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6ewerkrcbaftUcbe9. Selbe Praktiken. Im Autobau der Firma Siemens-Schuckert  , Nonnen- dämm, hat jüngst eine Anzahl Arbeiter ihren Austritt aus dem gelben Verein erklärt, ebenso wie es in anderen Werken der Firma eine größere Anzahl Arbeiter auch getan haben. Nach den Bestimmungen des gelben Vereins muß nun jede Austrittserklärung schriftlich erfolgen. Dementsprechend sind denn auch die von den Arbeitern selbst geschriebenen Austrittserklärungen per Posteinschreiben an den gelben Werksbevollmächtigten gesandt worden. Unter den Ausge- schiedenen befand sich auch der Schmied R. Während nun alle anderen ausgeschiedenen Arbeiter bis jetzt unbehelligt blieben, versuchte man sich an dem obengenannten Schmied, der sich bereits in ältern Jahren befindet, zu rächen. Durch einen von der Firma angestellten Obergelben wurde eine Er- klärung abgefaßt, in welcher es heißt, daß die Austrittser- klärung des R. nicht aus freier Entschließung erfolgt sei. Diese Erklärung wurde dem Schmied R. zur Unterschrift vorgelegt, und stand dieser vor der Wahl, entweder zu unter- schreiben oder eventuell entlassen zu werden. R. unter- schrieb, um sich der Gefahr der Entlassung zu entziehen. Die Obergelben haben nun beschlossen, imBund" dieses Dokument" zu veröffentlichen, um zu beweisen, wie Aus- trittserklärungen aus dem gelben Verein erfolgen. Wir bringen diese Notiz heute, weil wahrscheinlich die neueste Nummer desBund" bereits im Druck hergestellt ist und die betreffende Veröffentlichung dann nicht mehr zurückge- nommen werden kann. Die Obergelben würden sonst den Versuch, mit der Veröffentlichung obiger Erklärung den Nachweis des Terrorismns der Roten zu erbringen, unter- lassen. Das ganze ist übrigens ein weiterer Beweis dafür, wie man im Unternehmerlager, und dazu rechnen wir auch die Gelben, den Terrorismusschwindel zusammenbraut. Selbst übt man Terrorismus in krassester Form und wirft der- artige Schandtaten den Gegnern vor. Verlin und Umgegend. Maßregelungen bei der Firma Bechstein  . Seit einigen Monaten sind im Bechsteinschen Betriebe öer- schiedentlich, ohne ersichtlichen Grund, Leute entlassen worden, die schon längere Jahre im Betriebe beschäftigt waren und als tüchtige Arbeiter bekannt waren. So wurde in der letzten Woche ein Arbeiter der Flügelkastenbranche entlassen, der auf eine sechsjährige Be- schäftigungsdauer im Betriebe zurückblicken konnte und sich in keiner Weise etwas zu schulden kommen ließ. Die Branchenkollcgen des Betreffenden waren erstaunt und beunruhigt über diese Entlassung, zumal ja auf diese Spezialarbeit fortlaufend neue Arbeitskräste eingestellt werden. Sie kamen zu der Ansicht, daß der Entlassene nur das Opfer einer falschen und schmutzigen Denunziation ge- worden sei. Um sich darüber Gewißheit zu verschaffen, wählten sie in einer Zusammenkunft eine Kommission von drei Kollegen aus ihrer Mitte, welche den Auftrag erhielten, in der Angelegenheit beim Betriebsleiter Hannmann vorstellig zu werden und um die Gründe nachzusuchen, die zur Entlassung des erwähnten Kollegen geführt haben. Dieser Kommission wurde nun bei Ausführung ihres Auftrages eine Behandlung im Kontor zuteil, wie man sie r,r unter anständigen Leuten wohl nicht erwartet hätte. Der Be- triebsleiter H a n n m a n n geriet auf die in ruhigen und sachlichen Worten vorgetragene Anfrage der Kommissionsmitglieder in große Erregung und bezeichnete es als eineFrechheit" undUnver- schämthcit", daß man von ihm die Gründe der Entlassung hören wollte. Er verwies die Kommissionsmitglieder aus dem Kontor, verfolgte sie nach ihrem Betriebsraum und erklärte sie dort unter mehrfachen Beschimpfungen als entlassen. Die schlichte Schilderung dieser Vorgänge, welche die drei ent- lasscnen Rommissionsmitglieder in einer stark besuchten Betriebs- Versammlung gaben, rief dort fortdauernd Entrüstungsstürme her- vor. In der sich daran anschließenden Diskussion wurden die Zu- stände im Betriebe der Firma B e ch st e i n als die traurigsten und rückständigsten in der ganzen Holzindustrie hingestellt. Die Ge» werbeordnung schreibt vor, daß in jedem Fabrikbetriebe ein Ar- beiterauSschuß aus der Mitte der Beschäftigten gewählt werden soll, der gehört werden muß. Die Firma Bechstein   setzt sich über solche gesetzlichen Bestimmungen hinweg; bei ihr gibt es einen solchen Fabrikausschutz nicht. Nachdem noch das rigorose Vorgehen des Be- triebsleiters scharf gegeißelt war, wurde von den über 400 Ver- sammelten e i n st i m m i g eine Resolution angenommen, welche gegen die unwürdige Behandlung der gematzregelten Kommissions- Mitglieder durch den Betriebsleiter Hannmann energischen Protest erhebt und ihre Entrüstung ausdrückt über die persönlichen Belei- digungen, die derselbe den Kommissionsmitgliedern ins Gesicht schleuderte. Die Versammelten gelobten, durch weitere unermüd- liche Stärkung der Organisation die vorsintflutlichen Verhältnisse bei der Firma Bechstein   zu beseitigen; Die Branchenleitung des Holzarbeiterverbandes erhielt dann durch die Versammlung den Auftrag, in Sachen der gematzregelten Kollegen die weiteren Mahnahmen zu ergreifen. Dieobjektiven Behörden". Wiederholt ist im Reichstag und anderswo von Regierungs- Vertretern erklärt worden, daß die Behörden bei den Konflikten zwischen Arbeitern und Unternehmern durchaus objektiv und u n- parteiisch vorgingen, daß sie nur bemüht seien, die Orb- nung aufrechtzuerhalten. Dabei bringt jeder Tag neue Beweise dasür, daß die Behörden bei Streiks und Lohnkämpfen durchaus im Interesse des Unternehmertums eingreifen. ImParadiesgarten" in Treptow   wurden azn Sonnabendabend sämtliche Kellner entlassen. Der Wirt, Herr tz i l l e r  , unterschob seinen Angestellten die Absicht, sie wollten doch plötzlich streiken. Das war durchaus nicht der Fall; wohl aber hatten die dort beschäftigten Kellner sich bemüht, mit Hilfe ihrer Organisation Unterhandlungen mit Herrn H i l l e r über Ver- besserung der Löhne anzubahnen. Am Sonntag überboten sich die gewerbsmäßigen Stellenvcrmittler, Arbeitswillige zu senden. Die Organisation machte von ihrem Koalitionsrechtc Gebrauch: Streikposten suchten die über den Streik nicht unterrichteten Kol- legen über den Stand der Dinge zu unterrichten. Ein ganzes Heer von Polizisten in Uniform und Zivil war aufgeboten, um die Kellner an der Ausführung ihres gesetzlich gewährleisteten stkechtes zu hindern. Nicht weniger denn 15 Mann wurden ver- haftet. Es wurde ihnen angedroht, daß sie, ein zweitesmal erwischt", 24 Stunden in Ha st bleiben würden. Die Arbeitswilligen wurden am Abend in einem M o t o r- b o o t, begleitet von Polizeibeamten und Polizei Hunden an das Rummclsburger Ufer gebracht. Einer der Arbeitswilligen wurde als ein Kellner erkannt, der am Sonntag zuvor im Z e n n e r scheu Lokal mit der Kasse durchgebrannt war. Es bedurfte eines ganz energischen Auftretens der Geschädigten, ehe der Gendarm sich dazu bequemte, den Durchbrenner zur Wache zu bringen. Das gehe ihm nichts an, so meinte der Gesctzcswächtcr. Er beschränkte sich denn auch darauf, den Namen des Betreffenden festzustellen; dann ließ er ihn wieder laufen. Dem Wirt, bei dem die Streikenden Lerantw. Redaktepr: Albert Wachs. Berlin  . Jnjeratenteil berantw. und die Streikposten sich aufhielten, ivurde schon nach 11 Uhr Feierabend geboten, obgleich er bis 12 Uhr nachts Konzession hat. Auch die Straßenbahn mutzte dazu beitragen, die Ar- beitswilligen zu schützen. Die Angestellten derGroßen" waren beordert, die Herren Arbeitsbeflissenen zwischen den Halte- stellen aufzunehmen, damit sie ja von jeder Berührung mit ihren streikenden Kollegen bewahrt blieben. Herr Hiller, derlieber 10 000 Mark in die Spree schmeißen" wollte, als die bescheidenen Forderungen seiner An- gestellten, die zum Teil 10 Jahre im Betrieb waren, zu bewilligen, gibt den Arbeitswilligen jetzt mehr, als die alten Leute verlangten. Nach berühmten Mustern._ Achtung, Schneider und Schneiderinnen! Bei der am 17. Juni d. I. erfolgten Wahl der Delegierten zum Vcrbandstag zu Köln  wurden insgesamt 2315 gültige Stimmen abgegeben. Hiervon er- hielten Kunze 2016, Ritter 1829, Hansmann 1820, K o t s ch 1817, Knoop 1815, Müller 1803, R e i m a n n, Frau, 1786, Gebauer 1746, Brühl   1740, Dierks 1733. König 1710, H ö p f n e r 1697, Bresemann 1671, R o l o f f 1639, B eh r e n d, Fräulein, 1603, D o r i tz, 1596, R i e g e r 1582, Malo nek 1677, Esser 1550, Reinke 1545, Aide 1531, P e e tz 1488, Brockmann 1420, Havemann 1407, Malis 1303, Gramatke 1268, Schwarze 1191. Ungültig waren 142 Stimmzettel, 9 Stimmen waren zersplittert. Gewählt sind die zwanzig zuerst Genannten. Verband der Schneider und Schneiderinnen, Filiale Berlin I  . Die Ortsverwaltung. Die Barbier-, Friseur- und Perllckenmachcr-Zwangsinnung zu Schöneberg   versendet im Namen des Herrn Obermeisters Friedrich Müller, Gustav-Freitag-Stratze 3, an die tariftreuen Arbeit- geber, welche imVorwärts" veröffentlicht werden, folgendes Schreiben: Hierdurch werden Sie nochmals auf Z 10a obigen Statuts, Nachtrag vom 22. Januar 1912, hingewiesen, nach welchen Ver- öffentlichungen über Sonderabschlüsse und Arbeitsverhältnisse verboten sind. Wir ersuchen höflichst, dafür zu sorgen, daß Ihre diesbczüg- liche Namensaufführung imVorwärts" nicht mehr geschieht. Andernfalls wir genötigt sind, gegen Sie eine erstmalige Strafe von zehn Mark festzusetzen. Wenn die Leitung der Zwangsinnung glaubt, mit solch ungc- setzlichen Bestimmungen die Tarifbewegung totschjagen zu können, so irrt sie. Derartige Straffestsctzungen sind wiederholt für rechtsungültig erklärt worden, weil bei der Zwangsinnung keine festgesetzten Lohntarife bestehen. Es sei bei dieser Gelegen- heit daraus hingewiesen, daß folgende Schöneberger Arbeitgeber mit dem Verband der Friseurgehilfen den Tarifvertrag abgeschlossen haben: Ebersstr. 74 Müller, Feurigstr. 45 Liebs, Goltzstr. 46 Rassel, Hohenfriedberg Straße 1 und 27 A b e l t und Härtel. Verband der Friseurgehilfen. DeutfcKes Reich- Die Verhandlunge« des Zentralschiedsgerichts für das Baugewerbe. nahmen dieses Mal fünf Tage in Anspruch. Von den 42 Ver- Handlungsgegenständen fanden nur 32 ihre Erledigung. Es ist bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, daß in einer Anzahl von Ortsverbänden die Unternehmer wiederholt den Ver- such unternahmen, mit ihren Arbeitern durch besondere Verein- barungen bestimmte durch den Vertrag festgesetzte Vertragsbcdin- gungen abzudingen; wieder andere versuchen durch gewisse Mani- pulationen den Vertrag zu umgehen, um sich auf diese Weise vor Erfüllung der Vertragsoedingungen zu schützen. Das Zentral- schiedsgericht hat durch eine grundsätzliche Entscheidung die Ab- dinglichkeit des Vertrages für unzulässig erklärt. Von Bedeutung ist eine Entscheidung, wonach die Jnanspruch- nähme der ordentlichen Gerichte gegen die Entscheidungen des Jen- tralschiedsgerichts dem Tarifvertrag widerspricht und daher uuzu- lässig ist. Die nächste Sitzung wurde für den 9. Juli vereinbart. Arbeitswillige Apachen. Ein Trupp der in Görlitz   im Betriebe der Waggonfabrik internierten Arbeitswilligen hat Sonntag morgen auf der zum Bahnhofe führenden Berliner Straße einen regulären Ueberfall verübt. Sie hatten sich in einem dort befindlichen Nachtcafe fest- gesetzt. Als drei vom Bahnhofe kommende Streikposten, die ab- gelöst worden waren, den Weg in die Stadt nehmen und auf der anderen Seite der Straße an dem Cafe vorübergingen, stürzten an 20 dieser Rowdys heraus, überfielen die Streikhosten und hie- ben' mit ihven starken Stöcken in fürchterlicher Weise auf sie und die ihnen in den Weg kommenden Passanten ein, so daß das Blut in Strömen floß. Von den drei am ärgsten Mißhandelten, die sich auf der nächsten Unfallstelle verbinden lassen mußten zwei wur- den danach ins Krankenhaus übergeführt, sind zwei Personen, die am Streik überhaupt nicht beteiligt sind. Einem von diesen Geschlagenen ist außer einer Anzahl Löcher, die ihm in den Kopf gehauen wurden, das Nasenbein zertrümmert worden. Wie wild- gewordene Bestien haben diese Apachen gehaust. Die Polizei war machtlos gegenüber diesem Gesindel. An demselben Morgen haben dann die Streikbrecher einen Ueberfall auf die in der Nähe der Fabrik friedlich stehenden Streikposten unternommen. Nur mit Hose und Hemd bekleidet stürzten sie aus einer neben dem Fabrik- tor befindlichen kleinen Tür, die bisher von den Arbeitern nicht benutzt werden durfte, und hieben mit ihren Knütteln auf die Streikposten ein, von denen einer schwer verletzt wurde. Weiter wurden am Tage und in der Nacht Passanten von herumstrolchenden Katzmareks angefallen und bedroht. Ein Werkmeister wurde an- gebrüllt:Wat guckst Du Hornockse, ich haue Dir den Schädel ein!" Ein Spaziergänger, der gegen Mitternacht nach Hause kam, wurde von zwei Katzmarets angefallen und bedroht:Wir suchen Streik- Posten; es sind 8 Mann draußen; wenn wir die erwischen, sind sie alle geliefert.". In einer Versammlung der Frauen der Streikenden, die am Montag abend stattfand, wurde mitgeteilt, daß die Mitglieder des gelben Arbeitervereins des Betriebes Hand anlegen mußten bei der DeSinfizicrung der Strohsäcke und Decken für die dem Staate nützlichen Elemente.  _ Die Kriegserklärung der mitteldeutschen Metall- industriellen hat folgenden Wortlaut: Unser Mitglied, der Verein der Metallindustriellen der Pro- vinz Hannover   und der angrenzenden Gebiete, hat am 27. Mai 60 Proz. seiner Belegschaft entlassen, nachdem der bei einem Teil seiner Mitglieder ausgebrochene Streik trotz weitgehender Zu- geständussse nicht beigelegt werden konnte. Die Verbandsgruppe Hannover  , Halle(Saale)  , Magdeburg  des Gesamtverbandes Deutscher   Metallindustrieller hat beschlossen. den Verein der Metallindustriellen der Provinz Hannover  und angrenzenden Gebiete in dem ibm von den Gewerkschaften aufgezwungenen Kampfe zu unterstützen. Dieser Beschluß hat die Genehmigung des Gesamtverbandes Deutscher Metallindustrieller gefunden. Die Hannoverschen Industriellen haben wiederholt den streikenden Arbeitern und der Oeffentlichkeit gegenüber erklärt, daß sie zu einer Verständigung im Wege derAuZIprache bereit seien. Nachdem die streikenden Arbeiter die dazu gebotene Gelegenheit nicht ergriffen haben, wird in Ausführung des vorstehenden Be- fchlusses am Abend des 22. Juni in sämtlichen der unterzeich netenGruppea n gehörendenBetrieben die Entlassung von 60 Proz. der Arbeiterschaft eintreten, wenn bis dahin nicht alle inner- TH. Glocke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstäls' halb des Hannoverschen Vereins bestehende« Arbeiterbewegungen beigelegt worden sind. Hannover  , Halle(Saale)  , Magdeburg  , 17. Juni 1912. Verbandsgruppe Hannover  , Halle(Saale)  , Magdeburg   des Gesamt» Verbandes Deutscher Metallindustrieller." Demgegenüber ist zu erklären: 1. Es sind keine weitgehenden Zugeständnisse gemacht. Während die Arbeiter die Forderung nach 64 stündiger Arbeitszeit wöchentlich aufgegeben haben und nur noch eine 66 stündige ver- langen, wie sie die Frankfurter   Industriellen unter Mitwirkung des Gesamtverbandes deutscher Metallindustrieller erst kürzlich festgelegt haben, wollen die hannoverschen Industriellen nur 67 Stunden be- willigen, die Verkürzung auf den Sonnabend verlegen und keinen vollen Lohnausgleich eintreten lassen. 2. Die Hannoversche?! Industriellen haben allerdings erklärt, daß sie zu einer Verständigung mit den Arbeitern im Wege der Aus- spräche bereit seien. Sobald aber die VcrhandlungSkommissionen vorstellig wurden, sind sie in der empörend st en Weise behandelt und ohne Resultat fortgeschickt worden. DaS Verständigungsangebot war also eine glatte Komödie._ Sind Tarifverträge steuerpflichtig? Wie dieRheinisch-Westfälische Zeitung" berichtet, hat der Finanzminister vor einiger Zeit eine prinzipielle Entscheidung darüber getroffen, ob die Tarifverträge und Schiedssprüche der gewerbegerichtlichen Einigungsämter steuerpflichtig seien. Er hat jetzt dahin entschieden, daß der Hauptvertrag der Steuer nicht unterliege, weil sich darin die Bestimmung befindet, daß die Gel- tendmachung irgendwelcher vermögensrechtlicher Ansprüche aus dem Vertrage ausgeschlossen sei. Dagegen seien die örtlichen Ver- träge stempelsteuerpflichtig, und zwar erfordern sie einen Vertrags- stempel von 3 Mark, da sie die obige Bestimmung des Hvupiver- träges nicht enthalten. Kusland. Der Streik der französischen   Seeleute dehnt sich weiter aus. In Marseille   wurde eine Abstimmung über den Generalstreik vorgenommen. Die Seeleute und Dock- arbciter traten mit großer Mehrheit für den Generalstreik ein. In Bordeaux   beschlossen die Arbciter, einen 24stündigen Demonstrationsstreik zu inszenieren. In T o u l o n und D ü n- kirchen steht die allgemeine Niederlegung der Arbeit in Kürze bevor. In Ronen   ist der Streik der Seeleute wirkungslos ge- blieben, weil zahlreiche Arbeitswillige eingestellt worden sind, so daß der Verkehr aufrechterhalten werden kann. Dagegen ist in Saint Mala und Brest   der Seemannsstreik bereits voll- kommen beendet, da hier den streikenden Seeleuten alle Forde- rungen glatt bewilligt worden sind, worauf sie die Arbeit wieder aufgenommen haben. K-ctzte N�cfmchtcw. Zugzusammenstost bei Leipzig  . Leipzig  , 19. Juni.  (W. T. B.) Heute abend kurz nach 1/28 Uhr fuhr in der Nähe von G a s ch w i tz der um 7,25 Uhr vom hiesigen bayerischen Bahnhof abgegangene Personenzug 2406 einem Güterzug in die Flanke. Soweit bisher festgestellt ist, wurden fünf Personen getötet und zwölf bis fünfzehn ver- letzt. Der Materialschaden ist bedeutend. Wie weiter gemeldet wird, wurde das Eisenbahnunglück bei Gaschwitz dadurch veranlaßt, daß der Zug Nr. 2464 mit einem von Borna   kommenden Personenzug, der das Haltesignal überfahren hatte, zusammenstieß. Unter den Toten befindet sich auch der Zugführer des Bornaer Zuges. Die Schwerverletzten sind mittels Krankenautomobile nach Leipzig   gebracht worden. In das Leipziger   Krankenhaus sind 2 Tote eingeliefert worden, der Zugführer des Bornaer Zuges Erler und eine unbekannte Frau, ferner 19 mehr oder weniger schwer verletzte Personen._ Schreckliche Einsturzkatastrophe. Bühl   bei Gcbweiler, 19. Juni. iW. T. 58.) Ein Gebäude der Firma E. Regelet ist heute eingestürzt, wobei zwei Männer und eine Frau getötet, neun Personen, darunter zwei schwer, verletzt wurden. Zu der Einsturzkatastraphc bei der Firma E. Rogelet werden noch folgende Einzelheiten gemeldet. Sechzig Arbeiter, die in dem Webereigebäube beschäftigt wurden, sind unter den Trümmern be- graben worden. Tot sind zwei Männer und zwei Frauen, verletzt 15 Personen, darunter zwei oder drei schwer. Mit den Auf. räumungsarbeitcn ist begonnen worden; die Feuerwehren aus Bühl  und Gebweiler, sowie verschiedene Sanitätskolonnen erschienen jo». fort auf der Unglücksftätie. Die Ursache des Einsturzes konnte noch nicht ermittelt werden. Vom marokkanischen Kriegsschauplatz. Paris  , 19. Juni.  (P.-C.) Wie aus Fez gemeldet wird, ist General D a l b i e z gestern mit einer aus 4 Bataillonen In» 'anterie, 2 Eskadronen Kavallerie und 3 Batterien Artillerie be» stehenden Kolonne von Fez aufgebrochen, um eine militärische Ex- pcdttion nach der südlichen Umgebung der Stadt zu unternehmen. Das Ziel der Kolonne ist El Hadjib. Von dort aus wird sich General Dalbicz   gegen die unbotmäßigeir Beni MTir und die Geruan wenden. In den letzten Tagen ist die Umgegend von Sefru durch die französische   Artillerie von mehreren kleinen feindlichen Harkas gesäubert worden. Aus der Gegend am Muluhaflusse wird gemeldet, daß eine Karawane mit Lebensmittckn. die von Beni Tafit kam, am 13. Juni bei Tazugeit von einer 60 bis 80 Mann starken Abteilung der Berber angegriffen wurde Die Karawane, die von einer Abteilung Truppen begleitet war, konnte die An- greiser erst nach lebhaftem Kampfe zurückschlagen. Auf französischer Seite wurden 6 Schützen und 3 Eingeborene gctötci. Die chinesische Frauenbewegung. Schanghai  , 19. Juni.  (Agcnce d'Extreme Orient  .)' Die chi- nesischen Frauenrechtlerinnen betreiben die Vorbereitungen zu einem Kongreß, für den sie auf die Beteiligung zahl- reicher Frauen und junger Mädchen rechnen. Sie geben ihrer esten Zuversicht Ausdruck, daß sie für die Frauen das a k t i v e u n d passive W a h l r e d�i erringen werden. Linglaungs u. die Vorsitzende des Frauenstimmrechtsbundes von Schanghai  , kündigt an, daß ihre Anhängerinnen darauf dringen werden, die Gleichstellung der beiden Geschlechter zu erreichen und daß sie ferner für die Unterdrückung der Viel- w e i b e r e i, der Sklaverei und der Prostitution ein­treten werden. Ter chinesische Nationalbund der Fraucnstimmrecht- lerinnen wird in sechs Unterabteilungen zerfallen: Finanzwesen, Erziehung. Berkchrssragen usw.. deren jede von einer Vorsitzenden geleitet werden wird. Zweigverciue des Bundes sollen in allen großen Städten ins Leben gerufen werden._____ KaulSinger �Eo.,BerlinLM Hierzu 3 Beilagen u.UntrrhaltungSbl,