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Mr. 143. 29. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 22. Juni 1912.

Die Strafgesetzbuchnovelle.

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gebracht werde. Dieser Antrag ist am 8. März vom Reichs- drei Monaten Gefängnis bestraft werden, so ist jetzt die Ver­tag in dritter Lesung verabschiedet. folgung aller dieser Delikte von einem zurücknehmbaren An­Die nunmehr Gesch gewordene Strafgesetzbuchnovelle trag abhängig und als Strafe nur Haft oder Geldstrafe bis zu enthält folgende Aenderungen gegenüber dem bestehenden 150 M. zulässig. Die Nummer des Reichsgesehblatts", welche die Straf- Rechtszustand: II. Strafverschärfungen. gefekbuchnovelle enthält, ist seit gestern zur Versendung ge­ads ad I. Milderungen. Die öffentliche Kritik, die sich an die himmelschreienden, langt. Die Vorschriften des neuen Gesezes treten daher mit 1. Nach dem bestehenden Gesetz muß der Hausfriedens- von sozialdemokratischer Seite aufgedeckten Brutalitäten in dem 5. Juli in Kraft. bruch, wenn er von einer mit Waffen versehenen Person Erziehungsanstalten , er b wie Blohmesche Wildnis( Prozeß Die Strafgesetzbuchnovelle wurde im März 1909 und dann oder von mehreren Personen gemeinschaftlich begangen ist, Collander) und Mieltschin( Pastor Breithaupt)- und an In einer veränderten Form, die den Beschlüssen des Reichstages von Amts wegen verfolgt werden und ist mit Gefängnis von andere brutale Mißhandlung Wehrloser anschloß, hat zu über Milderung von Strafen in größerem Maße Rechnung mindestens einer Woche bis zu einem Jahre bedroht. Nun- einer Strafverschärfung für Mißhandlungen von Kindern trug, im Dezember 1910 dem Reichstage vorgelegt. Neben mehr ist die Verfolgung aller Arten von Hausfriedensbruch unter 18 Jahren oder von Personen, die wegen den jetzt Gesetz gewordenen Vorschriften enthielt der Entwurf von einem Antrag abhängig gemacht, dessen Zurücknahme zu Gebrechlichkeit oder Krankheit wehrlos sind, geführt. aber insbesondere Bestimmungen über höhere Bestrafung lässig ist. Das Minimum der Freiheitsstrafe ist auf einen Das neue Gesetz schreibt als Strafminimum für Körper­von Beleidigungen, ferner Vorschriften über Er- Tag herabgesetzt und statt der Freiheitsstrafe Geldstrafe von verlegungen gegen eine noch nicht 18 Jahre alte oder pressung und Tierquälerei. drei Mark bis zu 1000 M. zugelassen. Es sollen aber fünftig- wegen Gebrechlichkeit oder Krankheit wehrlose Person, die der

Die Vorschläge zur Menderung Aenderung der Beleidigungs - hin auch abgeschlossene, zum öffentlichen Verkehr bestimmte Fürsorge oder der Obhut des Täters untersteht oder paragraphen enthielten eine schwere Beeinträchtigung ins- Räume, wie Personenabteile in Eisenbahnzügen, Straßenbahn- feinem Hausstande angehört oder die der Für­besondere der Presse und der öffentlichen Kritik. Die Geld- wagen, Omnibusse, den strafrechtlichen Schutz gegen die Ver- forgepflichtige der Gewalt des Täters überlassen hat", zwei strafen und Bußen sollten erhöht, der Wahrheitsbeweis ge- letzung des Hausfriedens genießen. Monate Gefängnis vor. Die Verfolgung solcher Körperver­

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Der Schapiroprozeß.

hindert werden. In der Kommission wurden diese Be- 2. Die Vorschriften für Arrestbruch, Siegelbruch, Ver- legungen geschieht von Amts wegen, so daß fünftighin grau­stimmungen beseitigt. Es gelang aber den Konservativen bei eitelung der Zwangsvollstreckung, Nötigung einer Behörde oder fame oder boshafte Mißhandlung zum Beispiel von Lehrlingen der zweiten Beratung im Plenum am 12. Januar 1911, eines Beamten zur Vornahme oder Unterlassung einer Amts- oder Gesinde unter 18 Jahren ohne Antrag verfolgt werden durch eine heimtückische Ueberrumpelung die Regierungs- handlung, Freiheitsberaubung, Uebertretung von Maßregeln muß. Die Versuche im Reichstag, das Schuhalter auf vorlage im wesentlichen wiederherzustellen. Die von der zur Verhütung der Einführung einer Krankheit, Entziehung 21 Jahre zu erhöhen, scheiterten an dem Einwand, Regierung damals vorgeschlagene Aenderung des Erpressungs- Minderjähriger den Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten den Konservative und die Regierung erhoben, daß paragraphen änderte nichts an dem Zustand, daß ehrliche gegenüber fannten bis jetzt nur Gefängnisstrafe. Sie sind ja dann auch rohe oder boshafte Soldatenmißhandlungen Arbeiter mit dem Makel der Erpressung durch Gerichte dahin geändert, daß auch Geldstrafe statt Gefängnisstrafe zu von Amts wegen verfolgt und mit einer Mindeststrafe von deshalb belegt wurden, weil sie von ihrem Recht Gebrauch gelassen ist. zwei Monaten Gefängnis bestraft werden müßten. machten, das Bevorstehen eines Streits anzukündigen oder 3. Aus Not begangene Delikte. Der Kritik, daß Dieb- III. Durch Aenderung des§ 355 hat die Novelle die Mitglieder zur Organisation zu werben. Vergeblich versuchten stähle und Unterschlagungen von geringfügigen Gegenständen, durch eine öffentlichen Zwecken dienende Fernsprechanlage ver­die Sozialdemokraten, den Erpressungsparagraph so zu ändern, insbesondere wenn sie aus Not begangen sind, mit drakonischen mittelten Nachrichten dem strafrechtlichen Schutz gleichgestellt, daß die Handlungen, deren Charakterisierung als Erpressung Strafen belegt werden mußten, tommt die Novelle etwas ent- die die in einer Telegraphenanstalt anvertrauten Depeschen das Rechtsgefühl aller normal empfindenden Menschen aufs gegen. Nach dem geltenden Recht muß, wer zum drittenmal genießen. Die Mindeststrafe ist von drei Monaten auf einen tiefste empören müßte, nicht mehr zu strafbaren Handlungen gestohlen hat, mit mindestens drei Monaten Gefängnis, und Tag Gefängnis für das Vergehen aus§ 355 herabgesetzt. gestempelt werden könnten. Ihre Anträge wurden abgelehnt. Der wenn ihm mildernde Umstände versagt werden, mit Zuchthaus Endlich ist einem alten praktisch ziemlich bedeutungslosen Regierungsentwurf enthielt ferner strengere Strafen wegen Tier- bis zu zehn Jahren bestraft werden, auch wenn es sich nur Wunsch der Schloffer entsprechend§ 369 Absatz 1 Nr. 1 des quälerei. Diese wurden angenommen, gleichzeitig aber auch ein um ganz geringwertige Gegenstände handelt und bitterste Not Strafgesetzbuches dahin geändert, daß nicht nur Schlosser, die Antrag des Zentrums, der dafür Sorge trug, daß Schächten nicht zur Tat gedrängt hat. Eine mildere Bestimmung- Haft bis unbefugt Hausschlüffel anfertigen oder ohne Erlaubnis der ohne weiteres als Tierquälerei erachtet werden könnte. Im zu sechs Wochen oder Geldstrafe bis zu 150 m. tritt Polizeibehörde Nachschlüssel oder Dietriche verabfolgen, sondern Plenum des Reichstages war es den Sozialdemokraten ge- nach§ 370 3iffer 5 Str.-G. ein, aber nur, wenn es sich um alle Personen, die dergleichen tun, mit Geldstrafe bis zu fungen, für Betteln aus Not Straflosigkeit durchzusehen. Nahrungs- oder Genußmittel handelt, die in geringen Mengen 150 M. oder mit Haft bis zu vier Wochen bedroht werden. Dieser Beschluß fand den lebhaftesten Widerspruch seitens der zum alsbaldigen Verbrauch entwendet worden sind. In solchem Es sei darauf hingewiesen, daß die neuen Vorschriften, Regierung. Falle tritt eine Verfolgung außerdem nur auf Antrag ein. soweit sie Strafmilderungen betreffen oder die Strafverfolgung Vergebens bemühten sich im Jahre 1911 insbesondere die Das neue Gesetz schlägt nach mehreren Richtungen hin Wilde von einem Antrag abhängig machen, auch für schwebende Sozialdemokraten, aus der Strafgesetzbuchnovelle das zu retten, rungen vor. Es soll, auch wenn es sich um einen Rückfall Strafverfahren von Geltung sind. Wer also nach dem 4. Juli was alle Parteien an ihr freudig begrüßt hatten: Milderungen handelt, die Entwendung und Unterschlagung geringwertiger in irgendeiner Instanz abgeurteilt wird, ist nach dem milderen bei einer Reihe kleinerer Delifte und Erhöhung der Straf- Gegenstände, wenn sie aus Not erfolgt ist, mit Geldstrafe bis Strafgesetzbuch zu beurteilen. Das ist für alle jene Fälle minima für Mißhandlungen von Personen unter 18 Jahren, zu 300 M. oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft von Wesentlichkeit, wo in erster Instanz gegenüber einem aus sowie die Erweiterung des Begriffes der Tierquälerei. werden. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein, die Zurück- Not begangenen Delikt die drakonischen Strafen des be­Der Kompromiß scheiterte daran, daß die wirtschaftliche Ver- nahme des Antrages ist zulässig. Die gleiche Strafmilderung stehenden Rechts haben angewendet werden müssen und die einigung und ein Teil der Nationalliberalen an der Straf- und Abhängigmachung der Strafverfolgung von einem zurück Berufung nach dem 4. Juli verhandelt wird. Losigkeit einer religiös vorgeschriebenen Schlachtmethode An- nehmbaren Antrag billigt ein neuer§ 264a des Strafgesetzbuchs stoß nahm, während das Zentrum glaubte, die völlige Aus- dem zu, der aus Not sich oder einem Dritten geringwertige scheidung der Tierquälereivorschriften nicht verantworten zu Gegenstände zum Schaden eines anderen durch Täuschung fönnen. So scheiterte ein Stompromiß in dem im Dezember verschafft. Die Novelle hat ferner die Geltung des§ 370 Darmstadt, 21. Juni( Privattelegramm des Vorbärls"). mot 1911 aufgelösten Reichstag. In der letzten Session brachten die Nr. 5 auf die Entwendung von Gegenständen des hauswirt- Bei der heutigen Verhandlung über die Nachtragsklage des Sozialdemokraten die kleine Strafgesetzbuchnovelle unter fchaftlichen Verbrauches überhaupt ausgedehnt und auch die Beigeordneten Berndt dreht es sich um ehrenrührige Vorwürfe, died Fortlassung der Vorschriften über die Beleidigung und Er- Unterschlagung solcher Gegenstände ebenso wie die von der Angeklagte Hirsch aus anderen Blättern im Anschluß an seine preffung, so wie in der zweiten Lesung der Reichstagsfession Nahrungs- und Genußmitteln in diesen Paragraphen ein- Verurteilung abgedruckt hat, obwohl er aus dem ersten Prozeß 1911 beschlossen war, als Initiativantrag ein. gefügt. Mußte bislang, wer auch nur ein wenig Holz, Kohlen wußte, daß sie nicht begründet waren. Darunter ist ein Artikel Nunmehr einigten sich alle Parteien dahin, daß die Straf- oder sonstiges Brennmaterial entwendete oder unterschlug, um Theodor Wolffs bom Berliner Tageblatt", betitelt" Der Kampf gesetzbuchnovelle in dieser Form, aber unter Aussich oder seine Angehörigen vor Kälte zu schüßen, nach dem mit dem Drachen", in dem es hieß, der Beigeordnete Berndt scheidung der Vorschläge über Tierquälerei bestehenden Gesetz mit Gefängnis und wenn es sich um so- habe ein gegebenes Cheversprechen nicht gehalten. Ferner fühlt und Betteln, als gemeinsamer Initiativantrag ein- genannten Rückfall handelte, mit Zuchthaus oder mindestens sich Berndt beleidigt durch die Verbreitung eines Briefes, mums zu suchen war, das zumeist in den südwestlich von Europa Gestitulationen, die kindlich- temperamentvolle Vergnügtheit- alles gelegenen Teilen des Ozeans, etiva mit einem Kern bei der Azoren­gruppe zu finden ist. Manche Anzeichen sprechen nun auch heuer für ein solches Verhalten des Azorenminimums. Im Borfrühling lag das entscheidende Maximum nicht im Süden, sondern im Often Europas . Seit Ende März ist das Azorenmaximum bereits mehrfach auf der Wetterfarte erschienen. Ob es im Commer weit genug nach Norden vordringen wird, ist sehr wahrscheinlich, denn schon in den letten Monaten war es auffallend, wie jelten die vom Ozean fom­Der Lärm spielender Kinder auf den Straßen... baut Spiel- menden Depressionen bedeutenderen Einfluß auf die Witterung Mitteleuropas erlangten: die Regenfälle waren weder häufig noch pläge! Babygeschrei in den Wohnungen... Rabitzwände awei ergiebig, und die Frühjahrsstürme fehlten bis nahezu Ende März Im Schiller Theater O. Iam Richard Stowronnet Schwurfinger der Bauschieber dick. vollständig, erst Ende März machten sie sich bemerkbar. Sollte also mit dem Schwant, Hohe Politit" zu Wort. Olle Kamellen" Teppichklopfen, Hundewautau, die Straßenbahnen- alles ist das Azorenmaximum an Ausdehnung jetzt wieder zunehmen, und in neuem Aufguß; ein Bortiönchen Scribesche Intrigenhaftigkeit noch zu ertragen. die barometrischen Minima noch weiter von Europa abgedrängt wer­Aber wie, wenn eine o- förmig den Mund öffnet, eine den Klavier- ben, so dürften Niederschläge seltener werden und der borjährige und übermäßig biel Schablone, bei ziemlich lederner Situations­fomit. Aus dem jungen Herzog Ottomar fonnte selbst Georg fessel höher dreht, einer das Kolophonium züdt? Hier läßt uns Wettertyp wieder eintreten. Dies ist um so wahrscheinlicher, als alles im Stich: die Justiz, die ein Ausziehen nicht für gerechtfertigt wir seit Mitte April dasselbe charakteristische Frühlingswetter wie Baeshte nichts Besseres als einen lackierten Uniformständer machen, und an hält( auf der Stelle würden die Wirte die Kontrakte ändern), die im Frühjahr 1911 haben. Aber noch ein anderer Grund spricht Minister Pfundtmann wirkte lediglich die Bismardmaste komisch. dem von Richard Wirth übernommenen Verwaltung, die sich, wenn sie Polizei heißt, eher damit befaßt, die dafür. Die Geschichte der Witterung Mitteleuropas lehrt, daß ver- Die anderen? Dr. Billung( Fritz Achterberg ), seine Frau, die Barteiangehörigkeit der Droschtenpferde zu ermitteln, wir sind hältnismäßig häufig die warmen Sommer gruppenweise auftreten. Malerin( Gertrud Dettmann), der Leibtammerdiener Wed geliefert. Das hämmert, das gackert, das fragt und lärmt. Wenn Theater. ( Martin Hartwig) Durchschnittspuppenspiel. Die Prinzessin es noch gute Musik wäre! Wenn es noch eine stille Stunde wäre, die dem Nachbar eingibt: Du mußt jetzt einmal ein schönes Bolts- Beide Schiller Theater warteten vorgestern mit Adalgisa( Hilde Engel) ist der Annaliese des alten Dessauer nach­gemacht. Sie schwäbelt so schlecht, als sie unecht geraten ist. Als lied spielen, einen Tanz. Es ist( in. den meisten Fällen) die Premieren" auf. schmierige Eitelkeit, sich durch diesen Lärm herauszustellen. Die Im Charlottenburger Hause gab es Das Konzert " Lichtpagen, frisch, ungeniert, mag das Dienstmädchen Rosa in der Musik wird überschäßt. von Hermann Bahr . Der Eindruck, daß diese auch in der Freien Haut Hella Thorneggs gelten. Hingegen schnitte Skowronnet­Wenn einer zu stumpf ist, je ein ordentliches Buch zu lesen, zu Bollsbühne bereits aufgeführte Komödie eine der besten deutschen obwohl reichlich aus altem Holz eine drollige Schwantfigur in Jonas, dem jüdischen Kommissionär aus Nafel. Und Mar dumpf, sich um Politik zu fümmern: Musik wird in seinem Haus Lustspiele überhaupt, nicht nur der lezten Jahrzehnte sei, daß sie, Gülstorff verlebendigte diesen gerissenen, dennoch gutmütigen gemacht.( Sie wird gemacht; da ist sie nicht.) Nichts gegen gute ihren Neiz behauptend, ein bleibender Besiz der Bühnen werden Konzerte, gegen schöne Wanderlieder, rhythmische Luftigkeit nur müßte, wurde durch die Vorstellung des Schiller- Theaters neu be- Schnorrer wirklich famos. Er entschied den Lacherfolg. nicht dieses fleinbürgerliche: Meine Tochter muß Klavierstunden fräftigt. Wenn in der Lessing- Theater- Premiere vor ein paar haben." Nein! fie muß nicht. Es ist geradezu fürchterlich, daß man Jahren hochberühmte Sträfte zusammenwirken, so fehlte Lier jeder Notizen. feine drei Häuser weit mehr gehen fann, ohne dieser Musikpest zu bekanntere Name. Dennoch war die Wirkung zündend, kam die begegnen, die die Gesunden, Nichtbeteiligten anstedt, aber die Aus­über leider nicht tötet. Es will nichts, aber auch gar nichts heißen, daß eine den Schubert ganz hübsch singen tann, eine andere den Liszt geläufig spielt. Na und

Kleines feuilleton.

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Musillärm. Karl Kraus sagt einmal irgendwo: Wenn ztvei Deutsche zusammen sind, so gründen sie einen Verein. Stirbt der eine, so erhebt sich der andere zum Zeichen der Trauer von seinem Blah." Einen Antilärm" zu gründen, bekommen nur Deutsche fertig. Immerhin, es gibt ihn.

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griff ineinander, um dem quecksilbern- übermütigen Raisonneur zu gleich den Anschein einer leibhaft wirklichen, psychologisch- einheitlichen Persönlichkeit zu leihen, b die Freude an dem sprühenden Feuerwerk der Paradorien durch Illusion zu steigern. Die Aufführung, von der Regie des Herrn Walter Horst aufs sorgsamste gefeilt und vorbereitet, reiht fid den besten benden bes Glitter Theaters i Jede Pointe des Dialogs fand Resonanz im Publikum, das sich offenbar von Herzen freute, einmal, anders als bei den Dutzend­Bustspielen und Schwänken, auch mit Verstand lachen zu dürfen.

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dt.

e. k.

graziöse, nachdenklich lustige Fronie der Szenen aufs glücklichste- Das Interessanteste am neuen Opernhaus heraus. Karl Noad, der den komödiantisch launenhaften Birtuosen werden die höfischen Repräsentationsräume" sein, als da sind: Heint, das gehegte Opfer weiblichen Anbetungsbedürfnisses spielte, die große Hofloge( 80 Size), ein Vor-" und ein Innen- Salon", hatte eine Maste, die die Last der Jahre allzu stark unterstrich und ferner ein 200 Quadratmeter großer Salon und ein 90 Quadrat­Sie tun es nicht, sicher nicht, nur, um ihre Mitmenschen mit der zu der faszinierenden Anziehungskraft des Helden den Damen meter großer Speisesaal. Fast scheint's, als sei der Zuschauerraum fertigen Leistung zu erfreuen. Es ist eine liebe, aufgeblasene Eitel gegenüber nicht recht stimmte. In allem Uebrigen aber brachte Nebensache. Und dafür 12 Millionen Mark Baukosten! teit, die uns das Leben, nein die Wohnung zur Hölle macht. er die Wesensart und Tragikomik des eitel aufgeblasenen, Direktor Reinhardt will den Sportpalast in der Künstler tun das nicht. Es sind bourgeoise Dilettanten, die sich maßlos verwöhnten Kindstopfes, der nie daran gedacht, daß seine Potsdamer Straße für seine Fünftaufend"-Theaterei pachten, um und die Musik überschäzen. Man sollte sie in ihre Klaviere sperren. Frau sich einstmals bei ihm revanchieren könne, mit trefflichem Humor barin Zirkus zu mimen. tu. zum Ausdruck. Fanny Wolf, die sonst in älteren Frauenrollen -Schloß Wetterstein ", ein Wedekindscher Einafter Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten heißen Sommers. auftritt, gelang die geistvoll- spöttische lebenstluge Künstlersgattin, Zweifellos befindet sich, so lesen wir in der Umschau", Mittel- die in unerschöpflicher Geduld und scherzend, als sei es nichts, die syklus wurde für die nächsten Kammerspiele des Deutschen Theaters erworben. europa seit Jahresfrist in einer Periode absonderlicher, unnormaler Untreue des großen Mannes" trägt, über jedes Erivarten. Güte, Eine Freilicht- Aufführung von Wallen­Witterung. Auffallend war die lange und große Hiße des Sommers Resignation, Munterkeit und Witz ergänzten sich in der diskreten 1911, ebenso die außerordentliche Dürre des letzten Jahres, sowie die Darstellung zu einem lebensvoll in sich geschlossenem Ganzen. Auch steins Lager" will die Jenaer Studentenschaft Mitte Juli auf eigenartigen Temperaturverhältnisse des Winters 1911/12. Nach den die angeborene, etwas bedächtig phlegmatische Slangfarbe des Organs dem Tabend veranstalten. Wie es bei studentischen Kunst"-Leistun= bisher gemachten Wetterbeobachtungen glaubt R. Hennig, daß der gliederte sich passend dem Charakterbilde ein. Bu einer herbor- gen hergehen mag, läßt sich aus einer Nachricht aus Lauchstadt er­bevorstehende Sommer ebenfalls häufigen Witterungswechseln ab- ragenden Leistung, die selbst die Vergleichung mit der Lessing- Theater- sehen. Danach haben die Leipziger Nikolaischüler gelegentlich ihrer geneigt sein wird; es dürfte daher ein abermaliger, recht heißer und Premiere nicht zu scheuen brauchte, erhob sich Alfred Braun in Räuber"-Vorstellung dermaßen vandalisch gehaust, daß der Landes­wahrscheinlich auch, dürrer Sommer in diesem Jahre zu erwarten der schwierigen, beim Lesen in einer Fülle glänzender Epigramme hauptmann für die Wiederherstellungsarbeiten der Bühne 200 Mark des philosophierenden Dr. Jura. Das Schadenersatz fordert. sein. Diese Vermutung läßt sich auch, theoretisch bis zu einem ge- zerfallenden Rolle unter der blonden Mähne, August Strindbergs Werke werden in englischer wissen Grade stüßen. Es ist sicher, daß die Ursache der großen Hiße breite blaffe bartlose Gesicht und Dürreperiode des Sommers 1911 in einer ungewöhnlich weit der gutmütig füßliche Mund, die feurigen intelligenten Sprache in London erscheinen, Ellin Schleußner besorgt die Ueber­mach Norden reichenden Ausdehnung des sogenannten Azorenmarie Augen hinter den blanken Brillengläsern, die drollig eindringlichen tragung,

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