Einzelbild herunterladen
 
  

?ommlssar?at fand der Mann kein Entgegenkommen, und im Ge- fängnis lehnte man es ab, an die zuständige Abteilung der Staats- cmwallschaft zu telephonieren, die die Sache sofort hätte aufklären können. Es wird abzuwarten sein, was die Behörden»erklären" werden und wie sie den unglaublichen Fall zu entschuldigen versuchen werden. Und wie will man den Schaden, den man dem malträtierten Bürger an seiner Ehre, seiner Gesundheit und seinem Beruf der- ursacht hat, gut machen?_ Zum Streit zwischen Köln «nd Rom . Aus unterrichteten Kreisen wird derKölnischen Zeitung " tmtgeteilt, daß unter den Führern der.2S christlichen Gewerk­schaften Deutschlands eine unverbindliche Besprechung statt- gefunden habe, ob demnächst ein Gewerkschaftskon- g r e tz einberufen werden solle, der sich mit den vielerörterten Erklärungen des Papstes beschäftigen würde: über unverbind- liche Besprechungen sei man indessen bisher nicht hinausge- kommen. Sollten demnächst keine die höchst beunruhigten Gewerkschaftskreise befriedigenden Erklärungen aus Rom , vielleicht durch Veröffentlichungen imOsservatore romano ", erfolgen, so ivürde man allerdings einen Kongreß einbe- rufen, der sich die Frage vorlegen müßte, was geschehen muß, um für die Zukunft solche Zwischenfälle zu verhüten. Damit solle unter keinen Umständen eine Aktion gegen den Papst verbunden sein, sondern man will nur, schon aus Rücksicht auf die evangelischen Mitglieder der Gewerkschaften, Klarheit schaffen und vermeiden, daß das Gefühl etwaiger Geheimnis- tuerei aufkomme. Das päpstliche LeibblattUnita cattorica" erklärt nach einer Meldung aus Rom , der Pap st wünsche nicht die Auflösung der christlichen Gewerkschaften, er habe sie nur e r m a h n t. die päpstlichen Lehren und Befehle zu befolgen. DieKölnische Zeitung " berichtet: Auf die Eingabe einer führenden Persönlichkeit im evangelisch-sozialen Lager an den Reichskanzler wegen der jüngsten Vorgänge im Gewerk- fchaftsstreit ist aus der Reichskanzlei am 7. Juni folgende Antwort eingegangen: Die in Ihrem gefälligen Schreiben berührten Vor- gänge werden voni Herrn Reichskanzler mit ernster Auf- merksamkeit verfolgt, wie dies der zunehmenden Bedeutung der christlichnationalen Arbeiterorganisationen für unsere soziale, wirtschaftliche und politische EntWickelung ent- spricht." Fleischpreise bei uns und in Dänemark . Ueber die schier unerschwinglichen Fleischpreise bei uns braucht man nicht mehr zu reden, die sühli jeder täglich selbst in drückendster Weise. Aber es ist angesichts der deutschen Fleischpreise interessant, was der fortschrittliche Reichsrags-ubgeordnete Leube-Altona über dänische Fleischpreise an liberale Blätter schreibt: Von einer Geschäftsreise heimkehrend, finde ich in den Fleischer- läden der dänischen Stadt Hjörring in Jütland in den Schaufenstern Plakate hängen mit folgender Inschrift in wortgetreuer deutscher Uedersetzung: Infolge der hohen Viehpreife und großen Ver- luste bei Beschlagnahm« vonKühen sehen wir uns gc- nötigt, vom 1. Mai ds. IS. an die Fleischpreise wie folg» zu er- .zoodöben: schieres Beefsteakfleisch und Ochsen- z»ngen......... 65 Oere= 73 Ps. ajbdi �ochrippe und Ochsenbraten.. 55,=«'->. uppenfleisch....... 4?>- 50.= 5U>11, 'kalbskeulen........ 50. ,», Natbsledern......... 40 45 Ochsenlebern........ 25 28, Alles per Ve Kilo oder 600 Gramm. Hjörring. im April 1912. Sämtliche Schlachter. Das sind also die erhöhten Preise, die die Fleischer unseres Nachbarstaales Dänemait zu nehmen genötigt find, und wenn man damit die Preise vergleicht, die bei uns in Deutschland genommen werden müssen, dann bat man erst den richtigen Begriff davon, wie weit es die agrarische Gesetzgebung in den letzte» 15 Jahren bei uns gebracht hat. Diese Preile muten fast an wie aus der Zeit vor 50 Jahren bei uns in Deutschland , während diese guten Zeiten heute noch in Dänemark , also eben vor unterer Türe, gelten, und zwar in einem Laude, in dem der Bauernstand aus mindestens ebenso hoher Stufe steht wie bei uns in Deutschland , wo aber durch cme vernünftige Agrargesetzgebung Produzent und Konsument auf ihre Kosten kommen." Politische Gesinnungsschnüffelei. Ein Vertreter einer Versicherungsgesellschaft hatte sich an den Amtsporstelter in Hademarichen gewandt, daß ihm ein poli- zeiliches Fuhrungsattest ausgestellt werde. In dem Fllhrungs- attest. das ihm der Amtsvorsteher Wasner in. Hademarschen ausgestellt hat. heißt es:... daß derselbe während seines Aufenthalts in Hademarschen. diesseitigen Amtsbezirks, vom 26. März 1968 bis 28. März 1912 stets einen untadelhasten Lebenswandel geführt und sich nicht an sozialisti- schen Umtrieben beteiligt und keine Vorstrafen erlitten hat." Tie Wortean sozialistischen Umtrieben be- teiligt" sind mit vorgedruckt, so daß angenommen werden muß. daß die Auskunft darüber, ob jemand sich als Sozial- demokrat betätigt oder nicht, ganz allgemein im AmtVezirk Hademarschen, vielleicht auch im ganzen Landratsbezirk, mit auf dem Führungsattest vermerkt wird. Die Ereignisse in Ungarn . Man meldet uns aus Budapest : Ministerpräsident von Lukacs ist nach Wien gereist, um dem Kaiser Bericht zu erstatten und gleichzeitig die Ver- tagungsorder für den Reichstag zu erbitten. Wann die Ver- tagung eintritt, ist noch ungewiß: man wird sich aber nach Kräften beeilen, denn trotz aller Gcwaltniaßnahmen glaubt man nicht daß sich der jetzige Zustand noch lange aufrecht- erhalten läßt. Tie Opposition hiett am Sonnabend abend eine neue Sitzung ab, in der über eine Aktion beraten wurde, die der Opposition in stärkerem Maße die Unterstützung der Bevölke- rung sichert. Am Sonntag sollten möglichst alle oppositio- nellen Abgeordneten vor ihren Wählern sprechen. Die Re- gierung hat die Militärabteilungen»nd Provinzgendarmen aus den Straßen Budapests zurückgezogen. Beim Zettgenverhör über die Tat Kovaczs wurde fest- gestellt, daß auch ein Mitglied der Regierungspartei, der Ab- geordnete Kiez, einen Schutz aus seinem ReVolver abge- geben hat. Am Montag vormittag um 16 Uhr zogen die oppo- sitionellen Abgeordneten wieder in den Reichstag . Sie ver- hielten sich ruhig. Kurz vor �11 Uhr erschien wieder der Polizeiinspektor und wollte die ausgeschlossenen 62 Abge- ordneten aus dem Saale weisen. Als kein einziger der Auf- forderung folgte, wurde jeder einzelne Abgeordnete, sogar der Führer. Justh, von den Polizisten gefaßt und hinaus- geschleppt. Dann änderte sich die Situation. An den früheren Tagen ließ man die ausgeschlossenen Abgeordneten ruhig in den Gängen stehen. Am Montag abex war in den Gängen eine große Polizeimacht postiert und die Ausgeschlossenen wurden von dem Polizeiinspektor aus dem Hause ge- wiesen. Die Abgeordneten protestierten dagegen und nun wiederholte sich die vorige Szene auch auf den Gängen. Jeder einzelne Abgeordnete wurde von den Polizisten aus dem Hause gestoßen. Die Aufregung unter der Arbeiterschaft ist sehr groß, da die Abonnenten keine Zeitungen erhalten. Die Polizei konfis- ziert die Zeitungen auch auf den Bahnhöfen, in den Cas6- Häusern, und erdreistet sich sogar, in Privathäusern einzelne Exemplare wegzunehmen. Nicht nur in Arbeiterkreisen, son- dern auch in anderen linksstehenden Parteien befürchtet man in den nächsten Tagen in den Provinzstädten Ausbrüche des Volksunwillens. Sämtliche Versammlungen, welche am Sonntag einberufen waren, wurden verboten. Das Besindep des Abgeordneten Julius Kovacz hat sich gebessert: er ist bereits außer Gefahr. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Wiener Kreise mit dem Vorgehen Tiszas einverstanden sind. In ein bis zwei Tagen wird das Oberhaus eine Sitzung abhalten, um die auf ungesetzlichem Wege geschaffene Wehrvorlage zu ge- nehmigen. Am Montag gab der Oberstadthauptmann einen Bericht über die Vorgänge am 23. und 24. Mai in Budapest . Laut dieser Meldung wurden im ganzen fünf Personen totgeschossen, 161 verwundet, 594 der Staatsanwaltschaft übergeben und 866 polizeilich abgeurteilt. Die Zahl der wegen Aufruhrs bei der Staatsamvaltschaft Angeklagten(Gefangenen) ist bis auf 61 Personen zurückgegangen. Die CCIaklreform in frankmeb. Paris , 7. Juni. (Eig. 33er.) Der Wahlreformentwurf der Regierung liegt nun in den Hauptbestimmungen vor. Er übernimmt die wesentlichen Punkte des von der Kammer in der ersten Lesung angenommenen Gesetzes: Listcnskrutinium mit Minorttätenvertrctung und Berechnung des Wahlquotienten auf Grund der Zahl der abgegebenen Stimmen, unterdrückt dagegen dasApparentement" vollständig und teilt die nicht geniäß dem Wahlquotienten vergebenen Restmandate als Prämie der Partei zu. die die meisten Stimmen also die relative Mehrheit erlangt hat. Er gruppiert ferner die kleinen Departements zu einem Wahlkreis und berechnet die Zahl der vom Wahlkreis zu besetzenden Mandate nach der Einwohnerzahl statt nach der Wählerziffer. Diese Be- stimmung würde den kinderreichen Departements, unter diesen der Bretagne aber mehr als den großindustriellcn zugute kommen, da die Zuwendung der wahlberechtigten Arbeiter auS den ländlichen Gegenden ihren politischen Einfluß nicht erhöhen würde. Am meisten würden die heute politisch so begünstigten südlichen Departements einbüßen, und darum wird diese Be- slinlniung die Radikalsozialisten. die ihre Macht hauptsächlich diesen Gegenden verdanken, der Wahlreform und der Re- gierung gegenüber kaum versöhnlicher stimmen, um so mehr, als sie bei der Verringerung der Mandate und der Neu- einteilung der Wahlkreise ein Deputierter soll aus 76666 Eimvohner kommen ohnehin verlieren müssen. Die Regierung hat den Entwurf direkt der Wahlrechts- kommission zugestellt und nicht dem Bureau der Kammer. Dadurch erreicht sie, daß in der Kammer kein Amendement eingebracht werden kann, ehe die Kommission ihren Bericht erstattet hat. Man steht, die Regierung faßt schon neue Ob- ftruktionsversuche ins Auge. Ob die Radikalen wirklich diese Taktik beibehalten wollen, wird sich am Sonntag beim Parteibankett in St. Mendö zeigen. Zweifellos ist die moralische Kraft der radikalen Opposition gebrochen, seitdem sich ein so hartnäckiger Gegner des Proporzes wie Bourgeois mit Poincarö solidarisiert hat. Den Bourgeois. Buifson-Dumont haben die radikalen Proporz- gegner in der Kammer keine ebenbürtigen Vorkämpfer ent- gegenzustellen, die vornehmsten Inspiratoren ihres Widerstands sitzen im Senat: P e l l e t a n, derpvtit päre" C o m b e s, der morgen seinen Zorn über die verderbte republikanische Welt auslassen wird und Clemeneeau. der alte Maul- wurs, der nicht stille sein will. Unterdes hat die radikale Opposition nun schon eine Art Gegeneniwurf fertiggebracht, der wie ein Vermittelungsvorschlag aussehen soll, aber nur den einen Zweck hat, die Mehrheit der Radikalrepublikaner darauf zu verpflichten und so das Mi- nisterium zu Fall zu bringen. Der Vorschlag kehrt die Regierungsvorlage um. Nimmt diese in der Form der Wahlquvlienten den Proporz als Basis, um die Reste nach den, Prinzip des majoritären Listenskrutiniums zu vergebeii, so will die Opposition die Listenwahl als Basis. Die absolute Mehrheit soll alle Mandate erhalten, ist keine absolute Mehr- heit vorhanden, hat der Proporz mit Apparentement platz- zugreifen. Daß dieses für die Anhänger der Wahlresorm ein- fach undiskutierbare Projekt gar nicht ernst genieint ist, ist unvertennbar, wenn auch dieLanterne" heule einen Angriff daraus markiert. Unter seinen Anregern sind die Hrrren A u g a g n e u r, P o n s o t der den Wahlquotienten für denTod der Republik" erklärt und übrigens seinerzeit das Apparentement zu Fall gebracht hat und Breton, der Obstruktwnsmarschall. Angeblich sollen sie schon über 266 Unterschriftc» zusammengebracht haben. Das bedeutet freilich noch nicht, daß die Unterzeichner fest bleiben, wenn sie die Veranlivortung für das Mißlingen der Wahlresorm auf sich nehmen sollen. Am liebsten wäre es den Rcformgegnern freilich, wenn sie die Regierung vorher zur strecke bringen könnten. Daß ihnen jedes Mittel dazu recht ist, wird durch die Tatsache be- leuchtet, daß einige Radikale im Stillen einen Antrag zu- gunsten der politischen Amnestie, d. h. in erster Linie der H e r v s s vorbereiteten. Die Rechnung war nur allzu simpel: Die Regierung würde gegen die Amnestie sein und die Vertrauensfrage stellen, die gceinigten Sozialisten aber müßten in dieser Sache mit den Radikalen stimmen und so Poincarö stürzen helfen. Die saubere Intrige ist indes tot auf die Welt gekommen. Die Fraktion der geeinigten Partei hat gestern beschlossen, die unverzügliche Verhandlung der Wahlreform mit Hintansetzung aller anderen Angelegenheiten zu betreiben. Nach ihrer Erledigung sollen die anderen Probleme, nunmehr vor jeder Verfälschung der Diskusston ge- schützt, behandelt werden. Uebrigens hat auch Hervö selb st aus dem Gefängnis einen Brief an Gen. V a i l l a n t gerichtet, worin er sagt: Ich hoffe, daß Sie den Proporz nicht mir und den anderen politischen Häftlingen opfern werden, denn soviel Interesse wir auch verdienen mögen, sie verdient ein noch größeres. Von allen derzett Inhaftierten fitze ich am längsten im Käfig und habe noch die längste Frist vor mir. Ich bitte Sic aber. um unseren Genossen Deputierten das Herz leicht zu machen, ihnen von mir auszurichten, daß ich, der Hauptbeteiligte, eine Amnestie unter den vorgeschlagenen Bedingungen u m keinen P r e i s will und daß ich d a g e g e n stimme.* Italien . Das gerichtliche Nachspiel der Unruhen von Bervicary. N-m, den 8. Juni. (Eig. Ber.) Die Cholerarevolten in Ver- bicaro in Calabricn, als deren Opfer der Stadtrichter des Ortes einen grausamen Tod fand, haben nunmehr das übliche gerichtliche Nachspiel gehabt, das auf die Schrecken der Verzweiflung die Härte und Grausamkeit der 5ilassenrache folgen läßt. Bon den 76 An- geklagten, die seit dem vorigen Sommer in Untersuchungshast saßen, sind 31 wegen mangelnden Schuldbeweises freigesprochen lvorden. Der der Anstiftung angeklagte Priester Ruggiero ist in der Unter- suchnngshaft verstorben. Ueber die übrigen Angeklagten wurden Strafen von 1 Monat bis zu 3 Jahren verhängt. Das Urteil zeigt, daß eine Gemeindeverwaltung die ihrer Obhut anvertraute Be- völkerung ungestraft in Zeiten der Not hilflos Verlasien, ihr das Trinkioasser versagen, ihr Aerzte verweigern und die Choleraleichen unbegraben lassen kann. Wenn aber die Bevölkerung gewaltsam si'ch gegen eine Wirtschaft zur Wehr setzt, die alle Lasten den Armen aufbürdet, dann sind natürlich die Gerichte zur Hand, um durch Untersuchungshaft und Strafhaft alle mundtot zu machen. So wird dem Gcrechtigleitsbedürfnis Genüge getan! Rußland. Burtzeff geht nach Rußland . In der letzten Nummer seiner ZeitschriftBuduschtscheje" ver- kündet B u r tz e f s seinen Entschluß, im kommenden Herbst Frank- reich zu verlasicn und nach Rußland zurückzukehren. ES ist V e r. zweiflung, die ihn dazu treibt, Verzweiflung darüber, daß seine sämtlichen bisherigen Enthüllungen weder zur Bestrafung der Provokateure noch zur Befreiung der Unschuldigen geführt haben, Verzweiflung darüber, daß die Regierung nicht einmal den Ver- such macht, die unheilvolle Provokationswirtschaft aufzugeben, wäh- rcnd selbst die Opposition in der Duma seit zwei Jahren keine Gelegenheit findet, um in gebührenden Worten die begangenen Justizverbrechen zu brandmarken. Wir wollen schreibt Burtzeff offen und unter eigenem Namen nach Rußland kommen und werden dort gegen alle» Ver- brechertum protestieren, das die russische Regierung im Laufe der letzten Jahre sich hat zuschulden kommen lassen. Wir wissen, daß die Regierung uns mit einem Haftbefehl und darauf mit gericht- licher Verfolgung antworten wird. Die russische Regierung kann jedoch tun, was sie will; wir werden all da» tun, wa» wir für not­wendig und nützlich halten zur Lösung der Aufgaben, welche wir un» in den letzten Jahren gestellt haben. Wir werden der Regie» rung nur sagen:»Ihr werdet uns nicht einschüchtern!" Bei allem ihrem Streben, unseren Protest zu unterdrücken, wird die Regierung eines nicht vermögen: sie wird nicht imstande sein, un» i« allen den Sachen nicht zu verhören, die wir in den Spalten derBu- duschtscheje" behandelt haben. Dann werden wir mit Dokumenten in der Hand ihre angesehensten Vertreter dessen beschuldigen, daß sie die Mörder verhehlt, daß sie Fälschungen begangen und Expro- priationen arrangiert haben usw. Wir werden sprechen von den zur Katorga deportierten sozialdemokratischen Mit» gliedern der zweiten Duma» von der Ermordung der Aolksvertretcr Herzenstcin, JolloS. Karawajew, deren Mörder offen in Petersburg leben und de» Schutze» der höchsten Regierung sich erfreuen; wir werden sodann reden von der langen Schar der Unschuldigen, welche die Kriegsgerichte verurteilt haben von denen, die, wie Rogalski und die fünf JckaterinoSlawer Sozialdemokraten, gehenkt worden find, und von denen, die, wie Rappoport, noch in den Kawrgagefäng. niffen schmachten, und ebenso werden wir von den Affären Bseff. Harting, JagolkowSki, Selesnjew. Petrow, Bvgroff und ihren Füh. rern Trussewitsch, Ratajeff, Gerassimow, Kuljabke. Makarmv, Schtschcglowitow, überhaupt vom ganzen System der Agents- Provokateure sprechen. Vor allen Dingen werden wir verlangen: 1. Die unverzügliche Verhaftung de» Lockspitzels Aseff, der nicht zu politischen, sondern zu rein persönlichen Zwecken, also als gewöhnlicher Kriminalverbrecher, an der Orga» nisierung der Ermordung des Minister» des Innern Plehwe, de» Großfürsten Sergius sowie an drei(nicht infolge seiner Versehen mißlungenen) Attentaten auf Nikolaus ll� an den Attentaten auf den Gencralgouverneur Dubassow und zahlreichen anderen teilgenommen hat. 2. Die unverzügliche Anklageerhebung gegen de» Senator Trussewitsch, den Gera ! Gerassimow. den Fustizminister Schtscheglowitow, den Minister de» Innern Makarow und ihre Helfershelfer gegen sie alle, die bewußt Aseff und zahl- reiche andere Verbrecher als Hehler dem Gericht entziehen." Im Herbst will Burtzcw nach Rußland hinübergehen, nachdem er mit seinen Materialiensammlungen endgültig fertig sein wird. Es ist ein wagehalsiger Schritt, den er tun will. Denn kein Mensch zweifelt daran, daß Burtzeffs Absichten mißlingen werden. Die Herren der gegenwärtigen Situation in Rußland werden froh sein, sich eines so unbequemen EnthüllerS ein für allomal zu entledigen. Der Gedanke gar, daß die Verhandlungen in dem»Prozeß ßjurtzeff* in aller Oeffentlichkeit sich abspielen werden, ist geradezu Wider» sinnig. Wenn erst Butzeff jenseits der Grenzpfahl« sei« fällig wird sein Mund für immer verstummen. Bulgarien . Ein Sozialist in die Sobranje gewählt. Sofia , 10. Juni. Bei den gestrigen Ergänzungswahlen für die Sobranje wurde an Stelle eine» Mincsteriellen in Sofia der Führer der Sozialisten, Zakizaff, ge» wählt. Dce Sozialisten waren bisher in der Kammer nicht ver» treten. Der andere erledigte Sitz fiel wieder den Mwifterwlleu zu. Marokko. Ruhe in Fez. Fez, 10. Juni. Es herrscht weiterhin Ruhe. General Gou- vaud will die Umgegend von Fez vollständig von Feinden säubern. Der Generalresident Lyautey beabsichtigt, mit einer starken Kolonne nach Sefru zu marschieren. Der Sultan verlieh Genergl Gouraud das Großkreuz des hafidischen Orden». Die Vorgänge im SuSgetzrcre. London , 10. Juni. Die.Morningpost" meldet au» M a ga d» r, daß die erste Abteilung des Thronprätendenten El Haida am 2. Juni Tismt verlassen hat. Zwei Abteilungen sollen folgen. Die Truppen gehen in nördlicher Richtung vor. Der Plan ist der» mutlich, Tarudant zu besetzen und weiter auf Marra- kesch vorzurücken. Es sind Gerüchte im Umlauf, daß Aga- dir die Herrschast El Haidas anerkannt habe. Dieser habe dem Gouverneur von Tarudant Befehl erteilt, alle Christen bis zur Wiederherstellung der Ordnung in Sicherheit zu bringen. El Haida soll entschlossen sein, keine Christen in seinem Machtbereich zu dulden, bis die Mächte ihn als Sultan de» SuSgebiet» anerkannt haben.