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18. Perbandsiltg des Zentrillverbandts der Schmede. Düsseldorf , den 8. Juni. Nach Eintritt in die Tagesordnung wird ein Antrag Düsseldorf dem Vorstande zur Berücksichtigung überwiesen, beim Reichstag eine Petition einzureichen, die die Abschaffung des Befähigungsnach- weises zur selbständigen Ausübung des Hufbeschlagegewerbes der- langt. Dann erstattete der 2. Vorsitzende Kamps den Bericht vom Internationalen Sozialistenkongretz in Kopenhagen und vom vor- jährigen Verbandstag des dänischen Schmiede- und Maschinen- arbeiterverbandes, denen Kamps als Vertreter der deutschen Schmiedeorganisation beiwohnte. Der Verbandstag erklärte sich ohne Diskussion mit den Berichten einverstanden. S i e r i n g- Berlin gab den Bericht vom ö. Internationalen Metallarbeiterkon- grest in Birmingham , zu dem Sieriug und der Zentralvorsitzende der Organisation als Delegierte des Schmiedeverbandes entsandt waren. Auf dem Kongreß waren 13 Länder und 771 8<X> organi- sierte Metallavbeitcr vertreten. Siering legte vor allem dar, wie der ganze Kongreß beherrscht war von dem Gegensatz zwischen den englischen und den kontinentalen Organisationen. Beide Redner, Siering wie Kamps, vertraten den Standpunkt, daß die internatio- nalen Tagungen durchaus notwendig seien zur Verständigung und Verbrüderung der Arbeiter der einzelnen Nationen. Auch der Sieringsche Bericht wurde ohne Diskussion gutgeheißen. Danach gab Peter- Elbing den Bericht vom Dresdener Gewerkschasts kongreß, der ebenfalls ohne Diskussion angenommen wurde. Beim Punkt Wahlen wurde auf Vorschlag von B a s n e r Berlin einstimmig beschlossen, den jetzt bestehenden Vorstand und Ausschuß bis zum Tage der Verschmelzung in ihren Funktionen zu belassen. Dann wurde beschlossen, bei etwa noch folgenden Ver- Handlungen mit dem Vorstande des Metallarbeiterverbandes wegen des Uebertritts den Kollegen B a s n e r- Berlin hinzuzuziehen. Es wurde dann ein Antrag der Filiale Stolpe auf Erlaß von Filial schulden angenommen und die gleichen Anträge einer Reihe anderer Filialen dem Vorstand zur Prüfung und Erledigung in dem Sinne überwiesen, daß Schulden der Filialen beim Uebertritt nicht nach- bleiben. Damit waren die Arbeiten des Verbandstages erledigt Nach herzlichen Abschiedsworten des Kollegen S i g l- Wien sprachen Schlicke(Metallarbeiter) und der Verbandsvorsitzende Lange ein packendes Schlußwort. Sie ginyen von dem Gedanken aus, daß die Verschmelzung perfekt werden würde und daß durch ein harmonisch's Zusammenarbeiten in der Einheitsorganisation die großen Fragen, die man bis jetzt infolge der Zersplitterung nur mangelhaft lösen konnte, besser im Sinne der Arbeiterschaft gelöst würden. Mit einem Hoch auf die moderne Arbeiterbewegung wurde der Vev bandstag geschlossen._ Sechster Nerbllndstag der Gemeinde- und Stnatsnrbeiter. München , den 8. Juni. Die Debatte über die Beitrags- und Unter st ützungs- frage nahm die ganze Abendsitzung in Anspruch. Nach lebhafter Debatte wurden mit 48 gegen 39 Stimmen die von der Kommission empfohlenen Vorstandsanträge angenommen. Danach beträgt in Zukunft der wöchentliche Beitrag für männliche Mitglieder mit einem Wochenverdienst bis inkl. 16 M.: 25 Pf., bis inkl. 21 M.; 40 Pf., über 21 M. wie bisher 50 Pf. Für weibliche und jugend liche Mitglieder 25 Pf. Die Unterstützungssätze bei Erwerbslosigkeit wurden in der höchsten Klasse um 1,50 M.. in der 2. Klasse um 2 M. erhöht. In der Sonnabendsitzung wurde hierauf mit der Statuten beratung fortgefahren. Bei dct Streikunterstützung wurde beschlossen, daß diese solange gewährt wird, bis die Streik» bzw. Aussperrungsbeendigung vonr Verbandsvorstande erklärt ist. Auf welche Dauer nach Beendigung des Streiks bzw. Aussperrung noch weitere Unterstützung gezahlt wird, entscheidet der Verbands vorstand. Für alle Mitglieder, welche dem Verbände noch kein Bierteljahr(13 Beitragswochen) angehören, wird nur die Hälfte der Unterstützungssätze gewährt. Bei Beteiligung an Streiks anderer Verbände können die von diesen gezahlten Unterstützungs sätze in Anwendung gebracht werden. Die Umzugsunterstützung wurde von 30 auf 50 M. erhöht. Von den Beiträgen erhalten die Berwaltungsstellen zur Bestreitung der örtlichen Ausgaben 25 Proz., doch wurde besonders bestimmt, daß die Filialen von diesen 25 Proz. auch die Ausgaben für Lohnbewegungen ohne Arbeitseinstellung zu bestreiten haben. Ein Antrag Stuttgart , wonach der Redakteur au� dem Vorstand auszuscheiden hat, wurde angenommen. Ein An- trag, den Vorstand zu erweitern, wurde a b g e l e h nt. Mit 44 gegen 36 Stimmen wurde ein Antrag Mohs angenommen, wonach an Stelle des Redakteurs ein Sekretär in den Vorstand ein- tritt. Der Verbandstag beschloß, die Pretzkommission aufzu- heben. Das neue Statut tritt am 1. Oktober 1912 in Kraft. Als Sitz des Ausschusses wurde Stuttgart bestimmt. Die Gehälter der Angestellten wurden wie folgt geregelt: Das Ge- halt der Hilfsarbeiter beträgt für daS Probevierteljahr 500 M., nach erfolgter Anstellung 2200 M. Jahrcsgehalt, steigend jährlich um 100 M. bis zum Höcksstgehalt von 2600 M. Das Gehalt der Filial- angestellten soll mindestens ebenso hoch sein. Ein weiterer Antrag der Hilfsarbeiter im Hauptbureau, allen Verbandsangestellten eine jährliche Ferienzulage von 50 M. zu gewähren, wurde vom Verbandsvorsitzenden Mohs warm befürwortet, von Wutzky namens der Kommission bekämpft. Zum Punkt: Wahl der Berwaltungskörper steht ein Antrag des Vorstandes und des Ausschusses zur Debatte, an Stelle von Mohs Wutzky- Berlin als 1. Vorsitzenden zu wählen. Der Antrag wurde von Schön berg- Hamburg in l�istündiger Rede begründet. Die Quintessenz seiner Anklagen ging dahin: die Leistungen Mohs seien unbefriedigend, er sei publi- zistlsch und rednerisch zu schwach. Der Redner begründete dies ein- gehend und meinte, daß von Böswilligkeit nicht ohne weiteres ge- sprachen werden könne, wenn sämtliche Vorstands- und Ausschuß- Mitglieder hinter dem Antrag stehen. Wie die Dinge liegen, könnten die übrigen Borstandsmitglieder nicht mehr weiter mit MohS zu­sammenarbeiten. Der Antrag wolle nur das Beste für die Organi- sation; möge die Entscheidung ausfallen, wie sie wolle. Diesen Ausführungen folgte eine einstündige Rede des unbesoldeten Vor- standsmitgliedes Becker, der in einigen Punkten die Ausführungen des Vorredners ergänzte. Er wies die Behauptung Mohs, daß ihm im Vorstand das Leben sauer gemacht worden sei, zurück. Von einer Maßregelung oder Abwimmelung könne nicht gesprochen werden, bei allen Maßnahmen hatten die übrigen Vorstandsmit- glieder nur das Wohl der Organisation im Auge. Einen ihm an- getragenen Gauleiterposten ohne Kürzung des Gehalts habe Mohs abgelehnt. Nach einer zweistündigen Pause wurde die Debatte in einer Abendsitzung fortgesetzt. Als erster Redner in der Abendsitzung verteidigte sich Mohs gegen die Angriffe Schönbergs. Der Verbandstag möge entscheiden, ob er seinem Posten gewachsen sei oder nicht. Die übrigen Vor- standsmitglieder hätten systematisch gegen ihn gearbeitet; sie haben Sitzungen abgehalten, von denen er nicht unterricbtet war. Dittmer habe nach dem Grundsatz gegen ihn gearbeitet:Gehe weg. auf daß ich mich setze." Zum Schlüsse seiner längeren Ausführungen be- tonte Mohs, er habe für die Organisation getan, was in seinen Kräften stand. Wenn der Verbandstag glaube, einen anderen Vor- sitzenden wählen zu müssen, dann möge er es tun.Lassen Sie sich riicht von Mitleid, sondern von Gerechtigkeit leiten."(Beifall.) Die weitere Debatte wurde auf beiden Seiten mit großer Leidenschaft geführt. Gauleiter Ehret- Brandenburg erklärte, die Gauleiter, die längere Zeit im Hauptbureau gearbeitet hätten und die jetzigen Hilfsarbeiter ständen auf Seite Mohs. Heck- m a n n- Mannheim und S e ba l d- München traten in längerer Rede für die Wahl Wutzky ein. Der zweite Vorsitzende Riedel erklärte, daß, wenn Mohs wiedergewählt werde, die übrigen an- gestellten Vorstandsmitglieder eine Wiederwahl nicht annehmen Bei der hierauf durch g e h e i m e A b st i m« v» g vorge. nowmenen Wahl eines ersten Vorsitzenden fielen auf den seit- herigen Vorsitzenden Mohs 43, auf Wutzky- Berlin 42 Stimmen; zwei Zettel waren leer. Damit wäre Mohs mit einer Stimme Mehrheit gewählt. Wieder setzte eine längere Geschäftsordnungsdebatte ein. da der Vorsitzende H e ck m a n n erkläre, daß das Bureau der Auffassung sei, daß diese Wahl ungültig und ein weiterer Wahlgang not- wendig sei. Nach langer Diskussion konstatierte schließlich ein De- legierter an der Hand des Statuts, daß bei den Wahlen zum Vor- stand die einfache Mehrheit genüge. Darauf erklärte Heck- mann, daß das Bureau seine Zweifel fallen lasse und die Wahl Mohs als gültig anerkenne. Mohs gab hierauf die Erklärung ab, daß er, so schwer es ihm unter den gegebenen Verhältnissen falle, die Wahl annehme. Der Verbandstag kam hieraus in eine unangenehme Situation, da die seitherigen besoldeten Borstandsmitglieder.erklärten, daß sie eine Wiederwahl ablehnen. Daran knüpfte sich neuerdings eine längere Diskussion, in der der Vertreter der Generalkommission, Genosse K u b e, und andere Redner in eindringlichen Worten an die seitherigen Vorstandsmitglieder den Appell richteten, im Jnter- esse des Verbandes diesen Standpunkt aufzugeben. Nach einer kurzen Beratung der Vorstandsmitglieder gaben dies« die Erklärung ab, daß sie eine eventuelle Wiederwahl annehmen würden. Hierauf wurden die seitherigen Borstandsmitglieder sowie als Redakteur Dittmer einstimmig per Akklamation wieder gewählt. Aus der Wahl eines Sekretärs ging M a r o k e Frankfurt a. M. hervor. Zum internationalen Kongreß in Wien wurden Sebald München, Wutzky- und D i t t m e r- Berlin, zur internationalen Konferenz der Gemeindearbeiter W u tz k y- Berlin, Jh l e-Ham bürg, P e tzo ld- Nürnberg, Heinz- Düsseldorf und Weigl Augsburg delegiert. Hierauf wurden noch die Wahlen zum Ge werkschaftskongreß(15 Delegierte und 3 Vorstandsmit- glieder) vorgenommen. Der nächste Verbandstag findet in Hamburg statt. Huö der Partei. Der diesjährige Parteitag. Unser nächster Parteitag wird vom 15. September ab in Chemnitz stattfinden. Der Parteivorstand hat folgende provisorische T a g e Z o r d n u n g aufgestellt: 1. Konstituierung des Parteitags(Eröffnungsrede Genosse Bebel). Endgültige Feststellung der Tagesordnung 2. Geschäftsberichte des Parteivor stände«: a) Allgemeines. Referent: Genosse Ebert; b) Kassenbericht. Referent: Genosse Braun. 3. Bericht der Kontrollkommission. Referent: Genosse Kaden. 4. Bericht der Reorganisationskommission. Re ferent: Genosse H. Müller. 5. Die Reichstagswahlen. Referent: Genosse Scheide mann. 3. Bericht der ReichStagSfraktion. Referent: Genosse Stadthagen . 7. Der Imperialismus. Referent: Genosse Haas«. 8. Die Maifeier. Referent: Genosse P f a n n k u ch. 9. Der Internationale Kongreß in Wien . Referent: Genosse Molkenbuhr. 10. Anträge. 11. Wahl des Parteivor st andes, de« Partei-SuS« schusseS, der Kontrollkommission und des OrteS, an dem der Parteitag 1913 statt finden soll. Der Parteivorstand hat davon abgesehen, die Steuerfrage auf die Tagesordnung zu setzen, weil es ihm wünschenswert er- cheint, daß diese bedeutsame Frage vor einer Erörterung auf dem Parteitage in der Presse eingehender behandelt wird, als das bisher geschehen ist. Die Wahlrechtsfrage wird den bedeutsamsten Punkt der Tagesordnung deS Parteitages für Preußen bilden, der nur kurze Zeit nach dem deutschen Parteitage stattfinden wird. Ans diesem Grunde wurde davon abgesehen, dem Chemnitzer Parteitage die Behandlung derselben Frage zu empfehlen. Eine Konferenz der BildungSauSschüsse Thüringens , die der BorbereitungSarbeit für den kommenden Winter diente, tagte am Sonntag in W« i m a r. Es waren 44 Bertreler von 26 Orlen anwesend, ferner die Mitglieder des BezirksbildungsauSschusscS, die Parteisekretäre Leber und B a u d e r t und als Bertreler des ZentralbildungsauSschusscs Genosse Pieck. An den Bericht des BezirksbildungSauSschusseS über die verflossene Geschäfts j Periode schloß sich ein interessanter und ausgedehnter Med nungsaustausch, der mit der Annahme einer Resolution endcle, nach der die Konferenz zur Bekämpfung der Schundkinemalographie auffordert. ferner sich gegen das Dilettantenwescn in der darstellenden Kunst ausspricht und die Ar- beiterorganisationen und sportlichen und geselligen Arbeitervereine auffordert, ihre Vereinssestlichkeiten möglichst einzuschränken und ihre Mitglieder mehr als bisher zum Besuch der belehrenden und künstleri- eben Veranstaltungen anzuhalten. Daran anschließend wurden die ür das kommende Winterhalbjahr gemeinsam zu treffenden BildungS- arbeiten besprochen und der BezirksbildungsauSschuß mit deren Organisation beauftragt. Die Konferenz zeugte von dem ernsten Willen aller Bildungsausschüsse, in Zukunft mehr noch alS bisher planmäßige und systematische Bildungsarbeit zu leisten. Kreiskonferenz in Mriningen ll. Die Parteiorganisation im Wahlkreise Meiningen II (Sonne- berg-Saalfeld) hielt am Sonntag, den 9. Juni ihre diesjährige Kreiskonferenz in Stockheim bei Sonneberg ab, ES wurde über den Bericht der Kreisleitung, die Reichstagswahl sowie über die neuen Statuten der Partei im Reiche und im Kreise verhandelt. Der Kreis zählt 2900 Genossen und 300 Genossinnen. Als Sitz der Kreisleitung wurde wieder S a a l f e I d bestimmt. Huö Industrie und Handel. Preußische Staats Aktiengrsellschaftcu. Im Juni 1911 wurde bekannt, daß der preußische KohlenfiSkuS, richtiger die Verwaltung der preußischen Sraatskohlenzechen zu Recklinghausen , Besitzer der Mehrheit des Aktienkapitals derRhein- und Seeschiffahrts- A,-G. zu Köln geworden sei. Die Eniwickelungsgeichichte die'er Unternehmung, die jetzt mit ihren Tochtergesellschaften, die ebenfalls durch den preußischen FiskuS be­herrscht werden, den ersten Jahresabschluß veröffentlicht, ist außer- ordentlich interessant� Sie ist wie so viele andere Vorgänge gerade in den rheinisch-westsälischen Industriegebieten ein charakteristisches Beispiel für die völlige Umbildung der Heuligen Wirtschaftslechnik, Diereinen" Betriebe, die nur Erz förderten, verhütteten. oder Stahl herstellten, mit ihrer Kohle zu Markte gingen oder nur KokS produzierten sind längst Formen der Vergangenheit geworden. Bei dem gewaltig ausschreitenden Eniwickelüngsprozeß zuge- mischten" Werken, welche alle Produktionsstufen in sich vereinigen und erst mit den völlig fertigen Waren aus den Markt kommen, ist seit etlichen Jahren auch immer mehr das Transportgewerbe in Mitleidenschaft gezogen worden. Die ehemals selbständigen Rheinfrachten schisfer sind heute notleidende Kleinbetriebler geworden, denen die Grotzschiffahrts-Aktiengesellschaften und die Kohlenkontore, die Verfrachtungsorganisation deS Kohlensyndikats das Brot vor der Nase wegnehmen. Die großen Kohlen- und Erzgrubenkonzerne, die Hüttengruppen und sonstigen rheinisch-westsälischen Jndustriesippen arbeiten seit langein planmäßig auf Unabhängigmachung von der selbständigen Rheinschiffahrt hin. Auf dem Rhein verkehren die Schleppzüge der Firma Hugo Matthias S t i n n e s, andere Boote tragen den Namen der H a n i e l s, die im Kohlenbergbau eine große Rolle spielen. Schon 1904 erwarb die Harpener Bergbau- A.-G. die Gesell- schaft Kannengietzer, Mühlheim a. d. Ruhr. Heute hat dieses Reedereiunternehmen von Harpen einen Laderaum von rund 75 000 Tonnen zur Verfügung. Schon 1905 hat Harpen sich auch noch die Akrienmehrheit der Mainkette-A.-G. erworben. Ueoerdles ging auch von dieser Seite die Gründung der Rheinischen Kohlen- Handels- und Reederei- G. m. b. H. das Kohlenkontor des Kohlensyndikats! aus. Gelsenkirchen transportiert heute vielleicht 89 Millionen Tonnen Fracht auf dem Rhein . Dazu dient die Firma Raab, Karcher u.Co., G. m. b. H., die 1905 durch Gelsenkirchen verschluckt wurde. Die A.-G. Friedrich Krupp verfügt gleich- falls über eine Reederei, ihre Schiffe dienen mehr dem Erztransport. Durch seine A.-G. für Hüttenbetrieb in Meiderich ließ Thyssen auf die Transportgesellichast Vulkan in Rotterdam Einfluß nehmen. Neben alten Schlepplinien geriet Überdies auch die Westfälische TranZport-A.-G. in Dortmund in Botmäßigkeit von S t i n n e s. Die? geschah anläßlich der Fusion der Union mit Deutsch-Luxem- bürg, Ivo die letztere überdies auch in den Besitz einer Rbeinschiffs- werft kam. Im Eigentum der Westfälischen Transport-A.-G. befindet sich die Majorität' der Schleppschiffahrt-Dortmund-Ems-G. m. b. H. Zur Erweiterung dieser Macht hat Stinnes überdies schon wieder neue Schritte getan. Stinnes war es auch, der sich bemühte, in die Rhein - und Seeschiffahrtsgesellschaft hineinzukommen. Dieses Unter- nehmen, das heute fiskalische Aktiengesellschaft ist, stellt für sich wieder ein ganzes Konglomerat von Schiffahrtsunter- nehmen dar. Es verschluckte die Badische Schrauben- Dampfschiffahrtsgesell- schaft, Mannheim ; die Amstel-Rhein-Main-Gesellschaft, Amsterdam ; die Firma Thomae u. Slenz, Mainz , und die Kölnische Dampf- schleppschiffahris-Gesellschaft. Ende 1909 zog sie die Mannheimer Lagerhaus-A.-G. an sich. Damit hatte sie auch auf den Lagerplätzen StraßburgS ein Interessengebiet. Nachher hat sie noch die Mann- heimer Dampfschleppschiffahrts-Gesellschaft in sich aufgenommen. Es wird auch davon gesprochen, daß sie Einfluß auf die RheinschiffahrtS- A.-G. vorm. Fcndcl besitzt. Hinter diesem Unternehmen steht die große Händlerfirma Stromeyer- Konstanz. Stromeyer ist wohl der größte Kohlenabnehmer des preußischen KohlenfiSkuS. Außer dem genannten Unternehmen kommen noch einige m Betracht, die ebenso in mehr oder weniger verhüllter Abhängigkeit vom lgl. preußischen Rheinschiffahrtskonzern stehen. Die Rhein - und Seeschiffahrt-Gesellschaft zu K ö l n kam so sehr in die Macht des preußischen FiskuS zu Recklinghausen . daß erstmals ein Frachtvertrag für sieben Jahre ab« geschlossen wurde, wobei ausbedungen war, daß jederzeit die Hälfte der Aklien zuzüglich einer um die absolute Regierungsmehrheit im Unternehmen zu sichern übernommen werden könnte. Dies ge- schah dann am 24. Juni 1911, also vor rund einem Jahre. Da- mals glaubten die Partikulierschiffer der Rheinwasserstratz« und seiner Nebenläuft noch an die gewaltige preußische Regierungshilfe. Jetzt haben sie nicht einmal mehr den Trost, die fiskalischen Kohlen- zechen im Gegensatz zum Kohlensyndikat und damii auch mehr oder weniger zum Kohlenkontor zu sehen. Preußen ist Mitglied des Syndikates geworden. Dafür haben die Parlikulierschiffer allerdings den zweifelhaften Vorteil, das Binnenwasserstraßengesctz gleich einem Damoklesschwert über ihrem Haupte schweben zu sehen. Origineller- weise war dasBerliner Tageblatt" noch vor einem Jahre der Meinung, der preußische Staat habe nur deswegen auf die'1' Rheinschiffahrt Einfluß genommen um, in Verbindung mit einer Zentralstelle der Partikulrerschiffer, einem zu gründenden Frachten- kontor, den Kleinbetrieblern die Steuer leichter zu machen, als sie jetzt bei den gedrückten Frachten zu ertragen möglich wäre l In Wirklichkeit ist es gerade umgekehrt gekommen. Die preußische Re- gierung wurde Binnenschiffahrtsaktionär, weil sie ihre Kohle nicht mehr ab Zeche verkaufen will, sondern sie nach den günstigen Ab- ätzgebieten selbst verschiffen möchte. Preußen ist Mitglied im preis« wuchernden Kohlensyndikat geworden. Preußen hat den Partikulier- schiffern nicht geholfen. Preußen hat im Gegenteil das eiftigste Be- treben an den Tag gelegt, die Binnenschiffahrt zu besteuern, was ssZ jetzt im besonderen nur am holländischen Widerstand noch ge- cheitert ist. Der Sieg der fich großkapitalistisch ausreckenden preußischen Reaktion ist sicher nur noch eine Frage der Zeit. Einstweilen hat der Schiffahrtskonzern des Königs von Preußen angefangen, Dividende zu verteilen. Bis dato, im besonderen die letztvergangenen Jahre, haben nämlich die drei großen Unter» nehmungen, die den Kern der fiskalischen RheinschiffabrtSgesellschaften bilden, kein Prozent Gewinn verteilt. Nachdem der fiskalische Kauf- mann ins Geschäft gekommen ist, wurde bei dem Mutterunternehmen eine Dividende von 5 Proz. herausgewirtschaftet. Wichtiger ist noch, daß die drei Unternehmen des Konzerns jetzt durch Vermögens- Übernahme in die Rhein - und SeeschiffahrtSgesellichast in Köln direkt verschwinden sollen. Also auch hier ist da« FussonSintereffe das Prinzip der BerwaltungSvereinfachung durch Konzentration. Die preußische Regierung treibt in den rheinisch-westsälischen Kohlengebieten durchaus hochkapitalistische Politik. ie marschiert im Schlepptau der Syndikate der Krupp, Stinnes und Thyssen. Die Mittelständler im RheintranSportverkehr werden noch lange auf die Hilfe»ihrer" Regierung warten müssen I To�ialeSs Ein Rabattsparverein znr Bedrückung von Arbeiterlkhne». Die Schädlichkeit der Rabattsparvereine ist allgemein bekannt. Die Rabattsparvereine sind Organisationen der Händler; sie wirken profitfördernd. Nicht niit Unrecht kann man die Rabattsparvereine als Ringe zur Verteuerung der Lebensmittel bezeichnen. Durch die Rabattmarke erhalten die Frauen auch nicht einen Pfennig geschenkt. Taffächlich werden in der Regel durch die Rabattvereine die Warenpreise um den Rabatt selbst urtd darüber hinaus verteuert. Das gilt für Rabattvereine, die von Händlern gebildet werden. Eine weit über diese Rackteile von Rabattsparvereinen hinaus- gehende Veiiachleiliguiig der Käufer erzielt ein kurioser Robattspar- verein oder richliger Kontrollverein, der fich, wie wir der.Rostocker eilung" vom 8. d. M- entnehiiieri. unter dem NamenBereinigung zur ördernng des Mittelstandes" in GreveSmühlen und Umgegend gebildet hat. Danach haben sich unter diesem Ramen eine Anzahl vornehmlich ländlicher Arbeitgeber aus der Umgegend von GreveS- Mühlen, Dassow und Klütz zusammengetan. Die Vereinigung will den Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden, bei denen die Arbeiter zu kaufen Pflegen. Rabattmarken aushändigen. Die Geschäftsleute sollen die Rabattmarken in Rabattmarkenbücher in Höhe von fünf Prozent jedes Einkaufs einkleben. Dann wollen die Arbeitgeber so großmütig sein, am Schluß deS Dienstjahres bis 25 M. für jeden verheirateten und bis 10 M. für jeden unver- heirateten Arbeitnehmer von den Rabattmarken zu bezahlen DaS, meint die.Rostocker Zeitung", sei geschehen, um die selbständigen Gewerbetreibenden, Handwerker und Kaufleute im Konkurrenzkampf gegen die Warenhäuser und sozialdemokvttischen Konsumvereine zu unterstützen. Wie uneigennützig I Glaubt die.Rostocker Zeitung" wirklich, daß es noch Leute gibt, die nicht sofort ersehen, daß eS sich hier um eine ganz infame Heuchelet handelt?««