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m sta Sewerkfckaftlickes. ötcigervcvband und cbriftUche Bergarbeiter. Bekannt ist die wüste Hetze gegen den Steigerverband. Mit Schikanen und Maßregelungen aller Art hofften die rheinisch-westfälischen Scharfmacher die junge Organisation wieder zu beseitige». Und als das nicht gelang, setzte man sich mit der politischen Polizei in Verbindung. Ein Polizeispitzel scheute nicht vor Verbrechen zurück und setzte sich durch einen schweren Einbruchsdiebstahl in den Besitz der Mitgliederliste des Steigerverbandes. Weitere Maßregelungen an Steigern waren die Folgen. Daß die so hart geprüfte Organisation Schaden erleiden mußte, ist sonnenklar. Der brutalen Ge- walt mit Verbrechen gepaart hat der Steigerverband nicht Stand halten können: er hat viele Mitglieder verloren. Zu jenen, die mit großer Schadenfreude diesen Nieder- gang beobachten, gehört auch der Gewerkverein christ- licher Bergarbeiter. Er hatte bei Gründung des Steigerverbandes geglaubt, dieser würde sich deni GeWerk- verein an die Fersen heften und ins ultramontane Lager hinüberschwenken. Das ist nicht geschehen. Der Steigerver- band blieb neutral, sorgte aufs beste für die Standesinter- essen der Steiger. Das hat den christlichen Gewerkverein wütend gemacht. Und da er sachlich gegen den Verband nichts vorzubringen hatte, griff er zu den Waffen der persönlichen Verdächtigung wie gewöhnlich! Vornehmlich mußte der Vorsitzende des Steigerverbandes Werner herhalten, den man fortgesetzt angriff und in Mißkredit zu bringen suchte. Hätte Werner körperliche Gebrechen an sich, auch diese hätte man ihm vorgeworfen. So weit geht der christliche Haß gegen den Mann. Ihm wirft man auch vor, daß er den Steigerverband nichtrichtig" leite, seine Taktik eine falsche sei usw. Der Steigerverband muß sich zuni Zentrum bekennen, dann ist alles gut. Nun, uin den fortgesetzten Anpöbelungen der schwarzen Hinzegardisten zu begegnen, hat Werner in der letzten Nummer derSteigerzeitung" dem Gewerkverein einige klatschende Maulschellen appliziert. Er schreibt: Ueber die Taktik, die von mir eingeschlagen ist, läßt sich streiten. Aber sie hat'den«inen Vorzug, daß sie konsequent ist und nicht Veranlassung gibt, bald rechts, bald links, bald, bald Hott zu sprechen und zu schreiben, wie es bei der Taktik not- wendig ist, die die Herren vom christlichen Gcwerkverein für die allein richtige halten. Gerade deren Taktik im Verdrehen, im An-die-Brust-Klopfen und Sagen:Herr Gott, ich danke dir, daß ich nicht so bin wie andere Leute," und dabei die Heuchelei von Moral und guter Sitte, das Heranziehen des Persönlichen statt sachlicher AuS- cinandersetzungen, das sind die Ursachen, warum ich diese Ge- Werkschaftsrichtung, die das Wort christlich als falsches Firmen- schild heraushängt, willens nicht unterstützen kann. Ganz ab- gesehen von sachlichen Differenzpunkten, die sich im Laufe der Zeit in verschiedenen Fragen' ergeben haben. Und dann das Wortnational". Die Herren vom Gewerk- verein sagen ja:Einem Steigerverband im Geiste Werners brauchen sie als christlichnationale Arbeiterbewegung keine Träne nachzuweinen." Wir waren früher in unserem Verband nach der Meinung des Gewerkvereinsnational". Da warfen die Grubenbesitzer 1907' und 1908 unsere Mitglieder, die Vertrauens- männer in den nattonalliberalen Vereinen, Vorstandsmitglieder von Kriegervereinen, Mitglieder der Presbhterien usw. waren, ohne weiteres auf die Straße. Und welche politische Partei har energisch protestiert und wie hat sich die nationale Presse dazu verhalten? Und das haben dienationalen" Grubenbesitzer getan, von denen wir Grubenbeamten dasnationale" Empfinden durch eine Behandlung, deren sich oft ein Hund schämen müßte, eingeprägt erhalten.-Die Grubenbesitzer, die zum großen Teile international sindl Seitdem sind wir zu der Ueberzeugung ge- langt, daß das Wortnational" mit dem wirtschaftlichen Kampfe nichts zu tun hat. Unsere Taktik wird nur noch nach den Gesichtspunkten ein- gestellt, die eine Verbesserung der Lage der Steiger bezwecken. Und das ist nicht durch bitten und betteln zu erreichen, sondern durch rücksichtslose Aufklärung." Wie wir sehen, kennt Werner die Christen ebenso genau, wie!�e Scharsmacher. Was er schreibt, trifft das richtige. Verlin imck Umgegend. Achtung, Töpfer! Wegen mehrmaligen Lohnausfalles sperren wir hiermit das Ofenbaugeschäft Hermann Koschan. Wo der Sitz des Geschäfts ist, konnte nicht genau festgestellt werden. Der Inhaber ist in Neukölln, Berliner Str. 70, beim Restaurateur H. Schönfisch als Schlafbursche gemeldet, und soll wohnen bei seiner Frau in Adlershof ..yelbigstr. 10. In Frage kommen die Bauten Berliner Str. 0304, Niederschöneweide . Bauherr Alfred Müller. Niederschöneweide , Berliner Str. 107, und der Bau Emser Str. 14, Neukölln, Bauherr Hermann P e p e r, Lichten- berg, Gürtelstr. 8. Zentralverband der Töpfer. Oeutkcben Reich. Zur Regelung der Aussperrung der Metallarbeiter in Hannover traten am Donnerstag, den 27. Juni, die Verhandlungskom- Missionen erneut zusammen und stellten fest, daß bei der Sach- läge die Verhandlung, vertagt werden mußte, weil keine Partei neue Vorschläge machen konnte. Am Montag, den 1. Juli, haben die weiteren Verhandlungen begonnen. Es steht zu erwarten, daß, wenn die Unternehmer annehmbare Vorschläge zur Festsetzung der Arbeitszeit machen und dabei Entgegenkommen zeigen, baldige Einigung erzielt wird. Schutz vor den Arbeitswilligen. In einer Reihe von bürgerlichen Zeitungen wird die Notiz verbreitet, daß bei dem Streit der Mühlenarbeiter in Bissingen a. Enz zwischen den aus Hamburg hergeholten Arbeitswilligen und den streikenden Arbeitern ein Renkontre stattgefunden habe, bei welchem ein Teil der Beteiligten erhebliche Verletzungen er- litten habe. Diese Notiz ist unrichtig! Tatsache ist, daß die im Betrieb internierte Hintzegarde sich gegenseitig derartig ver- möbelte, daß Polizei und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Tatsache ist ferner, daß die Arbeitswilligen wieder- holt die friedlich ihrer Pflicht obliegenden Streikposten zu provo- zieren versuchten und mit blauen Bohnen drohten. Gegen den Zwangsarbeitsnachweis. Im Kreise Hagen -Schwelm haben die Metallarbeiter über den Unternehmernachweis die Sperre verhängt, um den Auswüchsen dieser Unternehmereinrichtung entgegenzutreten. Während der Aussperrung im Jahre 1910 führten die Scharfmacher obigen Kreises den Unternehmernachweis ein, um die Arbeiterschaft zu Paaren zu treiben. Damals setzte die Arbeiterschaft im erbitter- ten mehrwöchigen Kampfe durch, daß über den Arbeitsnachweis eine Beschwerdekommission eingesetzt wurde, an deren Spitze ein un- parteiischer Vorsitzender stand. Im Laufe der Zeit stellte sich aber heraus, daß die Äeschwerdekommission nur auf dem Papier stand, daß in Wirklichkeit die Unternehmer den Nachweis als Kampf- mittel benutzten und in der rücksichtslosesten Weise vorgingen. Während der Aussperrung im Jahre 1910 schrieben die Arbeit- geber in einem Flugblatt folgendes: 1. Es steht nirgends in den Satzungen und ist auch nicht be- absichtigt, daß ein Arbeiter eine ihm vom Arbeitsnachweis nach- gewiesene Stelle annehmen muh. Vielmehr bleibt dies nach wie vor sein durchaus freier Wille. Im Gegenteil steht ausdrück- lich im§ 0 der Satzungen, daß ihm der Arbeitsnachweis behilflich Äerantw. Redakteur: Albert Wachs. Berlin . Jnjeratenlei l verantw.i I sein will, ihm eine nach seinen Wünschen und Fähigkeiten zu- sagende Stelle zu vermitteln. 2. Der Nachweis weist die Stelle überhaupt nicht an, sondern er weist sie nach, d. h. er weist dem anfragenden Arbeiter nach, wo er Ardeit finden kann. Er braucht diese durchaus nicht anzu- nehmen. 3. Paßt dem Arbeiter die ihm angewiesene Stelle, nachdem er sie gesehen hat, nicht, so bekommt er vom Arbeitsnachweis eine andere nachgewiesen. 4. Auf Wunsch oder wenn beim Arbeitsnachweis gerade keine Stellen als frei gemeldet sind, erhält der Arbeiter einen offenen Arbeitsnachweisschein, mit dem er selbst eine Stelle ebenfalls vollständig frei aufsuchen kann. Nach Ahlauf des Scheines kann er, falls erforderlich, anstandslos einen neuen erhalten, auch kann die Gültigkeitsdauer nach Z 7 Absatz 3 in besonderen Fällen bis zu einer Woche verlängert werden. Bei den Friedensverhandlungen im Jahre 1910, die im Rat- Haus zu Hagen unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten von Bake stattfanden, erklärten die Vertreter des Arbeitgeberver- eins ausdrücklich, daß sie den Arbeitsnachweis genau nach vor- stehenden Erklärungen und Erläuterungen handhaben wollten. Aber schon einige Wochen nach Beendigung der Aussperrung trat es klar zutage, daß der Arbeitgeberverein sein gegebenes Versprechen bewußt brach. Beim Streik der Arbeiter der Firma Pettinghaus in Alten- Voerde wurden Arheiter, die nie in dem Betrieb gearbeitet hatten, gezwungen, nach Altenvoerde in Arbeit zu gehen. Das beschränkte sich aber nicht auf die Nachweisstelle in Altenvoerde, sondern sämt- jiche Nachweisstellen des Kreises Hagen -Schwelm , wie Hagen , Ge- velsberg, Schwelm , Haspe , vermittelten nur Arbeiter nach der be- streikten Firma. Wehe dem Arbeiter, der es ablehnte, Streik- brecher zu werden, ohne Gnade wurde der Mann gesperrt und hekam überhaupt keine Arbeit mehr. Aber nicht genug damit. Man verstand es auch, einzelne mißliebige Arbeiter solange durch den Nachweis zu sperren und dem Hunger zu überliefern, bis sie des Kampfes müde wurden und Hagen -Schwelm verließen. So konnte häufig festgestellt werden, daß Arbeiter, die sich erlaubten, mal mit ihrem Unternehmer ans Gewerbegericht zu gehen, um dort ihr Recht zu suchen, einfach von der Arbeitsvermittelung ausgeschlossen wur- den. Erlaubt sich ein Arbeiter mal, über die ungerechte Behand- lung aufzubegehren, stugs wird er gesperrt. Von feiten des Metallarbeiterverbandes wurde versucht, dem Vorgehen des Nachweises durch ein Gerichtsurteil einen Riegel vorzuschieben, da doch die Handhabung des Nachweises offenbar gegen die guten Sitten verstößt. Zwei Arbeiter, die unter einer derartigen willkürlichen Sperre zu leiden hatten seiner war über ein Vierteljahr gesperrt), verklagten den Leiter des Nachweises auf Schadenersatz. Das Gericht erklärte aber das Vorgehen des Nachweises als nicht gegen die guten Sitten verstoßend, die Unter- nehmer hätten das Recht, so zu handeln. Aber einen Erfolg hatten die Klagen denn doch. An Gerichtsstelle gaben die Unter- nehmer unumwunden zu, daß sie bei der Aussperrung die Oefsent- lichkeit düpierten und während der Friedensverhandlungen, den Ar- heitervertretern gegenüber mit der Wahrheit zurückhielten. Der Prozeßbevollmächtigte der Arbeitgeber sagte folgendes: Der Arbeits- Nachweis suche, wenn bei einem seiner Mitglieder ein Streik aus- breche, dieses dadurch zu unterstützen, daß er zunächst nur ihm die sich meldenden Arbeitswilligen solange zuweise, bis sein Bedarf an Arbeitern gedeckt sei. Der Arbeitsnachsweis habe nur nach seinem Prinzip gehandelt, wenn er die Ausstellung des Ar- beitsnachweisscheins auf eine nicht bestreikte Firma ver- weigere. Diese Ausführungen besagen genau das Gegenteil von dem, was die Unternehmer im Jahre 1910 versprochen haben. Durch alle diese Vorkommnisse haben sich im Kreise Hagen -Schwelm uner- trägliche Zustände herausgebildet und beschlossen die in Frage kommenden Organisationen den Kampf gegen den Arbeitsnach- weis aufzunehmen. In einer Eingabe, in denen vorstehend ge- schilderte Zustände angeführt wurden, versuchten die Arbeiterorgani- fationen mit dem Arbeitgeberverein über den Nachweis in Verhand- lungen zu treten, um auf friedlichem Wege die Mißstände zu be- fettigen. Allerdings ohne Erfolg. Wenn es nun durch das Vorgehen der Unternehmer im Kreise Hagen -Schwelm wieder zu erbitterten Kämpfen kommt, müssen die Arbeiterorganisationen die Verantwortung dafür ablehnen. Auf alle Fälle lassen sich die Arheiter nicht die Freizügigkeit rauben. Die Arbeiterschaft Deutschlands kann aber die Hagen -Schwelmer Arbeiter dadurch unterstützen, indem sie dafür sorgt, daß der Zuzug von Gießereiarbeitern nach Hagen -Schwelm streng ferngehalten wird, damit die Unternehmer keinen Ersatz von auswärts be- kommen._ Der Streik der Maschinisten, Heizer und Erdarbeiter bei Held u. Franke A.-G. in Minden a. W. dauert fort. Am 29. Juni fanden erneut Verhandlungen statt, die leider ergebnislos verliefen. Die Firma erklärte, einer be- stimmten Regelung der Arbeitszeit nicht zustimmen zu können, ebenso wenig könne sie eine Löhnerhöhung auf sich nehmen, da die betreffenden Arbeiten so billig übernommen seien, daß ein Ge- winn kaum herausspringe. Die Firma sei bereit, mit den Ar- beitcrorganisationen einen Tarifvertrag abzuschließen; wenn diese den Streik auf der ganzen Kanalbaustrecke proklamieren würden, dann ließe sich vielleicht die Regierung zu einer Nachbewilligung bereit finden. Selbstverständlich sind die Arbeiter der Meinung, daß sie nicht für die Berechnungsfehler der Firma zu büßen haben. Ebenso wenig wird man Held u. Franke zu Gefallen bei anderen Firmen streiken, wenn die sonstigen Anlässe dafür nicht gegeben sind. Bezeichnend ist die Aeußerung des Direktors Brüning: Wir werden lieber das Geld, was uns die Lohnerhöhung event. kostete, für die Herbeischaffung ausländischer Arbeitskräfte in Anspruch nehmen, als den deutschen Arbeitern etwas bewilligen. Tatsächlich haben denn auch Agenten der Firma in Holland Arbeiter ange- warben, denen pro Stunde 43 bis 43 Pf. versprochen wurden und freie Station, während die Streikenden 43 Pf. fordern. Die Ver- treter der Arbeiter erklärten sich zu dem weitgehendsten Entgegen- kommen sowohl hinsichtlich der Arbeitszeit wie des Lohnes bereit. Gerüchtweise verlautet, daß der Verband der Tiefbaugeschäfte der Firma Held u. Franke mit einer allgemeinen Aussperrung bei- springen wolle._ Kellnerstreik. Die Kellner des Cafe Bauer in Karlsruhe stehen im Streik. Zuzug nach Karlsruhe ist deshalb streng fernzuhalten. iTuslsmd. Generalstreik in den französischen Häfen. Echo de Paris" berichtet, daß die eingeschriebenen Seeleute, nachdem sie im Ministerium des Innern empfangen worden waren und Mitteilung der Note erhalten hatten, die von den Delegierten der Schiffahrtsgesellschaften eingereicht war und worin die Be- dingungen festgelegt wurden, unter� denen das Schiedsverfahren akzeptiert werde, sich nach der Arbeitsbörse begaben, von wo der Generalsekretär Rivelli ein Telegramm an sänitliche Häfen sandte, in dem die Seeleute aufgefordert werden, von heute ab den Kampf auf das Aeußerste aufzunehmen, da die Unterhandlungen mit den Reedern abgebrochen seien. Das Berbandskomitee der Docker hielt daraufhin eine Versammlung ab, von deren Resultat der Presse keine Mitteilung gemacht wurde. Wie dasEcho de Paris" er- fahren haben will, wird der Verband nach Prüfung der Lage den Generalausstand verfügen._ Hub Induftne und Handel. Berliner Gaskoksmarkt. In Berlin ist vor einiger Zeit eine Gaskoks-Vertriebsgesell- schaft gegründet worden, die unter Leitung derWirtschaftlichen Vereinigung deutscher Gaswerke" steht. Ueber ihre Tätigkeit machen i sie selbst folgende Mitteilungen:Die Gesellschaft ist keine Er- ! wcrbsgesellschaft und nicht die Vertretung der Großhändler, sondern 1 aüi Zusammenschluß der deutschen Gaswerke selbst zur Wahrneh- LH�Glocke.Berl'N. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u. Verlagsanstalt mung deren wirtschaftlicher Interessen. Von den derselben angee hörenden(308) Werken sind mindestens zwei Drittel solche, die ,m Besitz von Kommunalverwaltungen sind. Der Gegenstand des Un- ternehmens ist nach den Statuten die bestmögliche Verwertung von Gaskoks und sonstigen Nebenerzeugnissen der beteiligten Werke. Um diese bestmögliche Verwertung erreichen zu können, ist die Vereinigung auf die Großhändlerschaft angewiesen, und um die gegenseitige Konkurrenz dieser Großhändlerschaft untereinander auszuschalten, ist unter Mitwirkung der Wirtschaftlichen Verein!- gung die Gaskoks-Vertriebsgesell schaft m. b. H. in Berlin gegründet worden. Der zweite Hauptzweck der Wirtschaft- lichen Vereinigung besteht darin, die Abnehmer auf Grund ihrer Lieferungsbedingungen dazu anzuhalten, den gekauften Gaskoks entsprechend der Erzeugung der Gaswerke abzunehmen und nicht lediglich, wie es bisher der Fall war, in den Wintermonaten, wenn der Bedarf groß ist, Ansprüche an die Gaswerke zu stellen und in den Sommermonaten diese als ihre unentgeltlichen Lagerplätze zu betrachten. Ein weiterer Zweck ist die wirtschaftliche Verteilung des Gaskoks der angehörenden Werke, entsprechend der Frachten- läge zu den Verbrauchsstellen mit dem Endziel, die dadurch er- sparten Frachten gleichmäßig den Gaswerken und Käufern zu- kommen zu lassen. Die Preise, die den der Vereinigung angehören« den Gaswerken von der Vereinigung gezahlt werden, werden jähr- lich nur durch die Organe der Vereinigung, dem Beirat und Auf- sichtsrat, bestimmt. Wenn die Wirtschaftliche Vereinigung auch selbst keine Er- werbsgesellschaft ist. so dient sie doch dem Erwerb der beteiligten Gaswerke. Sie benutzt ihre Macht, um die Händler zusammenzu« schließen und ihnen Preise und Lieferungsbedingungen zu diktie- ren. Die kommunalen Gaswerke machten bisher wenigstens auf beschränktem Gebiet den Privatsyndikaten Konkurrenz. Mit der Organisierung ihres Absatzes werden die städtischen Gaswerke jetzt wahrscheinlich auch ihre Preise erhöhen. Berjins städtische Gas- werke gehören derVereinigung" nicht an. Sollten sie beitreten, so würden auch die Preise in Berlin anziehen. Hub der frauenbewegung. Die sparsame» Zechenherren. Die Bergarbeiterlöhne sind gestiegen! So künde» lärmend journalistische Reklams�ommeln. Man weiß, wer sie rührt und man kennt den Zweck der lRbung. Die Großmut der Unternehmer stellt sich zur Schau, damit man das Glück der Bergarbeiter erkenne, vor allem aber auch die Bosheit und Gemeingefährlichkeit der Streik­vereine, wie die Scharfmacherfedern schreiben, verabscheuen lerne. Das fördert die koalitionsfeindlichen Treibereien. Daß mit der glänzenden Lage der Industrie und den wahnsinnig steigenden Lebensmittelpreisen auch die Löhne anziehen, sollte man eigentlich als eine Selbstverständlichkeit betrachten. Anders bei den Gruben- kapitalisten I Sie glauben Dankbarkeit erheischende Wohltaten zu spenden. Ueberdies hat es mit den Lohnsteigerungen einen bösen Haken, Gewiß, im 1. Quartal 1912 waren die Schichtenverdienste im Durchschnitt um einen Pfennig höher als im Jahresmittel 1911, Die jetzigen Löhne bleiben trotzdem aber doch noch hinter denen der gleichen Periode des Jahres 1907 zurück. Gegenüber damals sind zudem heute die Lebensmittelpreise erheblich höher und die Erlöse der Unternehmer größer. Doch noch etwas anderes, den Sparsinn der Zechenherren prächtig illustrierendes, ist zu erwähnen: ein Rückgang der Frauenlöhne im Bergbau I Die Entlohnung der weiblichen Arbeitskraft war im ersten Vierteljahr 1912 niedriger als wie im Jahresdurchschnitt 1911. Nur in einigen kleinen Bezirken, im Erz- bergbaubetriebe und im bayerischen Kohlenbergbau, sind die Löhne der Frauen etwas gestiegen. Die unterschiedliche Bewegung ver- anschaulicht die folgende Zusammenstellung: Es stiegen(st-) und sanken() die Löhne um Pfennige: für Männer für Frauen. Oberschlesien ... 4- ,5 1 Niederschlesien ...--0 1 Halle(Braunkohlen).+0. 8 ES fehlt nur noch, die absoluteHöhe" der Frauenlöhne heraus- zustellen, um die Großmut des Kohlenkapitals in voller bengalischer Beleuchtung zu zeigen. Es betrugen die Tageslöhne in Mark: im Gesamt- für durchschnitt Frauen Oberschlesien ..... 3,53 1,24 Niederschlesien .... 3,50 1,59. Frauenarbeit auf Gruben kennt man hauptsächlich �nur im katholischen Oberschlesien , wo fromme Magnaten als Industrie- gewaltige regieren. Man merkt, ihre besondere Liebhaberer für Frauenarbeit wurzelt in einem starken Sparsinn. Ueber den Ruck- gang der Frauenlöhne wissen die Werksjournalisten selbstverstandllch nichts zu melden.__ Hetzte ffoebriebten. Die Frankfurter Oberbürgermeisterwahl. Frankfurt a. M., 2. Juli. (W. T. B.) In der heutigen geheimen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wurde e i n st i m m i g beschlossen, den Oberbürgermeister Voigt- Barmen an erster Stelle, den Stadtverordnetenvorsteher Justiz- rat F r i e d l e b e n an zweiter und den stellvertretenden Stadt- verordnetenvorsteher Kommerzienrat Ladenburg an dritter Stelle dem Könige für den Posten des Oberbürgermeisters vorzuschlagen. In derselben Sitzung wurde beschlossen, dem scheiden-, den Oberbürgermeister Dr. A d i ck e s das Ehrenbürger« recht zu verleihen. Zum französischen Scemannsstreik. Dünkirchen , 2. Juli. (W. T. B.) Die Hafenarbeiter haben beschlossen, die Arbeit auf französischen Schiffen nieder- zulegen, um dadurch gegen die heute nachmittag mit behörd - licher Hilfe erfolgte Abfahrt eines Dampfers zu protestieren. Der Sekretär des Gencralkomitees der eingeschriebenen See- leute hat an den Minister des Inneren einen Brief gerichtet, in dem er die Bedingungen erörtert, welche den Seeleuten durch die Messa- gerie maritimes im Falle der Annahme eines Schiedsgerichtes auf. erlegt worden sind. Rivelli kommt zu der Ansicht, daß die kurze Frist für die Wiederaufnahme, der Arbeit nur darauf abzielt, der Messageries maritimes zu gestatten, ihre Annahme zurückzuziehen und mit den anderen Gesellschaften sich solidarisch zu erklären. In de- Kammer erklärte der Handelsminister David bei Besprechung des Streiks der eingeschriebenen See- leute. er werde sein möglichstes tun, um den Streik sobald wie möglich zum Ende zu bringen und bitte die Kammer, ihm Vertrauen zu schenken. Tarauf wurde die einfache von der Regierung ge- billigte Tagesordnung mit 394 gegen 113 Stimmen angenom. men und die Sitzung aufgehoben. Brand einer Teerfabrik. Wien , 2. Juli. (P. C.) Ein furchtbarer Brand be- droht die den R ü t t g e r s- W er k e n in Berlin gehörende große Teerfabrik in Angern mit völliger Vernichhing. Die Fabrik steht seit heute morgen in hellen Flammen und die Feuer- wehren der benachbarten Dörfer sind bisher machtlos gewesen. Am Nachmittag ist aus Wien ein Löschzug der Wiener Feuerwehr zur Unterstützung nach Angern abgegangen. Man hofft, daß es den vereinigten Bemühungen der Wehren gelingen wird, wenigstens einen Teil der Fabrik zu retten.______ Paul Singer ä: Co., Berlin SW. Hierzu 2 Beilagen n. Unterhaltungsbl.