Nr. 150.
29. Jahrgang.
DA
Der Verbandstag der Holzarbeiter.
In der Abendfizung am Freitag wird zunächst beschlossen, das Referat Neumanns über die Regelung der Arbeitszeit, sowie das Referat Leiparts über die Arbeitsber mittelung im deutschen Solagewerbe bruden zu lassen und als Proschüre herauszugeben. Sodann wird in die
Statutenberatung
eingetreten. wird eine Ergänzung des Statuts beschlossen, die besagt, daß jugendliche Arbeiter bis zum vollendetem 17. Lebensjahre dem Verbande mit dem Beitrage der weiblichen Mitglieder ( 25 Pf.) angehören können, wie es übrigens schon jetzt der Fall ist. Die unterstügungsberechtigten jugendlichen Mitglieder behalten, wenn sie als volljährige Mitglieder umgeschrieben werden, ihre bereits erworbenen Rechte, bis ihnen eine höhere Unterstüßung zusteht.
"
Bur
Alkoholfrage
zuständige Organisation bildet und deren Interessenvertretung wie bisher so auch in Zukunft, die Aufgabe unser Verbandes sein muß, entschieden zurück und beauftragt den Vorstand, die wird auf Antrag von Hannover beschlossen: Rechte und Interessen des Verbandes derartigen unberechtigten Ansprüchen gegenüber auch in Zukunft energisch zu wahren.
Der Verbandstag spricht zugleich sein Bedauern darüber aus, daß die Austragung der Grenzstreitigkeiten vielfach bereits der art häßliche Formen angenommen hat, daß die Intereffen der Arbeiterbewegung dadurch geschädigt werden.
Ausgehend von der Tatsache, daß der Alkohol ein schweres Hindernis für die Arbeiterbewegung, im besonderen auch für die Gewerkschaftsbewegung bildet, verpflichtet der Verbandstag die Delegierten und Verbandsfunktionäre, tatkräftig für Aufflärung über die volkswirtschaftlichen, törperlichen und geistigen Schäden des Alkoholgenusses einzutreten, insbesondere aber für bessere Durchführung des Schnapsboykotts zu sorgen. Zur Frage des
Demgegenüber erklärt der Deutsche Holzarbeiterverband nach wie vor seine Bereitwilligkeit, eine friedliche Verständigung mit den beteiligten anderen Verbänden einzugehen. Eine solche Vergefehlichen Schuhes der Zelluloidarbeiter ständigung kann auf der Grundlage der Resolution des Ham- wird auf Antrag der 8entraltommission der Ramm, burger Gewerkschaftskongresses erfolgen, wenn sich die Verbände Schirm und Stocindustreie beschlossen: bereit finden, entsprechend Biffer 2 diefer Refolution, die Grenzstreitigkeiten durch Vereinbarung von Kartellverträgen dauernd zu regeln.
Gauvorsteher Raith- München referierte. Als der Deutsche Es kommen dann verschiedene Anträge zur Beratung, die Ein- Holzarbeiterverband zu Kassel im Rahre 1893 gegründet worden führung eines ermäßigten Beitrages für alte, invalide und minder- war, zählte er in 356 Bahlstellen 23 774 Mitglieder, 1904 waren es Leistungsfähige Mitglieder zum Ziele haben. Diese Anträge wer- in 660 Bahlstellen 105 386 Mitglieder und Ende 1911 zählte der den zwar alle abgelehnt, jedoch erteilt der Verbandstag dem Vor- Verband 182 750 Mitglieder in 7172 Bahlstellen. So erfreulich stand Auftrag, Erhebungen über die Zahl und die Lage solcher Mit diese Entwidelung auch ist, könne man feineswegs damit zufrieden glieder zu veranstalten. Der nachstehende Antrag Leipzig : Der sein, erklärt der Redner, und führt weiter aus, daß die Zahl der Verbandstag beauftragt den Vorstand, in Verfolg der von dem im Rekrutierungsgebiet des Holzarbeiterverbandes beschäftigten Arfelben veranstalteten Erhebungen über die bestehenden Unter- beiter und Arbeiterinnen rund 610 000 beträgt. Jm weiteren VerStübungseinrichtungen der Lokaltassen geeignete Grundlagen für lauf seines Vortrages geht der Redner auch auf die Grenzstreitigdie Verwendung dieser Gelder aufzustellen", wird durch eine län- feiten ein, die mit dem Fabrikarbeiter, dem Transportarbeiter-, dem gere Erklärung des Verbandsvorstandes erledigt, die auf Herab- Brauerei- und Mühlenarbeiterverband und dem Gemeinde- und Sebung übertrieben hoher Unterstützungen aus den Lokaltassen der Staatsarbeiterverband bestehen. Es ist wiederholt zwischen Bahlstellen gerichtet ist. Einige Anträge auf Einführung von den Verbandsvorständen über diese Grenzstreitigkeiten verhandelt Tagegeldern statt der jekt nach Kilometern berechneten Reise- worden, aber ohne zum Ziele zu fommen. Es müsse nach wie vor unterstütung werden dadurch erledigt, daß der Vorstand alles getan werden, um diese, die Arbeiterbewegung schädigenden Auftrag erhält, bis zum nächsten Verbandstage cine dement- Streitigkeiten zu beseitigen. Sprechende Vorlage auszuarbeiten.
Am gestrigen, dem letzten Verhandlungstage, wurde in der Statutenberatung nicht sogleich fortgefahren, sondern erst der Punkt:
Das Rekrutierungsgebiet des Deutschen Holzarbeiterverbandes behandelt. Folgende Resolution liegt hierzu bor:
I.
Der Zustrom dieſer rüdständigen Bevölkerungsschichten zu der so gebotenen Erwerbsmöglichkeit ist jedoch stärker als der dauernde Bedarf an Arbeitskräften, was wiederum einen starten Zuzug von Arbeitern mit niedriger Lebenshaltung nach den Großstädten zur Folge hat.
Dem mit starkem Beifall aufgenommenen Vortrage folgt eine Diskussion, die mit Rücksicht auf die knappe Beit, die dem Verbandstag noch zur Verfügung steht, bald abgebrochen wird. Die Resolution wird hierauf einstimmig angenommen. Außerdem finden zu diesem Punkt noch eine Anzahl von Anträgen die Zustimmung des Verbandstages, welche die Regelung der Grenzstreitigkeiten betreffen.
Der Verbandstag protestiert nachdrüdlichst gegen die Auffassung des Regierungsvertreters Ministerialdirektor Dr. Caspar, welcher derselbe in der Reichstagssigung am 20. März 1912 Ausdruck gab, daß es schwer möglich sei, in der Frage des größeren Schutzes der Zelluloidarbeiter geeignete Arbeiter als Sachverständige zu finden, die bei der Beratung der preußischen Belluloidverordnung hätten hinzugezogen werden können, und in einseitigster Weise nur Arbeitgeber herangezogen wurden. Der Verbandstag protestiert gegen dieses Vorgehen der preußischen Regierung, da dadurch einseitig nur das Unternehmerinteresse in der Verordnung wahrgenommen wurde.
Der Verbandstag beauftragt den Vorstand, unter Einschal tung des neueren Materials die Petition betr. Schutz der Zellus loidarbeiter gegen Brandgefahren an den Reichstag und Bundesrat erneut einzureichen. Bum
Unfallschuh in der Holzindustrie, namentlich in den Holzbearbeitungsfabriken, Sägewerken und ähn lichen Betrieben, beschließt der Verbandstag einstimmig, die von der Konferenz der Maschinenarbeiter, Schneidemüller und Säger rungen gutzuheißen und sie den gesekgebenden Körperschaften 34 München im November 1911 aufgestellten Leitfäße und Forde= und den Behörden zu überweisen.
Unter den Anträgen verschiedener Art ist noch zu erwähnen, daß dem Vorstand Auftrag erteilt wird, dem nächsten Verbandstage eine Vorlage über Unfallversicherung der unbesoldeten Verbands funktionäre zu unterbreiten.
Zum nun folgenden Punkt der Tagesordnung:
Der internationale Holzarbeiterkongreß im Jahre 1913
-
Nun wird die Statutenberatung fortgesetzt. Es liegen In der Holzindustrie ist neben dem Bestreben nach weiterer hierzu noch Anträge in großer Zahl vor, movon jedoch nur ein Spezialisierung der Arbeitsmethoden die Ansiedelung der Be- fleiner Teil zu Beschlüssen führt, die für die Allgemeinheit von triebe in ländlichen Gegenden zu beobachten, in denen die Lohn- Interesse sind. Beschlossen wird u. a., und zwar auf Antrag aus teilt eipart mit, daß dieser Kongreß jedenfalls in Wien , und Arbeitsverhältnisse sehr ungünstig sind und die Lebens- Nürnberg, daß den weiblichen Mitgliedern vom bollendeten 17. dem Tagungsort des internationalen Arbeiterfongresses, stattfinden haltung der Arbeiter auf äußerst niedrigem Niveau steht. Lebensjahre zwei Drittel der Streifunterstübungsfäße der männ - wird; ein definitiver Beschluß sei zwar nicht gefaßt, aber es sei lichen Mitglieder zuteil werden soll, während sie bisher, wie es ja nicht daran zu zweifeln, daß Wien als Tagungsort ausersehen eigentlich ihre Beitragsleistung ergibt, nur die Hälfte erhielten. werde. Die Tagesordnung des Kongresses ist noch nicht aufAbgelehnt wird ein Antrag, der eine Beschränkung der Delegierten- gestellt, Anträge liegen auch nicht vor. Als Delegierte zu diesem zahl der künftigen Verbandstage vorsieht. Es bleibt dabei, daß Kongreß, werden en bloc dieselben gewählt, die den Verband auf auf 1000 Mitglieder ein Delegierter fommt. Dem Vorstand zur dem vorigen internationalen Arbeiterkongres in Kopenhagen verErwägung überwiesen wird ein Antrag vom Gautag Hamburg : traten, nämlich: 2eipart Rönig, Neumann, KayserDie bei der Hauptkasse zinstragend anzulegenden Gelder und Glocke Berlin sowie aith- München . find nur i dem Bantunternehmen der Großeinkaufsgesellschaft Sodann gibt Robert Schmidt- Berlin den Bericht ber deutscher onsumbereine zu belegen, und hat die Organisation Revisionskommission, die die Geschäfts- und Kassenführung in den privatkapitalistischen Banten alle zinstragend angelegten bester Ordnung vorgefunden hat. Der Verbandstag erteilt dem Gelder zu entziehen." Rassierer wie dem ganzen Vorstand einstimmig Decharge. Ferner
Die frühzeitige Erstarkung des gewerkschaftlichen Gedankens in den Großstädten und einzelnen Industriegebieten ermöglichte es dem Verbande, dort für die Holzarbeiter wesentliche Verbefferungen der Arbeitsverhältnisse durchzuführen und diese Verbesserungen durch Tarifverträge festzulegen. Diesen Bestrebungen des Verbandes erwachsen große Gefahren dadurch, daß der Arbeitsmarkt in den Gebietsteilen mit besseren Lohn- und Arbeitsbedingungen von Arbeitern aus rückständigen Gegenden, die außerdem den Gedanken der Organisation noch nicht erfaßt haben, in zunehmendem Maße belastet wird.
Im Hinblick auf diese ungleiche Entwickelung und die daraus entstehenden Schwierigkeiten für das Bestreben des Verbandes, die geistigen und materiellen Interessen aller in der gesamten Holzindustrie und deren Nebenzweigen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zu wahren und zu fördern, und im besonderen Hinblick auf die weiter zu erwartenden großen Kämpfe für kulturellen Fortschritt, richtet der Verbandstag an alle Mitglieder die nachdrücklichste Aufforderung, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und eingedent der in fommender Zeit zu erfüllenden Aufgaben, für die Ausbreitung des Verbandes nicht nur an den bisherigen Verbandsorten, sondern in allen, auch den entlegensten Gegenden Sorge zu tragen, in welchen die Holzindustrie Wurzel gefaßt hat
II.
Der Verbandstag weist mit Entschiedenheit die fortgesetzten Versuche einzelner anderer Verbände, in das Rekrutierungsgebiet des Deutschen Holzarbeiterverbandes einzubringen und dadurch Bersplitterungen in die Reihen solcher Arbeiterschichten hineinzutragen, für welche nur der Deutsche Holzarbeiterverband die
-
Kleines feuilleton.
Zum neuen Spieljahr der freien Volksbühne. Erst wieder in diesen letzten Tagen haben wir ein poffierliches Schauspiel erlebt. Ein Fürstensohn, der vor Jahresfrist als Sports mann durch die Wälder und Fluren Indiens streifte, um allda allerlei Getier, das in Europa dem Jäger unerreichbar bleibt, zu schießen, ist unter die Schriftsteller" gegangen. Warum nicht? Und wozu sind auch sonst die Hofräte da, als hohen und höchsten Herren beim Einbruch in literarische Regionen schöngeistige HandTangerdienste zu leisten? Darob hat sich nun Herr Schmod vor Entzücken gebärdet, als wäre die Welt aus den Angeln gehoben und doch galt es, gleichzeitig eines Jean Jacques Rousseau zu gedenken, der allerdings fein Jagdbuch mit Jägerlatein hinter Lassen hat. Wann tat das je ein großer Geist, der das Gewissen der Menschheit revolutionierte? Man nenne einen, der es für seine fulturelle Mission erachtet hätte, mit der Büchse auf den Anien der Natur, der göttlichen Allmacht sich nahe zu wähnen?
Aber in diesem blasphemischen Bekenntnis offenbart sich wieder einmal der ungeheure Kontrast, der uns von der Moralanschauung der bevorrechteten Klasse trennt.
Und Abkömmlinge jener Sippen, die, agrarisch zu reden, von Jugend auf dem Ochsen hinterm Schwanz gestanden, sind die Hüter deutscher Kultur und Volksbildung. Hiervon wüßte doch gerade unsere Freie Voltsbühne ein Liedlein zu singen, dessen Tert und Melodie den Nachtwächtern preußischer Frumbheit nur so um bie tauben Ohren knallt.
"
=
Des weiteren fammen verschiedene andere Anträge zum Ab- wird auf Antrag der Revisionskommission beschlossen, die Bei= rechnungswesen, zur Agitation usw. zur Beratung. Der Vor- träge zu der am 1. Januar 1913 in Kraft tretenden gesetzlichen stand erhält u. a. Auftrag, in den östlichen Provinzen mehr Agi- Privatbeamtenversicherung, die für die Angestellten des Holze tation zu entfalten. arbeiterverbandes fast ohne Ausnahme in Betracht kommt, boll auf die Haupttasse zu übernehmen, und bis zum Ablauf der Karenzzeit dieser Versicherung auch die Hälfte der Beis träge zur Unterstübungsvereinigung zu zahlen. Diese Beiträge sollen die Angestellten jedoch allein zahlen, wenn die Karenzzeit der gesetzlichen Versicherung abgelaufen ist.
Zur Berücksichtigung überwiesen wird dem Vorstand u. a. ein Antrag, das Verbandsstatut in französischer Sprache drucken zu lassen für die Mitglieder, die das Deutsche nicht lesen können, und zwar mit der Erweiterung, daß dasselbe auch für die dänische und polnische Sprache gelten soll.
Zur Frage der Verschmelzung benachbarter 8ahlstellen beschließt der Verbandstag auf Antrag Stuttgart :
Ueber einige Anträge der Revisionskommission zur Regelung der Gehälter der Angestellten des Verbandes entspinnt sich eine längere Debatte, die mit Annahme der Anträge endet. Die darauf stattfindende Wahl der Vorstandsbeamten und der Gauvorsteher ergibt die einstimmige Wiederwahl der Beamten des Borstandes: Theodor Leipart, Wilhelm Schneegaß, Frik König, Hermann Pappe, Adam Neumann, Gustav Gäbler, wie der 23 Gau borsteher.
Der Verbandsvorstand wird beauftragt, den Beschlüssen der Verbandstage in Köln und München , die Vereinigung der in einem Lohngebiet liegenden Zahlstellen betreffend, in höherem Maße als bisher Rechnung zu tragen. Wenn im einzelnen Falle die Notwendigkeit der Verschmelzung solcher Bahlstellen oder die Ueberweisung von Kollegen an die Zahlstelle des Arbeitsortes im Interesse der Aufrechterhaltung und Durchführung bestehender Damit sind die Arbeiten des Verbandstages beendet. Lei= Tarifverträge nicht mehr zu umgehen ist, kann der Vorstand part erinnert in seinem Schlußwort daran, daß unter den Delegegebenenfalls die Verschmelzung oder Ueberweisung beschließen." gierten zwei sind, Westphal- Frankfurt a. M. und Raub. Von einigen Anträgen zum Tagungsort des nächsten Verbandstages wird der angenommen, daß der Verbandstag das nächstemal in Dresden stattfinden soll,
Volksbühne zu streichen für weise erachtete, wird kaum der letzte Schildbürgerstreich des roten Hauses sein.... 3mar hält es un gemein schwer, bureaukratische Eigenherrlichkeit eines Besseren zu belehren; denn fie blidt im Borussenstaat auf ein methusalemitisches Alter zurück. Doch am Anfang aller Dinge stand der Geist, der die Welt revolutioniert und den keine Macht, wie talmüdenhaft fie sich auch gebärdet, ertöten tann. Es ist also überflüssig, dem Polizeipräsidenten zu sagen:„ Auch du, auch du wirst schlafen gehn", gleich deinen Vorgängern, die sich am Granit: Voltsgeist geheißen, umsonst ihr Gebiß ruiniert haben!
Immer noch lebt die Freie Volksbühne. Und mit 18 000 Mit gliedern rückt helläugig und wohlgerüstet ins neue Spieljahr hinein!
Wenn eine wie immer geartete Benfur noch menschliche Züge berriete, fie müßte rot werden vor Scham, durchblätterte sie das Werbe- und Propaganda heft eben dieses Vereins. Nimmer könnte sie über Alfred Kerrs flammend- markante Gr. klärung hinwegsehen:
" Den Emportrachtenden, den Geisthungrigen, den Namenlosen, der Tausenden einen Weg zu weisen in diesem wunderfamen Chaos; eine Sichtung zu beginnen; in den Reizen des Spiels Entwickelungslichter aufzusteden; nicht enge Vernunftfaffern zu züchten; aber auch nicht Leute, die Aestheten find, sondern die Kämpfer bleiben: darin ruht für mein Emp finden die Sendung, der Wert und die große Bewandtnis der Freien Volksbühne .
-
-
Stuttgart , die bereits vor 27 Jahren an dem Verbandstage in Offenbach teilnahmen, gratuliert diesen Veteranen der Holzarbeiter. bewegung und spricht die Hoffnung aus, daß es ihnen auch
Wenigstens etwas. Hofmarschall: Also, wie gefagt mein lieber Herr Studienrat, die Hauptsache ist, daß dieser junge Dottor Müller, den Sie uns als Lehrer des fleinen Prinzen Euseb Stafimir empfohlen haben, das Englische vollkommen beherrscht. Es ist die Umgangs- und Unterrichtssprache. Die Nationalhymne allerdings muß Seiner Hoheit in deutscher Sprache beigebracht werden.
"
-
Zeure 8eiten. Waas? Fufzig Pfenning für den Kloana Nadi? Mir ham doch a ganz guats Frühjahr g'habt heuer??" Pair hats a Sonnafinsternis geb'n da san dö Pflanzl'n viel g'lang im Schatt'n g'stand'n." Vorbereitung." Dramatischen Unterricht soll Ihr Sohn nehmen? Will er Schauspieler werden?" Nein, Rechtsanwalt!"
"
Sereniffismus in der Kunstausstellung: Baba, dies Jahr finn ja bloß Landschaften ausgesteld!?"„ Ja. Die nadigen Bilder hat der gude Herr Ministerialdirekdor alle wegen Eich beunanständigt." ( Jugend).
Notizen.
- Hundsmonatsphantasien. Aus Raffel ertönt der Werbeschrei nach einer„ Deutschen Nationalbühne", womit der durch unsere Theater befledten, gerlöcherten, verkleinerten, herab gezogenen, tausendfältig reftvingierten, beschränkten, berklebten, ger flaubten, verschacherten" Kunst auf die Beine geholfen werden foll. Und Herr Marimilian Moris, Direktor der selig entschlafenen Kurfürstenoper, plant eine Aufführung des Tannhäuser " auf einer Naturbühne in Schlachtenfee..
-
-
Aber nicht bloß für die regierenden Herren sind diese Worte gegeben. Sie sollen erst recht die Parole für unsere Arbeiter sein, um diese scharenweise in den Verein hineinzutreiben. Kein Pro Die August Scherl - Gelehrten laffen im„ roten test, als wie solch Zuströmen allein, kann mächtiger wirken! Und Tag" Nr. 149 sowohl tertlich als bildunterschriftlich Jean Jacques Irgendein Polizeigewaltiger, bestenfalls ein armes Menschlein, so appelliert der kostbare Inhalt des Propagandaheftes an das Rouffeau 1812, also genau 100 Jahre später geboren sein. und immer nur ein subalterner Denker, vindiziert sich das Recht, Solidaritätsbewußtsein aller, die da schwielige Hände und ihre An Rousseau erinnert die gleichnamige Insel im Berliner allem Kulturfortschritt ins Gesicht zu lachen. Mit der Flinte", Herzen voll Sehnsucht nach Kunstgenießen und Erkenntnis tragen. Tiergarten. Sie wurde 1792 bollendet und am 28. Juni, als dem richtiger mit dem Schuhmannssäbel, auf den Knien" diktiert er In Bezirkssizungen, in Parteibersammlungen, auf der Arbeits- 80. Geburtstage des Philosophen auf seinen Namen getauft. Verbote über Verbote, um als schwärmerischer Naturkneipant nach stätte oder wo immer gelte es fortan Mitglieder zu werben. Großes Eugen d'Alberts neue Oper Liebestetten" ben Allüren erlauchter Nimrode seinem allerhöchsten Wesen nahe muß sich für eine edle Sache erreichen lassen und Großes wird soll Mitte Oftober im Dresdener Hoftheater zur Uraufführung zu fein. Wolle ihn niemand des sauer verdienten Bor- erreicht werden, wenn jeder das Seine tut. Mit dem offenen Be- tommen. beers berauben! Aber wenn so ein Polizeihirn fich erdreistet, dem tennermute feiner sozialdemokratischen Parteizugehörigkeit verrollenden Rade kunstkultureller Bestrebungen in die Speichen zu knüpfe jeder von nun an das Stolzgefühl: auch ein Mitglied der niesen, dann ist der schärfste Protest eine bitter notwendige Ange- Freien Volksbühne zu heißen. e. k. Jegenheit für die Volksmehrheit. Humor und Satire. In diesem Falle handelt es sich um die Berliner Freie Voltsbühne und den Volks chor: zwei hochbedeutsame, dem Anfeuerung beim Erabrennen in Daglfing: Herzen der Arbeiterschaft entsproffene Institutionen, die fortgefeßt Bräuberl, den Schimmi wirst do net füri laff'n, der wo aus bon gesetzwidrigen Zensurmaßnahmen in ihrer Entfaltung ge- Preiß'n stammt." hemmt werden. 1894 begann diese Schikane. Franz Helds Ne- Auf der Landstraße:„ Ede, id warne Dir vor Holmbolutionstragödie„ Gin Fest auf der Bastille" sollte unseres brechtshausen. Da laffen se einem als Drtsgeschent vom Bader ' n Erinnerns das erste Stüd sein, dessen Weiteraufführung polizeilich hohlen Bahn reißen!" berboten wurde. Emil Rosenows Arbeiterdrama" Die im Im Beitalter des Snobs: Ja, wir wollen ein NegerSchatten leben", das Herr v. Jagoto bereits vor seiner in theater in Berlin gründen. Es fehlt uns nur noch ein Weißer, der Aussicht genommenen Aufführung vom Repertoire der Freien I den Orthello spielt!"
"
"
Welches der echte Schädel Schillers fei, ist zurzeit die hißige Streitfrage unter den Gelehrten. Es wäre wirtlich gescheiter, wenn die Herren Stubenhocker lieber Schillers Schriften Lesen möchten, als sich in tiefsinnigen Deduktionen über seinen Schädelknochen zu ergehen.
Maurice Maeterlind hat für seinen Blauen Vogel" den dreijährigen Staatspreis für Dramatit, und zwar zum dritten Male erhalten. Ist dieser Preis bloß für Kapitalisten da? Hat Frankreich keine Dramatiker? Konfistation. Der Semi Gothaer", zu Deutsch : Jüdischer Adelskalender" wurde auf Veranlassung der Staatsanwaltfchaft in Weimar beschlagnahmt. 4900 Gremplare waren bereits an baronisierte Semiten verkauft, nur 100 fielen der Konfistation anheim.