Erhöhung des Arbeitslohnes. Achtstundentag für die schwersten Arbeiten, Wieder- eiustellung sämtlicher streikenden Arbeiter und anderes. Ferner verlangten sie daS Versprechen, daß kein Arbeiter bis zur Beendigung der Senatorenrevision verhaftet werden würde. Die Direktion der Lenagesellschaft akzeptierte die sämtlichen Forderungen mit Ausnahme der ersten betreffend die Lohnerhöhung Aber nach einem sanften Druck des Ministeriums, welches die Ab- lehnung dieser Forderung als nicht zeitgemäß betrachtete, erklärte sich die Direktion endlich bereit, die Löhne zu erhöhen, allerdings mit der Einschränkung, daß die Gesamlerhöhung nicht mehr als ZOO 000 Rubel im Jahre betragen dürfe. Werden diese Beschlüsse in Wirklichkeit umgesetzt und nicht durch irgendwelche Streiche der Kapitalisten durchkreuzt, so können die streikenden Arbeiter mit Genugtuung einen Erfolg ihres Kampfes verzeichnen. Das wird sie allerdings nicht davon abhalten, mit Unterstützung der Rechtsanwälte, die aus Petersburg , Moskau und JrkutSk nach dem Streikgebiet gereist sind, die Vorgänge, die zu der blutigen Metzelei geiührt haben, aufzudecken und ihre Forderungen für den Kontraitbruch der Direktion geltend zu machen. Daß die volle Wahrheit über diese Vorgänge jetzt ans Licht kommen könnte, ist kaum anzunehmen. Zu stark ist die Interessen« genieinschaft der RegierungSleute und der Großaktionäre der Bold- geicllschast, als daß alle dunklen Vorgänge, die zu der Nieder- metzelung von 600 Arbeitern geführt haben, aufgedeckt werden könnten. Indessen genügt auch schon, was bisher in der Presie bekannt geworden ist, um sich ein annäherndes Bild von dem wahnsinnigen verbrecherischen Spiel zu machen, daS die Börsenwölfe im Bunde mit den Regiennigsleuten mit der Gesundheit und dem Leben Tausender von Arbeitern getrieben haben. Einen wert- vollen Beitrag hierzu liefert B a j a n in der.Rußkoje Slowo", welche als größtes bürgerliches Blatt Moskaus von den Börsenmachinationen der Lenainteressenten sehr gut unter« richtet ist:.In der Lenaaffäre— schreibt er— ist der Hund in den Bankkreisen begraben. Wenn Senator Mannchin kleines fcuillcton Die Ausrottung der kolonialen Tierwelt. In seiner Kolonial- Politik und-Wirlichast fällt der moderne Kapitalismus in die Methoden seiner Anfänge zurück. Die Gewaltsamkeiten und Greuel, die ruchlose Zerstörung von Naturschätzen, die roheste Ausplünderung von Volk und Land werden da wieder lebendig— wie in den Zeiten der ersten Raubzüge barbarischer Konquistadoren. Wir haben in Südostafrika die Vermchlung der HereroS mit ansehen müssen. Immer wieder dringen Berichte über die menschenmörderischen Praktiken deS Kaulschukhandeis in die Oeffentlichkeit. Und häufiger werden neuerdings auch die Klagen über die mutwillige Ausrottung der Tierwelt, die gemeinsten Gewinninteressen und kannibalischen Schicßgelüstcn geopfert wird. Auf der Hauptveriammlung der Deutschen Ko- l o n i a l g e s e l l s ch a f t. die in Hamburg tagt, ist auch der W i l d s ch u tz in unseren Kolonien behandelt worden. Dabei sind dann ganz unerträgliche Zustände ans Licht gekommen. Die Wild- schutzkommission. die ihren Bericht erstattete, hat es für dringend notwendig erachtet, daß ein wirksamerer Wildschutz in unseren Ko- lonien Platz greife, um zu verhindern, daß weiter dort aus das Wild losgeknallt und der Wildstand vernichtet werde. AuS den Kreisen der Ansiedler wird aber ein heftiger Widerstand gegen schärfere Wildschutzbestimmnngen geltend gemacht. Reichs- tagsabgeordneter Paasche trat lebhaft für den Wildschutz ein, da es höchste Zeit sei. eine weitschauende Wirtschaftspolitik zu treiben und zu verhindern, daß der Wildstand vernichtet werde. ES handle sich um ein Kapital für unsere Kolonien. daS man sichern müsse; denn gerade in den tropischen Gebieten unserer Kolonien seien die Wildarten so zahlreich wie nirgends anderSwo. Aber eS ginge nicht an. daß jeder Weiße in den Kolonien daS Wild als herrenloses Gut betrachtet und ohne Rücksicht auf wirtschaftliche und andere Grund- sätze niederknallen könne. Am Kilimandscharo seien in den letzten Jahren etwa 30000 Nashörner niedergemetzelt worden. Tiere, die niemand etwas zuleide tun. Der Nutzen aus diesen Tieren sei ein ganz minimaler. Wichtig waren besonders die AnSführnngen deS bekannten Naturi'childerers Prof. Schilling. Er hat wegen seines Ein- treiens für die koloniale Tierwelt zahllose gewöhnliche und ein« geschriebene Schmähbriefe erhalten. Wir könnten, meint er, von den Angelsachsen, die unS m mancher Beziehung in der Kultur voraus sind, manches lernen. England hat den Paradiesvogel voll- ständig geschützt. Deutschland dagegen bilanciert den Etat von Neu- guinea mit den Steuerertragnisien aus der Paradiesvogeljagd I Mir ist sogar gemeldet worden, daß unsere Beamten, und leibst Missio- nare diese Jagd betreiben. Ich bitte, daß die Missionen das ein- stellen, denn cS kann doch nicht m ihrem Sinne liegen, Natur» wunder vernichtet zu sehen. Auch die leisten Gottesdienst, die für die Erhaltung der Natur eintreten. Nicht die Jäger, sondern die Händler rotten das Wild aus und die Regierung hat die Pflicht, die Händler zu überwachen. Damit treiben wir keine Schwärmerei, fonderil vertreten einen sehr realen Standpunkt. sich für diese Kreise interessiert und die wichtigsten Jahresabschlüsse mit den Lenaaktien prüft, so wird er sehen, daß das Steigen und das Fallen der Preise den Stürmen und den Strömungen in den Bankkreisen wie in der sibirischen Taiga entsprochen haben.... Wendet man sich zu den Zahlen der letzten Jahresabrechnung, so sieht man, daß die Summe der ausgeteilten Dividende sich auf 4 233 000 Rubel belief und die Gesamtsumme der Arbeitslöhne, die 3 360 000 Rubel betrugen, um ein Bedeutendes übersteigen, was in keiner Bilanz eines anderen Unternehmens zu finden ist. Bei einem solchen Verhältnis der genannten Zahlen ist es begreiflich, weshalb die Direktion sich gegen jede Lohnerhöhung der Arbeiter gesträubt hat: jeder Rubel, der den Arbeitern gewährt wird, bedeutet einen Verlust für die Dividende und muß„auf den Preis der Aktien drücken". Da an dieser Dividende nicht nur die russischen und die englischen Großaktionäre, sondern auch die höchsten Regierungsbeamten intereisirt waren(derselbe Autor erzählt, daß die Beamten des Bcrgdepartements in Petersburg schon im Februar die Lenaaktien verkauften und ihre Bekannten vor neuen Ankäufen warnten), so war es absolut kein Wunder, daß die geringen Forde- rungen der bis aufs Blut ausgebeuteten Arbeiter erst nach den gewaltigsten Anstrengungen und mit den größten Opfern erkämpft werden mußten. 13. Nerbaudstag des Ztutraloerbandes der Schmiede. Düsseldorf . 6. Juni. Dritter Verhandlungstag. Die Diskussion über die Frage des Uebertrittz zum Deutschen Mctallarbeiterverband währte auch heute noch den ganzen Tag und es kamen zirka 50 Redner zum Wort. Aber nicht ein einziger sprach sich grundsätzlich als Gegner der Verschmelzung aus, sondern die Ansicht fast aller Redner ging dahin, daß die Frage reif zur End- schcidung sei. Die Streitfrage war nur, ab die Verschmelzung durch ein Votum der Generalversammlung oder durch eine Urabstimmung entschieden werden sollte. Die Vertreter beider Ansichten unter den 41 Delegierten hielten sich so ziemlich die Wage, deshalb brachte der erweiterte Vor st and folgende Resolution ein, die vom zweiten Vorsitzenden Kamps begründet wurde: „Die Generalversammlung des ZentralverbandcS aller in der Schmiederei beschäftigten Personen empfiehlt den Mitgliedern, den Uebertritt zum Deutschen Metallarbeiterverband unter den von diesem gewährten Bedingungen in einer Urabstimmung zu beschließen. Dieselbe findet für alle Mitglieder gemeinsam am 13., 14. und 15. Juli statt, die Tagesstunden werden von den Verwaltungsstellen festgesetzt. Beschließen die Mitglieder in der Urabstimmung mit Stimmenmehrheit den Uebertritt, so hat der- selbe am 1. Oktober 1912 zu erfolgen, die nähere Regelung des Uebcrtritts geschieht durch den Vorstand. Bei Mitgliedern, die nicht spätestens bis 31. Dezember 1912 übergetreten sind, kommen die UebertritlAbedingungen nicht mehr in Frage. Wird die Verschmelzung von den Mitgliedern abgelehnt, so hat der Vorstand die Delegierten der 13. Generalversammlung erneut zu einer Generalversammlung zusammenzuberufen." Kamps führte zur Begründung dieser Resolution aus, daß man, da die gestrige Diskussion ergeben, daß wohl die Hälfte der Delegierten außerordentlichen Wert auf die Urabstimmung lege, durch die Anwendung dieses weitgehendsten demokratischen Mittels die größtmöglichste Einheitlichkeit unter den Mitgliedern, herbei- führen wolle. Man gebe sich dann aber auch der Hoffnung hin, daß unter den Mitgliedern der demokratische Gedanke soweit Eingang gefunden hat, daß sie geschlossen das Votum der Urabstimmung an» erkennen. In der darauf folgenden Diskussion sprachen neben 39 Dele- gierten auch die Vertreter des Metallarbeiterverbandes und der Vertreter der Generalkommission zu der Sache. Schlicke vom Metallarbeitervevband führte zunächst aus, daß der Metallarbeitcrverband allen Beamten, die übertreten, das weiteste Entgegenkommen zeigen werde. Alle Beamten würden untergebracht. Allerdings könne keine Garantie gegeben werden, die und die Beamte auf den voraus bestimmten Posten zu stellen. Das müsse sich nach den Eigenschaften und Fähigkeiten der be- treffenden Beamten und nach den Erforderniffen der Agitation und Organisation richten. Es sei getadelt worden, daß die Zugeständnisse in bezug auf die Berufs konferenzen zu gering sind. Wir Dieser reale, d. h. wirtschaftliche Standpunkt fand denn auch so viel Anklang, daß die von der Koinmiision für Wildschutz vor- geschlagenen Richtlinien angenommen wurden. Die ersten Stunden im Gefängnis. Der ftühere Gefängnis- inspeltor I. Schiwek hat ein Buch„Hinter Schloß und Riegel"(im Deutschen Verlagsbause Vita) erscheinen lassen, in dein er Er- fahrungen und Beobachtungen aus dem Leben der Enterbten und Ausgestoßenen aus dem Gefängnis mitteilt. Eines der bezeichnend- sten und ergreifendsten Kapitel, da» uns so recht den klaffenden Ab- grund zwischen dem Leben in Freiheit und im Gefängnis vor Augen führt, handelt von den ersten Stunden, in denen sich der Ge- fangene abfinden muß mit der neuen Umgebung. Zwar treten die meisten vestraflen, die sich bereits während der gerichtlichen Unter- suchung mit dem Gedanken einer Freiheitsstrafe vertraut gemacht haben, mit einem gewissen Gleichmut in das Gefängnis ein. Doch gibt es auch viele Personen,„denen dieser Gang vielleicht schwerer fällt, als manchem Raubmörder der Weg zum Schafott." Erschütternder noch wirkt das Benehmen der meisten Unter- suchungSgesangenen. die ja vielfach unverhofft durch eine Festnahme aus ihren Verhältnissen herausgerissen werden. Während der Ver« Haftung, Vorführung. Vernehmung. Aufnahme in daS Gefängnis haben sie wenig Zeit gehabt, über ihre traurige Lage nachzudenken; nun in der einsamen, engen Zelle erwachen sie aus ihrer Betäubung ihre Lage kommt ihnen mit allen Schrecknissen voll zum Bewußt- sein und die Verzweiflung bricht mit aller Macht loS.„ES ist viel- fach etwas Furchtbares, die Unglücklichen jetzt ldurch das kleine Beobachtungsfenster in der Tür) zu beobachten. Manche gebärden sich wie wilde Tiere. Wenn dieser Zustand hier und da falsch ver- standen wird und zu Maßregelungen Veranlassung gibt, so ist daS nur zu bedauern!" „Manche sitzen stundenlang wie versteinert da und starren in daS Leere. Andere weinen und klagen sich heftig an. In den meisten Fällen wird aber die Unschuld beteuert. Andere denken wiederum in ihrer Verzweiflung nur an ihre Angehörigen, denen sie so viel Kummer, Schmerz und Sorgen bereitet haben. In der ersten Nacht, die für die UntersuchungSgesangenen die gräßlichsten Stunden bringt, wird wohl auch bei diesen Gefangenen Verzweiflung sich einstellen. Mütter schreien wie wahnsinnig nach ihren Kindern." In der ersten Verzweiflung werden sogar Selbstmordversuche unternommen; daher müssen die Beaniten zu Ansang besonders auf die Gefangenen achten. Bei solchen mit sich selbst und der Welt zerfallenen Menschen aber wirkt ein teilnehmendes Wort, mitunter aber auch nur ein stummer Händedruck Wunder, und neben der Anteilnahme deS Inspektors und der Wärter erweist sich auch daS Buch als ein willkommener Tröster. Das Lesen ist vielen eine wahre Wohltat, auch in den Nachtstunden, denen viele UntersuchungSgefangene mit besonderem Grauen entgegensehen. DaS elektrische Begräbnis. An der Wende des Jahrhunderts wurde die Prophezeiung ausgesprochen, daß erst das 20. Jahrhundert das der Elektrizität sein und alles Vorangegangene sich nur als An« fang dazu erweisen werde. In der Tat erobert die Elektrizität ein Gebiet nach dem anderen, und man kann wohl sagen, daß das erste schematisieren hier nicht. Wir halten viele BerufÄonferenzen ab, aber nicht schemadisch, sondern nur, wenn die Notwendigkeit dazu vorliegt. Es ist die Frage gestellt worden, ob der Metall- arbeiterverband die Garantie geben kann, daß die Schmiede inner- halb derselben nicht in dieselbe finanzielle Bedrängnis geraten, wie jetzt in ihrer Einzelorqanisation. Nun, eine Garantie liegt schon darin, daß dann die Schmiede ein Teil der großen, allgemeinen Kampfcsorganisation sind, mit der dann die Unternehmer des Schmiedeberufes in ganz anderer Weise rechnen müssen, als sie es jetzt mit dem Schmiedeverband tun. Außerdem ist der Metall- arbeiterverband ein Jndustrievcvband und es kommt kaum jemals die Situation, daß alle Gruppen des Verbandes zu gleicher Zeit im Feuer des Kampfes stehen. Dasselbe ist auch in bezug auf die Krisen zu sagen; immer bleiben noch Gruppen frei, die dann für die anderen eintreten können. Die Befürchtung, daß auch der Metallarbeiterverband bald wieder seine Beiträge erhöhen muß, ist ebenfalls unbegründet. Wir haben den Verband jetzt so fundiert, daß er voraussichtlich mit seinen Mitteln auskommen kann. Ebenfalls ist die Ansicht nicht zutreffend, daß in der großen Or- ganisation die Verhältnisse in den kleinen Betrieben nicht mehr so berücksichtigt würden. Das hängt einzig von dem Eifer und Ernst ab, mit dem die Schmiede sich betätigen innerhalb der großen Organisation. Der arotze Verband leuchtet genau so gut in die kleinen Betriebe hinein, als die Schmiedeorganisation das bis jetzt getan hat. Die Lo ka l ka s se n so n d s, die die Schmiede als Heiratsgut mitbringen, sollen ihnen sicher gestellt werden. Nicht möglich aber ist es, durch besondere Lokalkassenbeiträge den Schmieden besondere Unterstützungseinrichtungen zu ermöglichen. Aber so gut wie die Former und Gießereiarbeiter sich eingefügt haben in den Rahmen der gemeinsamen Organisation, so gut werden das auch die Schmiede verstehen. Der Redner zeichnete zum Schluß unter vielseitiger Zustimmung, wie die Entwicklung im Schmiedegewerbe zum Großbetrieb geht. Da müssen die Schmiede ihre Organisationsform so einrichten, daß sie ihre Frontstellung den Großbetrieben gegenüber nehmen können. Mit den Kleinen werden wir dann von selber fertig. Die endgültige Enffcheidung über die ganze Frage wurde auf Freitag vertagt. Am Donnerstag fallen die Verhandlungen aus. Sechster Derbandstag der Gemeinde- und Stnatsarbeiter. München , 6. Junt. Die Debatte über den Geschäftsbericht ist auch heute noch eine sehr lebhafte, doch wurde ein Antrag auf beschränkte Redezeit angenommen. Unter Zustimmung deS Verbandstages wandte sich P e tz o l d» Nürnberg scharf gegen die Uneinigkeit der Vorstands- Mitglieder. Es müsse den Kollegen an der Spitze des Verbandes einmal deutlich gesagt werden, daß sie kein Recht haben, das An- sehen der Organisation durch ihr Verhalten herabzusetzen.(Leb- hafte Zustimmung.) Durch einen Schlußantrag wurde, nachdem noch mehrere Redner gesprochen, die aber neue Gesichtspunkte nicht mehr aufweisen, die Deoatte schließlich geschlossen. Das unbesoldete Vorstandsmitglied Becker- Berlin stellte fest, daß die Zwistigkeiten innerhalb des Vorstandes sich nicht derart er- weitert haben, wie es den Anschein habe. Betriebsfremde Personen habe der Verbandsvorstand schon seit Jahren angestellt. Gewiß seien im Verbände viele befähigte Kollegen— wenn sie sich nur um die Beamtenstellen melden würden. DaS Material, das den Vorstand gezwungen habe, den Vorschlag zu machen, an Stelle von Mohs einen anderen Vorsitzenden zu wählen, werde der Vorstand dem Verbandstag noch vorlegen. Genösse Ku Fe-Berlin wies die Angriffe auf die General- kommission mit Nachdruck zurück. In- der Frage der Grenzstreitig. leiten könne kaum etwas Neues mehr. gejagt werden. Auf den früheren Verbandstagen der Gemeindearbeiter haben die Vertreter der Generalkommission deren Standpunkt ausführlich dargelegt. Daran habe sich bisher nichts geändert, was eine andere Stellung- nähme bedingen würde. Mohs und D i t t m e r haben ja in ihren Geschäftsberichten erklärt, daß mit den übrigen Gewerkschaften leid- lich ausgekommen wurde. Es sei daher etwas unverständlich, daß diese Frage hier so scharf behandelt wurde. Bei Grenzstreitigkeiten müssen sich die Beteiligten Rücksichten auferlegen, dann wird es meist zu einer Verständigung kommen. Die Organisation müsse versuchen, den richtigen Weg zu finden, den man gehen kann. Der Redner weist den Vorwurf, daß die Generalkommission nicht das richtige Verständnis für die Verhältnisse und Bedürfnisse des Ge- meindearbeiterverbandeS habe, zurück. Man mutz eben die Sache Jahrzehnt jener Voraussage Genüge getan hat. Das neueste ist, daß man sich jetzt auch schon elektrisch begraben lassen kann, das heißt natürlich: verbrennen. Bisher wird in den Krematorien zum Ein- äschern der Leichen nur Gas oder stark erhitzte Luft benutzt, aber eS ist gezeigt worden, daß auch hier die Einführung der Elektrizität erhebliche Verbesserungen mit sich bringen kamt. Die Stellungnahme zu dieser Bestattungsart ist für ledermann Gefühlsiache. aber außer anderen Bedenken wird noch die Frage mitsprechen, wie die Verbrennung vor sich geht. Da bietet nun die Elektrizität wie gewöhnlich den Vorteil einer unübertroffenen Rein- lichkeit der Arbeit, und das dürfte gerade dabei besonders ins Gewicht fallen. ES entwickelt sich bei der elektrischen Ver- brennuna kein Rauch, und was an Resten überbleibt, hat wegen seiner Sauberkeit nichts Abstoßendes. Aber auch für die Verwaltung eines Krematoriums verdient die Elektrizität den Vorzug, weil die Temperatur sicherer geregelt und vor allem weil der Ofen jeden Augenblick in Bereitschaft gesetzt werden kann. Die Temperatur muß 1500—1800 Grad erreichen, und eS ist sehr wichtig, daß sie mich nicht darüber steigt, da sonst ein unbeftiedigen- des Ergebnis erzielt wird. Der„Elektrotechnische Anzeiger " beschreibt einen elektrischen Verbrennungsofen von GiddingS, bei dem die Luft durch elektrische Widerstände gerade bis auf den verlangten Grad erhitzt wird. Nach einer anderen Konstruktion werden statt der Widerstände offene elektrische Bogen benutzt, die sogar noch sicherer wirksam sein sollen. Notizen. — Ein Kolleg über die Stadt Berlin kündigt in dem neuen Vorlesungsverzeichnis der Berliner Universität der Pro- fessor Zoepfl an. Er will darin Berlin in seinen volkswirtschaftlichen Beziehungen behandeln. — Eine elektrotechnische Ausstellung für Haus, Gewerbe und Landwirtschaft wurde in Leipzig eröffnet, — Fe st spiele Hellerau . DaS sächsische Ministerium deS Innern hat der Bildimgsanstalt Jaqucs-Dalcroze in Dresden - Hellerau für ihre Schulfcste eine.einmalige Beihilfe von 1000 M. gewährt. — Ruhe im Grabe. Der von Prof. Frortep aufgefundene Schillerschädel wird der profanen Neugier nicht länger ein Schauspiel bieten und hoffentlich auch nicht welter zu Debatten Anlaß geben, ob er der allein echte ist. Er wird in dem Kassen- gewölbe, das auf dem Weimarer Jalobsfriedhof in aller Form wiederhergestellt werden soll, beigesetzt werden. — Ein Befähigungsnachweis der Frau. In G ö t t i n g e n stellte sich bei der Preisverteilung f»r die im Vor- jähre gestellten Preisaufgaben der Universität heraus, daß nur einer einzigen Arbeit ein Preis zuerkannt werden konnte, nämlich der philosophischen Preisaufgabe: über die erkenntnistheoretischen Grundlagen des Positivismus. Als Verfasser wurde bei Oeffnuug des Kuverts eine Studentin festgestellt.
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