kapitalistischen Demokratencharakter der Volksfürsorge für alle Zest ten ausgeschlossen. Die Kommission hat beschlossen, alle Arten der Volksversichernng einzuführen. Die große Zahl der bei der..Vik- foria" und bei der„Friedrich-Wilhelm" neu abgeschlossenen Ver- sicherungen beweist das Bedürfnis der breiten Voltsmasten nach der Versicherung. Bei der Versicherung ohne ärztliche Untersuchung ist die Kapitalversicherung auf den Todesfall die Regel. Diese Art der Versicherung hat zur Voraussetzung� daß Wochen- oder Monats- Prämien gezahlt werden. Dann also, wird man einwenden, muß die Bolksfürsorge mit einem gleich großen Verfall von Policen wie die kapitalistischen Gesellschaften rechnen. Gewiß. Arbeitslosigkeit Und Krankheit werden auch unsere Mitglieder treffen. Wir brau- chen aber dann nicht so gewissenlos zu handeln, wie die kapitalisti- schen Gesellschaften. Neben der Kapitalversicherung werden wir eine Spar- und Lebensversicherung haben und ohne weiteres sollen die Policen der Kapitalversicherung in solche der Spar» und Lebend lustig. An der Grenze von IblXZ M. muß, wenn keine ärztliche Untersuchung vorgenommen ist, festgehalten werden. Wohl aber können Einrichtungen getroffen werden, um diese Grenze hinaus- zurücken. Hat sich jemand mit 1500 M. für den Todesfall de» sichert und ist diese Summe nach der Sterbetafel der Spar- und Lebensversicherung durch die Prämienzahlung gedeckt, so soll sich bei der Fortzahlung der Beiträge die Versicherungssumme über 1500 Mark hinaus erhöhen. Wir können heute noch nicht eine Tabelle über die Kapitalversicherung vorlegen. Die Arbeit der Versiche- rungsmathematiker erfordert Zeit. Hoffentlich aber wird es uns gelingen, die noch entgegenstehenden Schwierigkeiten im Laufe dieses Jahres zu überwinden, so daß mit Anfang des nächsten Jahres die Bolksfürsorge ihre Wirksamkeit beginnen rann.(Lebhafter Beifall.) Redner wirft noch einen Blick auf das gehässige Treiben der Gegner. Im„Archiv für Versicherungswissenschaft" war zu lesen, daß die Ueberschüsse der Volksfürsorge zu Parteizwecken verwendet werden sollten, und daß das Reichsauffichtsamt eingreifen müsse. (Große Heiterkeit.) Solche Esel sind wir nun wirklich nicht. Die „Zeitschrist für Versicherungswesen" ist etwas vorsichtiger. Sie meint, daß wir„die im Hintergrund stehenden politischen Ziele zu verbergen suchen", damit wir nicht an der Klippe des AufsichtsamteS scheitern. Eine andere Frage aber sei. ob nicht das neue Unter- nehmen dem AufsichtSamt später Anlaß zum Einschreiten geben dürfte(Aha-Rufe), wenn seine politischen Tendenzen deutlicher her- vortreten. Insbesondere mahnt die„Zeitschrift", auf die A n la g e der ge- sammelten Kapitalien genau Obacht zu geben. Welche Angst haben doch diese profitwütigen Herren! Wir werden niemals Geld für Partei- oder Streikzwecke hergeben. Wollten nur unsere Gegner so korrekt verfahren! Die Scharfmacher fordern ein Verbot der „Volksfürsorge" von vornherein. Ein Gewährsmann der Zentrale des Verbandes deutscher Arbeitgeberverbände prophezeit die Besol» dung eines neuen großen Heeres von Angestellten, verdienter Agi- tatorcn, und eine gewaltige Machtsteigerung der Sozialdemokratie. Wären wir so dumm, ein großes Heer von Angestellten hoch zu be- soldcn, so verdienten wir Prügel, denn dann wäre die„Volksfür- sorge" ein totgeborenes Kind. Von der Ersparnis an Verwaltungs- kosten hängt der Erfolg des neuen Unternehmens ab. Nur weil wir die neue Organisation an die bestehenden angliedern können, ist unser Unternehmen so gesund. Bei den Gewerkschaften macht das wenig Schwierigkeit, die Beitragssammler ziehen die Versiche- rnngsprämien gegen geringe Entschädigung mit ein. Bei den Kon- sumvcreinen wird sich der Mangel einer demokratisch durchgebilde- ten Verfassung schmerzlich bemerkbar machen. Aber das muß eben anders werden, weil die Mitarbeit der Mitglieder auch für die eigentlichen KonsumvereinSzwecke notwendig ist. Denn die Kon- sumgenossenschaft will ja nicht nur billige Lebensmittel herbcischaf- feti, sondern den ganzen Menschen mit allen seinen Bedürfnissen umfassen. In diesem Sinne wollen Genossenschaften und Gewerkschaften mit Errichtung der„Volksfürsorge" nicht nur die Volks- Versicherung verbessern und verbilligen, sondern auch ihrer eigenen Bewegung neue Stützpunkte schaffen. Gerade das würden sie aber unmöglich machen, wenn sie mit der„Volksfürsorge" Nebenzwecke verbänden. Die„Volksfürsorge" ist an und für sich eine so große und herrliche Aufgabe, daß sie des Schweißes der Edlen wohl wert ist. Handeln wir darum nach dem alten GenossenschaftSwort: Arbeite und warte!(Stürmischer Beifall.) Bauer(Generalkommission) schließt sich den. Ausführungen v. Elms vollinhaltlich an und macht auf die merkwürdigen Treib»- reien gegnerischer Interessenten in Rheinland-Westfalen aufmerk- sam. Die Regierung habe bei den Krankenkassen angefragt, ob sie bei der Durchführung der Volksversicherung»litwirken wollten. Diese hätten geantwortet, sie würden gern ihre Arbeit in den Dienst dieser sozialen Aufgabe stellen, sobald das Gesetz entsprechend ge- ändert sei. Aber das meinte die Regierung nicht; es handelt sich vielmehr um die Förderung der Düsseldorfer BersicherungSbank, die die Voltsversicherung mit der Züchtung von gelben Arbeiterver- einen verbindet, durch die Krankenkassen. Es wäre beleidigend für die Regierung, anzunehmen, daß sie nicht unserer„Volksfürsorge" dieselbe Förderung sollte zuteil werden lassen.(Große Heiterkert.) Aber wir brauchen gar keine Hilfe, wir ruhen fest auf dem Boden des Vertrauens zu GeWerk, und Genossenschaften, das sich in den rasch wachsenden Mitgliederzahlen bekundet. Dieses Vertrauen macht unsere„Volksfürsorge lebensfähig und wird uns ermög- lichen. eine positive Leistung von größter sozialer Bedeutung zu vollbringen und ein neues Wahrzeichen der genossenschaftlich-gewerk- schaftlichen Selbsthilfe zu errichten.(Lebhafter Beifall.) Damit schließt die Besprechung. Ueber den nächsten Punkt der Tagesordnung: Das Musterstatut für Konsumvereine referiert S ch m i d t ch e n- Remscheid. Das von der Kommission ausgearbeitete Musterstatut ist vom Ausschuß, Vorstand und Kommission mit einer kleinen Aenderung angenommen worden, die den Grundsatz der Barzahlung schärfer betont. Dieses Musterstatut wird unter Ablehnung aller AbänderungS- antrage vom Genossenschaftstag einstimmig genehmigt. Nächste Sitzung: Mittwoch. »* Berichtigung: Der russische Delegierte Lentzky ersucht unS, richtigzustellen, daß nicht der Umsatz aller dortigen Vereine, sondern der des GenossenschaftSvevbandeS 12 Millionen Mark beträgt. Jener beträgt vielmehr über 200 Millionen. oitelbssche; aus dem„freien" Wien . Wer die Verhältnisse in den Kleinstädten kennt, weiß, daß eS wohl allerorts gewisse Personen gibt, welche kraft ihrer Geburt. Stellung oder anderer Umstände als Respektspersonen gelten, um welche sich höhere Beamte und sonstige in besseren Verhältnissen lebende Menschen gruppieren und so mit diesen die„tonangebenden Kreise" des Ortes bilden. Solch eine Respektsperson, die bei allen offiziellen und inoffiziellen Feiern und sonstigen Angelegenheiten obenan steht, glaubt sich natürlich alles erlauben zu können, was andere Sterbliche nicht dürfen, und keiner aller der Trabanten, die sich um sie geschart, wie der Sterne Chor um die Sonne, wird eS wagen, dem eventuellen Missetäter ernsthaft zu nahe zu treten. Eine solche Respektsperson ist der auch über die Grenzen Bad Nauheims hinaus bekannte Major a. D. Stamm daselbst. Trotzdem konnte er nicht verhindern, daß er am vorigen Donnerstag auf dem Anklagebänkchen des Schöffengerichts Bad Nauheim Platz nehmen mußte, und zwar aus folgendem Grunde: Am Ausgange des Stadtwaldes zum Felde sitzt auf einer der dort aufgestellten Bänke ein kleiner Landwirt und erwartet sein Fuhrwerk. Neben ihm sitzt sein Hund, den er an der Leine hat und vorsorglich am Halsband hält. Da naht eben jener Major, der dort Jagdpächter ist.„Wie heißen Sie, Sie haben Ihren Hund nicht angeleint," ruft er dem Bauern zu.„DaS brauche ich wohl nicht zu sagen," erklärte dieser ruhig, worauf jener von neuem nach dem Namen fragt, dann die Flinte herunternimmt, und sie mit den Worten:„Marsch! Zehn Schritt vor mir her! BorwärtS zur Polizei!" auf den ganz bestürzten Mann richtet. Zufällig kommen zwei Frauen des Weges, welche entsetzt davonlaufen, weil sie fürch- teten, der Major würde schießen. Die Folge jenes Vorfalles war, daß der Bauer einen Nervenchok erlitt, der mehrere Wochen ärzt- liche Behandlung und Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatte. Auf ergangene Anzeige kam der Major a. D. aufs Bänkchen wegen Nötigungsversuchs und Körperverletzung. Ueber die Ver- Handlung selbst ausführlich zu berichten, würde zu weit führen. Es genügen einige Einzelheiten. Vor allem mußte dem unbefangenen Zuhörer sofort auffallen, daß sich der Amtsanwalt fortgesetzt bemühte, Unstimmigkeiten in den Aussagen des Hauptbelastungszeugen, nämlich des an seiner nach Aussage des Arztes an seiner Gesundheit schwer geschädigten Landwirtes zu finden. Obwohl die zwei Frauen unter Eid die Dar- stellung desselben fast genau bestätigt und insbesondere beide ge- sehen hatten, daß der Hund angeleint war. suchte der Anklag» Vertreter immer wieder daS Gegenteil herauszubringen. Warum? Um folgende Begründung der Anklage zu bringen:„Nach§ 127 Str.-P.-O. hat jeder, der einen Menschen bei einer strafbaren Hand- lung auf frischer Tat ertappt und sofern Fluchtverdacht vorliegt und seine Persönlichkeit nicht in anderer Weise festgestellt werden kann, das Recht, denselben zu verhaften und zur Polizei zu bringen. Wenn auch die Zeugen nicht gesehen haben, daß sich der Hund von seinem Besitzer entfernt hat. so liegt doch die Möglichkeit vor, daß er sich entfernt hat und nicht angeleint war, was einen Verstoß gegen die Polizeiordnung bedeutet, also eine strafbare Handlung darstellt. War das aber der Fall, dann hatte der Angeklagte das Recht nach§ 127 Str.-P.-O. die Festnahme vorzunehmen, sofern auf andere Weise die Person nicht festzustellen war. Der Ange- klagte hat mithin in gutem Glauben gehandelt. Nur hat er ver- säumt, vorher noch die beiden Frauen zu fragen, ob sie den Mann kennen, von denen eine denselben gekannt hat. Deshalb ist Strafe geboten. Ich beantrage unter Zuerkennung weitgehendster Milde- rungSgründe eine kleine Geldstrafe, deren Höhe ich dem Gerichte überlasse." So der Amtsanwalt. Glücklicherweise war der Ver- letzte als Nebenkläger mit einem Anwalt zur Stelle. Dieser machte darauf aufmerksam, daß Mörler, so heißt der Betroffene, ja gar keine strafbare Handlung begangen hatte, mithin auch die Boraus- setzungen des amtsanwaltlichen Aufbaues gar nicht zutreffen, daß serner gar keine Festnahme erfolgte, sondern eine schwere Bedrohung und Körperverletzung, daß der Anklagevertreter diese Körper- Verletzung, wegen der doch auch Anklage vorliege, ganz vergessen habe und fragt schließlich: Was würde denn geschehen, wenn etwa umgekehrt ein Fall vorkäme und der Hund wirklich frei umherliefe und der Angreifer vielleicht eben dieser Bauer oder gar ein Hand- werkSbursche feien, welche einem Kurfrenidcn eine Pistole mit den gleichen Worten vorhielten? Dann müßte der Amtsanwalt nach seiner Auffassung Freisprechung beantragen, selbst wenn der Kur- fremde infolge der Aufregung einen Herzschlag bekomme. Wenn dann Freisprechung erfolge, dann würde alle Welt rufen: Es gibt keine Gerechtigkeit. Das Urteil lautet auf 20 M. Geldstrafe. Was würde wohl der vom Nebenkläger angeführte Handwerksbursche er- halten haben? ver neue SchapIro-ProaeB. Darmstadt , 18. Juni. Die Stadt Mainz hat seit Frühjahr 1010 durch die Initiative unserer Genoffen im Sta-dtparlament eine Polizeiassistentin. Solche an und für sich segensreiche Neuerung hatte naturgemäß bald ihre offenen und stillen Feinde, nicht zuletzt in Kreisen, die„Jugendfürsorge" aus konfessionellen Nebenabsichten betreiben, und ganz besonders auch in jenen Zirkeln großer und kleiner Lebemänner, die sich bald in ihrer Jagdfreiheit bedroht sahen. Es kam zu Angriffen in der Stadtverordnetenversamm- lung, doch stellten sich diese als unberechtigt heraus. Nichtsdesto- weniger entwickelte sich.weiter eine starke Stimmung gegen die Polizeiassi st entill Frau Dr. Schapiro wie auch gegen den Beigeordnet en Berndt, dem das Polizeiwesen unter- stand. Der dabei üppig ins Kraut schießende Klatsch wurde dem Herausgeber des„Neuesten Anzeiger", H. Hirsch, zugetragen, der dann in einer Artikelserie die Amtsführung der Frau Schapiro und die Dienstaufsicht BerndtS scharf angriff. ES wurde der Polizeiassistentin vorgeworfen, ihre Maßnahmen in sittenpolizei- licher Hinsicht seien nicht allein ungesetzlich, sondern hätten für viele Mädchen und deren Familien großes Unglück gebracht. Diese Beschuldigungen waren mit Spitzen gegen den Beigeordneten Berndt wegen dessen angeblich nicht einwandfreien Lebenswandel garniert. Auf die Strafanzeige der Beiden kam eS am 13. Sep- tember v. I. zu viertägiger Verhandlung vor der S t r a f k a m m e r z u M a i n z, die den Hirsch wegen Beleidigung des Berndt und der Schapiro zu sechs Monaten Gefängnis verurteilte. In dem Urteil wurde festgestellt, daß nur zwei Fälle von Lockspitzeltum vorgekommen seien, in denen die Assistentin ungeschickt vorgegangen war, sonst hätten die Artikel das Ansehen beider Beleidigten in frivoler und gehässiger Weise geschädigt, ein Schutz des§ 193 könne dem Angeklagten nicht zuteil werden, er selbst habe ja auch darauf verzichtet. Straferhöhend kam in Betracht die Schwere und Zahl der Angriffe, die Gehässigkeit, frivole Klatschsucht und Sensations- lust, die auch eine Lockerung der Beamtendisziplin herbeigeführt, Ehre, Gesundheit und Ansehen beider Personen schwer geschädigt hätten. Dem Angeklagten kam zugute, daß er daS, was ihm zuge- tragen, geglaubt habe. Da ein einheitlicher Entschluß zu beleidigen gegen beide Personen vorgelegen habe, sei nur auf eine Straf« zu erkennen. Auf die Revision des Verurteilten hat das Reichs- g e r i ch t das Urteil aufgehoben. Die Annahme einer einheitlichen Handlung in den Beleidigungen wäre unstatthaft; auch die Frage der Wahrung berechtigter Interessen hätte der gesonderten Prüfung bedurft; weiter sei das erstinstanzliche Urteil in zwei Fällen (Kimbel und Wagner) als unmittelbar auf Rcchtsirrtum be- ruhend zu beanstanden. Zur nochmaligen Verhandlung wurde die Sache der Straf- kammer in Darmstadt überwiesen, vor der heute eine Neu- aufläge des Prozesses, der schon soviel Staub aufgewirbelt hat, ihren Anfang nahm. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Nagel, die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Bernhards, Vertreter der Nebenkläger Berndt und Schapiro sind die Mainzer Rechtsanwälte Cause, Pagenstecher und LowinKerger, als Verleidiger fungieren Justizrat Bernstein-München und Dr. Bopp-Darmstadt . ScitenZ der Anklage sind 108 Zeugen, von der Verteidigung 79 geladen. 11. Eeutlaloersmmlmg des Devtschtv TeMarbeiter- Verbandes. Stuttgart . 17. Juni 1912. Im großen Festsaal des Stuttgarter Gewerkschaftshauses be- gann heute die Generalversammlung unter Teilnahme von 126 De- legierten und der Vertreter des Vorstandes, der Redaktion, der Revisoren und des Ausschusses sowie von 3 Gauleitern. Vertreter der Bruderorganisation des Auslandes sind erschienen aus Oester» reich, Ungarn , der Schweiz , Frankreich . Danemark , Schweden . Holland und England. Verbandsvorsitzender Hübsch eröffnete mit einem herzlichen Willkommen die Generalversammlung, der er leider die traurige Mitteilung machen mußte, daß der Genosse Andersen, Vor- standsmitglied des dänischen Verbandes, auf dem Wege zur Generalversammlung plötzlich verstorben ist. Die Generalversamm- lung ehrte sein Andenken durch Erheben von den Plätzen. Nach den üblichen Begrüßungsansprachen gab der Berdandsvor- sitzende Hübsch den mündlichen Geschäftsbericht. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat der Verband günstiger wirtschaften können als in der vorigen Geschäftsperiode, weil immerhin in einzelnen Zweigen der Industrie ein etwas günsti- gerer Geschäftsgang war. Das war in der letzten Zeit der Fall mit der Baumwollindustrie, während ein durchaus guter Geschäftsgang seit längerer Zeit in der Samtindustrie herrschte. Während der Vorstand in der vorigen Berichtsperiode einen Rückgang des Ver- bandes von 22 223 Mitgliedern vermelden mußte, kann er für die jetzige Geschäftszeit einen Ausschwung von 27 126 registrieren. Die gegenwärtige Mitgliederzahl beträgt 140 133, der höchste Stand, den der Verband jemals erreichte. Prozentual gegenüber der ric- sigen Gesamtzahl der Textilarbeiter ist die Organisation noch sehr schwach. Erfreulich ist, daß der Verband das VO. Tausend weiblicher Mitglieder überschritten hat und eS den Anschein hat. daß die zahlreich vertreten« weibliche Arbeitskraft allgemein sich auf- zulehnen beginnt. Zu den Schattenseiten der EntWickelung gehört die noch allzu starke Fluktuation im Verband. Hübsch berechnet aus den verein- nahmten Eintrittsgeldern, daß in der Berichtszeit 87 636 Mitglieder aufgenommen wurden. Daraus spricht zwar eine recht gute Agi» tation, aber auch die Tatsache, daß der Verband nicht die Mög- lichkeit hatte, alle Aufgenommenen zu halten. Der Verband müsse also auf Mittel und Wege zur Hemmung dieser Fluktuation sinnen. Dem Verbände ist es bis jetzt gelungen, 3153 Mitglieder zu gewinnen, die in den Beitragsklassen der Jugendlichen zahlen. Hübsch erörterte die Mittel und Wege, die zur Aufklärung und Ge- winnung der Jugendlichen angewendet wurden und fernerhin sich nötig machen. Zur Werbung von Mitgliedern im allgemeinen hat der Vorstand weniger mit großen Versammlungen und Flug- blättern gearbeitet, sondern durch zweckentsprechendes Agitations- Material und durch Direktiven mit sachlichen Anleitungen an die Gau . und Ortsvorstände. Redner ging dann auf die Tätigkeit des im Hauptvorstande geschaffenen T a r i f a m t e s ein, das den Zweck hat. Tarife aus den einzelnen Bezirken zu sammeln und Übersicht- lich zu ordnen, um an der Hand dieser Aufstellungen den em- zelnen Orten, die in eine Bewegung eintreten wollen, Ratschläge erteilen zu können. Als ein sehr wirksames Propagandamittel wandte der Verband Branchenkonferenzen an. So habe z. B. die wohlvorbereitete Tucharbeiterkonferenz in Thüringen wirk- lich etwas erreicht. Es fanden weiter Konferenzen für die Plüsch, und Teppichweber und für die Posamentiere statt. In bezug aus Streiks und Lohnbewegungen hat der Verband in den letzten Jahren nicht ungünstig abgeschnitten. Redner nannte die auf die Bewegung bezüglichen Zahlen, die wir bereits zur Hauptsache im Vorbericht brachten. Im Laufe der letzten Geschäftsperiode hat der Verband fast mit sämtlichen Be- trieben der Jutefabrikation im Kampfe gestanden. Dann ging der Referent näher auf das Unter st ützungS» Wesen ein und wies nach, daß wider Erwarten die Arbeitslosen- Unterstützung mehr Aufwendungen für die Frauen als für die Männer erfordert. Dasselbe ist aber in noch viel stärkerem Maße bei der K r a n k e n u n t e r st ü tz u n g der Fall. DieS ist eine Entwickelung, die den Verband ohne weiteres zwingt, sein beson- deres Augenmerk darauf zu richten. Zum Schluß mng Hübsch auf Veränderungen in der Gaueinteilung und im Geschäftsführer- wesen ein. In der Nachmittagssitzung erstatteten der Hauptkassierer Zeh ms(die wichtigsten Zahlen siehe im Vorbericht), der Redak- teur W a g« n e r. der Ausschußvorsitzende V e t t e r l e i n und der Vertreter der Revisoren N l e me tz-Berlin ihre Berichte. Die darauf einsetzende Debatte wurde, nachdem vier Redner gesprochen, auf Dienstag vertagt. «IttterungvüberNcht vom 18. Juni 191«. Etattonen Iwinemde. Hamburg Berlin Franks.a.Ad München Wien E„ LZ ü 761«NW 76ÄWSW 763.» 763S» 766« 765» Settel wolkig bedeckt 2 bedeckt Nebel bbedeckt 3 bedeckt 1* 11 10 10 13 15 15 Etattonen Haparanda Petersburg Icilly Aberdeen Part» 761 757 763 756 ® SSW WS» SSO 766 SW Setter »bedeckt 1 Nebel ».bedeckt 3Regen 2cheiler t* 9 13 13 10 17 Wetterprognose für Mittwoch, den 19. Juni 191«. Kühl und vorwiegend trübe mit Regensällen und ziemlich frischen westlichen Winden. verltner Wetterbare«» WasserstandS-Nachrichten der Landesanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterbureau. Wasserstand Memel , TIlfi« P r e g e I, Jnsterburg Weichsel, Thor» Oder, Ratibor „ Krassen . Franliurt Warthe, Schrimm . LandSberg Netze, Vordamm Elb«, Leitmeritz , Dresden , Berby » Magdeburg ') bedeutet Wuchs,— Fall.—>) Unterpegel. Kraft-Rolwein � Uo. 2.oo biachnhmnn�cn bitte zarUckznwelscn. Käuflich in Apotbekon, Drogerien und Delikatessen• Qoschäften. Um sieh vor Infektionskrankheiten zu schützen, trinken die Völker des Südens Wasser nicht ohne Zusatz von Wein. Daß das Volksbewußtsein richtig ist, haben unsere Gelehrten durch Versuche bestätigt. Durch Vermischen gleicher Teile gewöhnlichen Trinkwassers mit Wein wurde die Zahl det Infektionskeime zu•/« vernichtet, nach kurzer Zeit sogar vollständig, so daß nach dem Bericht l- 1 des Dr. Mfg. Wasser durch Weinzusatz absolut keimfrei wurde..»......>..j.. Sei Darmkatarrh , JXagenverstimtnnng Santa Sncia
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