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.funken werden, da ja bei der Wahl der Beisitzer der Parteitag sowieso in erster Reihe auf die in Berlin   ansässigen Genossen an- gewiesen ist. In der Regel sollten die Beisitzer an allen Vorstandssitzungen teilnehmen; sie sollten mindestens das Recht dazu haben. Inwieweit gewisse verwaltungstechnische Funktionen der ausschließlichen Er- lcdigung durch die Vorsitzenden und die Sekretäre zu überweisen sind, wäre der Disposition des Gesamtvorstandes zu überlassen. Als Richtschnur bei dieser Teilung käme hier nur in Betracht, daß olle Fragen politischen Charakters durch den Gesamtvorstano er­ledigt werden müssen. So weit, was die Konstituierung deS Parteivorstandes an­betrifft; die anderen organisatorischen Vorschläge inüsien einer besonderen Besprechung vorbehalten bleiben. l-Neue Zeit".) Der Verbandstllg der golzarbeittr. In der gestrigen Vormittagssitzung wurde die Debatte über die Beitragspflicht der leistungssähigeren Zahlstellen fortgesetzt. Es liegen zu dieser Angelegenheit folgende Anträge vor: Gautag Dresden  . Leistungsfähige Zahlstellen sind ver- pflichtet, einen höheren Beitrag als 50 Pf. an die Hauptkasse zu verrechnen. Ueber die Leistungsfähigkeit entscheidet der Vorstand im Einverständnis mit dem Gauvorstand nach Prüfung der Ge- samtverhältnisfe in der Zahlstelle. München  . Der Verbandsvorstand hat die leistungsfähigen Zahlstellen festzusetzen und sind dieselben verpflichtet, ab 1. Juli 1312 einen höhern Grundbeitrag an die Hauptkasse zu leisten. Leipzig  . Vom Verbandstag sind diejenigen Zahlstellen zu benennen, welche gemäß dem Beschlüsse des Münchener   Ver- bandstages 1310 einen erhöhten Beitrag an die Verbandskasse zu leisten haben. Im Ablehnungsfalle gilt der Beschluß des Miünchcner Verbandstages betreffend die höhere Belastung ein- zelner Zahlstellen für aufgehoben. Ferner ist in der Statutenberatungskommission auch der Vor- schlag erwogen worden, daß die Besoldung der Lokalbeamten auf die Hauptkasse übernommen wird und die Zahlstellen, die einen oder mehrere Lokalbeamte haben, dafür pro Woche und Mitglied 10 Pf. mehr, also statt SO Pf. 60 Pf. an die Hauptkasse abführen sollen. Im übrigen ist aus den Kommissionsberatungen ein Vor- schlag hervorgegangen, wonach Zahlstellen mit 75 Pf. Gesamt- wochenbcitrag 3 Pf., mit 80 Pf. 4, mit 8S Pf. S, mit 90 Pf. 6, und mit 1 M. Gesamtbeitrag 8 Pf. mehr an die Hauptkasse abführen sollen, die Zahlstellen mit 60 bis 70 Pf. Gesamtbeitrag von der Erhöhung freibleiben. Nach einem anderen Vorschlag soll der Betrag, der mehr abzuführen ist, bei 7S Pf. 3. bei 80 Pf. S, bei 8S bis 30 Pf. 8, bei über 90 Pf. Beitrag 10 Pf. ausmachen. Die Kommission hat auch diesen Vorschlag erwogen, sich jedoch noch auf keinen der verschiedenen Vorschläge endgültig geeinigt; sie wünscht vielmehr, zunächst die Meinung des Verbandstages zu hören und eine prinzipielle Abstimmung herbeizuführen, um auf Grund dessen eine Vorlage auszuarbeiten, die der Zustimmung deS Verbands- tages sicher ist. Es hatten sich, als man am Mittwochnachmittag in die Debatte eingetreten war, bereits 36 Redner einzeichnen lassen, und es wird demgemäß auch sehr eingehend und lebhaft diskutiert. Im allge- meinen ergibt sich, daß alle in Betracht kommenden Zahlstellen gerne bereit wären, der Hauptkasse höhere Beiträge zuzuführen. daß jedoch einige dieser Zahlstellen sich nicht für besonders leistungs­fähig halten, weil trotz hoher Lokalbeiträge die Mittel knapp aus- reichen, die örtlichen Ausgaben zu decken. Auch die Zahlstelle Berlin   ist in dieser Hinsicht nicht besonders gut gestellt, waS vor allem eine Folge der großen Arbeitslosigkeit unter den Mitgliedern ist. Der Verbandskassierer König bemerkte jedoch dazu, daß in Berlin   zu hohe Lokalzuschläge zu den Unterstützungen gezahlt würden und eine Herabsetzung empfehlenswert sei, um die Zahl- stelle in den Stand zu setzen, der Hauptkasse mehr Mittel zufließen zu lassen. Nachdem 24 Redner sich zu der Sache geäußert hatten, trat Schluß der Debatte ein und es wurde beschlossen, daß die Kommission, zwecks praktischer Durchführung des Münchener  Beschlusses über die Verpflichtung der leistungsfähigeren Zahl- stellen zu höherer Beitragsleistung an die Hauptkasse, eine Vor- läge ausarbeiten soll, in der diese höheren Hauptkassenbeiträge entsprechend der verschiedenen Höhe der Lokalbeiträge der in Be- tracht kommenden Zahlstellen bemessen werden sollen. Ueber diese Vorlage wird der Verbandstag dann später zu entscheiden haben. Der nächste Punkt der Tagesordnung ist: Die Siegelung der Arbeitszeit im deutsche» Holzgewerbe. Hierzu liegt folgende Resolution vor: Die fortschreitende Vervollkommnung der Maschinentechnik in der Holzbearbeitung, die Spezialisierung der Arbeitsmethoden, das zunehmende Umsichgreifen der Teilarbeit und des Akkord- fystems führen zu immer größerer Intensität der Arbeit und bedingen dadurch eine höhere Ausbeutung der Arbeitskraft ver- bunden mit einer Beschränkung der Arbcitsmöglichkeit. Neben den Gründen hygienischer Art, die zur Hebung und Erhaltung der Gesundheit des Arbeiters eine möglichste De- schränkung der Arbeitsdauer in allererster Linie erfordern, gilt es für die in der Holzindustrie tätigen Arbeiter und Arbeite- rinnen als ein Gebot der Selbsterhaltung, eine der modernen Produktionseutwickelung entsprechende systematische Verkürzung der Arbeitszeit auch fernerhin zu erstreben. Der Verbandstag erklärt nach wie vor die Verkürzung der Arbeitszeit als die wichtigst» Aufgabe des Verbandes und betont insbesondere, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen die neunstündige Arbeitszeit als die höchstzulässige Arbeitszeit im deutschen   Holzgewerbe bezeichnet werden muß, während in den größeren Städten entsprechend ihrer räumlichen Ausdehnung die Arbeitszeit in dem gleichen Verhältnis wie bisher eine beträchtlich kürzere sein muß. Zu dem neuerlich wieder von den beiderseitigen Zentral- vorständen erwogenen Plan, eine Klasseneinteilung der Städte vorzunehmen und danach die Arbeitszeit generell für die nächsten Jahre festzulegen, erklärt der Verbandstag wiederholt seine Zu- stimmuna und ermächtigt den Verbandsvorstand, eventuell die nötigen Mahnahmen zu treffen. Der VerbandStag erklärt ferner, daß das Bestreben des Deutschen HoIz«rbeiterverbandeS bei der Verkürzung der Ar- beitszeft dahin gerichtet ist, nicht nur die wöchentliche, sondern die tägliche Dauer der Arbeitszeit einzuschränken. So lange die tägliche Arbeitszeit noch mehr als acht Stunden be­trägt, kann eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit durch Einführung des freien Nachmittags am Sonn- abend nicht als den Bestrebungen deS Verbandes und den Interessen der Arbeiterschaft entsprechend anerkannt werden. Der VerbandStag verpflichtet vielmehr die Mitglieder, die bei den Lohnbewegungen durchgeftihrte Verkürzung der Arbeitszeit je- weilS auf die sechs Arbeitstage der Woche zu verteilen, um da- durch der praktischen Durchführung des Achtstunden- tageS immer näher zu kommen. Der Referent. Verbandssekretär N e u m a n n, erörterte zu- nächst die hohe kulturelle Bedeutung der Arbeitszeitverkürzung im allgemeinen und gab dann eine geschichtliche Uebersicht über die Bestrebungen der Tischler und Holzarbeiter Deutschlands   zur Ver- kürzung der Arbeitszeit. Schon auf ihrem Kongreß in Nürnberg  im Jahre 1873 erklärte der alte Veteran Theodor Fork den Normalarbeitstag für eines der wichtigsten Ziele der Arbeiter- bcstrebungen und nannte ihn den Schlüssel, der den Arbeitern die Türe zur vollständigen Befreiung aus der Lohnsklaverei und dem Joch der Unternehmer öffnen werde. Damals schon wurde die Forderung gestellt, die tätliche Arbeitszeit auf höchstens zehn Stunden zu beschränken, die Sonntagsarbeit, die Uebcrzeitarbeit und Nachtarbeit möglichst zu beseitigen. Als zu Mainz   1883 der Verband der Tischler, der Vorgänger des Deutschen   Holzarbeiter- Verbandes gegründet wurde, kam auch gleich die Bestimmung ins Statut:Regelung der Arbeitszeit." Drei Jahre später verlangte der Kongreß in Gotha   Einführung dxr zehnstündigen Arbeitszeit, wo sie noch 12 und 13 Stunden betrug, und in den größevtn Städten die neunstündige Arbeitszeit, Auf den folgenden Kon- gressen kehrt die Forderung auf Arbeitszeitverkürzung immer wieder, und die Kämpfe, die über diese Forderung entbrennen, sind die allerhartnäckigstcn. Fast in allen Orten, wo der Holzarbeiter- verband Zahlstellen hat, mußten solche Kämpfe geführt werden. Und in manchen Orten holte man zwei- und dreimal zum Schlage aus, um die Forderung durchzusetzen. In Berlin   beschloß bereits im Jahre 1871 eine Versammlung, die O�stündige Arbeitszeit zu fordern; aber man zweifelte offenbar an der Durchführbarkeit, und ein Redner stieß die Drohung aus, daß alle Tischler nach Amerika   auswandern und ihre Kinder der Stadt Berlin   über- lassen würden, wenn die Forderung nicht bewilligt werde. Im März 1873 kam es in Berlin   zum Streik und Mitte Juni desselben Jahres erklärte die Streikleitung den Kampf für siegreich beendet, dadie Arbeitszeit von 8 bis 8� Stunden überall durchgefochten" sei. Offenbar handelte es sich hierbei aber weit mehr um Ver- sprechungen, als um tatsächliche Erfolge, denn vier Jahre später wurde durch eine Statistik bewiesen, daß die Arbeitszeit geradezu ins Grenzenlose ging. 1830 forderte man in Berlin   eine Arbeits- zeit von höchstens 10 Stunden; aber 1883 mußte noch festgestellt werden, daß geregelte Arbeitszeit nur in den wenigen besseren Werkstätten bestand, während es im übrigenganz traurig" aus- sah. Es war festgestellt worden, daß damals in der Reichshaupt- stadt die wöchentliche Arbeitszeit bis zu 90 Stunden ausmachte, und in manchen Fällen war es sogar üblich, daß die Gesellen den Werkstattschlüssel in Händen hatten, um auch die Nacht zur Arbeit benutzen zu können. Zlber im Jahre 1884 wurde die OMstündige Arbeitszeit in Berlin   allgemein durchgeführt, und im Laufe der folgenden Jahre ist es ja dann nach und nach so weit gekommen, daß man im Jahre 1907 die blstündige Arbeitswoche einführte. Im ganzen Reiche ist es durch die Kämpfe des Holzarbeiterverbandes um die Arbeitszeitverkürzung jetzt so weit gekommen, daß die in 933 Tarifverträgen für 131 415 Beschäftigte festgelegten Arbeits- zeiten im Durchschnitt 53,7 Stunden die Woche ausmachen. Im weiteren Verlauf seines Vortrages teilte der Referent mit, daß dem Vorstand des tzolzarbeiterverbandes in der vorigen Woche vom Schutzverband der Arbeitgeber offiziell mitgeteilt wurde, daß man beschlossen hat, an der Regelung der Arbeitszeit auf zentraler Grundlage festzuhalten und noch in diesem Sommer eine Konfe- renz der Hauptvorstände beider Parteien wie der Zentralkom- Mission abzuhalten wünscht, um diese generelle Regelung vorzu- nehmen. Auf die Frag«, ob man dabei auch an eine entsprechende Verkürzung der Arbeitszeit denke, wünschte Herr R a h a r d t keine Auskunft zu geben. Die Konferenz soll im August stattfinden. Der Redner bemerkt hierzu, daß man der Konferenz nicht optimistisch gegenüberstehen könne und erst sehen müsse, ob man dort den Jnter- essen der Mitglieder gerecht werden könne. Seitens des Holz- arbeiterverbandeS hat man sich bereit erklärt, an der Konferenz teilzunehmen. Ueber die Regelung der Arbeitszeit an sich hebt der Redner noch besonders hervor, daß die Einführung des freien Sonnabendnachmittags, wie es teils der Metallarbeiterverband ver- langt, nicht im Interesse der Holzarbeiter liegt, weil dadurch ein Hindernis auf dem Wege zum Achtstundentag geschaffen werde. Wo der freie Sonnabendnachmittag bestehe, habe«s sich gezeigt, daß dadurch einer weiteren Verkürzung der täglichen Arbeitszeit ent- gcgengewirkt werde. Der Redner, der des weiteren die vorgelegte Resolution begründete, schloß seinen inhaltreichen Vortrag mit den Worten: Seid eingevcnk, daß eine Verbesserung Eurer Lage, ein Aufstieg in materieller und geistiger Hinsicht, nur möglich ist. wenn Ihr den Kampf um die Arbeitszeitverkürzung mit aller Kraft führt, und prägt den Kollegen uberall ein, daß der Kampf um die Verkürzung der Arbeitszeit nicht ruhen darf! Der Vortrag fand lebhaften Beifall. Am Nachmittag wurde ein Ausflug nach den Müggelbergen gemacht. 6. Gtntralversmnmlung des Zevtralverbandes der Kildhauer Dentschlatids. München  , 26. Juni 1912. In der nichtöffentlichen Sitzung beschäftigte sich die Generalversammlung mit einigen Fällen von Unterschlagungen, die leider in der abgelaufenen Geschäftsperiode wieder vorgekommen sind. Der Zentralvorstand wurde beauftragt, Maßnahmen zu treffen, um die unterschlagenen Gelder der Verbandskasse wieder zuzuführen. Um /ähnlichen Fällen vorzubeugen, sollen weitere Kontrollvorschriften für die Revisoren geschaffen werden. In bezug auf die immer weiter um sich greifenden Tarifbewegungen befreundeter Organisationen ist die Taktik dieser Organisationen zu beachten. Die Generalversammlung faßte hierauf ein- stimmig folgende Resolution: Angesichts der immer wiederkehrenden Fälle von wilden Streiks, die im Widerspruch zum Statut, ohne vorherige Mit- teilung an den Zentralvorstand und ohne Genehmigung desselben ausbrechen, erklärt die Generalversammlung mit allem Nach- druck, daß ein derartiges Vorgehen unvereinbar ist mit der ge- sunden EntWickelung der Organisation und den Interessen der gesamten Kollegenschaft. Die immer kompliziertere Gestaltung der Tarifvertrags- Verhältnisse erheischt von feiten aller Mitglieder die Wahrung unbedingter Disziplin innerhalb der vom gemeinsamen Ver- bandsstatut gezogenen Schranken und die Vertragstreue, die wir von den Arbeitgebern erwarten müssen. Die Generalversammlung beaustragt den Zentralvorstand, in allen Fällen von Lohn- oder Tarifbewegungen und Streiks auf die strengste Jnnehaltung der im Streikreglement gegebenen Vorschriften zu achten und unter keinen Umstanden noch weiter- hin Ausnahmen von diesen allgemeinen Verpflichtungen zuzu- lassen." Damit ist die Debatte zum Geschäftsbericht erledigt. Dem Zentralvorstand wurde ein st immig Entlastung erteilt. Hierauf behandelte die Generalversammlung die Anschlußfrage. Verbandsvorsitzender D u p o n t hielt hierüber ein einleitendes Referat. Der Redner erinnerte daran, daß schon die Generalvcr- sammlung in Magdeburg   sich mit der Anschlußfrage be- schäftigte, und daß schon dort verlangt wurde, daß der Zentral- vorstand aus seiner Reserve heraustreten möge. Man war ge- spannt, wie die Anschlußfrage vor der jetzigen Generalversammlung in den Mitgliederkreisen behandelt werden wird. Die Diskussion setzte sofort ein, als der Termin zur Generalversammlung be- kannt wurde. Auf der vorigen Generalversammlung vor 3 Jahren waren es 7 bezw. 10 Anträge, diesmal sind es, trotz der günstigen Finanzlage, trotz der erfolgreichen Sanierung der Kassenverhältmsse, 13 bezw. 24 Anträge, die den Anschluß an den Holzarbeiter- verband fordern und 4 Anträge, die auf Auflösung hinzielen und verlangen, daß die betreffenden Branchen den in Betracht kommenden Jndustrieverbänden überwiesen werden sollen. Es müsse untersucht werden, aus welchen Gründen diesmal die An- träge trotz der günstigen Finanzlage gestellt wurden. Zr prüfen sei aber, wie die Anträge entstanden sind, die auf Auflösung hinzielen. Nichts sei schlimmer, als auf einem einseitigen Stand- Punkt zu beharren. Der Zentralvorstand habe cS sich reiflich über­legt, was das richtigste in dieser Frage ist. Ein Antrag Nürnberg- Fürth habe verlangt, über die Anschlußfrage vor der General- Versammlung eine Urabstimmung vorzunehmen, um die Meinung der Mitglieder zu erfahren. Der Zentralvorstand empfahl die Urabstimmung nicht, sondern meinte den Delegierten auf der Generalversammlung freie Hand zu lassen. Habe doch schon vor 3 Jahren die Urabstimmung gezeigt, wie weit in den Mitglieder- kreisen die Meinung vertreten ist, daß die Organisation in ihrer Form geändert werden muß. Unter allen Umständen muß aber eine Aufteilung der drei Gruppen verhütet und der korporative Anschluß propagiert werden. Die Steinbild- Hauer und Modelleure stehen gegenüber dem korporativen Anschluß aus dem absolut EetkieinenKen Standpunkt, ivahrenv die Holz« bildhauer, die die große Mehrheit in dev Organisation bilden, in ihrer großen Mehrzahl für den korporativen Anschluß sind. Wenn die Steinbildhauer und Modelleure auf ihrem ablehnenden Stand- Punkt verharren, läge nichts näher als die reinliche Scheidung vor- zunehmen und die Ehe aufzulösen. Aber sie wollen das nicht, sondern wollen die Organisation in ihrev jetzigen Form beibe- halten. Vielleicht gelingt es, die Steinbildhauer im Laufe der Zeit zu überzeugen, daß durch«inen korporativen Uebertritt ihre Jnter« essen in keiner Weise gefährdet werden. Wir möchten die Stein» bildhauer nicht missen und wünschen, daß sie dev Organisation erhalten bleiben. Die Stellung der Modelleure ist nicht so be- deutungsvoll, wie das mitunter hingestellt wird. Unter diesen ist noch ein großer Jndifferentismus vorhanden, ein großer Teil von ihnen hat vom Klassenkampf keine Spur. Die Zugeständnisse. die vom Deutschen   Holzarbeiterverband gemacht werden, müssen sehr ernst genommen werden. Die ganze Tarifbewegung, die Tarifverhandlungen und die augenblickliche Tätigkeit deS Deutschen Holzarbeiterverband   muß den Kollegen zum Bewußtsein bringen, daß in einer solchen Organisation ihre Interessen am besten ver- treten werden. Es gab eine Zeit, wo der Zentralverein der Bild- Hauer mit an der ersten Stelle der Gewerkschaftsbewegung stand. H«ute wird man lächeln. Unsere Schwächen sind kenntlich, sie dürfen von der Zentralleitung nicht übersehen werden. Ueber die akademische Frage sind wir hinaus, jetzt sind wir daran, praktisch zu prüfen, in welcher Form unsere Interessen am besten gewahrt werden, ohne den anderen Gruppen durch die Aenderung einen Schaden zuzufügen. Der Zentralvorstand ist in seiner Mehrheit der Meinung, daß jetzt die Zeit gegeben ist, etwas zu tun. was später in einer unangenehmen Situation vielleicht doch getan werden muß. Die Holzbildhauer geraten mehr und mehr in eine Ab­hängigkeit mit der übrigen Holzbranche, dazu komme, daß daS Kleinmeiftertum nicht al», isondern zunimmt. Weiter sind die Bildhauer in der Frage der Verkürzung der Arbeitszeit usw. von befreundeten Branchen immer mehr abhängig. Redner rekapi- tulierte hierauf den Verlauf einer Sitzung mit dem Hauptvorstand des Deutschen   Holzarbcilerverbandes und appelliert an die Dele- gierten, die Frage ernstlich zu prüfen und sich von der Erkenntnis leiten zu lassen, daß etwas geschehen muß. Man könne die Ent- Wickelung nicht ignorieren. Wenn eine Aenderung der Organi- sationsform eintreten soll, so muß jede Zersplitterung vermreden werden, und kann nur der geschlossene Uebertritt in den Deutschen Holzarbeiterverband   in Frage kommen. Die Ausführungen DupontS zeitigten eine lebhafte DiS- kussion. Nicht weniger als 20 Redner haben sich zum Wdrt gemeldet. iL Ordentlicher Nerlmdstng der Schuhmacher. Dresden  , 26. Juni. Dritter Verhandlungstag. Die Debatte über den Geschäftsbericht wird fortgesetzt. Neu- b a u e r- München hält die Anstellung eines zweiten Redakteurs mit Rücksicht auf das Alter des Kollegen Bock und seine übrige Tätigkeit für unbedingt notwendig. Dieser Redner beschwert sich bitter über daS Vorgehen verschiedener Konsumvereine, die ihre Waren von Firmen beziehen, die in Gefängnissen und Zuchthäusern arbeiten lassen. Während auf anderen VcrbandStagen gewöhnlich Klagen laut werden über zuviel Streichungen seitens der Redaktion, wird hier das Gegenteil beklagt; die Redaktion sei zu weitherzig gegenüber den Einsendungen, sie müsse mehr streichen. In sehr erregter Rede verteidigt B u r g e r- Berlin die seinerzeit von dort eingeleitete Protestbewegung gegen die Beamtengehältcr und beschwert sich über die ihnen zuteil gewordene Behandlung im Fachorgan. Man habe dabei das demokratische Gefühl sehr vermissen lassen. Redakteur Bock- Gotha geht auf die vorgebrachten Beschwerden bezüglich der Presse ein und verteidigt seine Haltung in Sachen der Berliner   Protestbewegung. Er streift ausführlich die Haltung des Blattes in den wichtigsten Fragen. Zu dem Vorwurf, daß er in dem Streit zwischen Radikalismus und Revisionismus keine Partei ergriffen, erklärt er, man solle ein Gewerkschaftsblatt davor schützen, in diesen Streit einzugreifen. Die Anstellung eines zweiten Redakteurs sei nicht notwendig, er fühle sich trotz seiner 66 Jahre noch fähig, die Redaktion einige Jahre allein zu führen, er halte die zweite Kraft direkt für überflüssig. Vorsitzender Simon- Nürnberg stellt fest, daß niemand in der Organisation daran denlt, ihn auch nur eine Stunde früher zu ersetzen, als er es selbst will. Aber die Frage sei doch so, ob es nicht gut ist, daß unwr der bewährten Leitung Bocks eine neue Kraft herangebildet wird. Es geht nicht, daß man auf ein- mal jemand auf die Redaktion eines Blattes mit 50000 Lesern setzt. Die Lieferung der Gleichheit könne man am besten regeln, wenn man die weiblichen Mitglieder der politischen Organisation zuführt. Die Berliner   Klagen, daß VerbandstagSbrjschlüsse oft der Demokratie zuwiderlaufen, kommen daher, daß man die Demo- kratie mit Anarchie verwechselt. Jeder will wohl die Demokratie, aber selbst kein Demokrat fein. Demokratie heißt, sich den Be- schlüssen, die die Mehrheit gefaßt hat, unterzuordnen, und wenn sie uns nicht passen, in geordneter Form eine Abänderung herbei- zuführen. Wir müssen uns daran gewöhnen, zu den Führern mehr Vertrauen zu haben, wenn das nicht mehr vorhanden ist, dann wird der Führer seine Organisation schädigen. Gegenüber der Filiale Stuttgart  , die sich weigerte, den 53. Wochenbeitrag zu leisten, muß der Vcvbandstag einen klipp und klaren Entscheid fassen. Dringend ersucht Simon ferner, in den Zahlstellen die vom Verband herausgegebenen Haushaltungslisten recht fleißig auszufüllen, er habe nichts dagegen, wenn die Filialen für diesen Zweck Prämien aussetzen. Redner wendet sich energisch gegen die Anstellung eines weiteren Zentralvorstandsmitgliedes: was der Ver- band braucht, ist eine Kraft, die rein sür die Statistik in Betracht kommt. Nachdem sich noch Haupt- Magdeburg gegen die Vorwürfe verteidigt hatte, die an die Adresse des Ausschusses gerichtet waren, wurde zunächst abgestimmt über die Frage der Anstellung eines Statistikers. Mit allen gegen 12 Stimmen wurde dieser Antrag angenommen. Damit fallen die Anträge, welche anstatt deS Stati­stikers einen zweiten Zentralvorsitzcnden wünschen. Einen Beirat zu schaffen wird abgelehnt. Angenommen wird die Vornahme einer Umfrage über die Gefängnisarbeit und über die Verhältnisse der Holzschuhmacher; im Zusammenhang damit Verständigung mit dem Holzarbeiterverband über ihre Organisationszugehörigkeit. Weiter wird beschlossen, der LchrlingSfrage größere Aufmerksamkeit zu schenken und die Parteischule periodenweise zu beschicken. Der Antrag auf Lieferung derGleichheit" wird abgelehnt. Zugestimmt wird den Anträgen, die das Jnseratenwesen deS FachblatteS orga. nisiert wissen wollen; die Kommission soll noch darüber berichten. Dieser Kommission wird auch die Frage deS zweiten Redakteurs überwiesen. Der zweite Punkt der Tagesordnung: Die Unternehmerorganisation und ihre Taktik bei Lohnbewegungen und Streiks wird in einer geschlossenen Sitzung behandelt. Der Referent be- spricht zunächst ausführlich die Beschlüsse deS Fabrikantenverbands­tages in Pirmasens  , seine neue Bezirkscinicilung und im Anschluß daran die voraussichtlich zu treffenden Maßnahmen dieser Organi- sation. Mehr und mehr schließen sich die Schuhfabrikanten den sogenannten Strcikversichcrungsgcsellschaften an. Da erwachsen nun für unseren Verband die Pflichten, seine Einrichtungen und seine Kampsstellung entsprechend zu reformieren. Eingehend be- handelt dann der Referent die sogenanntenprinzipiellen" Fragen des Fabrikantenvereins, wie die Arbeitszeitverkürzung unter neun Stunden, die Ferien und andere, die Allerdings durch unsere Stoßkraft auch schon viel von ihremPrinzip" verloren haben. Auch über die Akkordarbeit verbreitet sich Genosse Simon sehr ausführlich, er betont, daß sie mit allen Mitteln bekämpft werden müsse. Bei der Arbeitszeitverkürzung habe man untev allen Umständen daM su sielen, eine tägliche Ver-