GewcrhrchaftUcbes. Unternebmcr-Ceiror. Die Scharfmacherpresse wird nicht müde, über den an- g etlichen TerrorismusderArbeiterzu zetern. Bei näherer Untersuchung des vorgebrachten Materials ergibt sich dann, daß es sich in drei Vierteln der Fälle um glatt aufge- legten Schwindel, Uebertreibungen, Verdrehungen handelt. ' Was übrig bleibt, ist das durchaus berechtigte Bestreben der kämpfenden Arbeiter, ihre Genossen zum Anschluß und zu tat- kräftiger Mitwirkung an diesem Kampfe zu bewegen. Daß dieser Druck auf die beiseite stehenden Berufsgenossen ein rein moralischer bleibe, daß er sich in den Grenzen des ge- setzlich Zulässigen halte, liegt so sehr im Interesse der orga- visierten Arbeiterschaft, daß die Gewerkschaftsleitungen jeder- zeit eifrigst bemüht sind, den Terror aus den Agitations- Mitteln auszuschalten. Dagegen lassen sich täglich Beispiele dafür beibringen, wie die Unternehmer in dieser Beziehung ohne jeden Ge- Wissensskrupel vorgehen, wie sie Arbeiter, die es nur wagten, an den Bestrebungen zur Herbeiführung besserer Lohn- und Arbeitsverhältnisse sich zu beteiligen, auf Jahre hinaus aus» zuhungern suchen. Hier ein neuer Beitrag zu diesem Kapitel. Im Berliner Bureau des«Verbandes der Gast- w i r t s g e h i l s e n" erschien dieser Tage ein Kellner, der nachstehendes zu Protokoll gab: „Ich war seit vergangenem Freitag, den 7. Juni 19:2, im „Franziskaner". Georgenstraßc 13, lJnh. G. Schwarz) in fester Stellung. Nachdem ich ziemlich eine Woche dort beschäf- tigt war. kam gestern abend der Geschäftsführer Schneider zu mir und fragte mich im Auftrage des Herrn Schwarze: Ich sei doch im vergangenen Sommer im Restaurant„Schult. heiß" am Potsdamer Platz beschäftigt gewesen und hätte mich auch mit am Streik beteiligt? Nachdem ich ihm dies zugab, sagte er mir, daß sie sdie Firma) vom„Z w e ck v e r b a n d" ein Schrei- ben bekommen hätten, wonach sie mich zu entlassen hätten. Er sagte mir serner noch, daß sie doch laufenddie Personal- listen an den Verband einsenden müßten zwecks Kontrolle; es täte ihm sehr leid, mich entlassen zu müssen, daersonstmit.nirzufriedensei, aber sie könnten nicht anders handeln, es sei Hauptzweck des neuen Verbandes, die- jenigen Kellner, die sich irgendwie mal an einem Streik beteilig- ten, vom Gewerbe überhaupt auszuschließen." Um die Brutalität des Vorgehens des«Interessen- Verbandes der Ga st wir de" ganz würdigen zu können, muß man noch folgendes dabei bedenken: Der Streik im„Schultheiß " liegt jetzt nahezu e i n volles Jahr zurück. Der Inhaber des genannten Restaurants einigte sich da- mals nach 48 Stunden mit seinen Kellnern und schloß mit der Organisation einen Vertrag. Sämtliche Streikende wurden wieder eingestellt und der jetzt von Herrn Schwarz im„Franziskaner" Gemäß- regelte war bis vor kurzem im„Schultheiß " beschäftigt. Ferner: Zur Zeit des Schultheiß-Slreiks bestand der Scharfmacherverband noch gar nicht«. Die geheime Feme wird also rückwirkend auf Vorgänge ausgedehnt, die v o r der Gründung des Unternehmerverbandes geschehen. Schließlich: die Hungerpeibsche traf den Sünder zu einer Zeit, in der Unterhandlungen zwischen dem Interessen- verband einerseits und zwischen den Zentralen der Ber - liner Partei- und Gewerkschaftsorgani- s a t i o n e n. sowie dem„Verband der Ga st Wirts- ge Hilfen" andererseits über die Beseitigung eben dieses Maßregelungsbeschlusses der Unternehmer schwebten. Es genügt, dies festzustellen, um das ganze hinterlistige und brutale Vorgehen erkennen zu lassen. Serlin und Umgegend. Tarifbewegung der Kutscher usw. aus den Bau- und Arbeits-Fuhrwerksbetricben Grost -Berlins . Am Donnerstag fand eine Branchenversammlung statt, in der der Bericht der Lohnkommission über die bisherigen Verhandlungen mit den Vertretern der Fuhrherren erstattet wurde. Dem seinerzeit an dieser Stelle wiedergegebenen Tarifentwurfe haben die Unter- nehmer einen Gegentarif entgegengestellt, über den die Vertrauens- männcr der Arbeiter in einer Sitzung beraten haben. Das Ergebnis dieftr Beratung war, daß dem Entwurf der Unternehmer Zusatz- antrage beigefügt wurden. Die solchermaßen entstandene Tarif. Vorlage unterlag nun der Beschlußfassung der oben erwähnten Ver- sammlung. Den Bericht gab Franke. Die wesentlichsten Posi- tionen in dem Unternehinerentwurf sind: Die Arbeitszeit beginnt a) in Schwerfuhrwerksbetrieben «Baufuhrwerk usw.) früh um ö Uhr; d) in Speditions- und Möbel- transportbetrieben früh um �-6 Uhr; sie endigt in allen Betrieben abends um Uhr, vorausgesetzt, daß das Tagcspensum erledigt ist. Aufträge, welche der Arbeitgeber nach 7� Uhr abends erteilt, er- greifen die Verpflichtung zur Bezahlung von Ueberstunden mit je 59 Pf. Angefangene halbe Ueberstunden kommen hierbei nicht zur Berechnung. Die Ruhepausen sind derart innezuhalten, wie es die Wirtschaftslage des Betriebes bedingt. Der Arbeitslohn beträgt für Kutscher : a) in Betrieben mit gemischtem Fuhrwerk(Spedition. Möbeltransport, Luxusfuhr- werk usw.) pro Woche 29 M.; d) in Betrieben mit schwerem Fuhr- werk(Baufuhrwerk usw. 32 M« für A r b e i t e r und S t a l l e u t e pro Woche 27 M. und wird für die geleisteten Arbeitstage jeben Freitag nach Beendigung der Arbeit ausgezahlt. Die Abzüge fjesetz- licher Versicherungsbeiträge muß sich der Arbeitnehmer gefallen lassen. Nach zwei Jahren tritt eine Erhöhung der Lohnsätze um 1 M. pro Woche ein. Die bereits bestehenden Lohnsätze bleiben in Kraft. Nachtarbeit wird mit 59 Pf. pro Stunde bezahlt. Diese Wochenlöhne gelten nur für Personen über 21 Jahren. Für nicht voll erwerbsfähige Arbeiter und Kutscher unterliegt der Lohn einer freien Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. In dem Entwurf der Arbeitnehmer hingegen wird in den Hauptpunkten gefordert: Die Arbeitszeit beginnt: a) in Schwerfuhrwerksbetrieben (Baufuhrtverk usw.) früh um 5)4 Uhr; b) in Betrieben mit gemisch- tem Fuhrwerk, wie Spedition, Möbeltranspart(in Vororten) Luxus und dergleichen früh 5V- Uhr; für Arbeiter früh 6 Uhr; sie endigt in allen Betrieben abends 7 Uhr, vorausgesetzt, daß das Tagespen- fum erledigt ist. Das Tagespenfum ist seitens der Fuhrhcrrcn. bezw. deren Betriebsinspektoren so zu bemessen, daß die Beendigung der Arbeitszeit um 7 Uhr abends erfolgen kann. Aufträge, welche Ar- Zeitgeber erteilen, die voraussichtlich und auch erfahrungsgemäß bis 7 Uhr abends nicht erledigt werden können, bedingen die Verpflich. tung zur Bezahlung von Ueberstunden mit je 99 Pf. Desgleichen werben auch Aufträge, welche den Kutschern etwa noch in drin- «enden Fällen nach 7 Uhr abends erteilt werden, pro Stunde mit 99 Pf. bezahlt. Angefangene halbe Ueberstunden kommen nicht zur Berechnung. Die Pausen zur Einnahme von Mahlzeiten betragen am Tage zwei Stunden und sind da abzuhalten, wo sich der Kutscher gerade befindet oder wie sie die Wirtschaftslage des Betriebes be- dingt. Der Arbeitslohn beträgt für Kutscher : a) in Betrieben mit gemischtem Fuhrwerk(Spedition. Möbeltransport. Luxusfuhr- werk usw.) pro Woche 39,59 M.; b) in Betrieben mit schwerem Fuhrwerk(Baufuhrwerk usw.) 34 M.; c) für Stalleute pro Woche 39 M.; verantw. Rkdatteur: Ulbert Wach». Berlin . Inseratenteil veranitw.: d) für Arbeiter pro Tag 5 M. Der Lohn wird für die geleisteten Arbeitstage jeden Freitag nach Beendigung der Arbeit ausgezahlt. Die Abzüge gesetzlicher Versicherungsbeiträge muß sich der Arbeit- nehmer gefallen lassen. Vom 1. Juli 1913 werden die Lohnsätze für alle Kutschergruppen und Stalleute um 1 M. pro Woche erhöht. Der Lohn für Arbeiter erhöht sich gleichfalls von diesem Zeitpunkt ab um 25 Pf. pro Tag. Am 1. Juli 1914 tritt eine Lohnaufbesserung in gleicher Höhe wie vorstehend angegeben in Kraft. Die vorstehen- den Lohnsätze gelten als Minimallohn. Die bei Abschluß dieses Vertrages bereits bestehenden höheren Lohnsätze bleiben in Kraft. Für diesen Tarif kommen in Groß-Berlin etwa 1999 bis 1299 Firmen mit zirka 15 999 Arbeitern in Betracht. Der Tarif soll auf drei Jahre festgesetzt werden. Die Arbeitgeber hatten 5, die Arbeit- nehmer nur 2 Jahre gewünscht, doch haben sich beide Parteien dann auf 3 Jahre geeinigt. Es wäre dies auch der erste Tarif, der für diese Gruppe abgeschlossen würde. An die Bericbterstattung knüpfte sich eine kurze Diskussion, in der»och einige SpezialWünsche geäußert wurden. Einige Redner bezeichneten die Zugeständnisse bezw. Forderungen als nicht ge- nügend, jedoch stimmte die Versammlung gegen einige Stim- m e n der Vorlage, die von den Vertrauensmännern ausgearbeitet wurde, einschließlich eines Zusatzantrages zu. Die weiteren Ver- Handlungen nehmen nun ihren Fortgang, wozu die Versammlung die Lohnkommifsion ermächtigte. Nach der schnellen Beendigung des Streiks in der Berliner Paketfahrtgcsellschaft mußte es Befremden erregen, daß die Gesellschaft gestern durch ein großes Plakat an den Anschlagsäulen unorganisierte Kutscher und Arbeiter suchte. Nachdem oer Streik durch die Vermittelung des Trausportarbcitcrvcrbandes beigelegt und auf Wunsch der Gesellschaft mit einer aus den Reihen ihrer eigenen Leute ge- wählten Kommission Verhandlungen angeknüpft wurden, liegt doch, wenn man ehrlich den Frieden will, wahrhaftig kein Grund vor, andere und unorganisierte Leute anzustellen— oder anstellen z u wollen, denn Suchen und Finden sind ja noch zwei sehr verschie- dene Dinge. Wenn der Transportarbeiterverband am Donnerstag- vormittag durch seine Vermittelung dafür sorgte, daß der Streik aufgehoben, der Betrieb so schnell wie möglich wieder in Gang kam, so tat er das sicherlich nicht, damit die Gesellschaft nun nachträglich machen kann was sie will. Uebrigens würde die werte Direktion, soweit wir die Verhältnisse zu überblicken vermögen, sich ganz bedenklich in die Nesseln setzen, wenn sie wirklich dazu überginge, die organisierten Leute zu entlassen und unorganisierte einzustellen._ Der Streik der Schiffsmaschiuisten in der Berlin - Stcttiner Exprest-Tampfschiffahrt beendet. Am 18. Juni früh legten sämtliche Maschinisten der Dampf- schisfahrtsreederci von Heinrich Maß Rachf., Berlin , die Arbeit nieder, da obige Reederei jedes Eingehen auf die minimalen For- derungen ihrer Maschinisten rundweg abgelehnt hatte und jede Verständigung mit der Organisation zurückwies. Prompt wie die Arbeit niedergelegt, ivarcn noch an demselben Tage die verlassenen Stellen auf sämtlichen Dampfern durch Ar- bcitswillige besetzt. Die Streikbrecher kamen von den bekannten Hamburger Vermittelungsinstitut„Hoppe" und tragen die Brief- bagen dieses Herrn Hoppe den bezeichnenden Kopfabruck:„Anti- sozialdemokratischer Arbeitsnachweis". Dieser Herr Hoppe empfahl der Reederei seine Truppen und wies in einem Sdsteiben an die Firma rühmend darauf hin, daß seine Leute allen an sie gestellten Anforderungen gewachsen wären und bereits beim letzten Rheinschifferstreik mir Erfolg tätig gewesen sind. Die von, Hamburg herbeigeschafften Arbeitswilligen nahmen die Plätze der streikenden Maschinisten ein; doch die Dampfer konnten trotzdem — nicht fahren. Auf dem Dampfer„Eberswalde " brachten die Streikbrecher die Maschine nicht in Gang Die Maschine wurde auseinandergenommen, der Schiffsführer half mit, doch die Ma- schine drehte sich nicht, sondern streikte auch. Der auf Dampfer „Schwedt " untergebrachte Arbeitswillige mußte den Schiffsführer fragen, wie die Maschine eigentlich zum Drehen(!) gebracht werden könnte!— Der Schiffs führer versuchte zu fahren. Das Resultat war, daß die Packung aus der Luft- und Speisepumpe in die Luft flog! Währenddessen war der Wasser st and im Kessel bedenklich gesunken! Sie versuchten in den Dampfkessel Wasser zu pumpen, vergaßen hier aber, den Grundhahn zu öffnen. Da nun die Leute sich keinen Rat mehr wußten, waren sie. um ein« Katastrophe zu verhüten, gezwungen,«inen Monteur von der Firma Döring u. Rückert zu holen, welcher dann den Kessel wieder in Ordnung brachte. Der Arbeitswillige auf Dampfer„Schwedt " folg nun infolge seiner bewiesenen Unfähigkeit sofort von Bord und wurde der alte Maschinist wieder geholt. Auf Dampfer„Berlin " jagte der Arbeitswillige die Windkessel in die Luft. Der Dampfer„Spree " fuhr mit einem Arbeits- willigen am 18. Juni früh 6 Uhr auS Stettin und traf abends 7 Uhr in Meserin ein. Gewöhnlich beträgt die Fährzeit von Stettin nach Meserin 2 Stunden— der Arbeitswillige gondelte 13 Stunden! So ging das Treiben auf allen Dampfern. Den von Hamburg gesandten Rausreißern war durch diese Vorgänge kein langes Bleiben beschieden. So schnell wie diese Sorte von Maschinisten gekommen, so schnell wurden die Herrschaften von der Firma selbst wieder von den Dampfern gejagt. Jetzt erklärte sich die Reederei zu Verhandlungen bereit und kam ein Tarifvertrag zustande. Die Arbeitszeit wurde festgesetzt in den Häfen und Endstationen von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr, bei Freigabe von Vt Stunde Frühstücks-, 1 Stunde Mittagsund Yt Stunde Vesperpause. Zu de» bisher bezogenen Monats- löhnen erhalten die Maschinisten ab 1. Juni 1912 eine Zulage von 19 M. mit Gültigkeit bis 31. Mai 1913. Am 1. Juni 1913 erfolgt für Maschinisten eine weitere Lohnzulage von 5 M. mit Gültigkeit bis 31. Mai 1914. Ueberstunden, Sonntags- und Fest- tagsarbeit werden mit 59 Pf. pro Stunde extra vergütet. Die Vermittelung von Maschinisten erfolgt durch die Arbeitsnachweise des Zentralverbandes der Maschinisten und Heizer. Der Tarif- vertrag tritt am 1. Juni 1912 in Kraft und läuft bis 31. Mai 1914. Somit ist diese Bewegung nach eintägigem Streik trotz des Eingreifens des„antisozialdemokratischen" Arbeitsnachweises von Hoppe- Hamburg mit vollem Erfolg für die Maschinisten beendet. Mit der Reederei von C. Rothenbücher, Berlin , sind vorläufig bis 31. Dezember ds. Js. Vereinbarungen getroffen und schaltet diese Reederei aus der ferneren Bewegung aus. Bei der Reederei von F. Joost-Hamburg haben die Maschi- nisten und Heizer durch die Organisation ihre Kündigung einge- reicht. Wird bis 39. Juni eine Verständigung nicht erzielt, legen am 1. Juli die Maschinisten und Heizer bei dieser Reederei die Arbeit nieder. Die Reederei von F. Joost-Hamburg ist für organisiertes Kessel- und Maschinenpersonal gesperrt. Streik der Bierfahrer in den Branerei-Niederlagen. Unter Bezugnahme auf die Notiz vom 21. Juni im„Vorwärts" teilen wir mit, daß auf Grund des Beschlusses der Versammlung die unterzeichnete Organisation noch einmal versucht hat. mit dem Verein der Brauereien zu verhandeln. Da auch diese Verhandlung abgelehnt wurde, haben die Fahrer in folgenden Niederlagen die Arbeit niedergelegt: Patzenhofer in Köpenick . Kaulsdorf und Tegel ; Böhmisches Brauhaus in Te�el und Zehlendorf ; Bockbrauerei in Friedrichshagen und Bötzow in Köpenick . Die organisierte Arbeiterschaft bitten wir, Zuzug fernzuhalten. Deutscher Transportarbeiter-Verband. Bezirk Groß-Berlin. Fleifcherboykott in Nenkölln. Wir ersuchen die Partei- und Aetverkschaftsgcnossen, ihre Frauen darauf aufmerksam zu machen, daß im heutigen„Vor- wärts" die Liste der Fleischermeister veröffentlicht ist, welche die Forderungen bewilligt haben. Fleisch- und Wurstwären sind nur Ah. Glocke. Berlin . 2rucku.VcrIag:VocwärtSBuchdr.u, verlagZanstgt» in solchen Geschäften zu holen, wo das Plakat(weiß mit rokem Rand) unterzeichnet Paul Bergmann aushängt. Alle Ge- schäfte, in denen das von der Innung und den Gelben heraus- gegebene rote Plakat, unterstempelt vom Polizeipräsidium, aus- hängt, sind boykottiert. Ferner teilen wir mit. daß der Gastwitt Z e m k u S, Kott- buser Damm 32, seine Fleisch- und Wurstwaren nur noch aus Fleischereien bezieht, deren Verhältnisse tariflich geregelt sind. In der Gastwirtschaft L i e b e r t s Nachf., Kottbuser Damm 22, werden Wurst- und Fleischwaren ans boykottierten Fleische- reien verkauft. Zentralverband der Fleischer _ Elisabethstr. 11. Deutfchea Reich. Bom Hamburger Hafen. Die Schiffs- und Slhiffskesselreiniger haben dem verbesserten Tarifverträge mit großer Mehrheit zugestimmt. Ihre Lohnbewegung ist damit beendet. Nach einem kurzen partiellen Streik sind auch die Barkassenführer zu einer Verständigung mit den Unternehmern ge- langt. Sie erreichten eine Erhöhung des Anfangslobnes um eine Mark, während für die bereits Beschäftigten Lohnerhöhungen bis zu 4 M. pro Woche erzielt wurden. Noch nicht erledigt ist die Be- wcguug der bei den sogenannten Ouartiersleulen beschäftigten, Speditionsarbeiter, doch ist zu hoffen, daß es bei erneuten Ver- Handlungen zu einer Verständigung kommt. Dann wäre auch für die letzte große Arbeilergruppe ein Berlragsverhältnis geschaffen. Ausland. Verhandlungen im französischen Seemaunsstreik? Der Ausstand der eingeschriebenen Seeleute dauert in allen französischen Häfen fort. In Marseille haben die Docker beschlossen, ihr möglichstes zu tun, um eine Ausladung der Schiffe, auf denen staatliche Matrosen beschäftigt sind, zu verhindern. In Bordeaux haben die Seeleute noch keinen Beschluß gefaßt. In Algier gibt der Ausstand für den algerischen Handel zu ernstes Besorgnissen Anlaß. Mehrere Senatoren und Deputierte Algeriens ersuchten den Marine- minister, den Schiffahrtsdienst mit Frankreich und Algetteiv insbesondere behufs Besörderung der infolge des Streiks in den Häfen zurückgehaltenen Waren zu sichern. Delcassü versprach die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Der Deputierte Roy kündigte unter Hinweis auf den Seemannsstreik eine Interpellation über die Maßregeln an, die die Regierung zur Beförderung der in der algerischen Häfen lagernden Getreidevorräte zu ergreifen gedenke. Der Minister des Innern hatte am Donnerstagabend 9 Uhr die Vertreter der bedeutendsten französischen Schiffahrlsgesellschaflen zu sich geladen und längere Konferenzen mit ihnen, wobei er ihnen die Ansicht der Regierung auseinandersetzte, die dahin geht, daß der Streik unbedingt in kürzester Frist in friedlicher Weise beigelegt werden müsse. Die Vertreter der Gesell- schatten erklärten sich außerstande, bündige Erklärungen ab- zugeben, versprachen jedoch, die Ansicht der Regierung ihren Gesellschaften mitzuteilen. Die Regierung ist im allgemeinen geneigt, selbst wider den Willen der Streikenden ein Schiedsgericht einzusetzen. Wie aus L e H a v r e gemeldet wird, wird gegen 233 Mattosen und Heizer des TronsportdampferS.La France " ein Zivilgerichts- verfahren vor dem Marinegericht wegen unerlaubter Entfernung von ihrem Schiff eingeleitet werden. Dasselbe Verfahren soll gegen die Mannschaften verschiedener anderer Dampfer eingeleitet werde».— Zweihundert Ausständige verhindetten die Abreise des Dampfers „Dschibuti ", der mit der Besatzung eines vormittags in Havre an- gekommenen Dampfers abgehen sollte. Le Havre , 21. Juni. Die hiesigen eingeschttebenen Seeleute haben sich im Prinzip damit einverstanden erklärt, ihren Streit mit den Reedern einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Sie haben sich jedoch eine 24stünt>ige Bedenkzeit bis zu ihrer Entscheidung ausgebeten. Streik der Bahnangestellten auf Sardinien . Auf der Insel Sardinien streiken die Angestellten beider Neben- bahnnetze, weil ein über die Forderungen und Behandlung de» Personals der Privatbahnen in der Kammer eingebrachter Gesetz- entwurf ihren Wünschen nicht entspricht. Letzt* Nachrichten. Ersatz für Roeren im Dreiklassenhaus. Trier , 21. Juni. (P.-C.) Bei der heutigen LandtagSersatz- wähl im Wahlkreise Merzig-Saarburg-Saarlouis wurde an Stelle des zurückgetretenen Abgeordneten R o«"r en Generalleutnant a. D. Freiherr v. Steinäcker(Zentrum) mit 399 gegen 3 libc- rale Stimmen gewählt. Freiherr v. Steinäcker ist Rheinländer und war bis vor kurzem Kommandant von Posen. Der Sieg Tafts im Nationalkonvent. Chicago , 21. Juni. (P.-C.) Bei den weiteren Abstimmungen über den Ausschluß der Delegierten für Taft, deren Mandate von der Rooseveltpartei angefochten waren, zeigte sich ein weiteres Steigen der Majorität für Taft, dem nunmehr 569 Delegierte zu- gesprochen sind, gegen 499 für Rooscvclt. Eisenbahnunglück in England» London , 21. Juni. (W. T. B.) Der Expreßzug Man- chester— Leeds ist heute nachmittag bei Todmorden ent» gleist, wobei drei Wagen ineinandergeschoben wurden, Vier Personen wurden getötet und 2v bis 3l) verwundet. Widerrechtliche Verhaftungen in Portugal . Lissabon , 21. Juni. (W. T. B.) Die Anstifter de? Straßenbahner st reiks und die Mitglieder des Streikkomitees wurden heute in ihren Wohnungen v e r � haftet. Die Straßenbahnschuppen werden bewacht. Karbidexplosion in der Kaserne. München , 21. Juni. (H. B.) Gelegentlich von Hebungen mit der Azethylenbe leuchtung ereignete sich heute in der Pionierkaserne durch Herausspringen der Glasglocke eine Karbidexplosion. Drei Mann wurden schwer verletzt; wäh- rend einer mit leichteren Verletzungen davonkam. Die Pioniere sind dem Eisenbahnbataillon zugeteilt. Zum Brand des Donaudampfers. Budapest , 21. Juni. (W. T. B.) Gegenüber anderweitigen Meldungen erklärt die ungarische Fluß- und See, sch i f fahrt sg esel lschaft, daß bei der Katastrophe deS Dampfers„Kömgin Elisabeth" bei Cernavoda im ganzen drei Personen vermißt lverden. zwei Schiffsangestellte sind ver- brannt. Der Vorderteil des Schiffes, etwa ein Dttttel des ganzen Dampfers einschließlich der Kessel, blieb unversehrt. Auf dem Schiffe hat eine Explosion nicht stattgefunden.(Siehe auch „Aus aller Welt".) SaulSiuLerä Co., Berlin 2\V. Hierzu 3 Beilagen u. UntcrhaltungSbl.
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