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GewerkrcbaftUchea. JMetaUarbdterausrperrung. Nachdem die in Hannover   geführten Einigungsverhand- lungen zur Beilegung des Streiks in der Metallindustrie ge- scheitert sind, trat heute abend in Hannover  , Halle a. d. Saale  und Magdeburg   die angekündigte Aussperrung von 60 Proz. der Arbeiterschaft in sämtlichen, dem Verbände deutscher  Metallindustrieller angehörenden Betrieben in Kraft. Welchen Umfang die Aussperrung angenommen hat, ist bisher noch nicht zu übersehen._ Berlin   und Umgegend. Zur Zigarrenarbeiterbewegung in Groß-Berlin. Die Zigarren- firma Zöllner, Fabrik und Ladengeschäft: Norden, Stettiner Straße 50, ist aus der Tarifliste gestrichen, da dieselbe die tariflichen Abmachungen wiederholt durchbrochen hat. Die Firma gilt als gesperrt. Der Vertrauensmann. Steinarbeiter, Bauarbeiter aller Berufe! Der Streik der Steinmetzen auf dem NeubauSarotti  " in Tempclhof ist nach fünftägiger Tauer zugunsten der Streikenden beendet. Der feste Zusammenhalt der letzteren, sowie das solidarische Ver- halten der verwandten Berufsgenossen hat es ver- mocht, daß die in Betracht kommenden Firmen Jüngers u. Schille und Wayst u. Freytag, die sich anfänglich hart- näckig sträubten, überhaupt in Verhandlungen über die strittigen Punkte einzutreten sich eines Besseren überzeugten. Die Zeit, da die Unternehmer einseitig die Lohn- und Arbeitsbedingungen fest- setzten» ist eben ein für allemal vorbei. Folgender Vertrag kam mit der Firma Jüngers u. Schille zustande:Die Firma erkennt den Tarif für das Steinmetzgewerbe von Groß-Berlin an, soweit sich derselbe auf Tagelohnarbeiten erstreckt. Hierzu ge- hören die Bestimmungen betr. Arbeitszeit, Fahrgeld und diejenigen allgemeiner Natur. Akkordarbeit ist unzulässig, des- gleichen die Verwendung von ungelernten Ar- beitern zur Herstellung von Steinmetzarbeiten mit Ausnahme von Bossirarbeiten(Spitzen), für welche ein Min- destlohn von 73 P f. pro Stunde zu zahlen ist, falls ungelernte Arbeiter mit denselben beschäftigt werden. Maßregelungen der am Streik beteiligt gewesenen Personen finden nicht statt." Zu bemerken ist, daß die vor dem Streik mit Bossiren(Spitzen) be- schäftigten Arbeiter nur einen Stundenlohn von 55 P f. erhalten haben, desgleichen die mit Stocken Beschäftigten, die nun auf Grund des Verträges zurückgezogen werden, um den Steinmetzen Platz zu machen. Die Arbeit wird am Montag früh wieder aufgenoin«- jnen. Zentralverband der Steinarbeiter. Ortsverwaltung Berlin  . Zum Streik der Bierfahrer in den Niederlagen Grotz-Berlins ist zu berichten, dag Verhandlungen stattgefunden haben, welche allerdings noch nicht zu Ende gefiihrt sind, die aber zu einem be- friedigenden Resultat führen dürften. Aus diesem Grunde haben die in Frage kommenden Bierfahrer die Arbeit im vollen Umfange wieder aufgenommen. Deutscher   Transportarbeitcrverband, Bezirk Groß-Berlin. Lohnbewegungen im Gastwirtsgewerbe. Die Aussperrung der Kellner imP a ra d i e s g a r t e n" zu Treptow   ist noch nicht beigelegt. Herr Hiller kehrt nach wie vor den Herrenstandpunkt heraus und glaubt mit Hilfe der Polizei die berechtigten Wünsche seiner Angestellten ignorieren zu können. Am letzten Mittwoch hatte er sich ein Riesenaufgebot an uniformierten Schutzleuten und berittenen Gendarmen sowie Kriminalbeamten bestellt. Aus Berlin  , Treptoiv und Baumschulenweg waren die Beamten herangezogen. In letztgenanntem Ort machten sich die Spitzbuben die Abwesenheit der Gesetzeswächter gleich zunutze, in-- sie in der Zeit mit Erfolg zwei Einbrüche verübten. Genützt hat Herrn Hiller der Kraftaufwand nichts, denn von feiten der Organisation war für diesen Tag nichts geplant. Dagegen wurde am Donnerstag eine Flugblattverbreitung im Lokal vorgenommen, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Viele Gäste verließen das Lokal und gingen nach demSpreegarie n", dessen Inhaber, die Herren Garde gast, inzwischen mit dem Verband der Gastwirts-- gehilfen Vereinbarungen getroffen haben. Die bei Herrn Hiller beschäftigtennützlichen Elemente" schei- nen sich ihrer Pflicht als solche voll bewußt zu sein, denn sie ver- suchten, die Flugblattverbreiter zu mißhandeln. An dieserlobenswerten" Aktion beteiligten sich auch die Köche, die sich sonst immer als dieElite" der aastwirtschaftlichen Angestellten betrachten. Der Küchenchef Herr M e tz i n sucht auch auf andere Weise seinem Brotgeber beizuspringen, indem er die Konkurrenz ausputscht. So ging er u. a. zu dem Inhaber des Etablissements Altes Eierhäuschen" und erklärte dem, datz die Kellner bei ihm heute, Sonntag, streiken wollten, eHrr Andre möge es nur so machen, wie sein Prinzipal H i l l e r   und die Kellner hin- auswerfen. Wir stellen fest, daß an diesem Gerede kein wahres Wort ist, vielmehr hat Herr M e tz i n sich das aus den Fingern gesogen. Mit der Brauerei Friedrichshagen  , Oekonom Richard Büttner, bestehen, entgegen einer Zuschrift des Kellnervereins Altkölln a. W. an dieBerliner Volkszeitung" und denGewerk- verein" die Differenzen fort. Herr Büttner erklärte, er ließe sich von dritten Personen keine Vorschriften machen. Besonders be- tonte er, daß auch der Aufsichlsrat ihm nichts zu sagen habe. Die Brauerei ist Eigentum von Berliner   Gastwirten. Es mutz Ver- wunderung erregen, datz die Gründer und Besitzer dieser Genossen- schaftsbrauerei so absolut machtlos sind gegenüber dem Oekonomen. Sowohl derParadiesgarten" in Treptow   als auch der Brauerei- ausschank Friedrichshagen   sind für organisierte Gastwirtsgehilfen gesperrt. Verband der Gastwirtsgehilfen. veutlcbes Reich. Schildermaler! Bei der Firma Rank u. Richter in Düsseldorf   sind Differenzen ausgebrochen. Wir bitten, jedes Arbeitsangebot nach dort zu unterlassen. Die Firma sucht bereits imDiamant" Arbeitskräfte. Auch soll sie beabsichtigen, in Verlin Kräfte anzuwerben. Also: Vorsicht! Verband der Porzellanarbeiter, Zahlstelle Berlin  . Bekanntmachung gelesen. Jetzt auf einmal, wo es sich um die dem Staate nützlichen Elemente handelt, erinnert die Polizei sich ihrer Pflichten als Sicherheitsbehörde. Die Scharfmacherpresse wird jedenfalls wie ein Werwolf über diesen Vorgang mit den sechs Verhaftungen herfallen. Die Ursachen für diese Menschen- ansammlungen sind darin zu suchen, daß die Erbitterung unter der Bevölkerung über das ruchlose, unbehinderte Verhalten der Arbeitswilligen aufs höchste gestiegen ist. Dazu kommt noch, datz diese Leute die Stadt zu nächtlicher Zeit mit dem ausgesprochenen Vorsatz absuchten, die Streikposten zu überfallen. Dieser Tage war außerdem in der Stadt das Gerücht verbreitet worden, ein am Streik unbeteiligter Metallarbeiter sei infolge der Mitzhand- lungen durch die Streikbrecher gestorben. Das ist nun glücklicher- weise nicht der Fall. Weil aber die Polizei sich gegen diese Roh- linge als machtlos erwies, mutzten die Arbeitskollegen die Streik. Posten schützen, mutzte doch befürchtet werden, die Wüteriche würden ihr blutiges Treiben vom Sonntag fortsetzen. So kam es, daß sich zunächst einige Personen vor der Fabrik ansammelten; nach und nach wuchs die Zahl der Neugierigen. An eineaus- gesprochene Absicht", Gewalttätigkeiten gegen die in der Waggon. fabrik befindlichen Arbeitswilligen auszuüben, hat niemand ge- dacht. Die Streikleitung hat in einem Aufruf aufgefordert, jede Ansammlung in den Straßen zu vermeiden, und sie ermahnt zur Besonnenheit und Ruhe.__ Eine christliche Lüge. Durch die bürgerliche Presse geht eine Notiz, die aus einer christlichen Korrespondenz stammt und von dort in die Reichsver- bandskorrespondenz übergegangen ist, in welcher eine angebliche Aeutzerung, die der Genosse Arbeitersekretär Thomas aus Heidel- berg in einer Versammlung in Mosbach   getan haben soll, aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht wird. Die Notiz lautet: Der Redner der christlichen Gewerkschaften hat uns zum Vorwurf gemacht, daß die sozialdemokratischen Gewerkschaften auf das Wirtschaftsleben keine Rücksicht genommen hätten und die Industrie schadigten. Da kann ich sagen:Jawohl, wir wollen die Industrie schädigen, weil wir nur so unser Ziel zu erreichen vermögen." Die Notiz ist auffallenderweise nur in rwrddeutschen Blättern erschienen. Genosse Thomas schreibt dazu folgendes: Es ist nicht wahr, datz ich die mir in den Mund gelegte Aeutzerung getan habe. Ich habe auf den Vorwurf, datz die so zialdemokratischen Gewerkschaften auf das Wirtschaftsleben keine Rücksicht nähmen, erwidert, daß die klerikale und konservative Politik bisher diese Tendenz gehabt hätte. Ich habe dann weiter ausgeführt, daß bei einem Streik(es handelte sich um eine Auseinandersetzung über den letzten Bergarbeiterstreik) die Interessen der Arbeiter denen der Arbeitgeber entgegengesetzt seien, daß es bei einen, Kampfe immer darauf ankomme den Gegner zu schwächen. Wenn dadurch eine Schädigung der In- duftrie herbeigeführt würde, so seien es nicht die Arbeiter, die davor zurückschrecken dürften, auch auf diese Möglichkeit hin ihre Forderungen durchzusetzen, weil ja die Arbeitgeber durch die Bewilligung der Arbeiterforderungen in der Lage seien, diese Gefahr von der Industrie abzuwenden. Wenn die christlichen Gewerkschaften der Meinung seien, datz die Arbeiterbewegung im Interesse der Industrie auf ihre Forderungen verzichten müßten, so bestätigten sie damit wieder einmal, datz sie lediglich die Interessen des Unternehmertums vertreten, denen sie nicht den Vorwurf der Jndnstriefeindschaft machten, wenn sie Riesenaussperrungen vornehmen, um die minimalen Forderungen der Arbeiter abzulehnen. Das sind die bezüglichen Aeutzerungen meinerseits in der Versammlung gewesen. Die mir in den Mund gelegten Worte sind eine glatte Erfindung._ Tie Görlitzer Polizei gegen die Bevölkerung für die Streikbrecher. Dienstag und Mittwoch haben in Görlitz   vor der bestreikten Waggonfabrik, in deren Betrieben etwa 150 Arbeitswillige ein­quartiert sind, größere Menschenansammlungen stattgefunden. Dabei sind auch einige Verhaftungen erfolgt. Darauf erfolgte am Donnerstag eine Bekanntmachung der Polizeiverwaltung in der Presse, in der gesagt wird, die Menschenmenge habe sich in der ausgesprochencnen Wsicht zusammengerottet, um Gewalttätigkeiten gegen die in der Waggonfabrik befinolichen Arbeitswilligen zu be- gehen. Weiter wird gesagt, einige der Beteiligten hätten die Po- lizeibeaniten in der rechtmäßigen Ausübung ihres Amtes durch Gewalt behindert, und durch Bedrohung mit Gewalt Widerstand geleistet; ein Oberbeamter sei tätlich angegriffen worden, und sechs Personen mutzten wegen Widerstandes gegen ditz Staats- gewalt, wegen Auflaufs und ruhestörenden Lärms verhaftet und der Königlichen Staatsanwaltschaft zugeführt werden. Zum Schluß wird angekündigt, datz die Polizei jede Störung der öfsent- lichen Ordnung und jede Wiederholung eines derartigen Auflaufs entschieden verhindern wird. So sorgt die Polizei für Ordnung! Seit die Katzmareckgarde in Görlitz   haust, sind die Görlitzcr Einwohner den Roheiten dieser Leute ausgeliefert. Trotz der ärgsten Ausschreitungen dieser Strcikbrechcr-Apachen, trotz Be- drohung und tätlicher Angriffe auf Polizeibeamte, trotz der ärgsten Exzesse, Revolverschießereicn, Ueberfälle auf Passanten, von denen mehrere in blutigen Schlägereien halb totgeschlagen wurden, hat man noch nichts von einer zum Schutze der Bevölkerung erlassenen Erfolgreicher Streik der Textilarbeiter in Bleichach  . Der Streik der Weber in Bleichach   bei Kempten   in Schwaben   ist nach 18 tägiger Dauer mit einem Erfolg für die Arbeiter beendet wor- den. Außer einer Lohnerhöhung von 5 10 Prozent wurde auch die Schaffung eines Arbeiterausschusses zugestanden. Die Aus- ständigen, die vor Ausbruch des Streiks nur zum geringen Teil organisiert waren, sind sämtlich der Organisation beigetreten. Ausland. Der Niederländische Verband der Gewerkschaften, die Zentrale der modernen Gewerkschaftsbewegung Hollands  , hielt vom 10. bis 12. Juni zu Amsterdam   ihre sechste Jahresversammlung ab. Die ständige und immer stärkere EntWickelung, die der Verband seit seiner Gründung durchmachte, hat auch im verflossenen Jahre an- gehalten. Die Zahl der angeschlossenen Organisationen und die der Mitglieder sind im Laufe der Jahre gestiegen, wie folgende Tabelle zeigt: 1. Januar 1900 11 Organisationen mit 18 900 Mitgliedern 1907 13,. 26 227 1908 24.. 82 270 1909 27.. 80 023 1910 27.. 40 023 1911 28.. 44120 1912 32-.. 82 235 Gegenwärtig ist die Zahl der Mitglieder schon auf rund 55 000 angewachsen und das sind ungefähr 30 Proz. der nach der offiziellen Statistik in Holland   vorhandenen gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Arbeiterinnen. Unter den Mitgliedern der an- geschlossenen Organisationen waren am Jahresanfang 1912 3207 weib- liche. Die Einnahmen der Organisätionen betrugen im Jahre 1911 1 133 137 Gulden, ihr gesamtes Vermögen war am Jahresschluß 1 079 039 Gulden, wovon jedoch über IV2 Millionen auf den Diamant- arbeiterverbnnd kommen. Schaltet man diese größte und stärkste Organisation ans, so beträgt das Vermögen pro Kopf der Mitglieder nur 2 Gulden. Für Streikunterstützung wurden rund 180000 Gulden ausge- geben, woran der Diamantarbeiterverband mit über 100000 Gulden be- teiligt ist; die Ausgaben für Krankenunterstützung waren 93 171, die für Arbeitslosenunterstützung nur 15 750 Gulden. Alle Organi sationen haben eigene Ffachblätter, und außerdem gibt die Zentrale bekanntlich ein eigenes BlattDe Vakbeweging" heraus. Die gesamte Auflage der Blätter war im Jahre 1911 79 875 Exemplare, und verbreitet wurden die 33 Blätter im Laufe des Jahres in 2 850200 Exemplaren. Der Kassenbericht des Verbandes der Gewerkschaften schließt für das Jahr 1911 mit der Bilanzsumme von 37 302,90 Gulden ab. Für Streikunterstützung waren rund 18 010 Gulden eingekommen, und für die streikenden Seeleute in Rotterdam   11 215 Gulden. Die ordentlichen Beiträge der Organisationen machten 12 274 Gulden aus. Die Streikunterstützung, soweit sie durch den Verband der Ge- werkschaften geht, wird durch Listensammlung aufgebracht. Es lagen nun dem Kongreß Anträge vor, die teils die Einführung obligato- rischer Extrabeiträge bei großen Lohnkämpfen, teils die Einführung regelmäßiger Beiträge zur Schaffung eine? zentralisierten Wider- standsfonds zum Ziele hatten. Diese Anträge fanden jedoch keine Annahme, und es wurde eine Resolution angenommen, die es den einzelnen Organisationen vor allem zur Pflicht macht, selbst für einen starken Streikfonds zu sorgen, im übrigen besagt, daß das System der Listensammlung bei großen Kämpfen vorläufig bestehen bleiben soll. Einer der wichtigsten Punkte der Tagesordnung bezog sich auf die örtlichen Vorständebünde, die bis jetzt, neben den Gewerkschaften, auch die Parteivereine und die Genossenschaften am Ort umfaßten. Sie sollen nun, wie es bereits auf der Jahres- Versammlung von 1909 besprochen worden war, zu reinen Gewerk- schaftskarlellen umgestaltet werden. Die Umgestaltung soll sich allmählich vollziehen, jedoch werden die Organisationen auf- gefordert, dafür zu sorgen, daß ihre Ortsabteilungen sich binnen zwei Jahren den Kartellen anschließen, die die vom Ver- band der Gewerkschaften aufgestellten Grundsätze anerkennen. So- dann beschäftigte der Kongreß sich unter anderem mit dem Gesetzentwurf der Regierung zur Einführung einer Alters- und j Invalidenversicherung, der, wie ausführlich dargelegt schwere Mängel enthält, den Arbeitern große Lasten auferlegt, aber nur sehr geringen Nutzen bringen kann. Das wurde in einer Resolution dargelegt, die im übrigen folgende Forderungen an die Gesetzgebung enthält: a. Pensionierung auf Kosten des Staates für alle dessen bedürftigen Männer und Frauen vom sechzigsten Lebens- jähre an; b. Versicherung gegen die materiellen Folgen der Jnvali- dität auf Kosten der Arbeitgeber und des Staates, und, falls Beiträge von den Arbeitern erhoben werden, wenigstens Betragsbefreiung für die am schlechtesten gestellten; 0. Pensionierung der Witwen und der Waisen bis zum 18. Lebensjahre; ck. Ueberwiegenden Einfluß der Ver» sicherten auf die Jnvaliditätsversicherung.Uebrigens findet im September dieses Jahres ein Kongreß für Staatspensionierung statt, an dem der Verband der Gewerkschaften ebenfalls teilnehmen wird. Ferner wurde beschlossen, dahin zu wirken, daß spätestens im Jahre 1913 ein Kongreß zur Behandlung der Verhältnisse in der Heimindustrie stattfindet, und der Vorstand des Verbandes der Gewerkschaften soll zu diesem Zweck mit dem Vorstande der sozialdemokratischen Partei Beratungen pflegen. Die Arbeiten der beiden besoldeten Beamten des Verbandes, der Genossen Oudegeest und van den Tempel, hatten sich mit dem Wachstum des Verbandes so gehäuft, daß die An- stellung eines dritten Beamten notwendig und dann auch ohne weitere Diskussion beschlossen wurde. Der Streik der französischen   Seelente dauert weiter an. Ein am Freitagabend in Paris   verbreiteets Ge« rücht, nach welchem die Seeleute nicht geneigt sein sollten, an einem Schiedsgericht teilzunehmen, hat sich als falsch herausgestellt. denn in einer Versammlung der Streikenden, bei der die einfluß« reichsten Führer zugegen waren, wurde die Bereitwilligkeit der Ar« bester, sich einem Schiedsspruch zu unterwerfen, zugegeben. In einem Bericht, den sie der Presse zugehen ließen, erklären sie ausdrücklich, datz sie bereit sind, an Einigungsverhandlungen in Paris   teil- zunehmen, wenn bei diesen Konferenzen je ein Delegierter der Ar- beitgeber und der Streikenden vertreten ist. Dagegen haben die Reeder mit Ausnahme der Messagerie maritime einen schieds« richterlichen Vertrag abgelehnt; sie erklären, datz sie sich dem Spruche eines Schiedsgerichts keinesfalls beugen werden. Immerhin hat sich die Lage durch die Haltung der Messagerie Maritime bereits wesentlich gebessert, da die Messagerie maritime die größte Gesellschaft ist. Gestern vor» mittag fand ein Ministerrat statt, der sich eingehend mit den zu treffenden Matznahmen im Falle der Ablehnung des Schiedsgerichts befaßte. Am Abend traten die Minister unter Vorsitz PoincarsS abermals zusammen, um die Frage der Entsendung von Marine« reservisten auf die Transportdampfer, die Getreide und Früchte aus Algier   nach den französischen   Häfen bringen und ausladen, eingehend zu erörtern. Auch in Le Havre   findet der Regierungsvorschlag unter den Reedern keinen Anklang, diese haben vielmehr kategorisch erklärt, datz sie keinen Schiedsgerichtsspruch anerkennen werden. Gestern entschied das Appellationsgericht gegen neun Seeleute des DampfersSir Barthelmy", die am 18. November verurteilt wurden, weil sie ihr Schiff verließen und in den Streik traten. Sie wurden freigesprochen, weil den Seeleuten an der Handels- marine nach dem Gesetze von 1884 das Recht zusteht, in den AuS- stand zu treten._ Die Lohnkämpfe in Norwegen  . Der Streik der Fischkonservenarbeiter von Stavanger   ist nach achtwöchiger Dauer mit dem Abschluß eines neuen Tarifvertrages beendet, der Lohnerhöhung bietet, sowie eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 57 auf 54 Stunden. Am Streik waren rund 3000 Arbeiter und Arbeiterinnen beteiligt. Die Eisenbahn anlagearbeiter des norwegischen Staates stehen noch immer im Streik. Es haben zwar Verhandlungen statt- gefunden, ob aber auf Grundlage der dabei zustande ge- kommenen Vorschläge eine Einigung erzielt wird, scheint noch zweifelhaft. Im Streik der Schiffsmaschinisten sind ebenfalls Verhandlungen angeknüpft, aber auch hier ist, so weit bis jetzt Nachrichten vorliegen, der Friede noch nicht wieder- hergestellt. Der Kampf hat übrigens auch die Wirkung gehabt, daß sich nun überall bei den Maschinisten der Drang nach Anschluß an die Landesorganisation der Gewerkschaften geltend macht. Für einige Routenschiffe in den nördlichen Distrikten hat der Maschinisten  - verband auf Ersuchen der Regierung die nötige Mannschaft zur Verfügung gestellt, und zwar um einem Notstand in der Bevölkerung vorzubeugen. » Christiauia, 22. Juni.  (W. T. B.) Die EinigungSverhand- lungen zur Beilegung des Streiks der Maschinisten der Dampfer- linien haben zur Einigung geführt. Der Ausstand ist somit be- endet. LrttzU IVachrichtcn. Bei der Arbeit lebensgefährlich verunglückt ist gestern nachmittag der Putzmeister Karl Rindermann auS der Graetzstr. 13 zu Treptow  , der auf einem von dem Baumeister Arnolv Küthe in der Rittergutstr. 107 zu Lichtenberg   aufgeführten Neubau beschäftigt war. Er stürzte aus dem ersten Stock so un- glücklich herab, daß er mit dem Rücken auf einen unten stehenden Pfahl aufschlug und sich eine schwere Rückgratverletzung und Ver- letzungen am Kopf, an der Brust und an der Schulter zuzog. Der Verunglückte, der verheiratet und Vater mehrerer Kinder ist, wurde mit einem Rünzelschen Wagen nach dem Krankenhaus Bethanien gebracht. Hier liegt er sehr schwer darnieder, doch hoffen die Aerzte, ihn am Leben erhalten zu können. Landesvcrratoprozeh. Frankfurt   a. M., 22. Juni.  (W. T. B.) Die Straf- k a m m e r begann heute vormittag den Landcsverratsprozeß gegen die Techniker Hhronimus und Haunerland soivie den Kellner Schellberg. Auf Antrag des Staatsanwalts wurde wegen Gefähr- dung der Staatssicherheit und der öffentlichen Ordnung die Öffentlichkeit aus geschlossen. Das Urteil, das um sechs Uhr abends gefällt wurde, lautete gegen Hhronimus auf zwei Jahre Gefängnis und gegen Haunerland auf acht Monate Gefäng- nis; Schellbcrg wurde freigesprochen. Von den Verur- teilten wurde gegen das Urteil Revision eingelegt. Roosevelts Bruch mit der republikanischen Partei. Chicago  , 22. Juni.  (W. T. B.) Nachdem Roosevelt   die einleitenden Schritte zur Organisierung einer neuen Partei getan hatte, hat er seine Beziehungen zu dem republikanischen Naional- konvent formell gelöst. Erdbeben in Zentralamerika  . Köln  , 22. Juni. Nach derKölnischen Zeitung  " haben Erdbeben in Costarira mehrere Ortschaften teilweise zerstört. Es herrscht große Panik. 85 Personen sollen getötet und 400 verletzt worden sein. Auf der Vergnügungsfahrt verunglückt. Osnabrück  , 22. Juni.  (H. B.) Heute vormittag fuhr das mit 8 Personen besetzte Automobil des Geh. Justizrates Dr. v. Glaß aus London   in voller Geschwindigkeit gegen einen Baum. Das Automobil wurde in einen Graben geschleudert. Der Chauffeur und zwei Insassen kamen mit leichten Verletzungen da- von, während Frau v. Glaß sofort tot lvar. Herr v. Glaß und die beiden Enkelkinder trugen derart schwere Verletzungen wurde, I davon, daß sie kaum mit ihrem Leben davonkommen dürften. Veraniw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . Inseratenteil verantw. rtz-Glockt, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Verlagsanstalz�Paul Singer& Co., Berlin   SW. Hierzu 4 Beilagen.