nung gekommen sei und' Hove die WaWegitimaiiot« derlaM mitder Bemerkung, gv wolle dafür sorgen, daß auf den Zettel nochgewählt werde. Auch auf diese Legitimation ist für Bickhoff ge-stimmt worden.Zeuge Sch.: Ich wiederhole meine Aussage vom 10. Ja-nuar. Ich konnte bei der Stichwahl mein Wahlrecht nicht aus-üben, da bereits von einem anderen auf meinen Name« gewähltwar. Die Stimme war für Bickhoff abgegeben.Zeuge Schneidermeister B.: Ich kam zunächst ohneLegitimation zum Wahltisch und mutzte infolgedessen nochmal um-kehren, um dieselbe zu holen. Als ich zurückkam, wurde mir mit-geteilt, daß auf meinen Namen bereits gewählte i.Als Legitimation hatte ich den Steuerzettel mit.Zeuge Bahnarbeiter Sp.: Ich ging am zweiten Stichwahltageabends in die Wirtschaft.Teütenberg, wo mir eine'Legitimation,soviel ich weitz auf den Namen Schimustki lautend, gegeben wurde,damit ich Bickhoff wählen sollte. Ich weigerte micherst, bin aber dann an den Wahltisch herangetreten. Der Wahl-Vorsteher stellte fest, daß auf den Namen schon gewählt war undveranlatzte, datz ein Polizeibeamter meine Personalien aufschrieb.Zeuge St.: Ich versuchte, mit einer mir von einem gewissenMaurer E. gegebenen Wahllegitimation— auf wessen Namen die-selbe lautete, weitz ich nicht mehr— zu wählen. Der Wahl.Vorsteher stellte fest, datz auf de n Na m en bereit« gewähltwar und wies mich zurück. Ich sollte Bickhoff wählen.Zeuge Rentner Eppelsheim lHerr Eppelsheim war Wahlvorsteher): Der beiden Vorfälle Sp. und St., deren Aussagenmir vorgelesen sind, entsinne ich mich noch, wenn mir auch dieNamen entfallen waren. Die Aussagen sind zutreffend.Außerdem ist am Neben tisch, an dem«ine andere Abstim-mungsgruppe wählte, ein anderer Fall ermittelt worden, indem ein Mann dreimal seine Stimme für Bickhoff, jedesmal aufeine andere Legitimation, abgegeben hat. ES war«in Arbeiterder Gasanstalt, dessen Name, wie ich annehme, von dem Polizei-heamten ermittelt sein wird.'Zeuge Straß enbahnschaffner F.: Ich wollte mein«Stimme abgeben, wurde aber zurückgewiesen. Weil bereits aufmeinen Namen gewähltwar. Als Wahllegitimation hatteich meinen Steuerzettel bei mir, da meine Wahlsinladung bereitsbei der Hauptwahl von einem mir nicht bebannten Mann« beimeiner Frau, während ich zum Dienst war. abgeholt worden ist.Auf diese Legitimation ist die Stimme für Bickhoff abgegebenworden.Zeuge ZimmererSch: Mir wurde von einem mir nichtbekannten Manne eine Wahllegitimation, auf den Namen Atzmannlautend, übergeben mit der Aufforderung, darauf für Bickhoffmeine Stimme abzugeben. Ich wurde aber am Wahltisch abg«.wiesen, weil Atzmann bereits auf seinen Steuerzettel gewählt hatte.Zeuge I. B.: Ich hatte keine Wahllegitimation bekommenund wollte auf meinen Steuerzettel wählen. Da die Wahllisten-nummer nicht gleich zu finden war. ging ich wieder fort. ImHausflur gab mir jemand eine Legitimation und sagte, darauftonnte ich wählen. Dabei wurdie mir auch ein Wahlzettel fürBickhoff gegeben. Am Wahltisch wurde ich zurückgewiesen, da aufden Namen bereits gewählt war.Auf den Namen des Arbeiters Theophil Kowalski istgloichfalls die Stimme für Bickhoff abgegeben worden. Festgestelltwurde, datz sich Kowalski bereits seit Ende August im Klosterzu Trier befindet, Er war an beiden Stichjwahltagen nicht inDgrtmgnd. Auch auf diese. nFcmren hat ein a»derrr Heiliger4ie Stimme für Bickhoff abgegeben. �' kFerner ist der M a u r« r L a m be r t G r o s ch vor der hiesigenGtraskammcr zu drei Tagen Gefängnis, verurteilt, weil rr gleich.falls auf die Legitimation eines anderen für Bickhoff gewählthat. Grosch hatte feine Legitimation im Zentrumswahlbureau er-halten.Von Zentrumssekte waren einige Zeugen benannt, die selbstnicht gewählt haben sollen, auf deren Namen aber die Stimme fürBlomenkamp(den Sozialdemokraten) abgegeben war-den ist. Die Zeugenaussagen ergeben folgendes:Zeuge Hauer P. sagt aus: Ich wiederhole meine Aussagevom 9. Januar. Ich habe persönlich Blomenkamp gewählt.Zeuge Invalide I. Pach sagt aus: Ich wiederhole meineAussage vom 19. Januar, Ich habe am 2. Gtichwahltage persönlich Blomenkamp gewählt.Auch vom Fuhrmann B. ist behauptet worden, datz auf dessenLegitimation jemand anders gewählt haben soll. B. bekundet unterEid. datz er bei der Stichwahl persö.nlich Blomenkamp gewählthabe.Das sind also die„Wahlmogeleien". die da» Zentrum vonsozialdemokratischer Seite anzugeben wußte!........Der Krieg.Eine nene Dardanellensperre?Konstantinopel, 14. Juni. Da in den Gewässern von S m h r n azahlreiche italienische Kriegsschiffe und Transportdampfer einge-troffen sind und Kundschafter zu berichten wissen, datz die Italienerbeabsichtigen, die Befestigungen von Plajari, nördlich von Galipoli,anzugreifen, beschloß die Pforte, sofort nach Besetzung einer derInseln durch Italien aus Gründen der Sicherheit und Verteidigungdie Dardanellen auch für Handelsschiff« durch Legung von Minenzu sperren. Von hier ist nach Galipoli, wo 39 999 Mann kon-zentriert sind, ein Artillerieregiment abgegangen. Nach Smyrnawurden zwei Haubitzenbatterien abgesandt.t Gewaltsame Ausweisung der Italiener.Saloniki, 13. Juni. Die Polizei hat gestern mit der z w a n g S-weisen Entfernung derjenigen italienischen Staatsange-hörigen begonnen, die keine behördliche Erlaubnis zu weiteremAufenthalte besitzen. Die Ausgewiesenen wurden von der Polizeian Bord eines nach Griechenland abgehenden Dampfers geschafft.Ihre Zahl beträgt ungefähr 199, sie gehören zumeist der ärm-sten Klasse an. Hilter ihnen befinden sich 4b alte Leute undauch solche, die nach dem Attest deS deutschen Konsulat» hättenhier bleiben können. Ihre Atteste waren aber von den türkischenBehörden nicht beglaubigt worden. Die Leute mutzten den grötztenTeil ihrer Habe verkaufen, um das Reisegeld zusammen zu bringen.Der Aufstand in Albanien.Konstantinopel, 14. Juni. DaS Ministerium des Innern ver-öffentlicht ein Communique. in dem mitgeteilt wird, daß dasGeneralquartier der von Mitrowitza nach Jpek dirigierten Divisionnach Kurekofnje verlegt worden ist. Die Stratze von Jpet nachMitrowitza ist gesichert und der Postdienst wieder aufgenommen.In der Umgebung von Jstok werden die militärischen Operationenfortgesetzt, um die wahren Anstifter der Aufstandsbewegung un-schädlich zu machen. Mit der Durchführung der Reformen wirdfortgefahren. Die Bauern kehren in ihre Dörfer zurück.— Einzweites CommuniquL besagt daß hie Bewegung in per Gegendvon Dibra erlpschen sei..'.)..~politische Qcberficbt.Berlin, den 14. Juni 1912., Niedliche Konsequenzen.Der§ 64 scheint Folgen nach sich zu ziehen, die seine Urheberwohl nicht geahnt haben und wovor sie am Ende doch ein Grauenerfassen wird. Den Genossen Borchardt und Le inert istjetzt wegen ihres angeblichen Hausfriedensbruches und Wider-standes gegen die Staatsgewalt die Anklageschrift zu-gegangen. Sie enthält nichts weiter als eine Schilderung derBorgänge im Abgeordnetenhause am 9. Mai. Den Nachweis derBehauptung, daß Borchardt nicht befugt war, im Saale zu ver-weilen, und datz die Schutzleute sich in rechtmäßiger Ausübungihres Amtes befanden, hat sich der Herr Oberstaatsanwalt g e-schenkt, ebenso wie die Prüfung der Frage, ob sein Vorgehenmit den KZ 196 und 196 des Strafgesetzbuches in Einklang steht.Auf den ersten Blick mutz man sich wundern, weshalb die Vor-gänge vom 9. Mai, unter ausgiebiger Benutzung des stenographi-schen Berichts, mit solcher Breite in der Anklageschrift geschildertwerden. Soll denn das, was vor der Ausschließung von unserenGenossen und vom Präsidenten in ihrer Eigenschaft als Abgeordnetegetan worden ist, ebenfalls vom Gericht nachgeprüft und beurteiltwerden? Bei einigem Nachdenken jedoch wird man in diesemPunkte den Staatsanwalt in der Tat recht geben müssen. Wollteman nämlich wirklich die Gültigkeit des§ 64 annehmen, so ge-stattet er ja die Ausschließung eines Abgeordneten nur„im Fallebesonders grober, die Würde deS Hauses schädigender Verletzungder Ordnung". Das Gericht würde also dann nachprüfen müssen,ob Genosse Borchardt in„besonders grober" Weise gegen dieOrdnung verstotzen, ob er„die Würde des Hauses geschädigt" hat.Das ist aber nichts anderes als die gerichtliche Nachprüfung, obdie Matznahmen des Präsidenten dem Falle an-gemessen und notwendig waren! Mit anderen Worten: wennder§ 64 gültig ist. so stellt er die ganze Geschäfts-führung des Präsidenten unter die KontrolledeS Gerichts! Der Sinn der Immunität ist aber gerade,datz das Parlament über den Gerichten stehen und in seinenHandlungen ihnen nicht unterworfen sein soll. Es liegt alsoin diesen Konsequenzen eine arge Herabwürdigung des Parla-ments und besonders seines Präsidenten.Ob sich die Väter des§ 64, als sie ihn zeugten, das wohl habenträumen lassen?Aus dem Lager der Frommen.Die patentpäpstliche„Kölner Korresp." hatte kürzlich denBachemiten verkündet:„Der Todesstoß kommt und zwarnicht nur für die Gewerkschaften, sondern für die ganzeKölner Richtung."Darauf erklärt die«Köln. BolkSztg." wütend:„Ist dieser Ausbruch deS Has,eS. diese Drohung mitdem Todesstoß von„Rom" her. nicht der reinste Hohn auf dieLiebe atmende und Eintracht predigende Kundgebung des HeiligenVaters durch den Mund seines Münchener Nunzius? Das Ouer-treiberorgan imputiert dem Papste Absichten, die ihn in den denk-bar schneidendsten Widerspruch zu sich selbst setzen würden. Unddas nennt sich„päpstlich" I Aber man fragt sich— und diesefrage bleibt noch zu beantworten—: Woher nehmen diesereise den Mut. fortgesetzt und immer wiederim Namen„Rom" zu sprechen und päpstliche Eni-scheidungen im voraus zu formulieren und anzukündigen,ja pch'stlich« Antworten zu verlesen, von denen sich nachher heraus-stellt, daß sie oller und' jeder Sluthentizität entbebren?"Ja, daS mit der„christlichen Liebe" hat schon seineRichtigkeit: aber lpie stehtS denn damit bei den Bachemiten.Hören wir ihre lieblichen Stimmen!Die„Essener Volkszeitung" sagt, niemals sei dasAutoritätsgefühl im deutschen Volke gegenüber dem HeiligenStuhl schlimmer he rabgedrückt worden, als jetzt in-folge des unverantwortlichen Vorgehens der Berliner.Der„Aachener Volksfreund" bezeichnet die BerlinerDenunziation als einen Schurken st reich, die Autoritätder deutschen Bischöfe sei durch das Treiben der BerlinerKreise, insbesondere der Schwester Marie Gertrud.aufs schwerste gefährdet gewesen. Blätter seien gegründet.der päpstliche Segen sei erschlichen worden, man anti-chambricrte in Rom. um in einer Weise zu verleumden,die maßloses Erstaunen wachrufen werde, wenn alles ansTageslicht kommen sollte.Der„Bergknappe", das Organ des Gewerkvereins christ-licher Bergarbeiter, schreibt:„Ueber den Kopf der zuständigen deutschen Bischöfe und de?päpstlichen Gesandte» in München wird in Rom gcklüngelt,um von dort aus eine Verurteilung der christlichen Gewerkschaftenzu erwirken. DaS ist U m so gemeiner, als bisher nicht«in»mal der Versuch gemacht wuroe, eine wirkliche Verurteilung deroffen religionSfeinolichen sozialdemokratischen Gewerkschaften zuerzielen..., Ein Skandal ohnegleichen! Und sehr be-dauerlich ist, daß er so lange anhalten konnte, daß den„Ber-linern" von den zuständigen Stellen nicht längst das Handwerkgelegt wurde. Eine Verurteilung der christlichen Gewerlschastenvon Rom ist gar nicht möglich."In der M i t t a g s a'u s g a b e der„Köln. Volkszeitung"äußert der Diözcsanpräses Dr. O. Müller- M.-Gladbachseine Unzufriedenheit mit den Erklärungen des Auditors Heiners.Sie genügen ihm keineswegs, da sie die Auslassungen desPapstes, die sich ebenso auf die Arbeitervereine, wie auf diechristlichen Gewerkschaften bezogen, nicht aufgehoben.sondern bestätigt hätten. Auch er wendet sich in seinerPolemik in der bekannten Weise gegen die Berliner undschließt mit den Worten:„Mit Mahnung ist es hier nichtmehr getan, es muß ein anderes Ende gefunden werden,und dieses kann nur sein eine gründliche Abschütte-l u n g dicserart frivoler Verdächtigungen, die den mühsamgeschaffenen Organisationen ein freudiges Wirken vergiften."Von christlicher Liebe ist also in diesen Kundgebungenauch nicht gerade viel zu spüren, aber noch weniger vonWahrhaftigkeit. Die Bachemiten wissen nämlich recht gut, daßdie Verurteilung der christlichen Gewerkschaften nur die Kon-sequenz der Politik ist, die schon nnter Leo XIII. begonnenund unter Pius X. ständig fortgeführt worden ist. Siehauen auf die„Berliner Richtung", meinen aber den Papst.Sic hoffen ihn einzuschüchtern um so mehr, da ja die deutsche„protestantische" Regierung mit allen Mitteln sie unterstützt.Wenn der Papst nachgegeben haben wird, werden sie dannumso lauter ihm ihre Ergebenheit versichern.Schwetzer Konsequenz.Man schreibt uns aus Danzig:Der frühere freisinnige Landtagsabgeordnete, jetziges Mit-glied des Zentralvorstandes der Fortschrittlichen Volkspartei. Kom-merzienrat Otto Münsterberg, gilt bei seinen Danziger Partei-freunden als großer Diplomat und sehr geistreich. Beide Tugendenscheinen jedoch erhebliche Einbuße erlitten zu haben. DaS zeigtder Vergleich zwischen den Erklärungen, die er im«Vorwärts"und iL des Danziger bürgerlichen Blättern wegen seiner Be-teiligüng an den Schwetzer Wahlskandalen zngünsten de» frei-konservativen Zuchthausschwärmers von Halem abgab.Im„Vorwärts", der bekanntlich weit vom hakatistischen Ost-elbien mit seinen freisinnigen Bedrängnissen in Berlin erscheint,gab der freisinnige Politiker am 12. Juni die Erklärung ab, daßdie Verladung der Danziger Studenten, die in Schwetz mit Alkohol,Spaten usw. für das Teutschtum gekämpft haben, nicht auf feineKosten erfolgt sei. Die Erklärung hat den ganz unzweideutigenSinn, daß der Äommerzienrat die Behauptung, datz er den Frei-konservativen Hilfe leistete, als Vorwurf empfindet, den er zurWahrung seiner politischen Ehre zurückweisen mutz.Die in Danzig abgegebene Erklärung erfolgt ebenfalls gegenden„Vorwärts" und die„Danziger Volksmacht". Auch dort ver-wahrt Münsterberg sich dagegen, datz er das den Studenten vor-geschossene Geld nicht zurückerhalten habe. Dann fährt er aber fort:„Datz ich Liberaler bin, ist bekannt. In solchem Kampfeaber um unser Volkstum tritt die Parteirichtung zurück vorder P f l i ch t des Deutschen, den Deutschen zu helfen, auchwenn der Kandidat ein Konservativer ist. Von dieserAuffassung gedenke ich mich auch durch sozialdemokratische An-griffe nicht abdrängen zu lassen."Hier erklärt derselbe Münsterberg klipp und klar, datz er esauch in Zukunft für seine Ehrenpflicht ansieht, trotz des skandalösenSchwetzer Wahlbetruges, landrätlichen Zuchthausschwärmern Hilfezu leisten. Mit urteutscher Todesverachtung will der jüdische Kom-merzienrat wieder für den mindestens halbantisemitischen Frei-konservativen eintreten. Warum er dieses schöne Bekenntnislieber in Tanzig vergrub, statt es durch den„Vorwärts" abzugeben,liegt auf der Hand. Dagegen ist weniger verständlich weshalbder Herr gerade nach dieser Versicherung das Geständnis machte,datz er Liberaler ist. Er irrt mindestens gewaltig in der Annahme, daß er dafür bekannt ist. Tatsächlich ist nur bekannt, daßer sich liberal nennt. Glauben wird man ihm seinen Liberalis-mus jetzt aber noch viel weniger als früher.Ein Leutnant, der einen Schuljungen attackiert.Der Leutnant Freiherr Sigmund Kretz von Kressen-stein vom ersten Chevauxleger-Regiment in Nürnberg hatte sichwegen Körperverletzung zu verantworten. Der Leutnant rittvor einigen Wochen aus der Nürnberger Chevauxlegerkaserne, ansder Straße spielte ein achtjähriger Junge. Bor diesem hatte dasOffizierspferd offenbar Angst, denn es scheute und machte einen Seiten-sprung. Hieraus geriet anscheinend auch der Junge in Schrecken, denner lief schreiend davon. Der Leutnant hatte mehr Courage alsPferd und Knabe und sprengte dem Jungen nach. ES glückte demReiteroffizier auch, den Achtjährigen einzuholen, und pfeifend fuhrdeS Leutnants Reitpeitsche auf des Buben Kopf, ob-wobl der Knabe schrie:„Ich tue es nicht mehr." DerAnklagevertreter deS Nürnberger Kriegsgerichts beantragte 19 MarkGeldstrafe. DaS Gericht sprach den LeuMant frei, weil es ihmglaubte, datz er in Putativnotwehr gehandelt habe. DerLeutnant hatte angegeben, er fürchtete, datz der Junge noch einmalauf ihn losgehe und fein Pferd vielleicht noch mal ängstige; ausNotwehr habe er deshalb nach dem Jungen geschlagen.Sie wissen das Geld zu schätze«.Während in anderen Staaten die Mitglieder der ErstenKammer gar nichts oder höchstens die Hülste der Summe be-kommen, die die Mitglieder der Zweiten Kammer erhalten, be-anspruchen die Herren der Ersten Kammer des elsatz-lothringischenParlaments 1699 M. gegenüber den 2599 M. Diäten der ZweitenKammer. Bisher haben die Mitglieder der Ersten Kammer Tagfür Tag 29 M. Diäten bezogen, auch wenn sie nicht tagten, so datzsie eigentlich für jede Sitzüng, die sie abhielten, 299 M. Diäteneingesteckt haben. Bedenkt man, datz die Herren Senatoren durchdie Bank gutbezahlte Staatsstellungen haben oder den reichstenKreisen des Landes angehören, so versteht man ihren Patriotismus.Die Präsidenten der beiden Kammern erhalten eine besonderejährliche Entschädigung von 3999 M.Ver Ctonsportarbeiterftreik in Großbritannien.London. 13. Juni.(Eig. Ber.) Ehe noch der nationaleStreik der Transportarbeiter proklamiert worden war, hietzes in der englischen Unternehmerpresse, datz die BewegungFiasko-gemacht habe. Aber die Taktik der Unternehmer istzu durchsichtig, als daß man diesen irreführenden Nachrichtenirgendwelche Beachtung zu schenken brauchte. Die anständi-gere bürgerliche Presse Großbritanniens beteiligt sich nicht andiesen Versuchen, die Transportarbeiter durch falsche odertendenziös entstellte Nachrichten zu entmutigen. In Wirk-lichkeit dehnt sich der nationale Streik mit jedem Tage mehraus. In dem vorhergehenden Berichte wurde schon daraufhingewiesen, daß der allgemeine Streik der Transportarbei-ter. die den verschiedensten Beschäftigungen nachgehen, sichnicht mit jener Einheitlichkeit entfalten kann wie zum Beispielein Generalstreik der Bergarbeiter. Die Streikleitung ist mitden bisherigen Resultaten ganz zufrieden; sie schätzt die Zahlder in London und anderen Häfen des Landes streikendenTransportarbeiter auf 169 999. In Bristol. Swansea, South-ainpton, Plymouth und Manchester ruht der Hafenperkehrschon ganz oder ist doch wenigstens schon stark unterbunden.In London wird in den nächsten Tagen die mit Hilfe derPolizei aufrechterhaltene Lebensmittelzufuhr stark beein-trächtigt werden durch den Beschluß der Maschinenbauer undder verwandten Berufe, ihre Mitglieder zurückzuziehen. DieMaschinen in den Docks werden dann zum Stillstand kommen.Das Hauptergebnis des Tages war gestern die Debatteüber das von der konservativen Opposition beantragte Tadels-Votum, das sich gegen den Minister des Innern richtete. DieTories haben wirklich Pech mit ihren Führern. Was diesedazu veranlaßt haben kann, gerade über Mc. Kenna wegendessen sehr vernünftigen, von allen unparteiischen Personengebilligten Worten und Taten in der Affäre mit dem Streik-brecherschiff herzufallen und den Liberalen eine Gelegenheitzu schenken, sich als die wahren Freunde der Arbeiterschaftaufzuspielen, ist ein Rätsel. Die Debatte bot wenig Jnter-essantes. Schwere akademische Ünverdatilichkeiten über dasRecht des arbeitswilligen Lumpenproletariats, das sonst vondieser Gesellschaft in den Kot getreten wird, bildeten die Sub-stanz der Reden des langweiligen Chamberlain und desnoch langweiligeren Bonar Law. Die Regierungsver-treter nutzten die Gelegenheit weidlich aus, um die Toriesbei der Arbeiterschaft zu verdächtigen und sich reinzuwaschen.„Die Männer, die sich im Streik befinden," sagte M c.Kenna.„betrachten die„Lady Jocelyn"(das Streikbrecher-schiff) als ein Banner, als eine Flagge. Ihnen ist sie alles,was sie unter dem Namen Streikbrecher hassen und verab-scheuen. Es mag unrecht sein, daß sie diese Gefühle hegen.Die ehrenwerten Herren mögen sagen, daß allein der Besitzeines solchen Gefühls einem Verbrechen so nahe kommt, daßsofort das Militär requiriert werden sollte.(Protestruse beider Opposition uud Beifall bei der Regierungsmehrheit.)