Nr. 138. 29. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Die Aenderungen des Organisations
Statuts der Partei.
Sonntag, 16. Juni 1912.
Gerade in der Einheitlichkeit der Aktion liegt ihre Sprache brachte, legte der Verteidiger, Rechtsanwalt Bagmann, Stärke und der Erfolg. Hierzu kommt, daß so mancher un- die Frage vor, ob Beuge im sozialdemokratischen Vers bedachte oder von falschen Voraussetzungen diktierte Entschluß, bande organisiert sei. Die Beantwortung der Frage wurde wo immer er zustande kommt, wird vermieden werden können, allerdings nicht zugelassen. Im übrigen besaß Herr Barmann die Kühnwenn die an exponierter Stelle stehenden Genossen der ein heit, zu sagen, der Artikel jei veröffentlicht worden, um einem fozialdemokratischen Reichstagskandidaten mehr zelnen Landesteile sich gegenseitig beraten und das Für und oder minderer Qualität zum Siege zu verhelfen. Der Artikel in der gestrigen Nummer über die Aenderungen Wider ihrer eigentlichen Absichten abwägen. Das wird weiter Nach fiebenstündiger Verhandlung erhöhte das Gericht die Strafe des Organisationsstatuts der Partei kann nicht unwidersprochen im Gefolge haben, daß die Parteitage für die Zukunft mehr von 500 auf 800 M. In der Urteilsbegründung wurde wieder wie bleiben. Das ist um so mehr notwendig, als sicher viele wie bisher davon verschont bleiben, zum Tummelplatz irgend- üblich die Tendenz des„ Boltsblatts" ins Feld geführt und der Genossen in Berliner Parteifreisen anderer Meinung sein welcher kleinlicher Streitfragen herabgewürdigt zu werden. Wahrheitsbeweis für mißlungen erklärt. dürften, als sie der gestrige Artikel zum Ausdruck bringt, und Wenn man so den eigentlichen Zweck und die Bedeutung selbst in der Redaktion verschiedene Auffassungen über die cines zu bildenden Parteiausschusses anerkennt, fallen natürlich Der falsche Eid des Gendarmen. Organisationsfrage vorhanden sind. die weiteren Vorschläge, den Mitgliedern der Kontrollkommission Das„ Volksblatt" von Bochum hatte im Oktober vorigen Deshalb erscheint es geboten, mit einigen Bemerkungen Initiativrechte zu erteilen oder einen Beirat mit dem Sit in Jahres über eine Gerichtsverhandlung vor dem Schöffengericht in auf die in dem Artikel gemachten kritischen Darlegungen Berlin zu schaffen, weg. Wenn überhaupt je etwas geeignet sein teele berichtet. Angeklagt war ein Parteiwirt aus Freiſenbruch . etwas näher einzugehen. In dem Artikel wird betont, daß in dem Vorhandensein zu behaften, so wäre es der lettere Vorschlag. Niemand wird ist gewiß bedauerlich, berechtigt aber die Polizeiorgane noch nicht sollte, den Parteivorstand mit dem Odium des Mißtrauens Er follte an ein schulpflichtiges Mädchen Schnaps verkauft haben. ( Daß immer noch Schnaps in erheblichen Mengen getrunken wird, eines Parteiausschusses schließlich nur eine Vermehrung des einsehen können, daß der Parteivorstand bisher bei seinen zu unrichtigen Anzeigen und falschen Aussagen.) bureaukratischen Apparates der Partei, in dringenden Fragen Entschließungen gerade des Rats eines aus den exponierten 3 unrichtigen anzeigen und falschen Aussagen.) sogar eine Verzögerung schneller Entscheidungen zu erblicken sei. Genossen Berlins zusammengesetzten Beirates ermangelt hat. nach, daß er zur Begleitung von Kindern, die Branntwein holten, In der Verhandlung vor dem Schöffengericht wies der Wirt In brennenden und besonders dringenden politischen Fragen Die Schaffung eines solchen Beirates hätte zwar eine Ver- eigens ein Dienstmädchen engagiert habe. Dieses Mädchen habe namentlich der äußeren Politik, wo schnelles Entschließen größerung, nicht aber eine wesentliche Verschiedenartigkeit der auch in dem zur Anzeige stehenden Falle das Kind begleitet. Die und Handeln am Plaze sei, könne die Aktionsfähigkeit der beratenden und beschließenden Körperschaft zur Folge. Die Richtigkeit dieser Darstellung wurde von 5-6 Zeugen bestätigt, die Partei durch den Parteiausschuß eher gelähmt als schlag- Zwecklosigkeit desselben liegt so flar auf der Hand, daß der zudem betonten, daß der Gendarm das Dienstmädchen unbedingt fräftig gestaltet werden. Und der Parteivorstand müsse be- Parteitag von vornherein hierfür nicht zu haben sein wird.
Aus der Partei.
Polizeiliches, Gerichtliches ufw.
Statt 500 M. 800 M. Strafe!
gefehen haben müsse, er habe es sogar angesprochen Der Gendarm Niemier stritt beides unter Eid ab. Das Gericht kam jedoch zu einer Freisprechung des Wirtes, weil es die Angaben des Gendarmen für widerlegt erachtete.
Das„ Volksblatt" hatte diese Tatsache gebührend festgenagelt. Dem Genossen Pierentämper brachte dieser Artikel einen Prozeß ein. Am 22. April wurde vor dem Schöffengericht in Bochum vers Gendarm sollte den Wirt schifaniert haben) zu 20 M. Geldstrafe verhandelt. Bierenfämper wurde wegen des Ausdrucks Schifane"( der
fürchten, wenn er wider Erwarten zu selbständigen schnellen Entschließen gezwungen werde, später von dem Ausschuß desavouiert zu werden. Wenn man von diesem Standpunkt aus die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit einer solchen dem Parteivorstand neu beizugebenden beschließenden Körperschaft beurteilt, mag allerdings viel gegen die Schaffung des Parteiausschusses e men to w- Jhehoe gewählt. Der Barteiverein zählt jetzt über Zum Sekretär der Stettiner Parteiorganisation wurde Genoffe sprechen. 2200 Mitglieder und hat noch ein großes Agitationsfeld zu bearbeiten, Unter den Mitgliedern der 21gliedrigen Kommission soll der Wahlkreis der Partei dauernd erhalten bleiben. Die nurteilt. Das Gericht erachtete den Wahrheitsbeweis in diefer BeAndürfte kaum ein Genosse gewesen sein, der bei der Beratung stellung eines Parteibeamten war deshalb notwendig geworden. ziehung für mißlungen. Im übrigen erfolgte aber Freidieser wichtigen reorganisatorischen Bestimmung die Möglichfprechung, weil das Gericht zu der Ueberzeugung feit politischer Konflikte, bei denen schnelles Entschließen und Stadtverordnetenwahlen von acht erledigten Mandaten fünf von allen wijfentlich die Eidespflicht verlegt hat. Gemeindewahlfieg. In Neustadt bei Koburg sind bei den gelangt war, daß der Gendarm Niemier in zwei Handeln am Plage ist, außer acht gelassen hätte. Nur ein unseren Genossen errungen worden. Das Stadtverordnetenkollegium Nach dieser Verhandlung begann gleich wieder der Rehabilipolitischer Kindstopf könnte nach den Ereignissen der letzten Zeit besteht nun aus sechs sozialdemokratischen und sechs bürgerlichen Ver- tierungsprozeß für den arg kompromittierten Gendarm. Der noch anderer Meinung sein. Das sind aber Momente sefun- tretern. Staatsanwalt bot für die am Freitag stattgefundene Berufungsdärer Natur, die für die Schaffung des Parteiausschusses nicht verhandlung einen großen Beugenapparat auf, der indessen völlig ausschlaggebend sein können. Politische Katastrophen und versagte. Der Gendarm Niemier, der in den vorigen Verhand internationale Konflikte brechen nur selten über Nacht herein, lungen auf das bestimmteste bestritt, das Dienstmädchen gesehen und Aus Halle a. S. berichtet man uns unterm 14. Juni: Vor angesprochen zu haben, war etwas vorsichtiger geworden. Er entfann sie fünden sich durch gewisse Vorzeichen mindestens so lange einiger Zeit wurde der Genosse Redakteur Kasparet vom Bolts- fich jest nicht mehr, meinte dann, er könne es aber nicht glauben, möglich vorher an, daß der Parteivorstand, der auch für die Zukunft blatt" wegen angeblicher Beleidigung des Leutnants und Ritterguts wäre es jedoch immerhin, daß er das Mädchen gesehen habe. Mehr noch in wichtigen Dingen die Initiative ergreifen befizers Wendenburg von Wormsleben im Mansfeldschen und als ein halbes Dußenb Beugen bekundeten wiederum, daß Niemier, muß, die Ausschußmitglieder zeitig genug zusammenberufen dessen Aufseher vom hiesigen Schöffengericht zu 500 Mark Geld - entgegen seinem früheren Eid, dem Mädchen eine Strecke Weges gefann. Wo aber auch in ausnahmsweisen Fällen der Partei- ftrafe verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte nicht bloß Genosse folgt und es dann auch angesprochen habe. Der Gendarm entfann vorstand selbständig handeln muß, wird bei den für die Ent- Kasparet, sondern auch Wendenburg und seine Mittläger bei der sich immer noch nicht. schließungen des Parteivorstandes mitverantwortlichen Aus- Afrikanische Stultur in der Provinz Sachsen " einen Artikel barm Niemier fei Träger einer Rechtsordnung, die nicht jedem geStraflammer Berufung eingelegt. S. hatte unter der Spigmarke: Der Staatsanwalt beantragte 200 M. Geldstrafe. Der Genschußmitgliedern so viel politischer Weitblick und Einsicht an- veröffentlicht, in dem die Zustände auf den Wendenburgschen nehm sei. Das„ Voltsblatt" habe schon früher einen solchen zutreffen sein, daß sie das Vorgehen des Parteivorstandes Gütern fritisiert Die Berufungsverhandlung er Beamten in gleicher Weise verdächtigt. Das Gericht müsse deshalb billigen. hielt eine recht merkwürdige Einleitung. Unser Genosse, der einmal nachdrücklichst aussprechen, daß das„ Boltsblatt" nicht bea Es flingt eigentlich ganz sonderbar, daß derselbe Partei- augenblicklich frant und in ärztlicher Behandlung ist, erschien mit rufen sei, die angeblichen Eidesverlegungen von Beamten zu erörtern, vorstand, den, wie in dem gestrigen Artikel mit Recht betont verbundenem Halse zur Verhandlung und nahm als Privat- das sei Aufgabe anderer Organe. wird, eine konzentrierte Willensäußerung der Gesamtpartei betlagter auf der Rechtsanwaltsbank neben seinem Verteidiger Das Gericht hob das Urteil erster Instanz auf und berurteilte zur Leitung deren Geschicke betraut hat, ein Desaveu zu be- Dr. Müller Platz. Der Vorfigende ordnete aber an, daß K. auf den Genossen Bierenkämper zu 150 Mart Geldstrafe. Die Urteils der Anklagebant Plaz nehmen mußte,
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fürchten haben sollte, sobald er in dringenden Fällen einmal fand wegen des großen Beugenaufgebots im Schwurgerichtssaale begründung deckte sich mit den Ausführungen des Staatsanwalts.
während der Herr Rittergutsbesitzer sich neben
Soziales.
Ein Flugblatt- Brozek.
schnelle, selbständige Initiative ergreift. Nein! Gerade weil statt man von den mit der Leitung der Parteigeschäfte betrauten feinem Berteidiger auf der Geschworenenbank hinsetzen durfte. Genossen politische Einsicht, Weitblick und Entschlußkraft er- Bekanntlich ist es weder üblich noch zulässig, Privatbeklagte wartet und voraussetzt, ist das nicht zu befürchten. Die auf die Anklagebank zu weisen. Genosse K. wurde schließlich wegen Gründe, die gegen die Zweckmäßigkeit eines solchen Partei- feiner Krankheit von der Teilnahme an der Verhandlung entbunden. Im Auftrage des Alten Bergarbeiterverbandes hatte Wohlausschusses angeführt werden, sind daher nur hypothetischer Die erneute Beweisaufnahme fiel für die Wendenburgpartei gemut in Bochum öffentlich Flugblätter verbreitet, die die Wahlen Art. Dagegen greifen die selbst von den Gegnern zugegebenen nicht schmeichelhaft aus. Den polnischen Arbeitern war Fleisch ver- zum Berg- Gewerbegericht betrafen und die zur Wahl bestimmter Art. Dagegen greifen die selbst von den Gegnern zugegebenen abreicht worden, in das sich die Maden tief hineingefreffen Personen aufforderten. Eine polizeiliche Erlaubnis hatte er nicht. Vorteile tief ein in die Vielgestaltigkeit unseres Parteilebens. hatten. Zwei Zeuginnen bekundeten, daß es öfter Milchsuppe Für das Verteilen hatte er vom Verband eine Mark erhalten. Weil Für den mit einer Fülle der verschiedensten Aufgaben be- mit Würmern gab, und daß man übles Hammelfleisch, das das er keine Erlaubnis hatte, wurde Wohlgemut in zweiter Instanz vom ladenen Parteivorstand wird es immer schwerer, die von ein- Hausgesinde nicht essen tonnte, den Polen zubereitet Landgericht Bochum , das gewerbsmäßige Verteilung annahm, zu ander abweichenden politischen Verhältnisse der einzelnen habe. Dagegen bekundete allerdings der seit langen Jahren bei einer Geldstrafe verurteilt. Landesteile zu überblicken. Er kann des Rates der Vertreter Wendenburg im Dienste stehende Buchhalter Böhmte, er habe von Das Kammergericht wies dieser Tage die Revision des Angedieser Staaten auf die Dauer nicht entbehren. Ihres Einver- dem Kontorfenster aus gesehen, daß das Essen brillant ge- flagten mit der Maßgabe zurück, daß die Berurteilung auszusprechen ständnisses bedarf es auch, sobald anläßlich wichtiger Vor- wesen sei. sei wegen Uebertretung des§ 43 Absatz 1 der Gewerbeordnung, tommnisse politische Aftionen geplant werden. Dhne sich vor- burg bei der Mißhandlung polnischer Arbeiter seine ReitEinem früheren Amtsdiener Beust, der aussagte, daß Wenden- welcher lautet: her mit den Parteivertretern der Landesteile in gemeinsamer peitsche in Stüde geschlagen habe, schenkte man Bildwerke auf öffentlichen Wegen, Straßen oder Pläßen oder an Wer gewerbsmäßig Druckschriften oder andere Schriften oder Beratung genügend verständigt zu haben, ist eine Schlag- teinen Glauben, weil 23. früher selbst mitgehauen hatte. anderen öffentlichen Orten ausrufen, verkaufen, verteilen, anfertigkeit der Partei nicht zu erwarten. Einem Zeugen, der unangenehme Dinge gegen einen Aufseher zur heften oder anschlagen will, bedarf dazu einer Erlaubnis der Orts
Gabriel Schillings flucht.
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ihn hinab. Wie Elemente sind die streitenden Kräfte gegenein- danach lecken. Wer das Glück hat, ein Spardepot von 10 000 m. andergestellt. Sie geben im Zusammenprall von ihrem Inhalte zu besitzen, kann jährlich 1500 bis 1700 M. Einkommen ohne weitere nichts auf, und im Verteidigen ihrer Ansprüche wachsen sie ins Mühe cintassieren. Das kapitalfräftige London geht voran. Gerhart Hauptmanns Drama hat nun seine Urauf- Gewaltige, ins unheimlich Großartige. Erschütternd spielt dieser hat die Anteile dieser vortrefflichen G. m. b. H., die in Berlin beführung erlebt. Im Badestädtchen Lau ch stedt, auf der kleinen Kampf sich in dem hilflos aus dem Gleichgewicht geratenen Gabriel gründet worden ist, schon an der Börse eintragen lassen, und es Bühne, die unter Goethes Beihilfe hergerichtet wurde, erfüllte sich Schilling ab. Seine Gegenwehr ist aussichtslos, aber eben die werden Versuche gemacht, andere Weltbörsen für die Sache zu interam Freitag des Dichters Wunsch. Vor sechs Jahren wurde das furchtbare zerbrochenheit seiner Anstrengungen hat das Wesen des essieren. Die angesehensten Bücherrevisoren Londons haben die Drama gedichtet, aber damals geschah, was noch keinem Werke Ungeheuerlichen. Bücher des verflossenen Jahres sorgfältig geprüft und eine offizielle Hauptmanns geschehen war: Die Berliner Einstudierung wurde Die Dichtung ist ein hohes, herbes Lied vom Leben und vom Erklärung" darüber abgegeben. Man wird also nicht dabei hereinunterbrochen. Die Ursache muß man durchaus in dem innigen Tode; in unserer unmittelbaren Nähe tönt es auf, schön und segeln. Selbst wenn die Londoner Revisoren nicht solch ein BrimaBerhältnis des Dichters gerade zu diesem Werke suchen. Haupt- schauerlich zugleich, in unermeßliche Fernen hin, als ob sie die be- zeugnis abgegeben hätten, würde der dümmste Laie prophezeien mann zweifelte, daß sein Wert eine Angelegenheit des großen freiende Wahrheit mächtiger ahnen lassen könnten. Eine Weite, fönnen, daß die neue G. m. b. H. in den nächsten Jahren außerPublikums sei. Er zweifelte nicht an der Kraft des Wertes. wie sie hier sich erschließt, in der es ethisch strömt, errang noch kein gewöhnlich blühen muß und Chance hat, bis zu 20 und 25 Proz. Wahrscheinlich darf man sagen, er stellt es unendlich hoch. So viel naturalistisches Werk. Gabriel Schillings Flucht aber ist eins. Der Dividende abzuwerfen. ist gewiß: die ihm aus Freundschaft das Geschenk der Lauchstedter Naturalismus Hauptmanns feiert wie aus Jugendzeiten aufsteigend Die Angelegenheit ist aktuell genug, um auch unsere Leser darin Aufführung darbrachten, gaben ihm viel. Man stand unter dem einen Triumph hoher Vollendung seiner Baukunft. Freilich, um einzuweihen. Um schließlich nicht länger in Rätseln zu sprechen: Eindruck eines hohen, absoluten Wertes. Aus der Lektüre des in großer Geltung herauszuholen, was das Werk birgt, bedarf es die in Rede stehende Unternehmung ist die Metropole PaDramas brachte man Urteile, Fragen, Unsicherheiten mit. Vor- einer so einzigen Darstellung, wie man sie im Lauchstedter Theater lace Company, Limited. Die Berliner kennen sie unter fichtiges Abwarten kam hinzu, ob die kleine Bühne den Stimmungen fah. Das Wirkliche war so rein und stark erfaßt und ausgedrückt, der Bezeichnung„ Metropolpalast", das berühmte" Gebäude in der der Dichtung, die sich in die endlose, seltsam belebte Weite des daß es über sich hinaus im großen Sinne bedeutungsvoll wurde. Behrenstraße, worin sich das sogenannte" Palais de Danse", der Meeres hinausdehnt, gewachsen sein werde. Die schlimmsten Der fünfte Att hat wohl noch nicht die zureichende szenische Lösung Pavillon Mascotte", ein Varieté und eine Anzahl Läden befinden. Zweifler fürchteten, die Gebrochenheit des Malers Schilling, der gefunden; für ihn schien nun doch die nur kleine Bühne trotz Max Neben Moulin Rouge" gehört dieses Tanzlokal mit seinem Varieté feiner ernsthaften Willenstat mehr fähig ist, werde der Aufführung Liebermanns großer Kunst der Dünenmalerei zu eng, sie drängte zu den gesuchtesten Vergnügungsetablissements" des mondainen die Wucht nehmen. Aber schon wenn man das Drama wiederholt die Vorgänge im Widerspruch zum Inhalt der Szene räumlich zu Berlins . Alles was Ausländer heißt, jeder Provinziale, jeder unlas, wich dieses Mißtrauen immer mehr. Man darf sich nicht durch Denn daß dieses Werk keine Angelegenheit des großen Publikums tung, die mit den ihr seelenverwandten Lokalen in Lurus,„ omsehr zusammen. Das wird anderswo besser zu bewältigen fein. verheiratete Berliner der Geld hat, frequentiert diese EinrichEs handelt sich nicht vor allen Dingen um Gestalt und Schicksal sei, daran glaubt man nach der Lauchstedter Aufführung nicht fort" und glänzender Beleuchtung konkurriert und zugleich einen Gabriel Schillings, wenn dieser auch das tragische Opfer ist, das mehr. Die ernsthaften Bühnen werden es wagen müssen. Diese brutalen Beweis des dekadenten, abstoßenden„ Amüsements" eines in der Meeresbrandung seine Erlösung findet; es handelt sich um Ueberzeugung ist der wichtigste Ertrag der Arbeit, die Willy Gru- gewissen Teils der Bourgeoisie erbringt. Eine Flasche Sekt in jedes einzelne Wesen bedeutungsvoll wichtig genommen sein will.( Lucie Heil), Rosa Bertens ( Eveline Schilling), Tilla Durieur wo der„ Raub der Sabinerinnen" ohne jeglichen Widersrand vor sich Alle diese Wesen, Männer und Frauen, leben intensiv aus dem( Hanna Elias) und die anderen Berliner Darsteller geleistet haben. geht, wo die Prostituierten hinziehen, um anständige" Kundschaft eigensten Begehren ihrer Natur. Der Maler Schilling, der Bildzu finden, wird mit Preisen von 20 bis 40 M. bezahlt. Solch eine hauer Mäurer, die Violinisten Lucie Heil sind KünstlerindividualiFlasche Sekt verkörpert den Monats- oder Wochenlohn einer großen nicht vor Hunger umzukommen. Die Prostituierten und die Frauen, die noch nicht direkt unter Sittenkontrolle stehen, bezahlen im Palais de Danse", in" Moulin Rouge", in der„ Arkadia", in den Jugendsälen" usw. kein Entree sie sind willkommen unter der Bedingung oder Vorausseßung, daß sie zum Trinken animieren. Eine Frau, die über das Leben dort genau orientiert ist, fagte mir:" In den eleganten Nachtlokalen Berlins , wo die öffentlichen Mädchen verkehren, herrscht eine bestimmte Regel im Trinken. Da müssen sie, wenn sie die Gäste animiert haben, auch alles Zeug austrinken, bis auf die Nagelprobe weggegossen wird nichts. Wer sich bei dem Besizer eines solchen Lokals angenehm machen will, trinkt die ganze Nacht bis zur Bewußtlosigkeit, Ob man sich dabei
ben Namen, der ihm gegeben ist, falsch einstellen lassen.
täten; fie brauchen zum Glüd persönliche Unabhängigkeit. Gerät
f. d.
er nicht liebt Wein, Weib, Gefang. Anzahl von Arbeitern und Arbeiterinnen, die das Glück genießen,
Liebe mit ihrem Werke in Widerstreit, so zerbricht eins von beiden und zieht das andere nach. Diesem Verhängnis verfällt Gabriel Gott sei Dank, es gibt für den kleinen Mann, der nicht genug Schilling. Unabhängigkeit aber heißt, dem neuen Tag gehören und Spargroschen hat, um sein Geld in Aktien einer großen Fabrik, die gefährlichen Gespenster der Vergangenheit fernhalten und ab- eines Bergwerksunternehmens, einer Bank, in Kolonien oder schütteln. Der Bildhauer Mäurer ist auf der Hut, fernige Gegen- amerikanischen Papieren anzulegen, noch etwas zu verdienen! Unter wartsfrische feit ihn gegen die gefräßigen Bestien; aber Schilling dem Patronat einer Anzahl ehrsamer Aufsichtsräte werden zurzeit gerät ihnen in die Fänge, sein Blut liefert ihn den Gespenstern für ungefähr 60 Millionen Mark liebe, niedliche, kleine Anteile einer bon gestern aus. Zwei Frauen sind sein Verhängnis, eine, die ihn Unternehmung, die fast so sicher wie Gold einen Gewinn von 15 bis mit Alltagsfragen erdrückte, und eine andere, die ihn mit ihrem 17 Proz. Dividende verspricht und diesmal fein Schwindel ist, auf Glauben, er könne ihre Hilfe nicht entbehren, unfrei und elend den internationalen Geldmarkt gebracht. Jeder Anteil beträgt nur machte. Bergebens flüchtet er, er hat nicht die Kraft, aus Selbst- 20 M. In englischem Gelde berechnet ein Pfund. In sechs Jahren erhaltungstrieb brutal zu troben, der„ rüdivärtige Trichter" schlingt hat man deshalb sein Geld zurück. Man sollte alle fünf Finger
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