Oesterreich aus Eichwalde hatte infolge ehelicher Zerwürfniffe ihrenMann verlassen und bei ihrer in der Kopenhagener Straße wohn-haften Schwester, die mit einem Kaufmann F. verheiratet ist, Zu-flucht gesucht. Der Ehemann folgte ihr jedoch auch dorthin und eskam nun in der Wohnung der Verwandten wiederum zu einem er-regten Auftritt. Hierbei geriet die junge Frau in eine derartigeAufregung, daß sie plötzlich Zyankali, das sie sich heimlich verschaffthalte, nahm. Bewußtlos stürzte die Lebensmüde zu Boden. Manholte sofort einen Arzt herbei, der die Ueberführung der O. nachdemstädtischen Krankenhans veranlaßte. Dort liegt sie völlig hoffnungs-los danieder.Zu einem Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahnwagen undeinem Wagen der Berliner Feuerwehr kam es am Dienstag-nachmittag an der Ecke der Seydel- und Grünstraße. Dort fuhrein Zug der Linie 87<Richtu»g Treptow) gegen den die KreuzungPassierenden Tagesdienstwagen der Feuerwehr. Durch den Anprallwurde der Feuerwehrwagen stark beschädigt, an dem Bahnwagender Kontrollertisch zerbrochen und die Schutzweste verbogen. Personensind glücklicherweise nicht verletzt worden. Eine Betriebsstörungentstand durch den Unfall nicht.Ein größerer Brand brach gestern nachmittag kurz nach 2 Uhrin der Holzmarktstr. 2 in der Fabrik für Federboas von JuliusIsrael aus. Der Brandherd lag im Obergeschoß des rechten Seiten-flügels in den ausgedehnten Lagerräumen der Fabrik. Bei Ankunftder Wehr war das Feuer schon sehr weit vorgeschritten, so daß sofortmit drei Schlauchleitungen eingegriffen werden mußte, die vonDampfspritzen gespeist wurden. Die Lagerräume sind größtenteilszerstört. Die Löscharbeiten nahmen längere Zeit in Anspruch. DieUrsache des Feuers ist nicht ermittelt.Uebcrfahren und getötet wurde gestern nachmittag der 4 Jahrealte Sohn des Arbeiters Scklüttke, Kaiserin-Augusta-Allee S2 wohnhaft. Der Knabe scheint aus dem Straßen dämm gespielt zu haben,als er plötzlich unter die Räder eines Arbeitswagens geriet und ge-tötet wurde.Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich gestern nachmittag bei derFirma Hein, Lehmann u. Co. A.-G. in Reinickendorf zugetragen.Dort waren um diese Zeit Arbeiter beim Einstapeln der Träger be«schästigt, dabei fiel dem Arbeiter Cibinsky ein 8 Meter langer und28 Zentimeter breiter Träger auf das Schienbein, so daß er denlinken Fuß brach und der Knochen gleich 5 Zentimeter durch dieHose starrte. Nach einem Notverband wurde der Verletzte mittelsKrankenwagens ins Reinickendorfer Krankenhaus eingeliefert.Zeugen gesucht. Personen, die gesehen haben, wie am Mittwoch.den 5. Juni, zwischen'l-ß bis 8/48 Uhr abends, an der' WarschauerBrücke ein Mann von einem Polizeibeamten durch einen Säbelhiebüber den Kopf schwer verletzt wurde, werden gebeten, ihre Adressean H. Töpper, Nonnendamm, Märkischer Steig vorn 2 Treppen, zusenden.Zwei Badepakete find am Sonntag im Zuge von Erkner—Schlestscher Bahnhof vertauscht worden. Umzutauschen bei LieberS,Litthauerstr. 20, v. IV._Vorort- NacbncbteihLichtenberg.Eine von rund 1000 Mitgliedern besuchte Generalversammlungder Wahlvereine Lichtenberg und Rummelsburg, die amDienstag, den 26. Juni, bei Arnhold unter Leitung des KreiS-Vorstandes tagte, beschäftigte sich mit der Verschmelzungsfrage derParteiorganisation beider OrtSteile. �Nachdem durch die Eingemeindung von Rummelsburg in Lichten-berg in kommunaler Beziehung eine große einheitliche Gemeindegeschaffen wurde, deren Einwohnerzahl 14S 200 beträgt(OrtsteilLichtenberg 80 200 und Orlsteil Nummelsburg 66 000), müssen inZukunft alle öffentlichen Fragen gemeinsam verhandelt und geregeltIverden. Aus diesen und aus allgemein praktischen wie organi-satorischen Gründen erklärte sich die Generalversammlungdurch einstimmigen Beschluß damit einverstanden, daßfortan beide OrtSteile einen gemeinsamen Wahl-verein bilden. Der neugebildete Wahlverein zählt rund6000 Mitglieder, davon entfallen zirka 4000 auf den OrtSteilLichtenberg und 2000 auf den OrtSteil Rummelsburg. Als Bezirks-leiter wurde der Genosse Otto Jaffke mit 676 Stimmen gewähltgegen 3öS Stimmen, die auf den Genossen Oskar Witzle entfielen.Die übrigen Funktionäre wurden nach den Vorschlägen der Bezirkefast alle einstimmig per Akklamation gewählt. Den Vorstand, derlaut Beschluß der Kreiskonferenz aus 3 Personen bestehen muß,bilden die Genoffen Jaffke. Linke und Gäbel. Die Ver-sammlung nahm noch Stellung zur Kreisgeneralversammlung undbeschloß, folgende Vorschläge zur Besetzung des Kreisvorstandes zumachen: Als 1. Vorsitzender Paul Brühl; 2. Vorsitzender AlfredN o l I st e d t; Kassierer Rudolf B ü h l e r. Als Revisor sollder Genosse Fritz Berg er in Vorschlag gebracht werden.Weitere Vorschläge für Kreisfunktionäre sollen den kleinerenBezirken im Kreis überlassen bleiben. Anträge zur Kreisgeneral-Versammlung wurden nicht gestellt, doch wurde auf Anregung desGenossen Grauer der Wunsch ausgesprochen, daß die yeugewählteBezirksleitung noch vor der Delegiertenwahl zum Parteitag eineVersammlung einberufen möge, damit die Mitglieder zu den wichtigenFragen Stellung nehmen können, die den Parteitag beschäftigenwerden.Genosse Brühl wies am Schlüsse der Versammlung auf diegroße Verantwortung hin. dessen sich die Funktionäre und Mitgliederder neugeschaffenen 6000 Mitglieder umfassenden Organisation be-wüßt sein müßten. Die nächste Aufgabe bestehe darin, daß dieOrganisation ausgebaut werden müsse. Die Zahlabende seien besserauszugestalten, indem weniger die geschäftlichen Dinge erledigt�sondern vor allen Dingen mehr grundsätzliche und politische Tages-fragen behandelt werden sollen.Die neue Organisation habe im Herbst d. I. bei den stattfindendenStadtverordnetenwahlen Gelegenheit, ihre Feuerprobe zu bestehen.Es müsse ein Wetteifer unter den Genossen entbrennen, unsere Er-folg« denen von Neukölln gleichzustellen, indem nicht nur die ganzedritte Abteilung, sondern auch ein Teil der zweiten Abteilungvon uns erobert werde. Dieser und jeder anderel Erfolg könne abernur erzielt werden durch s ystematische Organisations- undAgitationsarbeit. Dasselbe gelte auch im Kampf gegen dasDreiklassenwahlrecht, indem wir rechtzeitig zu denkommenden Landtagswahlen rüsten. Nicht von Augenblicks-erfolgen dürsten sich die Genossen blenden und leiten lassen, sondernalle ihre Handlungen sowie ihre Agitation stets vom prinzipiellenStandpunkt aus best�iben. In diesem Sinne rufe er der neuenOrganisation ein»Glück aus* de? Kreisvorstandes zu. Der be-geisterte Beifall der imposanten Versammlung zeigte, daß die Groß-lichtenberger Sozialdemokraten gewillt sind, in den kommendenKämpfen ihren ganzen Mann zu stellen und Schulter an Schulterfür die Befreiung des Proletariats zu streiten.Polizeitate«. Ein ungezügelter Tatendrang der Polizei sorgtnicht nur für den gebührenden Ruhm, sondern auch für dauerndeErregung in der Bürgerschaft. Das beweist die Hinfälligkeitder vorsündflutlichen Auffassung, es sei die Aufgabe der Polizei,für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Der Eifer eines durch einenroten Lappen wild gewordenen Ochsen reicht nicht an die besondereAufmerksamkeit heran, mit der die Polizei sich auf alles stürzt,was mit der Arbeiterbewegung in Verbindung steht. Am Tage derReichstagswahl wurden unsere Plakatträger sistiert; das Aergerniserregende Plakat, mit der erfolgreichen Aufforderung, Stadt.Hägen zu wählen, verfiel der Konfiskation. Außerdem begnadeteman jeden Plakatträger mit einem Strafbefehl über I M. DenBezirksleiter Jaffke bewertete die Polizei 60mal höher. Dafürhatte man ihm zum Leiter eines Aufzuges avanzieren lassen. Andemselben Tage unternahmen die Beamten noch eine Jagd auf diein Schaufenstern hängenden Plakate mit der Aufschrist:„WähltStadthagen!" In einigen Fällen wurde zwecks Eroberung dergesuchten Objekte sogar Gewalt angewendet. Alle Wirte usw., diePlakate ausgehängt hatten, beglückten Strafmandate über 3 Mk.Nun war man im Zuge, und heißer Begehr geizte nach weiterenErfolgen. Die Gelegenheit fand sich bald. Am 2. Februar warGewerbegerichtswahl. Ausgehängte Plakate gaben den WählernKenntnis von der Bezirkseinteilung. Andere Mitteilungen oderBemerkungen enthielt das Plakat nicht. Trotzdem: es verfiel demKonfiskationseifer der Beamten! Ja, so verpicht war man aufgroße Beute, daß der Razzia auch amtliche Bekanntmachungen desGewerbcgerichts zum Opfer fielen. Eine dieserhalb eingereichteBeschwerde ließ die Polizeiverwaltung dahin beantworten, der betr.Beamte habe das Plakat mit einem„ähnlichen der Gewerkschaft(l)verwechselt", es sei Vorsorge getroffen, daß„solche Irrtümer" inZukunft sich nicht mehr ereigneten. Es gab ja noch andere Mög-lichkeiten, in fröhlichem Jagen der Rettung des Vaterlandes sich zuwidmen. Am Tage vor der Gewerbegerichtswahl wurden Zettelmit entsprechendem Hinweis verbreitet. Wiederum erfolgte Konfis-kation— durch Kriminalbeamte. Eine Beschwerde fand keineGnade vor den Augen des Polizeioberen. Die Polizei war an-scheinend weiter der Ansicht, die Maifeier sei genügend bekannt,einer Bekanntgabe durch Plakate bedürfe es nicht. Da trotzdemwelche aushingen, wurden sie natürlich arretiert und für die be-treffenden Lokalinhaber regnete es Strafmandate; 3 M. war derSatz. Wie in anderen Fällen, hatten Beamte auch bei dieser Ge-legenheit erklärt, wer auf Anordnung ohne Widerspruch die Pla-kate verschwinden lasse, habe keine weitere Scherereien zu be-fürchten. Das Wort galt nicht; unterschiedslos hagelte esMandätchen. Zu den strategischen Plänen der Polizei gehörte essodann, die veranstalteten Maifeierfestlichkeiten mit Festrede fürpolitische Versammlungen zu erklären, was den Ausschluß derJugendlichen usw. bedinge. Anscheinend hat der Polizeipräsidentin den trotzdem in die Welt gesetzten Festreden nichts Politischesentdecken können, denn er hielt es für geraten, den Nachweis dafürerst gar nicht zu versuchen. Wahrscheinlchi war er selbst von derpropagandistischen Wirkung seiner Tätigkeit für uns überrascht.Die Morgenversammlungen und Abendfeiern wiesen einen bishernicht gekannten glänzenden Besuch auf. Die Hilfe der Polizeiblieb uns treu und noch größere Erfolge lohnten das Zusammen-arbeiten mit verteilten Rollen. Die festlichen Sommerveranstal-tungen des Wahlvereins übten früher gerade keine außer-gewöhnliche Anziehung aus. Diesmal war das anders. Man weißnun: die Polizei ist mittemang! Da will natürlich seder dabeisein. Bei den Strafmandaten berief sich die Polizei auf tz 10, 141des Preußischen Prcßgesetzes vom 12. Mai 1861, wonach Druck-schriften ohne Genehmigung der Polizei an öffentlichen Orten nichtausgehängt werden dürfen. Die Bezirksleitung bereitete derPolizei nun des Vergnügen, sie um die Genehmigung zu ersuchen,Plakate aushängen zu dürsen, die ein für den 22. Juni arvan-giertes Sommerfest bekanntgeben sollten. Die generelle Genehmi-gung wurde jedoch verweigert, den Ansuchenden in dankenswerterAufmerksamkeit die Benutzung der Plakatsäulen empfohlen, imübrigen müsse jeder Lokalinhaber selbst die Genehmigung einholen.Damit hatte der Polizeipräsident einen Aufzug veranstaltet. Amnächsten Tage gab's einen Sturm auf das Präsidium. Ein DutzendLokalinhaber marschierten an, die Beamten stutzten. Schon wardas zweite Dutzend da.... Jeder wünschte eine Genehmigungzum Plakataushängen. Dann gab's ein Gerenne hin und her.Trepp auf. Trepp ab, man hohle„oben* Informationen ein. Allesschien in Unordnung geraten. Immer neue Scharen rückten heran.Die Menge staute sich auf den Korridoren und Treppen. Die ver-fügbaren Federn mißhandelten armes, unschuldiges Papier, aberman merkte bald, der Präsident hatte die polizeiliche Leistungs-fähigkeit überschätzt. Der stetig anschwellende Haufe füllte denToreingang, quoll weit bis über die Straße hinaus. Der Betriebwurde reformiert. Im Wachlokal notierte man nur die Namender die Genehmigung zu einem Plakataushang Nachsuchenden. Siewürden Bescheid erhalten! Der Schreibdienst jedoch ruhte. Späterüberbrachten Beamte mündlich die Genehmigung. Nicht allenLokalinhabern. Einige, die man wohl vergessen hatte, sahen darinein« Parteilichkeit. Sie erkundigten sich bei anderen Wirten. Zuihrem Erstaunen hörten sie, daß diese auch keine Genehmigungzum Plakatanschlag besaßen. Soweit bestand also Gleichheit. Nurein kleiner Unterschied war doch vorhanden. Sie dürfen ohne Ge-nehmigung Plakate aushängen, so viel sie Lust haben— nur keine,die sich irgendwie auf die Arbeiterbewegung beziehen. Nun be-harrt man in der Ansicht, die Polizei walte ihres Amtes inbewußter Parteilichkeit.— Aber sowas!— Jedenfalls war derErfolg des Festes schon gesichert. Zum Ueberflutz verbot diePolizei dem Wirte auch noch die Dekoration des Festlokals nebstGarten. Auf Grund einer Beschwerde wurde eine Dekoration, dienicht nach außen sichtbar werde, gnädigst erlaubt. Und es klappte groß-artig. Die kühnste Erwartung rechnete auf einen Besuch von zirka3000 Personen, über 10 000 jedoch waren es, die Mentes Gartenam Sonntag bevölkerten. AuS solcher Saat mutz eine prächtigeErnte reifen.Neben der geschilderten, zweifellos sehr erfolgreichen Tätigkeitvergißt die Polizei die auf gleicher Höhe der Genialität stehendegegen die Jugendbewegung nicht. Da reiht sich Lorbeer an Lorbeer.Die letzte große Tat geschah am Montag. Ein Krimineller sitiertezwei Jugendliche, die kleine Zettel mit einer Einladung zu einerVersammlung verteilten. Weil einer glaubte, er dürfe nach einerLegitimation fragen, nahm ihn der Ordnungsmann einfach an dieKette.Infolge einer Interpellation unserer Genossen, wird die An-gelegenheit heute(Donnerstag) in der Stadtverordnetenversamm-lung zur Erörterung gelangen.Neukölln.Ein buchführendcr Einbrecher war gestern in dem 37 Jahrealten Zimmermann Max Schwenke aus der Kopfstr. 61 in die Behausung des Zimmermanns Krüger in der Thomasstr. 36 ein-gedrungen und gerade dabei, gründlich aufzuräumen, als er ertapptwurde. Auf dem Polizeipräsidium behauptete Schwenke, daß er ausNot gehandelt habe. In seiner Behausung fand man jedoch imRegulator 140 M. bares Geld vor. Außerdem besaß der Verhafteteein Notizbuch, in dem er selbst die schon verüblen und noch geplantenEinbrüche verzeichnet hatte. Noch nicht„erledigt" waren nichtweniger als 80 Besuche, die der Einbrecher nach seinen Aufzeichnungenausschließlich Beamten während ihrer bevorstehenden Urlaubszeit zu-gedacht hatte, darunter auch einem Kriminalwachtmeister. In einemHause allein hatte sich Schwenke sechs Beamte vorgemerkt. DieKriminalpolizei führte den Festgenommenen, der auch gutes Ein-brecherwerkzeug aller Art besaß, dem Untersuchungsrichter vor.Der Elternverein für Sport und Wandern unternimmt Sonntag,den 30. Juni, eine Badepartie nach dem Kroffinsee. Abfahrt morgens7 Uhr Bahnhof Neukölln. Treffpunkt für Nachzügler 2Vs Uhr nach-mittags: Wernsdorf, Restaurant Oderspreekanal. Gönner undFreunde des Vereins sind eingeladen. Der Vorstand.Schöneberg.Beim Abspringen von einem fahrenden Straßenbahnwagen istgestern das 21jährige Fräulein Margarete Wellert aus der Tempel-hofer Straße 14 schwer verunglückt. Die W. verließ in der Haupt-straße in Schöneberg einen Straßenbahnwagen der Linie 69 währendder Fahrt. Sie kam zu Fall und erlitt eine schwere Gehirn-erschütterung. Ein in der Nähe wohnender Arzt leistete der Ver-unglückten die erste Hilfe und veranlaßte auf Wunsch der Angehörigenihre Ueberführung nach der elterlichen Wohnung.In besinnungslosem Zustande wurde gestern abend in der Goltz-straße der 24jährige Schneidergeselle Adolf Paltei aufgefunden. EinBeamter schaffte den nur noch schwache Lebenszeichen von sichgebenden Mann nach der Unfallstation in der Vorbergstratze, wo derArzt feststellte, daß der Eingelieferte durch mehrtägiges Hunge rrtund durch Entbehrungen zusammengebrochen war. Erfl nachlängeren Bemühungen konnte der Erkrankte wieder zum Bewußtseingebracht werden. Man flößte ihm Nahrung ein und brachte ihndann, da sein Zustand sehr bedenklich schien, nach dem SchönebergerKrankenhause.Steglitz.Einen für seine Verhältnisse schweren Verlust hat am Sonn-abend, den 22., ein armes Dienstmädchen erlitten. Dasselbe verlorin der Florastratze ein altes, schwarzes Portemonnaie mit ungefähr10 M. Inhalt. Der Finder wird gebeten, dasselbe in der Partei"spedition Steglitz, Auguststr. 60, Eingang Joachimstraße, abzugebenTempelhof.Morgen Freitag finden im Lokal von Pfeifer, Berliner-, EckeDorfstraße, die Wahlen zum hiesigen Gewerbegerichtstatt. Wahlzeit ist von vormittags 8 bis 1 Uhr mittags und vonnachmittags 3 bis 8 Uhr abends. Die Liste der freiorganisiertenGewerkschaftler trägt die Nummer 1, während die freien Arbeirgeberihre Stimmen auf Liste 3 vereinigen. Es sei besonders darauf auf-merksam gemacht, daß die Wahl geheim ist. Pflicht der hier täligenArbeiter ist es, sich an der Wahl zu beteiligen. Auch die am Ortwohnenden, aber anderwärts in Arbeit stehenden Personen findwahlberechtigt.Eharlottenburg.Unter Mitwirkung der Arleiter-Radfahrer, Schwimmer, Tarner,des Vereins Arbeiter-Jugendheim und des Elternvereins flitz freieErziehung findet am Sonntag, den 30. Juni, in den Gesamträumendes Volkshauses, Rosinenstr. 3, ein Sommerfest der Arbeiterjugendstatt. Die Arbeiterschaft wird gebeten, diese Veranstaltung durch rechtzahlreichen Besuch zu unterstützen. Anfang 3 Uhr. � Von 4 Uhr ab:Konzert, ausgeführt von Mitgliedern des Berliner Tonkünstler-Orchesters. Dir. Hollfelder. Eintritt 20 Pf., Kinder 10 Pf.Billetts erhältlich bei Segeletz. Pestalozzistr. 13, Graetz, Spree-straße 66, sowie in der Stehbierhalle des Vollshauses.Treptotv.Baumschulenweg.Infolge Maffenerkrankung wurde vorgestern mit Genehmigungder Schulaussichtsbehörde und nach Anhörung des zuständigen Kreis-arzteS die Gemeindevorschule in der Elsenstratze 3 bis zu den großenFerien geschlossen. Die Maßnahme erfolgte, um dort verbreitetenInfektionskrankheiten, besonders Keuchhusten, Masern und Wind-Pocken, vorzubeugen. Von den Schülern fehlten gestern 36 Proz.,und in der untersten Schulklasse erreichte die Zahl der fehlendenSchüler sogar 65 Proz.Weißensee.Die Uebcrnahme der Milch vom Rittergute Birkholz in eigen«Regie wurde nochmals eingehend in der Finanz- und Rieselfeld-kommission besprochen; das Resultat war, daß mit einer StimmeMehrheit der am Freitag stattfindenden Gemeindevertretersitzung emp-fohlen werden soll, den Lieferungsvertrag mit der Milchzentrale zukündigen und die Milch in eigener Regie zu vertreiben. Die An-nähme dieses Antrages im Plenum ist sehr zweifelhast, da dieHerren der neuen fortschrittlichen Fraktion versagen werden. Dashiesige»G. m. b. H.« Organ" hat in den letzten acht Tagenseinen ganzen Groll und Haß auf unsere in der Ge-meindevertretung sitzenden Genossen ausgeschüttet, weil siebestrebt gewesen sind, der Gemeinde eine auf sicherer Basis ruhendeEinnahmequelle zu verschaffen und ferner der Einwohnerschaft zueinwandfreier Milch zu verhelfen. Der geistige Verfasser dieser Artikelist ein hiesiger angestellter Lehrer, der nebenbei Hausbesitzer ist, undnach Reichsverbandsmanier gegen unsere Genossen loshetzt. Als ge«legentlich einer früheren Lehreraufbesscrung die Gemeindevertreterzu einer Sitzung des Lchrervereins eingeladen waren, da hatte ge-rade dieser Herr das größte Lob für die Herren Sozialdemokraten.Die Arbeiterschaft sollte aus dem Verhalten des Blattes ihre Schlüsseziehen und es aus ihren Wohnungen entfernen.Ein schrecklicher Unglücksfall hat sich am Dienstag in der Park-straße 24 ereignet. Die Ehefrau des dort wohnenden Gärtner»Ehlers hatte vormittags einen wickitigen Gang zu machen und mußteihren dreijährigen Sohn auf kurze Zeit allein in der Wohnung zurück-lassen. Während der Abwesenheit der Mutter machte sich der Kleinean dem Kochherde in der Küche zu schaffen, auf dem in einem TiegelWasser kochte. Dabei riß er das Gefäß herab, so daß sich diesiedende Flüssigkeit über ihn ergoß. Als wenige Minuten später dieMutter zurückkehrte, fand sie ihren Sohn gräßlich zugerichtet, fastleblos auf dem Fußboden liegend vor. Ein hinzugerufener Arztkonnte keine Hilfe mehr bringen; das bedauernswerte Kind verstarbunter seinen Händen.Potsdam.Durch daS schnelle Fahren eines prinzlichen Automobils wurdegestern abends gegen 8 Uhr ein Berliner Kraftwagen in eine gefahr-volle Lage gebracht und eine Insassin erheblich verletzt. Der ArchitektPaul Meyer aus der Reichenberger Straße 36 zu Berlin fuhr nntseiner Frau und dem Ehepaar Ernst Passolh aus der Joachim-Friedrichstraße in Wilmersdorf in dem neuen Fahrzeug nach Pots-dam. Der Berliner Wagen fuhr im vorschriftsmäßigen Tempo durchdie Straße, während aus der Richtung Glienicke das Auto desPrinzen Sigismund heranraste. Der Fond des prinzlichen Wagenswar leer. Um das vor ihm fahrende Auto zu überholen,fuhr der Chauffeur in so enger Kurve vorbei, daß derInhaber des Wagens, Herr Meyer, fürchten mußte,es käme zu einer Kollision, wenn er nicht bremse.Er riß darum die Bremse an und durch die plötzliche Hemmungwurde sein Wagen an die Bordschwelle geschleudert und stieß dannmit dem Lichtmast der elektrischen Straßenbeleuchtung zusammen.In die gußeiserne Umhüllung brach daS Auto, das sich vorher in«iolge der eigenen Fliehkraft um die Achse gedreht hatte, ein großesLoch. Dabei ging das linke Hinterrad in Stücke und die Karosseriewurde arg beschädigt. Durch die Wucht des Anpralls wurden diebeiden Damen, die im Fond saßen, herausgeschleudert, während sichdie Herren vorn festhalten konnten. Frau Meyer erlitt einendoppelten linken Unterarmbruch, Frau Passolh blieb unverletzt. NachAnlegung eines Notverbandes wurde in einer Berliner Kraitdroscbkedie Rückfahrt angetreten. Das prinzliche Auto gehört schon seitlanger Zeit zu den den Verkehr gefährdenden Rasern in Potsdam.ES ist der dritte Unfall, der durch dieses Auto entstanden ist.Hus aller Melt.Karl der 6roße und die Polizei.Unter den Leuten, die augenblicklich den Schutz der AachenerPolizei genießen, befindet sich seit einigen Tagen eine prominentePersönlichkeit: der Kaiser Karl mit dem Zunainen„der Große", dendeutsche Historiker schon auf der Suche nach einer Heimat nach Aachenverwiesen haben. So erfreulich es nun ist, daß die Heiniatsbehördesich des Mannes liebevoll annimmt, so hat das Verhalten dieser Be-Hörde doch sogar in Aachen Aufsehen erregt. Wie die AachenerPolizei in die Lage kam, den Fraukcnkaiser unter ihre schützendenFittiche zu nehmen? Es ist merkwürdig genug, um es zu erzählen IIn Aachen lebt ein Mann namens Franz Herwig. Im Gegen-sah zu seinen Aachener Mitbürgern, die sonst nicht viel mit derLiteratur im Sinne haben, dichtet Herr Herwig. Dieser AachenerDichter hat jetzt ein fünfaktiges Schauspiel geschrieben, in dem einegöttliche Person niederen Ranges handelnd auftritt: Kaiser Karl„der Große", im Jahre 742(nach Ansicht der Aachener) in Aachengeboren. Das Schauspiel heißt»Herrn Karls Schwert", aber eswird dem Titel insofern untreu, indem eS sich nicht ausschließlichmit dem Schwert des Frankenkaisers befaßt. Es wird in demStücke nicht verschwiegen, daß Herr Karl kein so konsequenter undbegeisterter Anhänger der Monogamie war, wie die männlichenPhilister von Aachen ihren Gattinnen gegenüber— zu sein be-