Einzelbild herunterladen
 
GewerklchaftUchea. Der Generalstreik der franzörifchen Seeleute. Paris  , 28. Juni.<Eig. Ber.) Nach einigen Schwankungen im Ansang ist der Ausstand der französischen   Seeleute zu einer einmütigen und macht- vollen Getverkschaftsaktion geworden. Die Marineausstände waren lange Zeit hindurch die Schmerzenskinder der französi- schen Gewerkschaftsbewegung. Mit unzureichenden Mitteln, oft aus einer bloßen Stimmung heraus, ohne organi- satorische Vorarbeit begonnen, gaben sie ein unwiderlegliches Zeugnis von der Unzulänglichkeit des bloßenElans". Auch einsichtige Syndikalisten wie G r i f f e l h u e s haben ihre bitteren Beobachtungen auf diesem Kampfplatz nicht verschwiegen. In den letzten Jahren haben die Seeleute indes größere Be- sonnenheit bewahrt und rührig gearbeitet, um die Organisation für den infolge der miserablen Löhne unvermeidlichen Kampf zu kräftigen. Indes ist auch diesmal die Disziplin nicht streng bewahrt worden. Havre   schlug vorzeitig, d. h. ohne Ein- Vernehmen mit dem Zentralvorstand los und das führte natürlich zu einiger Verwirrung. Die Bewegung griff aber so rasch und kräftig um sich, daß der Vorstand mit der kollektiven Aktion aller Häfen einzusetzen beschloß, die dann auch mit vielversprechender Disziplin durchgeführt wurde. Die Seeleute haben in ihren Forderungen ein ebenso großes Entgegenkommen an den Tag gelegt wie in ihrer Taktik. Sie nahmen das Schiedsgerichtsangebot der Regie- rung sofort an. Zum Unterschied von den Unternehmern, die es zurückwiesen. Die großkapitalische Presse, bemüht. die Streikenden ins Unrecht zu setzen, behauptete, das Angebot der Seeleute sei wertlos, da diese die Klausel daran geknüpft hätten, das Schiedsurteil der Abstimmung der Streikenden zu unterwerfen. Der Verband nahm indes diese Bedingung zurück und erklärte sich sogar bereit, die Wieder- aufnähme der Arbeit im Augenblick des Zusammentritts des Schiedsgerichts zu empfehlen, und so bleiben den Anwälten der Reeder nur die übelsten Argumente der Scharsmacherei. DerJntransigent" z. B. hat die Gemeinheit verübt, ein an- gebliches Zeugnis einerhochstehenden Persönlichkeit des See- Wesens" anzuführen, die während des letzten Marseiller Marinestreiks einen auf 25(XX) Frank lautenden Scheck aus Genua   auf einennotorischen Agitator" ge- sehen haben will. Das ist die anscheinend obligate Bezichtigung, daß die Organisation der Seeleuteim Dienst des Auslandes" stehe. Unleugbar ist die EntWickelung des Marseiller Handels im Vergleich mit der von Genua   und Barcelona   zurückgeblieben, aber das hängt, abgesehen von dem allgemeinen Entwickelungsgang der französischen   Wirtschaft, besonders auch damit zusammen, daß sich das subventionierte Reederkapital auf ein Faulbett legt. In Marseille   wird un- geheuer viel spekuliert, aber die technischen Fortschritte sowohl in den Hafenanlagen als im Schiffsverkehr halten mit denen der ausländischen Häfen nicht Schritt. Es ist z. B. unbestreit- bar, daß im Verkehr von Marseille   mit Alexandria   die beut- schen Schiffe denen der Companie Transatlantique eine sehr erfolgreiche Konkurrenz machen. Die Stellung der Regierung ist zwieschlächtig. Herr S te e g gibt sich redliche Mühe, das Schiedsgerichtsverfahren in V Gang zu bringen, auf der anderen Seite aber bedeutet die Zuweisung von Matrosen der Kriegsmarine an die Paket- sc boote eine offenkundige Parteinahme für die Unternehmer. Auch die Justiz waltet ihres Amts als Schützerin des kapitalistischen   Profits. In Marseille   sind 28 streikende See- leute wegenDesertion im Hafen" zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt worden. Es handelt sich zunächst um ein Schreck- mittel. Den Verurteilten wurde Strafaufschub bewilligt, offenbar, weil man die Erregung der Ausständigen nicht steigern will. Auch in Bordeaux   wurden Strafurteile gefällt. Dagegen wurden in Celle   die angeklagten Aus- ständigen freigesprochen. Bemerkenswert ist, daß zum erstenmal die schwarzen Heizer an einer Streikbewegung teilnehmen. Sie halten gute Disziplin, trotz der Angebote der Reeder und befolgen die Weisungen des Verbandes. Die Unternehmerpresse versucht, wie noch bei jedem Streik, die Situation zu einem Vorstoß gegen das System der Reser- visteneinschreibung zu benutzen, der den Seeleuten immerhin einen gewissen Schutz gegen die Lohndrückerei gibt. Die patriotischen Reeder möchten ja am liebsten im Interesse der nationalen Seefahrt" die organisierten französischen   Seeleute durch ungorganisierte Italiener, Levantiner usw. ersetzen. Da- bei ist zu bemerken, daß die staatliche Subsention derschütz- bedürftigen" französischen Reeder die Englands übersteigt, während der Scehandcl den Italiens   nicht viel übertrifft. Marseille  , 2g. Juni.  (W. T. SS.) Die Küstenschiffahrts. k a p i t ä n e und-offiziere der Handelsmarine des Mittelmecrs haben in einer Versammlung einen Beschlußantrag angenommen, in dem sie die Forderungen der eingeschriebenen Seeleute als durchaus begründet anerkennen. Gleich- zeitig beschlossen sie, bei den Gesellschaften Schritte zu unternehmen, um eine Gehaltserhöhung der Offiziere aller Grade durchzusetzen. Gestern abend kam es zwischen Ausständigen, die eine Straßen- kundgcbung gegen das sogenannte gelbe Syndikat der Seeleute der- anstalteten, und Polizeibeamten zu einem Zusammenstoß, bei dem mehrere Ruhestörer verwundet wurden. Paris  , 29. Juni.  (W. T. B.) SOas Nationalkomitee der ein- geschriebenen Seeleute veröffentlicht eine Erklärung, in welcher es die Angriffe der Reeder, die ein Schiedsgericht abgelehnt haben, zurückweist. Die eingeschriebenen Seeleute hätten, wenn sie in den Streik getreten seien, von einem Rechte Gebrauch gemacht, das von mehreren Ministcrn der Marine anerkannt worden sei. Der Vor- schlag auf Einsetzung eines Schiedsgerichts stehe mit diesem Rechte nicht in SWiderspruch. Schließlich wird die Regierung ersucht, der augenblicklichen Lage, die von den Reedern geschaffen sei, ein Ende zu machen und die öffentliche Meinung um Unterstützung gebeten. Berlin   und Orngcgcnd. Neuer Zusammenschluß der Arbeitgeber im Baugewerbe. In den Kammersälcn ist am 28. Juni d. I. nach längeren Vorberatungen, die bis zum Dezember vorigen Jahres zurückreichen, eine Vereinigung der Arbeitgeberverbände des eigentlichen Bau- gewerbes(Hochbau) und der Baunebcngewerbe unter dem Namen ReichSbund baugeiverblicher Arbeitgeberverbände" gegründet worden. Ihren Beitritt haben bereits erklärt: der Deutsche  Arbeitgeberbund für daS Baugewerbe, Sitz Berlin  , der Zentralverband der Gipfer-, Stukkateure- und Verputzermeister Deutschlands  , Sitz Karlsruhe  , der Hauptverband deutscher   Arbeit- geberverbände im Malergewerbe, Sitz Berlin  , der Arbeitgeberschntz- verband für das Holzgewcrbe, Sitz Berlin  , der Zentralverband selb- ständiger Installateure, Klempner nnd Kupferschmiede, Sitz Düssel  - verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . Inseratenteil verantw.: darf, der Zentralverband deutscher   Dachdeckermeister, Sitz Neuwied   a.Rh., der Reichsverband für das Steinsetz-, Pflasterer- und Straßenbau- gewerbe, Sitz Leipzig  . Weitere Beitritte stehen bevor. Zweck des Reichsbundes, der den angeschlossenen Zentral- verbänden vollständige Selbständigkeit läßt, ist diegemeinsame Wahrnehmung der Arbeitgeberinteressen", insbesondere beim Ab« s ch l u ß v o n T a r i f v e r t r ä g e n. An der Spitze des Bundes steht ein VerwaltungsauSschuß, Vorsitzender ist der Vorsitzende des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe E n k e- Leipzig, der erste stellvertretende Borsitzende ist der Vorsitzende des Hauptverbandes Deutscher Arbeitgeberverbände im Malergewerbe, Kruse- Berlin  , der zweite stellvertretende Vorsitzende ist M i t s ch« Berlin  vom Arbeitgebervcrband für das deutsche   Holzgewerbe. Die Ge- schäftSstelle befindet sich Berlin   W. 0, Zinkstr. 32, wo sich auch die Bureaus des deutschen   Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe be- finden._ Zur Zigarrenarbeitcrbewegling von Groß-Berlin. Die Differenzen in der Tarifsirma Zöllner, N), Stettiner Str. 50, sind beigelegt. Die Sperre ist aufgehoben. Der Vertrauensmann der Tabakarbeiter. Ein nettes Eingeständnis. Gerade jetzt, wo die Restaurateure zu einer Hetzjagd gegen die Organisation der Gastwirtsgehilfen alarmieren, weil diese sich erkühnt, gegen die skandalösen Arbeitsverhältnisse im GastwirtSbetriebe energisch Front zu machen, ist ein Eingeständnis in derDeutschen Gastwirrs-Ztg." Nr. 49 von besonderem Interesse. Man liest dort mit Bezug auf die hohe Sterblichkeit unter den Gastwirts- gehilfen: Diese ist aber auch nicht ausschließlich auf den übermäßigen Alkoholgenuß, sondern auch auf das notwendigerweise recht u n- regelmäßige Leben, sowie aus den Aufenthalt in den staubigen rauchgeschwängerten Räume ir zurück- zuführen I" Hier wird offen eingestanden, daß der Beruf des Gastwirts- gehilien außerordentliw gesundheitsschädlich ist und eine hohe Sterblich- keit im Gefolge hat. Und trotzdem verweigern die Unternehmer die Einführung einer gewiflen Regelung der Arbeitszeit, vor allem ge- nügender Pauken und freier Zeit. Dazu versagen sie eine der Schwere und Gefährlichkeit des Berufes entsprechende Entlohnung. In manchen Betrieben erhalten die Gehilfen überhaupt keinen Lohn, sie müssen sogar noch Abgaben leisten für das Glück, arbeiten zu dürfen. Zu den Stiefkindern der Sozialpolitik gehörten bisher die Gast- wirtsgebilfen. Wollen die Unternehmer nicht freiwillig, in Ueber- einstimmung mit der Organisation der Arbeiter, den unhaltbaren Zuständen ein Ende machen, dann wird die Gesetzgebung gar nicht umhin können, das durch tief einschneidende, reglementierende Maß- nahmen schleunigst zu besorgen. So wie bisher kann und darf es nicht weitergehen. Deuvlcbes Reich. Der Landarbeiterverband im Jahre liStt. Mit einer Mitgliederzahl von 1b 696 schloß der SLerband der Land-, Wald- und WeinbergSarbeiter Deutschlands   das Geschäfts- jähr 1911. Dies ist gegen 1909 eine Mitgliederzunahme von 6162. Neuaufnahmen zählt der vorliegende Jahresbericht für 1911 ins- gesamt 10 78/. SDer Mitgliederstand bedeutet angesichts der maß- losen Verfolgungen der organffierten Land» und Forstaobeiter durch Behörden und Ardeitgeber, einen schönen Erfolg des Organisations- gedankenS. Nach den einzelnen Gaugebieten gruppiert, verteilen sich die Mitglieder wie folgt: Gau Mitteldeutschland, umfassend Provinz und Königreich Sachsen und die Thüringischen   Staaten zählt 3477 Mitglieder. Gau Mccklenburg-Pommern 3467, Gau Südwestdeutsch. land, umschließend Württemberg, Baden, Elsah-Lothringen und Hessen   2394, Gau Bayern 22Sb, Gau Nordwestdeutschland, Schles­ wig-Holstein  , Hannover   und Oldenburg   1949, Brandenburg   1237, Ost- uni> Westpreußen   501, Schlesien   291, Posen 125. Unter den Mitgliedern befinden sich 1204 Einzelmitglieder. Die übrigen der- teilen sich auf 530 Ortsgruppen. Eine Reihe von Lohnbewegungen im vergangenen Jahre legt Zeugnis davon ab, daß auch die land- und forstwirtschaftlichen Ar- beiter sehr rasch die Organisationsmittel zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse gebrauchen lernen. Soweit Land- arbeiter und Knechte in Frage kommen, fanden die meisten Lohn- kämpfe in der Provinz Sachsen   statt. Hier ist der Barlohn vor- herrschend und die SSewegungen hatten fast in allen Fällen den Er- folg, daß der Wochcnlohn um 1 3 M. erhöht, die Arbeitszeit um 12 Stunden pro Tag verkürzt wurde. Die meisten Lohnbewe- gungen wurden im Gebiet der süddeutschen Waldarbeiter geführt. Aus zahlreichen Forstbezirken SSayerns und Württembergs wird berichtet, daß es gelang, die Forderungen um Erhöhung des Tage- lohns und Akkordlohns  , teilweise in beträchtlicher Höhe, durchzu- setzen. Die abgeschlossenen Verträge wurden vielfach erheblich ver- bessert, zahlreiche seit langem eingerissene Mißstände beseitigt und durch Eingaben an Regierung und Landtag   das politische Interesse an der Verbesserung der Lage der Fvrstarbeiter geweckt. In vielen Fällen sind für Landarbeiter und Knechte in dem Moment Ver- besserungen im Arbeitsverhältnis eingeführt worden, als die Or- ganisation im Dorf oder Gutshof Einzug hielt. SSestrafungen sind aus Anlaß von Lohnkämpfen nicht erfolgt. Di« Menge von SSer- besserungen im land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsverhältnis, die mit und ohne Kämpfe erzielt wurde, läßt sich in ihrem Gesamt- csfekt nicht erfassen, zeigt jedoch den überaus großen Wert, den die Organisation der land. und forstwirtschaftlichen Arbeiter heute in ihren Anfängen bereits befitzt. Daneben wirken die Verbandsein- richtungen ebenfalls schon in einer für die Mitglieder finanziell fühlbaren SWeise. Bei einem Kassenbestand von 14 356 M. am Schlüsse des Jahres 1910 betragen die Einnahmen aus Beiträgen und Eintrittsgeldern zirka 62 500 M. Dazu kommen 6000 M. weitere Einnahmen Die Ausgaben weisen u. a. auf für Kranken- Unterstützung 7367 M., Maßregelungsunterstützung 1806 M.. für Rechtsschutz 2864 M., Lohnbewegungen 1185 M., Sterbegeld 245 M. In den Kassen der Ortsgruppen verblieben 20 Proz. der Einnahmen mit 10 934 M. Die Agitation kostete 17 900 M., die Zeitung, 8000 Mark. Neben einem Kassenbcstand von 16 089 M. ist der Nest für Vcrwaltungskostcn ausgegeben. Während demnach im verflossenen Jahre die Unterstützungen an die Mitglieder zirka 9400 M. betrugen, überschritt die im ersten Vierteljahr 1912 ausbezahlte Unter- stützungssumme bereits den Betrag von 5000 M. Der Rechtsschutz wurde in mehreren hundert Fällen von Mitgliedern in Anspruch genommen. In vielen Fällen genügte die Androhung der Klage, um einen Erfolg zu erzielen. Von den Prozessen waren 105 er- folgreich und brachten den vom Verband vertretenen Mitgliedern die Summe von nahezu 5000 M. in Form von.Restlohn, Entschädi- gung usw.; außerdem noch eine Menge Deputat, als Kartoffel, Korn, Feuerung, SWohnung usw. Dem Verhalten der Behörden gegen den Verband sind im Jahresbericht ebenfalls einige Seiten gewidmet. Am meisten tun sich bei den Verfolgungen die Amtsvorstchcr in Preußen hervor. Meist sind diese selbst Gutsbesitzer und vergessen in ihrem Haß gegen die organisierten Arbeiter, daß die Gesetze auch für sie be- Th. Glocke, SLerl'n. Druck u. Perlag: Vorwärts Buchdr. u Verlagsanjlali stehen. Während im Vorjahre der Verband von drei Landgerichten als ein unpolitischer, rein gewerkschaftlichen Zielen dienender be- zeichnet wurde, hat es im SSerichtsjahr einem schlesischen Landgericht beliebt, ein gegenteiliges Urteil zu fällen, das auch vom Oberlandes- gericht bestätigt wurde. Allen Schikanen und Verfolgungen zum Trotz hat der Land- arbeiterverband seine Existenzberechtigung bewiesen und gedeiht prächtig zum Schrecken agrarischer und anderer Reaktionäre. Von einem angeblichen Rückgang des BergarbcitcrverbandcS ist wieder einmal in der Zentrums- und Unternehmerpresse die Rede. Da nun ein solcher tatsächlich nicht vorhanden ist, muß er künstlich konstruiert werden. SDas geschieht, indem aus ein- zelnen Zahlstellen und Bezirken die Einnahmen aus Beiträgen im Monat April denen im Monat März gegenübergestellt werden. Absichtlich erfaßt man nicht das ganze Verbandsgebiet, weil dann jeder Schwindel ausgeschlossen wäre. Die Monate März und April d. I. waren für den Bergarbeiterperband außergewöhnliche Monate, mit welchen überhaupt schlecht Vergleiche möglich sind. Will man aber schon Vergleiche anstellen, dann müssen die Einnahmen für März und April d. denen für März und April des vergangenen Jahres gegenübergestellt werden. Es betrugen dieselben: 1911 1912 Mebr März.. 194 367 M. 255 177 M. 60 810 M. April.. 194 653 M. 230 624 M. 35 966 M. Nur abgefeimte Schwindler können aus diesen Zahlen einen Mitgliederrückgang von 36 090 herausrcchnen. Die Methode, wie sie es beginnen, kennzeichnet sie. Der Bergarbeiterverband hat im Ruhrgebiet   330 Zahlstellen. Davon greift dieSaarpost" 40 her- aus, stellt die Abrechnungen nebeneinander, und derSSeweis" ist erbracht, daß der Bergarbcitervcrband einen stärkeren Mitglieder- Verlust hat. Die übrige Presse greift von den 35 Verbandsbczirken 14 heraus, und derBeweis" des starken Mitgliederverlustes ist wiederum erbracht. Vielleicht ist der christliche Gewerkverein so gütig und stellt seine Einnahme für März und April d. I. der für März und April v. I. nun auch gegenüber. Darauf wird man allerdings vergeblich warten. Ofensctzerstreik in Crimmitschau.  S-bon seit sieben Wochen streiken die Ofensetzer der Firma H e z i n g e r in Crimmiti/Vau wegen Lohnreduzierung. Nach vier- wöchiger, fast unmenschlicher Anstrengung ist eS ver Firma gelungen, einige Arbeitswillige aus B e r t i n(!) zu erhalten. Doch aus wie lange? Schon vier Tage genügten den Leulen, um zu sehen, was bei der bestreikten Firma zu holen ist. Einer der daraufhin Abreisenden crklälte:Wenn ich meinen Kollegen in den Rücken falle, will ich dabei etwas verdienen. Aber für so ein Lumpengcld arbeite ich nicht." Einer Abrechnung, die auf 9 Arbeitstage eines Arbeitswilligen lautet, ist folgendes zu entnehmen: Lohnzettel sür N. N., Ofensetzer. Vorschuß.......... 4. M. 1 Ofen 2X3X9'/,. altdeutsch... 17,. 1 Reformofen Nr. 4...... 2,25, 4 Neformösen Nr. 2, a 1,35 M... 5,40, 5 Prozent Zuschlag...... 1.23 25,88 M. Abschlag........... 6, M. Vorschuß.......... 4,, Kranken- u. Jnvalidcnbeitr., zweimal 1.28. 11,28 M. .-- T Bleibt Nettolohn 14,60 M. Diese Abrechnung spricht für sich selbst. Jeder Kommentar ist überflüssig. Uebrigens wissen die Arbeitswilligen von der Firma ein recht schönes Lied zu fingen. Der Inhaber hat sie bei jeder Kleinigkeit selbstStreikbrecher" genannt. Wir ersuchen, den Zuzug von hier auch auf weiterhin fernzu- halten. Es gibt keinen Frieden sür die Firma Hezinger, bevor sie nicht den Tarif schriftlich anerkennt, den die Crimmrlschauer Meister bereits schon lange bezahlen._ Die Arbeiter der Kiftenfabrik von I. Brüning u. Sohn, A.-G. in Ragnit   bei Tilsit, stehen in einer Lohnbewegung. Die Firma, deren Hauptbetrieb sich in Langendiebach bei Hanau   befindet und die außer in Ragnit   noch eine Filiale in Frankenberg   in Sachsen  besitzt, weigert sich, auch nur einigermaßen annehmbare Zugeständnisse zu machen, obwohl sie im vorigen Jahre 10 Proz. Dividende zahlte. Die Lebensmittel und Wohnungen sind hier ebenso teuer wie in den Großstädten. Die Firma bemüht sich, in den verschiedensten Gegenden Deutschlands   Arbeitswillige zu werben. Zuzug ist streng fernzuhalten._ Letzte Nacbrkhten. Die Leiche eines Knaben wurde gestern im Landwehrkanal gefunden und von zwei Schutz- männern gelandet. Ob ein Unglück oder Selbstmord vorliegt, weiß man noch nicht, denn der Ertrunkene ist noch nicht bekannt. Er ist 12 bis 13 Jahre alt und trug einen blauen Sweater, blaue Knie- hosen und schwarze Strümpfe und Schnürschuhe. Der Knabe hat wohl erst drei bis vier Tage im Wasser gelegen. Diss Katzbalgerei im demokratischen Nationalkondent. Baltimore  , 29. Juni.  (W. T. B.) Bei der vierzehnten Ab- stimmung erklärte B r Y a n unter Beifallsgetöse und Zischen, er werde Clark seine Stimme vorenthalten, solange die Delegaten New Aorks für Clark stimmten, die ledig- lich di Wünsche von Tammanh Hall und ihres Führer MuapHy betrieben, der die gleichen Interessen vertrete, die den Chicagoer  Konvent zu kontrollieren versucht hätten.(Siehe auch Amerika  .) Unfälle der Wiener   Flugwoche. Wien  , 29. Juni.  (P.-C.) Während der Veranstaltungen er- eigneten sich heute drei Unfälle, bei denen die Aviatiker selbst jedoch glücklicherweise ohne nennenswerte Verletzungen davon- kamen. Zuerst stürz:« der österreichische Pilot B c r g m a n n aus einer Höhe von 40 Metern ab. Seine Maschine überschlug sich im Fallen mehrcremal und wurde vollständig zertrüm- inert, Bergmann blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Das gleiche Schicksal ereilte den russischen Flieger Zlavarazov Zcmemenko. der nach zweistündigein guten Fluge ebenfalls a b st ü r z t c. Auch er trug lcincrlei Verletzungen davon, seine Maschine wurde dagegen schwer beschädigt. Der dritte Un- fall traf den französischen   Flieger Moincau, der mit seiner Maschine bei SDeutsch-Wagram in ein Kornfeld geriet. Auch er bluch unverletzt, die Maschine wurde beschädigt. Erdbeben in Algier  . Algier  , 29. Juni.  (P.-C.) Gestern nacht gegen 10% Uhr wurde in der Gegend von Tenict cl Haad und Vialad ein heftiges Erd- beben verspürt, das von Süden nach Norden verlief. Wie aus dem Innern des Landes gemeldet wird, haben in einzelnen Dör- fern die Behausungen der Eingeborenen große Risse erhalten. In einer Gemeinde stürzte eine Hütte ein und begrub eine Frau und zwei Kinder unter sich. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine Panik. Paul Singer& Co., Berlin   SW. Hierzu 4 Beilagen.